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- « .;. JgAFD .«. G - « ·.:««- «4’ « Wust now-Es WUC s L varq « »p. j- tqz « « . - k. Eh -W · »New Sirt 2290 Tigliche Unterhaltuugsbcilage zu den ~Nkuksten Nachrichtcu«. 19. August. Verlorenes Spiel. Original-Roman von P. Felsbetg. —- Wchdkuck ver-betend (Fottsetznng.) i Wieder glitt ein verächtliches Lächeln unt ihre Lippen, und stolz richtete sie das Haupt empor-; nur einen Moment hatte sie Furcht ergriffen, nun wies sie verächtlich dies Gefühl zurück. Was sollte sie, die reiche, hochgeachtete Danie, fürchten von jenem armseligen Weibe? Magda Vorster befahl dem Kutscher, noch eine Stunde im Thiergarten nmherzusahren; es war die Zeit, wo die vornehme Welt ans den fashionablen Bädern aller Herren Länder zurück gekehrt, sich hier ein Rendezwons gab, um die herbstlichen Sonnen strahlen zu genießen und sich gegenseitig in glänzenden Equipagen nnd mächtigen, stolzen Pferden zu iiberbieten. Sie tauschte Grüße niit den Voriiberfahrenden, nnd sie be merkte es wohl, daß fie Aufmerksamkeit erregte, daß man sie kannte in weiten Kreisen. Da fiel ihr Blick auf einen Fuß giinger, der eben den Fahrdanim überschritt; ein leiser Ausruf eutfuhr ihren Lippen, da begegneten seine Augen den ihrigen, rasch zog er den Hut ein plötzliches Erkennen Beiden Er hemmte seine Schritte und die Dame zog die Schnur, um den Kutscher halten zu lassen. »Ah - Sie wieder in Berlin —4 seit wann ?« sprach sichtlich angenehm berührt Magda Borsten »Seit heute, gnädige Frau; es trieb mich hinaus, den alten, lieben Thiergarten zu begrüßen«, erwiderte Kurt Baumann, deuu er war es. »Ich hoffe, Sie werden mich bald besuchen«, sprach die Wittwe und reichte mit liebenswiirdigeui Lächeln dem jungen Manne die Hand. »Denten Sie an Jhr Versprecheu«, flüsterte sie dann bedeutungsvoll. Kurt trat, sich verbindlich verueigeud, zurück, nnd der Wagen rollte weiter- Diese Begegnung schien eine freudige Stimmung in der jungen Frau geweckt zu haben; ein feines-z Lächeln trat aus ihre Lippen, und zerstreut nur achtete sie auf die Vorübcrfahrendeu, welche sie eben noch so sehr interessirt; ihre Gedanken weilten in der Vergangenheit, hafteten an Erinnerungeu, welche der An blick Kurtz in ihr geweckt hatte. . s Der Wagen hielt dann vor der Villa Bauoteus, in welcher die Wittwe eine Hälfte der ersten Etage bewohnte, welche einst nrit verschwenderischer Pracht fiir die Tochter Vanofens einge richtet worden war, die dann nur ein Jahr ihrer kurzen Ehe darin verlebt. Nur die Räume, welche die schöne Ethel selbst besessen, waren nach ihrem Tode unbenntzt und verschlossen ge blieben, den anderen Theil bezog die Wittwe Vorsters, als sie, aus Jtalien zurückgekehrt, das Erbe ihres Gatten antrat. Ob gleich sie die Hausgenossin des in letzter Zeit von schmerzhaften eiden geplagteu Bauofen war, wurde sie doch selten von diesem empfangen, und Dr. Banmann war oft Zeuge dessen, wie schlecht sie dann behaudelte. Sie heuchelte ihm Liebe und Theilnahme, gab sich alle Mühe, sein offenkundiges Mißtrauen zu verscheuchen, nnd so hoffte sie dennoch, einst die Erbin der großen Reich thiiiuer zu werden, die der alte Herr besaß. Sie hatte zwar kein gesesliches Recht ans diese Erbschaft, jedoch, da keine Anver wandten da waren, glaubte sie allein Anspruch darauf zu haben, und die Aussicht, einst den großen Reichthnm zu erlaugeu, dessen Zauber sie umstrickte, ließ sie mit Ungeduld den Zeitpunkt er wartet-, der ihre habsüchtigen Pläne verwirklichen sollte. Jn freudiger Stimmung betrat die Wittwe ihre schöne Wohnung und ließ sich das Diner serviren, dem sie mit vollem Appetit zusprach. Als sie sich dann von der Tafel erhob, um in dein Erler ihres kleinen Salons auf der schwellenden Chaiselongue eine kurze Siesta zu halten, gewahrte sie durch die Spitzen vorhänge, welche das Fenster ganz verhüllten, daß ein Wagen vor der Gartenthiire der Villa hielt. Eine junge Dame stieg aus ihr Blick glitt forschend über das stolze Gebäude und haftete an den Fenstern der ersten Etage. Es war Maria Carina. Ein halblanter Schrei des Schreckens entschliipfte den Lippen Magda Vorsters, als sie in das holde Gesicht des schönen Mädchens blickte, welches die Beobachterin hinter dein Vorhang nicht gewahren konnte. Bleich nnd sassnngslos blickte die Wittwe hinab nnd folgte jeder Bewegung der den Garten Durchschreitenden. »Die Todten stehen nicht anf«, untrmelte sie dann, sich fassend, ließ sich auf die Chaiselongue sinken und horchte er wartungsvoll, ob sich Jemand nähere; doch Alles blieb still. Der Besuch der Fremden galt nicht ihr aber zu wem mochte sie gekommen sein? Sie sah nicht aus, als ob sie eine Bekannte der Dienstboten sei. Und doch nahm Magda schließlich dies an und beruhigte sich in dem Glauben, daß eine entfernte Aehnlich keit ihre ohnehin erregte Phantasie getäuscht. Sah sie denn Ge spenster seit der Begegnung mit dein italienischen Weib? - Indessen hatte der Diener Maria Cariua zu Banofen ins Palmcnhans geführt, der, seit der Sanitiitsrath ihn verlassen, mit Aufregung das jnnge Mädchen erwartete. Verwirrt von dem noch nie gesehenen Reichthnnt, der Maria überall entgegentrat, stand sie datnt dem Greis gegeniiber, der voll Erstaunen ihr entgegenblickte. »Ist es möglich, ist es denkbar? Ja, so sah sie ans, meine schöne, arme Ethel!« sprach der alte Herr mit bebenden Lippen nnd streckte Maria die Hand entgegen. »Sie tviinfrhten mich zu sehen«, sagte bescheiden Maria nnd trat näher. »Ja, mein Kind, der Sanitätsrath hat recht. Sie sehen diesem Bilde wunderbar ähnlich. Es ist das Portrait meiner Tochter, meines einzigen Kindes, seit achtzehn Jahren ist sie todt, nun sehe ich in Ihnen wieder dasselbe Wesen, ihr Antlitz, ihre Augen, ihr Haar! Wie ist es nur möglich, daß Sie meiner Ethel so ähnlich sehen ?« sprach Vanofen bewegt, ergriff die Hand des jungen Mädchens und sah priifend in ihr Gesicht. Der Greis reichte Maria das Bild seiner Tochter, nnd diese blickte bewundernd darauf; sie selbst konnte es nicht benrtheilen, wie ähnlich sie dem Bilde war, sie war nnr betroffen von der lieblichen Schönheit des lächelnden Mädchenamlitzes, dent sie ähnlich sein sollte. Die Blicke des Greises ruhten auf ihrem Gesicht nnd er schiitteite den Kopf dazu »Ein wunderbares Spiel der Natur«, murtnelte er, nnd Thränen flossen ans seinen Augen die bleichen Wangen hinab; sie waren dem Andenken der Unvergeßlicheu geweiht. Mit tiefer Rührung sah Maria Caran die Erschiitterung des alten Mannes. »Ich will gehen, ntein Herr, denn ich sehe, daß ntein thtblia Jhnen schmerzliche Erinnerungen weckt«, sagte sie sanft. »Nein, nein, gehen Sie nicht, lassen Sie mich Jhken Anblick genießen - ich bitt ein alter, kranker Mann und habe gar keine Freude anf der Welt, seit ich mein Kind verlor; ein Wunder hat Sie zn mir aesiihrt: Ihre Nähe wird mich zuriickoersetzen in eine Zeit, in wetcher ich sehr gliictlich war. Breiben Sie bei mir, ich·