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Dresdner Journal : 10.06.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-06-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187406105
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18740610
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18740610
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-06
- Tag 1874-06-10
-
Monat
1874-06
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Journal : 10.06.1874
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0131. Mittwoch, denlO. Juni. ^dnnnenn-ntxprel«: lm äsuUodvu Nsick«: I^Urliet»:. ... 6 l'dlr )ijjülirl>cl>: I 7'dlr. lb 1!lu/.vIuvXulum«-ru: 1 X^r. s Lwmpt.truxi.lilirt- Uia/u, luseriUonpreisvr t'ür Ueu Kauw kiuor ßerpultouen kt-Utr«iI»: 2 X^r. llutvr Uis 2sils: ü X^r. Lrstli«l»vur t^Uck mit ^o»v»dm« «ior 8ono- „oä k'sivrisxs, kür äo» kol^vlläoo I»8- I» ?r«o»«ll tritt sltdrlicn 2 I'klr 8t«n>i» ^^-''kr, k!»„rd»wU«» Uontsdiva Uviclivs l'o»L u»U AreMerÄumal. Verantwortlicher ?ttcdaetenr: I. G. Hartmann. 1874 — -. — - lu^r»tvo»no»diuu »««^Littst Lsip»^: F> /Lrarxi^trtter, 6on»au»>iivoLr U«, Nrvsäaer 4oun»»I»; ^bevUM-.: LuAe« Fork a L Freier, LuLbur^-Lsrlt». Vi«L-L«>i>,i,-U—I.»r«,U»o kr^ktilrt« ».: ^NA/rr. S«rlw V>«L-S^ildur8-rr»8.l.«tp»i8-rr»oL. turt «.'».-»ü-ck«»: Nu<t ^ZkE, »«rlu> ^1Aetr«,e^rr, /tt« a^cieri<-an4 ,/4 aib, rc^t, Srvm«oi L Xc^iotte, Lr„ l»o: I..Lta»«Arn's Kürc-Lu; vdsouut»: Fr. roit^, krall'-- tartL Ll : F? FaeAer'svkv u. FL' /jerrma-tn'sckv Luedd., /4ai'öe<tL'o., Ovrlttü Fr»vD K»ollov«r: L' Xc^ü««ter,' k»r>, //ut««, Ta/?tte, Lu//irr «0 LV. Stolt^Trt: DauLe U (V, Xüaktt. ^tnn^icrn-Nürea« Vi«u: Nppausxekerr Xoiii^l. Nx,» Uition llr« Or^iinor tournul», Orx^Ut-», L1ar8^rtNit.-i>8^»v Xo l. Nichtamtlicher TheU. Uebersrcht. Telegraphische Nachrichten Tagevgeschichte. (Dresden. Berlin. Niünchen. Vom Rhein. Darmstadt. Weimar. Wien. London. Kopen hagen. Konstantinopel.) DrcSdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Chemnitz. Auerbach.) Vermischtes. Statistik und LolkSwirthschaft. EinstesandteS. Feuilleton. Inserate. Tageskalender. Börsennach- richten. Beilage. Börsennachrichten. Telegraphische Witterungsberichte. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Posen, Dienstag, 9. Juni. (Tel. d. Dresdn. Iourn.) Der Oberpräsidcnt Günther hat das Dom capitel zur Wahl eines BisthumSverweserS auf gefordert. Das Vermögen des erzbischöflichen Stuhles ist im Namen des Oberpräsidenten durch den Landrath v. Massenbach mit Beschlag belegt worden. Paris, Montag, 8. Juni, Nachmittags. (W. T. B.) Der Marschallpräsident hat heute im Pa- lais Elysöx den neu ernannten päpstlichen Nuntius Monsignore Meglia empfangen. Auf die Anrede des Nuntius erwiderte der Marschall: „Ich bin lebhaft bewegt durch die Gesinnungen, welche der Papst mir durch Ihre Vermittlung bezeugt, und durch die Wünsche, welche derselbe für das Glück und die Wohlfahrt Frankreichs ausgesprochen hat. Ich bitte Sie, ihm den Ausdruck unserer Dankbarkeit und unserer kindlichen Verehrung zu übermittel», und be glückwünsche mich, daß der Papst Sie zu seiucm Ver treter gewählt hat." Paris, Dienstag, 9. Juni, Morgens. (Tel. d. Dresdn. Iourn.) Der geschäftöleitendc Ausschuß des linken CentrumS bereitet einen Antrag vor auf Ausführung des Programms desselben, in wel- chem die definitive Organisirung der republikanischen Negicrungsform binnen eines bestimmt feftzustellen den Zeitraumes gefordert wird. Die „Opinion nationale" fügt zu dieser Nachricht hinzu, die Auf lösung der Nationalversammlung werde sofort be antragt werden, falls die Assemblee die Dringlich keit deS Antrags des linken Centrums nicht be schließen sollte. Versailles, Montag, 8. Juni, Abends. (W. T. L.) Die Nationalversammlung erledigte heute die Berathuug über den ersten Artikel des Muni- cipalwahlgesetzcS. Art. l bestimmt, daß eine aus drei Mitgliedern, nämlich dem Maire, einem Delegirten der Verwaltung und einem Delegirten des Municipalraths, bestehende Specialcommission mit der Aufstellung der Wahllisten betraut werden soll. Der Deputirte Iozon (Linke) stellte den Antrag, in Anbetracht, daß die Ernennung der Maires durch die Regierung erfolge, zwei Mitglieder des Municipalraths als Dclegirtc in die Commission eintreten zu lassen. Der Antrag wurde jedoch mit 386 Feuilleton Redigirt von Etto Banck. Rundschau über Theater und Musik. *7 Mit der Aufführung des „Hamlet" im königl. Schauspielhause zu Berlin haben W. Oecbelhäuser's Versuche, die Shakcspeare'schen Dramen der modernen Bühne anzupassen, zum ersten Male eine entschiedene Opposition wach gerufen, und das mit Recht; denn der Bearbeiter hat sich eine der ärgsten Versündigungen gegen den Geist des Dramas zu Schulden kommen lassen; er hat den Fortinbras einfach gestrichen. Das Stück schließt bei ihm mit den Worten Horatio's: Hier bricht ein edles Herz! Gute Nacht, mein Fürst, Und Engelschaaren singen dich zur Ruh! Dabei begeht Occhelhäuser die Naivetät, den Mono log Hamlet's auf der Haide bei dem Vorbeimarsch des Fortinbras und seines Heeres uns nicht vorzuenthaltcn. Er läßt ihn denselben im Schlosse zu Helsingör, vor seiner Abreise nach England, in aller Gemüthsruhe recitircn! Im eigenen künstlerischen Interesse der königl. Bühne bittet die Kritik um die Wiederherstellung der Rolle des Fortinbras. Tie Thätigkcit des Rothstifts gicbt noch lauge keine Anwartschaft, neben den Ramen Shakespeare's oder den seiner mustcrgiltigcn deutschen Uebcrsetzer Ticck und Schlegel einen anderen zu setzen, der kein Verdienst, als dasjenige einer willkürlichen, mehr oder minder ge schickten Zusammenlegung einzelner Scenen hat. — Tie Gesammtaastspiele nehmen nach und nach bedenk liche Dimensionen an, und es scheint Diode zu werden, daß Bühnen, welche eine Spccialität verfolgen, vor dem Berliner Publicum ihr Glück versuchen. Ten Meiningen- schen Hofschauspielrrn sind m Victoriaiheatrr die Mit glieder des Wiener Strampserthrotcrs gefolgt, und jetzt gegen 328 Stimmen abaelchnt und der erste Artikel des Gesetzes darauf mit 403 gegen 283 Stimmen ange nommen. Haag, Montag, 8. Juni, Abends (W. T. B.) Eine Interpellation des Deputirten KabiuS über die Kriegführung in Atchin veranlaßte in der heu tigen Sitzung der Zweiten Kammer eine sehr er regte Debatte. Der Minister der Colonien, Fransen van de Putte, beantwortete die Interpellation und erklärte, daß über eine neue Expedition nach Atchin und über die Frage, ob dem General van Swieten wieder der Ober befehl übertragen werden solle, noch nichts beschlossen sei. — Ein Antrag von Fabius, dem auf sein Verlangeu verabschiedeten General Verspyck für seine in Atchin ge- geleisteten Dienste den Dank der Kammer auszusprechen, wurde, nachdem einige Mitglieder den Antrag als ein Tadelsvotum gegen die Regierung gekennzeichnet hatten, mit 36 gegen 26 Stimmen abgelehnt. Madrid, Montag, 8. Juni, Morgens. (W T. B.) Die amtliche „Gaccta" veröffentlicht ein Rundschreiben des Ministers der auswärtigen An Aelcarnheitcn, Ulloa, an die spanischen Vertreter im Auslande. In diesem Circular wird ausgeführt, daß die Re gierung alle ihre Anstrengungen darauf richte, die Ord nung im Innern herzustellen und sowohl in Spanien selbst, wie auf Cuba den Krieg zu Eude zu führen. Dieselbe erhebe keinerlei Anspruch auf formelle Aner kennung durch die auswärtigen Mächte, hoffe aber, die selben würden ihre auf Beseitigung der Anarchie und des Despotismus gerichteten Anstrengungen gebührend würdigen. Sobald der jetzige Ausnahmezustand vorüber sei, würden die Spanier ihren Willen betreffs der künf tigen Negicrungsform ohne jeden äußern Druck frei aus sprechen können. Dasselbe Blatt meldet von einem gegen vier Carlistische Truppenabtheilungen unweit Gandesa (in der Provinz Tarragona) durch die RegierungS- truppen gelieferten Gefecht, wobei die Carlisten 8V Tobte hatten und 30 Gefangene, darunter mehrere Offiziere, verloren. Konstantinopel, Montag, 8. Juni. (Corr.- Bur.) Man glaubt, daß die türkische Regierung an dem von Sadyk Pascha abgeschlossenen Anleihe vertrag die Vornahme von Abänderungen verlan gen dürfte, welche die Kontrahenten nicht zulassen werden. Diese Abänderungen sollen hauptsächlich auf eine Herabminderung der CommisfionSgebühr von 1 Proc. und deS Zinsfußes von 12 Proc. jährlich deS Vorschusses von 6 Millionen Pfd. Sterl. Bezug nehmen. New-Dort, Sonntag, 1. Juni, Abends. W.) T. B., Kabeltclcgramm.) Henri Rochefort ist auf dem Dampfer „Parthia" nach Europa abgereist. Tagesgerichte. Dresden, 9. Juni. Sc. Majestät der König sind telegraphischer Meldung zufolge gestern Vormittag kurz nach ll Uhr in Ems eiugctroffen, von Sr. Majestät dem Kaiser von Rußland am Bahnhofe empfangen und nach dem Hotel „Zum englischen Hofe" geleitet worden, woselbst der König Quartier genommen. Gestern 'Nach mittag hat bei Sr. Majestät dem Kaiser Alexander große Galatafel stattgefunden und heute Rach mittag 4 Uhr wird König Albert die Rückreise von EmS nach Dresden antreten. Dresden, 8. Juni. In der Ersten Kammer wurde heute die Erfolglosigkeit des Vereinigungsver fahrens betreffs des Ludwig'schen Antrags wegen der Publikation des Unfehlbarkcitsdogmas angezeigt. Ein Vorschlag: im Landtagsabschiede zu beurkuudeu, daß treibt der Ehrgeiz sogar ein paar Komiker eines Ham burger Vorstadttheaters, im Woltersdorfsthcater ihre Künste zu zeigen. Nicht Alles hat eine Berechtigung, außerhalb seines eigenen Territoriums zu erscheine«, einzig um dort durch Fremdartigkeit und Neuheit zu reizen, und dies gilt auch von der Hamburger Localposse mit ihrem Platt. Die Localfärbuug und der Dialekt übertragen sich nicht leicht auf einen andern Boden, und es gehören schon außergewöhnliche Kräfte dazu, um einer solchen Darbietung wirkliches und gediegenes Interesse zu leihen. Unterdeß findet in Hamburg ein Ensemblcgastspicl der Düsseldorfer Opcrngescllschaft statt. — In der zweiten Hälfte des vorigen Monats hat ein beliebtes Mitglied der Dresdner Hofbühne, Fräul. Marie Spettini in Königsberg eine außerordentlich günstige Ausnahme gefunden. Dieselbe trat u. A. auf im „Pariser Tauge nichts", in „Aschenbrödel", „Wildfeuer" und „Käthchen vou Heilbronn". Tie Kritik belobt einstimmig das na türlich graziöse und cmpfindungsvolle Spiel des Gastes und die mit künstlerischer Feinheit verbundene Schlicht heit der Tarstellung. — Aus Wien meldet man die Auffindung eines interessanten musikalischen Werkes. Es ist dies das Melodrama „Tie Zauberharse" von Franz Schubert, welches vor Teccnnien im Theater an der Wien gegeben, später in Verlust gerieth und dessen Original- vartitur nun vom Clavierlchrer I)r. Kafka entdeckt wurde. Auch die vollständige Partitur vom „Häuslichen Krieg" und eine bisher noch nicht aufgcführte Ouvertüre sind gleichzeitig aufgesunden wordcn. — Ter Bau des k. k. Hosburgtheaters soll nach den Plänen der Architekten Semper und Baron Hascnaucr spätestens im Monat September in Angriff genommen werden. — Im alten Burgtheater hat soeben ein junger Trcedner, Hr. Thi mig vom Lobrtheatrr zu Breslau, in der Rolle des Tidicr in der Birch-Pseissrr'schen „Grille" mit glück- eine giltige Publication des Unfehlbarkcitsdogmas in Sachsen nicht stattgefundcn habe und nicht habe statt finden können, war der Deputation der Ersten Kammer unannehmbar erschienen. Die Kammer beschloß von Neuem ohne Debatte einstimmig, bei ihrem früheren Beschlusse stehen zu bleiben. — Auf der Tagesordnung stand zunächst der Bericht der 2. Deputation über die auf die Geschäftsverwaltung und den Personal- und Besoldungsetat der Landes-Immobiliarbrandversicherungs- anstalt bezüglichen Vorlagen (Referent: Seiler). Die Kammer trat durchgängig den Beschlüssen der Zweiten Kammer bei. Hieraus erledigte die Kammer mehrere Petitionen. Die Zweite Kammer beschloß in ihrer gestrigen Abendsitzung, die Regierung zum Bau einer Staatscisen- bahn von Schwarzenberg nach der Laudesgrenze bei Johanngeorgenstadt und zur Entnahme der auf 2,500,000 Thaler veranschlagten Kosten derselben aus den verfüg baren Beständen des mobilen Staatsvermögens zu er mächtigen. Ferner wurde die Novelle zum Fischereigesetzc angenommen; dabei wurde der von der Ersten Kammer auf Antrag v. Metzsch's zu 8 2 beschlossene Zusatz ge strichen. Abg. Oehmichen rcferine über die wenigen Difscrenzpunktc, betreffend das Einnahmcbudgct; der von der Ersten Kammer angenommene Seiler'schc Antrag wegen Beseitigung der Differentialfrachtsätzc wurde ab gelehnt. Eine längere Debatte rief der Bericht der 3. De putation über den Uhle'schen Antrag wegen Gleichstellung der Schönburg'schcn Gerichts- und Verwaltungsdeamten in Bezug auf die Gehalte mit den sächsischen Beamten hervor. Die Deputation will bei der Regierung bean tragt wissen, mit allen jhr zu Gebote stehenden Mitteln dahin zu wirken, daß die Gehatte der Schönburg'schcn Gerichts- und Verwaltungsbeamten gleichzeitig und gleich mäßig mit denen im übrigen Königreiche aufgebessert werden. Im Laufe der Discussion drückte Iustizminister Abeken sein Bedauern aus, daß diese Angelegenheit zum Gegenstände einer ständischen Verhandlung gemacht werde; er fürchte, daß dadurch den Interessen, deren man sich annchmen wolle, in der That kein Dienst erwiesen werde. Der Minister erklärte: die Regierung habe kein Recht, vom Hause Schönburg die Erhöhung seiner Beamten gehalte zu verlangen, und bat, den Deputationsantrag äbzulehnen, da er es der Stellung der Landesvertretung nicht entsprechend hatte, wenn die Regierung auf Grund eines ständischen Antrags blose Wünsche an das Haus Schönburg bringe, deren Erfüllung dasselbe zu verwei gern. berechtigt sei. Der Deputationsantrag wurde auch von den Abgg. v. Einsiedel und v. Ehrenstein bekämpft, vom Referenten Or. Biedermann und dem Abg. Uhle vcrtheidigt und schließlich mit 37 gegen 20 Stimmen an- genommen. Vor Eintritt in die Tagesordnung ertheiltc übrigens auch diese Kammer ihre Zustimmung dazu, daß während der bevorstehenden Vertagung des Landtags die 2. Deputation der Ersten Kammer zurück behalten oder einberufen werde. Heute beschloß die Zweite Kammer zunächst, bei ihrem auf den Neubau der Landcsschule Meißen bezügliche» dilatorische» Beschlusse stehe» z» bleibe»; die Erste Kam mer hatte bekanntlich die für den 'Neubau geforderte Summe bewilligt. Ebenso hielt sie an ihren:, auf Lud- wig's Antrag gefaßten Beschlusse gegen 3 Stimmen fest, die amtliche Beurkundung der Thatsache zu verlangen, daß die Publication des Unfehlbarkeitsdvgmas in Sachsen nicht stattgefunden hat. Der Referent, Abg. Mannsfeld, thcilte mit, daß der Cultusminister in der Vereinigungs deputation erklärt habe: eS gehe ihm gegen den oben er wähnten Vcrmittelungsvorschlag zur Zeit ciu Bedenke» nicht bei. Das Stehenbleibcn bei dem frühen: Beschlusse wurde vom Vicepräsidenten Streit und Abg. Dr. Bieder mann befürwortet. Sodann machte sich die Kammer, auf Vortrag der Abth. 0 der Finanzdeputation (Referent: Abg. Starke-Schmölen), über die Differenzpunkte zwischen den Beschlüssen beider Kammern zu den: erste:: Eisen bahndecrete schlüssig. Sie trat dabei dem ablehnenden Beschlusse der Erste:: Kammer bezüglich des Projektes Ebersbach-Görlitz, ebenso den einfach ablehnenden Be- lichcm Erfolge debutirt; sein kecker Humor und froher Uebcrmnth verschafften ihm vollständige Wirkung. Der Referent des „'N. Frdbl." hält den Debütanten für die beste der Akquisitionen, welche der jüngsten Reise des Herrn v. Dingelstedt zu verdanke» sind. — Die komische Oper in Wien hat am Abende des 31.. Mai ihre Pforten geschlossen; ob sich dieselben am 1. September unter einem andern 'Namen und einer neuen Direktion wieder öffnen werden, ist noch ungewiß. Die letzte Vor stellung, zu welcher man die einzige bedeutende Novität, Delibes' „Der König hat's gesagt", gewählt hatte, lief ohne Störung ab. Nur in einen: einzigen Punkte merkte man, daß sich in dem Institute eine Wandlung vollziehe. Es war nämlich der Rapport zwischen den Sängen: und dem Orchester ei» so intimer, daß das letztere mehr und lauter als das Publicum lachte. Die Allotria, welche einige Künstler trieben, waren der will kommene Anlaß für die lustigen Kundgebungen im Or chester und auf der Bühne. Eigentümlich trifft es sich, daß die letzten Worte dieser Oper den: tristen Ereignisse wie angcpaßt sind. Sie lauten: Javotte: Adieu, Adieu! Benoit und Javotte: Aus ist nun alle Noth, Wir hörten's von dem Herrn verkünden: Der Herr ist todt! Laßt uns verschwinden. — Tie Gesellschaft der Musikfreunde in Wien ist nun mehr mit dem Programm für die Schauspielschule herausgerückt, welche als ebenbürtige Kunstanstalt ihren Platz »eben dem Eonservatorium haben soll. Die beiden Lichter Mosenthal und Weilen übernehmen die artistische Leitung; Letzterer wird außerdem in Literaturgeschichte, Geschichte und Literatur der Schauspielkunst unterrichten. Hr. Strakosch, den wir wohl als die Seele des ganzen schlüssen jener Kammcr hinsichtlich einiger anderer Lini-n bei, welche sie früher nur „zur Zeit" abgelehnt hattc Im Uebrigen blieb sie bei ihren frühern Beschlüssen stehen. Derselbe Referent erstattete sodann Vortrag über die Differenzpunktc bei den Eisenbahnpostulaten des außerordentlichen Budgets, und den Petitionen um Er richtung von Gütcrstationen rc.; die Kammer hielt ihre auf die letzten: gefaßten Beschlüsse aufrecht. * Berlin, 8. Juni. Se. kaiserl. und königl. Hoheit der Kronprinz des Deutschen Reichs ist vorgestern einer großen Gefahr glücklich entgangen. Die erste 'Nachricht hierüber drang durch die „Staatsb.-Ztg." ins Publicum, welche über den Vorfall (den sie auf Sonn tag früh verlegte) wie folgt berichtete: „Auf einer Spa zierfahrt vom Neuen Palais nach dem Wildpark und dessen Umgegend begriffen, wobei der Bahnkörper der Berlin-Potsdamer Eisenbahn bei Bude Nr. 44 (Wild park) passirt werden mußte, war der erste Wagen des kaiserl. Hofes bereits über den Bahndamm hinweg, als der Bahnwärter hinter demselben die Barriere schloß, ohne zu sehen, daß der Wagen, in welchem der Kron prinz saß, folgte. So stand nun der Wagen des Kron prinzen auf dem Bahnkörper q>or geschlossener Barni-re, während von Potsdam aus der 'Personenzug, welcher um Uhr die Station Wildpark zu pajsiren hat, heranbrauste. Der 'Maschinist des Zuges sah die schreckliche Situation und that alles 'Mögliche, den Zug zum Halten zu bringen. Der Kronprinz sprang aus dem Wagen, und der Kut scher trieb die Pferde mit Peitschenhieben gegen die ge schlossene Barriörc, so daß er, diese glücklich zertrüm mernd, passiren konnte. In diesem Augenblicke brauste der Zug vorüber." Das heutige Abendblatt der „M-Z." berichtet noch fast übereinstimmend (jedoch mit der rich tigen Bemerkung, daß der Vorfall Sonnabend Abend sich zugetragen) und schließt mit folgenden Worten: „Während der Maschinist, der die furchtbare Situation erkannte, sein Möglichstes that, den mit vollem Dcunpf fahrenden Zug zum Halten zu bringen, sprangen der Kronprinz und seine Kinder aus dem Wagen und rette ten sich über die Lisii-rc der Bahn, während es auch dem Kutscher gelang, den Wagen zur Seite zu schassen, ehe der Zug die Stelle passirte." Die Aufregung, in welche das Publicum durch diese Meldungen versetzt wurde, war groß, und man kann sich die allgemeine Freude denken, als ein von „ W. T. B." auSgegrbe- nes Telegramm aus Potsdam über den Vorfall folgende beruhigende authentische Mittheilung brachte (die wir im gestrigen Blatte bereits telegraphisch mitgetheilt haben): „Se. kaiserl. Hoheit der Kronprinz kehrte am Sonnabend Nachmittag um 6 Uhr von einer Ausfahrt zurück. Der Wagen mit den kronprinzlichen Kindern fuhr voraus und passirte ungehindert die Wildparkstation, der kron- prinzlichc Wagen folgte. Die durch einen Drathzug lenkbare Barrivre wurde darauf wegen eines ankom menden Zuges geschlossen, so daß der kronprinzliche Wagen auf der Bahn und vor der geschlossenen Barriere stand. Es gelang jedoch das Oeffnen der Barriere »och vor Ankunft des Zuges, ohne daß der Kronprinz den Wa gen verließ, oder die Pferde die Barriere zertrümmerten." — Bei den kronprinzlichen Herrschaften findet heute Abend im Nenen Palais zu Potsdam ein Ballfest statt, aus welchem auch Se. Majestät der Kaiser und die Mitglie der der königl. Familie erscheinen werden. Außerdem sind vornehmlich viele Militärs der Potsdamer Garni son, sowie die noch hier verweilenden Fürstlichkeiten, Hofchargen, der badische Gesandte Frhr. v. Türckheim und andere angesehene Personen geladen. Im Ganzen warei: etwa 200 Einladungen ergangen. — Die Frau Großherzogin vor: Baden gedenkt bereits an: Mitt woch Abend Schloß Babelsberg wieder zu verlassen und nach Karlsruhe zurückzukehrcu, um sich von dort zu An fang der nächste:: Woche mit ihrer Familie nach der Insel 'Mainau zu begebeu. Gesteri: besuchte die Groß herzogin während ihrer Anwesenheit in Berlin die Kaiserin-Augusta-Stiftung und das Augustahospital. — Wie die „Sp. Ztg." berichtet, melden aus Varzin hier eingetroffenc 'Nachrichten, daß das Befinden des Unternehmens betrachte:: dürfen, unterrichtet in dem mündlichen Vortrage und in der Deklamation. Mit dem Unterrichte in Mimik und Rollenstndium sind die Herren Förster und Baumeister vom Burgtheater, Friedmann und Arnau von: Stadttheater betraut. Unterricht in Prosodie und Poetik und in den 'Nebenfächern mit historischer Costumekundc, Französisch und Englisch, At titüde, Tanz, Fechten, öffentliche Probevorstellungen er gänzen den Plan für einen theoretisch-praktischen Unter richt in dramatischer Darstellung. — Am 1. ds. verab schiedete sich die italienische Operngesellschaft des Herrn Pollini von Prag mit einer Aufführung des „Don Juan". Dem Mozart'schen Meisterwerke hat selten ein günstiger Stern geleuchtet, wenn ihm die Repräsentanten deS bvl ounw ihre mehr und minder guten Dienste widmeten. Dies war hier abermals der Fall, und die Prager Kritik nennt das Heranwagen an Aufgaben, die den italienischen Sängern vollständig fremd sind, sowie die pietätlosen Elidirungcn und Abänderungen der Partitur geradezu leichtfertig. — Aus Mailand erfahren wir jetzt einige Details über die Aufführung des Verdi'schen „Requiem" im Scalathcater am 26. Mai. Charakteristisch ist dic Aeußerung der „Opinionc", daß der Maestro, als er im Orchester erschien, mit einem „frenetischen Geheul" (!) von mehreren Minuten empfangen wurde. Der Lorbecrkranz, welchen Verdi er hielt, bestand nicht etwa aus gewöhnlichem, natürlichem Lorbeer, welcher in Italien überall wild wächst nnd also wohlfeil genug ist, sondern aus Silber und Gold mit einem Stern von Brillanten. Hans v. Bülow war nicht, wie die Zeitungen gemeldet, unter den Gästen; er dementirte die bezügliche Zeitungsnotiz, was ihm die „Opinione" sehr übel nimmt: „nn Pianist», lectosco, certo 8i^nor llan» cko ttnlov", sagt sie, „ein deutscher Pianist, rin gewisser Herr Hans v. Bülow". Der
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