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Einzelnummern lO Npfg. Alle Postanstalten und Post boten, unsere Austräger u. e..- „ - Geschäftsstelle, nehmen zu jederzeit Bestellungen ent- LÜDuieNvlai» »Uk U. UMAkstekl?) gegen. Im Falle höherer Gewalt, od. sonstiger — Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto beiliegt. Nr. 54 — 94. Jahrgang Wilsdruff-Dresden Telegr.-Adr.: „Tageblatt Postscheck: Dresden 2640 Dienstag, den 5. März 1935 Deutschlands Politik der Selbstbehauptung Schacht über handelspolitische Notwendigkeiten Am Montagabend veranstaltete in der Messestadt Leipzig im Rahmen der Veranstaltungen der diesjährigen Frühjahrsmesse die Kommission für Wirtschaftspolitik der NSDAP, eine große Kundgebung, auf der auch Reichswirtschaftsministcr Reichsbankpräsident Doktor Schacht sprach. Die Kundgebung, die in einer Halle des Messegeländes stattfand, behandelte die Frage: Deutschland in der Weltwirtschaft! Reichsbankpräsident Dr. Schacht betonte in seiner Rede, daß die geistige Kraft der nationalsozialistischen Bewegung jetzt die Welt zum Nachdenken bringe, und erklärte, wenn der Nationalsozialismus mit Recht das Sichbreitmachen fremdrassigen Wesens in Staat und Kultur ausmerze, so heiße das nicht unterschiedslos jeden Juden vernichten, und wenn freimaurerische Heimlich tuerei abgetan werde, so gelte deshalb nicht jeder Frei maurer als Landesverräter. Aber Mißgriffe dieser Art seien vergängliches Beiwerk, das noch keiner Revolution gefehlt habe. Alle Kritik der ausländischen Presse an den normen und der Einheitlichkeit des nationalsozialistischen Lebenswillens treffe ins Leere. Nm die Behauptung von Gegensätzen zwischen einzelnen Führerpersönlichkeiten der Bewegung oder der Reichsregierung zu zerstreuen, er klärte Dr. Schacht nachdrücklichst: „Ich kann Ihnen versichern, daß alles, was ich sage und tue, die absolute Billigung des Führers hat, und daß ich nichts tun und sagen würde, was seine Billigung nicht hat." Dr. Schacht schilderte dann, daß die Ursache der Wirtschaftskrise in der Politik liege, insbesondere in den politischen Auswirkungen des Weltkrieges. Vor dem Kriege hätte Deutschland 25 Milliarden Reichsmark Forderungen und 15 Jahre später mehr als 25 Mil liarden Schulden an das Ausland gehabt. Deutschland habe alles getan, um die ihm aufgezwungene Umstellung zu vollziehen und seine Schulden abzuzahlen, aber das Ausland habe den Erfolg dieser Anstrengungen durch seine Handelssperren und Währungsdumpings vereitelt. Ein Teil der Gläubigerstaaten sei zu dem System der Clearings übergegangen und habe damit dem Welt handel einen neuen Schlag versetzt. Infolge dieser Schwierigkeiten sei der internationale Handel sowohl in der Einfuhr wie in der Ausfuhr ständig weiter geschrumpft. Dr. Schacht unterstrich, daß es nicht der böse Wille Deutschlands sei, sondern die Politik der Selbstbehauptung habe dazu geführt, die Rohstoffe dort einzukausen, wo Deutschland sie im Austausch gegen deutsche Waren erlangen könne. Dr. Schacht betonte: „Niemand würde es mehr begrüßen als wir, wenn im Wege internationaler Zu sammenarbeit die Voraussetzungen zur Beseitigung des gegenwärtigen primitiven Verfahrens und zur Wiederherstellung des mehrseitigen Handels geschaffen werden könnten." Die Lösung des deutschen Schuldentransferproblems, so bemerkte Dr. Schacht weiter, ist nur ans zwei Wegen möglich, entweder Herabsetzung von Zins und Amorti sation unserer Anleihen im Zusammenhang mit einer zeitweisen Stundung oder Erhöhung des deutschen Aus fuhrüberschusses. Ich freue mich, daß der Leiter der Vertragsabteilung im amerikanischen State Departement, Mr. Grady, anscheinend diese einzigen Möglichkeiten eben falls klar erkannt hat. Das würde sich mit dem Weg decken, den ich wiederholt unseren Gläubigern vorgeschlagen habe, nämlich den deutschen Anleihedienst sür einige Jahre aus-nsetzen und ihn danach zu maßvollen Zinsen wieder auf',»nehmen. Die dazwischenliegende Zeit müßte dazu verwandt werden, um den internationalen Handelsverkehr wiedsraufzubauen." Nachdem Dr. Schacht die Welle Währungsabwertun gen im Auslande kritisiert hatte, betonte er, daß Deutsch land seine Wirtschaft aus eigener Kraft wieder in Gang gebracht habe. Die deutsche Wirtschaftspolitik lehne einen Deflations druck ab, um sich die Antwort zu ersparen: „Rechnung anerkannt, Schuldner verstorben." Dr. Schacht erklärte nunmehr, daß der Grundsatz "es neuen Planes, den er aus der vorigen Leip- iigcr Herbstmesse angekündigt hatte, laute: Nicht mehr kaufen, als bezahlt werden kann, und in erster Linie das kaufen, was notwendig gebraucht wird' — „Wir sind durch den Winter", erklärte der Redner, ^glatt üindurckaekommen mit ge steigerten Produktionsziffern und einer sehr geringen saisonmätzig bedingten Steigerung der Arbeitslosenziffer. Es Wäre allerdings falsch, wenn ich sagen würde, daß es leicht gewesen ist. X Das schlechte AußenhandelsergcSnjs von Dezember und Januar braucht uns nicht allzusehr zu erschrecken. Wir waren an handelspolitische Verträge gebunden, auf Grund deren wir zunächst noch Einfuhren über das er forderliche Maß hinaus zulassen mußten." Dr. Schacht bezeichnete die Clearing-Ver träge als das Haupthindernis des neuen Planes. Es habe sich auf den Verrechnungskonten bereits eine deutsche Neuverschuldung von über einer halben Milliarde Mark entwickelt, die uns zwar devisen- mätzig nicht bedrücke, weil ihre Bezahlung nur in Waren verlangt werden könne, die aber psychologisch wenig erfreulich fei, weil sie den Eindruck erwecke, als ob Deutschland rückständige Warenschulden sich wieder ansammeln lasse. Deutschland werde deshalb in Zukunft auch auf den Verrechnungskonten noch viel schärfer als bisher die Einfuhrgenehmigungen unter die Lupe nehmen. Das deutsch-englische Abkommen habe sich bewährt und die Abtragung der Schuldenrückstände aus dem Warenverkehr mache erfreuliche Fortschritte. Die deutsche Ausfuhr sei auch durch die man gelnde Kauffähigkeit der Rohstoffländer, die hohen Zölle fast des gesamten Auslandes, die zu nehmende Kontingentspolitik bei unseren Abnehmern und nicht zuletzt die Währungsentwertungen und -schwankungen der verschiedenen Länder behindert. „Wenn wir trotzdem nicht weiter im Export zurückgewor fen worden sind", bemerkte Dr. Schacht, „als dies prak tisch geschehen ist, so bedeutet dies eine Anerkennung der deutschen Qualitätsarbeit und zeigt gleichzeitig, daß unsere Mühe um die Steigerung der Aus fuhr nicht vergeblich zu sein braucht. Zwar ist der deutsche Anteil am Welthandel in den letzten beiden Jahren leicht zurückgegangen. Das erklärt sich zu einem erheblichen Teil daraus, daß bei den großen Kolonial mächten der Handel zwischen Mutterland und Kolonien sich relativ gut gehalten hat. Dabei zeigt sich immer klarer, daß für einen Industriestaat der Besitz kolonialer Roh- stosfgebiete als Ergänzung seiner heimischen Wirt schaft unerläßlich ist. Auch das frühere Deutschland hat mit seinen Kolo nien niemals imperialistische, sondern immer nur wirt schaftliche Ziele verfolgt. Heute liegt es klar zutage, daß, wenn Deutschland seine Kolonien hätte, das Transferproblem Deutschlands un endlichviel leichter sein würde, da es einen erheb lichen Teil seiner Rohstoffe, die es heute in ausländischer Valuta bezahlen muß, im Rahmen feines eigenen Wäh rungsbereichs erzeugen könnte." . Der Reichsbankpräsident beantwortete hierauf dre Frage: Wie stellt sich der Nationalsozialismus zur Welt wirtschaft? Der Nationalsozialismus sehe in geregelten Wirtschaftsbeziehungen der Völker untereinander emen unentbehrlichen Kulturfaktor, und sei gewillt, das Ser- nige zum Wiederaufbau des Welthandels berzutragen. Deshalb erkenne das nationalsozialistische Deutschland seine Auslandsverpflichtungen als bindend an, obwohl sie in ihrer jetzt nur noch vorhandenen Hohe ausschließ lich reparationsbedingt seien. Der Nationalsozialismus lehne aber die Erfüllnngs- Politik auch auf wirtschaftlichem Gebiet um jeden Preis ab, mit der frühere Regierungen Deutschland an den Rand des Bolschewismus gebracht hätten. Der Zahlungs - Wille Deutschlands, der nur durch Warenliefe rungen getätigt werden könne, bedinge einen Annahme- Willen der Gläubiger für diese Waren. Am fehlenden Ann ahme willen des Auslandes habe sich die Brüningsche Deflationspolitik totgclanfen. „Wir werden sie nicht wiederholen" beteuerte Dr. Schacht Internationalen Kredit, so fuhr Dr. Schacht fort, halte auch der Nationalsozialismus für ein unentbehr liches Hilfsmittel des Welthandels, aber er wehre sich -Nißbrauch solchen Kredites zu einer bloßen Verschleierung des vorhandenen Spannungszustandes. Solange deshalb durch Förderung der deutschen Ausfuhr ober durch Verminderung der Schulden kein Ausweg geschaffen sei. werde das nütwnalsozsalistische Deutsch land sich in welthandelspolitischer Beziehung geduldest; es weigere sich indessen, sich solange einfach passiv zu verhalten. „Wir steigern unsere Produktion an Jnlandsroh- stoffcn nicht", sagte Dr. Schacht, „um irgendeinem Autarkieideal zu frönen, sondern wir tun dies aus Selbsterhaltungstrieb." Zum Schluß seiner Rede warnte Dr. Schacht vor Überbewertung der deutschen Binnen konjunktur, die nicht zur Vernachlässigung der Aus fuhr führen dürfe. Dr. Schacht schilderte die Wirtschafts- Maßnahmen der Regierung, insbesondere die Kapital- Marktpolitik msi der Senkung der Zinslasten. Es sei gelungen, in den letzten beiden Monaten den deutschen Kapitalzins bei mehr als zehn Milliarden Reichsmark Wertpapieren nm ein rundes Viertel zu'senken. Nicht zuletzt diene die Senkung der Zinsen zur Förderung der Ausfuhr, denn gerade der Zinsfaktor spiele bei der Preisgestaltung eine wichtige Rolle gegenüber dem durch besonders niedrige Sätze begünstigten Konkurrenten. Man könne von der deutschen Wirtschaft verlangen, daß sie als Gegenleistung auf dem Gebiete der Ausfuhr ihre ge samte Tatkraft willig einsetze. Deutschland wolle keine Schleuderkonkurrenz auf den ausländischen Märkten herbeiführen. Dr. Schacht schloß mit den Worten: „So sucht das nationalsozialistische Deutschland inmitten einer irre geführten und hin und her schwankenden Wirtschaftswelt einen festen Punkt zu schaffen, von dem aus es bereit und willens ist, seinen Anteil am Wiederaufbau des Welthandels zu leisten. Der Geist der Leipziger Messe ist völkerverbindend. Helfen Sie alle mit, daß ungestörte Wirtschaftliche Arbeit wieder einzieht in die Welt zum Segen der Völker." Der Leiter des Wirtschaftspolitischen Amtes der NS DAP, Bernhard Köhler, wies in seiner Schlutz- ansprache auf den Sinn der Kundgebung des Wirtschafts politischen Amtes anläßlich der Leipziger Messe hin, der darin liege, die Einheitlichkeit und die Einmütigkeit in der deutschen Wirtschaftspolitik zu unterstreichen. Die jenigen, die ein Interesse an einer Erschwerung unserer Politik hätten, sagten sich mit Recht, daß das wichtigste Aktivum und die innerste Kraft unserer Politik das Ver trauen des deutschen Volkes zu seiner Führung sei und daß daher keine Schwierigkeit und keine Not die Arbeit des deutschen Volkes so in ihrem Kern zu treffen vermöge wie eine Erschütterung dieses Vertrauens. Das Ver trauen des deutschen Volkes zum Führer sei aber nicht zu erschüttern, und darum würden Zweifel erhoben, ob seine anserwählten Mitarbeiter einmütig und einhellig die gleiche Politik verfolgten wie er. Man stellt es so dar, als gebe es hier ein Ringen zwischen verschiedenen Rich tungen, einen Kampf revolutionärer und reaktionärer Kräfte, Auseinandersetzungen zwischen wirtschaftlichen Theorien und Systemen. Demgegenüber betonte Bernhard Köhler mit Nach druck, daß nationalsozialistische Politik nicht mit Richtun gen und Systemen gemacht werde sondern mit Männern. Das bedeute, daß jeder, den das Vertrauen des Führers an einen verantwortungsvollen Platz gestellt habe, seine ganze Kraft und Persönlichkeit für seine Aufgabe einsetze. Deutschland biete allen Völkern der Welt einen auf nahmefähigen und aufnahmewilligen Markt dar, den sie nur nach den Gesetzen kaufmännischer Ueberlegungen und kaufmännischer Rechtlichkeit zu beschicken brauchten, nm auch ihren Arbeitslosen und notleidenden Wirtschafts zweigen Aufträge zu geben. Das deutsche Volk sei der Auffassung, daß jeder Volksgenosse das Recht darauf habe, in der Arbeitsgemeinschaft feines Volkes tätig zu sein. Run erkläre man es für ein gewagtes Experiment, sich ^^""ohmen, daß das sittliche Recht jedes Volksgenossen auf Arbeit verwirklicht werden könne. Das deutsche Volk werde entschlossen und opferbereit an diese höchstwichtige Aufgabe Herangehen und sicherlich der Schwierigkeiten Herr werden. Die nationalsozialistische Wirtschaftspolitik könne nicht anders sein als sozialistisch und sie habe bereits bewiesen, daß sie unter Sozialismus nicht die Irrlehren verstehe, die Kapitalismus als Eigen tumswirtschaft und Sozialismus als Enteignung dar stellten. Zum Schluß brachte Bernhard Köhler ein dreifaches Sieg-Heil auf das Deutsche Reich, das deutsche Polk und seinen Führer Adolf Hiller aus. — Die vom Wirtschafts politischen Amt der NSDAP veranstaltete Taguna w'"s einen sehr starken Besuch auf. Erschienen waren u. a. der Reichsarbcitsminister Seldte, der Beauftragte des Führers für die Wirtschaft, Keppler, die Reichsstatt halter Mutschmann und Sauckel, Vertreter der Sächsischen Regierung, verschiedene Reichsleitcr und Gau- Wirtschaftsberater, führende Männer der Wirtschaft und insbesondere der Exportindustrie sowie auch zahlrenys Diplomaten bzw. ausländische Konsularvertreter.