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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 25.12.1902
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-12-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19021225027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1902122502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1902122502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-12
- Tag 1902-12-25
-
Monat
1902-12
-
Jahr
1902
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xrwff» »«»»«»»I Len» «r lkLÜ i« Ruck- Händen trachte«« schwer- tand. SÄ ltei, der Trauer- und ab. iLyones die An- «: chre e. d>e>e ld lege, Pflicht e krank h mehr »ea «u sollte» H war Ne sich Targe Frau, »erden in fast keiner » mich rraus. it der n ein rr sah Mich, lerken slickes k lm. kkußd, iraru» e». Dies«» Vlatt wird den Lesern von Dresden «nd Umgebung am Tag« vorher bereit» al» Abend-Ausgabe zugestellt, während eS die Post-Abonnenten am Morgen in emer Gksanilntaurgabe erhalten. verugrgebllhn »o die.gmr»,»n, dlnch eilen» B°,kn pver »»mmimoiiLre »raalin, da» Mali <u> rvoa>»iuii,«n. tue n»»t »>lt»»«n ater H«,rla»» «ol,n>. in »«« lt»i>a»«aade».>»«»»» und L-«»r77«!Ä''uU'c)r.».n°,. KnituiUinar» nur m,I »«»»> abe^br»»d«a dyäaNilie. Vonv t»lqm«l„ NaLlrSaNchr Vouvrar- anlvrü»» bleide» «nderIMckmai: »nverlanets^ Muuuitrwic werde» «»» auidewadn. r»l»»ramm.«rret>«: »achrlcheeu »reSde» B>Mchjch Kegvünöel L8LV Verlag von Kiepscir L Reicliardt. k Ldroselvn rrlveli Irltstaüt tt. IHUIINSbllVI I jl . Vnrvo k tnr»o ft kralmr r Nnrtiuiuoll» Llikklsisssörvi ll. Luedwvvlitdrlk Nr. 33«. Slihjksi 8pvciaI-fLbt->Ii ftisi ^uß»»sv laset rur Dssiebtiieuiijr äer in meinem Isieil, nur t^<>i»r»n> >>- uiul N «»», «-«kr tii» «l< > uni; äiouemlen neuosten, nillernsleu Unrelgen-carif. Annabme van tlnkkindl,»»»«» t> ? NackmUtaa» » Ulir Lomi- und »kinlaaS nur Maneulnabe « vs» !> bur' -l Ubr Die I walna« Grund- ikile <ra « Silben« so P«g. An- tii»!>u>unak„ au« dkl VnvaNeile ?,ei«k 2°, 2!«a . die sivLliiak Zeile als.Ein «eiend«" odcr au« Terlleue bo itw. In Nammen, nach Lann und seier. laakn l- dk< Llvalnee GrunL»k,>kn so. «o bk» « und M Pia na>l> bk. iondrrki» Tari«, AuSwarlige Aui lrauk nur gkacn PoiauLbetadiuna. Dkleablulikr wllLc» niu roP«u. berechiiei. !>ern«vrk!danichl»iii Ami I Nr. U und Nr. «SSL. Lledtrtsvdeil Lntrüßv ml! llnictjkiiiiliklilieniüji eruk-knin-t oin. Neueste Trahlberichle. Hosnochrlchien. Tiiektor Bawn. Bekchcliing >>» Siechenkanse, Gciicdtsoeikaubluugcn Beiliner Leven. Renefte Drahtmeldungen vom 24 Dezember Dien. DaS offiziöse „Fremdenblatt" schreibt: Gleichzeitig mit der Abreise der Kronprinzessin Luise von Sachsen wird nunmehr bekannt, daß der Erzherzog Leopold Ferdinand an «Le. Majestät das Ersuchen gerichtet hat, aus der kaiserlichen Familie auSschciden zu dürfen. Wie mehrere Blätter berichten, hat der Erzherzog auch alle seine Ehrenzeichen an die betreffenden Hofstellen abgesandt und seinen Austritt aus der Armee bekannt- gegeben. Dieter Schritt hängt mit der Absicht des Erzherzogs zu sammen, eine Ehe mit einer Schauspielerin zu schließe». Der Erz herzog Leopold Ferdinand war Oberst im 81. Jnfaiiterie-Reziment und seit längerer Zeit beurlaubt. Die Schauspielerin, welche der nunmehr resignirende Erzherzog zu ehelichen gedenkt, heißt Adamowitz. >st die Tochter eines Postbeamte» in Iglau und 28 Jahre alt. Eine Schwester ist in Graz verkieirathct. Dieselbe widmet sich ebenfalls der Buhne. Der Erzherzog verkehrt in den Bühnenkreisen stets unter dem Namen „Wölfling". — Aus Salz burg schreibt das „Neue W. Tagbl ": Es wird heute bekannt, daß von der Kronprinzessin von Sachsen sowie von ihrem Bruder, dem Erzherzog Leopold Ferdinand, bei der Abreise Briese zurückgeblieben sind, in denen sie ihr Vorgehen motiviren In dem Briese der Prinzessin kommt ein Passus vor, in dem sie die Er- klärung abgiebt, daß sie unter keinen Umständen zu ihrem Gatten zurückzukehren gedenkt. Ter Erzherzog gicbt eine Erklärung ab, in der er sich mit dem Vorgehen seiner Schwester einverstanden erklärt, und hrnzusügt, daß er so lange aus alle Titel und Würden verzichte, als die Angelegenheit nicht in der von iciner Schwester ge- wünschten Weise erledigt sei. lieber die Flucht selbst wird noch bekannt, daß der Erzherzog und die Prinzessin mit einem zwei- spännigen Micthtvagen nach Hallein fuhren. Es hatte den An. schein eines Ausfluges zur Jagd. In Hallein wurde der Wagen zurückgeschickt und das Gcjchw.slcrvaar bestieg den Eilzug. Berlin. Nach telegraphischer Meldung des Kommodore Scheder hat die Blockode von Puerto Cabello durch die deutschen Seestreitkräftr am 22. Dezember begonnen, die von Maracaibo am 2t. Dezember. Saalfeld. In dem städtischen Steinbruche aus der Ariis- gereuther Flur erplodirte aus bisher nicht auigeklärter Ursache eine in der Frühstücksbude untergebrachte Menge Dynamit. Ein Arbeiter wurde getödtet, einer schwer und einer leicht verletzt. Emden. Heute früh t^ Uhr brach im Hotel „Bellevue", das hauptsächlich von durchreisenden Arbeitern benutzt wird, im Keller Feuer aus. Ein Arbeiter ist erstickt, ein anderer wurde noch lebend in'S Krankenhaus gebracht. Paris. Ter Oberpolizeikommissar Hennion reiste gestern Abend mit einer Anzahl Beamten nach Madrid, um die Mit- alieder der Familie Hum Herr bei ihrer Auslieferung von den spanischen Behörden zu übernehmen. Paris. Die vorgenommene Untersuchung hat ergeben, daß der verhaftete frühere Verwalter der Familie Huuibert, Parayrc, in der letzten Zeit damit beschäftigt war, Spanisch zu lernen. Man erblickt darin den Beweis dafür, daß Poravrc den Aufenthalt der HumbertS kannte und wahrscheinlich die Absicht hatte, sich ihnen onzuichließen. Die Belohnung von 25 OM Francs wird dem Madrider Polizeiinspektor Caro zuerkannt werden, da sestacstcllt wurde, daß er vaS Haus, in dem die Humberts wohnten, bereits seit dem 15. Dezember überwachte, während der anonyme Brief erst vom 17. Dezember ist. Die Gesiebte Romain Daitrignac's. Fräulein Daloza, wurde in dem Augenblicke verhaftet, als sie in Buenos Anres den Danwfer „Labrador" mit dem sie a»S London eingetrofsen war, verlassen hotte. Die Verhaftung erfolgte aus Ersuchen zweier sranzösischer Geheimpolizisten, die an Bord desselben Dampfers waren. Rom. Das gestern auswärts verbreitete Gerücht, daß der Papst im Lause des Empfanges deS KardinaiskoUegiilnis un wohl geworden sei und vom Throne und ans dem Empfangs- saal geführt werden mußte, wird als unbegründet bezeichnet. Der Pacht erfreute sich während des Emch'anges ausgezeichncier Ge sundheit und war bei beiter Laune. Nachdem er die Anwesen den zum Handkuß zugelassen und ihnen frohe Festtage aeiviinlcht hatte, zog er sich zurück. Heute Vormittag 10 Uhr las der Papst die Messe und wird dieselbe auch um die Mitternacht des Wcih- nachtstages in seiner Privatkovcllc lesen. Madrid Aus Fez eingcganoene Nachrichten melden, daß die Truppen des Sultans siegreich in Tozza eingezogcn sind. London. Die „Dimes" berichten o»S Schanghai, die Missionare in der Hauptstadt von Kansu hätten aus veriraucns- würdiger Quelle erfahren, daß, wenn auch Dungsuhsian zweisellos Vorrälhc und Mamiichasten sammele, die Lrtsbchördcn «ein Verhallen nur seiner Furcht vor Verhaftung zuschrciven und keinerlei aggressive Schrille von ihm erwarten Auch die aus führlichen Meldungen von einem organiiirten Aufstande im Norden Chinas, über den die Darlarengcnerale der drei mandschurischen Provinzen )üngsl an den Dhron Bericht erstattet hätten, betrachteten die chinesischen Beamten mit Mißtrauen und Zweifel. — Aus Hongkong «rjäbrl dasselbe Blatt: Der Ausschuß der Handels kammer hat sich einstimmig dahin ausgesprochen, daß d e Ein- iührung der Goldwäbrung unmöglich sei, so lange China an der Silberwährung sesthalte. Newyork. Eine Depesche aus Panama meldet, daß Nicaragua einen feindlichen Einfall bettircklct. Truppen wer den an der Küste des Allonli'chcn und des Stillen Ozeans zu- sammenfezvgen. Es würden schwere Kriegsslcuern auserlegt Der Handel leide sehr und der Wechselkurs sei aus 1200 Prozent gestiegen. Mexiko. Der Kricgsministcr General Bcrnardo Neyes Hot seine Entlassung gegeben. Das gesammte Kabinet berieth heute die Hierbei trat eine verschiedene Anschau ung darüber zu Tage, ob die llcbernahme des S«sicdsamles durch den Präsidenten Roosevcli zu wünschen sei oder nicht. Es wird befürchtet, daß im Lome der schiedsrichterlichen Dhätia- kest sich die eine oder andere Zufälligkeit ergeben könnte, welche die Vereinigten Staaten ernstlich mit in Verwickelung ziehen könnte. Späterhin wurde bekannt, daß einige Mitglieder des Kabincts Anspruch dagegen erhoben, die Frage dem Haager Schiedsaerichtsyose zu unterbreiten. Es liege kein Anlaß vor, zu wünschen, die Monroedoktrin einem nichtamcrikanischcn Ge richtshöfe zur Entscheidung zu überlassen, auch wenn dies der unzweifelhaft unparteiische Haager Gerichtshof wäre. Sie wür- ven es vielmehr vorzieben. wenn denn einmal die Monroc- doktrin Gegenstand eines Schiedsgerichts sein sollte, vatz der amerikanische Einfluß selbst in der Angelegenheit entscheide. Ein anderer Grund, den die Minister gegen den ersteren Punkt an- führen, ist der, daß, wenn der Haager Gerichtshof einen Spruch fallen sollte, dies eine lange Zeit in Anspruch nähme, während Rooscvclt im Stande wäre, den Schiedsspruch in einigen Tagen abzugeben. La Guayra. General Matos hatte kürzlich eine Unter redung mit Kommodore Scheder erbeten, um die Veneuicla- A'igelrgenycit zu besprechen. Er wurde jedoch an Kvmnwdorc Monigomerte, als den dienstälteren Oisizier, velwieien. Infolge dessen hat auch Mvittgomerie es abgelevnk, Malus zu empsange». Euro rav. Eine Depesche aus Caracas meldet: Der Waffenstillstand zwischen der Regierung und den Aufständischen acht morgen zu Ende. Tie Regierung erhielt die Mittheilung, daß drei Armeen in der Stärke von 6200 Mann auf den Straßen von Alto Gracia und Guatini aus Caracas hcranmarschirten. Die Loge sei äußerst kritisch. Venezuela habe an die Regierung kein Geld mehr vorzustrccken. Präsident Castro sehe den Ernst der Lage ein und gehe morgen noch La Victoria, um zu versuchen, die Vorhut der Aufständischen unter Rolands aufzuhalten. Washington. Venezuelasrage. Dar Tunnel Stag. 2->. Ttzeinlitr 1902. QertlichcS und LächsischeS. Dresden. 24. Dezember. —* Se. Majestät der König hat in der vergangenen Nacht veihältnißmäßig gut geschlafen. Se. Majestät suhlt sich ober noa, immer ziemlich schwach, und der Appetit läßt zu wünschen übrig * Heule Nachmittag 5 llhr vereinigt sich die Königl Familie zur Tase! bei Sr. Majestät dem Könige im Residenz schlosse, weicher sich dann die Chrisibcschcrung m der Königl Familie anschließt —* Im Au'trogc Ihrer Majestät der K ö n i g i:> - W i tt w e bcsuchlcu heute Ihre Czcclleiiz Frau Obcrhosmcisierin von Pilug.' und Hofdame Gräfin Nculincr von Wey! dos 2pcz:a!gc«mätt Schweizer Clwcoladcn und seiner Conttturen von C. Bär u H. Beyer, Schloßslraßc 28, um daselbst namhafte Einkäufe zu bewirken. —* Ihre Königl. Hoheit Prinzessin Mathilde hatte heute Vormiitaa 10 Ubr in ihren Gemächern 87 arme Frauen zu einer Weihnachtsbescbermig versammelt und mit allerhand nütz- lichen Gegenständen beschenkt. —* Ihre Königliche Hoheit Prinzessin Mathilde be suchte in Begleit,ma der Frciin von Gärtner die Weihnachts-Aus stellung des Könialichcn Hoflieferanten I. Olivier, Progersir. 5. —* Als Salzburg wird berichtet: Tic Abwesenheit der Kronprinzessin wurde erst spot Vormittags bemerkt. Hch- marschall v. Tümpling war abwZend. nach Berchtesgaden be- urlaubt. Der Großhcezog hat persönlich seinem Schwiegersohn und dem Kai'er von Oesierreich telegraphisch Bericht erstattet. Tie Großherzogliche Famiite ist in großem Kummer. — Die „Franks. Zig." will wissen, die Flucht des Erzherzogs Leopold hänge auch mit einer Tamenbekanntschast zusammen. Ter Erzherzog unterhielt seit längerer Zeit Beziehungen mit einer ehemaligen Ballerine Nanicns Adamowitsch, welche er häufig in Wien besuchte. Nunmehr wollte der Erzherzog die Dame hcirathen und richtete an den Kaiser ein Schreiben des Inhalts, daß er sich entschlossen habe, aus alle Rechte eines Erzherzogs zu verzichten und iortan Wölfling heißen wolle. Ter Erzherzog, welcher mit seiner Schwester, der Kronprinzessin von Sachsen. Salzburg verließ, traf mit der oben genannten Dame in München zusammen, von wo die Gesellschaft die Fahrt nach Gens fort- setzte. In der Begleitung der Kronprinzessin soll nicht ein franzö sischer Sprachlehrer, sondern ein 24jährigcr Engländer sich be finden. Erzherzog Leopold Ferdinand, 34 Jahre alt. ist nach der Münchener „Allgeni. Ztg." ein sehr aufgeweckter, lebenslustiger Mann, der ein Feind jeden Ecrcmoniells ist. Er verkehrte in Wien sehr viel mit bürgerlichen Familien, ist ein großer Theater freund und stand mit mehreren angesehenen Wiener Schriftstellern in Verbindung. Er huldigt überaus freien Ansichten, welch« ihn wicderbolt in Konflikte mit maßgebenden Persönlichkeiten brachten. Durch sein ganzes Wesen geht ein demokratischer Zug. Dem Erz herzog werden besondere Geistesgobe» nachgerühntt, er hat aus den verschiedensten Gebieten sich mit Erfolg bethäligt und als Komponist. Schriftsteller und Kunslsticker Arbeiten geleistet, welche den vollsten Beifall sachverständiger Leute gefunden haben. In politischer Beziehung huldigt er, wie das genannte Blatt ver sichert, radikalen Ansichten. Das Ausscheiden deS Erzherzogs aus dem Kaiserlichen Hause werde in gebührender Form bekannt- gegeben werden, so wie cs seiner Zeit geschah, als der Erzherzog Johann Salvator den bürgerlichen Namen Johann Orth annahm. —* Der „Berl. Lvk.-Anz." läßt sich über eine Unterredung, die sein Karreipondeiit mit Hcnn Hausmmschall v. Entiowitz. Excellciiz, hatte, Folgendes mitiheilen: „Meine Frage, ob den, sächsischen Hose der gegenwärtige AiisenlhaltSort der Frau Kronprinzessin bekannt sei. beantwortete Herr v. Earlowitz mit „Ja": es liege jedoch keine Veranlasiiiiig vor, diese» Ort be kannt zu geben. Jedenfalls sei die Punzcssi» nicht, wie bekanntet werde, in Paris. Irgend welche neue Exccntrizitäten von ihrer Verlincr Lelicn. L. Berlin, 23. Dezember. „Karl," sagt Onkel Bräsig zu seinem Busenfreunde Hawer- mann. indem er nach einem tüchtigen Gewitter den Kops zum Fenster hinaussteckt, „sieh' mal. die ganze Lust riecht nach Atmuspharc." So möchte man auch in diesen Tagen den Kops beständig zum Fenster hinausstecken und sich daran erfreuen, wie gegenwärtig die Berliner Luft so ganz nach Weihnachts- Atmosphäre düstet. In diesem Falle kann man wirklich den so oft mißbrauchten Ausdruck anwenden und sogen, „ganz Berlin" lebt und webt nur für Weihnachten. Andere Gedanken und Ziele scheinen in dielen Tagen von der Zweimillioncu-Bevölkerung völlig aogestreist zu sein, «sie scheint von keinem anderen Wunsche besee.t zu sein, als Anderen eine rechte, echte Weihnachtsfreuoe zu be reiten und das schönste Fest des Jahres für sich und alle Ange- höricen so schön wie möglich zu gestalten. Zeitweise scheint wirk lich der weltstädtisch« Egoismus obacslreift zu sein. Man ist ge- schäftig. aber einmal ausnahmsweise nicht für sich, sondern für Andere, der harte Kampf um's Dasein ruht eme Weile und man stürzt sich in den allgemeinen Strudel, um daraus cmporzukolen, womit man Anderen eine Freude bereiten könnte. Wie wohlthuend tpirkt dann nach dem gewaltig gesteigerten Treibe» und Jagen der letzten Wochen vor dem Feste — mit den drei entsprechend empor sich erweist sich recht tühlbar der Segen der Anfangs vielgeschmäb ten Sonn- und Feiertagsruhe. Vordem gab eS sur die Berliner Laden-Inhaber am ersten Feiertage nur zwei Vormittag-Ruhe stunden. Die übrige Zeit des Tages muhte man mit Rücksicht aus die Konkurrenten auch die Läden geöffnet halten, obwohl man wußte, daß man an diesem Tage kaum etwas Anderes zu thun bekommen würde, als ungeeignete oder doppelt angekommcne Ge schenke umzntauschen. Heute sind am ersten Feiertage fast alle Laden geschlossen und die Chefs wie die Angestellten können sich aaN, als freie Menschen fühlen. Freilich versiert daS Straßen- vild durch die fest verschlossenen Läden und Schaufenster viel von keinem sonstigen Reize, sehr zum Leidwesen der zahlreichen Fremden, die zur Weihnachtszeit nach der deutschen Rechskauvt- stadt eilen und deren Hauptstraßen von früh bi» spät bevölkern Die Berliner halten sich nach alter, guter Sitte am ersten Feier, tage mehr in ibren häuslichen vier Pfählen. Aber der gewaltige FttmLenzufluß sorat dafür, daß nicht nur die Straßen und Plätze. »» e» etwas zu schauen giebt, ungemein belebt sind, sondern auch olle öffentlichen Lokale, von den Restaurationen ongesongen, bis zu den Vergnügungsstätten oller Art, an akuter Ucbersüllung leiden. Die Theater, die säst durchweg Nachmittags und Abends svielen. und nicht allein an den beiden Feiertagen, sondern auch am „dritten", aus den wieder ein Sonntag solgt^ manche sogar die ganze Woche bis Neujahr, können ausverkautte .Häuser nur zu gut brauchen. Denn die Wochen vor Wc.knachtcn sind auch hier für sie die schlechtesten >m ganzen Jahre, den Sommer nicht ausgenommen, und die Weihnachtslage müssen den vorangegange- nen Ausfall decken, was sic denn auch meist reichlich besorgen. Für die meisten Berliner verdichten sich freilich die Freuden und Annehmlichkeiten des Festes zu möglichst gutem und möglichst reichlichem Essen und Trinken. Es ist fabelhaft, was gerade an diesen Feiertagen, an denen ja allerdings die traditionelle Kälte auf die Etzlust und den Durst besonders fördernd und anfeucrnd wirkt, in Berlin konsiimirt wird! Der bevorzugte Fisch während der Weihnachstoge ist hier der Karpfen. Nicht weniger als 15000 Centner Karpfen sind hier nach Angabe der Eentralmarkthalle. in der sich der Fischgroßhandcl konzentrirt, zu den Feiertagen ein- geführt und sicher auch bis aus wenig Reste verlaust worden. Gewiß eine stattliche Menge! Noch mehr werden freilich Nach folgen, denn eine Berliner Ltzlvesterfcier ohne Karpicn ist nahezu undenkbar. Das hat noch eine besondere Bcwandtniß. Berlin ist zwar die prioilegirte „Ltadt der Intelligenz" und die Berliner halten sich für Keller, als andere Leute Diese bescheidene Sclbst- cinschätzung hindert aber nicht, daß ssier der Aberglaube mehr ge deiht, als in irgend einer anderen Stadt, und daß sogar neulich eine städtische Ärmenkommission im Begriff stand, sich schleunigst aufzulösen, well ein Mitglied die niederschmetternde Entdeckung machte, daß jene Kommission aus — 13 Mitgliedern bestand. Ihr drohender Untergang wurde nur dadurch verhütet, daß man schleunigst noch ein 14. Mitglied sich zuerthcilen ließ. Also, an Aberglauben ist hier genügender Ueberfluß, und so ist es kein Wunder, wenn in zahllose Berliner Portemonnaies am Sylvester kleine Päckchen mit Karpsenschuppcn wandern. Sie bringen nam ganz ohne thatsächlich« Unterlage ist. Denn wirklich, wer das nächste Jabr über ein solches Päckchen mit Karpsenschuppen bei sich trägt, dessen Portemonnaie wirb niemals ganz leer sein Wovon sich Jeder durch eine Probe — Prokuren geht auch in diesem Falle über Studiren! — überzeugen mag. Manch' Einer rechnet sich auch sonst im Leben als reich, und wenn man näher zuschaut, hat er nicht viel mehr als wertü- s lose Fischschupperi in seinem Portemonnaie. Die Brand'schcn .Millionen-Erbcn, deren Freuden und Leiden hier jüngst in ! einem Sensolionsprvzessc ausgerolll wurden, verdienen, soweit , sie nur gutgläubige Betrogene sind, alles Mitleid. Seit Jahr- , zehnte» darbten sic und lernten alle Bitternisse des Lebens kennen, ! aber sie träumten sich gleichzeitig als Millionäre und führten ei» üppiges, wahrhaft beneidenswerthcs Traumdosein. Vielleicht waren sie in ihren ncbclhaitcn Traumbildern weit glücklicher, als es wirkliche Millionäre sind, die nur zu häufig au den mannig fachen Folgen der Uebersältigung leiden. Hiergegen waren die Brandlchen Millionen-Erben vollständig gefeit. Tenn obwokl ihr gcmenisamer Wohlthätcr. der 1815 in Amsterdam verstorbene Erblasser, ihnen an die 30 Millionen holländischer Gulden hinicr- lasscn haben sollte, hatten sic doch nicht nur keinen rochen Heller davon gesehen, sondern noch für ihre Verhältnisse recht ansebn liche Summen darauf gezahlt, von denen ihre betrügerischen Lcr- wandten lange Zeit lebten, die den Kriminalroman erfanden, der jetzt so böse für sie enden sollte. Man versteht dabei eigentlich nicht recht, wie diese geriebenen Burschen so thöricht sein konnten, ihr Phantasicgebilde nicht nur ihren leichtgläubigen Verwandtei' gegenüber baar auszumiinzen, sondern cs auch als Erpresserwcrk- zeug gegen einen so hochangesehenen Mann, wie den Grasen Douglas, der sich der besonderen Gunst des Kaisers erfreut, zu benutzen. Im llcbrigen ist es recht lehrreich, wie Graf Douglas in diese abenteuerliche Geschichte hineingekommen ist. Er hat sich einmal vor Jahren mit seinem langjährigen Portier in eine längere Unterhaltung eingelassen und davci enahrcn, daß die Frau dieses Portiers eine geborene Brand sei und Anspruch aus die ,,holländische Millionen-Erbschaft" habe. In seiner Gut- müthigkctt hat sich Gras Douglas d'e hieraus bezüglichen Papiere vorlcgen lassen, um sie einer näheren Prüfung zu unterziehen und zimisehen, ob er zu Gunsten der Frau etwas thun könne. Diese Gutmüthigkcit Hot er dann durch jabrelange Erpresserver suche recht tbcuer bezahlen müssen. Freilich war cs von den Urhebern dieics Kesseltreibens recht dumm, sich dazu eine hoch- angesehene Persönlichkeit auszuiuchcii, die selbst über ungezählte Millionen verfügt und von der kein Zurechnungsfähiger glauben wird, daß sie sich aus Grund listig erworbener Papiere eine fremde Erbschaft aneianen werden. Noch thörichter war es, das Berliner Auswärtige Amt in diese Geschichte hineinzuzlehen und mit angeblichen bolländischen Urkunden zu operiren, die selbst ein Waisenknabe schon von Weitem als plump gefälscht erkennen mußte. Aber wenn diese Betrüger keiner und schlauer zu Werke gegangen wären, dann hätten sie ihre Geldgeber noch lange Jahre foppen und jchröpsen können dann wäre^ki» dun" " «uwch*»»»»
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