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«MW» -d MW Tharandt, Nossen, Sieöenteßn und die Amgegendm. Amtsblatt für die Rgl. ^lmtshauptniannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Forstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Alttanneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, Herzosgwalde mit Landberg, Hühndorf, Kaufbach, Kesselsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Munzig, Neukirchen, Neu« tanneberg, Niederwartha, Oberhermsdorf, Pohrsdorf, Rshrsdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsdori Schmiedewalde, Sora, Steinbach bei Kesselsdorf, Steinbach b. Mohorn, Seeligstadt, Spechtshausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1 Mk. 55 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnserttonspreis 10 Pfg. pro viergespalteue Corpuszeile. Truck und Verlag von Martin Berqer in Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion Martin Berger daselbst. No 139. Sonnabend, den 24. November 1990. S8. Jahrg. Jun, 24. Sonntage nach Trinitatis.! (Tsdtenfest.) l.Kor. 15, 26 t Der letzte Feind, der ausgehoben wird, ist der Tod. Ist der Tod ein Feind? Erscheint er nicht manchem Menschenkiude inmitten körperlicher oder seelischer Qualen als ein Erlöser? Wie oft müssen wir am Schmerzens lager Schwerkrinkec seufzen: Ach, wenn die Noth doch erst ein Ende hätte, wenn der Too — käme! Ist der Tod ein Feind? Nein,sagen viele Natur forscher; der Tod ist ja der naturgemäße Abschluß des menschlichen Lebens. Wie kann man, was der "Natur ent sprechend ist, als feindliche Macht auftassen wollen? Der Tov mag manchem zu früh kommen, die Zerreißung inniger Bande durch ihn mag sehr wehe thun, aber wir tonnen uns nicht über ihn beklagen. Der Weise schilt nicht, was unabwendbar ist. Ist der Tod ein Feind? Ja, sagt die heuige Schrift. Denn er ist der Sünde Sold und er ist so wider natürlich, wie die Sünde selbst. Gott schuf den Menschen nicht, daß er sterben, sondern daß er leben sollte. In dieser göttlichen Absicht hat sich auch mäus geändert. Wenn Gottes Stunde gekommen ist, hört das Sterben auf. Christus Jesus, der den Tod für seine eigene Person bereits über wunden Hal, überwindet ihn auch für alle übrigen Menschen. Freilich erst zuletzt, nachdem alle anderen Feinde überwunden sind. „Der letzte Feind, der aufgehoben wird, ist der Tod." Der Tod ist der Christenfeind, weil er Christi Feind ist. Christus ist das Leben (Joh. 14, 6). So steht der Tod in, schärfsten Gegensatz zu Ihm, und sofern wir Christen sind, — neue Kreaturen, in denen Christus lebt, — auch zu uns. Wir merken das deutlich, wenn wir geförderte Christen, ausgeprägte christliche Charakter aus unserer Mitte scheiden sehen; wir empfinden tief, wie unnatürlich es im Grunde ist, daß solche Leute sterben müssen. Nun, diese Unnatur wird aufhören. Das Leben des^HErrn Jesu wird offenbar werden an unserm sterblichen Fleische, wie es jetzt schon offenbar ist an unserer Seele. In dieser Gewißheit stehen wir getrost an den Grüften und trösten an den särgeu. Wir weinen, aber wir ver zweifeln nicht; wir trauern, aber wir murren nicht. Aeußer- lich getrennt von unseren Heimgegangenen, bleiben wir doch innerlich von ihnen ungeschieoen. Sie und wir beten zu demselben HErrn. Ihm leben sie und wir. Die Ge meinschaft der Heiligen kann -kein Tod zerstören. Weißt du hoffnungslos Weinende? Dann besuche sie am Todtenfeste. Verschone sie mit Menschenwort, aber sage ihnen Gottes Wort. Sprich ihnen vor allem von dem strahlenden Sieger über den letzten Feind, ja, sage ihnen von Jesu, Er kann und will auch ihr Friede werden. Verschlungene Lebenswege. Original-Roman von Gustav Lauge. (Fortsetzung.) Das Wirthshaus, die „Sonne", lag direkt an der Sitzen Hecresstraße, die durch das idyllisch am Berges- Mang gelegene Dorf führt und sich dann in der schmalen Thalmulde hinzieht. Ein munteres Waldbächlein, welches den Abhang heruntergeschossen kommt, fließt in der Nähe des Wtrthshauses ruhiger unter schattigen Bäumen dahin. Wohl kam es vor, daß Touristen auf ihren Gebirgs- loureu kurze Raft in der „Sonne" hielten, ganz selten aber war cs, daß Fremde hier zu übernachten pflegten, denn die nächste L-tadt war nicht allzuweit entfernt und wer konnte, setzte daher leme Reffe bis^ahin fort. Ueber- haupl war ein Aufenthalt in der „«sonne" nicht ange nehm, die Bedienung eine sehr mangelhafte, denn der Sonnenwirth, durch die Sorgen um seine mißrathenen -Kinder verbittert und immer schlechtgelaunt, verstand die Gäste nicht zu fesseln. Er war mit seinen zwei Söhnen recht schwer vom Schicksal gestraft; nicht allein daß der älteste, der Xaver, einen Wandel führte, der in der ganzen Gemeinde Anstoß erregte, auch der andere war ein lockerer Vogel geworden und eines Tages nach einem heftigen Streit mit seinem Vater auf und davongelaufen und wanderte in der Welt umher. Das Annerl, ein hübsches, fleißiges Mädchen, war nun die einzige Stütze der Eltern und ihr hatten sie es zu danken, daß die Wirtschaft in der „Sonne" vor dem völligen Ruin bewahrt blieb, der schon drohte. — An einem recht schwülen Sommertag, die Sonne war schon im Scheiden begriffen und die letzten Strahlen ver goldeten die Spitzen der mächtigen Bergriesen, hielt die Poft vor der „Sonne", immer ein Zeichen, wenn einer der Fahrgäste Einkehr hatten wollte. Lustig erklang der Peitschenschlag als Zeichen der Ankunft, dann sprang der Postillon von seinem luftigen Sitz und war einem Herrn beim Aussteigen behülflich. Der Fahrgast, der in einen langen Staubmantel ge hüllt mar. nützte sich schwer auf einen derben Stock, als er den Boden erreicht halte. „Wirb das Wcttcr aushalten," meinte er zu dem Postillon, als er diesem ein Geldstück in die Hand drückte. „Ich reise zum Vergnügen nn.d möchte morgen früh den Sonnenaufgang im Gebirge beobachten, muß doch von hier aus eine schöne Fernsicht sein; mit meinem Bein kann ich nun einmal nichl auf die Berge steigen." „Wohl schwerlich," erwiderte der Postillon. „Sehen Sie dort diese seltsamen Wolkengebilde, meist ein Zeichen, wenn ein Gewitter im Anzuge ist; es war heule auch ein recht schwüler Tag und kann etwas Regen in der Nacht gar nichts schaben." Die Wirthstochter kam jetzt mit einem Trunk für den Postillon und unterbrach die Unterhaltung der beiden Männer über das Wetter. Der Fremoe schritt auf das Gasthaus zu, auf den Stock gestützt konnte er sich nur mühsam fortbewegen, infolge des langen Mantels war aber nicht gleich zu erkennen, welcher Fehler ihn am Fort kommen hinderte. Nachdem er so unverhofft zu Reichthum gekommen war, hatte sich Emeran, denn er war es, der Einkehr in das Wirthshaus hielt, ein künstliches Bein unfertigen lassen; er konnte sich nun wenigstens ohne Krücken fort bewegen, auf einen derben Stock gestützt. Nicht leicht war ihm der Entschluß geworden, hierher zu reisen; immer wenn eres sich wieder aus dem Sinn zu schlagen suchte, den Ort wieder zu betreten, da vermeinte er den Ruf einer inneren Stimme zu hören, die ihn dorthin lockte. Wohl hatte er sich geschworen, mit keinem Schritt das Dorf wieder zu betreten und lange hatte er auch den Schwur gehalten und so lange er der namen lose Findling war, wäre cs ihm auch nicht in den Sinn gekommen, davon abzuweichen, aber jetzt lagen die Ver hältnisse ganz anders. Er kam sicher nicht zu weit von seinem Vorsatz ab, wenn er unerkannt einen kurzen Aus flug in das Dorf unternahm. Als Emeian in die ihm wohlbekannte Gaststube ein- trat, saß nur ein einziger Gast darin; er fixirte denselben scharf, soweit es das herrschende Halbdunkel zuließ —der Mann kam ihm gleich bei dem ersten Blick bekannt vor, er erinnerte sich jetzt, es war der Ortsdiener, der schon seit vielen Jahren dieses Amt, mit dem mancherlei Funk tionen verknüpft waren, in der Gemeinde versah. Diese lebendige Ortschronik kam ihm gerade recht in den Weg; er brauchte nicht zu befürchten, von diesem erkannt zu werden, wer weiß ob ihn eine einzige Person im Dorfe erkannte, man sich überhaupt daran erinnerte, daß er existirt hatte. Der einsame Gast fühlte sich sehr geschmeichelt, als sich der wohlhabend aussehende Fremde zu ihm setzte, auch gleich ein Gespräch mit ihm anknüpfte und bei dem zurück kehrenden Annerl zwei frische Maaß bestellte. Es erweckte nicht den geringsten Argwohn in ihm, als der Fremde im Laufe der Unterhaltung sich zumeist nach Vorkommnissen im Orte und schließlich gar nach dieser und jener Person erkundigte. Bereitwilligst kramte er seinen Gedächtnitzschatz aus und als der Fremde sich nach den Bewohnern des Gaiglhofes erkundigte, da dämpfte der Gemeindediener seine Stimme zum Flüstertöne und beugte sich weit zu ihm herüber. Was da Emeran alles Erfuhr — glücklich und zufrieden glaubte er Therese — glückliche Gattin und Mutter und was erfuhr er da! Er wollte immer dem Erzähler zurufen: „Halt ein! Es ist alles Lug und Trug!" Aber der Mann konnte doch nicht etwas erzählen, was nicht der Wahrheit entsprach, es mußte doch so sein. Zuletzt schien es, als achte Emeran garnicht mehr auf die Worte seines Gegenüber; das Haupt war ihm tief auf die Brust herabgesunken und der Gemeindediener, welcher meinte, der andere sei, von Müdigkeit übermannt, eingeschlafen, entfernte sich. Als er allein war, kam Emeran wieder zu sich; er ballte die Hände — dieser Elende, wie er es wagen konnte, das Weib so unglücklich zu macheu. Er hätte nach dem Gaiglhof eilen und sie von seiner Seite reißen mögen, um sie einem glücklicheren Loos entgegenzuführen — aber er mußte gleich darauf mit dem Kopf schütteln, wie konnte ihm nur ein solcher Gedanke kommen — war Therese nicht selbst ihres Unglückes Schmied gewesen? Hatte sie sich nicht selbst diesen Mann gewählt und war es ihr nicht in die Hand gegeben, ihn zu prüfen. Wie bitter mußte die Reue jetzt für sie sein und für ihren verstorbenen Vater, den GaiglHofer, der ihm einst verweigert hatte, noch ein Wort mit ihr zu sprechen — ihn ausschalt, weil er so vermessen gewesen war, die Therese zu lieben. Da drangen streitende Stimmen aus dem Nebenge- mache au sein Ohr; wußte man dort nichts von seiner Anwesenheit oder hielt man es nicht für nöthig, Rücksicht auf ihn zu nehmen, denn trotzdem die Verbindungsthüre geschlossen, war jedes Wort aus dem Streite zu verstehen. Emeran wollte gar nicht darauf achten, was kümmerte ihn der Streit, aber ob er auch nicht wollte, deutlich hörte er eine heftige Männerstimme sagen: „Pack Dich aus dem Hause, sage ich Dir abermals und komm' mir nicht wieder unter die Augen!" Diese Stimme, er hatte sie schon oftmals gehört und er brauchte sein Gedächtniß nicht allzusehr anzustrengen, es war sicher der Sonnenwirth, der so sprach und Je mandem sein Haus verwies. „So, ist das Dein letztes Wort! Meinst Du denn, ich laß mich wie einen Hund davonjagen l" So hörte Emeran eine andere, nicht minder heftige Stimme entgegnen, es war ihm auch, als habe er die selben Laute in seinem Leben schon gehört, nur hatten sie damals keinen so heiseren, fibrirenden Klang, aber es mar ihm nicht gleich möglich, sich zu besinnen — es war doch auch schon lange her, seid er von hier fort war - sollte es am Ende Laver sein, der sich mit seinem Vater zankte? Der weitere Verlauf des Streites be stätigte Emeran in seiner Vermuthung und sollte ihm einen Beweis von der niederen Gesinnung dieses Mannes liefern. „Hab' ich nicht mein ganzes Vermögen schon herge geben!" erwiderte der Erste. „Soll ich auf meine alten Tage das Brot vor den Thüren fremder Leute Vetteln! Ich kann Dir kein Geld mehr geben und wenn der Gaigl hof morgen unter den Hammer kommt! Dann magst Du arbeiten, wenn Du nicht auf der Straße liegen bleiben willst! Das ist mein letztes Wort!" „Dann kannst Du noch etwas erleben, woran Du