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Das Wilsdruffer Tageblatt euthLlt die amtliche« Bekanntmachungen der Amtshauptmauuschast Meitze», des Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Nossen. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Lnixiaenprei»: Vie Sgespalt«eRaumr«Ue LVGoldpfenniy, die 2gespalteneZei!e der amtlichen Bekanntmachungen40 Gold- Pfennig, die 3gefpalteneAeklamezeNe im textlichen Teile 100 Goldpfennig. Nachweisungsgebühr 20 Goldpfennige. Dor- geschriebrneGrscheinnngs- tage und Platzvorschriste» werden nach Möglichkeit Lk ! Ami WilsdkUff Nk. 6 berücksichtigt. Anzeigen- annahmedisvorm. IVUHr — - - - Für die Nichtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Rabattanspruch erlischt, wenn derDetrag durch Klage eingezogeu werden mutz oder der Auftraggeber in Konkurs gerat. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, M» «rf<det»t ti-Nch »ach«, i Uhr str den s-lseobr» r»,. »qa,rprrt,i «ei Addolun, t» d« S^chLii.ftele »ad de« «»»gabestelle» 2 Wk. im Mairat, bei ZifteLrir« birech bi» Bote» 2,10 Mb., bei Paftdestellilag MV,- Mledämiftaltrir Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend Postboten unsmAu« Blmre »ab BeschSstaftellen — - — nehmen z» jeder Zeit Be» staatmnrii e»t,«^v. Im Fall« hSherer Sewall, Krie, oder sonstiger Bririeb.ftSrnngen besteht kein Anspruch ans Lieferung »n gellnag oder Kiirzung des Bezugspreise». — «üchsendnag etagesandrer Schriftstück« erfolgt nur. wenn Porto beiliegr. Nr 216 — 83. Jahrgang Telegr.-Adr.: »Amtsblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Sonntag, 14 September 1924 Liele üer döberen Schulen. Brodelt und kocht es schon in unserem Volksschul- Wesen heftig genug, drängen und jagen sich hier mehr oder weniger vernünftige Reformpläne, häufen sich schon hiec die Experimente teils geglückter, teils mißglückter Art, so ist es auch im höheren Schulwesen nicht viel anders. Schon der Anschluß nach oben und unten hin, also der zur Hochschule bzw. dem zur Einheitsschule umgestalteten Volksschulbildungswesen, verlangte ohne weiteres gewisse Reform, deren Ziel die Herstellung einer organischen Einheit im Bildungswesien von unten nach oben sein soll. Im preußischen Landtagsausschuß hat nun der Kul tusminister Boelitz längere Ausführungen über das Ziel dieser Reform im höheren Schulwesen gem-cht, die dem bisherigen Reformeifer etwas entgegentreten und der Experimentiersucht aus diesem Gebiete ein ziemlich deutliches Halt entgegensteüen, weil die höhere Schule trotz aller Kritik und zweifellos vorhandener Mißstände im Kern gesund geblieben fei. Man will also fortbilden, aber nicht mit Stumpf und Stiel ausrotten. Abgesehen also davon, daß die höhere Schule Ver anstaltung des Staates und die Besuchsdauer neun Jahre bleiben sollen, wird der Satz in den Vorder grund geschoben, daß die Aufgabe der Schule nicht in Berufsvorbereitung, sondern in der Erziehung zu humaner Bildung bestehen soll. Diese Bildung ist naturgemäß verschieden nach dem Charakter der einzelnen Schulart, auf der einen Seite des Gymnasiums und Real gymnasiums mit Lateinisch als Unterbau, auf der andern ves Reformgymnasiums, der Oberrealschule und der deut schen Oberschule mit einer fremden Sprache als Unterbau. Der deutsche Bildungskern aber wird gestärkt und damit zu gleich der Zusammenhang mit der Volksschule hergestellt durch die weit stärker als bisher zu pflegende Kulturkunde. Nicht die Menge des Wissens, sondern die Einführung und das Eindringen in diesen kulturkundlichen Kern ist das Ziel der Bildungsschulen. Darum soll auch erreicht werden, daß für den Schüler ver Lehrer nicht der übermittle! von Kenntnis, sondern der Führerund Erzieher ist, daß also ein anderes Verhältnis zwischen beiden hergestellt werden soll, wobei ver Arbeitsunterricht mithelfen wird, also das engere schaffende Zusammensein von Lehrer und Schüler. Auf der andern Seite soll aber diese größere Freiheit und Individualisierung von geisteserschlasfenden Wirkungen dadurch befreit werden, daß eine strengere Auswahl bei ver Ausnahme des Schülers und eine strengere Siebung bei den Versetzungen vorgenommen werden soll. Das alte Problem der Stundenverteilung wird Wohl trotz der weitergeführten Trennung der Schularten auch setzt noch eine längst nicht allbefriedigende Regelung fin den. Hier stoßen auch in der parlamentarischen Behand lung die weltanschaulichen Gegensätze bereits so heftig aufeinander, daß man schon von einer Krise in der Negie rung gesprochen hat. Legt doch die Denkschrift des preu ßischen Kultusministeriums über Lie Reform des höheren Schulwesens stärkstes Gewicht auf eine philosophische Durchdringung nicht nur in allen einzelnen Fächern, son- dern auch noch auf eine starke Erweiterung des philoso phischen Unterrichts als eines Sonderfaches. Demgegen über steht eine Verkürzung des Religionsunter- r ichts, mit der sich die auf christlichem Boden stehenden Parteien kaum einverstanden erklären werden. Damit aber werden die maßgebenden Parteien wohl alle einverstanden fein, daß die Bildung von deutschen Menschen, weit stärker als das früher geschah, in den Mittelpunkt der Entwicklung auf der Schule gestellt wird. Denn wir brauchen den deutschen Menschen jetzt nötiger " muß erfüllt werden mit dem Stolz darauf, ein Deutscher zu sein, er muß hineingeführt werden w das Denken und Sprechen, in das Leben und Kämpfen unserer Vorvater, nm die Gegenwart zu verstehen und den ererbten <^atz für die Zukunft bewahren zu können. Deutsche Drache, deutsche Geschichte, deutsche Kultur rmd Literatur, also das L e b e n d i g e im Deutschen, darf nicht zurückstehen htttter einer formalistischen Verftandesdressur. Es ist ein Schlagwort, daß man auf der Schule nm lernen soll, Was man lm Leben braucht. Das hieße eine kulturwidrige Entwicklung m unser Bildungswesen hin einschmuggeln. Denn nicht nur die Wirklichkeiten des Lebens, sondern Nicht Minder seine Schönheit, also das was man „Kultur" nennt, müssen als Zielpunkt bei der Erziehung des jungen Menschen gelten. Kklkgss-uMidems und Völkerbund. Berlin, 12. September. An den letzten beiden Wochen nach parlamentarischen Erledigung des Londoner Paktes ist es in der deutschen Presse zu lebhaften Erörterungen des Kriegs- schuldroiderrufes und der Frage des deutschen Beitritts zum Völ kerbund gekommen. Wie die Telegraphen-Anion aus Kreisen der Reichsregierung erfährt, hat die Absicht des Widerrufes des ab- gepreßten Kriegsschuldbekenntnisses im Reichskabinett bestanden, ehe noch überhaupt die Einladung zur Londoner Konferenz vor lag. Sie ist auch vom Reichsrat mit Einschluß der sozialistischen Matznahmen äer 2ur Senkung cker Preise. Die Reichsregierung erläßt eins lange Kundgebung, in der sie die Auffassung ausspricht, daß zum Wiederaufbau eine durch greifende Sanierung des Preisniveaus Voraussetzung sei. Sie selbst trifft zu diesem Zwecke Maßnahmen: 1. Vom! 18. September an werden die derzeitigen Frach ten der NormaWafsen des Gütertarifs, die Sätze des Tier- tarifs und dir Frachten des allgemeinen Kohlenausnahmetarifs um 1V v. H. ermäßigt. 2. Der Verwaltungsrat der Reichspost wird eine Ermäßi gung der Postanweisungs- und Postscheckgebühren beschließen. 3. W 18. September werden die schlesischen Steinkohlen preise um 10 v. H. ermäßigt. Nach der Syndikatserneue rung werden die Ruhrkohlenpreise ebenfalls um mindestens 10 v. H. ermäßigt. 4. Die Reichsbank erhöht das Diskontierungs-Gesamtkon- tingent ums 10 v. H. und dehnt für reine Warenwechsel die Laufzeit wieder auf drei Monate aus. Sie wird fortan wieder Bankakzepte diskontieren. Auf die Bankvereinigungen wirb eingewirkt, daß sie normale Kreditprovisivnen einhalten. Die zahlreichen Devisenvorschrift m werden fortfallen. 5. Unabhängig von der Zollvorlage wird mit Wirkung vom 1. Oktober 1924 an der Satz der Umsatzsteuer von 2ll- auf 2 v. H. herabgesetzt. Gleichzeisig werden die Sätze der Kapitalverkchrssteuer gesenkt. Beides geschieht durch Ver ordnung des Reichspräsidenten. Die Reichsregierung erwartet, daß die gesamte Privatwirt schaft ihr auf dem Wege zur Senkung des Preisniveaus folgt und auch die öffentliche Wirtschaft, besonders die Gemeinden mit ihren Werkstarifen. Abbau der Regie. Essen, 13. Seplembe-, Die Franzosen und Belgier gehen jetzt ernstlich daran, die Regierung abzubauen. Die Rcicks- bahnvsrwaltung trifft bereits Vorbereitungen für die Uebernahmc der Regiebahnhöfe und der Regiebahnstrecken. Sämtliche aus Urlaub befindliche Reichsbahnbeamte des besetzten Gebietes sind zurückberufen worden und jede weitere Beurlaubung ist unter sagt worden. Die Reichsbahn hat ferner erhebliche Geldmittel zur Beschaffung von Materialien zur Verfügung gestellt, um so schnell wie möglich den Betrieb wieder aufnehmen zu können. Voraussichtliche Verlängerung des Ruhrkohleusyudikats. (Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes".) Düsseldorf, 13. September. Wie verlautet, hat sich die ganze Lage zugunsten einer Sanierung des Syndikats ge wendet, so daß in der morgigen endgültigen beschlußfassenden Sitzung mit aller Wahrscheinlichkeit eine Verlängerung des Ruhr kohlensyndikats ausgesprochen werden wird. Vertreter der Länder gebilligt worden. Die Absicht der Reichs regierung, in der Schlußsitzung der Londoner Konferenz die Er klärung abzugeben, daß Deutschland die neuen Lasten nur m Ver folg des Versailler Vertrages, keinesfalls aber auf Grund einer moralischen Verpflichtung aus der Schuld am Krieg heraus über nimmt, ist nur deshalb unterblieben, weil in der Hast des letzten Tages keine Möglichkeit vorlag, dem Vorsitzenden der Londoner Konferenz die Absicht einer Erklärung bekanntzugeben. Daß die Kanzlererklärung der Oesfentlichkeit nicht, wie ursprünglich be absichtigt, im Reichstag selbst, sondern durch die Presse ver öffentlicht wurde, hat seinen Grund in Bedenken, die sich aus den vorhergehenden Lärmausbrüchen der Kommunisten und auch der Nationalsozialisten ergeben haben. In der ganzen Frage hat es nicht eine Differenz im Kabinett gegeben. Der Außenminister ist der Ansicht, daß der physiologisch günstige Zeitpunk zur Noti fizierung gleich im Anschluß an die Unterzeichnung des Londoner Abkommens gewesen sei. Aus technischen Gründen ist dies aber nicht möglich gewesen. In maßgebenden Kreisen der Reichs- regierung dürfte man der Auffassung sein, daß der Ankündigung auch die Tat folgen muß, wenn eine Regierung nicht auf ihre Autorität verzichten will. Der Widerruf der erpreßten Kriegs schuldlüge dürfte auch die Grundlage für den deutschen Beitritt zum Völkerbund sein. Ehe diese Frage nicht geklärt isst ist die Anmeldung Deutschlands unmöglich. Wenn in der Oeffentlich- keit der Eindruck erweckt wird, als ob bereits Einladungen an Deutschland erfolgt seien, so mutz demgegenüber betont werden, daß noch keinerlei Einladungen Vorliegen. Wenn die Alliierten Mert darauf legen, den Stuhl Deutschlands besetzt zu sehen, so Hätten sie durch ihre Botschafter und Gesandten der deutschen Regierung das längst wissen lassen können. Auf eine deutsche Anfrage ist sogar eine ablehnende Antwort erfolgt. Die Frage des Beitritts Deutschlands zum Völkerbund ist vom deutschen Standpunkt aus eine Frage der Zweckmäßigkeit, aber sie ist nur möglich unter Verhältnissen, die die Gleichberechtigung garan tieren. In den Kreisen der Reichsregierung ist man übrigens der Ansicht, daß Graf Keßler seine Rolle in Genf nicht als Hriehsregierung. Die Berliner Presse zu „Kriegsschuld- widerruf und Völkerbund". Berlin, 13. September. Die Information aus Kreisen der Reichsregierung über die Entwicklung der Frage der Kriegs- schuldnote und der Anmeldung Deutschlands zum Völkerbund so wie über den Standpunkt des Kabinetts in diesem ganzen Fragen komplex hat in der Berliner Presse natürlich einen starken Wider hall gefunden. Der „Lokalanzeiger" begrüßt diese Auf klärung von feiten der Reichsregierung mit Genugtuung, weil sie den Notwendigkeiten unserer politischen Lago Rechnung trage. Die „Kreuzzeitung" stimmt im allgemeinen den zum Aus druck gekommenen Auffassungen zu und hosft, daß die Negierung den durch die Verzögerung der Notifizierung begangenen Fehler durch eine umgehende und ohne Einschränkungen erfolgende Noti fizierung wieder gutmacht. Den gleichen Standpunkt nimmt die „Deutsche Tageszeitung" ein. Auch die „Deutsche Zeitung" kommt zur gleichen Anschauung, die sie sogar zu einer Anerkennung für Dr. Stresemann veranlaßt. Eine etwas andere Auffassung vertritt die „Germania". Vor Men Dingen hält sie den Eintritt Deutschlands in den Völkerbund auch vor der Notifizierung der Kriegsschuldsrage für dringend geboten. In diesem Sinne schreibt auch der „B ö r s e n k ur i e r" Das „Berliner Tageblatt" spricht sein Befremden darüber aus, daß vor einer Beschlußfassung des Rcichskabinetts und in Abwesenheit des Reichskanzlers eine solche Aufklärung aus Re- gierungskreiscn ausgegeben wird. Es stellt sich sowohl in der Frage der KriegsschuldnoLe wie des Eintritts Deutschlands in den Völkerbund auf einen der Regierungsformation entgegen gesetzten Standpunkt. Die gleiche Auffassung wie im „Ber liner Tageblatt" kommt natürlich in den Kommentaren der „Bossischen Zeitung" und des „Vorwärts" zum Ausdruck. Henry Robinson kommt nach Deutschland (Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes".) Paris, 13. Septbr. Henry Robinson, der zum Dawes- Ausschuß gehört, ist an Bord der „Livalian" gestern aus Neu- yvrl in Cherbourg eingetrofsen und sofort nach Paris weiter gerefft. Er lehnte es ab, aus die Fragen der Prcssevelt.etcr zu antworten. Nach kurzem Aufenthalt in Par>s gedenkt Robinson nach Berlin weiterzureisen, um sich Owen Houng zur Ver fügung zu stellen. Zu dem Kämpfe» in China Eigener Fernfprcchdienft des „Wilsdruffer Tageblattes". Neuyork, 13. Seprember. Der Gouverneur der Man dschurei ersucht die Hilfe Japans zur Benutzung der m mbichuri- schen Eisenbahnen, um auf diesen seine Truppen gegen Peking transportieren zu können. Japan hat auf die Bitte des man dschurischen Gouverneurs nicht geantwortet. In Peking ist der Belagerungszustand verhängt worden und ferner find 60 000 Mann Regierungstruppen mobilisiert worden. offizieller Beobachter, sondern in' einer offiziösenMUion korrekt gespielt hat. Der Name des Grafen Keßler ist einer auswär tigen Macht auf Wunsch für irgendwie notwendige oder ein tretende Anfragen genannt worben. Dg der Urlaub des Reichs kanzlers und des Reichsaußenministers vor dem Abschluß steht, ist zu erwarten, daß das Kabinett sich bereits Anfang der kom menden Woche mit diesen Fragen entscheidend beschäftigen wird und man hegt deshalb in den Kreisen der Reichsregierunz nur den Wunsch, daß diese für Deutschland so außerordentlich wich- ugen außenpolitischen Fragen in der Oeffentlichkeit unter dem Gesichtspunkt der Außenpolitik und nicht unter den innenpoli tischen Kombinationen behandelt werden möchten. weHWr LgMiWmbim is fednisr. Stadt- und Landgemetndeordnung. In der interfraktionellen Besprechung, welche die Koalitionsparteien des Preußischen Landtags abgehalten haben, einigte man sich dahin, daß nach denSchwierigkenen bei der Vorlage über die kleine Verwaltungsreform ver sucht werden soll, wenigstens die mit ihr verbundene Vor lage über die Stadt- und Landgemsindeordnung zu ver abschieden. Bei der Besprechung über den Wahltermin für die künftigen Landtagsneuwahlcn kam ziemlich einmütig die Meinung zum Ausdruck, daß es am besten sei, die Neu wahlen Anfang Februar nächsten Jahres vorzunehmen. Spaniens M-u sstkonot. Schwere Niederlagen. Aus den bisher spärlich rieselnden und absichtlich ent stellten Nachrichten über den Kampf der Spanier in Marokko gegen die aufständischen Eingeborenen war immerbin ko viel ru entnehmen, dak die svanisweu