Volltext Seite (XML)
Sächsische MMung. Amtsblatt für das König!. Gerichtsamt und den Stadtrath zn Schanda«, sowie für den Stadtgemeinderath zn Hohnstein. »-«>-Zeitlina" erscheint Mittwoch und Sonnabend und ist durch die Erpcditlon dieses BlaNeS für «0 Ngr., durch «Kar vierteiinbrlich zu beziehen. Inserate für das Mittwochsblatt werden bis Dienstag früh t> Ubr, für das Sonn- lkr'eiiaa früh 0 Uhr angenommen: spater eingehende Inserate können erst in der folgenden Nummer Aufnahme finden. — für vie E bl imng nehmen an Hr. Hesse in Hohnstein, sowie die Annonecn-BurcauS von H. Engler, E. Hort, Sachse »Co. Inserate M Vogler in Leipzig, und oaS Annonecn-Barcau von W. Saalbach in Dresden. 67. Sonnabend, den 21. August 186». Die Kirche und die Volksschule. Kann auch unser Blatt cs nicht in den Kreis seines Be rufes ziehen wollen, die Frage über das Verhal.mß der Küche zur Schule weitläufig zu besprechen, so darf es dieselbe doch nicht ganz aus seinem Gebiete verweisen, da sie ucucldiiigö die Gemüthcr mehr als je beschäftigt. Daher in möglichster Kürze unter Anleitung der Geschichte Folgendes. Die Schule, un weitesten Sinne des Wortes genommen, ist theilö unmittelbar, »Heils mittelbar aus der Kirche hcrvorgcgangen. Die ersten Anfänge einer eigentlichen Volksschule knüpfen sich an die Re- formalion an, die das Wenige, was sie bereits vorfand, auf nahm und fortzubilden suchte. Der 30jährigc Krieg vernichtete fast alle besseren Keime derselben. Erst im Verlaufe des 18. Jahrhunderts fing sich ein Volköschullehrcrstand, zum Theil un ter Anleitung von befähigten Geistlichen, zu bilden an und am Ausgange desselben treten die ersten Anfänge von Scminarien für Volksschullchrer, zumeist als Privatanstalien, hervor. Aber bereits im ersten Viertel des 19. Jahrhunderts griff der Staat, thcilü mit Unterstützungsmitteln, die er den Privaianstallcn ge währte, lheils durch Errichtung öffentlicher Seminaricn, in die Sache ein: cs bildete sich ein besonderer Volksschullchrcrstand heran und bereits in den dreißiger Jahren entbrannte ein hef tiger Kampf zwischen den geistlichen Lokalinspektoren und den in den Seminarien gebildeten Volksschullchrern: die Letzteren glaubten sich den Ersteren für um so mehr überlegen fühlen zu dürfen, da cs damals auf bcn Uuivcrsitätcn für eine pädago gische Heranbildung der Theologen noch sehr mangelhaft bestellt war: dieser Mangelhaftigkeit ist setzt theilö durch entsprechende Anstalten und privatliche Gesellschaften, theilö dadurch abgchol- fcn worden, daß die sungen Theologen in großer Anzahl, b/vor sie in ein geistliches Amt einirelen, sowohl an öffentlichen als privailichcn Schulen bald längere, bald kürzere Zeit Lehrcrstellen verwalten: unser Kultusministerium ist ganz besonders damit einverstanden. Der Kampf auf diesem Gebiete hat zwar seit 30 Jahren nie ganz still gestanden, aber neuerdings ist er hef tiger als se entbrannt, doch sind die früheren Streuer zum gro ßen Theile vom Kampfplatze abgetreten, um so natürlicher, da sich auch die ursprüngliche Frage in einer Weise zugcspitzi hat, an die man früher nicht dachte: die von den Schullehrern nic- dergelegwn Waffen sind von einem gewissen Theile der Presse und der sogenannten Fortschrittspartei, über die ein falber An hauch der Naturwissenschaft gekommen ist, in die Hand genom men worden und während man früher nur dem Diener der Kirche, dem Geistlichen, einen besonders berechtigten Eintritt in die Volksschule streitig macbie, will man setzt nicht blos diesen, als Vertreter der innerhalb der Kirche geltenden Religion oder deren Glaubens- und SittlichkeitSlehren, den Eintritt verwehren, sondern der Religion selbst oder, was doch dasselbe ist, dem Unterricht in derselben. Eö ist leider eine unglückselige Neigung unserer Zeit, Alles auf die Spitze zu treiben. Diese Neigung tritt unverkennbar auch hier zu Tage. Die Ursprünglichkeit der vorliegenden Frage durfte eine gewisse Berechtigung in Anspruch nehmen, sa cs ist unter Unparteiischen und ruhig Prüfenden lein Zweifel obwaltend, daß die Frage in ihrer ursprünglichen Gestalt zu Gunsten der Schule entschieden werden müsse und bereits auch so gut wie entschieden sei. Ganz anders aber muß das Unheil ausfallen, wenn man die Frage in ihrer gegenwär tigen Gestalt — in dieser zeigt sie sich vorzüglich in einem Theile der Presse — ciner Prüfung ohne Partcifärbung unterwirft. Davon in einem zweiten Artikel. O Tages geschieh te. Sachse«. Schandau. Die hiesige Turngemeindc be schloß in ihrer in voriger Woche abgehaltcnen Generalversamm lung unter anderm eine Turufahrt nach der Hochbusch kuppe; dieselbe kommt sicherm Vernehmen nach schon morgen Sonntags, den 22. d. M., zur Ausführung, wovon auch die Turnvereine zu Königstein, Neustadt und Sebnitz in Kenntniß gesetzt worden sind. Eine recht zahlreiche Betheiligung wäre gewiß erwünscht, als dadurch doch am Ende der hiesigen, arg darniederliegcndcn Turncrei eine Anregung zum Besseren zu Theil würde. Dresden. Se. Majestät der König ist am 17. August von der Rundreise durch die Lausitz wieder in Dresden einge- troffen und hat sich daun sofort nach Pillnitz begeben. In allen Orten, die er auf dieser Reise berührte, wurde er bei der An kunft und Abfahrt mit Glockengeläutc und von der harrenden Bevölkerung mit jubelnden Hochrufen begrüßt und überall wa ren Ehrenpforten errichtet, sowie die Häuser mit Blumen und Flaggen geschmückt. Diese innigen Zeichen von Liebe und Ver ehrung seines Volkes dürften den Monarchen vielleicht einiger maßen für „Vieles was über ihn ergangen" trösten. Denn so erwiderte er ja selbst auf die Ansprache des Geistlichen in Schö nau auf dem Eigen: „Ja, eö ist Viel über mich ergangen." — Das Projekt einer direkten Magdeburg-Dreödncr Eisen bahn ist in den betreffenden Kreisen entschieden günstig ausge nommen worden. Sämmtliche von der Route berührten Städte haben ihre Thccknahme an einer auf den 20. d. M. in Bitter feld festgesetzten Versammlung zur Besprechung der Angelegen heit zugesagt. Die Kosten der ganzen Strecke werden auf 10 bis 12 Millionen Thaler veranschlagt. Nächsten Sonntag und Montag findet in Freiberg das bereits seit 2 Jahren dort projectirtc und seit längerer Zeil vorbereitete 1. ^Sängerfest des Sächsischen Elb-Gau-Sänger- bundeö statt. Sonntag Nachmittag Concert im Dome, Abends Sängcrcommcrö im Kaufhauösaale, Montag Mittags Festzug, Nachmittags Concert auf der Esplanade (Massen- und Einzcln- gcsängO, Abends Ball. In Folge der traurigen Katastrophe im Plaucnschen Grunde Hal man beschlossen, von unnöthigcn Ausgaben für äußeren Glanz abzusehcn, dafür aber die Hälfte des Ertrages der beiden Concene für die Hinterlassenen der verunglückten Bergleute in Burgk zu bestimmen. MMssMWW