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Amtsblatt „Weißeritz, Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Breis vierteljährlich 1 M. 26 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, «inmonatlich 42 Pfg. Einzeln« Nummern 10 Pfg. — Alle Postau- «alten, Postboten, sowie Vie Agenten nehmen Be stellungen an. Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeil« oder veren Raum berechnet. — Ta bellarisch« und complieirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, ,m redaktionellen Theile, die Spaltenzeil« 2« Pf«. für die Königliche Wnishauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Carl IthNk in Dippoldiswalde. Nr. 17. Sonnabend, den 10. Febmar 1883. 48. Jahrgang. Politische Wochenschau. DeutschesReich. UnterdenzahlreichenGlückwunsch- Telegramnren, welche dem deutschen kronprinz- lichen Paare anläßlich seiner silbernen Hochzeit zu gegangen sind, verdient besonders eine Depesche wegen der Persönlichkeit ihres Absenders hervorgehoben zu werden. Letzterer ist nämlich Niemand anders, als der Kaiser von China, und hat sein in chinesischer Sprache abgefaßtes Glückwunsch-Telegramm solgenden Wort laut: „Peking, 25. Januar, im Kaiserpalaste. Zur Feier der silbernen Hochzeit überschickt der Kaiser von China durch seinen Gesandten Li-Fong-Pao dem Kron prinzen und der Kronprinzessin des deutschen Reiches nach deutscher Sitte seine herzlichsten Glückwünsche. Der Kaiser: Gnang-Su." — Der Schwerpunkt un serer innern politischen Lage ruht gegenwärtig wieder einmal in der kirchenpolitischen Frage. Der vielbesprochene Brief Kaiser Wilhelms an den Papst drückt auf's Neue die Geneigtheit der preußischen Re gierung aus, dem Papste und der Kurie entgegen zu kommen, wenn man sich im Vatikan zu den nothwen- digsten Konzessionen versteht, vor Allein zur Erfüllung der Anzeigepflicht. Indessen scheint man in den Ber liner leitenden Kreisen keine allzu große Hoffnungen auf eine Verständigung mit der Kurie zu hegen. Die „Nordd. Allgem. Ztg." hat es deutlich genug ausge sprochen, daß man in Berlin zwar an der Friedens liebe des Papstes selbst nicht zweifelt, dagegen desto mehr an der des Zentrums, welches am Streite in- teressirt sei. Das Blatt schließt seine bemerkenswerthen Ausführungen mit dem Hinweis darauf, daß, so lange die Regierung das Gefühl behalte, auf eine Verstän digung nicht mit dem Papste, sondern mit dem Zen trum angewiesen zu sein, wenig Aussicht auf eine För derung des Friedenswerkes vorhanden zu sein scheine. Diese pessimistische Auffassung ist bezeichnend für die Stimmung, welche an leitender Stelle in Berlin gegen das Zentrum herrscht. Alles hängt nun von der Ant wort des Papstes auf das kaiserliche Schreiben ab, dessen Inhalt aber noch nicht bekannt ist. — Im Reichstage bildet die zweite Berathung des Etats noch immer den Hauptgegenstand der Verhandlungen, und läßt sich noch nichts Bestimmtes über den Abschluß derselben sagen. Beim Etat des Reichsamtes des In nern kam auch das Auswanderungswesen zur Sprache, wobei verschiedene Mängel unseres Auswanderungs wesens gerügt wurden. Hervorgehobeu zu werden verdient, daß nach der Erklärung des Bundes-Com- missars Schröder ein Reichsgesetz zur Regelung der Auswanderungsfrage in Ausarbeitung begriffen ist. — Am Dienstag hat auch das preußische Abgeord netenhaus nach dreiwöchentlicher Pause seine Tä tigkeit wieder ausgenommen. In dritter Lesung wurde die königliche Verordnung, betreffend die Lauenburgische Landes-Kommunal-Vertretung, ohne Diskussion ge nehmigt, worauf das Haus in die erste Lesung der neuen Subhastationsordnung eintrat. Die Prinzipien und Tendenzen der Vorlage fanden überwiegend die Sympathien der Redner, doch wurde allseitig der Wunsch laut, die Vorlage, welche 204 Paragraphen umfaßt, erst kommissarisch prüfen zu lassen, infolge dessen sie an eine Kommission von 2l Mitgliedern überwiesen wurde. — Die sehr ansehnlichen Summen, welche von den Deutschen Nord-Amerika's für die Ueberschwemmten am Rhein eingesendel worden sind, haben Veranlassung zu einem Schreiben gegeben, das Fürst Bismarck im Auftrage des Kaisers an die deutschen Konsuln in Nord-Amerika gerichtet hat, und in welchem den dor tigen Deutschen für ihre Opferwilligkeit der kaiserliche Dank ausgesprochen wird. Oesterreich-Ungarn. Ueber das Treiben der italienischen Irredentisten gegen Oesterreich, welches sich schon durch die verschiedenen Angriffe auf die Vertreter Oesterreichs in Italien hinlänglich kenn zeichnet, verbreitet folgender Vorfall neues Licht: In Pontafel, der letzten österreichischen Station der Süd bahn, wurde ein Zollwächter aus dem gegenüber lie genden italienischen Pontebba verhaftet, weil er belei digende Aeußerungen gegen Oesterreich und den Kaiser Franz Josef ausstieß. Der Verhaftete, welcher den Charakter als italienischer Reserve-Offizier besitzt, soll, trotz seiner amtlichen Eigenschaft, ein eifriges Mitglied der Jrredenta sein, was für deren große Verbreitung auch in Beamtenkreisen spricht. Die Verhaftung Rossi's — so heißt'jener Zollwächter — hat unter der italienischen Grenzbevölkerung große Aufregung hervor gerufen. Frankreich. In Frankreich droht die noch nicht definitiv gelöste „Prätendentenfrage" zu Verwickelungen zwischen Negierung und Deputirtenkammer einer- und dem Senate andererseits zu führen. Der Senat scheint durchaus nicht gewillt, die Regierungsvorlage über die Maßregeln gegen die Thronprätendenten anzunehmen, denn bei den Wahlen zu der Kommission, welche be hufs Vorberathung der betreffenden Vorlage im Se nate stattgefunden haben, zeigte es sich, daß nur etwa 100 Senatoren für den Entwurf, 145 aber gegen denselben sind. Dementsprechend sind von den Mit gliedern dieser Kommission nur zwei Freunde der „Prinzen-Vorlage". An dem gerichtlichen Verfahren gegen Prinz Napoleon wird indessen durch den dro henden Konflikt zwischen Senat und Deputirtenkammer nichts geändert; denn der Untersuchungsrichter hat den verhafteten Prätendenten wegen versuchten Umsturzes der bestehenden Negierungsform vor die Anklagekammer verwiesen, deren Verdikt man in diesen Tagen erwartet. England. Das Interesse an der irischen Frage wird jetzt wieder lebhaft durch den großen Komplott- Prozeß erregt, welcher seit beinahe zwei Wochen vor dem Dubliner Gerichtshöfe spielt. Eine ganze Anzahl von Personen sind angeklagt, an einem Komplotte zur Ermordung von Negierungsbeamten Theil genommen zu haben und verschiedene Belastungszeugen haben gegen einige der Angeklagten bereits sehr gravirende Aussagen gemacht. Der Prozeß hat auch auf die Spur der Mörder von Lord Cavendish und Sir Thomas Bourke geleitet und verspricht weitere sensationelle Ent hüllungen, denn der Staatsanwalt erklärte, er würde in Kurzem Zeugen beibringen, welche die Betheiligung der Gefangenen an allen in den letzten Jahren in Dublin stattgefundenen Mordthaten feststellen würden. Rußland. Die nun schon seit Jahr und Tag schwebende Frage der Krönung des russischen Kaiser paares geht endlich ihrer Lösung entgegen. Durch ein Manifest Kaiser Alexanders III. ist die Krönung auf den Mai festgesetzt worden. Dieselbe findet in Moskau, der alten Hauptstadt des Czarenreiches, statt und zwar jedenfalls im Kreml, dem historischen Palaste der russischen Herrscher. Es scheint demnach, als ob Kaiser Alexander und seine Nathgeber ihre Furcht vor erneuten nihilistischen Komplotten überwunden hätten, und man kann im Interesse des russischen Volkes nur wünschen, daß der Krünungstag, welcher sich ja für ganz Rußland zu einem außerordentlichen Festtag ge stalten soll, ungestört verlaufen möge. Egypten. In der egyptischen Entschädigungsfrage ist endlich ein entscheidender Schritt geschehen. Ein vizekünigliches Dekret hat die Mitglieder der interna tionalen Entschädigungs-Kommission ernannt; letztere hielt bereits ihre erste Sitzung ab, in welcher der Hoff nung auf eine prompte und billige Regelung aller Entschädigungsansprüche Ausdruck gegeben wurde. Nord-Amerika. In mehreren westlichen Staaten Nord-Amerikas ist durch Ueberschwemmungen großer Schaden angerichtet worden; doch wird aus New-Jork schon ein bedeutender Rückgang der Gewässer gemeldet. Das neue Landes-Gesangbuch ist nunmehr erschienen. Dasselbe wurde vorläufig/in zwei Ausgaben hergestellt, einer Volks- und einer Taschenausgabe, ist von der Druckerei und Verlags handlung B. G. Teubner in Dresden zu beziehen, und ein jedes Exemplar wird auf dem Titelblatts mit dem Stempel des evangelisch-lutherischen Landes konsistoriums versehen sein. Das neue Gesangbuch enthält Titel, Vorwort, Jnhaltsverzeichniß, Verzeichnis der Lieder, sodann als Hauptinhalt 686 Lieder, ein Verzeichniß der Liederdichter und einen Anhang, welcher letztere die Ordnung des Gottesdienstes, die Into nationen und Nesponsorien, die sonn- und festtägigen Perikopen, die Beichte mit der Absolution, Gebets, den kleinen Katechismus vr. M. Luther's mit der Haustafel, sowie die 21 Artikel der Augsburgischen Konfession umfaßt. Die Volksausgabe enthält 512, die Taschenausgabe 391 Seiten, so daß beide Bücher als bequem und handlich bezeichnet werden müssen. In nicht allzu ferner Zeit soll noch eine dritte Aus gabe folgen, welche größere Schrift enthalten und für ältere oder kurzsichtige Leute bestimmt sein wird. Uebrigens hat die neue Orthographie mit Rücksicht darauf, daß das Gesangbuch zugleich Schulbuch werden soll, bereits Verwendung gefunden. Das Vorwort ist kurz und kernig; es hebt mit den Eingangsworten zu der Vorrede des ersten, im Jahre 1524 von vr. M. Luther herausgegebenen „Geistigen Gesangbüchleins" an und bezeichnet das neue Gesangbuch, welches im 400. Jahre nach Luther's Geburt erscheint, gleichsam als eine Jubiläumsgabe für die evangelisch-lutherische Kirche des Königreichs Sachsen. In Betreff der Einführung theilt man uns mit, daß bereits sehr viele große wie kleine Kirchen gemeinden sich für das neue Gesangbuch entschieden haben und daß die Termine des Inkrafttretens meist schon für die nächsten Sonntage festgesetzt worden sind, so daß wohl schon am Osterfest ein guter Theil der evangelischen Gemeinden des Landes mit Gesangbüchern versehen sein, namentlich aber bei der Konfirmation an denjenigen Orten, welche sich für die Einführung entschieden haben, zweifellos auch schon das neue Ge sangbuch in Gebrauch kommen wird. In formeller Beziehung erscheint uns die Anordnung sehr praktisch und insbesondere auch bei der Anzahl der aufgenommenen Lieder das richtige Maß einge halten worden zu sein. Ferner ist die Angabe der Liederdichter mit dem Jahre ihres Ablebens unter den einzelnen Liedern gewiß praktisch und die Beigabe eines besonderen Verzeichnisses der Liederdichter mit Hinzufügung der wichtigsten Daten ihres Lebens dem Verständniß sehr förderlich. Die Aufnahme des kleinen Katechismus vr. M. Luther's aber, sowie der 21 Ar tikel der Augsburger Konfession giebt dem Gesang buch unseres Erachtens den Charakter eines wahren Haus- und Schulbuches, welches kein Erwachsener und kein Kind evangelisch-lutherischer Konfession auf die Dauer wird entbehren können. Daher glauben wir auch, daß, ohne indessen ein maßgebendes Urtheil aus sprechen zu wollen, das neue Gesangbuch in verhält- nißmäßig kurzer Frist, allenthalben im Lande einge führt und als guter erfreulicher Ersatz für die zeither in Gebrauch befindlichen Gesangbücher hochgehalten werden wird. Gleichzeitig mit dem neuen Gesang buche wird auch das Landeschoralbuch erscheinen, und zwar ebenfalls vorläufig in 2 Ausgaben, einer größern und einer kleinern. Dasselbe ist in allen denjenigen Gemeinden, welche sich für die Einführung des neuen Gesangbuches entscheiden werden, in Gebrauch zu nehmen, und die sehr praktische Einrichtung, daß bei der Melodie eines jeden Gesangbuchliedes die betreffende Melodien-Nummer des neuen Choralbuches angegeben ist, wird die Handhabung gewiß fördern. Bei der ge rade in der Gesangbuchsfrage herrschenden argen Zer splitterung war eine endliche Einigung höchst erwünscht, und wenn auch, was ja nicht ausbleiben kann, die eine oder die andere Stimme gegen die neue Gabe sich erheben mag, so dürfen wir doch wohl hoffen, daß das Werk, welches mit so großen Opfern hergestellt