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— .—,——— — ———— "—" " - Dienstag. Rr. 8S. 1. August 1882. Weißerih-Aeitung. Amts-Akait für die Königliche Amtshauptmannschast Dippoldiswalde sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Ilrauenstein. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Diese» Blatt erscheint wSchentlich drei Mal: Dienstag», Donnerstag» und Sonnabend». — Zu beziehen durch alle Post- vnstalten und die Agenturen. — Preis vierteljährlich 1 Mark L5 Pfg. — Inserate, welche bei der bedeutmden Auflage de» Blatte» eine sehr wirksame Verbreitung finden, werden mit lv Pfg. für die Spaltcn-Zei!e, oder deren Raum, berechnet. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde, 31. Juli. Die nahe bevorstehende Erneuerung der Landtagswahlen in 27 Wahlbezirken des Landes wird auch unfern, aus den Städten Altenberg, Bärenstein, Berggießhübel, Brand, Dippoldiswalde, Dohna, Frauenstein, Geising, Glashütte, Gottleuba, Lauenstein, Lieb stadt, Lengefeld, Rabenau, Sayda bestehenden, 5. Wahlbezirk mit betreffen, der bekanntlich bisher von Hrn. Finanzprokurator Hofrath Ackermann in Dresden vertreten worden ist. Wenn es uns auch ferne liegt, über die landständische Wirksamkeit dieses Abgeordneten ein absprechendes Urtheil fällen zu wollen, so glauben wir doch im Sinne einer großen Mehr heit zu sprechen, wenn wir dem schon vielfach laut gewor denen Wunsche Ausdruck geben, es möge gelingen, künftig aus dem Bezirke selbst eine Kraft für diese wichtigste bür gerliche Vertrauensstellung zu gewinnen. Denn wenn auch die Vertreter des Landes nicht blos den Interessen ihres Wahlbezirks dienen, sondern ihren Blick auf das Allgemeine richten sollen, so ist es, der Lage der Sache nach, doch im höchsten Grade wünschenswerth, Männer zu wählen, die neben dem Verständnis und einem Herzen für das allge meine Wohl des Landes auch mit den Spezialinteressen ihres Bezirks in einer Weise vertraut sind, die sie befähigt, die selben nach jeder Richtung hin, den Bedürfnissen ihrer Wählerschaft entsprechend, zu vertreten. Daß dies durch einen im Bezirk selbst wohnenden und mit seinen Interessen vertrauten Mann am besten geschehen kann, vorausgesetzt, daß ihm die sonstigen von einem Abgeordneten zu fordern den Eigenschaften nicht fehlen, darüber dürfte wohl die Meinung nicht getheilt sein. Fehlt dem Bezirke eine solche Kraft, dann erst sollte man sein Augenmerk auf weitere Kreise lenken, um in ihnen Den zu suchen, dem man die Vertretung überträgt.. Nun hat es nach unserer Ueberzeugung in unserem Bezirk zwar nie an geeigneten Kräften gefehlt, wohl aber an der erforderlichen Einigkeit, und so ist denn auch deshalb die Wahl des bisherigen Vertreters unseres Wahlbezirks zu Stande gekommen. Das sollte anders werden. Wenn irgendwo, so ist hier der Lokalpatriotismus an seinem Orte und in seinem Rechte. Etwas Anderes ist es um die Reichs tagswahlen. Hier treten die Länder an die Stelle der kleinen Bezirke; und hat man selbst, um der Zugehörigkeit zum Gesammtvaterlande, zu Deutschland, mehr Nachdruck zu geben, in den Reichstag hier und da sogar Vertreter ge wählt, die ihrer Geburt und ihrem Wohnort nach ganz anderen Theilen des Vaterlandes angehören, so traf das in der Regel nur die hervorragendsten Kräfte, und es galt eben auch, in diesen Wahlen zu zeigen, daß man von dem bis herigen leidigen Partikularismus abzugehen gewillt sei. Aber bei einer Landesvertretung, der das weitere politische Gebiet fernliegt und welche sich vorzugsweise nur der Berathung der inneren Interessen zu widmen hat, da ist es am Orte, die Kräfte zu wählen, die als Bezirksangehörige wissen, was noth thut. Wir haben bereits betont, daß dem zu Wählenden die sonstigen von einem Abgeordneten zu fordernden Eigen schaften nicht fehlen dürfen. Zu diesen rechnen wir zunächst neben genügender allgemeiner Bildung eine selbständige Stellung, die auf keinerlei Weise Meinung und Abstim mung beeinflussen könnte. Wir haben uns aus diesem Grunde niemals für Staatsbeamte erwärmen können, selbst wenn sie durch ihre Stellung ganz besonders mit den Be dürfnissen und Wünschen gewisser Landestheile vertraut wären. Ferner verlangen wir selbständige Ueberzeug ung und Erfahrung, Liebe zu jedem vernünftigen Fortschritt und endlich auch die Fähigkeit, durch Klarheit und Gewandtheit der Rede auf die Ueberzeugung der Hörer einzuwirken. Wenn auch vielleicht bisweilen zu wünschen wäre, es möchte in den parlamentarischen Versammlungen von letzterer Fähigkeit ein weniger ausgiebiger Gebrauch ge macht werden, als es geschieht, so wird doch im gegebenen Falle das Rüstzeug der Rede einem Abgeordneten nicht fehlen dürfen. Wenn wir die politische Parteistellung hier nicht betonen, so geschieht dies darum, weil auf Landtagen dieselbe weniger zur Geltung kommen kann und wir bereits genugsam angedeutet und auch sonst bewiesen zu haben glauben, daß es uns nicht beifallen kann, einem Manne der Reaktion das Wort zu reden. Wenn wir nun nach diesem Allen die Aufmerksamkeit unserer Leser auf einen Mann lenken, der unserem Bezirk angehört und von dem wir die Ueberzeugung haben, daß er die Stellung als Abgeordneter desselben in jeder Weise auf das Beste ausfüllen werde, so halten wir es zunächst für unsere Pflicht, zu versichern, daß wir dem Betreffenden von unserm Vorgehen vorher nichts mitgetheilt, also auch seine Zustimmung zu demselben nicht eingeholt haben. Der Mann unseres Vertrauens ist Herr Uhrenfabri kant <^ro88in»i»i» in Glashütte. Wollen wir wünschen und hoffen, daß unser Bezirk auf diese schon in den verschiedensten Vertrauensstellungen bewährte Kraft ihr Augen merk lenke und eine recht einmüthige Wahl zu Stande komme. Dippoldiswalde, den 29. Juli. In der gestrigen, sehr gut besuchten Versammlung des Gewerbevereins wurde nach der Erledigung einiger geschäftlicher Angelegen heiten der Beschluß gefaßt, nächstens eine Exkursion nach Glashütte zu unternehmen und der Vorstand mit Vorberei-