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-Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Auf ergangene Einladung ver sammelten sich am gestrigen Sonntag Vormittag zahl reiche Mitglieder beider städtischer Kollegien und der Führerschaften der Pflicht- und der Freiwilligen Feuer wehr in der großen Saalstube des Rathhauses und übergab Herr Bürgermeister Voigt unter herzlichen DankeSworten für ihre bisherige Thätigkeit das von Sr. Maj. dem König, dem hohen Protektor der sächs. Feuerwehren, gestiftete Ehrenzeichen für 25 jährige ununterbrochene Dienstzeit an die Herren Gelbgietzer- meister Dittrich ssn., städtischer Geräthemeister, Kfm. Dreßler, Kasstrer, Schuhmachermstr. Zschocke, Ober- signalist', Bäckermstr. Wallter, Schmiedemstr. Schiffe! und Kürschnermstr. C. Reichel, Mitglieder der frei willigen Feuerwehr. Mit einem Hoch auf die Deko- rirten schloß der Redner. Im Namen derselben dankte Herr Wallter und brachte ein Hoch auf König Albert auS. — Das Erntedankfest in unserer Parochie wird Sonntag über 8 Tagenden 23. September, gefeiert werden. — Auf der internationalen Ausstellung für Nah rungsmittel und Volksernährung wurde Herrn F. M. Schmidt, in Firma Louis Schmidt hier, ein zweiter Preis, Ehrenpreis mit goldner Medaille, gestiftet vom Verein Dresdner Kaufleute, zuerkannt. — Am Freitag trat nn Sternsaale die Zwönitz- thaler Quartett-Sängergesellschaft auf und erfreute ihre Zuhörerschaft durch gediegene Humoresken und unterhaltende Singspiele. Die Gesänge wurden von zwei erblindeten Herren auf Violine und Harmonium begleitet. — Mutter Natur mit ihrer ewig schaffenden und verjüngenden Kraft, die die wüste Brandstätte, wie die Ruine alsbald wieder mit neuem Leben schmückt, hat auch die das Auge beleidigenden kahlen grauen Schlamm- maffen des zum Eintrocknen bestimmten Teiches in einen grünen Teppich verwandelt. StaunenSwerth in nur wenig Monaten haben Schilf- und Klettenpflanzen den ganzen Grund überwuchert. Hoffentlich gelingt es dieser üppigen Vegetation auch noch, die übeldunstenden Sumpflachen daselbst zu verdrängen und so nicht nur im Dienste des Schönen, sondern auch im Interesse der Hygyene zu wirken. — In den frühen Morgenstunden des 15. Sept, findet eine theilweise Verfinsterung der Mond scheibe statt, deren erste Hälfte in unfern Gegenden sichtbar sein wird. Die Finsterniß beginnt früh 4 Uhr 36 Min., die Mitte findet statt 5 Uhr 32 Min., das Ende 6 Uhr 27 Min. nach mitteleuropäischer Zeit. Zur Zeit der größten Verfinsterung wird etwas mehr al- »/, des Monddurchmeflers vom Erdschatten be deckt sein. — Am 29. September ereignet sich eine totale Sonnenfinsterniß, von der jedoch nichts in Europa und Amerika zu sehen ist. Der Weg, den bei dieser Finsterniß der Mondschatten auf der Erdober fläche durchläuft, liegt vollständig im südlichen Theile des indischen Ozeans, auch wird die größte Dauer der Totalität nur 11 Sekunden betragen. Kreischa. Nächsten Sonntag, den 16. d. MtS. wird in unserer Parochie daS Erntedankfest gefeiert. — Ein interessantes seltene- Stück altdeutscher Kunstarbeit hat ver Inhaber der Kreischaer Weinstube, Herr Günther, von der Mühlenbauer-Jnnung in Nürnberg erworben; e- ist die- eine zinnerne Wein- kanne au- dem Jahre 1670, welche 10 Liter faßt. L Glashütte. Da- vom Männergesangverein in Gemeinschaft mit der Kapelle de- königl. sächsischen 2. Gren.-Reg. Nr. 101 geplante große Concert findet nicht, wie wir in einer früheren Nummer mltgetheilt, Sonntag, den 23., sondern Mittwoch, den 26. Sept., statt. — Am vergangenen Donnerstag wurde bei der «Lrenhecke ein Steinpilz von überraschender Größe «scheint wöchentlich drei mal: DienStag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. Ai Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — All« Postan stallen, Postboten, sowie di« Agenten nehmen Be stellungen an. chmtz -MW Amtsblatt Blattes eine sehr wirk same Berbreitunafindep, werden nM IVPfa. di« Spaltenzeile od« oere» Raum berechnet. — Ta bellarische und complieirt« Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionelle« Theile, die Spaltenzeile --0 Pfg. für die Königliche Urntshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redactmr: Paul Ikhne in Dippoldiswalde. Mtt achtsettkgem ,Hll«strirterr UnterhaltnngSblatt". Mit land- und hauswirthschastlicher MonatSbeilage. Nr. 106. Dienstag, den 11. September 1894. 60. Jahrgang. 'S gefunden. Der Strunk desselben hatte einen Umfang von 29, der Hut von 75 Centimeter. Das Gewicht betrug 1 Kilogramm. — Die Schwalben schaaren sich schon wieder zu ihren Flugmanövern, die sie wie alljährlich kurz vor ihrer Abreise halten. Es ist dies einige Wochen eher als im Vorjahre. Bärenstein. Der Vormittagszug nach Mügeln entging am 6. September einem schweren Unglück, indem er auf dem Bahnübergang nach der hiesigen Schloßmühle mit einem einspännigen Geschirr kreuzte und bet dem erschütternden Anprall glücklicherweise nicht zur Entgleisung kam. Der aus Dorf Bärenstein kommende Geschirrführer hatte ungeachtet alles Läutens und Pfeifens den Uebergang versucht, während der Zug trotz heftigsten Bremsens nicht rechtzeitig zum Stehen zu bringen war; ein entsetzlicher Ruck — und die erschreckten Zugsinsassen gewahrten, wie Mann, Pferd und Wagen etwa 10 Meter weit in den Straßen graben geschleudert worden waren. Drei bis vier Wagenlängen entfernt kam der Zug zum Stehen und nun erst war das Unglück zu überschauen. Der Mann, stöhnend und jammernd sich im hohen Grase wälzend, blutete heftig aus einer klaffenden Kopfwunde und das Pferd, mit der Kette noch an der Deichsel hängend, schien ebenfalls arg verwundet. Schnell waren auch der Besitzen der Hchkoßmühke-imd^ einige Waldarbeiter zur Hand, die sich mitleidsvoll des Verunglückten und seines Pferdes annahmen und später beide nach der Heimath überführten. Nach etwa einviertelstündigem Aufenthalt konnte der Zug seine Fahrt fortsetzen; Maschine und Wagen schienen unversehrt dqvon ge kommen zu sein. Wie aber noch immer — aller Warnungen ungeachtet, durch anscheinende Unachtsam keit das eigene Leben und die Sicherheit eines ganzen Zuges gefährdet werden, bleibt bedauerlich! Dresden. König Albert ist am 7. September Vormittags von den Manövern bei Königsberg i. Pr. wieder in Dresden angekommen und hat sich in das Sommerhoflager zu Pillnitz begeben. — Der Kaiser verlieh dem 10. Dragoner-Regiment den Namenszug König Albert von Sachsen auf den Epaulettes und den Achselklappen. — Auf ergangene Anregung des Komitös der Internationalen Nahrungsmittel-, Gewerbe- und Sport- Ausstellung wird im Anschluß an obengedachie Aus stellung in der Zeit von Freitag, den 14. bis mit Sonntag, den 16. September, in den Ausstellungs räumen auf dem Festplatz der Dresdener Bogenschützen- Gesellschaft (Vogel-Wiese) in DreSden-Altstadt eine Sonderausstellung von frischem Obst ünd Gemüse ab gehalten werden, zu deren Beschickung die Obst- und Gemüsezüchter im Königreiche Sachsen ergebenst ein geladen werden. — Die Mitglieder des Vorstandes des hiesigen Bezirksobstbauvereins geben Interessenten jede gewünschte Auskunft über das nähere Programm. — Ueber einen erschütternden Vorgang auf der Strehlener Straße wird folgendes bekannt: In einem Dachlogis des Hauses Nr. 20 im 4. Stock wohnt der 45 Jahre alte Echneidergeselle Gustav Roth von hier mit seiner Familie, bestehend aus der Ehe frau und fünf Knaben im Alter von 1'/> bis 16 Jahren. Die beiden Aeltejien, der 16jährige und ein I3jähriger, waren Sonnabend Vormittag von der Wohnung abwesend, während zwei Zwillingsknaben im Alter von 3 Jahren und der jüngste l V, Jahre alte Knabe zu Hause in der Wohnstube spielten. Roth, ein fleißiger und gut beleumundeter Mann, hat schon seit längerer Zeit Spuren von Geisteskrankheit gezeigt, ist auch vorübergehend im städtischen Siechenhause ver wahrt gewesen und sollte, wie man erzählt, nächsten- in eine Landesirrenanstalt gebracht werden. Am Sonn abend hatte sich seine Krankheit offenbar verschlimmert. Er schimpfte ganz ohne Grund auf seine Frau, stieß Drohungen aus und redete allerlei konfuse Dinge durcheinander. Die Frau wollte deshalb nach der Polizei schicken, war jedoch noch nicht dazu gekommen. Gegen '/»IO Uhr wurde der Exccß ärger als zuvor. Roth steckte verschiedene Scheeren zu sich, rannte in der Stube herum und steckte schließlich feine Frau zur Thür hinaus und schloß dieselbe von innen zu. Gleich darauf ergriff er seine Kinder und warf sie der Reih« nach in weitem Bogen über das Dakh auf die Straße hinab und stürzte sich dann selbst dahinter her. Verschiedene Personen, die sich um diese Zeit auf der Straße befanden, sahen die Körper herabfallen und sahen schließlich auch, wie der Vater selbst mit «US- gebreiteten Armen und Beinen nachlprang. Unten auf der Straße blieben die 4 Körper zerschmettert und entseelt liegen. Rur das eine Kind lebte noch einige Minuten. Hausbewohner aus den unteren Stockwerke« des Grundstücks brachten der bedauernSwerthen Mütter, die sich während des Vorganges ahnungslos in de« Vorzimmer ihrer Wohnung aushielt und eben nach der Polizei gehen wollte, die erste Nachricht von dem schreck lichen Ereigniß. Die 4 Leichen wurden, nachdem die behördliche Aufhebung erfolgt war, in die Leichenhalle des Tolkewitzer Friedhofes überführt. — Großes hat der deutsch-österreichische Alpenverein in den 25 Jahren seines Bestehens ge leistete ZmJabre 1869 gründeten 36 Alpenfreunde in München den Verein; heute zählt er 31358 Mit glieder, die sich auf 214 Sektionen vertheilen. Im Königreich Sachsen bestehen Sektionen in Annaberg (59 Mitglieder), Chemnitz (258), Dresden (533, wo runter 3 in Dippoldiswalde), Leipzig (845), Löbau (103), Meißen (51), Mittweida (38), OelSnitz i. B. (79), Plauen i. V. (124) und Zwickau (211). Al der Alpenverein ins Leben trat, gab eS im ganzen Gebiete der Ostalpen nur drei wirtliche Schutzhütten; heute besitzt der Verein außer 11 offenen UnterstandS- hütten 136 wohleingerichtete Schutzhütten, und er hat seit 1869 die Summe von 1368000 M. für Weg- und Hüttenbauten verwendet. Im laufenden Jahre find allein 10 neue Bauten dem Verkehr übergeben worden, darunter das in einer Höhe von 3150 Meter auf dem Becher in den Stubaier Alpen gelegene Kai serin El sabethhaus. Im Jahre 1869 zählte man im ganzen Ostalpengebiete 236 Führer, von denen jedoch die meisten nach heutigen Begriffen nur Wegweiser oder Träger waren; heute giebt eS 1100 Führer, zu deren Ausbildung gegen 130000 M. verausgabt wur den. Um der Jugend den Besuch des Hochgebirges zu erleichtern, wurden 495 Studentenherbergen in 384 Orten eingerichtet. Die Durchforschung und die er leichterte Bereisung der gesammten deutschen Alpen — das waren die beiden Aufgaben, die sich der Alpen verein 1869 stellte. Beide Aufgaben sind glänzend gelöst worden. Meißen. Ueber die Anhänglichkeit eines H und eS wird von hier geschrieben: Ein Einwohner verkaufte vor mehreren Wochen seinen Hund, den er 5 Jahre im Besitze gehabt, nach Freiberg. Trotzdem das Thier dort sich der besten Pflege erfreute, konnte eS anschei nend seine alte Heimath nicht vergessen und winselte Tag und Nacht. Eines Tages war der Hund kurz nach Mittag verschwunden. Er hatte die Richtung nach Meißen ausgewittert und traf bereit- am Abend wohlbehalten und vor Freuden heulend bet seinem früheren Herrn ein. Durch diese Anhänglichkeit ge rührt, wurde der Kauf wieder rückgängig gemacht; jetzt hat der Hund seine frühere gute Laune wieder gefunden. Riesa. Schon oft wurde vor einer gewissen Sorte Schwindlern, die als Haufirer mit Anzug stoffen, Wäsche rc. umherziehen und ihre geringwettüae, wenn nicht gänzlich «erthlose Waare an den MW zu bringen suchen, gewarnt. Es wurde hierbei ackch auf die verschiedenen Manipulationen, deren sich diese