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t! Sonntag» äen IS. Oktober 1932 di« L ftuer Tageblatt MM- Anzeiger für öas «krzgebirge M,lrgram«r sageAatz GAthaltraß üir 0<kl>ttnkma<hnnA^ ßgO ktat« chgg Gtaßh Mth chg- Mzzt-AAkikhtO Mir. piftfihe» K,»III DM Httpgtg M. gggtz s Nr. 244 Sonnlaa« äen IS. Oktober 1932 27. Jahrgang «er I Mirtschaftssragen vor dem RMskabinett kt durchschnittlich« «tärk. patschen « R. loo Mantten fchwmckt. - -uhüattch sinsr tährlichm versütung von Sü 020 «M. bestehen, wie entgsgen den immmwi-ah^vchauM»»« für die LüttgtsU al- Parfitzsndsr de- Uafitcht-raD» Berkin, 14. Oktober. Der UntersuckungSauS- schuft de» Preufttschen Landtage» zur Nachprüfung der GeschäftSgebcirung de» früheren Finanzminister» Dr Klepper bet der Pächterkreditbank und bet der Domänen« betriebSgesellfchaft, der auf Antrag der Deutschnatto« nalen eingesetzt worden ist, trat am Freitag unter dem Vorsitz de» Abg. Zubke (Dntl.) zusammen. Der Be- richterstatter, Abg. Steuer (Dntl.) begann dann seinen Bericht über die im preußischen Finanzministerium ge troffenen Feststellungen. Er teilt« mit, daß Dr. Klep per al» Präsident der Preuftenkasse, an deren Spitz« er von 1928 bi» 1981 -«standen hab«, an bisher feststell bar«« Gtnnahm«« ein Gehalt von jährlich 7S090 AM. der Deutschen Genossenschafts«, ««Vision»- und Dreu- hcind-G.m.b.H. bezogen habe. Auf diele Gesamtsumme von 100 000 RM. sei dann eine Kürzung um 20 Pro zent erfolgt. Schon dies« Feststellung lege klar, daß keine»fall» der Druck persönlicher wirtschaftlicher Not lage für die Manipulationen de» Prälidenten Klepper ein« Roll« gespielt haben kvnne. Die in dem Bericht zu erörternden fünf Punkt« bedeuteten einen Gesamtkomplex, dessen Inhalt dem verdacht einer in der Hauptsache durch politische Ge sichtspunkte bestimmten rechtswidrigen und in vielfacher Hinsicht strafbaren Verwendung erheblicher Mittel der Preuftenkasse begründ,. Präsident Klepper habe über «in „Sonderkonto U" verfügt. Liese» Konto bedeute die Einrichtung »ine- schwär»,» Fond», d«r de» WS, Verfahren gegen den früheren Preußischen Finanzminister Der Korruption beschuldigt * vorgeh«,brn werd«» muß, keinerlei dienstlich« oder oraanisatorisch, Beziehungen zwischen Polizei mW wehvmacht. Nen Inspiratoren der ausländischen Kampagne gegen di« deutsch« Poltet nmft cm heften bekannt sein, daß von einer militärischen Ausbildung oder militärisch«, Bewaffnung d«r Polizeibeamten nicht di« Red» sein kann. Ausbildung und Bewaffnung find entsprechend den beson deren polizeilichen Zwecken so verschieden von militärischen Grund- sätzr, daß eine Einstellung einer noch so gut ausgebildeten Poli- zeimannschast in da, H«r und ihre Verwendung gegen auiwärtig» Gegner «in« technische Unmöglichkeit wäre. Das Ergebnis der englllch-lranzMchrn Belvrechungen KranzgfischeS Lmmuuniquä Part», 14. Oktober. Da» französische Auften- mtnisterium veröffentlicht folgende» Kommunique« r Gestern und heute hat in London, Downingstreet 10, ein Meinungsaustausch zwischen MacDonald, Sir John Simon und Herriot über den englischen Vorschlag auf Einberufung einer Zusammenkunft yattgesunden, an der Frankreich und Großbritannien mit Deutschland und au,gearbeitet hat, ist von un, bereit« gestern berichtet worden. In diesem Zusammenhang ist übrigen, festzustellen, dah der Gr. reke-Plan heute nicht beraten worden ist. E, ist auch wohl kaum damit zu rechnen,' daß er in absehbarer Zeit verwirklicht werden kann. Zu den übrigen inneren Fragen wird von unterrichteter Seit« noch dementiert, daß Stücke au, der Reich,reform noch vor de« Wahl veröffentlicht werden sollen. Dieser Eindruck ist vielleicht dadurch rmskndrn, dah der Kanzler in seiner Münchener Red« gesagt harte, der neue Reichstag werde den Entwurf der Reich», reform schon sorfinden. Schließlich liegen fa aber zwischen der Neichrtagowahl und dem Zusammentritt dr« Reich,tag« SV Tage E, ist also wahrscheinlich, dah die endgültigen Plän« der Reich,- regirrung zur Retchsresorm in dieser Zeit vorgelegt werden. Endlich wird von den emtlichen Stellen noch aut da, «ntschie- denste bestritten, daß durch dl» Kontingentierung,frag« im Kabi nett irgendwelche Differenz«« sufg«tret«n s«t«n, die Anlaß zu Kriseng,rächten geben könnten. In der Tat ist dies« Frag« im Augenblick auch gar nicht akut. Vielmehr hat sich au» der ganzen Entwickelung der Kontingentierung,frage, namentlich au» d«n Verhandlungen mit dem Anhand», doch ergeben, dah «in endgül- tiger Abschluß kaum sehr schnell erwartet werden kann, weil da, Prokl«m zu eiliger Erledigung viel zu kompliziert ist. Im Kabinett ist auch Über di« aktuellen außenprlittsche« Fragen gesprochen worden. Dabei steht natürlich im Vordergrund die Abrüstung,frag«. Der Reicheauhenmtntster hat dem Kabinett berichtet, dah von englischer Seite bei ihm ang«fragt worden ist, ob Deutschland mit Genf alle Tagung,ort der Viermächtekonferenz einverstanden wär«. Daraus ist geantwortet worden, daßHirnf für Deutschland nicht in Frage komme. Wir glauben zu wissen, dah derselbe Standpunkt auch für Lausanne gelten würde, fall, dieser Ort vorgeschlagen werden sollte. E» scheint aber nicht, dah di« Entwicklung sehr schnell vonstatten gehen wird. Auch innrrpolitisch dürfte in den Kabinett,beratungen zunächst eine Paus« «intreten. Der Kanzler fährt morgen mittag nach Paderborn und Dortmund, um dort zu sprechen. In der nächsten Woch, beabsichtigen mehrer« Minister für «in« kurze Zeit in Ur laub zu gehen, so General von Schleicher, Dr. Warmbold und Graf Schwerin von Krosigk. Frankreich hetzt Vorstoß g,jM di« deutsch« Schutzpoligei Senf, 14. Oktober. In dem Au-schuß für di, Herabsetzung und Begrenzung der tzeereestkrken hielt heut« nachmittag der fran zösisch, Delegiert* Massig« di« von d«r französtschen Press« ange- kündigte Rede, in der er sich hauptsächlich mit der deutschen Schutz polizei beschäftigt«. Die Sitzung war nicht öffentlich. Au« Kreisen de, Anschüsse» verlautet, dah Massiglt etwa fol gende, au«g«führt hab«: Sr bedauere, dah es ihm durch die Ab wesenheit Deutschland, von der AbrüstungMonferen, nicht möglich sei, seine Ausführungen vor deutschen Vertretern zu machen. Er wolle hier kein« Gerücht« weitergeben, sondern Ving, vertragen, di« jedermann bekannt seien. Massiglt legt« »ine Reih, von deutschen Provinzzeitungen vor, di« Photographien über angeblich« Manöver der deutsche« Schutzpolizei in rxrschiedene« Letten de« Reiche» enthielten. Er behauptete, daß di» Betätigung der Schug- pottzet den Verträgen widersprech«. Massiglt führt« u. a. an, dah die Schutzpolizei Maschinengewehre hab«, und leitete au« seinen Darlegungen di« Forderung ab, dah man bet der Berechnung der Effektivstärken, die bekanntlich auf der Grundlage der Verhältnisse bei den abgerüsteten Staaten erfolgen soll, außer der Reichswehr auch die Poltzetkräft» htnzurechnrn müsse. Massigst führte im übrigen noch aus, daß di« Schutzpolizei offiziell 140 000 Mann um fasst. E» könne aber niemand beweisen, ob dies« Zahl auch wirk lich stimme. Der „mttitSrische Charakter" der deutschen Polizei Berlin, 14. Oktober. In eine« Teil der «Endtschmr Press« «ich, offenbar al» Auftakt zu den angekündigten offizielle« Enthüllungen üb« angeblich, deutsch« Sehelmrüstungen in later Zett in verstärktem Maß« wiederum der versuch gemacht, di» Ver handlungen über die vbrüstung»frag, durch vehauptungen über den militärischen Tharakter der deutschen Polizei zu komplizieren Man behauptet mit Vorliebe, dah Deutschland unter Umgehung der Versailler Bestimmungen sich neben seinem 100 000-Mann- Heer, ein« gut ausgebildete, schwerbewaffnet» Arme« von etwa 140 000 Mann geschaffen habe. Man vergißt dabet zu erwähnen, dah, was zunächst die Kopfzahl betrifft, von diesen 140 000 Mann etwa 8K 000 kommunal« Polizetbeamt« find und daß von dem Rest etwa «in Drittel für Verwaltungsaufgaben im vureaudtenft ver- wendet wird, von den übrigblrtbrnden zwei Dritteln der Poli- zelbeamten ist die Mehrzahl nicht kaserniert. Die Kasernierung, die für einen Teil der Ausland,press« den hauptsächlichen St«in des Anstoß«- zu Li,t»n scheint, kommt nur für di« üb«, da- gaiqe Reich verteilt«« «twa »00 Polizeidereitschaften in Frag«, deren Der Bankenkommissar — Preußenkasse — Lanäwirtschaftshilfe — Soziale Milderungen v «rlin, 14. Oktober. Di« heutigen Beratungen des Reich,- ka binett», die bi« in den Abend hinein dauerten, galten in erster Linie sehr wichtigen wirtschaftlichen Fragen. Zunächst hat man sich mit dem Problem d«, Bankenkommissar, beschäftigt und ist dnbet zu d«m grundsätzlichen Beschluß gekommen, dah sein« Befug- misse erweitert werden müssen. Die Einzelheiten sollen aber noch ^regelt werden, vorläufig wird Dr. Ernst diese» Amt bebalten. 7 a er aber gleichzeitig Staatssekretär und Leiter des preußischen ^.aildelsministerium, ist, ist wohl in absehbürer Z«it mit einem w echsel zu rechnen. Jedenfall, glaubt man nicht, daß er auf die Dauer beide Aemter verwalten kann. Allerdings rechnet man in unterrichteten Kreisen auch nicht mehr damit, daß Dr. Schach: do, Bnnk«nkommissartat übernimmt. Außerdem hat da» Rrich,kabi. n.!t verschieden« Verordnungen im Entwurf serttggestellt, die nun Reich-Präsidenten vorgelegt werden sollen. Dabei Handels «» sich einmal um di« Neuordnung der Preußenkass«, di« ja schon seit r'niger Zett in Arbeit ist. St« soll durch di« Neuordnung in «in« Deutsche Z«utralgenoss«nschaft,lasst umgewandelt werden. Dazu kommt noch eine Verordnung zur beschleunigten Durchsithruirg der landwirtschaftlichen Entschuldung im Osthilfegebiet. Grundsätzliche Beschlüsse hat das Kabinett über die Erhöhung der sozialen Leistungen in der Arbeitslosenversicherung gefaßt. Diese Maßnahmen hat der Kanzler beretl» in seiner Münchener Rede angekündtgt und si« bedürfen auch gar nicht einer neuen Ver ordnung de» Reichspräsidenten, weil die Ermächtigung zu ihnen bereit» seit dem ki. September vorbtegt. vor allem will man die sozialen Leistungen bei einigen Lohnklassrn der Arbeit»losenunter- ftühung und bet gewiss«« Renten erhöhe«. Dagegen wird di« Krisen- und die Wohlfahrtifürsorg« nicht erhöht werden, weil ihre Sätze zum Teil über di« Arbeitslosenunterstützung hinausgehrn Deshalb herrscht da, Bestreben vor, gewisse Bindungen hinsichtlich der Leistungen dieser beiden Unterstlltzungsformen zu lockern und in do, ganze System eine größer, Elastizität htnrtnzubringrn, damit ein Au^leich erzielt wird und di« Arbeitslosenunterstützung nicht unter der Krisen- und der wohlfahrt^ürsorg, liegt. Dazu sollen dann auch noch Lei einigen anderen Versicherungen wie der Unfall- und Krankenversicherung gewiss, Härten ausgeglichen werden. Heber di« Vorschläge, di« das Retchsarbettsmintsterium hierzu Italien teilnehmen ward««, um dir Gchwigrigksit »u beend««, die st- -oganwärttg in Genf zeig». Pie fran- »ösischsn und englischen Minister haben si- dahin ge- einigt, daß di« Zusammenkunft di« soeben genannte« vier ML-t« umfassen müßt« und daß Genf der geeignet« Versammlungsort wär«. Die englische Regierung hat infolgedessen die Zustimmung der beiden anderen, an diesem Vorschlag tnt«resst«rten Mächte erbeten. Di» Zusammenkunft würde einen offiziösen und prälimi naren Tharakter haben. Ihr Zweck wär«, die Mittel zu suchen und vorzuschlagen, um in wirksamer weis» das von der Abrüstungskonferenz im Rahmen de» Völ kerbunde» unternommene gemeinsame Merk wieder auf zunehmen. Deutschland lehnt Genf ab London, 14. Oktober. Der englikch, Autzinmi- nister hat auf Grund der Besprechungen mit Herriot schon gestern «in« Anfrage über die Einberufung der geplanten Viermächtekonferenz nach Genf an die deutsche und di« italienisch« Regierung gerichtet. Die Antwor ten beider Regierungen liegen bereit» vor. Während sich die italienische Regierung mit Genf einverstanden erklärt, hat der deutsch« Außenminister mitteilen lassen, daß Deutschland einer Verlegung der Konferenz nach Genf nicht zustimmen könne. Deutschlands ReereanlWees- forderungeu in Geel Genf, 14. Oktober. Di« Beratungen de, Sonderausschüsse» über die Reorganisation de, VSllevbund-sekretartate» sind in ein kritische» Stadium »ingetretrn. Der deutsch« Vel^iett«, Freiherr von Rheinbaben, hat gestern abend mit aller Entschiedenheit ge fordert, daß gemäß dem ResolUttvnnntworf künftig der Grundsatz festgelegt wird, daß kein Staat durch mehr al» zwei Funktionär« unter den obersten Beamten dr, Sekretariat» vertretrn s^n darf. Gegen diese grundsätzlich« deutsch« Forderung setzt« gestern plötzlich ein Gegenangriff «in. ver deutsche Vertreter hat daraufhin mit aller Deutlichkeit zu erkennen gegeben, daß Deutschland gegen di« ganz, Reform stimmen werd«, wenn in dies«« entscheidenden Punkt« der deutschen Forderung «richt Rechnung getragen wird. Vies, entschieden, Haltung der deutschen Lüegatio« hat offensicht lich ei,» starke Wirkung ausgeübt. Heut« vormittag konnte nach Wiederaufnahme d«, Sitzung d«, Ausschuss«, festgeftellt werden, daß von verschtedemn Setten der Wille zum Einlenken bekundet wurde. Man hat »«nächst heut» die Sitzung de» Sonderausschuss», wteder »nterbrochen und den Präsidenten beauftragt, nach einem Kompromiß zu suchen, da- heut« abend dem Ausschuß vorgelegt werden soll. Nationalsozialisten schietzen auf Stahlhelmer Hamburg, 14. Ott. Rn der vergangene« Pacht kam «» zwischen Nationalsozialisten, di« von etrwr Ver sammlung heimkehrte«, und Angehörige« Pag Stahlhelm» zu Zusammenstößen. Hierbei fielen mehrere Revolver, schüsse. Zwei Stahlhelmangehörige, der Korvettenkapitän a. D. Lauenstrin und der S2jShrige Hein, Wolf, wurden durch Messerstiche schwer verletzt, ein dritter Angehöriger deS Stahlhelms erlitt eine leichtere Rückenstichwunde. Ein Nationalsozialist, bei dem eine Browntngpistole mit leerem Rahmen beschlagnahmt werden konnte, wurde sestgenommen.