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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 08.11.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-11-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19111108016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911110801
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911110801
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-11
- Tag 1911-11-08
-
Monat
1911-11
-
Jahr
1911
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Lnech di» V»Ur innerhalb DeuNchland» ,nd der deutlchen Kolonien nierieiiadrl. «.«1 »onatl. 1.SU2NI au»ichi PolrdefteUaetd Kerner in Belgien, Donemorl den ^onaulloalen, Italien. Luremduia. llltedrrland«. lltor- wearn Oefteririlb - Unaorn. Siusilond, Schweden e-»w«u a Svaniea. In allen übrigen Staaten nu« direkt durch di« S»lchatt»ü»ll« de» Blatte» «rhälluch. Da» lleipugr, Tageblatt erlchrtnt rmat tögltch. Sonn» a Ke,erlag» nur morgens Abonnement»-« nnadm« I»d,,ni»,«lle ch d«, »nieren Tragern. Nll>al»n.esp«d»l«»re» «nd tllnnabmeltellen. towi» P»gümt«r» »nd Vnettragern. Et»1«l»,rta»t»vr«t» lv Bt- Morgen-Ausgabe rGigcrTageblalt ( 1« 8S2 llkacht-alchl»») Lel.-Änschl.! 14KS3 (14894 «,l..r-sch>.' Handelszeitung. Amtsvlatt -es Nates und -cs Nolizeiamtcs Ser Ltadt Leipzig. Nr. 310 Mittwoch, üen 8. November lSN Lnzeignt-Prei« M Inserat» a« Uet,tt» »nd Um«,»«« dl« llpaltig« Petttietl« »U,dl«R«Na»»» »«tl» i LIL »an »u»«irt» » Pf, -leklame» UV ML Inlerat, »an ««Hörde, t» «mt. llch«, Teil dl, B«titi«ll» S0 Pf «<lchLft»anietg«» mit Pta»o«rfchrtft«, t» Brett« «rhüht. Rabatt nach Tarts. Betlagegedükr ««laM» «eflag« r ML o. Taalend »rkt. «»-»«olhr. Tettbellag« höh«. Uekettellt« Lnfträa, können nkckit «nröck- aerogen «erd«««. Fllr da» Srlch«laen a» »efttmmten Taaea »ad Plötzen wird kein« tbarantl« übernommen. Un,«l,»n.tünnadin«: S«tza„l»DatI« 4 del lamtllchen Altlalen ». allen Annan«» SroedlUonen de» 2» »nd Au»laitd«a vrark »»» Berk», »«» Mich« A KLrst«, Inhad«»: Paal All«««» ««drittle, im» «elchlttt»tz»l«, I«hannl»iall« L pa»»< - Flliel» Bee»»«,: ««eftratze < t t1«l«p-— «0. tos. Jahrgang. Die vorliegende Ausgabe umfaßt 20 Leiten. Das Wichtigste. * Die ZweiteSächsischeKammer hielt am Dienstag ihre erste Präliminarsitzung ab. (Liehe d. brs. Art.) * Der Marokkovertrag ist am Dienstag dem Reichstage zugegangen. (S. Letzte Dep.) * Die Marokkodebatte im Reichstage ist auf Donnerstag verschoben worden. (S. den bes. Art. u. Reichstagsber.) * In Berlin tagten am Dienstag der Zen tralverband deutscher Industrieller und die Zweckorganisationen des Hansa» bundes. (S. die brs. Art.) * Major Enver Bei meldet die Einnahme Dernas durch die Türken. Die Italiener sollen 500 Tote verloren haben. (S. den bes. Art.) * Der Gouverneur der chinesischen Provinz Schansi General Wu ist von 80 Mandschus er mordet worden. (S. den bes. Art.) Dss Gebot ües Tages. Wie der „Deutsche Bote" erfährt, bereitet die Kolonialgesellschaft neue Kundgebungen vor, in denen Stellung genommen werden soll zu gunsten eines verstärkten FlottenauS- baueS, wie er in nationalen Kreisen zur Er gänzung des bestehenden F!o'tcnprogramms schon seit längerer Zeit als notwendig erkannt worden ist und wie er dann neuerdings als besonders dringlich erwiesen ist durch die Haltung der eng lischen Staatsmänner während des deutsch-fran zösischen Marokkohandels. Die Erkenntnis von der Notwendigkeit des verstärkten Flottenausbaues ist tief ins Volk ein gedrungen bis in die sozialdemokratischen Kreise hinein. Neulich ging ein in diesem Sinne ge haltener Artikel durch eine Meihe nationaler Blät ter, und ein sozialdemokratisches Or gan, daS „Volksblatt" für Halle und den Saal kreis, konnte sich nicht enthalten, diesen, wie es selbst erklärte, „hinreißend geschriebenen" Artikel auszugsweise wiederzugeben als „ein Muster beispiel dafür, wie die Rüstungs- und Kolonial interessenten daS Volk ein fangen." „Dema gogisch und geschickt" nannte das sozial demokratische Blatt den Regierung und Reichstag zu Taten auf dem Gebiete der maritimen Rüstung auffordernden Artikel. Demagogisch und geschicktunterschlugeS aber bei der Wider gabe dieses Artikels zwei halbeSätze, deren Kenntnis es seinen Lesern denn doch nicht über mitteln wollte. Diese Unterschlagungen sind so bezeichnend, daß die fraglichen Sätze hier in unverkürztem Wortlaut noch einmal angeführt werden mögen. Da hieß eS: „Mehrforderungen für die Flotte müssen kom men, das ist gar keine Frage. Also Farbe be kennen und beizeiten vor dem Lande vertreten, daß man mitmöglichstgeringemMehr- aufwand möglichst große Effekte er zielen wolle." DaS sozialdemokratische Volks blatt machte hinter „Farbe bekennen" einen Punkt und unterschlug die unmittelbar dazu gehörende Forderung, daß mit möglichst geringem Mehrauf- .. wand möglichst große Effekte erzielt werden sol len. DaS dürfen sozialdemokratische Leser natür lich nicht als die Meinung bürgerlicher Politiker kennen lernen. Dann war weiter die Rede von der „Verkündung eines den veränderten welt politischen Verhältnissen angemessenen Flotten- Programms, verbunden mit einem sozial ver söhnenden Deckungsprogram m". Wie derum macht daS sozialdemokratische Organ hin ter dem „Flottenprogramm" einen Punkt und unterschlägt daS Verlangen nach einem sozial versöhnendem Teckungsprogramm. D:ese beiden Unterschlagungen Halver, aber durchaus wesent licher Sätze erscheinen unS außerordentlich typisch. Leider will «S nun aber auch scheinen, als ob im bürgerlichen Lager, und zwar gerade in sol chen Kreisen, die auf eine starke deutsche Rüstung den allergrößten Wert legen, die Meinungen über di« oorzunehmenden Rüstungsverstärkungen sich spalten wollen. Verschiedentlich kann man in nationalen Blättern lesen, daß eS sich für Deutsch land jetzt doch in erster Linie darum handle, die militärische Macht gegenüber Frank reich weiter zu verstärken, während doch im allgemeinen wohl der Eindruck überwiegt, daß wir uns auf unser Landheer immer noch genü gend stützen könne«, Kuyzeir aber vor Lllen Dingen nicht genug auf der Hut sein können ge genüber der englischen Mißgunst. Es ist wohl keine Frage, daß unsere vor jährige Hceresvorlage ein wesentlich anderes Ge sicht hätte tragen sollen. Damals aber, als diese Frage zur Entscheidung kam, wurde das Kriegsministerium durch Sparsamkcitsrücksichten in Schach gehalten, und der Reichstag hat sich mit dem Geforderten abgcfundcn, ohne seine Unzulänglichkeit ernsthaft zu prüfen. Jetzt ha ben wir das neue Heercsgcsetz und wüßten nicht, wie man es ernsthaft für aussichtsvoll halten sollte, eine umgehende Revision dieses Gesetzes zu erwirken, nachdem einmal die zuständigen militärischen Stellen erklärt haben, sie könnten sich unter dem Druck der finanziellen Verhältnisse mit dem Geforderten und nunmehr Bewilligten abfinden. Dagegen ist die F l o t te n v c r st ü r- kung eine durchaus aktuelle Frage, ein durch aus erreichbares Ziel. Und da dünkt es uns denn doch wohl geboten, daß alle nationalen Kräfte sich vereinen, um die auf diesem Gebiet zu steckenden Ziele erreichen zu helfen. Nachträg lich über die Unzulänglichkeit der vorjährigen Hceresvorlage zu klagen, hat bis auf weiteres keinen praktischen Zweck, dagegen hat eS sehr wesentlich praktischen Zweck, jetzt alle Kräfte dar auf zu konzentrieren, daß man jenseits deS Ka nals Respekt bekommt vor der deutschen Ent schlossenheit, sich durch britisches Stirnrunzeln nicht ins Bockshorn jagen zu lassen, sondern un beirrt seinen Mann zu stehen und mit voller Tatkraft die deutschen Interessen zu vertreten. Eröffnungssitzung ües Sächsischen Lanütsvs. Die Zweite Kammer hielt Dienstag abend 6 Uhr ihre erste Präliminarsitzung bei gut besetzten Tri bünen ab. Am Mini sie rtilche wohnten die Staats minister Dr. von Otto. Dr. Beck und von Leyde- witz der Sitzung bei. Das Präsidium hatte sich bis auf den Vizepräsidenten Opitz vollzählig am Präsi dententisch eingefunden, während Vizepräsident Opitz seinen Platz innerhalb der konservativen Fraktion eingenommen hatte. Präsident Dr. Vogel eröffnete die Sitzung als Vorsitzender der Einweisungskommission. Es sei ihm eine angenehme Pflicht, im Auftrage der Kommission sowie im eigenen Namen alle die Herren, die sich zum 34. ordentlichen Landtag eingefunden haben, herz lich willkommen zu heigen. Das Jahr 1911 habe mit seinem heißen Sommer viele schöne onnige Tage, aber auch durch seine Trockenheit chwere Sorge gebracht. Die Schiffahrt auf der Elbe ei lahmgelegt und zeitweise sogar vollständig unter- irochen worden. Die gewerblichen Betriebe, die auf Wasserkraft angewiesen waren, hätten große Nachteile erlitten. Wälder und Felder litten gleichfalls unter der Dürre, und durch die Miß ernte sei nicht nur die Landwirtschaft betroffen worben, sondern es sei auch eine Steigerung der Preise fllr Nahrungsmittel eingetreten. Die Teuerung habe sich nicht nur aut Deutschland, sondern auch auf die angrenzenden Länder erstreckt. Hierdurch sei eine Erschwerung der Zufuhr und keine Herabminderung der Preise zu ermöglichen gewesen. Staat und Gemeinde batten Maßregeln ergriffen, um wenigstens einigermaßen die Teuerung zu mildern. Die Verkehrsverhältnisse in Sachsen hätten sich im letzten Jahre günstig gestaltet, so daß man auf eine weitere Gesundung unserer finanziellen Ver hältnisse rechnen könne. Dem zurückgetretenen Staats minister Dr. von Rüger sei die geiunde Finanz wirtschaft in Sachsen zu verdanken. Er wünsche dem zurückgetretenen Minister nach den angestrengten Arbeitsjahren einen ungetrübten heiteren Lebens abend. Hierauf begrüßte der Präsident den neuen Finanzminister von Seydewitz namens der Kammer. Für den Aufschwung des Verkehrs in Sachsen sei ein Werk, die Internationale Hygiene - ausstellung, von besonderem Einfluß gewesen, an deren Errichtung der Landtag durch die Bewilligung eines Staatszuichustes mitgewirkt habe. Die Aus stellung sei Vie erste große internationale Aus stellung auf deutschem Boden gewesen und habe sich als ein gemeinnützrges Werk von weittragender Be deutung gezeigt. Sie habe nicht nur ein glänzendes finanzielles Ergebnis erzielt, sondern auch das An- sehen Sachsens in aller Welt gehoben und der Menschheit neue Wege zur Erhaltung der Gesund heit gewiesen. Das Gelingen der Ausstellung sei jedoch nicht möglich gewesen, wenn nicht der Staat und der König dieselbe tatkräftig unteritützt hätten. Der Redner schloß mit einem dreifachen Hoch auf den König. Auch die Sozialdemokraten erhoben sich hierbei von ihren Plätzen. Dann beglückwünschte der Präsident die Abgg. Kockel und Horst zu ihrer 25jährigen parla mentarischen Tätigkeit und widmete den ver storbenen Abgeordneten Amtsrichter Dr. Rudolph- Leipzig. Verlagsbuchhändler Dürr - Leipzig und Gutsbesitzer Sobe-Zschorna herzliche Worte des Nachrufs, worauf sich das Haus erhob. Hieran schloß sich die Teilung der Kammer durch da» Los in fünf Abteilungen. Zum Vorsitzenden der ersten Abteilung wurde gewählt Aba. Bleuer, stellvertr. Vors. Abg. Bähr. Schrntsührer Dr. Mangler, Stell vertr. Richter. 2. Abteilung: Dors.Opitz, Stellvertr.Dr.Steche, Schriftführer Rentsch, Stellvertr. Schultze. 3. Abteilung: Vors. Dr. Vogel. Stellvertr Dr. Hähnel. Schriftführer Lange-Leipzig, Stell-, »«rtr. Günther. 4. Abteilung: Vors. Uhlig, Stellvertr. Haufe, Schriftführer Dr. Roth, Stellvertr. Dr. Seyfert. 5. Abteilung: Vors. Dr. Spieß, Stellvertr. Fleißner, Schriftführer Gleisberg, Stellvertr. Barth. Nächste Sitzung: Mittwoch vormittag 11 Uhr. Tagesordnung: Wahl des Präsidenten und der Mitglieder des Direktoriums. Mnüelsverttsse. (Stimmungsbild aus dem Reichstag.) Berlin, 7. November. (Drahtmeld.) Auch heute stehen Fragen, die mit den auswärti gen Beziehungen des Deutschen Reiches Zusammen hängen, auf der Tagesordnung. Aber sie sind im Verhältnis zu der bevorstehenden großen Aussprache von harmloser Art. Der Reichstag hat vor der großen Sommerpause die Ermächtigung zur vorläufi gen Verabschiedung eines Handels- und Schis f- fahrtsvcrträgs mit Japan Hegeben, doch mit der Bedingung, daß in bestimmter tirist die Zu stimmung des Reichstags eingeholt werden muß. Der Bundesrat hat mit Wirkung vom 17. Juli den neuen Vertrag in Kraft gesetzt. Er entspricht in allen wesentlichen Punkten dem englisch-japanischen Ver trag, doch sind in dem den deutschen Abgeordneten vorliegenden Entwurf die Bestimmungen über den Handels- und Schiffahrtsvertrag und diejenigen über den Zolltarif getrennt. Der allgemeine Vertrag soll auf zwölf Jahre gelten, Las Tarifabkommcn nur bis zum 31. Dezember 1917. Bevollmächtigte zum ^Ver trag waren, wie hinzesügt sei, von deutscher Seite Staatssekretär ron Kiberlen, von japanischer der japa nische Botschafter in Berlin. In der heutigen Beratung wurden hauptsächlich Wünsche der deutschen Seide nindustric vorgebracht. Es zeigten sich da der Abg. für Krefeld Pieper (Ztr.) und Abg. Dr. Stresemann (Natl.) als Sachkenner. Der letztere verlangte auch mehr Berücksichtigung der deutschen Kammgarne. Abg. Kämpf (Vpt.) schien mit Len Erreichten leid lich zufrieden zu sein. Im Prinzip erklärte er sich für den Abbau unserer Jndustriezölle. nachdem neulich Abg. Osser von derselben Partei den allmählichen Abbau der Landwirtschafts zölle proklamiert hatte. Für die Meistbegünsti gung als solche hatte er Sympathie. Auch Süde- kum (soz.) schätzte sie als letzte Uebcrreste aus den Zeiten des Freihandels besonders. Es war eine ähn liche Gruppierung wie sonst bei Handelsverträgen. Auf die Sozialdemokratie als Jasager kann sich die Reichsleitung, wenn sie Handelsverträge vorzulegen hat, ziemlich sicher verlaßen. Abg. Roes icke (Kons.) brachte die alte Klage vor, daß eigentlich alles Reden nichts mehr helfe. So liegen die Dinge ja tatsäch lich. Staatssekretär Delbrück, der nebst dem Unterstaatssekretär im Reichsjchatzamt Kühn und dem Direktor im Auswärtigen Amt von Körner die Vorlagen vertrat, konnte keinem der Wünsche Erfüllung zusagen und trotz dieses Mangels sah auch das Haus keine andere Möglichkeit, als den Entwurf anzunehmen. Eine Kommissionsberatung hätte kaum etwas gcholfen, und daher akzeptierte man den Ent wurf auch gleich in zweiter Lesung. Nicht schlechter erging es dem Vertrag mit Eng land über die gegenseitige Auslieferung von Ver brechern zwischen Deutschland und gewissen britischen Protektoraten sowie der Vorlage über die Han delsbeziehungen zum Britischen Reich. Doch gab der erste Vertrag dem Abg. Iunck (Natl.) Gelegenheit, auf die Regellosigkeit der deutschen öffentlich rechtlichen Zustände und Zuständigkeiten binzuweisen, einem Hinweis, dem sich Abg. Dove (Vpt.) anschließt. Nicht vorgelegt ist nämlich der im Januar 1911 abgeschlossene Auslieferungsvertrag zwischen den deutschen Kolonien und den englischen Protektoraten. In der Tat wäre eine Vereinfachung und Kodifizierung des öffentlichen Rechts sehr zu wünschen. Auf die Beratung des Kleinaktiengesetzes verzichtet man heute und entschloß sich un erwarteterweise, die Aussprache über die auswärtige Politik noch um einen Tag zu verschieben. Der Reichstag wollte dem Reichskanzler, wie es heißt, nicht den Wunsch er füllen, ihn morgen allein reden zu lasten und sich dann zu vertagen. Man einigte sich vielmehr darauf, morgen Mittwoch überhaupt noch nicht über die auswärtige Politik zu reden, sondern sich durch das Studium der Verträge ein möglichst vollständiges Bild zu schaffen. Abg. Basser mann (Natl.) bekämpfte zunächst den Vorschlag, zog aber seinen Widerspruch, als die anderen Parteien für den Vor schlag stimmten, zurück. Der Krieg um Tripolis. Aus den vom italienisch-türkischen Kriegsschau platz einlaufenden Depeschen kann man sich immer noch kein klares Bild von den wirklichen Vorgängen machen. Man gelangt fast in Versuchung, die Depeschen je nach ihrem Ursprung in eine italienische und eine türkische Abteilung zu trennen. Während wir in unserer gestrigen Abendnummer türkische Be richte Wiedergaben, nach denen die Lage in Tripolis für die italienische Besatzung andauernd ernst ist, beeilt sich die „Agenzia Stefani", das offiziöse ita lienische Depeschenbureau, ein langes Telegramm aus Tripolis zu verbreiten, in dem die Situation, wie üblich, als günstig für Italien geschildert wird. Tripoli», 7. November. („Agenzia Stefani.") Der vorgestrige Angriff hatte leine weiteren Folgen. Die ein,einen kleinen unaufhörlichen Angriffe be zwecken vielleicht, die italienischen Arbeiten >ür eine endgültige feste Stellung zu hindern. — Die Ankunft der neuen Verstärkungen ließ es opportun erscheinen, eine weiter vorgeschobene Linie in der östlichen Oase zu besetzen, um die in der westlichen Oase verborgenen Feinde zurückzutreiben. Um 2 Uhr nachmittag» ging die fünfte Brigade unter dem Befehl des General» Dechaurand von der italienischen Verteidigungs linie schnell gezen die Batterie Hamidie vor. nahm sie ein und besetzte sie mit einer Batterie Ge- birosgeschützen und einer Batterie Schnellfeuer kanonen. Die Ordnung und Schnelligkeit des italienischen Vorrückens machten es dem Feinde unmöglich, bemerkenswerten Widerstand zu leisten. Die Türken und Araber bemühten sich, mit Infanterie und Artillerie einen Gegenangriff zu machen, aber die 5. Brigade halte bereits eine so starke Stellung eingenommen, daß der Versuch mißlang. Gegen Einbruch der Nacht zog sich der überall zurückgeworsene Feind in großer Unord nung mit nichc geringen Verlusten zurück, während die Italiener sieben Verwundete hatten. — Durch die Besetzung der Batterie Hamidje hat die italie nische Linie die Form einer Zange, und die Truppe, die einen Angriff gegen die östliche Front versuchen würde, würde sich auf der rechten Flanke bedroht sehen. Wahrend der Operationen feuerce die feind liche Artillerie einige Schrapnells gegen die südwest liche Front der Italiener, vermutlich zu dem Zwecke, eine Frontändernng heroorzurulen. Dabei hatten die Italiener einen Verwundeten. Weiterer Schaden wurde nicht angerichtet. Die italienischen Truvpcn sind mit der Herrichtung ihrer endgültigen Stellung leichäftigt. Die Einwohner bekunden nun mehr ein größeres Gefühl der Sicherheit Sie haben mit vollem Vertrauen ihre gewohnte Beschäftigung wieder ausgenommen, so daß der Handel wieder aus zuleben beginnt, wie die Tätigkeit des Zollamts in Tripolis ausweist. Ueber die Lage in Tripolis wird weiter von italienischer Seite gemeldet: Tripolis, 7. Nov. lE. D.) Gestern haben die Ara ber. die sich in der Gond von Zahzur befinden, den Italienern Mauiergewehre und Munition ausge liefert. Die Cholera herrscht noch immer im Lager von Ain Zara. Vorgestern hat man 40 arabische Gefangene, denen man nichts Besonderes vorwerfen konnte, freigelassi u Auch vorgestern wurde aus einigen Häusern der O"sa auf die italienischen Sol daten, als sie gegen Hamidje vorrückten, Schüsse ab gegeben. Dieser Vorgang beweist, daß Milde un angebracht ist. Ueber die Stimmung in Italien liegen folgende Depeschen vor: tü. Mailand, 7. November. lTel.) Die sozial demokratische Presse fängt an, dringend zu for dern, die Regierung solle die Wahrheit sagen und endlich die Verluste bekannt geben, welche die zu gestandenen Zahlen in Wirklichkeit weit übertreffen. 8t. Mailand, 7. November. (Tel.) Die Hoffnung der italienischen Regierung, daß die Pforte nunmehr den Frieden annimmt, ist gering, da die offi ziösen Blätter schreiben, daß das türkische Volk zu lehr durch seine Regierung über die militärische Lage in Tripolis „getäuscht" sei. Türkische Siegesnachrichtcn. Konstantinopel, 7. November. lE. D.) Das Tele gramm an das Kriegsministerium über die Kämpfe bei Derna stammt von Enver Bey. Danach haben die Italiener nicht bloß fünfhundert Tote ver loren, sondern der Rest der italienischen Ab teilung, die im Gefecht stand, soll auch in Gefangenschaft geraten sein. Die Meldung ent hält keine Angabe darüber, wie lange der Kampf gedauert hat. Konstantinopel, 7. November. (E. D.) Nach einer Meldung aus Tobruk wurden die Italiener bei El Karuk geschlageu und ließen zweihundert Tote auf dem Platze. Die Türken und Araber waren vom Hauptmann Dschami Dey, dem Ab geordneten von Festan, befehligt. Die Italiener-Unruhen in Aegypten. London. 7. November. (E. D.) Wie der „Evenina Standard" aus Alexandria meldet, dauern die Unruhen trotz des über die Stadt verhängten Belagerunaszustandes fort. Auch in Kairo finden noch täglich ernste Ausschreitungen statt, doch ist die Polizei bemüht, die Ruhestörungen mit aller Gewalt zn unterdrücken. 'Während der letzten Tage sind in Kairo vier italienische Arbeiter und in Alexandria drei Italiener ermordet worden. Ein freiwilliges italienisches Fliegerkorps. Dem Kriegsminister haben sich fast alle italie nischen Zivilflieger zur Beifügung gestellt, um im Feldzug in Tripolis Auftlärungsoienste zu leisten. General Spingardi hat das Anerbieten ange nommen und die Flieger ausgefordert, sich zur Ein kleidung und Ausrüstung nach Rom zu begeben. Die Flugzeuge werden von der Regierung geliefert. Bisher haben sich 23 Flieger emschrerben lasten. Außerdem haben sich gemeldet ein Rumäne und ein Franzose, über deren Annahme noch keine Entscheidung getroffen worden ist. Die Revolution in China. Bei den Meldungen über Li« Einnahme Pekings durch die Rebellen scheint vorläufig noch der Wunsch der Vater des Gedankens zu sein. Wie wir schon in unserem gestrigen Abendblatt« meldeten, vermutet daz Reuter-Bureau, daß der Ursprung der Nachricht vielleicht auch auf eine Depesche zurückzuführen sei, nach der Prinz Tsaihsuen, «in Brud«r d«s Regerrten, aus Peking geflohen ist! Die Tatsache geht jedoch aus allen Meldungen klar hervor, daß di« Reoo- lutionäre einen Erfolg nach dem anderen erring«», den ganzen Jangtse entlang fallen ihnen die Städte wi« die Fliegen zu. In der Flotte scheint eben falls ein recht revolutionärer Geist zu leben. Am Sonnabend kamen, wie die „Morning Post" au» Schanghai berichtet, Admiral Sah und vier Kanonenboot« in einem bellag«n»werten Zustand« an.
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