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7». llahrsanv. ««. »o «Mwoch, 22. November kN ZVe e//7^/F<? Z-w5ck-rer M)rVe/r- w/«/ ^s-e/k^«L^s-e Gegrünöek 18SH »kjua«a'»°hr »«, »oNch ,we!m°Nge, Lufiev Drack «.Verlag I Liepsch L Reichard», Vresden-A. l, Marlen- L IÜ- *L» ,°,7 »L mk rS/tt. Fernruf2524I. Postscheckkonto losS Vreod.n siebenmal wdchenIOchem verland. Mn»el- nummer to P!g., auberhalb Lachlent ld Psg. «nielgenpreNe: »0 mm drelte Bnindze«!« 3ü PI«, auswärts SU VI». itblchlag und dtabaNe nach Laris, gamtllenan,eigen und Elellengeiuche er- Amtshauptmannschaft Dresden und b-. i-ichied-amtes belm Vverversityerungsamt Dresden Unverlangte Schriftstücke werden nicht ausbewahrt Keine Einigung in Genf erzielt AMluß der Bickmlibteverdandliingen Gens, 21. Nov. Die unter Vorsitz Hendersons statt findenden Verhandlungen der vier Mächte sind heute abend »um Abschluß gelangt. Auch die Besprechungen dieses Nachmittags haben der Vorbereitung der morgigen Büro- sihung gedient. ES ist im Laufe der heutigen Verhandlungen iiber mehrere fragen keine Einigkeit erzielt worden, so daß oem morgen nachmittag 3,8U Uhr zusammentretcnden Büro nur der Bericht Hendersons vorliegen wird, während die genaue Festlegung der BertagungSsormel dem Büro selbst überlassen bleiben muß. In gewissen Kreisen scheint ma» es zu bestreiten, daß das Büro die nötige Kompetenz besitze, die Vertagung des HauptanSschnsses zu beschließen. Es ist nicht ausgeschlossen, baß diese Kreise darauf hin wirken werden, daß der Haupt au »schuß einbcrusen wird, um sich iiber die Vertagung auöznsprcchcn. Einigkeit bestand lediglich über dieTatsache einer Vertagung, jedoch dauern bezüglich der Weiterarbeit des Effektiv- sowie deS Kontrollausschusses die Meinungsverschiedenheiten an. Aus französischer Seite wird ans einer Fortsetzung dieser Auöschnßarbettcn unbedingt bestanden, obschon von eng lischer und italienischer Seite daraus hingewicsen wirb, daß aus den bisherigen Verhandlungen dieser Ausschüsse ge nügend klar ersichtlich ist, daß ihre Arbeiten unter de» gegen wärtigen Verhältnissen keine Fortschritte machen können. Auch bezüglich der Festsetzung de» Datums der Einberufung des HauptauSschusseS im Januar möchte man, wenn möglich, von einer allzu gcuauen Festlegung überhaupt absehen. , Wie die Entscheidung über diese verschiedenen Einzel fragen auch auslaufen mag, jedenfalls haben die Verhand lungen dieser Tage krasserdennje gezeigt, wiewenig ernst es den hochgerNstctcn Staaten mit der Abrüstung und wie schwach der Mille zur Einigung in diesen Kreisen ist. Wenn es unter diesen Bedingungen immer noch Kreise gibt, die Deutschland die Schuld am Stocken der Abrüstungs ¬ verhandlungen zuschteben wollen, so zeigen die Verhandlun gen der letzten Tage und die Tatsache, daß nicht einmal im engen Rahmen der stattgcfundenen Besprechungen über Fragen von zweitrangiger Bedeutung eine Einigung erzielt werden konnte, nur allzu drastisch, woher die Hem mungen kommen. Roch keine Konferenz in Sicht Gens, 21. Nov. I« maßgebenden englischen Kreise« werde« die Gerüchte über eine unmittelbar bevorstehende Einberufung einer Mächtekonserenz nach Rom, Sau Remo oder London energisch bestritten. Vielmehr glaubt ma», daß sich die Möglichkeit einer Mächtekonserenz außerhalb von Gens erst ans den jetzt beginnenden diplomatischen Besprechungen ergeben kann. Ma« will aus englischer und italienischer Seite die Verantwortung für die Einbernsnng einer solchen Konserenz erst dann übernehmen, wenn sich in den jetzt grundsätzlich beschlossenen direkten diploma tische« Besprechungen zwischen den europäischen Mächten die Möglichkeit einer Einigung und Bereinigung der schwebenden Fragen ergebe« hat. Bor alle« Dingen soll eine derartige Konserenz erst bann stattsinde«, wenn in große« Linie« di» Einigung mit Deutschland in der AbriistnngSfrag« zustande gekommen ist. Ans französischer Seite wirb hierzu darauf hingewiese«, daß die französische Regierung au einer solche« Konserenz nnr teilnehmeu könnte, wen« in de» diplomatischen Be sprechungen der RerhandlungSgeacnstand eingehend geklärt ist und keinerlei außerhalb der in den diplomatischen Be sprechungen sestgelegtcn Fragen aus der Konferenz zur Ver handlung gelangen. Jedoch beutet man aus französischer Seite an, daß in den diplomatischen Besprechungen nicht nnr die NbrtistnugSsragen, sonder« auch die übriacn Frankreich unmittelbar interessierenden Fragen, vor allem wohl die Saarsrage und die südostenropäischc« Probleme, geklärt werbe« müßte«. zwMknlall im emttsibm Sbnlmus Delet-tounv -es Königs London, 21. Nov. Im Oberhaus ereignete sich heute in der SrössnungSsitznng ein Zwischenfall. AlS der König ge rade seine Thronrede beendet hatte, machte der Abgeordnete der Labour-Party, McKover«, Zwischenrufe, in denen er di« ArbeitSloscnpolitik der Regierung kritisierte. Dan« wandte er sich an de« König selbst und ries: „Sie sollten sich schämen «nb an die Leute denken, die dranßen vor Hnnger sterbens" Die sensationellen Zwischenrufe waren Pressemeldungen zufolge bereits am Montagabend von der unabhängigen Arbelterfraktion vorbereitet worden. Der König und dle Königin, die sich gerade von den Thronsitzcn erhoben, al» MacKovcrn seine Ruse anösttcß, nahmen keine St o t i z von diesem Zwischenfall. Sie verließen das Oberhaus ruhig und in der üblichen Weise, während sich bei den Abgeord neten deS Ober- und Unterhauses eine starke Erregung bemerkbar machte. Einige jüngere UntcrhauSmttglicder, die in der Nähe MacKovcrnS standen, wollten den Zwischen rufer mit Gewalt zum Schwelge» bringen und ließen erst aus Anweisung älterer Abgeordneten von diesem Vorhaben ab. Nachdem das KönigSpaar da» Parlament verlaßen hatte, wurden starke Proteste gegen baS Verhalten MacKovcrnS laut, der bei Wiederaufnahme der UntcrhauSsitzung übrigens wieder aus seiner Bank Platz nahm. Starke Aufmerksamkeit zog bet der Eröffnung deS Unterhauses die Ueber ieblnng der Sb Samuel« Liberalen ans die OppositionSviinke aus sich. Nur «in oder zwei Mitglieder der Samuel-Fraktion verblieben ans den NegierungSbänken. Del »er Aussprache lm Unterhaus über die Thronrede kritisierte der Führer der Opposition, LanSbnry, die NegierungSpolitik in der AbrttstungS- srage, weil sie niemals zum Frieden führen werde. Er be merkte weiter, die Thronrede enthalte nichts, was der Maße der Bevölkerung und den Arbeitslosen eine Botschaft der Hoffnung bringe. Premierminister Macdonald, der aus LanSbury folgte, wandte sich bald nach Beginn seiner Rede der Außenpolitik zu. Er erklärte, es bestehe kein Zweifel, daß man schwierige Zeiten durchlebe. Die heutige Lage in Europa sei eine stadicnwcise Fortsetzung der Nach kriegszeit der F^cdcnSvcrträge. Macdonald wiederholte die Entschlossenheit der britischen Negierung, das Gerüst der internationalen Zusammenarbeit ansrechtzuerhalten. Er be- merkter Wenn der britische AbrüstungsrörwentionSeutomrs angenommen worden wäre, so würde das für die völlige Ab rüstung der Welt stark betgetragcn haben. Das Genfer Gefüge, so fuhr Macdonald fort, sei durch den Austritt Deutschlands aus dem Völkerbund und durch sein Ausscheiden au» der Abrüstungskonferenz erschüttert worden. Wenn das Vertrauen in der Welt nicht in stärkerem Maße zunehme, dann sei eine Ab rüstung unmöglich. Die jüngste Lage in Genf laße sich etwa wie folgt darlegcn: Sir John Simon habe an einer Reihe von Besprechungen mit Henderson und mit den führen den Delegierten der übrigen in Genf vertretenen Staaten teilgenommcn, Besprechungen, die durchaus freund schaftlichen Eharaktcr getragen hätten und als nützlich zu bezeichnen seien. Heute sei er aus Genf zurückgekehrt. Er habe berichtet, daß man in Genf entschloßen sei, die Probleme durch Gemeinschaftsarbeit zu lösen. Es bestehe keine Absicht, das Werk der Abrüstung scheitern zu lassen, doch sei die Ansicht weit verbreitet, daß man neben den Arbeiten in Genf ergänzend Bemühungen auf diplomatischen Wegen unternehmen müsse, »in die Arbeiten der Abrüstungskonferenz wirksam zu unterstützen. Sir John Simon, so erklärte Macdonald als Erwiderung auf gewiße ZcttungSpolenitkcn dann, vertrete in Genf das gesamte britische Kabinett. Die britische Negie rung hoffe, daß Deutschland an dem Meinungsaustausch über die schwebenden Probleme sich beteiligen werde, und daß Frankreich und Italien die Bemühungen fort setzen werden, die „wir zusammen so einig unternommen haben und auch weiterhin unternehmen werden, nm die Konferenz zu guten Ergebnissen zu führen". In allen diesen Fragen werde man mit den Bereinigten Staaten in enger Fühlung bleiben. Wo cs einen Willen gäbe, da gäbe es auch einen Weg: und die britische Reaiernng habe beftickmt de« Wille», der Abrüstnngskonserenz zum Erfolge z« verhelfe«. Sie werde keine Gelegenheit vorübergehcn laßen, nm einen Weg zu finde» und ihn bis zum erfolgreichen Ende zu ver folgen. Zum Austritt Deutschlands aus der Ab rüstungskonferenz erklärte der Ministerpräsident u. a., die deutsche Politik, nicht nur die Abrüstungskonferenz zu verlaßen, sondern gegen den Völkerbund selbst eine», Schlag zn führen, habe zweifellos bas Merk von Genf nachteilig berührt. Daß die Konferenz w c i t e rg e stt h r t werden müße, habe niemals in Frage gestanden. Der ein zige Zweifel habe darüber bestanden, welches baS bcstgceig- nete Verfahren sei. Der Premierminister teilte zum Schluß seiner Rebe mit, daß die englischen Verhandlungen mit Rußland günstig »onstattcn gingen. Alte un» neue Politik Eine französische Zeitung hat kürzlich den Scnfzer auS- gcstoßcn: Wie soll unsere senile Diplomatie mit ihren über lebten politischen Methoden gegen die junge Mannschaft eines Mussolini oder eines Hitler auskommen? Diese Frage kehrt in allen möglichen Variationen in der Pariser Oppositionsprcsse wieder, die sich darüber hinaus überhaupt angewöhnt hat, die verantwortlichen Politiker Frankreichs als schwach, ideenarm und rückständig zu kritisiere», während die Deutschen ihnen als Muster staatsmännischer Energie und diplomatischer Gerissenheit gcgenübcrgcstcllt werden. Wir sind in Deutschland nicht eitel genug, um solche Zweck darstellungen als bare Münze zn nehmen, sondern wir werten sie als für den innersranzösischen Hausgebrauch be stimmt. Den Kritikern vielleicht unbewußt steckt aber doch ein richtiger Kern in dieser Kritik: Daß nämlich diese diplo matische Garnitur der alten französischen und englischen Schule bei all ihrer persönlichen Tüchtigkeit gar nicht mehr fähig ist, mit ihren Sinneöwerkzeugcn die nene Zeit zu verstehen, die für Europa hcransgczvgcn ist, und noch weniger die neue Sprache, die Hitlers und Mussolinis junge Mannschaft spricht. Abgesehen von den tatsächlichen Gegen sätzen, deren Lösung vielleicht gar nicht so schwierig wäre, wenn sic von allen Seiten in gleichem Geist und mit den gleichen Mitteln angcpackt würden, erklärt sich schon aus -er Verschiedenheit der hüben und drüben angewandten Methoden allein ein großer Teil der Mißverständnisse, die eine europäische Verständigung verhindern. Wenn man die hilf losen Verlcgenhcitsmanöver der groben Mächte seit der deut schen Volksabstimmung und besonders jetzt wieder bas ver wirrte Treiben in Viens mit ansicht, dann kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, daß cs nicht nur am schlechten Willen einzelner Verhandlungspartner liegt, wenn kein Aus weg aus der Sackgasse gesunden wird, sondern auch an der Rückständigkeit der politischen Technik, mit der man hier immer noch arbeitet. Während sich das ganze menschliche Leben, die wirtschaftliche Technik und die Vcrkchrssormen mit jedem Jahrzehnt grundlegend geändert und eine Anpassung aller übrigen gesellschaftlichen Kräfte an diese Fortschritte er zwungen haben, sind die Methoden der internationalen Politik tm Grund die gleichen geblieben wie zu den Zeiten TalleyranbS, Metternichs und ihres Wiener Kongresses. Gerade hier, auf dem entscheidenden Gebiet, das die Be ziehungen der Völker regelt, hat sich eine Kluft ausgetan, über die hinweg sich die Vertreter der alten und der neuen Zeit nicht mehr verstehen. Mit Recht ist dafür der Vergleich von Flugzeug und Postkutsche gebraucht worden: während sich die junge Politik der faschistischen «nd der national sozialistischen Revolution längst in der Welt des Flugwesens und des Radios bewegt, schleppt sich die alte, sogenannte demokratische Politik, die noch von den Erinnerungen der französischen Revolution von 1780 lebt, in ihrem klapprigen Vehikel durch die Länder und schaut mißtrauisch auf die Neuerer, die „Siberts, Egalits, Fratcrnits" als unwahre Schlagworte zum alten Plunder geworfen haben und auf den Grundsätzen -es Führcrtumö, des Heroismus und der Hingabe des Individuums an die GcmcinschaftSidce eine bessere Welt ansbaucn wollen. Sie ist sehr alt geworden, diese internationale Politik, und darum wehrt sie sich mit greisen haftem Eigensinn gegen das jugendliche Prinzip, das mit seiner dunamischen Kraft unheimlich vorwärts drängt. Und sie verabscheut das Neue um so mehr, je klarer es wirb, daß die jungen revolutionären Kräfte nach dem Naturgesetz vom Werden «nd Sterben, das für bas Völkerlcbcn die gleiche Geltung hat wie für jedes Einzellcbe», doch durchdringen und die Vergangenheit ins Grab legen werden. Schon a n d c r S p r a ch c ist dieser Gegensatz bemerkbar, an dieser verschnörkelten, lcisctrctcrischen Diplomatensprache von einst, die in Gens noch so eifrig gepflegt wird und dort fälschlich „europäisch" heißt, jener Kunst, die Gedanken hinter den Worten zu verstecken und zwischen den Silben das Gegenteil von dem Gesagten burchklingen zu lassen. In krassem Gegensatz wie Licht zum Schatten steht dagegen die offene, aufrichtige Sprache Hitlers und Mussolinis, die den andern darum „brutal" erscheint, we,l sie die Dinge beim rechten Namen nennt, und deshalb zwar nicht von der diplomatischen Zunft, wohl aber von den Völkern unmittel bar verstanden wird. Ein typisches Beispiel dafür hatten wir in dem Kommunique, das der Präsident der Abrüstung-« konferen», Henderson, am Sonntag herauSgab, und tn dem er nach einigen nichtssagenden Wendungen zu dem Schluß kam: „Der Präsident hat die Absicht. Aussprachen mit den Vertretern derjenigen Mächte abzuhalten, in deren Namen Sir John Simon seine Erklärungen vom 1s. Oktober ab gegeben hat." Wer würde tn diesen harmlosen Worten eine politische Falle vermuten? Und doch ist sie, dem Kundigen sichtbar, enthalten mit der Unterstellung, baß jene angel sächsisch - französische Einheitsfront, die am 14. Oktober Deutschlands AnStriU verursacht hat, tryf» a-«S in-rvischech