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für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, 2 RM. zuzüglich Adtrag- rrägerund Geschästsftelleu Donnerstag, den 2 Januar 1930 Rr 1 — 89. Jahrgang Wilsdruff-Dresden Telegr.»^.: .Amtsblatt" Postscheck: Dresden 2840 Feierlichkeiten W Znhresniechsel WA er- sein. Generalleutnant Heye zum Chef der Heereseitung nannt und zum General der Infanterie besörtert. Tardieu und Briand, im gleichen Zuge die belgische mit Iajpar und Hymans ein. Die englische Abordnung, die diesmal von Graham geleitet wird, wird Freitag morgen hier erwartet, Bun deskanzler Schober trifft mit der österreichischen Abordnung, die außer ihm den Finanzminister, den Sektionschef vom Auswärtigen Amt und den Ministerialrat Schüler umfaßt, Donnerstag abend im Haag ein. Graf Bethlen, die japanische Abordnung und die Abordnung der kleinen Ententemächte werden erst Freitag früh erwartet. Zur gleichen Zeit wird auch die deutsche Abordnung im Haag ankommen, die im Hotel Zentral Wohnung nehmen wird. Dre Generalsekretär der Konferenz ist ebenso wie im August der Engländer Sir Morris Hankey, der sich bereits im Haag be findet. Die Beteiligung der internationalen Presse scheint dies mal noch größer zu sein, als auf der ersten Konferenz. Auf dieser Konferenz sind insgesamt 16 Mächte vertreten und zwar außer den einladenden sechs Großmächten noch Oesterreich, Ungarn, Bulgarien, Rumänien, Jugoslawien, die Tschechoslowakei, Portu gal, Polen und Griechenland. Auch die Schweizer Regierung ist mit Rücksicht auf die Besprechungen über die BIZ- einge laden worden. Die Vereinigten Staaten werden wieder durch einen Beobachter, den Pariser Botschaftsrat Wilson, vertreten Das Wilsdruffer Tageblatt ist das irr Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshanptmannschaft Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wildruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Im Anschluß daran empfing der Reichspräsident den Reichskanzler, die Reichsminister und du Staatssekretäre der Reichsregicrung. Der Reichs kanzler entbot dem Reichspräsidenten die Glückwünsche de, Reichsregierung. Mit dem deutschen Volke, so führte ei aus, hofft die Reichsregierung, daß auch im neuen Jahr« Ihnen Gesundheit und Wohlergehen beschieden sein mögen. Im Mittelpunkt unserer politischen Arbeit stand im vergangenen Jahre das Ringen um die endgültige Ge staltung der für Deutschland durch den verlorenen Krieg zu tragenden Lasten. In diesen Erörterungen ist die Räumung der zweiten Zone des besetzten Gebietes vor dem vertragsmäßig fest gesetzten Termin erreicht worden. Die dritte Zone soll spätestens am 38. Juni d. I. von den Besatzungstruppen geräumt und damit Deutschland wieder frei werden. Im Zusammenhang mit der vorgesehenen Erleichte rung unserer Lasten hat die Reichsregicrung eine Reichs finanzreform in Angriff genommen und dazu die Grundzüge eines umfassenden Programms vorgelegt. Die Erledigung dieser Aufgaben wird nach Abschluß der Haager Verhandlungen die vordringlichste Sorge der Reicksregierung sein. Der Reichspräsident dankte dem Reichskanzler für die Glückwünsche und erwiderte sie mit den besten Wünschen sür den Erfolg der Arbeit. Wenn alle die schweren Fragen so gelöst werden sollen, so führte der Reichspräsident aus, wie es das Wohl unseres Vaterlandes und die Verantwortung für dessen Zukunft fordern, dann müssen Parteigeist und Jnteressen- politik hinter die großen vaterländischen Gesichtspunkte zurückgestellt werden und die Lebensfragen unseres Volkes uns zu einer breiten einheitlichen Front zusammen schließen. Ich spreche daher in dieser Stunde erneut die Mahnung aus, daß noch über den Parteien das Vaterland stehen muß. Wer entschlossen Hand mit anlegt und mil arbeitet an den Aufgaben der Gegenwart und am Aufbau der Zukunft, der handelt wahrhaft national. Daß das neue Jahr solche Erkenntnis festigen möge, ist heute mein treuer Wunsch! Hierauf brachte das Reichstagspräsidium dem Reichspräsidenten die Glückwünsche des Reichstages dar. Anschließend erschien eine Abordnung des Reichs- rats, die die Glückwünsche des Reichsrats aussprach. Einstellung der französischen Liquidation. Deutsch-sranzösisches Abkommen. Bon amtlicher deutscher Seite wird mitgeteilt: Der deutsche Botschafter von Hoesch und der französische Außenminister Briand haben ein Abkommen über die Einstellung der Liquidation des deutschen Vermögens unterzeichnet. Das Abkommen wird in den nächsten Tagen veröffentlicht werden. Besonders wertvoll ist die Rückgabe des deutschen Eigentums in Marokko. Generaloberst Heye. General Heye, der Chef der Heeresleitmg, ist mit Wirkung vom 1. Januar 1S30 zum GeneralHersten be fördert worden. —Beim Ausscheiden des Genralobersten von Seeckt im Oktober 1926 wurde de: damalige Anzeigenpreis: die 8 gespaltene Raumzeile 20 Rxsg., diel gespalten« Zeile Ler amtlichen Bekanntmachungen «Reich». Pfennig, die 3 gespaltene Reklamezeilc im textlichen Teile l Reichsmark. Nachweisungsgtbühr 2V Retchkpscnntge. Bor. ÄL'rEKS« M-rns,r-ch--- Am. WIlsdrnff Nr. « ZULL'M annadmebisrorm.IVUbr. — — „Mr die Richtigkeit dm durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Rabattansprnch eracht, wenn de^etragvnrai Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vernnttluugsstellenentgegen. Errichtung dss landwirischastlichen Einhettsverban-es. Die Vereinheitlichung des Genossenschaftswesens. Die Einigungskoinmission der Organisationen des land wirtschaftlichen Genossenschaftswesens halte bekanntlich w. Frankfurt a. M. am 19. Juli 1929 die Verhandlungen über die Bildung des Emheitsverbandcs zu Ende geführt. In zwischen sind von sämtlichen beteiligten Organisationen die ^uktimmunaserklärunaen ru den frankfurter Beschlüssen erteil JeM-WmiMe MWWjilW Anläßlich des Jahreswechsels hat zwischen dem Reichspräsidenten und dem österreichischen Bundespräsidentex ein Telegrammwechsel statt gefunden. Das Telegramm des Reichspräsidenten hatte folgenden Wortlaut: „Zum Jahreswechsel spreche ich Ihnen, Herr Bundes präsident, meine wärmsten und herzlichsten Glückwünsche für Ihr persönliches Wohlergehen aus. Hiermit ver binde ich die aufrichtigsten Wünsche für die Zukunft Österreichs. Reichspräsident von Hindenburg." Bundespräsident Miklas drahtete: „An der Schwelle des neuen Jahres bitte ich Euer Exzellenz für Ihre Person und Ihre Familie, aber auch für das Wohlergehen des ganzen deutschen Volkes meine innigsten Glückwünsche entgegenzu nehmen. Mit diesen Wünschen verbinde ich die Hoffnung, daß es dem deutschen Brudervolke vergönnt sein möge, auch im kommenden Jahr auf dem Wege wirtschaftlicher und kultureller Entwicklung in gleicher Weise wie bisher machtvoll fortzuschreiten. Bundespräsident Miklas." Zum Anfang. Das neue Jahr hat nicht bloß auf den — -silvester- feiern sozusagen „mit Pauken und Trompeten" ^gesetzt, sondern dieses Konzert erhält schon am dritten T^ in der Eröffnung derHaagerKonferenz eine Fftsetzung, die sich vielleicht schon sehr bald zum Fortissim steigern kann. In Paris, in Brüssel und in London Haman die Instrumente, die man im Haag spielen will, besitz mehr aus ausgiebig geprobt und aufeinander abgestirmi. An geblich hat man es recht eilig, weil ju — al zweites Konzert — die Tagung des Völkerbund r,jes in Genf am 10. Januar anheben soll. Und da« kommt im Januar auch noch die „Konferenz zur Vorbestung der Seeabrüstung", auf der möglicherweise d« deutsche Panzerkreuzer wie ein Geisterschiff auftaujen wird. Leider haben die innenpolitischen AuMander- setzungen am Endes des Jahres 1929 die Augz doch zu sehr von dem überaus großen Ernst der dätschen Lage auf der nun anhebenden Haager Koißrenz ab wenden lassen. Jene rein innenpolitisch genialen und auch so aufgefaßten Differenzen trugen allzuviedaz» bei, das Bewußtsein dafür, daß Deutschland umElbar vor Entscheidungen allerwichtigster Art steht, fast« tilgen. Von dem Primat der Außenpolitik, wie er dockeigentlich eine Selbstverständlichkeit sein sollte, war — yd ist — wenig zu spüren und die „gusrslles ck'^IIemLne, wie sie der Franzose spöttisch nennt, der Streit um Sitzfindiz- keiten, füllte das politische Treiben und Debattier«, fast rest los aus. Nicht, durchaus nicht zum Nutzen Devschlands. Aber außer den vielleicht recht mißtönenden Mischen Liedern, die man in Deutschland sang und sistt, außer denen, die wir auf der Haager Konferenz möghherweise zu hören bekommen, singt uns auch das Schickst gerade jetzt ein immer härter klingendes Lied: das H er der Arbeitslosen wächst mit geradezu uneimlicher Schnelligkeit, hat die 2-Millionen-Grenze errcick>und — diese Ziffer wird kaum eine Grenze bilden. Ar gehen ja erst hinein in den „Winter unseres Mißve^uügens" und noch steht es in trostloser Erinnerung, wiehart uns der vergangene Winter mitgespielt hat. Und da,als war die Wirtschaftskonjnnktur noch längst nicht auf inen der art bösen Stand gesunken, wie er heute leider mr allzu deutlich sichtbar wird. Ernst, sehr ernst also ist für Deutschland -iepolitische, die wirtschaftliche, die finanzielle Lage. Die neuer Männer im Reichsfinanz- und im ReichswirtschaftsMtnisterium werden unmittelbar vor die Aufgabe gestellt, auf der Haager Konferenz dafür zu sorgen, daß die cuk Deutsch lands Nacken gelegte Last nicht untragbar süLer wird. Und wenn die Auseinandersetzungen mit den Käubiger- staaten beendet sind und hoffentlich zu einigermaßen erträg lichen Abmachungen geführt haben, dann wird namentlich Dr. Moldenhauer, der neue ReichssinnjMinister, zeigen können, ob der „Optimismus der Tat",irn dem er bei der Begrüßung der Beamten seines Minsteciums ge sprochen hat, mehr ist als ein — Wort Ode mehr als ein — Wunsch. Ob dieses optimistische Wolle: dann auch wirklich zur Tat wird, wenn es sich darum andelt, die beiden Hauptaufgaben in seinem Ministerim — Sa nierung der Reichskassenlage und Steier- und Finanzrcform — anzupacken. Nötig ht Moldm- hauer diesen Optimismus ebensosehr wie sein Kollegen; denn Sorgen haben sie an sich schon genug. Für die Entscheidungsstunden Deutschlantz sind teil weise neue leitende Männer bercitgestellt woren. Ob sie sich bewähren werden, kann erst die Zukunft letzen. Sofort werden sie der schweren Feuerprobe einer intenationalen Konferenz von größter Bedeutung unterworfen — und es wird sich zeigen, ob der „Optimismus der Tt" auch ru wirklichen Erfolgen führt. I I Reujahrsempfang -ei Hindenburg. Die Wünsche des Diplomatischen Korps. Für decken jedem 1. Januar stattfindenden Empfang der in Berlin beglaubigten auswärtigen Botschafter und Gesandten war die Zeit mittags 13 Uhr augesetzt. Im Hof des Prksidentenpalais war eine Ehrenkompagnie des Berliner Wachregimcnts aufmarschiert, um bei der Aus fahrt der Diplomaten die Ehrenbezeugungen zu erweisen. Als Sprecher des Diplomatischen Korps brachte der fran zösische Botschafter deMargeriedie Wünsche des Aus landes dem Reichspräsidenten dar. Botschafter de Mar- gerie vertrat de» erkrankten russischen Botschafter Krestinski, der einstweilen als Doyen des Diplo matischen Korps die Stelle des nach Rom abberufenen früheren Nuntius, jetzigen Kardinals Pacelli ein nimmt. .Daran anschließend empfing der Reichspräsident die Reichsminister, die Präsidien des Reichstages, des Reichsrates, die Vertreter der Wehrmacht, der Reichsbahn und des Reichsbankpräsidiums. Aus der Treppe des Reichspräsidentenpalais wurden die Diplomaten vom Zeremonienmeister empfangen und in den großen Festsaal nach oben geleitet, nachdem sie sich vorher in eine aufliegende Liste eingezeichnet hatten. In der Begleitung des dann erscheinenden Reichspräsidenten befanden sich sein engeres Gefolge und zahlreiche Beamte seines Bureaus. Auch der Reichsautzenminister und der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes wie der Chef des Protokolls begleiteten den Reichspräsidenten bei der Zeremonie. Nach den gegenseitigen Ansprachen be grüßte der Reichspräsident die Erschienenen und führte mit einzelnen längere oder kürzere persönliche Ge spräche. „Lieber den Parteien das Vaterland" Hindenburgs Neujahrswunsch. Der französische Botschafter de Margerie, del als rangältester Botschafter dem Reichspräsidenten die Glückwünsche des Diplomatischen Korps zum Ausdruck brachte, erklärte: Als Zeuge des geradezu heroischen Eisers, mit welchem der hervorragende Vertreter Deutsch lands im Rate der Völker sich trotz drückender Krankheit so lebhaft dauerndem Suchen nach friedlichen Verein barungen und Lösung/n gewidmet habe, wünsche das Diplomatische Korps, die Gefühle der Trauer heute erneut zum Ausdruck zu bringen. Heute, wo an der Schwelle des neuen Jahres die Lösung so vieler Fragen gesucht werde, die für den Wiederaufbau der Welt und ihre glück liche Weiterentwicklung auf den Bahnen der Eintracht, Gerechtigkeit und allgemeinen Wohlfahrt von hoher Be deutung sewn, vereinige das Diplomatische Korps sich vor der ehrwürdigen Person des Reichspräsidenten in berech tigten, durch keine Schwierigkeiten zu erschütternde« Hoff nungen. Der Reichspräsident dankte dem Botschafter u. a. für die Glückwünsche und für das Gedenken an Dr. Stresemann. Das deutsche Volk hege die Zuversicht, daß die Arbeit des letzten Jahres mit Erfolg im neuen fortgesetzt werden werde. Deutschland kann, so führte der Reichspräsident aus, seine Aufgaben im Kreise der Nationen nur dann erfüllen, wenn cs politiflhe Freiheit und wirtschaftliche Entfaltungsmöglichkeit hat. Die Ruhe und Sicherheit der Welt, die wir alle wünschen, haben politische Gleich berechtigung und wirtschaftliche Gesundheit aller Staatei: zur Voraussetzung. In der Hoffnung, daß dieses Ziel erreicht wird, spreche ich Ihnen im Namen des deutschen Volkes und im eigenen Namen meine aufrichtigsten und herzlichsten Neu iabrswünicke aus. Vor der Eröffmg der Mer Konferenz Haag, 2. Januar. Die Vorbereitungen für die Meile Haa- gör Konferenz sind von der niederländischen Regierung jetzt be endet worden. Die Konferenz wird, wie nunmehr enigfsttig fest- steht, am Freitag nachmittag um 5 Uhr durch ihren Präsidenten, den belgischen Ministerpräsidenten Iafpar, der auch de Arbeiten der Augustkonserenz leitete, mit einer Plenarsitzung eröffnet wer den. Die Konferenz wird nach den bisherigen Plänen zunächst in Vollsitzungen abgehalten. Die im August vorgenonnneM Teilung in einen politischen und einen wirtschaftlichen Ausschuh soll dies mal vermieden werden. Die Konferenz wird, wie auch im August, im Binnenhof, jedoch nicht in den Räumen des Niederländischen Senates, sondern in der Abgeordnetenkammer tagen. Die tech nischen Vorkehrungen für die Abhaltung der Sitzungen von Ver handlungen und für die Presse sind in umsichtiger Weifx geregelt worden. Einige Abordnungen sind zum Teil bereits eingetroffen. Am Donnerstag nachmittag trifft die französische Abordnung mit Dar »Wilsdruffer Tageblatt- erschein! an allen Werktagen naetzrkags SUHr. Bezugspreis: Bei Abholung in »«Geschäftsstelle und den Ausgabestellen 2 RM. im Monat, bei hüstelt, Lurch die Boten 2,3l> AM., bei Postbeftellung 2zuzäuNch Abi.uu- ^„» .. . » . gebühr. Einzelnummern ISRpfg.AlleP-sl-nstalten Wochenblatt für WllsdrufUumeaend Postboten und UN,-r-Aus. ' — „tt nehmen zu jeder Zeit Be. stellungen entgegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Bettz.stz,ungen besteht kein Anspruch ausLieserung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — »üchsendung eingesanij Schristftüche crsolgt nur, wenn Porto b-iltegt.