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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 15.11.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-11-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19111115026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911111502
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911111502
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-11
- Tag 1911-11-15
-
Monat
1911-11
-
Jahr
1911
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BezugS-Prelt ür L«t»»ia a»v V«,»n» d»rch ««)«« Tria«« and Gpedtte»»» rmal tiallch ln«v«u»ardraqi « Pt. monatl. L7V Mk. oieneilährl. V«« anftri» KNtalen » Vi»» nahmeslell«« ada«l»»ll 7» PI. «oaatl, r^L VIk. otenelftchrl. D»ech »I« V»kr mnerhalb Deutichiand, und der devtschei» Kolonien »»«»leliädil. SSV Mt.. monatl. lM VIl. au»s<hl. PoildefteUaeld gerner In Belgien, Danemarl. den Donauftaat««, IlaUen. Luieinduka. Niedeiland«. R»r- «rgen Oeilerrelch» Unaarn. R»I»land, Schweden, Echse»» n Spanten. In alle« ddrigen Slaalen nur bnett durch dt» tbetchaltullell« de» Blatt,» erhältlich. Da» L«tp«ig«, Tageblatt «rlchetn» rnurl tägltch. Sonn- «. Felettag» nur morgen». ild»nn«ment».Annahm» I»ha,nt»,,N, ih bat unteren Trägern. Filialen, Spediteure», »nd itlnnahmeftellen, iowi« Popämtern und Briefträgern. Etn,,lv«rka»s»»r«t» 10 P^ Abend-Ausgabe. MMcr Tageblatt s 14«92 lUachtanschlu« l 14892 lN-»ta.schl»U Lrl.-Iluschl. 14 893 «NltNvelAKktlUNg. Tel.-Änschl.! 14 «93 Amtsblatt des Aates und des Nolizeiamles der Stadt Leipzig. Unieiqeu Preis IRr Inserat» an» t!»ip»«a and Umgeb»«« di» lIoal»tg»P«ttt»«il» L Ps, di« ReName- »eil, i Ml. von au»wärt» Li Ps, Reklamen 120 Ml. Inierat» von Bedärden im amt- lichen Teil di» Petit»«»», «i Ps E«Ichält»an»«tgen mit Platzvorlchrtsten im Prell« erhöht. Rabatt nach Tarts. Betlagegebübr Delamt- auslag« 5 Ml. o Tausend erkl. Poitgedithr. Teildeilag« lieber. Feltetteilt« Aufträge können nicht »urück- aezogen werden. Für da» iürfcheinen an bestimmten Tagen und Plätzen wird keine Garantie übernommen. Anzeigen«Annahme: Johanni»,»«» S, bei »amtlichen Filialen a. allen Annoncen- Erpedittonen de» In- and Au»lande». Druck »ab Verla« »ea Fifcher ch Kürst«, Inhaber: Paat Kitefte«. Nedaktio» und <i«Ichilt»stell«: Iohannisgast« 8. Haapt»Filiale Dr«»den: Eeeftrag« 4, 1 (Telephon 46211 Nr. 317. Mittwoch, üen lS. November >Sll. IO5. Zshrgsng. HE" Unsere heutige Morgenausgabe umfaßt 2V Seiten, die Abendausgabe 8 Seiten, zusammen ÄL Seiten. Epilog zur bsgrilchen Lsnütsgssuklülung. Am 30. September hatte die dritte Session des 35. Landtages begonnen. Die Zeit von Ende Seotem- >er bis Mitte November hatten die bayrischen Bolls- roten in der Prannerstrage damit ausgefüllt, daß sie ich und die Minister in niederträchtigster Weise be- chimpften, daß sie Ordnung und Sitte verzagen und Len Sitzungssaal zu einer Stätte stempelten, in der sich entfesselte Leidenschaften in wüsten Wortentladun- aen austobten. An jenem Tage war dieser Landtag schon dem Tode geweiht, da Bayerns Ministerpräsi dent sich und seine Mmisterkollegen gegen eine Be schimpfung wehren mutzte, die ein Zentrumsmann sich damit erkühnt hatte, all« Minister glattweg „Esel" zu heitzen. Der Landtag hatte ich selbst um alle Achtung gebracht, indem in deut chen Parlamenten unerhörte Beschimpfungen die tagesüblichen Titula turen geworden waren. Immer noch sag die Regie rung mit verschränkten Armen da, immer noch hoffte das Gesamtministerium, datz, sobald der erste Sturm dahingebraust sei, die Wogen sich glätten und ruhige gesetzgeberische Arbeit sich durchringen und behaupten werde. Da spielte der beste Regi seur aller mensch lichen Begebenheiten in dem politischen Konzert in der Prannerstratze plötzlich Kapellmeister, und just an dem Tage, da der Landtag begann, sein geietz- mätziges Pensum in Angriff zu nehmen, just da mutzte er die Arbeit einjtellen und der grotzenGeneral pause Folge leisten, die Kapellmeister Zufall in die häusliche Sinfonie des Landtages prirnn vista ein gezeichnet hatte. Gerade hatte die Generaldebatte zum Etat des Auswärtigen ihren Anfang genommen, da wurde abgeklopft und die Musikanten aus der Prannerstratze hatten die Pulte abzuräumen. Tra- gikundZroniedesSchicksalszugleich. . . Im Kampfe gegen den mißliebigen Verkehrs minister Herrn v. Frauendorfer hatte das Zentrum allmählich alle politische Berechnung ausgcgeben und war zu einem Allegro furioso übergegangen, das ihm nun zur Trauermusik geworden ist. Weil Bayerns Berlehrsminister — das mutz noch einmal grell be. leuchtet werden — (gestützt und gedeckt durch das Gesamtministerium) den süddeutschen Eisenbahner- veröand dem Zentrum und seinem christlichen Eisen- bahnvcrband zuliebe nicht boykottierte, darum war es im Schotze der bayrischen Zentrumsfraktion be schlossene Sache, diesen Minister zu stürzen. Zn sei nem blinden Hasse schütz die Partei über das politisch erlaubte Ziel hinaus und stellte die Verfassung auf den Kopf, als es sah, wie Herr v. Frauendorfer von Tag zu Tag fester im Sattel saß. Da kam jener willkürlich hcrausbeschworene Konflikt im Plenum, wo em Zentrumsagitnior einen Minister anpöbelte, ohne vonr präsidierenden Vizepräsidenten gerügt zu werden, kam jener Art der Selbstverteidigung des Verlehrsmmisters, kam die Arbeitseinstellung des Zentrums im Finanzausschüsse, kam die Demütigung der Regierung, kam die zweimal wiederholte Kriegs- ansage des Zentrums. . . Da griff Bayerns greiser Regent ein, und noch halte die Sonne nicht zweimal sich verabschiedet, da war der Tragöoie, die sich infolge der Macht- gelüste des Zentrums und der Unschlüsjiakeit der Re- gierung zur Tragikomödie und schließlich gar zur Farce gewandelt hatte, ein schneller Schluß bereitet. Die Tatsache, daß ein bayrisches Ministerium nicht den Wander st ab ergreift, sondern der Mehrheitspartei die Stirn bietet und an das Volk appelliert, ist so bedeutungsvoll, datz der 14. November 1911 als ein Wendepunkt und ein Markstein in Bayerns innerpolitischer Geschichte be zeichnet werden mutz. „Wach auf, mein Volk!" Diesen Imperativ aus der Zeit der Freiheitskämpfe hat jetzt ein 91 jähriger Greis wiederholt, der nicht mehr länger Zusehen mag, wie eine politisch« Partei über den Kopf der Regierung mehr und mehr hinaus wächst und selbst der Krone ins Konzept zu pfuschen wagt. „Wach auf, mein Volk!" ruft Bayerns Prinz regent seinem Lande im gleichen Atemzuge zu, mit dem er die Landtagsauflchung guthietz. Und wenn die Zentrumspresse es abzuleuznen versuchen würde, so bleibt es doch unumstößlich wahr, datz Bayerns Prinzregent in letzter Stunde seinem Ministerium den Weg gewiesen hat, der aus Zentrumshcrrschaft zur Wahrung der kvnstitutio- nellen Verfassung führt. Der „Abschied an den Landtag des Königreichs Bayern", der alle parlamentarische Tätigkeit der bei den ersten Sessionen des nunmehr aufgelösten Land tages verzeichnet, schließt mit folgendem politisch hochbedeutsamen Satze: „Unser Streben wird wie bis her so auch ferner unablässig dem Wohle des ge liebten Vaterlandes geweiht bleiben, das uns erst jüngst aus Anlaß unseres neunzigsten Gcburtsfcjtes >o einmütige und ergreifende Kundgebungen der An hänglichkeit und Treue gewidmet hat." Das ist ein Appell an das Volk, wie er herzlicher, schlichter, einfacher, aber auch na chdrücklich er nicht ausgesprochen werden kann. Sagt dieser Satz nicht, datz das Volk, das dem Neunzigjährigen voller Liebe zujubclte, diese Liebe nun in die Tat um setzen sott, da das engere Vaterland in seinem innerpoli- tischen Leben bedroht ist und zum Kampfe gegen parteipolitische Machtzelüste aufruft! Dieser Satz kündet auch, datz der Vater des Landes, der an die 25 Jahre schon die Geschicke Bayerns mit nimmer müder Hand lenkt und leitet, vom Volke die Antwort erwartet, ob es recht getan war, ein Parlament zu sprengen, das sich zunächst selbst um jede Achtung bringt und dann noch die Unverfrorenheit hat, ein ganzes Ministerium zu ducken und von einem einzigen Minister eine De mütigung zu erzwingen, nachdem es selbst allen An stand längst verloren hatte. .Wach auf. mein Volk!" So hat es jetzt durch Bayerns Gaue und Lande, von Dorf zu Dörflein, von Stadt zu Städtchen zu brausen, diesen Weckruf, es gab ihn ja Bayerns Allergetreuester und Allbeliebtester aus. die Parole schmiedete kein Hitzkopf, um dessen Stirn Zugendlocken sich kräuseln, in dessen junger Brust im Moment des Affekts die Leidenschaft siegt, ach nein, sie prägte «in ehrwürdiger Greis im Schmuck des Silberhaares, sie kündete Bayerns 9!jäh- riger Prinzregent. Weil Luitpold, des Vayernlandes getreuer Verweser, es selbst ist, der zum Kampfe gegen das Zentrum aufruft, drum mutz es endlich auch im schwärzeste^ Bayern tagen, mutz es morgendämmern, wo bislang die Mehrheitsparteien im Trüben fischte und ihre Schäflein schor. Einpolitischer Wahl kampf steht dem Land« der Wittelsbacher bevor, wie er bedeutungsvoller noch nicht da war. O Die Neuwahlen. München, 15. November. (Eig. Drahtmeld.) Ueber den Termin der Neuwahlen zum bayrischen Landtag, die verfassungsgemätz innerhalb Lus öer Vshn geMeuüert. 7s Roman von Carola o. Eynatten. (Nachdruck verboten.) Margila aber, der es widerstrebte, ihren Schütz ling dem Wohlwollen der patzig auftretenoen Laden dame zu empfehlen, erwiderte kurz: „Fräulein Varos ist meine Freundin. — Kann sie jetzt auf ihr Zimmer gehen?" „Ja. — Du räumst deine Sachen ein, bist aber um halb elf wieder unten", sagte die Vorgesetzte zu Szarolta. die mit wildpochcndem Herzen dastand. „Also, auf recht baldiges Wiedersehen, Liebste! Denke an das, was wir verabredet haben, und ver säume nicht, dich nächsten Sonntag so zeitig wie du kannst bei uns einzustellen. Wir erwarten dich, Mama und ich", sagte die Kandidatin, Szarolta die Hand reichend, die zitternde Finger krampfhaft um schlossen. Tas arme Mädchen wäre nicht imstande gewesen, ein einziges Wort zu sprechen, es wagte nicht einmal, Margita anzuschauen, so nahe war es daran, die Fassung zu verlieren. Gesenkten Kopfes folgte es einem Lehrmädchen, das den Auftrag erhalten, es „hinauf" zu bringen. „Sie können uns dieser Tage die Saison-Muster karte zuschicken. Ich wünsche jedoch, datz bei jedem einzelnen Muster der Preis für einen vollständigen, schick, aber einfach gearbeiteten Anzug notiert werde", sagte Margita zur ersten Verkäuferin, als sie sich mit einem kurzen „Guten Morgen" verabschiedete. „Schön! Wieviel wollen Sie für ein Kleid an legen?" „Bis zu zweihundertfünfzig Kronen — Besuchs toilette selbstverständlich." So patzig sich die Verkäuferin eben noch gebärdet harte, ebenso geschmeidig und diensteifrig zeigte sie sich jetzt, als sie sich die Adresse des „gnädigen Fräu leins" erbat. „Erzellenz Kisfalva, Neupester-Kai 6", gab die Medizinerin an. den Laden verlassend. Sie hatte die Bestellung in der Absicht aufgegeben, das Geschöftspersonal von Szigeth und Baczo auf Zzaroltas Beziehungen zu höheren Kreisen aufmerk sam zu machen. Sie kannte die Werte, nach denen der Mensch gemessen wird, und es konnte auch nicht schaden, wenn Prinzipale und Personal wußten, daß sie Freunde besaß, die in der Lage und bereit wären, sie nachdrücklich zu schützen, sollte ihr ein Unbill zu gefügt werden. — ^geschlossen, schoßenem i Auf dem Weg vom Laden bis in den zweiten Stock des weitläufigen Hauses, wo sie in die Hände des Stubenmädchens überging, erfuhr Szarolta, daß die Lehrzeit ihrer Führerin schon in acht Monaten ab- lause und sie dann als Verkäuferin bei Szigeth und Baczo bleiben werde. „Schlecht hat man's hier überhaupt nicht", plau derte das Mädchen weiter. „Die Behandlung ist sehr anständig, die Arbeit nicht übermäßig, und wir haben nur bessere Kunden. Die meisten geben Trinkgeld, wenn man die Ware bringt. Zch habe schon fünf Kronen und mehr an einem Tag verdient!" Szarolta fühlte eisiges Nieseln den Rücken ent lang. — Sie sollte sich Trinkgelder in die Hand drücken lassen! — Nein, das nie! — Zn Begleitung des Stubenmädchens ging es noch mals zwei Treppen in die Höhe, dann wurde ihr ein enges, aber sehr sauberes Stübchen aufgeschlossen, in dem sogar ein winziges Sofa mit verschossenem Be zug stand. „Zn Ordnung bringen Sie das Zimmer selbst. — Ich geh jetzt: wenn's Ihnen abends nach dem Nachlessen zu einsam wird hier oben, so kommens nur zu uns in die Küchel hinunter. Die Gnädige hat nichts dagegen und wir, ich und unsre Köchin, wir gehen nit zur Herrschaft, die anderen vertratschen. Dös gibt's nit bei uns, dazu wissen wir selber viel zu gut, datz nicht alles Gold ist, was glänzt. Sie können also getrost kommen, die Irma tut's auch." . „Za, ich danke", antwortete das junge Mädchen gedrückt. Endlich entschloß sich das Zimmermädchen zum Gehen, einen ganz sonderbaren Begriff von der „Neuen" mit sich fortnehmend, die so ganz anders war und aussah, als die „Lehrmädeln", die sie bis her kennen gelernt hatte. Die Varos sagte nichts, fragte nichts, sprach ein feines Ungarisch, seiner als die Frau Szigeth selbst, und sah aus, wie ein Mädchen aus vornehmer Familie. — Wie lang cs die wohl aushalten würde im Haus? Allein in dem Stübchen, schloß Szarolta die Tasche auf, um das wenige, was sie vorläufig mitgenommen, in die Kommode einzuräumen. Dann brachte sie Haar und Anzug, sie trug das bescheidenste ihrer Trauerklcider, in Ordnung und ging in den Laden hinunter, wie ihr befohlen worden war. Was sie machte, sie machte es mit langsamen, müden Bewegungen, wie jemand, der nur halb wach ist. und so war ihr auch zumute. Die zurückgedrängten Tränen, die sie beim Abschied von Margita ersticken wollten, waren vertrocknet, und sie hatte eine Empfin- dreier Monate nach der gestrigen Kammer auflösung stattzufinden haben, ist noch nichts Be stimmtes zu sagen. Alles, was darüber mitgeteilt wird, beruht auf Kombinarionen. Die Staatsregie rung muß noch eine Reihe von Vorfragen prüfen und sich mit Rücksicht auf die Rähe der Reichstags wahlen auch mit der Reichsregierung ins Benehmen setzen. Jedenfalls aber werden die Landtagswahlcn sobald als möglich ausgeschrieben werden. Ole privkrtbesrntenverMerung in 2. komnullionsleluny. Die Reichstagskommiision zur Beratung desVer- sicherungsg ejetzes für Angestellte trat am Dienstag in die zweite Leiung der Vorlage ein. Zu 8 2 lag ein gemelnsamer Antrag der Koniervativen, Nationalliberalen, des Zentrums uno der Fort- schrittsparter vor, die Nummer 3 des 8 1 so zu fasien, dag „Bnreauangestcllte, soweit sie nicht zu den niederen, lediglich ausiührenden Hilfsarbeitern ge hören, Handlungsgehilfen und Gehilfen in Apotheken" unter das Ge etz fallen. Minisrerraldirqttor Gaspar äußerte Bedeuten namentlich gegen die Begriffs bestimmung „lediglich ausführende Hilfsarbeiter". Von seiten des Zen trums wuroe beantragt, Voraus setzung für die Versicherung solle ein Jahres arbeitsverdienst von mindestens 1800 ./L sein. Nach längerer Debatte wurde jchlieülich im 8 1 vor Nummer 2 eingefiigt: „Bureauangcstellte, lvweit sie nicht mit niederen oder lediglich mechanischen Dienst leistungen beschäftigt werden". Nummer 3 wurde sodann so gefaßt: „Handlungsge! il>en und Gehilfen in Apotheken". Der so geänderte 8 1 wurde mit großer Mehrbeit angenommen. Die 88 3 bis 8 blieben unverändert. Zu 8 9 wurde ein Antrag der Wirtschaftlichen Vereinigung angenommen, der das Durchschnitts einkommen der betreffenden Beannentlassen be rücksichtigt wissen will. Ministerialdirektor Caspar hatte sich gegen den Antrag ausgesprochen mir Rück sicht auf dre Schwierigkeit seiner Durchführung. 8 10 wurde mit einem Antrag der Fortschrittspartei angenommen, der auch Lehrer, die Aussicht auf staatliche Stellung Haden, versicherungsfrei läßt. In Ziffer 5 dieses Paragraphen wurde auch eingefügt „Zahnärzte", jo datz auch diese von der Verpflichtung der Versicherung nicht betroffen werden sollen. Der 8 10 wurde sodann mit diesen Aenderungen genehmigt. Ebenso genehmigt wurden die 88 14 bis 18a, diefer mit der Aenderung, datz statt 00 Monatsbeiträgen sechs festgesetzt werden, die e.n in eine versicherungspflichtige Äefchäftlgung mit geringerem Entgelt, als feiner bisherigen Gehalts klasse entspricht, einlretender Versicherter zahlen mutz, um in der Höheren Gchaltstlasje zu verbleiben. 8 29 erhielt iniosern eine Erweiterung, als nach der neuen Fassung den ehelichen Kindern unter 18 Jahren unter allen Umständen Waisenrente zusteht. Die weiteren Paragraphen bis 46 wurden in der Fassung der ersten Leiung angenommen. Zu 8 49, der von dem Aufleben der Anwartschaft handelt, lagen einige Anträge vor. welche die Möglichkeit des Auslebens erweitern wollen. Geheimrat Beckmann trat diesen Anträgen entgegen, da es der Versiche rungsanstalt gar nicht möglich wäre, eine ordnungs- mätztge Bilanz zu schaffen. Die Anträge wurden daraus abgelehnt. Dem 8 50 wurde hinzugefügt, datz Versicherten, die eine nicht anerkannte Lehran stalt beiuchen, die Kalendermonate als Bei tragsmonate angerechnet werden können. Die weiteren Paragraphen bis 61 wurden ebenfalls an genommen. Nächste Sitzung Mittwoch, den 15. d. M., 10 Uhr. Das Slltsksllengeletz in üer Kommillwn Die 16. Kommission des Reichstags hat über ihre Beratungen zum Entwürfe betreffend die Auf hebung des Hilfslassengesetzes durch den Abg. Dr. Fleischer Bericht erstatten lassen. Die Kom mission hat dem Entwürfe eine Reihe neuer Be stimmungen beigegeben. Danach soll bei den Ver- sichcrungsvereinen auf Gegenseitigkeit die religiöse oder politische Ueberzeugung, ihre Betätigung außer halb der Dienstgeschäfle und die Ausübung des Ver einsrechts seitens der Mitglieder, des Vorstandes oder der Angestellten, soweit nicht gegen die Gesetze verstoßen wird, an sich nicht als Grund zur Verjagung der Erlaubnis zum Geschäftsbetrieb nach 8 7 Nr. 3 des Gesetzes über die privaten Versicherungsunter- nchmungcn gelten. Bei diesen Vereinen darf der Rechtsweg wegen der den Mitgliedern zu stehenden Ansprüche nicht ausgeschlossen werden. Den Rechtsweg kann das Mitglied inner halb eines Monats nach Mitteilung einer etwaigen schiedsgerichtlichen Entscheidung betreten. Der Be schluß einer eingeschriebenen Hilfskasse über die Aus lösung oder die Vereinigung mit einem anderen Unternehmen unterliegt der Ge nehmigung der Behörde, die zuständig sein würde, wenn die eingeschriebenen Hilfskassen dem Gesetz über die privaten Versicherungsunternehmungen unter ständen. Diese Behörde entscheidet auf Grund der Vorschriften des Gesetzes über die privaten Versiche- rungsunternehinungen. Danach richtet «ich auch die Aussicht über die Liquidation. Diese letzte Bestimmung soll sofort in Kraft treten, während der Zeitpunkt des Inkrafttretens der übrigen Bestim mungen durch kaiserliche Verordnung festgesetzt wird. In der Kommission wurde der Standpunkt vertreten, datz der Gesetzentwurf überflüssig sei: wenn man die Schwindelkassen wirksam bekämpfen wolle, so hätte ein Ausbau des bestehenden Hilfs- kassengesetzes genügt. Nachdem die Rcichsnerjiche- rungsordnung Gesetz geworden sei, würde es den Schwindelkaßen kaum möglich sein, die Qualität der gesetzlich zulässigen Ersatztassen zu erreichen, so daß erstere ihr unsauberes Handwerk nicht mehr in dem bisherigen Umfang treiben könnten. Es würden nach Inkrafttreten der Rcichsversicherungsordnung die Aufsichtsbehörde eher in die Lage versetzt, die Schwindelkassen zu unterdrücken. Der vorliegende Gesetzentwurf beenge in bedenklicher Weise die Be tätigung einwandfrei geleiteter Hilskassen, da sich diese völlig neuen Vorschriften anzupassen hätten, mit deren Durchführung unverhältnismäßig hohe Kosten verbunden seien. Ob durch den vorliegenden Entwurf eine wirksame Bekämpfung der Schwindclkassen mög lich sei, sei sehr fraglich. Es sei besser gewesen, das Hilfskassengesetz so auszubauen, daß in Zukunft die Errichtung von Schwindelkassen unmöglich sei. Die verbündeten Regierungen seien selbst nicht davon überzeugt, daß sie durch die geplanten Vorschriften die Schwindelkaßen wirksam bekämpfen könnten. Von anderer Seite wurde in dem Entwurf insofern eine Schädigung der Arbeiter erblickt, als er Arbeitgebern die Möglichkeit gewähre, durch ihr wirtschaftliches Uebergewichr die bei ihnen beschäftigten Arbeiter zum Beitritt in die von den Arbeitgebern errichteten freien Hilfskasjen zu zwingen. Auch sei es nicht aus geschloßen. daß Gewerkschaften verhindert würden, eine Erhöhung der Kranken-, Invaliden- oder Sterbe unterstützung vorzunehmen. Ein weiterer Mangel des Entwurfes sei. daß er nicht verhüte, daß das Auf sichtsamt nach politischen anstatt nach rein sachlichen Gesichtspunkten seine Entscheidungen treffen könne. Die Kommission war schließlich der Meinung, daß der Entwurf mit den angenommenen Abänderungen für das Plenum annehmbar sein werde, trotzdem gewisse Bedenken noch nicht zerstreut seien. düng, als wäre alles Leben in ihr erloschen und zu Asche gebrannt. Zm Laden war es noch immer sehr still, nur eine einzige Kundin anwesend, um die sich zwei Verkäufe rinnen eifrig bemühten. Szarolta, von deren Wie dereintritt niemand Notiz nahm, ging in weitem Bogen um die Dame herum und juchte eine entfernte Ladenecke auf, um dort zu warten, bis man nach ihr verlangen würde. So verging eine Viertel-, eine halbe Stunde, die Dame war längst wieder gegangen, das junge Mäd chen stand noch immer unbeweglich an der gleichen Stelle. — Wenn man sie nur beschäftigen wollte, diese Untätigkeit war unerträglich! — Endlich wurde ihr Name gerufen. Sie trat rasch vor, und die erste Verkäuferin er teilte ihr die Weisung, sich sogleich ins Kontor zu begeben und Herrn Baczo, dem zweiten Prinzipal, der bereits nach ihr gefragt habe, ihren Lehrantritt zu melden. „Hat Herr Baczo dich schon gesehen?" „Nein, Fräulein." „Du nennst mich Fräulein Bella — mein voller Name ist: Bella Nemzet", sagte die Ladendame. „Du gehst dort hinten durch die Glastür. Halt dich aber nicht lange auf, du hast noch den halben Laden ab zustauben . fügte sie dann hinzu. Szarolta ging und gelangte zunächst in eine mit Warenproben. Modelljacken und Mänteln vollgestopfte Schreibstube, in der drei Kontoristen arbeiteten. — „Herr Baczo, bitte?" sagte sie scheu. „Was wollen Sie von ihm?" schrie sie ein älterer Mann an, sobald er sich überzeugt hatte, daß es „eine vom Personal" war. „Er hat nach mir verlangt — ich bin das neue Lehrmädchen —" „Ist im Privatkontor, rechts die Tür. Steht übrigens groß genug angeschrieben, daß es ein jeder lesen kann , lautete der mürrische Bescheid. Das Privatkontor, das Allerheiliaste der Herren Szigeth und Baczo, war ein großes, behaglich einge richtetes Zimmer mit zwei Arbeitstischen, an deren einem ein Mann von dreißig bis fünsunddreikig Jahren satz, der Szarolta fürs erste von Kopf bis Fuß musterte und sie dann zu sich heranwinkte. „Die Varos, vermute ich, die sich in der Kon fektionsbranche ausbilden will?" fragte er schließlich, ohne sie aus den Augen zu laßen. „Zu dienen, Herr Baczo. Hier sind meine Schul zeugnisse", sagte sie. ihr Zeugnisbuch vor ihn hin legend. Sie hatte es auf Margitas Rat zu sich gesteckt, um es Frau Szigeth oder einem der Geschäftsinhaber vorzuweisen. Wenn sie auch stets für eine sehr schwache Schülerin gegolten und dem Unterricht wirk lich nur geringes Interesse entgegcngebracht. so hatte man ihr doch ganz leidliche Noten gegeben. Baczo aber schob das Büchclchcn zurück und sagte: „Darauf geb ich nichts. In der Schule kann eins Seide spinnen, dabei aber in der Konfektion un brauchbar sein, und umgekehrt. Der Handel ist eine Sache für sich und erfordert besonders Genie. Hast du Freude am Geschäft?" Das junge Mädchen zögerte mit der Antwort. — Lügen oder die Wahrheit sagen auf die Gefahr hin. gleich wieder fortgeschickt zu werden und mit Herrn Juharcz schwere Unannehmlichkeiten zu bekommen? — Den Kopf konnte es ja schließlich nicht kosten! „Nein. Herr Baczo, Freude habe ich nicht!" Es war ausgesprochen. Szarolta erschrak, aber die Lüge widerstrebte ihrer offenen, ehrlichen Natur heftiger als alles andere. Der Prinzipal schien aber dieses Geständnis durch aus nicht übel auszunehmen. Er nickte ein paarmal und fuhr in seiner freundlichen, doch unfeinen Art fort: „Dacht ich mir! Woher soll's kommen, wenn eins erzogen ist, wie du? — Aber, zum Kuckuck, was willst du bei uns? 's ist ja der reine Blödsinn! Da wählt man sich doch was anderes, etwas, was einem behaat!" „Mein Vormund hat es so bestimmt, Herr Baczo", entgegnete Szarolta. beinahe bereuend, daß sie die Wahrheit gesagt und dadurch die ihr so peinliche Unterredung mit dem Prinzipal verlängert hatte. „Ohne sich vorher mit dir zu besprechen?" ..Ja." ..Famos! Ganz famos! --- Na, das mußt du dir einfach nicht gefallen laßen. Wir Ungarn leben doch in keinem Sklavenstaat, wir find ein freies, ein ritterliches Volk, und niemand hat das Recht, über uns zu verfügen, wie es ihm beliebt!" Szarolta schwieg, trotzdem ihr auf den Lippen die Frage brannte: „Wie muß ich es anfangen, um den Weg gehen zu dürfen, den ich gehen möchte?" — In Baczos Wesen und in seinen Blicken lag ein Etwas, das sie so abstieß, wie sie noch nie jemand abgestoßcn hatte. Von ihm mochte sie nicht einmal einen Rat. (Fortsetzung in der Morgenausgabe.)
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