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Nr. 1l3. Vierzehnter Jahr«. Lrschmrt: ««glich früh 7 llhr. Inserate -mrden ang«nomm«o: «t-ÄbendSV.Lonn- t»g- di« Mittag» lL Uhr: Marienstra-r IS. Mz«ig. in dies. Blatt« Kiden eine erfolgreich« Brrdreitung. Auflage: Skemplar». Freitag, den 23. April 186S. Tageblatt für Unterhaltung mb Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Theodor Arabisch. Druck mrd Blgeuthum der Herausgeber: §lepslh ^ietlhardt. — Verantwortlicher Redakteur: ÄUltt!» Vtklkhardt. Fbsnnnneut: i Vierteljährlich 26Rgr bei uuentgeldlicherLi«» ferung in « Han« Durch die ÄLmgl. Pofj vierteljährl. 22i/sN-r- Einzelne Nummer» 1 Ngr. Inserateupreise: Für den Raum eiua gespaltenen Zeit«: 1 Ngr. Unter „Atng»o fandt" dir Zrtl, - 2 Ngr. > Dresden, den 23. April. — Se Maj. der König ist gestern Nachmittag halb 4 Uhr von Brandeis wieder hier eingetrvffen. Dem Comnumdeur der vierten Infanterie-Brigade Nr. 48, Generalmajor Frciherrn v. Wagner, ist die erbetene Entlassung auü allerhöchsten öKriegsdiensten, mit Pension und der Erlaubniß zum Tragen der Generalsuniform mit den Ab zeichen für Verabschiedete, bewilligt worden. — Oeffcnlliche Sitzung der Stadtverordneten, «m 2i. April. Durch Cominunicat des StadtrathS werden dem Stadtverordnetcncollegium die Beschlüsse mitgethcilt, welche derselbe auf die von der Sachverständigencommission zur Prüf ung des städtischen Elemcntarschulwesens eröffnelen Vorschläge uns die hierzu von der städtischen Schuldeputation gefaßten Beschlüsse gefaßt hat. Die Verfassungsdeputation wird mit Berichterstattung beauftragt. — Vom Ado. Damm wird ein langer Bericht über den Prozeß der Rathstöchterschule unv der Stadtgemeinde über das Eigen thums recht erstattet. Dem Actor der Ralhstöchterschule ist der Beweis auferlegt worden, daß am 31. Mai 1817 die Rathstöchterschule die Eigenschaft einer mil den Stiftung gehabt habe, und daß der Eintrag des Grund stücks, in welchem sich jetzt die Schule befindet, in das Grund- und Hypothekenbuch dahin zu verstehen sei, daß der Rath zu Dresden das erwähnte Haus als Eigenthum für gedachte milde Stiftung erworben habe. Diesen Beweis und den Gegenbeweis des Actors der Stadtgemeinde hat das Bezirksgericht als er- bracht angesehen und die Stadtgemeinde in die Kosten verur- theilt. Der Stadlrath, der ebenfalls der Meinung ist, daß die Rathstöchterschule Stiftungseigenthum sei, hat dem Collegium den Stand des Prozesses mitgetherlt und vorgeschlagen, bei dem Erkenntniß erster Instanz Beruhigung zu fassen, da bei weite rem Fortgang des Prozesses bei den erschöpfenden und über zeugenden Entscheid,mgsgründen doch nur eine Bestätigung des erstinstanzlichen Erkenntnisses zu erwarten sei; sodann habe der Prozeß an Bedeutung verloren, da die Rathstöchterschule in städtische Verwaltung überzegangcn sei. Die Verfassungsdepu- tation hält die vom Actor der Stadtgemeinde gegen die Rich tigkeit der Gründe der ersten Instanz vorgebrachten Momente für beachtenswerth und schlägt deshalb vor, es beim Fortgang des Prozesses bewenden zu laste». Einstimmig trat das Colle- gium diesem Votum bei. — Vom Stadtrath ist ein Regulativ über Expropriationen entworfen worden, dasselbe hat auch in der Hauptsache die Genehmigung des Stadtverordnet-mcollegiums gefunden. Nur bei einem Paragraphen war auf Vorschlag der Verfasslungsdeputation ein Zusatz beschlossen worden, den der Stadtrath für unannehmbar hält. Z 7 handelt von den Taxen der Sachverständigen und es ist bestimmt, daß, wenn eure Einigung unter den drei Schätzern nicht erfolgt ist, die ausge worfenen Taxen zusammengezählt und der dritte Thcil als die Entschädigungssumme angenommen werden soll. Das Stadt verordnetencollegium fügte bei: „Es steht jedoch der Stadtgc mcinde, als dem betheiligten Grundbesitzer baS Recht zu, gegen die so festgesetzte Entschädigungssumme binnen vierzehn Tagen nach dem Bekanntwerven de,selb«, Widerspruch zu erheben. Geschuht dies, w ist oon der königlichen Regierungsbehörde ein vierter Sachverständiger als Obmann zu ernennen und die von demselben ermittelte Taxe als Entschädigung zu gewähren." Der Stadtrath meint, durch eine solche Bestimmung würden die Sachen verzögert, denn es würde sehr oft an d,e Negier- I ung gegangen werden müssen und dann würde die Entscheidung ? über möglicher Weise bedeutende Objecte in die Hano eines! Einzelnen gelegt, auch sei auf das selbstständige Hanseln der - Gemeinde Gewicht zu legen und keineswegs erwünicht, die Die- ? gierungsbehörde ohne Noch in städtische Angelegenheiten herein > zu ziehen Die VerfassungSdcputation (Referent Protokollant 1 Adv. Hünel) hat die Bedenken gegen den Zusatz nicht verkannt , und schlägt den Wegfall des beschlossenen Zusatzes vor. Ohne z Debatte und einstimmig beschließt das Collegium dies. — Zur H Restauration und zum Schutze des sogenannten Cholerabrun nenS «u? dem Postplatze werben nach Bericht vom Stadtv. Schulze 710 Thlr. bewilligt — In die Berathung über Pos. 17 der Ausgaben des diesjährigen Haushaltplans, die Besold ungen beim Stadtrathe betreffend, wurde nicht eingegangen, da der gedruckte Bericht vor der Sitzung erst in die Hände der Mitglieder gelangte, und Stadtv. Preusche die Absetzung des selben von der heutigen Tagesordnung beantragte, da keine ^ Zeit zum Studiren desselben gewährt sei. — Bei dieser Ge- ! legenheit sei erwähnt, daß die Drucksachen, welche nach einen, . von den Betheiligten mit Dank entgegen genommenen Beschlüsse des Collegiums den Referenten der öffentlichen Blätter zugehen sollen, in neuerer Zeit entweder gar nicht, wie dies bei dem eben erwähnten Berichte über Pos. 17 der Fall ist, oder nur «uf vorher geschehene ausdrückliche Reklamation auf der Jour- nalistenlribüne zur Vertheilung kommen. — Der Eine wird im Palast geboren, der Andere in der Hütte, ein Dritter tritt unter ganz seltsamen Situationen auf den Schauplatz der Welt — nur in dem Einen sind sie sich Alle gleich, daß sie einem unbestimmten Schicksal entgegen gehen. Wir schicken diese Wahrheit voran, um besser und verständlicher einer Katastrophe Erwähnung thun zu können, die sich sin gestrigen Morgen in den frühesten Stunden abspielte. Zur geuanuten Zeit bemerkte der auf der Stallstraße stehende Militär posten einen Mann unv eine Frau, die sich näherten und den Weg nach den Zwingerpromenaden zu nehmen wollten. Schmer- zenslaute der Frau ließen auf einen leidenden Zustand schließen, über welchen auch der Soldat sehr bald in's Klare kommen sollte; denn elfterer verschlimmerte sich dermaßen, daß die Frau zusammensank und ihr Begleiter sich eiligst nach der Stadt an jene Hilfsquelle begeben mußte, die in solchen Fällen am Zeug hausplatz Allen »ffen ficht. Während dieser Zeit, die allerdings sich lang ausdehnte, brachte ein neuer Mitbürger dem er wachenden Sonnenstrahl den ersten Morgcngruß seines Lebens — unter dem Schutze des norddeutschen Bayonnets — die Mutter, zusammengesunken mitten auf der Straße, angelehnt an die Füße des mit „Gewehr über" fest dastehenden Kriegers. Der nach der Stadt geeilte Bote kam leider nicht wieder, aber Per- ! sonen aus dem Stallamt nahinen sich der Aermsten an, wickel ten sie in warme Decken und brachten sie sicher an geeigneter Stelle vorläufig unter. ; — Am 15. d. M. sind in Gävernitz bei Großenhain 16 Gebäude, welche den Gutsbesitzern Schäfer, Adam und Hänschen gehörten, ein Raub der Flammen geworden. Man vermuthet, daß das Feuer in Folge von Brandstiftung ent standen ist und es soll bereits ein Arbeiter aus Böhla, als dieses Verbrechens verdächtig, gefänglich eingezogen worden sein. — Gestern Morgen gegen 6 Uhr wurde in dem im Chaisenhause auf dem Altmarkt befindlichen Schnittwaarenge- schäft ein Brand entdeckt, das Feuer hatte bereits eine ziemliche Parthie Maaren ergriffen, die wohl zumeist dadurch unverkäuf lich geworden sind. Der Schadenwerth soll noch festgestellt werden, doch hört man, daß er sich auf die Summe von 800 Thalern belaufen wird Wie das Feuer entstanden, darüber Hit noch nichts festgestellt werden können Man ver- mulhet, daß es durch eine brennende Cigarre, die ein Käufer vorgestern Abend in eine Parthie Papier im Laden hineinge worfen, verwahrlost worden sein mag. — — In Anger bei Leipzig stürzte vor einigen Tagen ein noch nicht 3 Jahre altes Kind aus dem Fenster herab. Glück licherweise blieb dasselbe mit dem Kleidchen an einer am Hause befindlichen Gaslaterne hängen, so daß es sich zwar nicht un erheblich, aber wenigstens nicht lebensgefährlich verletzte. — In Böhlen bei Leisnig hat sich am Dienstag ein erst im 15. Lebcnsjakpe stehender Kühjunge, Namens Leuschncr, durch Erhängen selbst entleibt. Man sagt, daß sich dieser arme Knabe häufig in einem krankhaften Zustande geistiger Auf regung befunden habe. — In Kleinnaundoif bei Döhlen ist vor einigen Tagen in der Scheune eines Gasthofsbesitzerü Feuer angelegt worden, welches jedoch, ohne größeren Schaden anzerichtet zu haben, bald wieder gelöscht wurde. Das !3.sjähnge Kindermädchen des gedachten Gasthofsbesitzers ist geständig gewesen, das Feuer z angelegt zu haben, in der Absicht, ihre Dienstherrschaft, von) der sie oft ausgezankt worden sei, zu erschrecken. — Am vergangenen Dienstag hat sih ein vier Jahre alter Knabe aus der am See gelegenen Wohnung seiner Pflege- Eltern entfernt, ohne daß bis jetzt etwas über den Verblieb desselben ermittelt werden konnte Der Knabe ist Verhältnis mäßig von kleiner, aber voller Statur, hat blonde Haare und soll nur wendisch sprechen können; er trug ein schwarzes Stoff jäckchen, dergl. Hosen, blaue Latzschürze und war barfuß. — — In Nr. 94 der Leipziger Zeitung vom 22. April lesen wir eine öffentliche Vorladung des k. Bezirksgerichtsamts Dresden, in welcher eine Frau Oclavia Sewell aus England. I welche zuletzt Räcknitzstraße Nr. 0 gewohnt, Dresden aber schon » im Monat September vorigen Jahres verlassen hat auf den s 4. Mai an GerichtSsielle vorgeladen wird, um sich auf eine j Klage zu verantworten, die ein hiesiger Arzt wegen einer! Honorarforderung von 122 Thalern wider sie bei Gericht ein gereicht Heck. — — In der am 21. April d I. im Saale der deutschen Halle abgehaltenen Versammlung der Dienstmänner aller Far ben wurde eine Petition an das Gesammtministerium beschlossen, welche auf Abschaffung der Abeiten der Militärstrafarbeiter für Private gerichtet ist. Die Petition lag bereits im Conc pt vor und beklagt sich hauptsächlich darüber, daß die Militärstraf- arb-iter billiger arbeiten, als die Dienstmanner dies zu ihun im Stande seien. — ' — Seit einigen Tagen hatte sich der Musikus Erfurth aus Lindenau aus seiner hiesigen Wohnung entfernt. Man glaubte annrhmen zu dürfen, daß er irgendwo den Tod ge sucht habe. Dies hat sich, wie wir hören, bestätigt, indem sein Leichnam bei Oberspaar aus der Elbe gezogen worden ist. — — Der Frühling ist früher als sonst und bereits mit vielen Trophäen des Sieges geschmückt in das Land gerücktt Im Wald wird es grün, die Blüthen des Spitzahorn, der Esche, der Erlen und des SchlchendornS, der Lärche und einiger an derer Bäume und Sträucher entwickeln sich. Im weichen, wie ein Blätterkiumpen in den Aestcn hängenden Neste liegen schön junge Eichhörnchen eingebettet und im dunklen Lau, der Äste Malepartus, unter der Erde sind junge Füchse zur Welt ge kommen. Die Zugvögel, besonders die, welche im März noch nicht sich einstellten, kehren jetzt fast alle aus dem Süden zu rück. Am Flußufer und in den schattiger werd.nden Taub gängen läßt noch im Laufe des Monats die Nachtigall ihr Lied ertönen. In den Gärte» haben sich die Feldrothschwänzchen und Grasmücken eingefunden »nd letztere hüpfc n lustig singend in den mit zarten Blättern bedeckten Büschen umher, nach einem passenden Plätzchen suchend, wo sie ihr Nest versteckt an bringen können. Des Kukuks wohlbekannter Ruf klingt eben falls wieder an unser Ohr. In diesem Monat kommen auch die allbelicbten Schwalben zurück, die Frühlingsboten, und im Walde fitzen schon viele Vögel, die den Winter über hier ge blieben oder frühzeitig zurückgekehrt sind, auf der Brut. — Auch in der nied.r.n Thierwelt ist reges Leben und Ent wickeln. Die Zahl der Schmetterlinge und Käfer, der Mücken und Spinnen, der Raupen, Larven und Puppen wird allmälig immer größer; von den letzteren machen sich schon manche «lS Obst- und Baumoerderber bemerkbar, so die kleinen Rüssel käfer, welche junge Knospen durch Anbohren zerstören. Die Raupen des Kiefernspinners sind jetzt auf den Bäumen und sind an dem herabsallenden Koth zu erkennen. Die Raupen der Nonne kriechen aus, die Borkenkäfer fangen an zu schwär men und von jetzt an bis zum Juni frißt der schädliche große Kiefernrüsselkäfer und macht seinem Namen „Kulturverderber", welchen ihm die Forstleute gegeben, alle Ehre. — Die hiesige Kammeroirtuosin Fräulein Mary Krebs ist vom Verein zur Beförderung der Tonkunst zu Prag zum Ehrenmitglied des Conscroatoriums der Musik in Böhmen er nannt worden. Das Diplom war durch ein Schreiben vom Grafen Nostitz begleitet und ist diese Bevorzugung um so hö her zu achten, da die Zahl der Ehrenmitglieder stets nur eine beschränkte und die Auswahl eine sehr strenge war. — Das zweite Theater macht jetzt allabendlich volle Häuser, man befindet sich beim Besuche desselben mitten unter lebensfrohen lachenden Menschen sowohl auf als vor der Bühne. Der Herr Direktor Fürst versteht es aber auch vor züglich, das Interesse zu wecken, durch Vorführung «Unliebster Persönlichkeiten, von den Damen namentlich die FräulS Kirch- hofer, Hönel, Storch, Wagner, von den Herren ganz besonders außer dem Director selbst, die Herren Schneider, Lmnbrunner und Krauser. In den neuausgesührten „Siamesischen Zwil lingen" ist die Pointe höchst drollig und der Zeit angepaßt; wir wollen davon nichts verrathen um den ferneren Besuchern den Spaß nicht zu verderben. — Nach einem bei der hiesigen K. Polizcidirection ein- gcgangenen Telegramm des K. Polizeipräsidiums in Frankfurt a. Rl. ist am 20. April dort ein Packet verloren worden, welches Werthpapiere im Betrage von 50,000 Gulden enthal ten hat. Unter denselben haben sich 10,600 Dollars in 82er amcnk. 6 Proc. Bonds, 5000 Dollars in 87er amerikanischer 6 Proc. Bonds, 50 Stück Lombardische Eisenbahnactien und 5 Stück Toscanische Prioritäten befunden. — — Der gestern in Leipzig gezogene 30,000 Thlr. Ge winn siel auf Nr. 79962 in die Collectionen der Herren Gustav Geneis am Antonsplatz und Oswald Uhlig, Bautzner- straßc. Die Collection des Herrn Seidler am Rosenweg er hielt auf 454 den Gewinn von 5000 Thlrn. — In Bezug auf das neulich in einem Teiche in Weißig todt aufgefundene Kind, sei erwähnt, daß die ledige Müller aus Weißig als der That dringend verdächtig cingezogen und gestern Vvrnuttag an das Bezirksgericht hier eingeliefert wor den ist. — 0. In einer Stadt wie Dresden, wo kein geistreicher Pietismus sich in Theecirkcln erschließt, wo nicht dir Doctrinen einer Hochschule die Bildung in Beschlag nehmen, werden stets Conccrte und Theater der einzige Focus für Alt und Jung, für höhere und mittlere Stände bleiben. In Dresden hat die Musik eine Pflanzstätte gefunden, und zu den vielfach stattge fundenen Concerten gesellte sich gestern Mittag eine musika lische Matinee in Meinholbs Saal, welcher I. K. Hoheiten der Kronprinz nebst Gemahlin von 11 bis I Uhr beiwohnten. Es waren hierzu zwar keine öffentlichen Einladungen ergan gen, aber die überreiche Versammlung war auf Anregung bcs Herrn Hospianist Carl Kragen gekommen, welcher den Ein geladenen Vier seiner jüngsten Claoierschüler (2 Schüler und 2 Schülerinnen) vorführte. Mit gütiger Unterstützung von etlichen Mitgliedern der Konrgl. Capelle wurde die Matinee mit einem Octett von Prinz Louis Ferdinand von Preußen für Clrvier, Clarinette, 2 Waldhörner, 2 Bratschen nebst Bioloncell und Contrabaß erößnet. Der fürstliche Komponist,