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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.05.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-05-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189105147
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18910514
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18910514
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-05
- Tag 1891-05-14
-
Monat
1891-05
-
Jahr
1891
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.05.1891
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Erscheint tätlich früh 6'/, Uhr. Urdactio» und Ltvrdilioii JohanncSgasse 8. LpriMiiiidni -rr Nrstnrtioll Vormittags 10—12 Mir. IiachmittagS 5— 6 Uhr. tzUr die Sliakzade elnaciantl > 7>!.in„Icr>oik m-chl sich die Nedacuon niü'l verbindlich. Tageblatt Annahme der für die »sichstsolgciiiie Nummer bestimmte» An fern te an Wochentage» bis :t Uhr Nachmittags, a» To»»- »nv Festtage» früh bis f .0 U»r. 2n den Efflialrii sur Jus.-^uiinlimr: Ltt« klemm's Lortim. «Alfred Hahn), Universilätsslrahe 1, Tottis Gosche, Katharinenstr. I-l, pari, »nd Köiligsplatz 7, nur bis '2 llhr. Anzeiger. Lrgau für Politik, Localgeschichte, Kandels- und GtMftsvcrkchr. ^ M. Donnerstag den 14. Mai 1891. Amtliche Bekanntmachungen. Herzliche Bitte! WaS in allen kirchlich gesinnte» ^„Gii unserer Landeskirche längst schon lebhafter Wunsch gewesen, i» Liesen Tagen, mitten »milchen Ostern und Pfingsten, ist cs offenkundige Tbatsache geworden: Lripzig-Polkniarsvors. bisher Theil der großen Parochie Lchiiucscld, ist am 1 Mai u. e. zur fclbststandigc» Äirch- grmcinvc erhoben. Eine der erste» und wichtigsten Vornahmen der Parochie L.-Bolkmarsdori mit ihren 17 0«»» Seelen ivird der Ban einer Kirche sein. In der Pfingsttvochc unter dem Wehen des Geistes Gottes soll der Kirchnenbau beginnen in lebendiger Hoffnung auf ferneres gesegnetes Gelingen. Mil unermüdlichem Euer hat sich Volkmarsdorf seit 7 Jahre» aus kleinen Anfängen durch alle Schwierigkeiten bindurch gearbeitet. Hohe und höchste Behörde», Bereinc, Familie», Einzelne sind in hochherzigster Weise für das Werk des Kirchrnbaurs helfend und fordernd cingctrcten. Tie i^cmcindc selbst hat nach Ver mögen in fast allen ihren Gliedern das Möglichste gcthan. So sind wir mit GotteS Hilfe zu dem so erfreulichen Ziel gekommen, Last uns außer dem Bauplatz etwa 100 «XX) -Xi für den Bau zur Verfügung stehen. Die Ausführung wird nun zwar durchaus einfach gehalten werden, jedoch bei der durch die Scclenzahl bedingten Größe der Kirche ist es immerhin noch nöthig, eine gleiche Summe als Anleihe aufzuncbmen, Uni aber jede Ucbrrschreltiing und Unzufriedenheit erregende Belastung unseres als arm bekannten Ttadltheils zn vermeiden, wenden wir uns besonders untrr Hinweis aui Beschaffung der tnnern Ausstattung der Kirche bittend an unsere Bruder und Schwestern der Altstadt: Lebet an die kirchliche Noth, i» der »nfrrr große Grmeiiivr mir ;» lange schon gestände»! Habt rin warmes Herr, eine offene Hand für die neu an- grschlosfenen Glieder im kirchenlosc» Oste»! Erbarmet euch und helfet in rechter vlirtftenlirbc Altar »nd Kanzel, Taus,tri» und Orgel, Glocken und Feilster mit anschasfcn! So bitten wir in festem Gottvcrtrauen im Angesicht deS Sonntags „Rogate". O, mochte unsere dringende Bitte Aller Herzen erfassen! Möchte Alt-Leipzig in gewotmter Hochherzigkeit anch gegen uns. die angenommenen Kinder, treue Mutterliebe üben zu Gottes Ehre und zum Segen des ganzen Gemein- Wesens! Unser Bote wird in diesen Tagen in Gottes Namen an die Thüren und Herzen klopfen, möge er freundliche Aus nahme finden, Für zedc Gabe ein aufrichtiges „Bergelt'S Gott"! Leipzig-VolkmarSdors, den 1. Mai 1891. Ter Kirchenvorstan». Ter Kirchenbanverein. I', via. Weichsel. Oberlehrer Recht. Bekanntmachung. Die Entschädigung für die III. Quote der vom 28. Januar bi» 8. Februar d. I. in der Albert-, Arndlstrasze, im Bar- sußgäßche», in der Beethoven-, Brandvorwrrk, Braustrasze, an der I. Bürgerschule, in der Kleinen Burggasse. Tuiour-, Ferdinand Nhodrsnaßc. am Floyplatz, in der Fürsten-, Goethe-, Grassi-, Hain-, Harkort-,>'ohen-, Kaiser Wilhelm-, Körner-, Lampe-, Lulzow-, Mahlmanustraize, am Markt, in der Moltke-, Mozartstraszc. Münzgasse, Parkstrasze, am Peters - Ltetnwrg , in der PcterSftraizc, am Plancnschrn Platz, in der Plauenschen Ltraß«-, im Preuszergäszche», in der Schiller-, Limson-Ltrasze, im Lporergäjzchc», am LuS- play. in der Theatergasfe, im Thomasgaizchen, am Tdomas- kirchhof und in derZeißer Ltratze einquarliert gewesenen Truppen vom Königlich 8. JnfantrrieNcgtmcnt Nr. 1t)7 kann in den nächsten 0 Tagen bei unserem Quarticranite, Naschmarkt Nr. 2, im t-rdgrfchoiz links, Zimmer Nr. 20 «Altes Polizetgrbäude) erhoben werden. Der dar Quartierbillet Vorweisende gilt als zur Empfangnahme berechtigt. Leipzig, am 12. Mai 1891. Ter Nath der Ltadt Leipzig. I)r. Georgs. Lamprecht. Iltth- und Brenn!iol)-Anttion. Freitag, den 15. Mai d. I., sollen aus dem Holzschlage im Noscnthalr, dicht an der Leibnizbrückc, nachstehende Hölzer: I von Nachmittags 2 Uhr an. als: 8 Eichen. Klötze von 27—93 om Miltenstärke und 4—6 m Länge 2 Buchen- » « 26—30 - » - 5 » - 16 Rüster- - - 17—34 - - - 3—9 - - 4 Eichen- - - 19—23 . - - 5—10 - - 1 Ahorn- --20- - . 4 - - 1 Masholder --27- - » 5 - » 9 Rüstern-Lchirrhölzer und l Rmtr. Eichen Nutzschritc gegen die übliche Anzahlung und I I Uri niiIittlrOr: von Nachmittags ' ,4 Uhr an: 12 Rmtr. Eichen-Brrnnscheitc, 42 - Abranmreifig, 18 - Lchlagretfig und 15 Stück Wnrzclhansk» gegen sofortige Baarzahlung und unter den auf dem Schlage aushängenden Bedingungen an den Meistbietenden verkauft werden. Zusammenkunft: um 3 und ',-4 Uhr auf dem Schlage. Leipzig, am 9. Mai 1891. TeS NathS Forstdeputation. Bekanntmachung. Am 9. Mai c. ». Abends gegen 9 Uhr hat sich aus, beziehe»!!, neben einer auf hiesigem Flciichervlatz ausgestellten Bank zwischen zwei Mannspersonen ein Wortstreit entsponnen, welcher nach und nach in eine Balgerei übcrgegangen ist, infolge deren Beide zu Boden gefallen sind, woraus sie sich wieder erhoben, gind der Eine den Andern mittelst eines Taschenmessers verschiedene Verletzungen am Körper beigebracht hat, welche zum Theil sehr schwer, ja leben«, gefährlich sind. Tein streite hat eine in den Vierziger» stehend', ziemlich cor pnlente Frauensperson init hvchrothcr Gesichtsfarbe beigewohnt, bezüglich deren bislang »nr soviel hat ermittelt werden können, dass sie in den letzten Monaten hin und wieder in der Destillation „Zur Sonne" in der Frankfurter Straffe hierselbsl SchnopS ge- holt Hab Ich «ordere nun diese Frauensperson hiermit ans, sich schleunigst ans meinem Bureau, Harkort'traffe 9, II., Zimmer 162, zu ihrer Vernehmung als Zeugin einzuffnden, „nd bitte weiter di»,enigcn. welche zur Ermittelung der Frauensperson geeignete Angaben zu macken im Stande sind, uin schriftliche oder mündliche Mittbeilnng derselben. Leipzig, den 12. Mai 189 l. Ter Untersuchungsrichter am K. Landgericht daselbst L.-G.-Rath Tobias. Bekanntmachung. Das städtische Freibad am Lchlrusziger Wege wird am 15. ds. MlS. eröffnet. Tie Beaussichtigung desselben ist auch in diesem Jahre Herrn Fischermeister Kart Wilhelm Meißner hier übertragen worden. Für die Benutzung des Freibades gellen die unter (-) nach- tehenden Vorschriften. Leipzig, den 9. Mai 1891. Ter Nakh der Ltadt Leipzig. Id. 2065. Or. Gcorgi. Krumbiegel. G 1) Die Anstalt kann in der Zeit von Morgen- 5 bis Nach mittag- 1', Uhr und von Nachmittags 3'/, Uhr bis zum Dunkelwerden unentgeltlich benutzt werde». 2) Tie tägliche Schluffzeit wird durch zwei Zeichen mit der Glocke angegeben. 3) Nach dem ersten Zeichen wird Niemand mehr eingelassen, nach dem zwcilen haben die Badenden sich sofort aus den Bassins und sodann mit möglichster Beschleunigung auS der Anstalt zu entfernen. 4) Erwachsene werden in das Bad nur gelaffen, wenn sie mit Badehosen versehen sind. 5) Die Perrons, Brücken, Aue- uns Ankleidestellen, Bassins und sonstigen IRäumlichkeiten der Anstalt dürfen in keiner Weise verunreinigt werden. 6) Niemand darf den Andern bespritzen, unlertauchen oder sonst belästige». 7) Alles unnöthige Schreien, Lärmen und Herumlaufen in der Anstalt ist untersagt. 6) «Abwaschungen mit Seife dürfen nur an dem dazu bestimmten Orte vorgcnonimcn werden. 9) Das Ein- und Aussleigen bars nur aus den Treppen geschehen. 10) Die jedesmalige Benutzung der Anstalt ist aus die Tauer einer Slund« beschränkt. . 11) Das Milbringen von Hunden in die Anstalt ist verboten. 12) Das Betreten der Rasenböjchungen, das Uebersleigen der Barrieren und das Baden in den Zu- und Abflußgraben ist nicht gestattet. 13) Jeder Besucher der Anstalt hat dem Ausseher aus dessen Verlange» seinen Namen und Stand, sowie seine Wohnung zu nennen. 14) Ten Anordnungen des Aufsehers ist unweigerlich Folge zu leisten. 15) Widersetzlichkeiten gegen denselben oder Zuwiderhandlungen gegen diese Borschritten werden mit Geldstrafe oder Hast, oder auch mit dem Verbote fernerer Benutzung der Anstalt geahndet. Bekanntmachung. Die Entschädigung für die II. Quote der vom 8. bis mit 16. Januar L Js. in der Auen-, Vrrltnrr Ltrajzc, am Blüchcrplatz, in der Blüchrrstraszc. am Brühl, in der Eber hard,kratze, An der alten Elster, i» der Elster-, Erlen-, Entritzschcr, Färber-, Frankfurter, Fregr-, Fnnkcnbnrg-. Gerber-, Gustav Adolph-, HuinbolSt-, Jacob-, Keil-, Koni« Johann-, Lribnizstraffc, am Löhr'schcn Platz, an der Löhr-, Lortzing-, Nord-, Parthenstrajzc, am Nanstädtcr Ltcinwcg, in der Nosenthalgaffe, Lrdan-, User-, Wald-, Wettiner und Aorkstrasze einquariierr gewesenen Truppen vom Kgl. 10. In- saittcric-Nrgiincnt Nr. 124 kann in Leu nächsten 3 Tagen bei innerem Liiartieramtr, Naschmarkt Nr. 2. in« Erdgeschoß links, Zimmer Nr. 20 «altes Polizcigrbäudr» erhoben werden Ter daS Quartierbillet Vorweisende gilt als zur Empfangnahme berechtigt. Leipzig, am 13. Mai 1891. Ter Nath der Ltadt Leipzig. X U. 7963. I)r. Georg i. Lamprecht. DaS Attentat auf den GroMrjten-Thronfolgcr. Nack einer Mittbeilung aus Tokio, die bereits durch die japanische Gesandtschaft in Washington ihre Bestätigung erfahren hat, ist der russische Thronfolger Großfürst Nicolaus in Otsu, etwa zwölf Meilen von Kyoto, von einem Japaner durch einen Schwcrtschlag am Kopfe verwundet worden. Ter sehr besorgnißcrregcnte Zusatz, daß ^ie Verwundung nickt lebensgefährlich sei, läßt auf ihre Schwere schließen. Die Weltreise des Thronfolgers wurde eingclcitet durch die Frage, ob sie mit einem Besuch in Konstantinopel beginnen solle, und die Berncinung dieser Frage war der erste Mißten in dem Rciseplan. Er wurde ausgeglichen durch den glänzenden Empfang des Großfürsten in Wie», welcher allgemein als eine wertbvolle Bürgschaft für Erhaltung des Friedens auf- gefaßt wurde. Dann folgte der Unfall des jüngeren Bruders des Thronfolgers, Großfürsten Georg, in Indien, über dessen Ursache verschiedene Mitthcilungcn verbreitet sind. Zuerst war von einem Fall ans dem Mastkorbe aus daö Verdeck des Schiffes die Rede, welches zur Fabrt nach In dien diente, dann hieß cö wieder, daß der Großfürst am Klimasieber erkrankt sei, eine dritte Meldung sprach von einer Brustkrankheit. Alle Meldungen stiiiiniten darin über ein, daß der Zustand des Großfürsten desorgnißerrcgcnd sei. Die Kaiserin wollte ihren Solln besuche», um sich persönlich über sein Befinden z» unterrichten. Tann kamen tröstliche Nachrichten, der Kranke ging nach Algier und wird jetzt in Konstantinopel erwartet, wo er sich einige Tage cmsbaltcn soll. Das rechtfertigt zugleich den Schluß auf die Berdesfernng der Beziehungen zwischen Rußland und der Türkei. Als die Welt noch voll ist von der Erregung über die Heiratb des Großfürsten Michael mit der Gräfin v. Mcrcn berg, über den Tod der Großfürstin Liga Feckorowna, der Mutter des Großfürstin Michael, unk über den Tod des Großfürsten Nikolaus des Aelleren koinint plötzlich die neue Hiobspost auS Tokio. Die näheren Uinstänrc des Mordanschlages sind noch nickt bekannt, aber cs ist kein Zweifel, daß es politische Beweggründe sind, welche die Waffe des Mörders geführt haben. Rußlands Macht teknt sich in Asien mit einer Wucht und Schnelligkeit ans, welche den dort wohnenden großen Böllern nut Recht Be fürchtungen wegen ikrer Zukunft einslößt El'ina, Indien, Korea, von Bochara, Afghanistan und Persien zu ge schweigen, baden alle schon den Einfluß der Mackst Ruß lands empfunden, und wenn Japan davon llisbcr weniger offenkundig berührt worden ist. so ist dadurch die Gefähr de- russischen Kolosses für tiefen Staat nicht vermintert worden. Es giellt überhaupt in Japan eine Partei, welche dem Eindringen der fremden europäische» Elcincnte witer- sirelll. linier dieser Partei hatte schon Graf Enlcnbnrg a.s Abgesandter Preußens im Jahre 1860 zu leide», unk bei ge ringerer Festigkeit im Auftreten war das Schicksal der cst- afrikanifche» Expedition sebr zweifelhaft. Der Mulh und die Geschicklichkeit ihres Führers haben ernste Folgen abge- wandt, und es bat s'ck dar°uS 'M G g ^ ^ Preußen «erhält»,ß zw.fchen , Wirkungen j„ um- entwickelt, welches '-"-- noch '^ Weise zeigt, fassender, daS Deutsche Reich '"'^Nlnabme an den Seg- Der Gegensatz zwischen der auf ^ ^ an den „ungcn der westlichen . ,x..„ Partei in Japan itt nationalen Uebcriicserungen stallenden Par ^ »och keineswegs überwunden un G^fffürsten-Tbron- hervor. Ter Mor^anld)!a^ sieg ^akionäl^ folgcr ist offenbar eine Knndgckung des lapan.s-1'-n die Tba.en E.nzell.er n.cht aus t^ L Geg-n'k'e.l ^ffe.^er're!ch""">vas"si- ^w-ck-, d-r aller Lionaien L unverletzt behauptet hat. ^ ''-ht Z» hösfu', ^ ^ Schwertstreich deS Japaners das Leben d S r. l ttl-» Thronfolgers n ckt enden wird, aber d e,er -MIGmg gegen dm Erben Alexanders IH. erneuert d.e Besorg- nose, welckc seit dem Regierungsantritt ^eS rusfischm Kaisers überall geäußert worden sind.,daß em Snstem "'»t llaltlmr ist weläes auf persönlicher Willkür dem Inlaute w Auslände gegenüber beruht. Tie Entwickelung ^ seit den, Jahre ,848 durchgemacht hat. >tt an ^ufsiand spurlos vorüber gegangen, abgesehen von d" .^u'helunsi der Leibeigenschaft, welche als eine rein persönliche Maß- rcgel Alexanders II. ohne Zusammenhang mit anderen organischen Gesetzen ihre Wirkung zum größten Lb verfehlt hat. Statt daS Selbstbewufttiein der aufwärts strebenden Theile der Bevölkerung zu starken. >K t>e gegenwärtige Negierung vielmehr bemüht, ieke selbst ständige Regung des staatlichen Lebens zu unterdrucke.o der Nihilismus wird den nach Freiheit strebenden Rüsten förmlich aufgedrungen. Allen polizeilichen Maßregeln zum Trotz treiben die auf Umsturz bedachten ^bcile der Bevöl kerung ihr Wesen unbeirrt weiter, erst vor Kurzem ist m Petersburg wieder eine Druckerei entdeckt worden, welche den Druck revolutionärer Schriften besorgt bat. Im Zusammen- hang damit wird die Bcthcilizung vieler Studenten an rcvvlutionärcn Umtrieben gemeldet. Kaiser Alexander steht allen diesen Anzeichen^ einer ge fährlichen Gährung mit der unerschütterlichen Rulle eines von feiner Sendung als Selbstherrscher durchdrungenen Fürsten gegenüber. Er bat die Stärkung des National- Rnsscntbiims im Gegensatz zu allen auf »rortschritt und Fortentwickelung gerichteten Bestrebungen auf seine Fahne geschrieben und gebt aus diesem Pfade mit einer beneitenswertben Beharrlichkeit vorwärts. sün» diesem persönlich edel angelegten und von den besten Trieben geleiteten Fürsten die Aiicrkcimniig des Ernstes seiner Be mühungen nickt versagen, aber die Eharaklercigensckaficn deS Kaisers können über die Tbatsache nickt hinweg helfen, daß er sich aut einem falschen Wege befindet. Es besteht ein großer Unterschied zwischen der Forderung, Rußland in einen Bersassungsstaal zu verwandeln, und derjenige», welche aus die Entwickelung der nach politischer Selbstständigkeit ringenden Tbeile deS rusfifchcn Volkes gerichtet ist. Alle gesunde Ent wickelung muß schrittweise geschehen, nicht sprungweise. Aus den patriarchalische», rein ans der persönlichen Willkür des Selbstherrschers beruhenden Verhältnissen läßt sich sehr wohl ein Uebergang Herstellen, welcher die bestehende Unselbstständig keit der Bevölkerung in verfassungsmäßige Zustände hinüber- führt. Die Einrichtung der Provinzialvcrtrctungcn, wie sie schon unter Alexander II. bestanden, bildet die natürliche Grundlage für weitere Entwickelungsstufm, aber diese Bewegung ist unterbrochen, Alexander III. vertraut lediglich der Kraft seiner volksfreundlichcn, väterlichen Absichten und will sich die persön liche Entscheidung durch keinen Bcirath aus den Kreisen der Bevölkerung verkümmern oder anch nur beeinflussen lassen. Dadurch werden Zustände geschaffen, welche der Dauer un fähig sind, eS ist ein fortwährender Kampf, welchen der Ver treter der persönlichen Herrschaft um diese wie um sein Da sein ^führt. Tic Verhältnisse befinden sick gegenwärtig noch im Stadium der Entfaltung, aber eines Tages wird sich die Forderung gebieterisch geltend machen, daß Rußland in den Kreis der civilisirten Staaten eintrilt oder aus Gleich- llerechtigung mit denselben trotz seiner Macktjüllc Verzicht leisten muß. * Leipzig, 14. Mlli. * Z'->r Zeit tagt in Berlin die Rcdaetionöccmmission für de» iLchlußbcricht der Reichs Rheiiiuntcrsuchungs- comMission. Es liegt in der Absicht, diese Arbeit so zu fordern, daß der Bericht in einer »och im Lause des Sommers abzuballcnke» Lcklußtagung sestgestelll und so der Auftrag der Eommission fn», Abschluß gebracht wirb. Wenngleich zunächst auf daS Etromgebict des Rheines beschränkt, werken die Ergebnisse der Untersuchung dock darüber hinaus in Bezug auf die Natur und die Ursachen der Hockwässer, sowie die Mittel, ihrer schädigenden Wirkung vorzubcugcn oder sie wenigstens zu mitdcrn. allgemeines Interesse beanspruchen, g^ie auf Veranlassung der Rcichscoiniimsioil von der badischen Eeutralst-Ue für Meteorologie und Hndrograpllie heraus- gegedene hydrographische Beschreibung des Rheins gilt als ein mustcrgiltigkö Werk. ^ * Wie amtlich gemeldet wird, ist dem Handelsminister ,vre,Herr» v. Berlepsch der Rolhc Adlervrtcn I. Elassc mit Eichenlaub verlieben worben Man dürste in der .lnnahmc wohl nicht selstgehcn, wenn man in diesem Aller- bocksttcn Vulkbeweis das Zeichen rer Anerkennung erblickt ^ o.'arck den Berr.-nsten deS genannten hohen Maalswnrtentragcrs ui» die Arbeiterschntzgesetzgehung zu 4l,e.l werden läßt. J„ der Tda. ist Freiherr v Ln vsch o/L ^tt anterthalb Jahre d.e vornehmlich treib-nr- ^ -Vorbereitung, Aufstellung und Förderung dev Ent- Wurfs zu d„» aus der Initiative des Herrschers hervor gegangenen Arbciterschutzgcsetzc gewesen, unk seinem rastlose» Etter „t es wesentlich mit zu danken, wenn das Arbeite lchutzgeletz alle seiner parlamentarischen Verabschied»»! aewuv»"'n'.E r Schwierigkeiten erfolgreich zu übcrwinrcii gewußt hat. In denjenigen politischen und nicht politischen MwnnemeirtSpret- vierteljäbrlich 4si, Mk. in Alt-Leipzig, incl. Bringerloh» ö Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Einzelne Nrn. 20 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühre» sur Extrabeilagen «in Taaeblatt-Forinat gesalzt) ovne Postbesörderung 60 Mk., mit Postbesörderung 70 Mk. Iulrratr 6 gespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut unf. Prei-verzeichmff. Tabellarischer n.Zisier»Iatz nach höherin Tarif. Krllamr» unter dem Redactionssirich die4a«spalt. ZeileöO Pf.,vordenFamitiennach richten die «igefpaltene Zeile 40 Pf. Jnieraie sind stet« an die Expedition zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praenumeraml» oder durch Post- nachnahme. 85. Jahrgang. Kreisen, welche die hervorragenden amtlichen wie persönlichen Eigenschaften des Herrn Handelsministers gebührend zu würdigen in der Lage sink, nimmt man daher von der Herrn v Berlepsch z» Theil gewordenen OrdensauSzeichiiung mit Herzlicker Sympathie Kenntniß. * Nack längerer Pause taucht wieder einmal daS Gerücht von einem haltigen Rücktritt deS Ministers für die öffent lichen Arbeiten v. Maybach auf, »nd zwar nennt man als seinen Nachfolger einen höheren Beamten der Eisenbahn- verivaliung in Hannover. Tic Stelle, von welcher diesmal die Angabe auSgcht, und die Betonung, mit welcher sie ver breitet wird, läßt das Ganze diesmal mehr begründet er scheinen. Wie weit mit Recht, wird sich ja bald zeigen. * Rach einer Meldung des Graudenzer „Geselligen" wird die Ernennung des früheren Eultusministers v. Goßler zum Lberpräs identen von Westprenßcu binnen Kurzem erwartet. Die Neuorganisation des medicinischen Studiums bat eine vom letzten Acrztclage gebildete Eoni- mission beschäftigt, die an« den Herren Barreleben, Krabler, Merkel, Pcnzoldl, Runge und von Ziemssen bestebl. Dieselbe bat nunmcbr eine Reibe von Tbcsen aufgestellt, die dem Deutschen Aerztclag vorgelegt werden sollen. * In dem Wi» dt borst'scheu Wahlkreise Meppen- Lingen-Bentheim hat jetzt das Eentrum für den Reichstag den LandtagSabgeordneten Brandenburg, für das Abgeordnetenhaus den ReichstagSabgeordncte» Grasen Balle» sircm bestimmt Die Wahl crsolgt zweifellos; Windthorst wurde regelmäßig nahezu einstimmig gewählt. * AuS Ehristiania wird der „Bossischen Zeitung" geschrieben: Tie Beziehungen zwischen den beiden durch Personalunion ver bundenen Reichen des Norden- sind schon seit langer Zeit die denkbar schlechtesten. Namentlich hat das norwegische Volk eine ausgesprochene Abneigung gegen die schwedische Krone: mag auch die Hauplsladt Eyriftiaitta durchweg cvnservalw und königlich gesinnt sein, drauffen im Lande zählt der König nur wenige Anhänger. Und wie gering ist, bei Lichte betrachtet, die Macht der Krone in Norwegen. Erinnert sei »ur an die Bestimmung der narivegiicheii Bersaffuiig, »ach welcher ein von drei Slorthings beschlossenes Gesetz »och trotz des königlichen Vetos Giltigkeit erlangt. Was eS bedeutet, an dicicm Gr»ndvicner norwegischer Freiheit zu rütteln, das erfuhr »och vor sieben Jahren der Ministerpräsident Sclmer, der aus jenem Grunde mit Amtseiiljetzung und einer beträchtlichen Geldbuhe bestraft wurde. Ter König fügte sich, allerdings unter Protest, dein gerichtlichen Unheil »nd entließ den Ministerpräsidenten Selmcr. Ein weiterer Schritt aus der Bah» der Selbstständigkeit Norwegens war jüngst im Storthing ge. plant. Um die Unabhängigkeit Norwegens von Schweden zu er weitern, beantragte die norwegische Nc>l>oiialparlei, baff das Land, dessen auswärtige Ailgclcgciihcilcu gciueiiiiain mit denen vo» Schweden vcrioaltet werde», cm eigenes Ministerium des Aciiffern erhalte. Das conjervative Cabinet Slang widersttzle sich dem und eine Ministerkrisis, welche mit der Entlastung deS Eabinets endigte, war die Folge. Ans alle dem geht zur Genüge hervor, daß Nor wegen die Verbindung mit Schweden als eine Last empfindet, die es je eher je lieber abschiiltcl» möchte, lim io »nbcivnnener war die bereits gemeldete Aenfferung, welche der jchwcdiiche Ministerpräsident Barv» Ater hseIm bei einer Privatzuiaiiiiiieiitun'k der Mehrheit der erstell Stammer unlängst gelhan hat: „Erhalle ich »ur die neunzig Tage Uebungszeil für die Wehrpflichtigen, jo werden wir schon schwedisch mit Norwegen sprechen." Ter schwedljche Minister präsident hat damit Lei ins Feuer gegossen. Welch einen Schlag seine Worte den sreiheilliebendcil Norwegern versetzt hoben. geht aus der ungeheure» «rrregung hervor, welche sich der hiesigen Be- völkcrung und der Presse bemächtigt hat. Allgemein wird bereits jn Norwegen das Verlange» laut, Akerbjelm solle seinen Abschied nehmen. Und es wird ihm auch wohl laum etwas anderes zu thun übrig bleibe». Nach neuesten Meldungen soll Akcrbjclm bereits seine Entlassung nachgesuckt haben und wirb schon ein Nachfolger in der Person des Finanzininisicrs v. Essen genannt. * * Tie Wiener „Politische Eorrefpondenz" schreibt: „Im Hinblick auf daS Dementi, welches bekanntlich vor Kurzem seitens der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" der Meldung von der bereits erfolgten Erncnerung der Tripel- Allianz entgegengesetzt wurde, erfahren wir, daß in hiesigen maßgebenden Kreisen wohl kein Zweifel daran gehegt wird, daß die Erneuerung der Tripel-Allianz im entsprechenden Zcitpnncte sicher erfolgen werke, daß aber allerdings die Nachricht, diese Erneuerung habe bereits staltgesunden, unrichtig ist." * In Wien fand zu Ebrcn des Königs und der Königin von Dänemark bei dem Kaiser und der Kaiserin ein Diner statt, zu welchem der Erzherzog Franz Salvator, die Erzherzogin Marie Valerie, Prinz Leopold von Bayern mit seiner Gemahlin und den Prinzefsinncn Töchtern, sowie der Herzog und die Herzogin von Eumberland geladen waren. * Bei dem in Sofia zn Ekren deS rumänischen Agenten Djuvara gegebenen Abschicdsdiner gab der Minister des Auswärtigen Grckow der Sninpathic Bulgariens für Rumänien Ausdruck. Ter Ministerpräsident Slambnlow gekackte in einem Toast auf Tjnvara der traditionellen ,vrcundschasl beiter Länder und der rumänischen Gastsrennd- schasl gegenüber Bulgarien, die er selbst schon dankbar ge nossen. — Prinz Ferdinand hat Tjnvara in Plsilippopel in AdfchicdSaildien; empfangen. * Aus Petersburg schreibt man der „Nationalzcitung": ^»wieweit die Gerüchte von bevorstehenden Verhandlungen zwilchen Deutschland und Rußt and über eine Annäherung ans handelspo litt schein Gebiete begründet sind, ist schwer zu entscheiden. Hervorzuhebe» wären aber zwei Tbatjachen: einmal, daß der Rcichsrath welle» de» ihm vom Fiiianzinmislcr vorgcleglen Entwurf zum neuen russische» Zolltarif i» nahezu völlig nnveränderter Form angenommen hat, und dann, das, die russische Presse heftig gegen einen Handelsvertrag mit Deutschland eifert. e.ie Veröffentlichung des Zolllaeiss, welcher bei der Mehrzahl der Jinpoclarlikcl neue Zuschläge anordnet, wird im Lause weniger Wochen erfolgen, io das; znin l. Juli die neuen Sätze in Urasr treten könnten. Ter Gruildgedanke aller Erörterungen der Presse givielt i» der Behauptung, das; Deutschland die russischen Rohstoffe unbedingt brauche und daher auch de» Zoll aus die eigenen Schultern nehme» müsse. * Tic zweite niederländische Kammer lcüntc mit 5l gegen 4 t stimmen de» Antrag van Honten s ab, welcher dahin gebt, die Bcratbnng des Mttitairgesetzcs ans unbe stimmte Zeit zu vertagen. * lieber die Aufsaugung Frankreichs durch Paris wird der „Schlesische» Zeitung" geschrieben: Tie Ergebnisse der am 12. Avril vorgeiiouiineneii Zäklung sind w'v" genügend bekannt, um ein Urtbeil über die Bewegung der Bevölkerung stille» zu könne». Betamillich ist die natürlich« Nehrung i-, Frankreich geringer als i» irgend einem Lande Europas. Lst betrug 1890: 85 000, 1889 : 44 000, 1887 : 66 000,
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