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Wchmtz-Mnz 52. Jahrgang Nr. 142. Inserate, welche bei der bedeutenden Luflap de« Blatte« eine sehr wirk' same Verbreitung sind«, «erden mit 10 Pfa. hi» Spaltemeile oder vere« Rau« berechnet. — Ta bellarische und complicirk» Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionell«« Tbeile, die Spaltenzeit» M Pf,. »te „WeiSerih.geltun," ' pchchelnt wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sennabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 26 Pfg., zweünonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern , 10 Pfg. — Alle Postan- l «alten, Postboten, sowie di« Agenten nehmen Be- , . . Amtsblatt llir die KöniaWe Amtshauptm-Mschast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und di- Mdträlhe ' zu Dippoldiswalde und Iraumstein Verantwortlicher Redacteur: Carl Ithne in Dippoldiswalde. Dienstag, den 7. Dezember 1886. Die Generaldebatte über den Etat. Die erste Lesung des Etats im Reichstage ist be reits am Mittwoch, also nach nur zweitägiger Dauer beendigt worden, während allgemein drei Tage für diesen Gegenstand in Aussicht genommen waren. In dessen haben schon diese zweitägigen Verhandlungen die hierbei behandelten Fragen so vollständig erschöpft, daß sich eine dritte Sitzung um so weniger nöthig machte, als speziell die Finanz- und Steuerpolitik ja schon in den früheren Reichstagssessionen fast bis zum Üeberdruß erörtert worden ist und somit keine neue Seite mehr darbot. Um nun den allgemeinen Charakter der Generaldebatte zu skizziren, so muß hervorgehoben werden, daß dieselbe im Gegensätze zu früheren Ver handlungen säst durchweg einen ruhigen, sachlichen Ton aufwies, obgleich es natürlich auch an Stellen nicht fehlte, wo die Parteileidenschaften durchblitzten. Aber im Großen und Ganzen wurde die zweitägige Diskussion mehr von sachlichen Momenten beherrscht, als dies sonst der Fall zu sein pflegt; ob man dies als ein günstiges Omen für die ganze Session be trachten darf, muß freilich bezweifelt werden, denn aus mehr als einer Aeußerung ging hervor, daß unter dieser scheinbaren Ruhe noch heiße Kämpfe lauern. Der Haupttag der Verhandlung mar offenbar der zweite Tag derselben, der Mittwoch, schon wegen der zahlreichen Redner, die da zum Worte gelangten. Am Dienstag hatten aus dem Hause neben dem Führer der Nationalliberalen, Herrn v. Benda, nur der eine Wortführer der Freisinnigen, Herr Rickert, gesprochen, freilich füllte die Rede des letzteren dafür ein volles Drittel der Sitzung aus. Am Mittwoch griffen jedoch, abgesehen von den Regierungsvertretern, auch die Red ner des Centrums, der beiden konservativen Fraktionen, der Sozialdemokraten, Polen und Elsässer, sowie noch mals diejenigen der Freisinnigen in die Debatte ein und gewann dieselbe hierdurch natürlich ein sehr be wegtes Aussehen. Herr Rickert vertrat am Dienstag selbstverständlich den Standpunkt der striktesten Oppo sition und brachte die alten, bekannten Klagen gegen die angeblich total verfahrene Finanzwirthschaft des Reiches bis zum „Tipfelchen auf dem i" wieder vor. Trotzdem wehte aus der dem Militär-Etat gewidmeten Stelle seiner Rede ein sympathischer Hauch heraus, denn er versicherte, daß, wenn es nöthig sein sollte, seine Partei den „letzten Mann" und „den letzten Thaler" für die Wehrkraft des Reiches bemillrgen würde und das ist wenigstens unter unseren sonstigen trübseligen Parteiverhältnissen im Reiche ein erfreu licher Lichtpunkt. Von den Rednern am Mittwoch sprach sich der Vertreter der Sozialdemokraten, Herr Hasenclever, begreiflicher Weise ebenfalls gegen unsere Finanz- und Steuerpolitik aus, wie er denn über haupt noch eine Menge anderer Schmerzen hatte. Herr Eugen Richter sprach sich in einem Zuge und ziemlich summarisch gegen die Eisenbahn-Verstaat lichungen, gegen die Kolonialpolitik, gegen die Schutz zölle und noch verschiedene andere Dinge aus, seine abfällige Kritik faßte der Fraktionschef am Schluß in die Worte zusammen: Schlechter als jetzt können die Verhältnisse unter keinem Regime liegen! Ziemlich gemäßigt gab sich der Pole v. Koszielski und der Elsässer Grad befürwortete sogar die Erhöhung der Branntweinsteuer und die Einführung des Tabak monopols. Die Redner der Konservativen, v. Malzahn- Gültz und v. Helldors, sowie der Sprecher der Reichs partei, Graf Behr, sprachen sich im Allgemeinen im regierungsfreundlichen Sinne aus, obwohl auch sie unsere ungünstige Finanzlage bedauerten, wie dies schon am Tage vorher Herr v. Benda gethan hatte. Was endlich die Redner der Centrums, die Herren v. Huene und vr. Windthorst, anbelangt, so hielten dieselben die alte parlamentarische Taktik ihrer Partei inne, sich nicht vorzeitig in die Karten blicken zu lassen: nur erklärte Herr v. Huene in bestimmter Weise, daß das Centmm für das Branntweinmonopol niemals zu haben sein werde; der Kulturkampf wurde von den Centrumsrednern diesmal in Ruhe gelassen. Die Ver- theidigung der Regierung führte an beiden Tagen in der Hauptsache der preußische Finanzminister v. Scholz mit der bei ihm gewohnten glänzenden Dialektik; frei lich vermochte er durch dieselbe die Thatsache unserer mißlichen finanziellen Situation nicht hinweg zu dis- putiren. Die Militärfrage wurde in den zweitägigen Verhandlungen kaum gestreift, was sich dadurch er klärt, daß am Freitag die erste Berathung der Militär vorlage begonnen hat und sich die einzelnen Redner ihre Arguniente für und wider in dieser Frage bis dahin aufsparen wollten. Im Allgemeinen läßt sich das Facit der Generaldebatte über der Etat dahin zusammenfaffen, daß herzlich wenig Neues zu Tage trat und selbst die alten Themata mit wenig neuen Variationen behandelt wurden; jedenfalls wird da die Generaldiskussion über die Militärvorlage eine viel interessantere Färbung und bewegtere Stimmung auf- zuwcisen haben. Lokates und Sächsisches. Dippoldiswalde, 6. Dezember. Endlich haben wir frische trockene Kälte, die gestern Abend auf 6 Grad stand, so daß verschiedene Ladensenster dick ge froren waren. Freilich genügte die dünne Schneedecke, die am frühen Sonntagsmorgen gefallen ist, um so weniger zum Schutze der Fluren, als ein unangenehmer kalter Wind ihn alsbald wie Sand und Staub zu sammenfegte, und müssen wir recht bald uns vermehrte Auflage dieses nothwendigen Schutzes der jungen Saat wünschen. Der Verkehr am gestrigen Sonntage war abermals recht gut und erfreuten sich die Weihnachts ausstellungen, überhaupt die Verkaufsgeschäfte, eines lebhaften Zuspruchs^ Wenn wir auch wünschen müssen, daß der nächste Mittwoch verkehrende Extrazug, der bedauerlicherweise erst heute bekannt gemacht wird, stark in Anspruch genommen werden möge, so möchten wir doch hier nochmals die Bitte aussprechen, nicht allzu große Packete aus Dresden mitzubringen, wenig stens nicht von solchen Sachen, die auch bei uns in gleicher Güte und Preiswürdigkeit zu haben sind. Man sehe sich nur ein wenig um, und man wird be stätigt finden, daß auch bei unseren Geschäftsleuten es an empfehlenswerthen Maaren nicht fehlt. — Nächste Mittwoch gegen Mitternacht wird auf unserer Bahn wiederum ein sogen. Theaterextra zug von Hainsberg bis Kipsdorf abgelassen werden. — Im Altstädter Hostheater wird an diesem Abend „Durchs Ohr" und „Abu Hassan", im Neustädter Theater dagegen „das bemooste Haupt" gegeben. — Von 45 Gemeinden des Bezirks der königl. Amtshauptmannschaft, welche sich zur Zahlung der regelmäßigen Beiträge zum Unterstützungsfond für ent lassene Blinde bereit erklärt haben, sind 26 Gemeinden mit diesen Beiträgen im laufenden Jahre in Rückstand verblieben. Da dies jedenfalls nur auf Versehen be ruht, indem die Zahlungsleistung in Vergessenheit ge kommen, wollen wir nicht unterlassen, an dieser Stelle behufs Erledigung der betreffenden Rückstände unter dem Bemerken hierauf aufmerksam zu machen, daß, da die Absendung der eingegangenen Gelder feiten der königl. Amtshauptmannschast nach Schluß des Jahres zu erfolgen hat, die Zahlungen noch im Laufe dieses Monats zu bewirken sind. Berreuth. Der hiesige Gemeindevorstand Herr Heinrich Gottlieb Rüdiger wurde als solcher auf die Dauer der nächsten 6 Jahre wiedergewählt, während an Stelle des zeitherigen Gemeindeältesten Herrn Karl Heinrich Enterlein in Seifen der Haus- und Feld besitzer Herr Karl Ernst Hamann in Seifen als Ge- meindeältester für Berreuth mit Seifen gewählt wurde. — In Riederfrauendorf erfolgte die Wiederwahl des mit Ende dieses Jahres aus dem Gemeinderathe ausscheidenden Gemeindeältesten Herrn Friedrich August Hirsche! als 1. Gemeindeältester seines Ortes auf die Dauer der nächsten 6 Jahre. Lungkwitz. Der Gemeinderath wählte in seiner Sitzung am 29. vor. Mts. den derzeitigen Gemeinde vorstand Herrn Karl Gottlob Graf als solchen auf weitere 6 Jahre. An Stelle des Herrn Gemeinde ältesten Leubert aber, dessen Funktion mit Ablauf dieses Jahres ebenfalls zu Ende geht, wurde erst im zweiten Wahlgang, und zwar bei engerer Wahl, der Hausbesitzer Herr Ernst Moritz Geißler gewählt. Die Genannten erklärten sich zur Annahme, bez. zur Wiederannahme der gedachten Aemter bereit. Nassau. Nachdem der zeitherige Gemeindevorstand Herr Karl August Göhler für dieses Amt auf die nächsten 6 Jahre wiedergewählt worden war, die An nahme der Wiederwahl aber abgelehnt hatte, ist vam hiesigen Gemeinderath als Nachfolger der Hausbesitzer und Schnittwaarenhändler Herr Aug. Heinr. Reichelt für die Stelle des Gemeindeoorstandes gewählt worden. Jngleichen sand die Wahl des zweiten Gemeindeältesten statt und fiel dieselbe auf den Gutsbes. Herrn Heinr. Wilh. Kotte. Die Neugewählten haben sich zurUeber- nahme ihrer Funktionen bereit erklärt. Löwenhain. An Stelle des Herrn Gemeindevox- standes Friedrich August Scharfe, sowie des Herrn Gemeindcältesten Karl Friedrich Jäpel, deren Dienst zeit mit Ablauf dieses Jahres beendet ist, wählte der Gemeinderath den Gutsbesitzer Herrn Karl Gottlob Zimmerhäckel als Gemeindevorstand und den Haus besitzer Herrn Karl Friedrich Raschig als Gemeinde ältesten. Die Genannten nahmen die ihnen zugedach ten Aemter an. Seyde. Bei der am 27. vor. Mts. vorgenommenen Gemeinderathswahl wurde der mit Ende dieses Jahres aus dem Gememderathe nach vollendeter Dienstzeit ausscheidende Gemeindeälteste Herr Gottlob Friedrich Kempe als solcher wiedergewählt und hat sich derselbe zur Wiederannahme seines Amtes bereit erklärt. Rabenau. Bei der hiesigen Sparkasse wurden im Monat November dieses Jahres 237 Einzahlungen im Betrage von 14,22! M. 27 Pf. gemacht, dagegen erfolgten 22 Rückzahlungen im Betrage von 303 l M. 47 Pf. Sparniarken, ä 10 Pf., wurden 440 Stück verkauft. L Schönfeld. Vor einiger Zeit konnte im hiesigen Ort recht leicht ein Unglück geschehen. Ein Guts besitzer wollte neue hölzerne Wasserröhren legen, wes halb er die schlechtgewordenen, welche gegen 4 Ellen tief lagen, herausgraben mußte. Bei dieser Arbeit stürzte plötzlich und unerwartet eine Erdwand ein und hätte beinahe den Gutsbesitzer lebendig begraben, so kam er glücklicherweise noch mit einer bedeutenden Quetschung davon. — Vergangene Woche kam ein Handwerksbursche zu einem hiesigen Hausbesitzer und bettelte, jede Gabe aber wurde ihm verweigert, da bat er um einen Trunk Wasser; die Frau, welche allein in der Stube anwesend ist, geht hinaus, um das Ver langte zu holen. Diesen Augenblick benutzte aber der fremde Reisende und nimmt ein Portemonais mit 3 M. 50 Pf. Inhalt, welches im sogen. Topfbret ge legen hatte und verschwand damit. 18! Frauensteiu, 4. Dezember. In die hiesige Sparkasse wurden im vorigen Monat 24833 Mk. 6 Pf. in 186 Kaffenposten eingezahlt und 23 903 Mk. 27 Pf. in 141 Posten zurückgezahlt. Die Gesammr- einnahme beziffert sich in 236 Kassenposten auf 29 572 Mk. 26 Pf., die Gesammtausgabe in 184 Kaffenposten auf 48301 Mk. 37 Pf. — Bei der hiesigen Naturalverpflegstation fanden sich im verwichenen November d. I. 118 Gäste ein. Von denselben erhielten 66 Mann Nacht-, 23 Tagesverpflegung und 29 Frühstück resp. Vesper. Hierfür machten sich folgende Ausgaben nöthig: 16 Mk.