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Iriedrich Heorg Meck's — Deutsche MMm'te Eewerbe^eitung Herausgegeben von vr. A. Fachmann. Abonnements-Preis: Halbjährlich 3 Thlr. Verlag von K. Verggold in Berlin, Links-Straße Nr. 10. Vicrunddreißiglter Jahrgang. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postämter. Jnseraten-Preis: pro Zeile 2 Sgr. Wöchentlich ein Gagen. Inhalt: Gewerbliche Berichte: Die Geseliichast zur Uebernmchnna und Versicherung von Damvskeffeln mit dem Six in Mannheim. — Neber Martin's Verfahren der Gußstahl fabrikation. (Schluß.) — Neber Kabselräder. — Die neuesten Fortschritte und technische Umschau in den Gewerben und Künsten: Patente vom Monat Avril. — Das Glycerin als Füllmasse für Siebe in Druckfabriken. — Zusammensetzung verschiedener Betonarten. — Darstellung von Kautschukiohlen für Stiefel und Schuhe. — Ver fahre». von einer gravirten Kuvfervlatte die Zeichnung auf einen lithographischeu Stein überzudrucken. — Ei» neuer rother Farbstoff zum Färben von Stoffen. — Znr Fabrikation von Kautschukrohren. — Verbessertes Lothrohr zum Gebrauch mit Gas. — Verbesserte Methode zu gerben. — Eine neue Methode der Ziukgewinnung. — W. Hertlein's combinirte Reib- und Schneidemaschine für hauswirthschaftliche Zwecke. — Feuilleton: Schießbaumwolle an Stelle des Dynamit und Nitroglycerin. — Neber die technische Verwendung des Baurit'S. — Wirksames Mittel, Metalle gegen die Einwirkungen des Wassers zu schützen. — Neue Methode der Dichtung von Straßenbahnen. — Einfach- Prüfung des Alko hols auf seinen Gehalt an Master. — Verfälschung der echten russischen Hausenblase mit Leim. — Arbeitsmarkt für Gewerbe und Technik. Hewerbl'iche Berichte. Die Gesellschaft zur Ueberwnchung und Versicherung von Dampfkesseln mit dem Sitz in Mannheim. Aus einer längeren Abhandlung über diesen wichtigen Ge genstand, die wir in der Zeitschrift des Vereins deutscher In genieure (Heft 4, Jahrg. 1869) finden, theilen wir unseren Le sern im Auszug den Bericht mit, den Herr Ingenieur C. Jsam- bert, als Resultat seiner ersten Dampfkessel-Jnspectionsreise in Baden, an den Vorstand der Gesellschaft eingesendet hat. Im Eingang der Abhandlung wird zunächst hervorgehoben, daß die Gründung der Gesellschaft durch den Unglücksfall der Kesselexplosion in der Brauerei „Zum großen Mayerhofe" auf Anregung der Mannheimer Handelskammer Ende des Jahres 1865 beschloßen und im Jahr 1866 definitiv constituirt wurde und zwar im Allgemeinen nach dem Vorbild der englischen ,,^88o- oiation tor tks Urevention ok 8toam Boiler Bxxlomous" in Manchester; daß sie die erste und noch jetzt die einzige in Deutsch land ist und als ein großer Fortschritt zu betrachten ist, gegen über den fast in allen continentalen Staaten bestehenden gesetz lichen Bestimmungen über Dampfkesselanlagen und deren Betrieb, daß die Gesellschaft bereits 308 Dampfkessel repräsentirt und daß cs ihr gewiß gelingen werde, das Ziel zu erreichen, welches sie unverändert im Auge habe, nämlich möglichsten Schutz gegen die verheerenden Kcsselexplosioncn und Anleitung zur rationellen Er zeugung und Benutzung der Dampfkraft, wobei namentlich auch die Anstellung von Jndikatorversuchen in Aussicht genommen ist. Der Bericht des Herrn Ingenieur Jsambert lautet nun wie folgt: .... Nachdem die Gesellschaft aus Veranlassung einer im Laufe des verflossenen Jahres vom Großherzogl. Handelsministe rium erlaßenen Verfügung eine Ausdehnung über ganz Baden erfahren hatte und die Mannheimer Dampfkcsselanlagen, sowie die der Umgegend von dem früheren Untersuchnngscommissar, dem Hrn. Maschinenmeister Haack von hier, aushülfsweise revidirt wor den waren, so veranlaßte mich der Vorstand, meine Revisionen zu nächst im badischen Oberlande und Schwarzwalde zu beginnen, um so mehr, als nach manchen Andeutungen eine baldige sach gemäße Jnspcction jener Anlagen am nothwendigsten erschien. So habe ich denn von Anfang November bis Ende Decem- ber v. I. 94 Dampfkessel äußerlich und einen Theil derselben auch innerlich revidirt. Es würde zu weit führen, wollte ich Ihnen Kenntniß der einzelne» Protokolle geben, welche ich gelegentlich einer jeden Revision in ckuplo ausgenommen habe. Ein Exem plar derselben übergab ich jedesmal dem betreffenden Keffelbesitzer zu seiner Benutzung, während das andere zu den diesseitigen Ac ten gebracht wurde. Ich begnüge mich daher, Ihnen eine numerische Zusammen stellung derjenigen Mängel und Fehler zu geben, welche ich bei diesen 94 Dampfkesseln vorgefuuden habe. Zur besseren Uebcrsicht habe ich Erstere in vier Kategorien eingetheilt, und zwar: u) Constructionsfehler. d) Fehler beim Betriebe oder Vernachlässigungen. Mängel an den Garnituren. ck) Defecte Stellen an dem Kessel oder dem Mauerwerke. Es fauden sich: u) Constructionsfehler. 1) Siederohr kann vom Hauptkessel durch einen Hahn abgesperrt werden, und Ersteres hat kein Sicherheitsventil, während Druck in demselben entstehen kann l Fall. 2) Feuerungsgase bestreichen den Dampfraum des Kessels 5 Fälle. 3) Höchst mangelhafte Feuerungsconstrnction . . 2 „ 4) Zu tiefer Wasserstand im Kessel 3 „ 5) Bouilleurs zu enge zum Reinigen .... 3 „ 6) Zn enges Mannloch 7 „ 7) Unvortheilhafte Stelle für das Wasserstandsglas 3 „ 8) Kessel liegt ganz im Feuer 1 Fall. Hierzu sei indessen bemerkt, daß ich die uä 2) aufgeführte Construction nicht principiell als fehlerhaft bezeichne, sondern der Ansicht bin, daß in einzelnen Fällen die Ueberführung der Gase über den Dampfraum des Keßels, wenn auch gerade nicht von großem Nutzen, so doch wenigstens ohne nachtheilige Folgen ist. Es kann indessen diese Anordnung der Züge nach meinem Dafür halten unter Umständen schädlich wirken und habe ich zwei solcher Anlagen gefunden. b) Fehler beim Betriebe oder Vernachlässigungen. 1) Schmutzige, nachlässige Umerhaltung der gan ¬ zen Anlage im Allgemeinen 15 Fälle. 2) Kessel lange nicht mehr gereinigt .... 4 „ 3) Plötzliches Oeffnen der Dampfablaßhähne . 2 „ 4) Mehrere Arbeiter, und zwar einmal fünf, das andere mal sechs, bedienen gleichzeitig einen und denselben Kessel 2 „ 5) Stattgehabter Dampfdruck über 8 Atmosphären, 21