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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.10.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-10-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188410044
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18841004
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18841004
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- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1884
-
Monat
1884-10
- Tag 1884-10-04
-
Monat
1884-10
-
Jahr
1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.10.1884
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Erscheint täglich stütz «'/.Uhr. Arösktt« vnö ikretzM«» Johannelgaffe SS. LPrrchlkntn, der NrNnst««: vormittag« 10-1- Uhr. Nachmittag« 5—8 Uhr. kt >»tt Ria,»b, «imtcrlstk »m »x »ich« »«r»t»»ltch. RKVÜtzW« tzev stttk üt< >NSEk<lD«>Üe N»m«rr öeftt«»te« A»k«r>1« «« W«chenta«en üt» t Ntzr N»ch«tt1«tzS, ouLenu- uu» Frstta,ru früh »1« '/,»U«r. 2u de« FUialen für Ivs.-Amuch«: Ott« eie««» UaiverfitätSstraß» »1« L«ut» Lösche» Kathariaeustraße 13, p. k»,r St« »tzr. UchMer.TaMM Anzeiger. Organ für Politik, LocalgWchte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. MeHoAuflag» L87SV ^vonnementopreis oiertelj. 4^/, Mk. iucl. Lrinaerlvhn 5 Mk.. durch dir Post br»ogr» 6 Mk. Jrd« einzelne Nummrr 20 Ps. Belegexemplar 10 Ps. Gebübren für Extrabeilagen (in Tageblatt-Format gesalzt) »hnc PostbclörLerung 30 Mk. mit PvstbesSrdrrung 43 Mk. Inserate sigespaltene Petitzeile SO Ps. GrShere Schriften lau! unserem Preis verzeichnis;. Tabellarischer n. Ziffernsatz nach HSHcrm Toris. Lerlamen unter dem Kedartionsstrich die Spaltzcile 50 Ps. Inserate sind stet« an die vppeditien zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prnewimerntnlo oder durq Past- nachnahmc. 278. Sonnabend vm 4. Oktober 1884. 78. Jahrgang. Wegen -er Mp ist unsere Expedition morgen Sonntag Bormittags bis 12 Uhr geöffnet. LxpeeiMvn ävs I^lprlxvr Amtlicher Theil. Vekanntmachung. Wege« Legung von Wasserrohren wird die Kohlenstrosse auf der Strecke von der Lohen, dis zur Ttdoatenstrasse von Mittwoch, de» 22. Oktober d. 2. an auf die Dauer der Arbeiten für den gesammte« Aahrverssehr gesperrt. Leipzig, am SO. September 1884. Der Rath der Ttadt Leipzig. Dr. Trvndlin. Gringmmb. Ass. Wegen der Umlegung vv» Wasserrohren wird die Pontatomükystratze von M»»tag, de« «. dieses Monat» ad aus die Dauer der Arbeiten sür den durchgehende« Fährver kehr gesperrt. Leipzig, am ». Oktober >884. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. Hennlg. Im Laufe der letztoeranngenen drei Monate sind di« nach, oerzeichneten Segenstöntz« bei den, Unterzeichneten Amt« »l« gesunden^ de«, yarenlo« abgegebr», resp. augrmrldrt ivorden: Ein goldener Klemmer, «in Stück Stoff, eine silberne ei» Kronenßück, ein Zwanzigmarkstack, eine gestrickte Fronen weste, et» schwarze« Unischlaqetnch. ein Lvupon voa einer »cne der vaichtiehrader Eisenbahn, ein sagen. Bierztpsel, ei» schwarzes »ab ein braune« Laillciituch, ein Theil nne« galdrnea Uhr gehäuse«, ein Tischtuch, «in Päckchen neue Sinderwäsche, eine halblertige Elickerei. eine Neinc Hondtaiche, eine Sparkarte mit Eparmarken, eine kleine Partie halbseidene Tücher, mehrere Schirme, drei Taschenuhren, darunter eine PrSisten-Uyr vom BundeSschirtzen, mehrere goldene Ringe, einige dio. Armbänder, drei silberne Kaffeelöffel, zwei Medaillon«, drei div. Broschen, eia Packet mit Muster« von leinenen Waare», ein Handwagen, der Erlös sür eine Ente, drei Paar Stieseln, eine Börse mit Veld, sowie eine Anzahl Portemonnaie« bez. Geldläschche» mit «eldinhalt. Die «»bekannten Eigenthümer der vorgedachte» Gegenständ« werden hierdurch ausgesordert, sich zur Empfangnahme derselben in unserem Lommissariate zu melden, andernjall« in Gemäßheit voa tz. 239 de« Bürgerlichen Gesetzbuchs über die Fundsache» »erlügt werden wird. Leipzig, am 2. Oktober 1884. Da» Pottzetwut der Stadt Leipzig vrrtschneider. Gras Hente tn de» Frühstundeu ist hiersrlbst ein Erhängter aus> gefunden, welcher nach de» bet demselben gefundenen Papieren al« der Handarbeilcr Johann Henrich Friedrich »Ider au« Rudol- stabt »»«sehen «erden muß Etwm« Mittheilunge» über denselbea wolle man schleunigst an d»« Gemeindeamt Hierselbst gelangen kaffen. Möckern, beu S. Octo'cr >884. Der G««elnde»»rftand. vr. «ckftei». Sine LtahlmareiWriL, mit Engr»«akschLtt Schmalkalder Artikel, soll »ebst Wvhuhan«, Stedengrbäuden. Garten, S'l, Acker Wiese», Wald und Feld tu dem a»s den SV. Ortober 1884 Nachmittag» > Ntzr a» Ort »ad Stelle anberaumten Zwang«versteigrrnng«termin per- kaaft werden. Da« Etablissement liegt bei A«bach, ein« Stande von Schmalkalden, in gesunder romantischer Gegend. Lrbrit«kräfte find ge»üge»d vorhanden, Löhne billig. Da« Werk eignet sich auch zu jeder andere» Anlage und hat beständige stark« Wasserkraft. Nähere An-kuntt ertheilt der Eo»cur«vrrnolter H. Merkel t» «chmalkolde». Schmalkalde», am 1». September >884. Königliche« >«t«gertchk I. ^Ä'^etiut »tzmalkalden, am 1«. September 1884. ^8.) Bergstraeßer» SerichtSschreiber. Die lanilei de« r. u. k. österreichisch-ungarische» «eneral-konsnlate« befindet sich seit 1. Ociober d. I. Iiisklsirai,« 1«. erst» «tag,. Nichtamtlicher Lyell. Der Verein zur Wahrung der wirthschastlichen Interessen. In Berlin hat sich am 30. September ein Verein con- stituirt, welcher angesichts der feindlichen Strömung gegen da« mobile Capital und gegen den Handel die wirtyschast- lichen Interessen von Handel und Gewerbe wahren will. Di« vorliegenden Berichte Uber die Generalversammlung de« Berein« sind sehr summarisch gehalten, e« läßt sich daran« nicht viel entnehmen, aber dennoch so viel, daß der Bereit» Ziele »erfolgt, welche daS öffentliche Interesse stark in An spruch nehmen. Die Begründer de« Berein« weisen Zunächst jegliche politische Tendenz von sich ab, und dennoch wollen sie ferne Thätigkeit mit der parlamentarischen in Verbindung setzen. Generalconsul Russell erklärte e« sür nothwendig. daß unsere gesetzgebenden Körperschaften in stetem Zusammenhang, mit den hinter ihnen stehenden ErwerbSthätigkeiten bleiben, welche ihnen Informationen und Ralhscbläge au» ihren prak» tischen Erfahrungen Hera»« geben könnten. Der Verein soll e« sich zur Ausgabe macken, einen Mittelpunkt sür die Ber- werthung dieser praktischen Ersabrungen zu bilden, alle- darauf bezügliche Material zu sammeln und de» Volks vertretern zur Verfügung zu stellen Damit erhält der Berri« aber eine eminent politische Be deutung nicht in dem Sinne eine« Verein« von ausgesprochener ParteisSrbnng, aber dock in dem Sinne, daß die seinen An schauungen feindlichen Parteiströmungrn deftig bekämpft werden sollen. Da« geht schon au« der Gegenüberstellung von mobilem und immobilem Capital hervor und drr Kamps- ricktung gegen die Freund» der Börseusteuer und die Feinde de« Handel«. Herr Russell wandte sich gegen die Ritterguts besitzer, welche e« aus sich nehme», der Börse Gesetze zu dietiren, «nd gegen die große politische Partei, welche im Wahlkampfe den Ruf erhebe: »Tie Börse muß bluten". Dieser Ruf erinnere entweder an da« Sckutzaeld des Mittelalter« oder e« spreche sich darin rin Neid, rin Zug von Feindschaft gegen da« Capital au«. Di« Sprache der .Kreuzzeitung- erinnere au die Losung der Revolution von 1793: Friede den Hütten, Krieg den Palästen. Herr Russell erklärte sich ferner gegen die Bevorzugung der staatlichen GcwerbSthätigkrit zum Schaden der privaten, gegen da« rcformikte Actiengesetz, gegen die Bcrstaatlichung der Versicherung, gegen da« Streben, da« Erworbene gleich dem fundirtei, Besitz zu besteuern. Endlich wie« er aus d>e wichtige und schwierige Arbeit hin, welche dem Verein durch die socialpolitische» Vorlagen erwachse, zu deren Lösung sei die bingebende Arbeit aller Intereffenkreisc ersorderlich. Alle». wa< Herr Russell sagte, gipfelte in dem Satze, daß die Volksvertretung über alle diese Dinge ohne da« erforderliche Sackverständniß urtheile und daß der Verein diese» Mangel an Kenntniß ergänzen muffe. Man ersieht hierau«, daß der Berein gegenwärtig über den Charakter seiner Thätigkeit und die Ziele, welche er ver folgt, besonder« über die politische Tragweite derselben selbst noch nicht zur vollen Klarheit gelangt ist. ES ist ja von vornberei» klar, daß sich um das am 30. Sevlember aus gestellte Programm verschiedene Parteien gruppiren können und werden, aber Vorliebe und Abneigung gegen bestimmte politische Parteien ist anderseits von dem Programm de« Ver ein- untrennbar. Wir finden eS vcllkommen berechtigt, daß die Vertreter von Handel und Gewerbe zu den großen wirth schastlichen Fragen, von denen sie am »leisten und unmittet« barsten berührt werten. Stellung nehmen und daß sie ihre Interessen de, der Formnlirung und Beschlußfassung über Ge setze, welche ihren ZntereffenkreiS treffen, zu wahren suchen, aber eine solche Thätigkeit läßt sich von ver pvlisisih«» «itzt troau«», die Parteigegensätz« treten dabei nur scheinbar zurück, sic kommen unter anderen Gesichtspunkten nur um so schärfer zum Ausdruck. Ter Gegensatz zwischen mobilem und im mobilem Capital ist kein zufälliger, sondern in der soojalen und politischen Entwickelung begründet, da« Gleiche ist der Fall bei der Staats- und Privatvcrsicheruug Etwa» Andere« ist e« mit dem Gegensatz zwischen Freihandel und Schutzzoll. Hier kann von einer Deckung mit politischen und Parlei- rUcksichten grundsätzlich nicht die Rede sein, eS kan» nur der Fall eintreten. wie er ja thatsäcblich riiigctretcil ist. daß diese oder jene Partei eS für vortheilbast erachtet, ihr Programm mit sreihändleriscben oder schiitzzöliucrischcn Bestrebungen zu vermischen, um dadurch Anhänger zu gewinnen. Wir finden die Bedeutung des Verein- zur Wahrung der wirthschastlichen Interessen von Handel und Gewerbe aus einem ganz anderen Gebiete, als sie der Verein selbst für sich in Anspruch nimmt. Fürst BiSmarck bat im Lause der verflossenen ReichStagSscssion einmal da-Wort ausgesprochen, daß die politischen Parteien am besten thäle», sich in Gruppen von Interessenvertretungen aufzulösen. In dieser Allgemein, beit ist der Nathschlag natürlich nicht anfznsassen, eS scheint vielmehr nur damit auSgcdrückl werden zu sollen, das; die Volksvertretung in ihrer bisherigen Zusammensetzung viel zu wenig den praktischen LebenSintereffc» dient, daß Gesetze ge macht und vom grünen Tisch au- entschieden werden, für welche den Gesetzgebern da- nöthige Bcrständniß abgebt. In dieser Anschauung trifft der neue Berein mit der deS Reichs- kauzlerS zusammen und da- ist offenbar auch der Kern drr ganzen Angelegenheit. Fürst BiSmarck schuf, um diesen Mangel zu beseitigen, den Bolk-wirthschatt-rath. Derselbe konnte aber feiner Be stimmung nicht entsvrechen, weil er eine von der Regierung berufene Körperschaft war, in welcher nicht der erforderliche Grad von Unabhängigkeit zu finden war, welcher zur un befangenen Würdigung der ihm zur Entscheidung unter breiteten Fragen unerläßlich war. Daß über Fragen, welche die Landwirtbschast berühren, Landwirth« da- zuständige Urtheil adzugeben vermögen, kann edenso wenig m Abrede gestellt werden, wie daß Kaufieute und Gewerbetreibende Uber die ihren Beruf betreffenden Fragen in der Regel da« Richtige herausfinden werden. Aber e- darf nicht unbe rücksichtigt bleiben, daß alle Gesetze, welche vom ein seitigen Intrirssenstandpuu-t aus «Nassen werden, unvoll kommen sind und da- Gemeinwobt ni^». hinreichend berück sichtigen. DaS ist der Puuct, wo das W.-t de« Reichs kanzler» von der Ablösung drr politische» P»«.>.jxn durch Interessentengruppen seine Grenze findet. Um-' « ^<kl,ch nach allen Richtungen hin gute- Gesetz zu nicht allein da- Interesse der zunächst Bcthei muß da- Gesammtinterxsse berücksichtigt wR ist ein falscher Stanvpunct, wenn mach, welche d^r Handel und daS Gewerbe betreffen^ BersicherungSgetetz«,' Gewerbeordnungen u. s. » von Sachverständigen einzelnen Mat«, werden. Rein, bei AnSar.-'tnng dieser Sachverständige gehört werden, .aber die «»tsW »ß bei der Grsammtverkretung de» Bolccö" Gl>,t aus die betreffend« Intereffentengruppe liegen. Der Reichskanzler bat eS erfahren muffen, wirthschast-ratb da» Tabakmonopol ablehute, doch hoffte» daß die Vertreter von Handel und Wünschen Nachdruck und Unterstützung geben ^ Folge dessen ist der volk-wirthschastSrath außt gesetzt und der StaatSrath al- theilweifer Ersatz au« der Vergessenheit hervorgeholt worden. Der S hat die Probe seiner Zweckmäßigkeit erst noch zu . Wir habra mit unserer Meinung nickt zurückgeyalten, daß der preußische StaatSrath seiner Bestimmung nicht genügen wird, weil seine Zusammensetzung »ach vureaukratischrn GesichtSpuncten geschehen ist. Der StaatSrath wird nach unserer Auffassung der ihm gestellten Ausgabe, die Gesetz, entwürfe, welche der Volksvertretung vorgelegt werden sollen, zu prüfen und zu begutachten, noch weniger genügen als der BolkSwirthschastSrath. UnS scheint e», daß der GcsetzgebnngS- npparat um ein neue», aber nicht zweckeiilsprcchciidcS Glied vermehrt worden ist. Wen» der Verein zur Wahrung der Interessen von Handel und Gewerbe nicht» weiter sein will und sein wird, al» «in sachverständiger Ratbgcber de- Parlament- in Gesetz gebungsfragen. welche innerhalb seiner Sphäre liegen, dann lst er al» ein sehr willkommenes Mittelglied zwischen Gesetz geber und Interessenten zu begrüßen, wenn er aber meint, daß sein« Ansicht die allen, maßgebende ist, dann verkennt er die wahren Aufgaben der Gesetzgebung. Es ist sehr wünschrnS- werth, daß neu« GesetzeSvorlagen wirthschastlichen Charakter» von de» Sachverständigenkreiscn, welche er berührt, begut achtet werden und daß diese Begutachtung in unbefangener Weise geschieht; aber man würde die Ausgaben der Volksver tretung vollständig verkennen, wenn man sich der Ansicht zuwenden wollte, daß der Meinung des Sachverständigen »der Interessenten vor der deS Volks vertreter« der Verrang gebühre. WaS sollte auS der Volksvertretung werden, wenn die gesammte wirth- schastliche Gesetzgebung in die Hände von Intrressenten- Gruvpen gelegt würde, wenn die Kaufleutc die Handelsgesetze, die Landwwthe die Gleuergesctze über Fetdsrüchte, die Hand werker die Gewcrbegesetze und die BcrsickcrungSbeamten die Gesetze Uder Versicherungswesen mache» wollten? lieber allen diesen Eondergesetze» schwebt die Sta.rtSraison alS daS bestimmende Moment und daran wird die Gründung von Vereinen nickt ein Iota ändern. Gutachten von Sach verständigen haben ihren Werth, aber die Entscheidung muß in den Händen Derjenigen liege», welche die Staatsangehörigen ohne Rücksicht ans Stande»- und Bcrussinteressen atS un trennbare« Ganze« betrachten. Mit dieser Maßgabe begrüßen wir den neuen Verein ai» ein Gebilde, lvetche« gute Er wartungen für di« Zukunft erregt. * Leipzig, 4. Oktober 1884. * Da« Trgebniß der am 23. d. M statlsindenden ReichS- tag«wahlen wird vorschrift-mäßig am t. November durch die von den Behörden dazu bestimmten Wahlcommissarien «rsalgen. Stichwahlen müssen spätesten» bis zum 15. k. M angrsevt fein. Wunen natürlich aber schon früher stattsinden, svdaß spätesten« a« lst. November sämmtlicke Wahle» amt lich bekannt gemacht sein müssen. Nachwahlen, welche infolge von Dspvelwahten anznfetzeu sind, werden dann auch bald stattfindeU. * Dl« .Nationalliberal« Correspondenz- schreibt zur Wahlbaweguua: „Die angeblich mit Sicherheit zu er- warteü^ ansehnlich« Verstärkung der soeialdemo- kratischen Partei im künftigen Reichstag bildet den Gegenstand lebhafter Erörterung m der Presse. Ob da« vorauSgcsagte Ereignitz in tcr That eintreten wird, wollen wir abwarten. Die andertbalbhundert Candibaturen, welche die Socialdcmokraten ausgestellt haben, imponiren unS nicht allzu sehr: die Mehrzahl derselbe» wird kaum ein paar bniikert Stimmen ans sich vereinigen. Wenn aber die Propbczeiungen von einem ansebnlicben Zuwachs der social- demokratischen Partei sich wirklich bewahrheiten sollten, so würde dies unerfreuliche Resultat vorzugsweise aus die Schuld der feg. OrdnunaSpartcie» zurückzuführe» sein. In denjenigen Wahlkreisen, die bisher socialdemokralisch vertrete» waren, oder von diese, Partei aufs Aeußerste gefährdet werden, wäre es Pflicht anderer Parteien, ihre Gegensätze zurücktrelen zu lassen und sich aus einen gemeinsamen Candidatcn zu vereinigen. Es ist dies säst »irgend« geschehen und auch aus die Stichwahlen hegen wir i» dieser Beziehung wenig vertraue». Die dcutschsrci- smnige Partei hätte von allen vm meisten Ursache, eine billige Verständigung der aus dem Boden unserer Staats- »nd Ge scllschaftsordnung stehenden Parteien gegenüber den Sociab dcmekratcn zu betreiben; denn die Eroberungen der letzteren werden vorzugsweise in den großen Städte» auf Koste» der Dcutschsreisiniiigen gemacht werben, allein trotzdem hat gerade diese Partei, wie die Vorgänge in Hamburg und anderwärts zeigen, nichts gethan, zu einer solche» Verständigung die Hand zu bieten. Wenn wirklich die Svcialdemokratr» bei den bevor stehenden Wahlen so gute Aussichten haben, ist die» ferner gewiß zum Theil auch aus die unverkennbare Mäßigung zurückzusühren, welche da» Auftreten der Partei augenblicklich auSzeichnet. ES wurde neulich ein Berliner Flugblatt erwähnt, welche» in ganz ruhiger und besonnener Weise Wünsche und For derungen vorträgt, über die sich wohl reden läßt. Da» ge> wiiiiit der Socialdemokratie offenbar Kreise, die sie durch Wüstheit und Maßlosigkeit der Agitation abstoßen würde. ES eröffnet aber zugleich auch die Aussicht, daß mit der Zeit doch rin Boden gesunden wird, auf welchem über wahrhaft arbeitersrcundliche Bestrebungen auch die Socialdemokraten mit der Regierung und den anderen Parteien ruhig zu ver handeln und sich zu verständigen vermögen. In diesem Um schwung, dessen erste Anzeichen sich bereit» bemerkbar machen, erblicken wir eine wohlthätige Folge der jüngsten arbeiter sreundlichcn Gesetzgebung, und wenn die Socialdemokratie an sängt, praktische und verständige Ziele zu erstreben, so wäre eine mäßige Verstärkung ihrer Vertretung im Reichstag nicht -t ein allzu große» Uebel." Der Centralvorstand de» allgemeinen deut- Handwerkerbunde» tritt jetzt ebenfalls mit einem usruf vor die Oeffentlichkeit. Die bekannten zünst- n Forderungen werden hier in äußerster Uebertrnbung .yc.en. in erster Linie steht natürlich die Einführung obli gatorischer Innnnge». Bezeichnender Weise wird auch die Wiederherstellung de« kirchlichen Frieden» durch Wiederein führung der aufgehobenen preußischen LcrsassungSartikel ver langt. Der Ausruf de« Handwerkerbunde« rechnet selbst nur bei den Deutscheonserdativen und dem Centrnm aus Beifall; wir fürchten, selbst dicke Parteien werden da« hier dorgelegte Programm für nnaii-sührbar erklären. * Auch in Bielefeld hat sich tn den letzten Tagen die natioualltberalr Partei neu oraanisirt. „In unserer Stadt — schreibt man der »Rbeinisch-Westfäl. Zeitung- au» Bielefeld, war seil vielen Jahren die nationalliverale Partei wie erstorben. Aber e» bedurfte nur einer Anregung und wie über Nackt ist sie wieder erstanden und Zwar >n solcher Zahl und Qualität, daß die Hoffnung gerechtfertigt ist, sie werde in nicht sehr entlegener Zeit den Kern der Bürger schaft und Beamtrnwelt umsaffen. Unsere Bevölkerung ist für Ertreme nicht b-geistrrt. weder nach recht» noch nach links hin. Die» hatten Rückschrittler wie Demokraten übersehen und damit drr Gründung einer Mittclpartei wider Willen seil Iabren vorgcarbcitct." * Ii» ersten hessischen Wahlkreis (Gießen) ist von nationalliberaler Seile Herr Hugo Budcru», Thcilhaber der rühmlich bekannten BudernS'schen Eisenwerke, al» ReichS- tagScaiididat ausgestellt. Gegenkandidat ist der deutschsrei- innigc NecktSanwatt vr. Gntfleisch. Im 8. schleSwig« holsteinischen Wahlkreis (Altona) ist vo» conservativor »nd »ationallibcraler Seite der »ationatlibcrale Amtsrichnc vr. Witting ansaestrllt. Bisheriger Vertreter war der sort- 'chrittlicbe Professor Karsten. * Vor einigen Tagen berichtete» die NeubauS-Osteucr „Nachrichten" von ärgerlichen Vorkommnissen in einem WirthShause, bei weichen der mit der Verwaltung de» Amte- NeuhauS betraute Regierungs-Assessor Glogau den ReichSlaaSabgeordnetcn Croncmcyer schwer beleidigt und angegriffen habe, so daß Cronewcher sich sogar gegen Thätlichkeite» de« im trunkenen Zustande befindlichen Herrn Glogau habe schützen müffen. Wie die „Post" erfährt, hat der Minister de» Innern au» den, nnquallficirbare» Benehmen de» NegierungS-Affeffor» Glogau Anlaß genommen, die so fortige Zurückbcrufung desselben anzuordnen. DaS Weitere iverdc sich im Disciplinarverfahren finden. * Zur Wahlbewegung in München schreibt die „Allgemeine Zeitung": „Der'Flinszehncr-AuSsLuß der drei liberalen Gruppen in München hat nun doch sei» Ziel er reicht, insofern Herr Bierbrauereibesitzer Johann Sedlmayr, welcher die Ccindidatiir für München I be reits abgelehnt hatte, durch Erklärung die Annahme zusichcrte. Als Candidat für München II wurde der Gemeindcbcvoll- mächtigte, Privatier, früherer Baumeister Herr MaxFischer proclamirt. Die Caudidatur de» Herrn öedlmayr ist ge eignet, sofern in der Presse und in den Wählervcrsammlungen der drei liberalen Gruppen nicht Differenzen austreten, daS mit feiner Aufstellung beabsichtigte Zusainmengchen aller nicht ultramontanen und socialistische» Wähler auch wirklich zu erreichen. Sowohl in seiner Thätigkeit als Mitglied der Handel»- und Gewerbekammer sür Oberbayern, wie als Gemeindebevollmächtigter hat Herr Sedlmayr sich alS überzeugung-treuer Liberaler und al» einsichtsvoller Politiker erprobt, der in wirthschastlichen Fragen zumal leidenschaftslos u»v praktisch bleibt. Es dürsten ihm die Stimmen ver industriellen und gewerblichen Kreise sicher sein; aber auch in Arbciterkreisen besitzt der heute proclamirte Candidat sür München I viele Sympathien. Wenigsten- hat er durch die in seinem großen Etablissement — Herr Sedlmayr ist Ches der Spatenbrauerei — getroffenen Einrichtungen bewiesen, daß er für da» arbeitend« Volk ein warme- Herz hat. Auch die Candidatur Fischer ist eine sehr erfreuliche. E» handelt sich in München II allerdings mehr um ein« Zähl» candidatur: wttd aber auch in d«, ländlichen Bezirken vo« Seite der Liberalen agitirt, so könnte wenigsten« d»e Grund lage dafür geschaffen werden, daß bei einer künftigen Reich«» tagSwahl die liberale Candidatur in München II ernster zu nehmen ist - * Wie segen-reich die deutsche Sprache al» Eultur- trägerin in den östlichen LandeStheilen Preußen« wirkt, zeigt ein Blick auf die Verhältnisse der Gegend OrtelS- blirg-Johc»nni«burg, welche beide» Städte seit Kurzem durch die neueröffnete Eisenbahn in nähere Verbindung gebracht worden sinv. Noch vor 15 Jahren war jene vom verkekr säst völlig isolirte Gegend, soweit e» die Dörfer, besonder« in der südlichen Hälfte deS Kreise» betraf, stockpolnisch. Mit der Herstellung besserer VcrkehrSverhältniffe, Eröffnung zahl reicher Postagcnturcn >c., hat die deutsche Sprache sich dort vielfach Eingang verschafft, wodurch die Aussicht aus einen wachsenden Einfluß der in deutscher Sprache vorhandenen Bildung-mittel auf die dortige Bevölkerung und aus Hebung deS ganzen sittlichen Niveau» derselben durch Beseitigung von Trunk. Proceßsucht re. näher rückt. * Mit dem 1. Oktober sind die beiden durch kaiserliche CabinctSordre vom 12. August d. I. befohlenen zwei Ma- rine-Inspectio»en. die erste mit dem StadSquartiere in Kiel, die zweite in Wilhelmshaven in» Leben getreten und gleichzeitig ist die bedeutungslose Stellung der sog. zweiten Admirale bei den Stationen eiugegangen. Den Marinc- Inspectionen sind die Matroscndivision. die Welftkivision, die Freiwilligenschulschiffe, da» Maschinistcnschulschiff, da» Wachtschiff und die in der ersten Reserve oder mit rcbucirtcr Besatzung im Dienst befindlichen Schiffe und Fabrzeugc der betreffendenMarincstalion unterstellt. DicMarinc-Inspecteure, denen die allgenieinen Besugniffc und Pflichten eines Brigodc- commandcurS übertragen sind, bcansfichtigen den Dienst der ihnen unterstellten Marinetbeile und Schisse und sind sür die Aus bildung derselben mitverantwortlich, sie solle» vornehmlich be strebt sein, ihre Untergebenen zu hohen Leistungen dadurch zu veranlassen, daß sie Lust und Liebe am Dienst. Freude am Erfolg und Neigung zum selbstständigen Handeln zu wecke» und zu erhalten suchen. Zur besonderen Pflicht ist cs den Marineinspccteuren gemacht, die Verbindung zwischen dem Dienst am Lande und dem Dienst an Bord zn nnler- halten und dafür zu sorgen, daß die am Lande bestandenen Verbände, soweit als möglich, an Bord übertrage» werde». Außer der Inspicirung der ihnen unterstellten Marinetbeile und Schisse haben die Marineinspeclenre auch diejenigen Besichtigungen vorzunehmen, welche der Cbcs der Admiralität oder der betreffende StationSches nickt selbst inspicircn kam, oder will. Zm Uebrigen leiten die Marincinspecteure die Ausstellung de» BesatznngSetatS und der Rollen für den Dienst an Bord aller Schiffe »nd Fahrzeuge ver betreffenden Station. Sie regeln den Turnus der Ablösung der Mann schaften aus den Freiwilliaen-Schulschiffen, den Maschi- nistkn-Schulschiffen und den Wachlschisse». Sie beaufsichtige» die Eintbeilung der Matrosen« und Wcrstdivisioncn in Schiss'- siämme und tragen Sorge, daß diese an Bord derjenigen Schiff«, sür welche sie bestimmt, oder welche denseldr» gleich artig sind, epercirt und unterrichtet werden. Die Marine- inspecteure bilden in allen Beziehungen eine Instanz zwischen de» EtatirnScommandoS und den Marinrtbeilen und Schiffen u. s. w. ihre- Befehlsbereiche». Sie Verkehre» mit der In- spection drr Marine-Artillerie, mit dem Commando de» Torpedoschulschiffe« und mit den Werste» in Bezug aus Aus bildung drr ihnen unterstellten Mannschaften im Artilleric- und Torpedo- oder Werstdirnst direct. Sie sind berechtigt, sich persönlich von der Beschäftigung-weise und den Leistungen de» von den Werstdivisionen auf die Werft commandirtcn Personal« zu überzeugen. Bemerken-werth sst auch, daß die Marine. Inspekteure den Vorsitz in der Haverie-Commission der betreffenden Station führen. * Rach in Bremen eingegangenen Nachrichten erhielt der Vertreter der Firma Lükcritz in Angra Pcquenci, Heinrich Vogelfang, am 9. August c. von dem Coroeltem
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