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UoiglllindMcr Anzcigtr. Amtsblatt für das Königliche Bezirksgericht zu Plane», sowie für die Königlichen Gerichtsämter und Stadträthe zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. Dreümd siebenzigster Jahrgang. Verantwortliche Revaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Diese- Blatt erscheint wöchentlich viermal, und zwar Dienstags, Mittwochs, Donnerstags und Sonnabends. Jährlicher Abonnement-Preis, welcher präoume- rauäo zu eutnrhlcn ist, auch bei Beziehung durch die Post, 1 Thlr. 26 Ngr. — Annoncen, die bis Vormittags 11 Uhr eingeheu, werden in die Tag« darauf ericheincnde Nummer ausgenommen, später eingehende Annoncen finden in der nächstfolgende» Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit 1 Nyr. für die gespaltene LorpuS-Aeile berechnet. Einzeilige mit 2 Ngr. — Für die auswärtigen Äönigl. Gerichtsamter und stadträthe, für welche der Voigtländische Anzeiger Amtsblatt rst, bestehen die Geschäftsstellen in Pausa bei Herrn Bürgermeister vehmaun, in Elsterberg bei Herrn L. A. Diezel, in Schöneck bei Herrn Eduard Meyer, in Mühltroff bei Herrn Lhausseegelder-Eiuuehmer Holzmüller. Donnerstag. VÄ» 8* Mai 1862. Der Handelsvertrag mit Frankreich, wegen dessen unser Landtag nächstens zusammentreten wird, hat viel Freunde und Widersacher gefunden, je nachdem die volkswirthschaftlichen Interessen und der politische Parteistandpunkt den Maß stab für das Nrtheil darüber abgaben. Die Schutzzöllner um jeden Preis, namentlich die Baumwollenspinner in Süddeutschland, erhoben ein wahres Zeter geschrei darüber und versuchten nachzuweisen, daß die Spinner, welche gegen wärtig eines Schutzzolles von 3 Thlr. genössen, bei einer Herabsetzung auf 2 Thlr., wie sie der Handelsvertrag bestimmt, nicht mehr würden concurriren können. Die A. A. Ztg. diente diesen als Sprechsal und suchte außerdem noch geltend zu machen, daß dadurch der Einmischung Frankreichs in deutsche Ange legenheiten Thür und Thor geöffnet, die Selbstständigkeit Deutschlands in Zoll- und Handelssachen gefährdet werde. Die Freunde des Handelsvertrages gaben dagegen dieser Zeitung schuld, sie fechte deshalb so wüthend dagegen, weil Oesterreich, dessen Bannerträgerin sie sei, dadurch von Deutschland gewissermaßen ausgeschlossen werde. Letztere Ansicht kam vorzüglich den Kleindeutschen sehr schmackhaft vor, und diese erblickten im Handelsverträge eine tödtliche Antwort Preußens auf die identischen Noten in der deutschen Frage. So zerrten schon die Partheien tüchtig hin und her, als die Erklärung unserer Regierung die einfache Annahme des Vertrags Seilen derselben und die Grundlosigkeit der politischen Hoffnungen und Befürchtungen von ihm aussprach. Denn das leuchtete auch dem blödesten Auge ein, daß unser Herr Minister von Beust dem Vertrage nicht zugestimmt haben würde, wenn aus demselben Befürchtungen für die Selst- ständigkeit Deutschlands und der Mittelstaaten und einen Ausschluß Oesterreichs aus Deutschland erkennbar gewesen wären. Die letztere Befürchtung ist seitdem durch die Verhandlungen zwischen Frankreich und Oesterreich über den Beitritt zu demselben genügend widerlegt. Den Inhalt des Handelsvertrags können wir füglich übergehen, da derselbe durch alle mögliche Zeitungen zur Kenntniß der Betheiligten gebracht worden ist. Der Handelsvertrag selbst stärkt weder den Schutzzoll, noch huldigt er unbedingt dem Freihandel,- sondern er hält den Mittelweg zwischen beiden Grundsätzen, ist also eine Uebereinkunft zwischen denselben und insofern er in seinem Tarife alle Classen der Erzeugnisse des Gewerbfleißes wesentlich ermäßigt, die Gewebe zölle angemessen in Klassen theilt, das zeitherige Verbot der gröberen und un fertigen Artikel beseitigt, eine Menge Rohstoffe und Fabrikmaterialien gänzlich zollfrei macht, in Frankreich die Ermäßigung und Befreiung sofort eintreten läßt, im Zollverein allmählig anbahnt und übergänglich erst 1865 und 1866 ins Leben bringt, enthält er ohne Zweifel einen tüchtigen Fortschritt. Das Urtheil der unpartheiischen Sachverständigen lautet daher in Summa dahin, daß der Handelsvertrag den berechtigten Interessen des Zollschutzes Rech nung trägt, in fortdauernder Berücksichtigung derselben den gerechten Forderungen beider Partheien entspricht und so dem Zollvereine, der dessen dringend bedarf, vorwärts hilft. Wohl wird die deutsche Industrie die französische Concurrenz dadurch fühlen, allein sie muß und wird sie ertragen, wird sich mit ihr messen lernen und die Theilnahme am Weltmarkt behaupten. Möchte nur aus An laß des Handelsvertrags der Zollverein im Zollverein, die verdrüßlichen Ueber- gaugSsteuern, ein baldiges Ende finden! Zeitungen. Sachsen. Nach dem jetzt ausgegebenen Plane zur 62. königl. sächs- Landes-Lotterie wird dieselbe künfüg aus 80,000 Loosen mit 40,000 Gewinnen, mithin aus 8000 Loosen mit 4000 Gewinnen mehr als jetzt bestehen. Aus der Lausitz. Wie der „Sächs. Postillon" berichtet, hat der Litho graph Wilh. Tempel, Sohn eines Bauergutsbesitzers in NiederkunnerSdorf, nachdem er sich als naturhistorischer Zeichner im Norden und Süden Europa- einen Namen gemacht, sich, obwohl wegen mangelnder Vortenntnisse mit großen Schwierigkeiten kämpfend, mit solchem Eifer auf die Astronomie geworfen, daß ihm als Entdecker zweier Planeten von der Pariser Akademie der Wissenschaften die Medaille zuerkannt wurde. Leipzig, 5. Mai. In einem hiesigen Hotel traf gestern Abend ein Fremder ein und ließ es sich gefallen, wegen Mangel an Platz mit 2 fremden Kaufleuten ein Schlafzimmer zu theilen. Ersterer stand heute früh schon um 4 Uhr auf, kleidete sich an und entfernte sich. Die beiden Kaufleute bemerkten aber sogleich nach einander, daß ihnen nicht nur ihre goldenen Uhren nebst Ketten, sondern dem einen auch noch eine Brieftasche mit 33 Thlr. abhanden gekommen war. Sofort eilten sie dem muthmaßlichen Diebe nach und trafen ihn, da die Hausthür noch verschlossen war, auf der Hausflur, wo sie ihn mit Hilfe der im Hofe beschäftigt gewesenen Hausknechte ergriffen, als er eben in- Gastzimmer flüchten wollte, um sich hier — wie er später auSsagte — mit dem bei ihm gefundenen Pistole zu erschießen. Er wurde natürlich sofort zu nächst den Händen der Polizei überliefert, wo sich dem Vernehmen nach herauS- gestellt hat, daß derselbe ein preußischer Secondeleutnant ist, der sich schon seit circa 2 Jahren eines Kaffendefectes wegen auf flüchtigem Fuße befindet. In Werdau sieht sich die Stadt genöthigt, wegen starker Zunahme der schulpflichtigen Kinder Privatlocale für Schulzwecke zu errichten. In Markneukirchen ist ein Aufruf zur Erbauung einer Pferdebahn , nach Bedarf behufs Anschlusses an die zu erbauende voigtländische Eisenbahn s erschienen. Baiern. Aus Augsburg vom 3. Mai berichtet die Abendzeitung: „Der von den Bevollmächtigten in der Sitzung vom 8. April d. I. gefaßte Beschluß: auf die Betheiligung an der Henle'schen Schenkung zu verzichten, die Verwaltung des Kapitals abzugeben und den barmherzigen Schwestern und den Diakonissen den Dienst im hiesigen Krankenhause zu künden, die Trennung der Kranken nach Confessionen zu beseitigen und die Warte und Pflege der Kranken weltlichem Warlepersonale zu übertragen, war Gegenstand der Ver handlung in heutiger Magistratssitzung und wurde mit 9 gegen 8 Stimmen angenommen." Oesterreich. Die sogenannte Siegertmühle bei Görkau in Böhmen war in der Nacht vom 11. auf den 12. April der Schauplatz eines furchtbaren Raubmordes, welcher die ganze Gegend mit Schrecken und Angst erfüllte. Der Besitzer der selben, ein reicher, wohlhabender Mann, der große Holzgeschäfte in der Umgegend macht, verließ am 11. d. Nachmittags sein HauS, um einige Fuhren Breter nach der nahen Stadt Kommotau zu schaffen, und kehrte erst de- andern TageS um die neunte Morgenstunde zurück. Als er der Mühle näher kam, wunderte er sich, daß das Werk stehe und theilte seine Besorgniß hierüber dem Knechte mit. Wie erschraken sie aber, als fie bei der Thüre angelangt, den blutbedeckten Leichnam des Bretschneiders vor derselben liegen sahen. In der ersten Bestür-