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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 31.05.1912
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-05-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120531010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912053101
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912053101
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-05
- Tag 1912-05-31
-
Monat
1912-05
-
Jahr
1912
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i lSlL beraubt wer- bedeutsamer York gefaßt anz anverenl als die lvc- e», die mit n sind. Ter nigung des t des Gou- Einrichtung idrcr Neber- Uvachjinnige, rbalten soll. > Nervenarzt eße». Diese ne Insassen en, ob nait» Gefahr vor. en, Geistes- Uachkommen ihung sollen »ert werden, arüber ent- cher Männer bessert wer- Berbrechen die Frage n sein. Frau Är- Begleitung Süd-Nigeria rückgekehrt, geteilt, das; i in jeder r als 2000 ihrer Reise imlung be» lleberblick eher völlig hat Fran gewidmet, sammelns, unbekannte en. Mit nvcilen zu z sie nach >lare ihrer n Bäumen hrcc Höbe ch in geö> ckennungS- " entdeckt, die Geister ilbot fand eine solche geborenen — keiner ping des !r gegen- ateressante rmter der Palastes eit wahr, ltcr dem des Eon iah dieses , die den nien ab- t Forscher spanischen r Kaiser unter de iner Seite ingewirkt ren um- mommen. habt, das; ht. eines on nach de. In der üe durch ngen der >, scheint „Englijh irgeführt aen. Es lettungs- heftigem bringen, ner ab- ach dein m Ende ies Vcr- i jedem können. die jetzt m Aus- l. sollen Sobald n Kran ,e Ope in Av als das ine An tes vor l.»«k. au» in Bel-tn^ s Jtatten. 2uz »egen. Oes Schwede» an Staaten nur BezugS-Preis A» Lat»«ta »nd ««ar», d«rch «U«, Tria« »nd Eoedlreui« r»«ltlZllch in» v«a „bracht«»aotL. L» »t. oteoeljährl. Bei »nsern SUtale» ». An» natzmefteüen adardalt: ?» Vt. «»«ati, L»«t. vtertellMiru D«ch b» Wa»r innerhalb Dentlchland» an» dar dantlchen Kolonien vioneliLhtt. >.« «natl. --»jchl- Poildeftellaeld iieruee r» Dan,inart. den Donankaatoi^ Lurrmdurg. Ktederland«, Rar. Oeüerreich« Ungarn, Siubland. > und Schwei». 2» ailon übrige» nur direkl durch dte LrlchLfl». ilell, ve» «lalle» erdälllich. Da, t!«ip,l„, Lagedlan «ich«»», r-cal täglich. Sonn» u Felenag» «ui «»kgen». Abonn«ment»»Bnnadm« 2»d»»»,»g«N, 8, bot »nleien Tkügern. Filialen. Spedttenrw» »d blnnahmeftellen, Ioan« htattiünlor» »nd vnettritger». Sinrel»,rinnt»»»,», u> vt. Morgen-Ausgab e rMger TaMaü s Deutsch« Bank, Filiale Leigjig l De» -Kall« Snnnn. Steinweg L - . lUnchinnlchdch) Tel.-Änschj. i »4»sr Handelszeitung, LE-»,-:! ttel,»», «. Amtsblatt des Nates und des Nolizeiamtes der Ltadt Leipzig. VüL"L' Lnzeigeu Preit fU» Snlelal« »«« r'»»p»iu «n» llmgevnn, di, llpalNg« l<«NI»«il» SBl. d>« Reklame- ,^le > Bit. oon »u.wün» »IVI. Reklamen tllv Ml. 2nseiat, oon Bedüeden im amu llchea Teil dl, detll.eU» SN Vs <b«Ichaft»an,,lg«n mit VlagoorlchrM», tw VreN» erdicht. RadaN nach tarit. Beil-,,gebühr «belamt. auflag, 5 Ml. o Tausend erkl. V-stgrdühr. lellbeilag, dSaee Festen««»» Äuslräa« können nicht »urück. aerogen werden. Für da» Erlchelnen an »«stimmten Tagen und PUigrn aritd kein« ibaraiUl« Übernammen. Änjelgen - Onaaüm«: 2»liaa»i»gals« 8, bei samtllcheu Filialen u. allen Änironeen» üctvebittvnen de» 2». and tlu-lande». Druit an» Verlag »»» Flsche» M ttüeften Jndader: vaul Kürlten. «,»»«>,» »ao che,«alt»»ell«r 2adanni»gaI1» <L tzaugl - Filiale Dre»»«n: Seenra»» 4. l lleleodon 4L21l. Nr. 273. 26 Seiten UM* Unsere gestrige Abendausgabe umfaßt 1V Seiten, die vorliegende Morgeanummer 18 Seiten, zusammen vss Wichtigste. * Der Genercrlresidcnt von Marokko Lhau tet) hat über die letzten Kämpfe um Fez berichtet. (S. bes. Art. S. 2.) * Der Rücktritt des türkischen Groß,-- Wesirs soll bevorstehen. (S. Ausl. S. 2.) * In der chinesischen Provinz Schantung filü» Unruhen ausgebrochen. (S. 2lusl. S. 3.) »WilburWrightistinDayton (Ohio) am Typhus gestorben. (S. Sport S. 7.) * Theateranzeigen siehe Seite 18. Amerikanischer polizelülenlt. Inmitten der Wirren und Sorgen seines Wahlkampfes hat Präsident Taft doch noch Zeit gefunden, die auswärtigen Vorgänge, we nigstens die in der unmittelbaren Nachbarschaft, mit Aufmerksamkeit zu verfolgen. Wie im Vor jahre wurde die mexikanische Grenze mit Unionssoldaten bepflanzt, um zu versuchen, ob nicket verirrte Kugeln des Bürgerkrieges von Iuarez usw. her Einmischiungsvorwände schafften. Aber Madero scheint siegreich zu bleiben und vor allem baS Glück zu haben, daß der Kriegs schauplatz ein bißchen weiter landeinwärts, aus der gefährlichen Nähe der amerikanischen Scho nung weg verlegt ist. Natürlich ist es auch mög lich, daß, die Sache sich umgekehrt verhält: weil es doch zu bedenklich ist, mitten in den Wahl wochen ein Ausgabekonto für einen mexikanischen Eroberungskrieg anzulegen, über dessen Kosten anschläge man am besten in Paris oder Rom Erkundigungen einziehen könnte, darum ist abge- winkt, diesseits die Postenkette aus der Schutze weite entfernt, und über die Vorgänge in Mexiko werden jetzt Regierungssiege statt der früheren regelmäßigen Rebellensiege redigiert. Man darf nämlich nie beim Lesen der Depeschen seine kritische Methodik zu Hause und außer acht lassen, daß wir alle Nachrichten aus dem Aztckenlande über Washington beziehen! Dasselbe Ursprungszeichen haftet den schwarz in schwarz gemalten Berichten über die Zu- ständeaufKubaan. Dort soll nämlich „An archie" herrschen; toenigstens im östlichen Teile der Insel. Tatsächlich ist ein Negeraufstand ausgebrvchen. Das geschichtsphilosophische Dogma, daß jAe politisch-kulturelle Sünde ihre eigene Strafe aus sich gebiert, erlebt wohl nir gends so handgreifliche Bewahrungen wie in der neuen Welt. An den Folgen ihrer afrikanischen Sklaveneinfuhr wird sie wohl noch durch Jahr hunderte zu kranken haben. In Kuba steht die Sache ziemlich gleich schlimm wie in Karolina; nur daß etwas mehr Vermischung vorgekommen ist. Aber auch die Mulatten gelten noch als ein recht unsicheres Element; erst beim Quarte- rvnen entwickelt sich der volle Ehrgeiz, ein Weißer sein zu wollen. Gerade in der Haltung der Mulatten besteht die Hauptgefahr des jetzi gen Aufstandes, da sie einen starken Prozentsatz des Regierungsheeres ausmachen. Die kreolischen Offiziere und Unteroffiziere würden sich natür lich lieber mit den Affen der Wildnis verbrüdern als mit dem schwarzen Manne; aber es fehlt ihnen jede Widerstandskraft gegen das Klima der winterlvsen Insel. Wenn der ausgebrochene Negeraufstand der weißen Herrschaft gefährlich werden sollte, so trügen die Kreolen doppelte Schuld. Nicht allein, daß ihre Großväter die schwarzen Brüder ins Land gezogen haben: auch sie haben deren Hilfe nicht verschmäht, als es gegen die Spanier ging. Damals mag den Niggern die republikanische Staatsform als ein Ausbund von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit geschildert sein. Die Enttäuschung ist dann nicht ausgeblieben. Aber der Neger bleibt ein unverbesserlicher Optimist. „Der kubanischen Republik haftet immer noch zu viel Spanisches an", erzählen ihm die Weisen aus dem Abendlande, die als Agenten zu ihm ins Land kamen; „aber in dem großen Freistaate der -18 Sterne waltet eitel demokra tische Eintracht und Herzlichkeit" — ungefähr, wie es die Juden der Makkabäerzeit sich von den Irrltsy, üen Römern des zweiten vorchristlichen Jahrhunderts vorschwatzen ließen, mit denen sie einen Bund machten. Der Kubaner von schwarzer Couleur ist natürlich gemeiniglich noch weniger weit im Alphabet gelangt als sein weißer Landsmann von gleichem Stande: so kommen sie denn nicht über die Zeitungen, die allwöchentlich aus Karo lina usw. von Lynch morden zu berichten haben. Und der blanke Silberdollar, den der freundliche Ratgeber aus dem Norden austcilt, ist bloß eine kleine Probe der Milliarde, die unter der Yankecherrschaft jedem in den Mund fliegen wird. Der amerikanische Pflanzer, der die banke rotten kreolischen Vorbesitzer der Zuckcrplantage um Santiago herum ausgckauft hat, ist freilich ein noch schlimmerer Vampir als sein Vorgänger spanischer Zunge, aber nur, weil ihm Herr Go mez nicht auf die Finger sieht: unter Taft oder gar Roosevelt wird das alles ganz anders werden. Und zu dieser Verführung tritt die Versuchung von Osten, wo hinter einem schmalen Mecresarme die glorreiche Negerrepublik auf Haitr herüberwinkt. Man sagt, die schwarzen Rebellen hätten bereits ihr eigenes Nepublikchen im Osten Kubas ausgerufen. Und darüber haben Taft und sein Staats sekretär Knox stracks ihr drittes und vier tes Flottengeschwadcr nach Key West beordert und der kubanischen Regierung ihre „guten Dienste" zur Niederwerfung de? Aufruhrs angcboten. Es ist nicht das erstemal, daß die Vereinigten Staaten auf Kuba Ordnung schaffen. Auch 1906 tvurden Truppen gelandet, und erst wieder zurückgezogen, nachdem Washington Men schen nach seinem Bilde auf der „Perle der An tillen" herrschend gemacht hatte. Uncle Sam hält strenge Polizei im Karaibenmeere! Präsident Gomez aber hat die uner betene Hilfe dankend ab gelehnt- Er ver traut, mit eigener Kraft der Rebellen Herr zu werden. Ob die Hoffnung nicht trügen wird? Uncle Sam bricht das Eis ; findet er aber kcins, so macht er eins. Ob Gomez oder der Rebellen häuptling siegen wird, hängt wohl nicht allein von ihren strategischen und politischen Fähig keiten ab. Wahrscheinlich würde es besser gewesen sein, wäre Gomez' ablehnende Antwort einen Ton höflicher ausgefallen. Nun, bis zum No vember hat er wohl Zeit, sich zu besinnen. Augen blicklich könnte ein immerhin kostspieliges Aben teuer den Wahlaussichten schaden. Hat Taft erst seine Hände wieder frei, dann findet er wohl Zeit zur Antwort auf Gomez grobe Tcpescl^e. Vor allem, wenn sich dabei zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen und Roosevelt oder Elark oder lvcr der Nachfolger wird, ein böses Kuckncksci ins Nest legen läßt. Die Srsnüentmrger Jubelfeier. In Gegenwart des Kaisers wurde gestern, wie schon kurz gemeldet, die 500jährige Wiederkehr des Einzuges derHohenzollern in Brandenburg ge feiert. Es sanden deshalb die Wiedereinwei hung der altehrwürdigen St. Katharinen kirche nach umfassender Wiederherstellung des Innern, die Enthüllung des Kurfürstenbrun nens mit dem Reiterstandbild des Kurfürsten Friedrich I. von Professor Manzel und die Ein- weihung des aus den Ruinen neu erstandenen Rathauses der Altstadt mit einem schönen Festsaal, der dem öffentlichen Gebrauch zurückgegeben wird, statt. Nach dem Festgottesdienst, über den wir gleichfalls bereits in unserer gestrigen Abendnummer berichteten, begab sich der Kaiser im Automobil unter weiteren stürmischen Kundgebungen des Publikums zum Denkmalsplatz. Hier war ein Kaiserzelt errichtet, sowie Tribünen für die Damen. Die Ehren kompanie des 35. Fllsilierregiments erwies die mili tärischen Ehren. Nachdem der Kaiser unter dem Kaiserzelt Aufstellung genommen hatte, hielt Ober bürgermeister Dr eifert eine Rede. Die Bürger schaft habe den heutigen Tag lange herbeigrsehnt, um durch die Errichtung eines würdigen Denkmals des Kurfürsten Friedrich 1. ihrem Dank für all das Gute einen sichtbaren Aus druck zu geben, das die landesväterliche Fürsorge des Herrschergeschlechts der Hohenzollern ein halbes Jahrtausend hindurch mit der ganzen Mark auch der alten Kurstadt Brandenburg gebracht habe. Der Redner dankte für das Erscheinen des Kaisers und wies darauf hin, daß die machtvolle Persönlichkeit des Burggrafen Friedrich von Nürn berg es verhütet habe, daß mit der dem Untergang geweiht scheinenden Mark die gesamte Ostmark vom Deutschen Reich abgesplittert sei. Damit sei der Grund zu der großartigen Entwickelung Brandenburgs und Preußens gelegt ge wesen. Eingedenk des alten Wahlspruches „Hie guet Brandenburg allewege" erneuere Brandenburg das Gelübde unverbrüchlicher Treue. Redner schloß mit einem von der Versammlung be geistert aufgenommenen Hurra auf den Kaiser, König, Kurfürsten und Markgrafen Wilhelm H. Darauf fiel die Hülle und die Musik spielte die Nationalhymne. Der Kaiser äußerte sich Professor Manzel gegenüber außerordentlich anerkennend. Noch 31. Mst 1912. einem Gang um das Denkmal betrat der Kaiser das alte Rathaus und begab sich zum Festsaal im oberen Stock. Hier wurde er mit Fanfaren emp fangen. Nachdem er sich in das Goldene Buch eingetragen hatte, nahm er vom Bürgermeister den Ehrentrunk entgegen und hielt darauf die folgende Ansprache: Ich spreche der Stadt Brandenburg meinen herz lichsten Dank aus, daran gedacht zu haben, mich zu ihrer Feier einzuladcn. Es ist eine Feier gewesen, die weit übe: die Mauern von Brandenburg hinaus ihre Bedeutung hat, und ich freue mich, daß die Brandenburger gewünscht Haden, ihren Kurfürsten und Markgrafen unter sich zu haben, wie selbstnerstänslich der Kurfürst sich freut, wenn er unter seinen Brandenburgern weilen kann Die wechselvolle Geschichte, die über unser deutsches Vaterland hingegnngen ist, hat manches Geschlecht herangcrufcn und mit Aufgaben bedacht; und schließlich ist cs das Geschlecht meiner Vor fahren gewesen, denen es erst mit vielen Hin- dernissen gelungen ist, zu dem schweren Werke den Grundstein zu legen und schließlich bas Werk zu erbauen: die deutsche Einheit auf branden burgischer Basis und unter preußischer Führung. Wir wollen nicht vergeßen, daß es für den damaligen Landeshauptmann und späteren Kurfürsten gewiß ein schwerer Entschluß gewesen ist, aus dem sonnenreichen, in der Kultur fort geschrittenen Süden, dessen Ritterschaft damals auch in hoher kultureller Blüte stand, die Aufgabe zu übernehmen, in dieses Land zu kommen, und das selbe wieder neuem Blühen cntgegenzuführen. Es ist aus beredtem Munde uns heute schon kundgc- wotden, welch furchtbarer Zustand in dieser un glückseligen Mark damals herrschte, und wenn es ihm auch gelang, teilweise wieder Ordnung zu schassen uno die Keime zu neuem Blühen zu säen, so hat die Mark doch noch manä>en schweren Sturm erleben müssen und ist noch oft der Tummel platz fremder Reiche und fremder Herren gewesen, bis schließlich der Große Kurfürst und der große König ein für ollemal die frem dln Völki»,- nrrtrieden uno für d.e Märker wie die Preußen bas Recht schufen, üch selbst l«b?n zu können, ohne ihren Fleiß und ihre Arbeitserzeugnisse frem den Delleitäten zu Liebe verloren geben sehen zu müssen. Und als somit mit Gottes Hilfe endlich der preußische Bau gefügt war, und mein seliger Großvater in langer Fricdenszeit das Schwert geschliffen hatte, was notwendig mar, um die deutsche Einheit zu erreichen, da wurde zum zwei ten Male in großem Maßstabe für das ganze deutsche Vaterland dasselbe Werk vollbracht, das einst für die Mark vollbracht worden war. Es gelang «in für allemal, den Fremden zu verweisen, unsere Felder zu zerstanipfen und unseren Fleiß zu vernichten, bloß um ihren eigenen Interessen nachgehen zn können. Auf brandenburgischer Grundlage, auf preußische in Unterbau ruht das Deutsche Reich und das deutsche Kai sertum, und deshalb wollen wir am heutigen Tage der Märker und der Brandenburger gedenken, und nicht zum wenigsten der Brandenburger, die im Jahre 1870 ihr Gut und Blut daransetzten, dem alten Herrn die Kaiserkrone zu erfechten. Solange ein Hohenzoller lebt und solange es Brandenbur ger gibt, werden beide an Constantin Alvens - leben. anDionville und das dritte Korps denken. Das war die alte brandenbur gische Treue, wie sie durch alle Jahrhunderte sich erhalten hat, uno diese Treue wünsche ich den kom menden Geschlechtern der Stadt Brandenburg, und daß diese Treue niemals erlöschen möge, darauf leere ich den Pokal! Der Oberbürgermeister brachte ein aber maliges dreifaches Hoch auf den Kaiser aus. Der Kaiser ließ sich eine Reihe von Stadtvertretern vor stellen. Nach dem Vorbeimarsch der Ehrenkompanie verließ der Kaiser kurz nach 12 Uhr unter er neuten andauernden Hochrufen der Bevölkerung Brandenburg. Nachmittags wird ein histo rischer Festzug abgehalten. Freiherr o. SertUng über Sie Sozislüemukrstie. In der gestrigen Sitzung des Reichsrates führte, wie aus München gemeldet wirs, Minister präsident Freiherr oon Hertling beim Etat des Innern aus, er betrachte die Sozial demokratie keineswegs als eine bloß« Arbeiter partei. Die Sozialoemotratie sei ihrem Grund und Wesin nach «ine revolutionäre Partei. Die oen'tantxsmäßig« Formulierung oer sozialdemokra tischen Ideen mit aufreizenden Schlagworten habe «ine Werbekraft, wie üe die frühere Zeit nie mals gekannt habe. Wenn da angeführt werde, daß nur oi« Arbeit Eigentum 'chasft und daher alles nicht auf Arbeit beruhendes Eigentum fremdes Gut sei, daß di« Arbeit allein der Wert des Arbeitpro- duktes und daher der Arbeitslohn nur eine Abschlagszahlung sei und der Unter. n«hm«rgewinn Wucher und Uebertreidung, saß di« ganz« heutige tbesellschaftsordnung auf Ungerechlig- keit aurgebaut s«i, weil di« Produktionsmittel allen gehören und gehören müßten, damit dann erst «in I«b«r in der Lage fei durch di« von ihm aufgeroendete Arbeii uno nach Maß dioser oon ihm aufgewendetcn Arbeit oen ihm zustehcndcu Anteil an Besitz und Genuß zu gewinnen, so ist leicht einzusehrn, wie solche los. Jahrgang. Schlagwort« wirken müssen; und diese Schlagworte fänden sogar in unserer Zeit Bevölterungsklassen von einer Ausdehnung, die wie niemals zuvor disponiert seien, diese Schlagworte aufzunehmcn uno zu Fak tor«n d:r Zerstörung werden zu lasten. Der modern« Industrialismus scheide die Welt in zwei große Lager. Auf der einen Seit« steh«n die besitzlosen Arbeiter und auf der anderen <2eile die Besitzenden, die Kapitalisten. Das Interesse der Arbeiter gehe auf hohe Arbeitslöhne, lurz: Arbeitszeit, das Interesse oer Arbeitgebc'-, wenn auch nicht der Besonnenen, auf möglichst lang: Arbeitszeit, möglichst niedrige Löhne hinaus. Daraus ergebe sich ein Interesseukonslikt der ernstesten Art, d?r die Arbeitgeber und Arbeitnehmer in zwei feindlich« Lager scheide. In den sozialdemokratischen Ideen werde die sozialdemokratische Jugend erzogen. Von klcinauf werde ihr die Feindschaft gegen die bürgerliche Gesellschaft, gegen den Stiwt eingeflößt. Was solle man nun dagegen tun? Die bürgerliche Gesellschaft habe alle jene Waffen aus geliefert, mit denen die Sozialdemokratie gegen sic ankümpfc. Die Versammlungsfreiheit, die Vereins freiheit, die Pressefreiheit, sic gaben der sozialdemo kratischen Agitation den weitesten Spielraum. Aus nahmegesetze können nicht in Betracht kommen. Was solle also ein konservatives Ministe rium der Sozialdemokratie gegenüber tun? So sage ich, man darf in der Sozialpolitik nicht müde werden und wir müssen den berechtigten Wünschen der Arbeiter möglichst entgegcnkommen. Wir dürfen uns in der fortgesetzten sozialen Politik nicht dadurch abhalten lassen, daß sie bisher den Er folg nicht gehabt hat, den wir von ihr erhofften, daß der gewünschte versöhnende Einfluß auf die sozial demokratisch gesinnte Arbeiterschaft nicht zutage trete. Ueberaus wichtig ist auch die fortgesetzte Be lehrung und A u f k l ä r u n g bei der A ro e i t e r- jugend. Ihr muß klargemncht werden, daß der heutig« Staat eine wohltätige Einrich tung ist, daß der Staat bestrebt ist, ihren berechtig ten Wünschen nach Tunlichkeit cntgcgcnzukommen. Es muß der Arbeiterjugend weiter klargcmacht werden, daß das, was ihnen als Ziel bezeichnet wird, «ine Utopie ist. die sich nicht verwirklichen läßt. Die Arbeiterschaft muß selbst zu der Ueberzeugung kom men. daß die oon der Sozialdemokratie angestrebten Ziele nicht zu realisieren sind. Wenn auch heute die sozialdemokratischen Organisationen über den weit aus größten Teil unserer Industriearbeiter verfügen, so sind doch sehr erfreuliche Ansätze anderer Organi sationen vorhanden, die erkennen lassen, daß viel leicht doch aus der besseren Einsicht der Arbeiterschaft selbst der Siegeslauf der Sozialdemokratie gehemmt wird. Was ein konservativesMinisterium weiter zu tun hat, ist die Fern Haltung der Sozialdemokratie aus dem Beamten körper. Mit allem Nach druck muß an dem Grundsatz festgchalten werden: der Leamtcnkörper muß von jeder sozialdemokrati- skl-en Beeinflussung freigchalten werden. Zur schärferen Erklärung seines Standpunktes über den Schutz, den das Ministerium der christlichen Religion augcdcihen lassen sollte, bezieht sich der Minister auf die Worte des bayrischen Bischofs Ketteler: Auch die jüdische Minorität hat vollen Anspruüi auf den ihr seit Jahrhunderten gewährten Rechtsschutz, unö es ist beabsichtigt, das alte jüdische Edikt von den heutigen Verhältnissen und Wünschen der Israe liten gemäß umzugsstaltcn. Freiherr von Hertling betonte des weiteren, daß er bestrebt sein werde, in Bayern den Reichs- gedanken hoch zuhalten und im Bundesrat« di« Interessen Bayerns nachdrücklichst zu vertreten. Es liege ihm daran, dies nochmals nachdrücklichst hcrvorzuhcben. weil in der letzten Zeit tendenziöse Presseerörtcrungcn immer wieder Glauben machen wollten, es sei in den Verhältnissen zwischen der Reichsleitung und der bayrischen Regierung eine Trübung entstanden. Diese Pressemitteilnngen ent behren jeder tatsächlichen Grundlage. Es sei zu keiner Zeit rn den letzten Monaten irgendeine Trü bung zwischen den beteiligten Stellen eingetreten. Wenn sachliche Meinungsverschiedenheiten auszu tragen seien, würden sic auf dem allein vorgezeich neten Wege bundesfreundlicher Verhandlungen aus getragen werden. Von einer Trübung der Verhält nisse sei also kein« Rede und werde auch in Zukunft leine Rede sein. Gibt es gemüßigte Polen? Die polnische demokratische Presse ist mit der Haltung der polnischen Fraktion bei Beratung der Heeres- und Marincvorlagen sowie der O st m a r k c n z u l a g e n für die Reichsbeamten durchaus nicht zufrieden. So nennt der „Dziennik Bydgoski" s25. Mai) z. B. die Mehrheit der polni schen Rcichstagsabgeordneten politische Feigling« und versöhnungsparteiliche Speichellecker, di« von den elsässischen Abgeordneten doch etwas lernen sollten. Anderseits drückt aber der „Oren- downil" (21. Maij seine Befriedigung über die Hal tung der polnischen Fraktion in der Frage der Auf hebung d«s Spirituskontingents, für das sie ein getreten ist, aus, da sie die sich daraus ergebenden Einnahmen nicht zur Deckung der Heeres- und Ma rinevorlagen verwendet wissen will, sondern zur Er Höhung der Unterstützungen für Veteranen. Der „Orendownik" stellt nur ein« Tatsache fest, wenn «r bei dieser Gelegenheit hervorhebt daß sich die pol nische Fraktion von Rücflichten weder auf das Wohl des Heeres und der Flotte, noch der Regierung oder des Staates habe leiten lassen, sondern nur von d«r Rücksicht auf den wirtschaftlichen Vorteil der eigenen Volksgemeinschaft. ' Besonders bemerkenswert sind die Ausführungen des „Dziennik Poznanski", der als das Sprachrohr o«r sog. gemäßigten Richtung gilt. Das Blatt schreibt zu den Acußcrungen des Landwirtschafts ministers Frhrn. v. Schorlemcr über die gemäßigten Polen wörtlich „Nur eine Sache zwingt uns zur Berichtigung. Der Herr Minister Hot in seinen Reden zweimal die HM* Man beachte auch die Inserate in der Abend-Ausgabe. -MW
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