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MsdmfferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Das „Wilsdruffer Taocblatt» erscheint an allen Werktagen nachmittags s Uhr. Bezugspreis: Bei Abholung in der Geschäftsstelle und den Ausgabestellen 2 AW. im Monat, der Zustellung durch Lie Boten 2,30 RM., bei Poftbestellung WAA.UWL1?-°n Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend Slenun^ träger nnd Geschäftsstellen 1 , „ nehmen zu jeder Zeit Be ¬ stellungen entgegen. Zur Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonst. Betriebsstörungen besteht Kern Anspruch auf Lieferung Ler Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingesandterSchriftstücke erfolgt nur, wenn Porto deilicgt. für Äürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreis: die 8gespaltene Raumzeile 20 Rpfg., die 4gefpaltcne Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reichs- pfcnnige, die 3gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 RMK. Nachweisungsgebühr 20 Reichspfennige. Dor- geschriebeneErscheivungs- « tage und Platzvorschristen werden nach Möglichkeit ACkN f P k AlNl ÄöUHOVUss O berücksichtigt. Anzeigen annahme bis vorm.10Uhr. Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übern, wir keine Garantie. Jeder Rabattanspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Anz. nehmen allcVermittlungsstellen entgegen. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Nr. 255 — 90. Jahrgang Montag, den 2. November 1931 Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Kredit auf Abzahlung. Die Gegenwart macht — gerade so wie Deutschland in der Inflationszeit — rings um den Erdball eine Art volkswirtschaftlich - finanzpolitisch - banktechnischen Kursus durch. Das wäre an und für sich nur zu be grüßen, wenn — bas Honorar dafür nicht so übermäßig hoch wäre! Deflation und Devalvation Goldstandard und Währungsdeckung, Devisenkontrolle und Stillehalten —, das sind ja nur ein paar Begriffe, die fast der gesamten Menschheit rn diesem Kursus sozusagen am eigenen Leib doziert werden. Peinlich ist nur, daß bei manchen von diesen Begriffen die Zahlungseinstellung, das Nerqleichs- vcrfahren oder der Konkurs im Hintergrund stehen. Bald schiebt sich von ihnen das eine, bald das andere Problem ist an und in Deutschland werden dann Experimente zur Durchführung ge- ste.von einander zu isolieren, hat man doch allmählich als falsch erkannt. Allerdings ist diese Erkenntnis noch nicht überallhin vorgedrungen. Wenn Mn das Problem des i t e n s" des Auslands gegenüber den deut- schen Kreditverpflichtungen kurzfristiger Art heute ganz besonders laut bei uns und draußen erörtert, so hat das M seine sehr gewichtigen Gründe. Einmal ist das Aus land, sind also unsere Gläubiger nach der ergebnislos gebliebenen Washingtoner Konferenz nicht bloß von einer sehr viel größer gewordenen Besorgnis darum erfüllt, ob denn nach Ablauf des Stillhalteabkommens Deutschland überhaupt seine privatwirtschaftlichen kurzfristigen Schuld verpflichtungen zahlen kann und zahlen wird. Sondern des weiteren dämmert auch die Erkenntnis auf, daß die Frage des Bezahlens oder Nichtbezahlens, daß selbst jeder deutsche etwa in Vorschlag gebrachte „Tilgungsplan" für Vie spätere Abbezahlung dieser deutschen Privatschulden, daß also jedes noch so kunstvoll ausgetüftelte und sorgsam in Paragraphen festgelegte Arrangement in diesem Ver gleichsverfahren schon ein paar Monate später, am 1. Juli auf das Wiedereinsetzen der „politischen" Schuldenzahlun gen, also der Tributverpflichtungen Deutschlands stoßen müßte. Anders herum sieht es genau so aus: ein „Arrangement" über diese politischen Schulden etwa aus einer neuen Reparationskonferenz kann nicht ohne Rück sicht auf jene anderen Schuldenverpflichtungen der deut schen Wirtschaft, kann nicht isoliert erfolgen: denn hier wie dort ist ja der deutsche Wirtschaftsertrag letzten Endes die einzige Quelle, aus der die politischen, ebenso Wie die Privaten Gläubiger schöpfen wollen. Die Deutsche Reichsbank hat auf Grund einer Notver ordnung den Versuch gemacht, festzusteüen, wie hoch über haupt die deutschen Schuldverpflichtungen Privater Art gegenüber dem Ausland sind, und kam dabei für die kurzfristige Verschuldung auf eine Summe von Wölf Milliarden. Leider dürfte selbst diese Ziffer, die Um etwa drei Milliarden über die früheren Annahmen hinausgeht, immer noch nicht den ganzen Umfang unserer kurzfristigen Schulden darstellen; denn unmöglich ist es Natürlich, z. B. herauszubekommen, wie groß der Aus landsbesitz an deutschen börsengängigen Werten — namentlich an Aktien, Rentenpapieren usw. — tatsächlich ist. Hier besteht ja theoretisch und rechtlich die sofortige Verkaufsmöglichkeit an den Börsen und damit die Bil dung kurzfristig abrufbarer „Markguthaben"; man wird sich erinnern, daß gerade dies die Veranlassung zur „Still haltung" der deutschen Börse geführt hat. Es ist natür lich ganz ausgeschlossen, daß Deutschland — immer noch abgesehen von den „politischen" Schulden — jene Summe von zwölf oder noch mehr Milliarden bei Fälligkeit nun auf einen Plutz bezahlen könnte. Das Wie und Wieviel hängt neben vielen anderen doch auch von der Zukunft, von der Entwicklung ebenso der deutschen wie der ge samten Weltwirtschaft ab! Wie überall, so sind auch diese Auslandskredite in Deutschland „festgefroren" und die Aeichsregierung scheint jetzt mit Hilfe eines besonderen Ausschusses des Wirtschaftsbeirates einen Plan aus- ^uarbeiten, und dann unseren Gläubigern in Vorschlag Gingen zu wollen, wie man sich deutscherseits hach Ablauf des Stillhalteabkommens Pc allmähliche Tilgung dieser privaten Dulden denkt. Projekte der verschiedensten Art !M^en herum, aber sind schon deswegen nicht spruch- -.„P weil es zunächst einmal auf die letzten Endes alles kniende Geldmacht in der Welt ankommt. vielfach sind unsere Gläubiger ja auch selbst wieder Schuldner und die Weltwirtschaftskrise, besser gesagt: che Erstarrung der Weltwirtschaft hat ihren Grund eben ^ dieser allgemeinen Erstarrung des Wcltkredits. Das ^nllhalten allein tut es also auch nicht, aber wenn die ^eichsregierung einen Tilgnngsplan für unsere Schulden ansarbeitet und ihn der Gegenseite vorlegt, so geschieht ws doch in allererster Linie, um den Willen putsch! ands zu zeigen: Wir wollen im der Möglichen unsere Schulden verw, ""r Unmögliches darf man von uns nicht zuletzt gerade im Interesse der Gläu- aum fernem Vergleichsverfahren pflegt ja für diese nanientlin^"^ mehr hcrauszukommen, Firmn r^unn, wenn die in Schwierigkeiten sitzende ein paar gut ist- Und gerade dies haben vor Baseler öLr.» En erst die ausländischen Bankiers der Dayton-Kommission von Deutschland aesagt. MOU gegen den WeM-Korridnr Königsberg, 1. November. Die „Königsberger All gemeine Zeitung" bringt folgende Meldung aus Rom: „Auf eine Anfrage der „Königsberger Allgemeinen Zeitung" über Mussolinis Standpunkt in der Frage des polnischen Korridors wird von maßgeblicher Stelle erklärt, daß die Abschaffung des Korridors «inen der Kardinalpunkte einer Revision der Ver sailler Vertrages bilden würde. Es sei seit längerer Zeit die lleberzeugung des Duce gewesen, daß der Korridor einen wun den Punkt auf der europäischen Landkarte darstelle, der dauernd internationale Beunruhigung verursacht und noch ernste Schwie rigkeiten bereiten werde. Die Gründe für diese Ansicht Mussolinis lägen in der Tat sache, daß der Korridor Deutschland in zwei Teile zerschneide, schwierig zu lösende Probleme für die deutsche Regierung schasse und einen Zustand ständiger Erbitterung zwischen Deutschen und Polen herbeigesührt habe. Obgleich Mussolini noch nicht Wt der Erklärung in die Oeffentlichkeit getreten ist, daß der pol nische Korridor eines der in allererster Linie zu lösenden Probleme darstelle, erfährt die „United Preß", daß der Duce einen Vorschlag zur Beseitigung der Korridorsrage machen wer de, sobald sich ein geigneter Zeitpunkt hierfür ergebe." Die Aussprache über Vie Korridorsrage gehl weiter. Der konservative Abgeordnete und frühere Unter staatssekretär im englischen Auswärtigen Amt, Major Locker Lampson, erklärte in einer Unterredung über die Frage des Weichselkorridors: Deutschland hat Grund, sich zu beklagen, solange Polen auf seinen Ansprüchen besteht, obwohl den Polen von ihren besten Freunden geraten wird, in Erinnerung an ihr eigenes früheres Geschick maß voll zu sein. Auch die Reparationen müssen verschwinden. Jede internationale Konferenz, die ihre Abschaffung zum Ziele Hai, mutz gleichzeitig auch die Grenzbestimmungen nachprüfen, die eine eiternde Wunde bilden und eine Verletzung des wahren Friedensgeistes darstellen. Locker Lampson fügte hinzu, er fühle sich besonders zu einem Urteil berechtigt, weil er zu denjenigen Engländern gehöre, die in einer polnischen Truppe im Kriege gekämpfi hätten, wobei er die Berechtigung der polnischen Ansprüche auf eine Wiederherstellung ihres alten Staaies verstehen gelernt habe. Mussolinis Lohnpolitik. Die Lohukürzungsfrage in Italien. Das Zentrale Korporativkomitee, das zurzeit unter dem Vorsitz Mussolinis tagt, hat seine Beratungen über die Frage der Arbeitsverträge und über die Lohnpolitik abgeschlossen und seine Auffassung in einer Reihe von Entschließungen zum Ausdruck gebracht, die für die italienische Wirtschaft gewissermaßen ver bindlichen Charakter haben. Was die Industrie anbetrifft, so stellt das Zentrale Korporationskomitee nach einem Hinweis darauf, daß in der ganzen Welt unmittelbare oder mittelbare Lohnkürzungen erfolgt sind, fest, daß in Italien eine weitere allgemeine Lohnkürzung weder möglich noch vom Wirtschaftsgesichtspunkt nützlich sei. Das Korporativkomitee gibt aber zu, daß in be sonderen Fällen, die allerdings nicht näher umschrieben werden, eine Lohnkürzung gestattet sein könne unter der Bedingung, daß dadurch eine größere Sicherheit für die Dauer der Beschäftigung gegeben werde, daß die Lohn kürzungen verbunden seien mit einer gleichzeitigen Her absetzung der übrigen Elemente der Produktions kosten, daß die Lohnkürzungen in angemessenen Grenzen gehalten werden und daß das Ergebnis ein ordent liches Abkommen zwischen den gesetzlich anerkannten Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbänden sei. Das Zen trale Korporativkomitee ist ferner der Ansicht, daß die Funktionen der Arbeitnehmerverbände bei der Festsetzung der Gehälter sich in Zusammenarbeit mit den Arbeitgeberverbänden erstrecken müssen aus die Bewertung aller Faktoren der Zeit, des Ertrages und der technischen Organisation, die zur Bestimmung der Lohn höhe beitragen. Was die Landwirtschaft anbetrisft, ist das Zentrale Korporativkomitee der Auffassung, daß die landwirtschaftlichen Löhne bereits dem gegen wärtigen Staude der Wirtschaft angeglichen sind und keine weitere Herabsetzung zulassen. Die ersten Schritte Deutsche Arbeit und französisches Kapital Fragen einer deutsch - französischen 'Wirtschaftsverständigung Als international bedeutsamer Vorgang findet die Bildung des deutsch-französischen Wirt schaftsausschusses allgemeine Aufmerksamkeit. Hierzu schreibt die Allgemeine Deutsche Credit-Anstatt — Sächsische Staatsbank, in ihrem letzten Wirtschaftsbericht: Daß die Möglichkeit gemeinsam zu erfüllender Aufgaben besteht, machen Pläne ersichtlich, die u. a. den Bau euro päischer Verkehrs st raßen, insbesondere die Er weiterung des Eisenbahnnetzes auf dem Balkan, ferner die einheitlich geregelte Erzeugung und Verteilung elek trischer Energie oder die internationale Ver wertung der Wasserkräfte zum Ziele haben. Offen bleibt nur, wie ein Weg gefunden werden kann, um deutsche Arbeitskraft und deutsche industrielle Leistungsfähigkeit mit französischem Kapitalreich tum ersolgreich zusammenzuführen. Denn selbst, wenn für dahingehende Vereinbarungen neue Organisations formen gefunden werden sollten, löst doch der Gedanke des Aufbaues deutsch-französischer Gemeinschaftskartelle erhebliche Bedenken aus, weil er für die Industrien der beteiligten Staaten die wirtschaftliche Gefahr der Produktionseinschränkung birgt und überdies — im ganzen gesehen — eine gesamteuropäische Lösung der Krise zum mindesten nicht vereinfacht. Im übrigen gilt auch hier die Feststellung, daß der gegenwärtige englische Exportdruck mit seiner zum Teil sehr beachtlichen Preisverbilligung manche ursprünglich vielleicht vorgesehene Sonderaktion bereits als überholt bezeichnen läßt. Daß zudem die mit der europäischen Rohstahlgemeinschaft schon gemachten Er fahrungen zu einer gewissen Skepsis gegenüber jeder industriellen Gemeinschaftsarbeit von Land zu Land be rechtigen, bedarf kaum einer näheren Begründung. Selbst Wünsche auf gegenseitige Kapitalbeteiligung deutscher und französischer Unternehmungen, wie man sie vielfach äußern hört, würden mit Rücksicht auf die finan ziellen Bindungen zu anderen Staaten nur schwer zu verwirklichen sein. Vor allem jedoch wird eine tiefer greifende Wirtschaftsverständigung zwischen Deutschland und Frankreich stets durch die Aussichten einer Beseiti ¬ gung ver Reparationen in Verbindung mit einer Klärung der politischen Lage überhaupt bedingt sein. * Erste Besprechung der deutschen und französischen Gewerkschaftsvertreter. Die Vertreter der französischen und deut schen Gewerkschaften, die dem deutsch-fran- ^sischen Wirtschaftsausschuß angehören, sind in Paris zu einer ersten Besprechung zusammengetreten. Bei der Zusammenkunft wurde die Möglichkeit einer wirtschaft lichen Zusammenarbeit im Sinne einer Verminderung der Arbeitslosenkrise erörtert. Man betont, daß diese Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern sich aus ganz Europa ausdehnen müsse, um Aussicht auf Erfolg zu haben. Die Vertreter der beiden Länder haben sodann gemeinsame Richtlinien sestgelegt, die sie bei den kommenden Verhandlungen verfolgen wollen und die be sonders darauf hinausgehen, jede Bevorzugung der P r i v a t i n 1 e r e s s e n vor den G e s a m t i n t e r e s s en zu verhindern. * Mr endgültige Lösung der Schsldeniraae. Stellungnahme des Wirtschaftsausschusses des Völkerbundes. Der vorläufige Bericht des Wirtschaftsausschusses des Völkerbundes über die Frage der wirtschaftlichen An näherung wurde veröffentlicht. Der Bericht enthält einen kurzen überblick über die allgemeine Wirtschafts- und Finanzkrise und eine Zusammenfassung der wichtigsten Bedingungen für die Wiederherstellung der natürlichen wirtschaftlichen Zustände. Es sollte nicht vergessen werden, daß die Beseitigung der Wirtschaftsstörungen allein nicht imstande wär^, das Vertrauen wiederherzustellen. Um das zu erreichen, müßten auch die Fragen nicht wirtschaft licher Natur gelöst werden. Der Ausschuß deutet hierbei auf die Notwendigkeit einer endgültigen Lösung der internationalen Schuldenfrage hin. Eine dauerhafte Ge sundung der Weltwirtschaft sei nur möglich auf der Grundlaae der Freiheit des internationalen Verkehrs. * Der SMaitiWSmsMß an der Arbeit. Der sogenannte Stillhaltungsausschuß des Reichs kabinetts, der auf Grund der Beratungen des Wirtschafts beirates eingesetzt wurde, hat unter Vorsitz des Reichs-