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Dresdner Journal : 06.11.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-11-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190211063
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19021106
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19021106
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-11
- Tag 1902-11-06
-
Monat
1902-11
-
Jahr
1902
- Titel
- Dresdner Journal : 06.11.1902
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vkjogS»rtiS: Beim Bezüge durch die Geschtflsckelkt tuuerhat» xr^den» 2,50 M. (etMchl. ^uiruguaa), durch die im Deutschen Reiche » M. (ausschließlich Bestellgeld) vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf Wird Zurücksenduna der für die Schriftleitung bestimmten, aber von dieser nicht ein« gesorderten Beiträge bcan« sprucht, so ist da» PostgeU» beizusügen. 'M 258. Herausgegeben von der König!. Expedition deS Dresdner Journals, Dresden, Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschlnß Nr. 1295. Erscheinen: Werktag- nachm 5 Uhr — Originalberichte und Mitteilungen dürfen nur mit voller Quellenangabe nachgedruckt werden AukkndtgnngSgebihrrn: Dir Zeile kleiner Schrift der 7 mal gespaltenen Änlündi- gung--<Seite oder derenRaum 80 Pf. Bei Tabellen- und Zissernsatz 5 Pf Ausschlag für die Zeile. Unterm Re- daktion-strich (Eingesandt) die Textzeile mittler Schrift oder deren Raum KO Pf. Gebühren - Ermäßigung bei öfterer Wiederholung. Annahme der Anzeigen bi« mittag« 12 Uhr für die nach mittag« erscheinende Nummer. 1902. Donnerstag, den 6. November nachmittags Amtlicher Teil. Dresden, 1. November. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Oberlehrer am Seminare in Plauen bei Dresden Professor vr plül. Karl Hermann Günther bei seinem Ueber- tritt in den Ruhestand das Ritterkreuz 1. Klasse vom Mrcchtsorden zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Königl. Württcmbergische Konsul, Bankier Max Arnhold in Dresden, das ihm von Sr. Majestät dem Könige von Württem berg verliehene Ritterkreuz 1. Klasse des Friedrichs- ordens annehme und trage. Ernennungen, Versetzungen re. im öffent liche» Dienste. Am «eschäftsbereiche de» Ministerium» der Finanzen. Bei der Verwaltung der Staatseisen bahnen sind ernannt worden: Albrecht, zeither Bahn- hossinspeltor I. Kl (2. Gr) in Gößnitz, als Bahnhofs Inspektor I Kl. (1. Gr.) in Altenburg; Kreller, zeither Bahnhofsinspektor II. Kl. in Wüstenbrand, als Bahnhofs inspeltor I Kl. (2. Gr.) in Gößnitz; Oberländer, zeither Jnspektionsassistent in Werdau, und Uhlemann, zeither Slalionsverwaiter I Kl. in Berga a. d. Elster, als Bahn Hot-Anspektoren ll. Kl in Wustenbrand und Großröhrsdorf; Krönert, zeither Stationsverwalter I. Kl. in Brand bei Freiberg, und Zschoche, zeither Stationsassistent I. Kl., als Fahrgeldkassierer in Annaderg und Reichenbach i V : Schmidt, zeither Stationsassistent I. Kl., als Gütcrkassierer in Kamenz; Harnisch, zeither Hilssingenieur als Technischer Bureau aWeut l. Kl. in Leipzig II; Kutzschke, zeither Vorarbeiter, als Werkfahrer in Leipzig II; Militäranwärter Auerbach, zeither Hilfsbahnsteigschaffner, als Bahnsteigschaffner in Mill mida; Mammitzsch und Seidel, zeither Hilssweichenwärter, als Weichenwärter ll. Kl in Bornitz und Niederneukirch; Mendel und Pflug, zeither Streckenvorarbeiter, als Bahn wärter ^Kolonnensührer) in Mosel und Zwickau; Seidel, zeither Stellvertreter, als Bahnwärter für Posten Schwarzen berg—Zwickau 3. (vehördl. Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) Nichtamtlicher Teil. In-ustriekartelle und Schutzzoll. Schon bei den Zolltarifberatungen in der Kom Mission ist von sozialdemokratischer Seite der Antrag gestellt^ worden, die Zölle außer Kraft zu setzen, so bald Syndikate, Trusts, Kartelle, Ringe oder andere Vereinigungen sich unangemessene Preise für Deutsch land zahlen lassen, dagegen ihre Waren im Aus lande billiger verkaufen. Dieser Antrag ist nun in veränderter Form auch bei der zweiten Plenarsitzung eingcbracht worden und hat eine ziemlich ausgedehnte Aussprache veranlaßt. Wie die Verbündeten Re gierungen zu der Kartellfrage an sich stehen, ist aus den Erklärungen eines Bundcsratsvcrtreters in der Zolltarifkommission zu entnehmen, in denen zunächst der Auffassung cntgegengetretcn wurde, daß die Reichsvcrwaltung sich mit dieser Frage nicht befaßt habe, und die Mitteilung erfolgte, daß die Kartelle schon seit längerer Zeit den Gegenstand der Auf merksamkeit und Thätigkeit der Verbündeten Re gierungen bilden. Das den Rcichsbehörden zu gängige Material ist gesammelt; es ist umfang reicher, als es sonst in Deutschland bisher zur Vcr fügung stand. ES haben auch schon Beratungen zwischen den beteiligten Ressorts darüber stattgc fundcn; aber da die Erhebungen noch nicht abge schlossen sind, ein voller Ueberblick über die that Kunst und Wissenschaft. Konzerte. Mit einem Liederabend brachte sich Hr. Einar Forchhammer dem hiesigen Publikum in Er innerung, und der unter den obwaltenden Verhältnissen gut besetzt zu nennende Saal des Vereinshauses ließ es öffenbar werden, daß der Konzcttgcbcr sich während seines hiesigen Engagements „Freunde unter den Scharen" zu gewinnen verstanden hat. Das Wirken des Hrn. Forch- hammcr an der Königl. Hofoper liegt noch nicht so weit zurück, daß er uns gerade als ein Neuer hätte erscheinen können. Aber soviel mag doch festgestellt werden, fleißig gearbeitet hat der junge Künstler an seiner Vervoll kommnung. Sichtlich von der Erkenntnis geleitet, daß es ihm vor allem noch an einer gründlicheren Durch bildung nach der gcsangstechnischen Seite gebrach, hat er dieser sein besonderes Augenmerk zugcwandt und ist ernstlich darauf bedacht gewesen, den gebundenen Gesang »u pflegen und aus der leidigen Gewohnheit eines be- ffändigcn Fottcsingens hcrauszukommen. Auf diesem Wege ist er, was anzuerkenncn ist, immerhin bereits so mit gelangt, daß er, der berufene Bühnensänger, es unternehmen kann, mit einem Liederabend erfolgreich an die Leffentlichkeit zu treten. Wenn es dabei zu einem eigentlichen Genießen für den Hörer selten kommt, so hat dies seinen Grund vornehmlich in den: Mangel an Wohllaut, der seinem Gesänge anhaftct Die offene Tongebung läßt uns die störende Rauhheit des nicht genügend posierten Organs in den baritonal ge färbten mittleren Lagen auch im Piano und Pianissimo empfinden und der den besonderen Wert des ersteren darstellenden Höhe haftet auch etwas Ungeschliffenes, Gellendes an. Jedenfalls also kann man sagen, daß der Kamps, den Hr. Forchhammer mit dem Stofflichen seines Tones führt, noch nicht zu einem siegreichen Austrage sächlichen Wirkungen und Verhältnisse daher noch nicht möglich ist, so können begreiflicherweise die Verbündeten Regierungen bei der Schwierigkeit der Frage und bei der Notwendigkeit, sie mit besonderer Vorsicht zu behandeln, sich noch nicht darüber schlüssig machen, ob und wie etwa Auswüchsen des Kartell-.'' wesens durch die Gesetzgebung entgcgengetreten werden könne. Zugleich kündigte der Bundcsratsvertreter an, daß nach Abschluß der Erhebungen darüber in Erwägung getreten werden solle, dem Reichstage das Material in Form einer Denkschrift zugänglich zu machen. Bei diesem Stande der Tinge muß eine aus gedehnte Rcichstagsdebatte über das Kartellwcscn zwecklos erscheinen. Hat doch sogar der Deutsche Juristentag wegen der noch unaufgeklärten Lage, dieses Gegenstandes davon Abstand genommen, sich darüber schlüssig zu machen. Die Oppositions-i Parteien behaupten allerdings njcht nur, ' die Schutz-. Zollpolitik begünstige das Kartellwesen u^d. fördere dessen Mißbräuche, sondern auch, die Kartelle seien erst durch die Schutzzollpolitik ins Leben' Drusen worden. Beide Behauptungen aber sind irrig''r.Wie beispielsweise in der „Deutschen Volkswirtschaftlichen Korrespondenz" nachgewiesen wird, ist das Äancll-, wesen in Deutschland älter als die Einführung des Schutzzolles. Thatsächlich haben schon vor 1879 Salinen-Kartelle, Pulver-Kartelle, ein Kali-Kartell und dergleichen bestanden. Ferner aber gieln es eine ganze Reihe von Kartellen, für deren Erzeug nisse ein Schutzzoll nicht besteht, und namentlich in Freihandelsländern, wie besonders in England, hat die Zollfreiheit nicht im geringsten hinderlich auf die Bildung von Kartellen und Syndikaten gewirkt. Ter Gedanke jener Koalition stammt vielmehr gerade aus England, und wie fruchtbar er dort trotz des Freihandels sich erwiesen hat, geht aus der That- sache hervor, daß daselbst über achthundert ver schiedene Kartelle bestehen, während es in Deutsch land deren etwa fünfhundert giebt. Ein Zusammenhang der Schutzzölle mit den Jn- duftriekartellen kann also nicht nachgewiesen werden^ Schon das Beispiel Englands zeigt, daß die Auß^A kraftsetznng der Zölle behufs Bekämpfung des Kartell- Wesens wirkungslos sein würde. MaH auch zuge geben werden, daß einzelne dieser Koalitionen sich die Schutzzölle bei ihrem Wettbewerb auf dem Welt markte nutzbar machen, so würde die Aufhebung der Zölle doch möglicherweise die betreffenden Industrien in ihrer Geschäftspraxis beschränken; aber sie würde den deutschen Verbrauchern nichts nützen. Es sei bei dieser Gelegenheit daran erinnert, daß unsere Kohlenproduktion einen Schutzzoll nicht genießt — auch im neuen Tarife ist Zollfrcihcit festgesetzt —, gleichwohl erschallen die meisten Klagen gerade über die Preispolitik der Kohlen und Koks-Syndikate. Die in dem sozialdemokratischen Anträge gefor derten Maßregeln würden aber nicht nur nutzlos, sondern in mancher Hinsicht sogar schädlich wirken. Es gehen nämlich von den ausländischen Kartellen weit größere Gefahren aus als vou Auswüchsen und Uebergriffcn deutscher Kartelle. Tic ausländischen Koalitionen stellen sich oft als eine umfassende Zu sainmenleguug ganzer Industrien dar und sind bc müht und bei ihrer Kapitalkraft auch im stände, die Ucbcrschüsse ihrer Produktion selbst mit zeitweiligem Verlust auf den deutschen Markt zu werfen, oder uns damit für unseren Export schwere Konkurrenz zu machen. Diesen ausländischen Kartellen gegenüber nützt die indem sozialdemokratischen Anträge verlangte Zollaufhcbung nicht nur nichts, sondern sie wirkt geradezu schädlich, da es hierdurch dem Auslande ermöglicht wird, ihre Ueberschüsse abzuschieben, um die Preise im eigenen Lande hochzuhalten Das dürfte wohl auch der Grund sein, daß der Gouverneur von Eanada von der daselbst seit 1897 bestehenden Bc fugnis, die Zölle hcrabzusctzen und aufzuheben, wenn die Preise der zollpflichtigen Waren durch Kartelle auf Kosten der Konsumenten steigen, noch keinen Gebrauch gemacht hat Den Auswüchsen der Kartelle muß eben auf anderem Wege — der seitens der Verbündeten Regierungen ermittelt werden soll — entgcgengetreten werden; mit der Zollgesetzgebung haben sie nichts zu thun Tagesgeschichte. Dresden, 6. November. Sc. Königl. Hoheit der Kronprinz folgte heute ciucr Einladung zur Jagd beim Kammcrherrn Edlen v der Planitz auf Naundorf. Deutsches Reich. Berlin. Gestern vormittag empfing Se. Majestät der Kaiser Frl. v. Dannenberg und hörte Vorträge des Ehefü des Gencralstabs der Armee und des Chefs des Militärkabinetts. Um 11 Uhr begaben Beide Maje stäten Sich, wie in einem Teile der gestrigen Auflage unter Drahtnachrichten bereits gemeldet wurde, nach Potsdam zur Vereidigung der Rekruten der dortigen Garnison. Anwesend waren ferner die Prinzen des Königlichen Hauses, Prinzessin Friedrich Leopold von Preußen, Prinzessin Ernst von Sachsen-Altenburg, die Erbprinzessin von Hohenzollern, das Allerhöchste Hauptquartier, der kommandierende General v Kessel, die Vorgesetzten der beteiligten Truppenteile und die fremden Militär bevollmächtigten. Am Altar hatte die Geistlichkeit Auf stellung genommen. Nachdem die Allerhöchsten Herr schaften den Ererzierschuppen betteten hatten, folgten die Fahnen, die von der Leibcompagnie des 1. Garde- reqiments zu Fuß begleitet wurden. Die Feier begann mit Ansprachen des evangelischen Garnisonpfarrers Keßler und des katholischen Militärpfarrers vr Middendorf. Hierauf fand die Vereidigung statt. Nach ihr hielt der Kaiser eine Ansprache, worauf Generalmajor Frhr. v. Lyncker ein dreifaches Hurra auf den Kaiser ausbrachte. Die Kapelle des 1. Garderegiments spielte die National hymne. Darauf ließ Se. Majestät der Kaiser die Ehren compagnie vorbeimarschiercn und begab Sich dann mit dem Gefolge nach dem Kasino des Offiziercorps des 1. Garderegiments zu Fuß, um dort das Frühstück ein- zunchmen, während Ihre Majestät die Kaiserin nach dem Neuen Palais zurückfuhr. Abends 11 Uhr erfolgte von Station Wildpark aus die Abreise Se. Majestät des Kaisers nach Kiel, von wo aus der Monarch Sich heute nach England begeben wird. Im Gefolge Sr. Majestät be finden sich: Oberhof- und HauSmarschall Graf zu Eulen bürg, Kommandant des Hauptquartiers, Generaladjutant General der Infanterie v. Plessen, Generaladjutant Generalleutnant v. Scholl, Flügcladjutant Oberstleutnant v. Plüskow und Oberstabsarzt I)r. Jlberg. Ferner werden den Kaiser begleiten der Chef des Marinc- kabinetts, Vizeadmiral Frhr. v. Senden-Bibran und Flügel adjutant Kapitän zur See v Grumme — Wie die „Nordd. Allg. Ztg." jetzt bestätigend meldet, ist für den durch die Versetzung des Fürsten zu Eulenburg in den einstweiligen Ruhestand erledigten Posten des Botschafters in Wien der bisherige Bot schafter in Rom, Graf Karl v. Wedel, in Aussicht genommen, der durch den bisherigen Gesandten in München, Grafen v. Monts, ersetzt werden soll. — Die vereinigten Ausschüsse des Bundes rats für Handel und Verkehr und für Zoll und Steuerwesen hielten gestern eine Sitzung ab — Im Künstlerhause fand gestern abend eine Tranergedächtnisfeier für den RcichStagSabgcordncten Rickert statt, woran viele Parlamentarier, an ihrer Spitze die beiden Vizepräsidenten Graf Stolberg und Büsing, teilnahmen. Der Staatssekretär des Reichs marineamts, StaatSminister v. Tirpitz ließ sich durch den Kapitän Capelle vertreten Außer den Abgeordneten, unter denen sämtliche Parteien vertreten waren, er schienen zahlreiche hervorragende Persönlichkeiten, u. a Prof. Mommsen. Ein Trauergcsang des Lehrergesang- vercins eröffnete die Feier. Die Gedenkrede hielt der Abg. Schrader, während der Abg. Stadtrat EhlerS- Danzig den Tribut der Dankbarkeit dieser Stadt zollte 'Nachdem noch mehrere Ansprachen gehalten worden waren, wurde die Feier mit Gesang geschloffen. — Den An gehörigen Rickerts gingen auch vom Reichskanzler Grafen v. Bülow und dem Staatssekretär des Reichs marineamts, StaatSminister v. Tirpitz Beileids-Tele gramme zu. Graf v. Bülow versicherte die Gattin des Verewigten seiner „wärmsten Teilnahme an dem Tode Ihres verehrten Hrn. Gemahls, StaatSminister v. Tirpitz fügte seiner Teilnahme Kundgebung hinzu: „Ich gedenke dankbar daran, daß ich in meiner Amtsführung, wenn es sich um Lebensbedingungen der Marine handelte, immer auf seine Unterstützung und seine Vaterlandsliebe rechnen konnte." — Der neueste Ausweis über die Bewegung in der Zahl der auf Grund des Jnvalidenversicherungs- gesetzeS gezahlten Renten läßt erkennen, daß immer noch die Zahl der Invalidenrenten beträchtlich zunimmt, während die Abnahme der Altersrentenzahl weiter geht Während in den ersten Jahren nach dem Jnslebentteten des bedeutendsten Arbeitervcrsicherungsgesetzcs die Zahl der Altersrenten die der Invalidenrenten bedeutend über- wog, ist es jetzt dahin gekommen, daß die erstere nicht einmal mehr ganz ein Drittel von der letzteren aus macht. Dieser Prozeß wird auch noch lange nicht zum Stillstände kommen. Im Beharrungsstadium dürfte die Altersrentenzahl nur einen ganz geringen Bruchteil von der Jnvalidenrentcnzahl ausmachen. Es ist deshalb durch die thatsächlichc Entwickelung durchaus gercchfertigt, daß dem Gesetze bei seiner vor einigen Jahren erfolgten Revision die Bezeichnung als JnvalidenversicherunaS- gesetz beigelegt wurde, während es früher bekanntlich den Namen Jnvaliditäts- und Altersversicherungsgesctz führte. — Im Reichsamte des Innern haben dieser Tage Beratungen über neue gesetzliche Bestim mungen für die Bleifarbenbetriebe stattgefunden, zu denen die Reichsverwaltung eine größere Anzahj Bleifarbenfabrikanten, sowie von der Arbeiterschaft der Bleifarbenbetriebe gewählte Arbeiter zugezogen hatte Die Verhandlungen leitete, der „Cöln. Ztg." zufolge, der Ministerialdirektor Casper, außerdem waren noch als Rcgierungsvcrtreter anwesend die Geheimräte Sprenger, Lohmann und Frick, als Vertreter des RcichSgesundheitS- amtes der Medizinalrat vr. Burckardt; ferner die Ge werbeaufsichtsbeamten derjenigen Bezirke, in denen die Bleifarbcnbetriebe liegen. — Ueber die Ausbildung eines eigenen Be amtenstandes für die Kolonien war dem Kolonial rate im Juni eine Denkschrift zugegangen. Die Kolonial Verwaltung wird nun mit einem solchen Versuche be ginnen Dieser soll sich zunächst auf Ostafrika als das jcnige Schutzgebiet erstrecken, für das die größte Anzahl von Beamten gebraucht wird Vorerst sollen 10 Be amte ausgebildet werden Zu diesem Zwecke soll in den nächsten Etat eine entsprechende Summe eingestellt werden. Hamburg. Die Bürgerschaft wählte gestern mit 12'» von 130 Stimmen den ersten Vizepräsidenten Engel zum Vorsitzenden — Das Budget für 1903 weist an Ausgaben 103640000 M , an Einnahmen 97370000 M. und mit hin einen Fehlbetrag von 6270000 'M. auf. Da die Ueberschüsse aufgebraucht sind, sind zur Deckung des Fehl betrages neue Steuern notwendig. Stuttgart. Wieder „StaatS Anzeiger" meldet, ist der preußische Minister der öffentlichen Arbeiten Budde gestern hier eingctroffen. gebracht wurde. Wohl möglich aber, daß er diesen noch erzwingt; denn der Künstler ist von seltenem Fleiße und nicht gewöhnlicher Intelligenz. Die letztere, die schon bei seiner hiesigen Bühnenthätigkeit darin zu Tage trat, daß er immer nach einer eigentlichen Auffassung seiner Rolle trachtete, wurde auch in dem Liedcrvortragc wieder er kennbar. Der Sänger hatte allenthalben seine Aufgaben von innen erfaßt, war sichtlich cingedrungen in Wesen und Eigenart der Dichtung wie der Musik, und wenn er denn schließlich in den Gesängen, die kräftigere Accente zur Voraussetzung ihrer Wirkung haben, wie Schuberts „Gruppe aus dem Tartarus", „An Schwager Kronos" u. a. seine besten Leistungen bot, so lag dies ebenso sehr am Klangcharakter seines Organs wie an seiner sonstigen stärkeren Berufung zum dramatischen als zum lyrischen Gesänge — Dem Range entsprechend, den die Konzette der Ressource der Dresdner Kaufmannschaft unter ähnlichen Veranstaltungen einnehmcn, verlief auch das am gestrigen Abend iin Saale des 'Neustädter Kasinos abgehattene in anregendster und genußbringendster Weise. Die Vortragsordnung verzeichnete ais die Namen der beiden solistischen Kräfte die der Damen Elise de Nys und Teresita Careüo Tagliapetra Erstere machte sich hierselbst vor etwa acht Jahren durch ein Gastspiel an der Königl. Hofopcr als Frl. Kutschera bekannt. Seitdem ivar sie an verschiedenen Bühnen des Auslandes, zuletzt am TbeLtrs ck« la Konnaw zu Brüssel, thätig und kommt jetzt als eine gereifte, aber stimmlich noch immer gut bestellte Sängerin zu uns. Mdmc. de Nys, die ihre Stärke sichtlich im Bühncngcsang hat, erfreute im Konzertsaal im besonderen durch den nicht gewöhnlichen Grad ihres gesangkünstlcrischen Könnens, durch die auf einer trefflich disziplinierten Atmung ruhende Leichtigkeit ihrer Tongebung, wie durch die bei einem offenbar auch dramatischen Aufgaben gewachsenen Organ sehr bemerkenswerte Kehlfettigkeit. So konnte sie ihre Kunst auch erfolgreich an Kompositionen bethätigcn, die, wie BerliozS und Dessauers Bolero: „Ouvrer!" gesangtcchnisch hohe Anforderungen stellen. DcS weiteren sang Mdme. de Nys die Juwelen Arie aus Gounods „'Margarete" und Lieder von Emil Sauer und Adolf Gunkel, von denen des letzteren „Auf ewig Dein" als natürlich empfundene Vertonung des zu Grunde liegenden Gedichts besonders ansprach Hatte man in dieser Künstlerin die Reife vor sich,, so offen barte sich Frl. Carcno Tagliapetra als die Ver körperung verheißungsvollen Noviziatentums. Man steht in der jungen Dame der begabten Tochter einer gefeierten pianistischcn Größe gegenüber. Frl. Tagliapetra macht bereits jetzt dem Namen Carc-w alle Ehre Sic verfügt über eine hochentwickelte Technik und musikalischen Geschmack, verrät auch die 'Mitgift künst lerischen Temperaments. Was ihr noch abgeht, jene rassige Großzügigkeit, die dem Spiele ihrer Mutter zu eigen ist, darf man von der Zukunft erhoffen, wie sich auch die Durchwärmung und Durchgeistigung des Vor trags, die im besonderen der langsame Satz des Rubin stein - Konzerts und des Schubertschcn Impromptus er heischt, sich erst mit dem psychischen Heranreifen des jungen begabten Mädchens einstellen kann. Vorerst, konnte man sagen, bot sie Fertigstes mit der entzückend graziösen Wiedergabe des ihr von der Mutter gewid meten Teresita-WalzerS. Die Olewerbchauskapelle unter Hrn Königl. Musikdirektor Trenk'crs bewährter Leitung eröffnete die Veranstaltung mit dem Vortrage des Lohengrin-Vorspiels und erfreute auch in den Beglei tungen wieder durch treffliche musikalische Disziplin Der tonschönen Wiedergabe der Instrumental-Soli (Klarinette, Trompete) im langsamen Satze des Rubinstein-Konzerts sei noch besonders gedacht. Am Klavier waltete Hr. Karl Pretzsch wie immer als Berufener seines Amtes. L. S. Ernst Arnolds Kunstsalon. DaS Motto: „Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen", scheint wie geschaffen, um die gegen wärtige, ungemein reichhaltige 'Ausstellung des Arnoldschcn KunstsalonS zu charakterisieren. Zunächst findet der zum Kenner vorgeschrittene Kunstfreund in der kleinen Kollek tion aus dem Nachlasse des am 4. Juli vorigen Jahres in Dachau verstorbenen Malers Arthur Langhammer einige willkommene Leckerbissen, für die Leute mit weniger geschulten Augen kaum Verständnis haben dürften Ge hörte doch Langhammer zu der geringen Zahl von deutschen Malern, denen der Stoff an sich vollständig gleichgiltig ist, und die sich begnügen, nichts als Maler sein zu wollen Im Umgang mit Dill und den übrigen'Neu-Dachauern hatte der ej)cmaligc Schüler von Ferdinand Barth und Wilhelm Diez, der geraume Zeit hindurch als Illustrator thätig gewesen war, alles, was an das Er zählen von Anekdoten erinnern könnte, streng zu ver meiden gelernt. Er strebte nrit Dill, wie cS in den ihm gewidmeten Nekrolog in der „Kunst" heißt, nur noch nach „jenem tonig dekorativen, vornehm gedämpften Kolo rismuS, der das eigentliche Charakteristikum der Neu Dachauer geworden ist." Das Problem, in cngbcgrenzter Tonskala die möglichst feinste Differenzierung der Farben werte zu geben und auf diese Weise eine zugleich zarte und doch auch reiche Farbigkeit zu erringen, war ihm in der letzten Zeit seines Lebens alles. Unermüdlich thätig, begann er einen Entwurf nach dem andern und kümmerte sich nicht mehr darum, ein Bild wirklich fettig zu machen DaS erschwert es natürlich allen der Kunst ferner Stehenden, seine hinterlassenen Arbeiten richtig zu bc urteilen Aber die Künstler in München haben den Ernst seines Strebens bcreitwilligst anerkannt und dafür gesorgt, daß der bayrische Staat eine Reihe der besten Stücke seines Nachlasses der durch die letzte Winter ausstellung der Secession bekannt wurde und auch im
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