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Dresdner Journal : 08.08.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-08-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190208084
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19020808
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19020808
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-08
- Tag 1902-08-08
-
Monat
1902-08
-
Jahr
1902
- Titel
- Dresdner Journal : 08.08.1902
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V«,»^p«Mr WM 4tt^anN^1 Frrusp^Losihlub Nr. 1SSS. AF182 1902 Freitag, den 8. August nachmittags ÄmUicher Lkil 7081 Nichtamtlicher Teil. Für den Minister: vr. Schroeder. Für den Minister: Merz. die Hofdame Gräfin Zamoyska und der Oberleutnant Baron v. KielmannSegg. Die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften be gaben Sich zu Wagen nach der Königl. Villa Hosterwitz, woselbst der hohe Besuch Wohnung genommen hat. — Anläßlich de- heutigen Geburtstags Er. Majestät der Königs fand um 2 Uhr in Villa Hosterwitz Familientafel statt, an der Ihre Majestät die Königin-Witwe, Se. Königl. Hoheit der Kron prinz und Ihre Kaiserl. und Königl. Hoheit die Frau Kronprinzessin, Ihre Kaiserl. und Königl. Hoheiten die Frau Erzherzogin Otto, die Erz herzöge Karl und Maximilian von Oester reich, Ihre Königl. Hoheiten der Prinz und die Frau Prinzessin Johann Georg und die Prin zessin Mathilde teilnahmen. Zur gleichen Zeit versammelten sich die König lichen, Lrzherzogltchen und Prinzlichen Suiten zur Marschallstafel, die im Königl. Schlosse Pillnitz statt fand. nach Maßgabe der vorgelegten Anleihe- und TilgungS- planS die nach tz 795 des Bürgerlichen Gesetzbuchs erforderliche Genehmigung erthettt. Dresden, am 4. August 1902. Die Ministerien des Innern und der Finanzen. in ihre Blätter, in denen die Freisinnigen mit Hohn und Schimpf überschüttet werden. »>bSH»».»n»Lßi«>«, »ck MtderholuuG. Wekanntrnachung, eine Anleihe des Verbandes evangelisch-luthe rischer Kirchengemeinden in der Stadt Zwickau betreffend. Die Ministerien des Innern und der Finanzen haben zu der vom Verbände evangelisch-lutherischer Kirchengemeinden in der Stadt Zwickau beschlossenen Ausgabe von Schuldscheinen in Abschnitten von je 500 M., die auf den Inhaber lauten und seitens der letzteren unkündbar sind, behufs Aufnahme einer mit 3H vom Hundert jährlich zu verzinsenden Anleihe im Betrage von 500000 M. Tagesgeschichte. Dresden, 8. August. Se. Majestät der König beging am heutigen Tage in aller Stille Seinen ,70. Geburtstag in Villa Hosterwitz. — Ihre Kaiserl. und Königl. Hoheit die Frau Erzherzogin Otto und Se. Kaiserl. und Königl. Hoheit der Erzherzog Maximilian von Oester reich trafen heute vormittag 6 Uhr 53 Min auf den Doppeltarif für die Hauplgetreidearten bereit- fallen gelassen worden, und der Wider stand der landwirtschaftlichen Jnteresfenten gegen die vorgeschlagene Erhöhung der Industrie-, namentlich der Eisenzölle wird schließlich ebenfalls »ur rechten Zeit aufgegeben werden ES kann den Landwirten keineswegs entgehen, daß die Erhöhung der Jndustrie- zölle, die ja samt und sonders durch die neuen Handelsverträge ermäßigt werden sollen, nur eine Vermehrung der KompensationSobjckte bedeutet, deren Verwendung bei den künftigen Handelsvertrags verhandlungen hauptsächlich der Landwirtschaft zu gute kommen soll. Zudem erfordert eS die Soli darität der nationalen Produktivgewerbe, daß allen Erwerbszweigen, deren Zollschutz sich in den letzten Jahren gegenüber der ausländischen Konkurrenz als unzureichend erwiesen hat, daS notwendige Maß er höhten Schutzes zugebilligt werde. Der vorliegende Zolltarifentwurf ist ein Werk aus einem Gusse, bei dem alle Produktivzweige gleichmäßige Berück sichtigung gefunden haben, und eS hieße daS Gleich gewicht stören, wollte man an der BunveSratSvorlage einseitige und nicht unerhebliche Aenderungen an bringen. Ein günstiges Zeichen für das Zustandekommen der Zolltarifvorlage ist auch der sich in Bayern an bahnende Zusammenschluß der Nattonalliberalen und Freisinnigen auf dem Boden des BundesratS- entwurfs. Danach wird darauf gerechnet werden können, daß auch ein Teil der demokratischen Linken sich zu der Mehrheit für die Vorlage schlagen wird. Dieser bayerische Vorgang ist aber nicht nur für das Schicksal des neuen Zolltarifs be deutsam, sondern er eröffnet auch erfreuliche Aus sichten für die nächsten Reichstagswahlen, insofern der Zusammenschluß der bürgerlichen Linken in Bayern sich direkt gegen die Sozialdemokratie richtet. Man wird nur wünschen können, daß das Beispiel, des von Kulmbach auSgegangen und von Nürnberg aus weiterversolgt worden ist, auch bei unS und im ganzen Reiche Nachfolge finden möchte. Daß die Sozialdemokratie eine solche Entwickelung der Parteiverhältmsse lebhaft befürchtet, lehrt ein Blick Zur pslitifche» Lage. Die Verhandlungen der Zolltarifkommisfion sind in den letzten Wochen rascher fortgeschritten, als selbst Optimisten eS für möglich gehalten hätten. Es sind nur noch etwa 50 Tarifpositionen in erster Lesung zu erledigen, so daß deren Beendigung in dieser Woche in sicherer Aussicht steht. Zur Beschleunigung der Beratungen hat der Umstand erheblich bei getragen, daß die Kommissionsmehrheit sich ent schloß, bei den Eisenzöllen lange Debatten zu ver meiden und die Bundesratsvorlage anzunehmen. Ohne Zweifel wird man im Lande allenthalben er leichtert aufatmen, wenn demnächst die Kunde er schallen wird, die erste Lesung der Zolltarifs, die hundert Sitzungen in Anspruch genommen hat, sei glücklich zu Ende geführt worden, und man wird nach diesem Ergebnisse den Kommission-Mitgliedern die in Aussicht genommene Erholungspause gern gönnen; denn nun wird daran nicht mehr zu zweifeln sein, daß der Reichstag bei seinem Wieder- zufammentritte wenigstens einen erheblichen Teil des Gesetzentwurfes fertiggestellt vorfinden wird. Das Ergebnis der ersten Tarifberatung ist frei lich kein endMigeS Es wird noch mühevoller Arbeit bedürfen, um die bis jetzt vorliegenden Kommissionsbeschlüsse derart umzugestalten, daß sie für die verbündeten Regierungen annehmbar werden und daS Zustandekommen der Vorlage im Plenum von vornherein gewährleisten. Der Eindruck, den die Kommission-Verhandlungen der letzten Zett und die Haltung der Parteipresse hinterlassen haben, be rechtigt jedoch zu der Hoffnung, daß die Mehrheit den obwaltenden Verhältnissen Rechnung tragen und allen unerfüllbaren Forderungen entsagen wird. Wie bekannt, liegen die Hauplschwierigkeiten für das Zustandekommen des Zolltarifs auf dem Gebiete der landwirtschaftlichen Zölle; es wird daher die vor nehmste Aufgabe der Kommissionsmehrheit sein müssen, diese Schwierigkeiten zu beseitigen und über die verschiedenen Differenzpunkte eine Verständigung Grneunuu-e«, Versetzungen re. im Sffeatl. Dienste. I» GeschiftSderetche »e« MtntftertumS »es Kult»« und iffeutl. UnterrichlO. Zu besetzen: die 2 Lehrerftelle in Dorfchemnitz Noll.: die oberste Schulbrh. 1200 M Brundzrhali, 200 M pers. Zulage, NO M f. d. Fort bildung-. u. KL M f. d. Turnunterricht u. fr. Wohnung im Echulhausr. Ges m Zeugn. u MilitSrau-vei- bi» so Aug. an Bezirklfchulinfp Schulrat l>r. Winkler, Freiberg. I« Geschift-deretche de» Mtniftert««» »eS Krte»». Beamte der Militärverwaltung S. August Beier, Roßarzt derLaadw ».Aufgebot» de-Landw.-Brz. II Dresden, behuf» Utbersährung -um Landsturm 2. Aufgebot», katzfuh, Robarzt der Res. de- Landw.-Bez II Dresden, wegen über kommener Feld- und Barnisondienftunfähigkeit, — der Ab- fchtrd bewilligt. (vehürdl. Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) Bahnhof Pirna ein und wurden daselbst von Sr. Majestät dem Könige und Ihrer Kömgl. Hoheit der Prinzessin Mathilde begrüßt In der Be gleitung Ihrer Kaiserl. und Königl. Hoheiten der Frau Erzherzogin und des Erzherzog- befinden sich Wtr- Zurückseuduno der fN« dte Tchriftleitung bestimu ir», ab« vo» dieser nicht «t»- ß«-or-erten Beiträge bau»- «rucht, so ist da« Postgeld bei-ufügen Deutsches Reich. Berlin Der „ReichSanzeiger" begleitete den heutigen Geburtstag Er Majestät de» König» vo« Sachsen mit folgenden Worten (in einem Teile der gestrigen Auflage bereits unter Drahtnachrichten mit geteilt D Red): Se Majestät der König Georg von Sachsen begeht morgen die Feier Seine» 70. Geburts tages Wir erinnern un« am Vorabend diese» Feste» dankbar der Verdienst», die der hochverehrte Bundesfürst sich neben Seinem unvergeßlichem Bruder al» erfolg reicher Feldherr um da» deutsch« Vaterland erworben hat, und vereinigen un» mit unseren sächsischen Land«- leuten in dem herzlichen Wunsch«, e» mög« Sr Maj«stät ein frische», rüstige» Alter und eine lange gesegnete Regierung beschieden sei«! — Die „Nordd Allg Ztg" schreibt au» dem gleichen Anlass«: S« Majestät König Georg vo» Sachsen b«««ht morgen, am 8 August, Seinen 70 Geburt«tag Wenige Wochen erst sind ver strichen, seit da» schmerzlich« Ereigni» de» Tode« de» unvergeßlichen König» Albert den erlauchten Bruder de» Verblichenen auf den Thron der Wettiner rief Mit einer Kundgebung von gewinnender Schlichtheit ergriff Köniz Georg die Zügel der Regierung Und wenn der Monrrch hierin der Zuversicht Ausdruck gab, daß da» sächsische Volk di« Lieb«, die <» d«m teuren Ent schlafenen gewidmet habe, auch auf Ihn, den König Georg, übertragen werde, so wird der bedeutsame Tag Seine« 70. Geburtstage« dem Könige reiche Beweis« der Verehrung und Liebe au« dem ganzen Sachsenlond« bringen und der greise Monarch erkennrn, daß Ihn Seine Zuversicht nicht getäuscht hat Auch im übrige» Deutschen Reiche wird König Georg al« einer der Helden verehrt, deren Thaten auf den Schlacht feldern de» Kriege« von 1870/71 in ruhmvollem An denken fortlrben Er half wie Sem Königlicher Bruder mit an dem großen Werke der Einigung unsere» deutschen Vaterland««, und Er blieb seit dem ein eifriger Soldat und ein reger Förderer der J»ter«ffen de« deutschen Heere» Im Jahr« 1887 erfolgte dir Ernennung de» damaligen Prinzen Georg von Sachsen zum Genrralinspekteur der zweiten Armee- inspektion und 1888 zum Generalfeldmarschall Die preußisch-sächsischen Heer« »Manöver d«S Jahre» 1896 gaben dem König besondere Gelegenheit zur Entfaltung Seiner ausgezeichneten militärischen Eigenschaften' und al» in demselben Jahre da» Jubiläum Seiner 50jährigen Zugehörigkeit zur Arme« gefeiert wurde, standen in erster Reihe der den König Georg Beglückwünschenden der Deutsche Kaiser und der Kaiser und König von Oester- HerauSgegebeu von der König!. Expedition de« Dresdner Journals, Dresden, Zwing erstraße 20. Erscheinen: Werktag!» »ach». » Uh». herbeizuführen. Wir haben die Ueberzeugung, daß eine solche Verständigung erzielt werden wird; denn keiner der ReichStagSabgrordneten, dem das Wohl und Wehe unserer Produklivgewerde am Herzen liegt, wird die Verantwortung übernehmen können und wollen, zu dem Scheitern deS Tarifentwurfs, der namentlich für die bedrängte Landwirtschaft so bedeutsame Vorteile bietet, durch Erhebung un erfüllbarer Forderungen beigetragen zu haben. Macht sich auch jetzt noch, in einem Teile der Tagespresse ein gewisser Zwist zwischen landwirt schaftlichen und industriellen Interessenten geltend, so wird sich, wo es ernstlich darauf ankommt, ohne Zweifel auch diesmal die Solidarität dieser beiden wichtigsten Erwerbsgruppen bethätigen. Von industrieller Seite ist der Einspruch gegen Dresden, 8. August. Ihre Kaiserl. und Königl. Hoheit die Frau Kronprinzessin ist heute früh 6 Uhr 5V Miu. nach Dresden dez. Wachwitz zurück- gekehrt. Dresden, 8. August. Ihre Kaiserl. und Königl. Hoheit die Frau Erzherzogin Otto und Se. Kaiserl. und Königl. Hoheit der Erzherzog Maximilian Eugen Ludwig von Oesterreich sind heute Vormittag in der Königl. Villa zu Hosterwitz eingetroffen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge- ruht, dem Stabsarzt vr. Hoffmann, BatS.-Arzt des 2. Bats. 1. (Leib-) Gren.-RegtS. Nr. 100, daS Ritterkreuz 1. Klaffe de» Albrechts-Orden- zu ver leihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, den nachgenannten Offizieren die Trlaubniß zur Anlegung der ihnen verliehenen Auszeichnungen zu erthnlen, und zwar: de» Ritterkreuzes 1. Klasse de- Königl. Bayerischen Militär-Verdienstorden- dem Hauptm. v. Zeschau, persönl. Adjutanten deS Kron prinzen Friedrich August, Herzog- zu Sachsen, Königl. Hoheit; deS Ritterkreuze- 1. Klasse des Königl. Württembergischen Friedrichs-Orden- dem Rittm. Frhrn. v. Fuch--Nordhoff, L la suite de» 1. Hus - RegtS „König Albert" Nr. 18, Vorsitzenden der Re- montirungS-Kommisfion, dem Hauptm v. Koppen- fel- im Kriegsministerium; des KomthurkeuzeS 2. Klaffe deS Herzog!. Sachsen-Crnestinischen HauS- orden» dem Hauptm. z. D v. Minckwitz; de- Kaiserl und Königl. Oesterreichischen Orden- der Eisernen Krone 3-Klasse dem Rittm Frhrn. v.FuchS-Nordhoff,»la suite des 1. Hus.-RegtS. „König Albert" Nr. 18, Vorsitzenden der Remontirungs - Kommission, dem Hauptm. v. Zeschau, persönl. Adjutanten des Kron prinzen Friedrich August, Herzogs zu Sachsen, Königl. Hoheit; des Ritterkreuzes de- Kaiserl. Japani schen Verdienst-Ordens der ausgehenden Sonne: dem Rittm Rust, Eskadr.-Chef im 2. Hus.-Regt. „Königin Earola" Nr. 19; des GroßvffizierkreuzeS des Kaiserl. Japanischen Ordens deS heiligen Schatze«: dem Generalmajor v Schweinitz, Kommandeur der 1. Jnf.-Brig. Nr. 45; des Kommandeurkreuzer deS- lelben OrdenS: dem Obersten Kinder, Kommandeur der 2. Kav. Brig. Nr. 24; des Offizierkreuzes des selben OrdenS: den Majoren v. Tschirschky und Bögendorff, Kommandeur deS 2. Hus.-RegtS. „Königin Earola" Nr. 19, v. Gehe, Bats-Komman deur im 8. Jnf.-Regt. „Prinz Johann Georg" Nr. 107, Frhrn. v. Welck, Allerhöchstihrem Flügel- Adjutanten. »„un: . ^- »« ZM« Netn« «chrff» »« M r aespnU«»» «nktidt. ZMIMl. LS Kunst un- Wissenschaft. Central - Theater. Am 7. d. M: „Gespenster." Familiendrama in drei Akten von Henrik Ibsen. Dte gestrige Aufführung de- Jbsenschen Drama» giebt um deswillen Aalaß zur Besprechung, weil in ihr zwei Neubesetzungen stattgefunden hatten: die Kammer- h"rm Aloing spielte zum ersten Male Frl Hedwig Margot, den Pastor Mander» Hr. Cäsar Beck. Beide Künstler schufen in ihrer Darstellung ausdrucks vollere Gestalten al» ihre Vorgänger, namentlich traf Hr Beck höchst überzeugend die charakteristische Art de» norw.'gischen Geistlichen Frl Margot» Kammerherrin wirkte in»besondere deshalb unmittelbarer, weil sie glück licher in der Repräsentation wir al» Frl. Meta Bürger, die früher dieselbe Rolle im Meßthalerschen Ensemble spielte Die Beleuchtung der Bühne deS Centraltheaters läßt mancherlei Wünsche offen; die Antriebkraft für da« elektrisch« Licht scheint nicht gleichmäßig zu funktionieren, denn auch gestern war, wie schon öfters vorher, ein fort- gesetztes unangenehmes Wechseln von Lichtfülle und Licht- mangel auf der Bühne wahrnehmbar Sollte diefer Uebelstrnd nicht zu beseitigen sein? W Dg» .18. Deutscher Anthropologenkongreß. Ueber interessante Fragen der „somatischen Anthropo- logie" berichtete am Mittwoch in Dortmund aus dem Lnthropologenkongreß Geh Rat Waldeyer-Berlin Zu- näch sprach der hervorragende Gelehrte über den Schädel de» Philosophen Leibniz, der vor kurze« durch Prof Wilhelm Krause (Berlin) einer eingehenden Untersuchung unterzogen worden ist Die Gebeine deS berühmten Philosophen befiaden sich in einem eigenen Gewölbe der Neustärter k rch^ i« Hannover, in der Leidmz »m Jahre l?l6 b»igel«tzt wurde Ä», e»n«r Renovation an der Klrchenmauer mußte daS Grab de» Philosophen g«öffaet werden, und wenn auch der Wunsch, die irdischen Reste selbst zur Untersuchung und Fest stellung der Identität nach Berlin zu bekommen, sich nicht verwirklichen ließ, so konnten doch sehr genau« photographische Aufnahmen, Messungen und Gip»abgüfse de» Schädels und der Gebeine au»g«führt werden. Vorhanden war nächst dem Schädel der Ober- und Unterschenkel, sowie der Fußknochen Bemerkenswert ist, daß, was im allgemeinen selten vorkommt, über die Identität, ganz ähnlich wie bei den Gebeinen von Bach und Kant, keine genauen Nachrichten vorhanden find. Leibniz lebte in den letzten Lebensjahren sehr zurück- -«zogen Für die Jdentifizieruna der Leibnizschen Gebeine war die Kenntnis der Thatsachr von großer Bedeutung, daß der Philosoph im Alter hart von der Gicht geplagt wurde In der Thit fanden sich bei der Untersuchung der Reste an dem großen Z«hen Deformationen zweifellos gichtiger Art, wie sich auch an den übrigen Knochen pathologische Veränderungen Nachweisen ließen Die Körpergröße läßt sich nach den vor- handenen Gebeinen auf 174 bis 175 om berechnen und e» steht auch dies Moment im Einklänge mit den überlieferten Angaben, daß Leibniz rin Mann von mittlerer Statur gewesen sei Ebenso stimmt der Be fund d«S Schädel« überein mit dem von Leibniz er reichten Alter von 70 Jahren Al« ein sehr wertvolles Moment anzusprechen ist schließlich die von Leibniz selbst gemachte Angabe, daß er slawischer, wie er sagt, „polmschrr" Abstammung sei I« der That zeigt der Schädel alle Merkmale des slawischen Typs, in der Biegung dos KinnS sowohl, wie in der niedrigen klemm Form und geringen Kapazität (Rauminhalt) Die letztere beträgt nur 1450 cw, woran« sich ein Gehirn- gewicht von ->rapp 1300 g berechnen 4Lßt Dieser Fall erya:t,r at>v zur Cv»d.».,, daß uu> o,e udjotme Moste und da« Gewicht de« Gehirns bei Beurteilung der Intelligenz kein Wert zu legen ist. Weitere Bemerkungen zur Entwickelung de« Gehirn« und der GefchlechtSunterschiede der Hirnwindungen machte Waldeyer an der Hand eine« interessanten Falle«; «r betrifft die Beobachtungen an Drillingen, die einige Monate nach der Geburt verftarben. Die Gehirne waren etwa sech» Monate alt, befanden sich also in einem Entwickelungsstadium, in dem da« Gehirn schon erhebliche Windungen zeigt. E« handelte sich um zwei Knaben und em Mädchen Der eine Knabe war mehr entwickelt al« seine beiden Ge schwister, und »« gelangte die« auch zum Ausdruck bei der Betrachtung des Gehirn«, da« zahlreichere Wind- uugen und eine «eiter vorgeschrittene Lu«bildung der Rmde aufwie» Der zweite Knabe und da« Mädchen standen auf ziemlich gleicher Entwickelungtstuse, und war beide« Knaben die sogenannte Ins«! (die Entwickelung der Insel stellt sich dar al« ein Zeichen vorgeschrittener Aus bildung) noch sichtbar, während sie bei dem Mädchen schon ver deckt »ar Man muß daher sagen, daß da« Gehirn de» Knabe» auf einer relativ niedrigeren Entwickelungtstuse stand, indeffen nur in Betrachtung der Gesamtentwickelung, während die Windungen sich auf gleicher Stufe hielte». E« bestätigt sich damit der Rüdingrrsche Satz, daß die Entwickelung der Windungen und Furchen im Gehirn beim männlichen Geschlecht etwa« früher ausfällt, al« beim weiblichen Da da« vorhandene VergleichSmateria! leider selten ist. so können feststehende Schlüffe zur Zeit jedoch noch nicht gezogen werde» Dazu wird e« der Betrachtung von mindesten« hundert Fällen bedürfe». »iffeuschaft. * Eine i«trrnatio»ali wissraschaftlich« Ballon fahrt ward« von Berlin au« gestern morgen aus dem Gelände des LustschifferbetaillonS in Reinickendorf-West unlrenommen Al« Führer nahmen vr. Lmcke und Vr. Marten, Assistenten am Meteorologisch-magnetischen Ob servatorium zu Potsdam teil. Der Ballon hob sich langsam und war bei dem herrschenden Nebel bald in nordöstlicher Richtung verschwunden Die Fahrt hat neben den gewöhnlichen meteorologischen Beobachtungen die Ausgabe, Versuche mit einem Apparat aneustrllen, der die magnetische Horizontalintenfität mißt Der Ap parat ist nach den Angaben de« verstorbenen Prof. Esche»hagen vom Potsdamer Observatorium konstruiert, der al« erster in einem Vortrage auf die theoretische Möglichkeit einer derartigen Bestimmung aufmerksam machte Schon um 3 Uhr früh, gerade zu der Zeit, al« da« schwere Gewitter niederging, war ein unbemann ter Ballon nach dem System Aßmann vom Meteoro logisch aeronautische» Observatorium aufgelaffen worden. * Em Weltkongreß für Tuberkulose wttd für da« Jahr 1904 geplant, und zwar würde er gleich zeitig mit der Weltausstellung in St Loui» abge halten werden Der Sekretär de« Amerikanische» Tuberculoft-Kongreffe« hat die Vorbereitungen für die Organisation in die Hand genommen * Au» Pari» wird gemeldet: Der „Figaro" dringt einen Bericht über eine Unterredung mit Prof Koch über die l)r. Garnaultschen Versuche. Koch unter- wirft Garnault» Experimente und Lehren einer höchst abfällige» Kritik und bleibt bei seiner Behauptung, daß die Perlfucht der Rmder nur in den allerseltrnsten Fälle» auf Menschen durch di« Milch übertragen wird, stehen * An Bord de» Dampfschiffe» „Laura" ist di« schwrdisch« Gradm«ssu»g»txp«dition von Tromsö nach dem Norden abgegangen Leiter der Expedition ist vr. Rubi»; sei»« Assistenten find vr. Eeippel u»d Leutnant DuSner E» liegt in der Abficht der Expedition, nördlich von Spitzbergen auf einigen der Siebeninseln Messungen au» zuführen zur Vervollständigung dnResultate,
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