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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 19.02.1912
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-02-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120219026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912021902
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912021902
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-02
- Tag 1912-02-19
-
Monat
1912-02
-
Jahr
1912
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12. »er. »u. r. Lott» posickrau- r: «ast» cle». — Abend« mspteler« z Mr den 1.8 Uhr: r Adrie» m Stert. lram. k». llck>. irn. iiner. lat. hier. l!>au«. Itcbaik. human«. >sse; der hr. Führung: >ei Hot. >e Preis». va. czieher. aus. gen. »2,4: r»»e «spiel. Kon i Mü tMVN Abend-Ausgabe St nzeigrn Preis ttpngtrTWMM 126. Jahrgang Nr. S l lillnuag, »en lS. Fedrnsr ISIS. HU Handelszeitung. -«> l!rZ Amtsblatt des Nates und des Nokiieiamtes der Ltadt Leipzig. Erpeditt,»,» d». 2» «d U»»ia»d»». »rock oo» ».» Mich«» » «cho 2nhad«. P.,, Nie*«». tte»«N>-« »» »elchift,*«!,, 2ohai>n»,,a!1e U Ha«?» Seead«»: »»«Itlan» < i tletephoa «VU. KMW«««;!!LS «tl, s«t. »oo «d«Sne » P>. a,n,««o uo «r. Inteeat« „I> «eh»kd«. ,» «Mt» tiche» r«tl «e Petit.»,i- «, P, S»(chäft»a»d«t««» MU Pta,„eichetst«, I, Pratl« «rdSht. «adatt »ach larlt. «e»l>,»»edl»i »eiamr. «üt»,»Hk. o raolaa» «tki P»h„dLtze. . t«U»attoa« »»»«. Feftenettta «»fteSaa t» » » « »Ud« «nett«. »«»-»«- werde». N«i da» itetchei»,, ,» iekumm,«« 7o„, »,» Pit«»» »trd t«d» »aeantt« id,n»«»»«». tmeerhald Ve»t>chi»»d» and der deutsch,» Kolonien oierteliLhrl. ».« Ml.. menatl. 1^0 ««. «welchl. Poftdesi.llaeld Kerner i» Bellte» Dänemark, de» Donanltaott» Stalle» Luiemd»,» Kteberlande «,r> »»»»». e«)te «reich. Ungarn. Kuhtand. Schwede» Schwel» » Eoanwn. In alle» Äbrigen Staaten nnr »lrekt durch di« Seichilfrestell« de» Blatte» «rdalmch. Da» i!»rpt,„r Tagedlan «rlcheint r«al tigUch, 8»nn» » Krrertag» nut morgen» «d,nn»ment».«n»ohme I»d,»»i»g»l>, lt. de» nnteren Träger» Siltalen. So,»,teure» >uU> RanatzmeftrUe» >,w„ Pagümlern »ad Brirstrager» «t»1,I»»rka»s»,,«t, »0 P». Bezugs-Preis str L«tp»tg »nd Berort« durch »ns«, Iriaer an» Soedueur« Lwal tii glich in» »au» gedraljl » Dl- monatl^ 2.7V ML vterwliatzrl. Bel »»lern Klltalrn u. Aa- nah»«ft,ll«n odgedolt 7» Vt- monatL, LWMl. otertellährl. Die vorliegende Ausgabe umfaßt 8 Letten. Vas Wichtigste. * Der Kaiser ist von Kiel nach Berlin zurück gekehrt. l«. Pol- Nachr.) * An -er Grenze des belgischen Kongcstaatcs in der Nähe des Albert-Sees sind Unruhen ausze- brochen. Hunderte von Gingeborenen sollen ge- t'ötet worden sein. (S. Letzte Dep.) * In San Francisco stürzte der deutsche Meger Hoff bei einem Höhenflug ab. Er war sofort tot. (S. Sport.) Vie Lsnümirllchsstliche Dache. —* Die Reichshauptstadt steht im Zeichen der großen Landwirtschaftlichen Woche. Nachdem ln der ersten Hälfte des Monats Februar das Königliche Landes» »ckonomiekollegium und derDeutscheLandwirtschaftsrat als die amtlichen landwirtjchaftlichen Vertretungen des Deutschen Reiches und der preußischen Monarchie getagt haben, beginnen am heutigen Montag in Berlin die Versammlunpen der grossen land wirtschaftlichen Organisationen: des Bundes der Landwirte, der Deutschen Landwirtschaftsaesell- schaft, der Vereinigung der Steuer- und Wirtschafts reformer und der zahlreichen Reichs- und Landes verbünde für die verschiedensten landwirtschaftlichen Berufszweige. Ueber 80000 Landwirte aus allen Teilen des Reiches und auch aus dem Ausland bevölkern heute Berlin, das sich völlig in den Dienst der großen Land wirtschaftlichen Woche gestellt hat. Alle großen Säle uns sonstigen Veriammlungslotale sind von den land wirtschaftlichen Tagungen mit Beschlag belegt; auch die Theater, Restaurants und die sonstigen Ver- gnügunas- und Erholungsstätten stehen im Zeichen der grünen Invasion. Die Kaufhäuser und Spezial geschäfte wetteifern in Reklamen, um die kaufkräftigen landwirtschaitlichen Kreise, die in diesen Tagen in Berlin weilen, anzulocken, und die Hotels und Pen sionen sino bis unter das Dach mit landwiltschaft- richen Besuchern angefüllt. Line goldene Flutwelle ergießt sich über die Reichshauptstadt, deren blasses Großstadtpublikum durch dre Mischung mit den braun gesichtigen Männern von Ahr und Halm ein ganz ungewohntes frisches Aussehen erhält. Die grüne Spessartmütze, der runde Lodenhut mit dem wackeln den Gamsbart daran und das behäbige Habi: des nordischen Marschenbauern wecken in vielen Tausenden von Eroßstadtherzen die Erinnerung an die heimat liche Scholle, und rufen die Sehnsucht nach grünen Feldern und freundlichen Wäldern wach. > Die interessanteste von den verschiedenen Ver anstaltungen der Landwirtschaftlichen Woche ist zweifellos die heute mittag abgehaltene Generalversammlung des Bundes der Landwirte. Auf der Tagesordnung stehen die Eröffnungsreden der beiden Bundesvorsitzenden Dr. Rösicke-Eersdorf undFrhrn. v. Wangenheim-Kl.-Spiegel, sowie die Erstattung des Jahresberichts durch den Bundes- direttor Dr. Dietrich Hahn. Mit großer Spannung sieht man dem Referat des früheren Rerchstags- abgeordneten Rittergutsbesitzers Kammerherrn v. Oldenburg - Januichau über die Reichstags» Zahlen entgegen. Wie im vorigen Jahre findet auch diesmal die Versammlung nicht mehr in der alten traditionellen Versammlungsstütte des „Zirkus Busch", sondern im geräumigen und modernen „Sportpalast" in der Potsdamer Straße statt. Der vom Bundesvorstand der Generalversamm lung vorgelegte Jahresbericht verweist einleitend darauf, daß der Bund Ende 1911 sein neues eigenes Heim in der Dessauer Straße be zogen hat. Dann nimmt der Geschäftsbericht Bezug auf die Retchstagswahlen und stellt fest, daß seit Anfang Dezember sich der Bund im Kriegs zustand befunden habe. Die Ansprüche, die an die Agilationstätmleit des Bundes gestellt wurden, seien sehr erheblich gewesen, aber man habe ihnen durchaus gerecht werden können, so daß der Lund den unerhörten und unlauteren Angriffen der Gegner erfolgreich habe standhalten können. Diese Angriffe hätten ihm nicht nur nichts geschadet, sondern seine srettge Zunahme und innere Geschlossenheit ge fördert. Bei den allgemeinen Landtags wählen und vielen Ersatzwahlen in zahlreichen undes- staaten habe der Bund zum größten Teil mit gutem Erfolge gearbeitet. Nur im G-ogherzogtum Olden burg leien einige Sitze dadurch verloren gegangen, daß bei den Stichwahlen die Freisinnigen nicht wie in früheren Jahren mit den rechtsstehenden Parteien zujammengegangen seien zwecks gegenseitiger Unter stützung, sondern direkt Wahlbündnisse mit den Sozialdemokraten abjchloss-n. Ueber das Er gebnis der Reichstagswahlen sagt der Be richt: „Leider ist es bei den Hauptwahlen der verbündeten Linken von Basiermann bis Bebel ge lungen, die Wiederwahl einiger unserer hervor ragendsten Führer zu verhindern. So schmerzlich das für unsere Sache ist, so trägt doch das Vor gehen unserer Gegner wesentlich zur Klärung der Lage bei, und wir werden danach in Zutunft unlere Maßnahmen zu treffen haben. Es hat damit eine Entwickelung unseres Parteiwesens eingesetzt, wie sie vor Jahren bereits Herr v. Oldenburg in der Generalversammlung des Bundes der Landwirte voraussagle. Seine Worte waren: „Nun kann das Spiel beginnen. Auf der Bühne des deutschen Vater landes find schon die beiden Hauptakteure der Zukunft aus der Kulisse getreten, der Bund der Landwirte und die Sozialdemokratie! Was dazwischen sieht, wird sich entscheiden müssen, und die Toten reiten schnell. Und am 11. Februar 1903 sagte er: „Ich habe im vergangenen Jahre mir er laubt darauf hinzuweisen, es sind schon die beiden Hauptakteure der Zukunft aus der Kulisse ge treten, die Sozialdemokratie einerseits und der Bund der Landwirte auf der anderen Seite. Und mag das dann Bund der Landwirte heißen oder sonst wie: wenn wir soweit sind, daß zwei Parteien stehen, die Partei der Negation, der Auflösung, und auf der anderen Seite die Partei der nationalen Arbeit, des Schutzes der Gottesfurcht und des König tums; dann werden seine Ziele liegen in einer großen entschlossenen Partei, und diese Partei wird besorgen die Geschäfte eines starken, großen, stolzen Vaterlandes." Im vergangenen Jahre hat der Bund 18892 Versammlungen adgehalten, darunter 9478 Wahl versammlungen. in denen 151 Beamte und Redner tätig waren. Außerdem ist eine große Zahl hilfs bereiter Bundesmitglieder durch Abhaltung von Bundesversammlungen, Aufklärung, Agitation usw. der Sache dienlich gewesen. Immer mehr hätten sich die Vundesfeste als eine ständige und bewährte Ein richtung erwiesen und es haben im letzten Jahre 125 Bundesfeste stattgefunden. Auch die volkswirt schaftlichen Lehrgänge und die politischen Aufkiärungs- kurse hätten allenthalben Anklang gefunden. Es haben im Jahre 1911 lll derartigeKurse und Lehrgangestattt gefunden mit 4166 Teilnehmern. An dem alliahrlich in Berlin stattfindenden Lehrgang für Redner haben 167 Herren teilgenommen. Die Mitgliederzahl des Bundes ist in stetigem steigen geblieben. Der Bund hat seit der vorigen Generalversammlung Tausende von Mitgliedern gewonnen. Die Beiträge gingen piin'tlich ein und am Jahresschluß blieb ein Rück stand von nur 1243.« Das Bundesblatt erschien in einerdurchschnittlichenNuflageoon241<l56Exemp!aren. Weiter beschäftigt sich der Bericht mit dem Um fang der Korrespondenz des Bundes, der Bibliothek, dem Preßarchiv und den verschiedenen Kassen einrichtungen-. Am Schluß macht er Mitteilungen über den großen Geschäftsbetrieb der Verkaufsstellen des Bundes. Neben der Generalversammlung des Bundes der Landwirte ist die Hauptversammlung der Deutschen Landwirtsttrastsgesellschaft ein bedeutsames Ereignis der deutschen Land wirtschaftlichen Woche. Im Gegensatz zu der vor wiegend politischen Betätigung der Bundesversamm lung gibt sich die Hauptversammlung der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft als rein wirtschaftliche Tagung zu erkennen. Sie umfaßt alle Kreise Deutsch lands und hat als wichtigsten Punkt das neue Reichsviehseuchengesetz auf die Tagesordnung ihrer 67 Hauptversammlung gesetzt. Daneben wird der Rübenbau im Jahre 1912, die Bedeutung der Motorpslüge und Landbaumaschinen, der heutige Stand der Erforschung der Maul- und Klauen- euche, die Stellung des Obstbaues im landwirt- chaftlichen Betriebe und eine Reihe anderer wichtiger landwirtschaftlicher Fra zen in den Haupt- und Neben- ausichußsitzungen zur Sprache gelangen. Der Jahresbericht der Gesellschaft stellt fest, daß die Mitgliederzahl von 17 790 im Vorjahr aus 18453 am 1. Januar 1912 gestiegen ist. Die Zentraltasse der Gesellschaft erzielte einen Ueber- schutz von 260000 Dre diesjährige Wanderoer- sammlung der Deutschen Landwirtichaftsgesellschaft wird in den Tagen vom 8. bis 11. Juni in Bao Harzburg stattfinden. Die wissenschaftlichen Arbeiten des letzten Jahres bestanden hauptsächlich in einer Erörterung der Grundlagen der modernen Schweine- mast bzw. der Technik und wirtschaftlichen Bedeu tung der Schweinemast-Großbetriebe. Die Arbeiten interessierten besonders in Süddeutschland» wo man auf diesem Gebiete bisher noch etwas rückständig war. — Am 1. Januar 19l2 wurde die neue Ge schäftsstelle der Gesellschaft für Vermittelung von Kohlen und Briketts an die Mitglieder eröffnet. Weitere Verhandlungen der Gesellschaft betrafen die Sammlung von Beobachtungen bei der Trocken heit des Jahres 1911, bei der Kartoffeldüngung und bei der Felddüngung überhaupt. Die Dünger stelle der Gesellschaft hatte in Kali-Rohialzen und Kali-Düngesalzen, Thomasphosphatmehl und anderen Düngerforten einen Umsatz von 3773106 Doppel zentnern. Die Saatzuchtabteilung hatte sich insbeson dere mit der wichtigen Frage zu befassen, wie die Rübenzüchter sich gegenüber dem durch die große Trockenheit des letzten Sommers hervorgerufenen Zustande zu verhalten hätten. Der Sonderausschuß für Pflanzenschutz regte im Osten Deutschlands die Anstellung von Beispielsversuchen zur Bekämpfung von Pflanzenschädlingen an; außerdem behandelte er die Frage der zweckmäßigsten Bekämpfung der Mäuseplage. Eingehende Versuche hierüber sollen beionders im Kaiser - Wiihelm - Institut für Landwirtschaft in Bromberg durchgeführt werden. In der Ti e rz uch tabteil u ng stand die Durchwinterung der Viehbestände unter dem Einfluß der Futterknappheit zur Debatte. Be» sonderes Interesse erfordern auch diesmal die Ver handlungen der Kolonialabteilungen der Deutschen Landwirischaftsgesellichaft, in welcher die Frage der Zebukreuzung mit deutschen Vtebschlägen für koloniale Zwecke noch immer große Debatten zeitigt, ebenso die Frage der Viehbeichaffung für die Kolonien, die zurzeit wegen der Verbreitung der Maul- und Klauenseuche fast gänzlich stockt. Mr üie allgemeine volkslchnle. Der Landesverband Evangelischer Arbeitervereine für das Königreich Sachsen hat, wie bereits kurz erwähnt, an die Ständekammern eine vom sozialen Ausschüsse bearbeitete und vom Landesverbandsvorstand genehmigte Petitionum Einführ icng der allgemeinen Volks schule mit unentgeltlichem Unterricht abgesanot Tie Petition enthält u. a. folgende be merkenswerte Sätze: „Ter Landesverband Evange lischer Arbeitervereine im Königreich Sachsen", dessen rund 18 000 Mitglieder wohl zu einein großen Teile dem Arbeiterstände, zum andern Teile aber fast allen anderen Berufen und Ständen an- gehören, erlaubt sich, den Hohen Ständekammcrn zu dem Entwurf eines neuen Volksschulgeietzes ehrer bietigst die Bitte zu unterbreiten: Die Hohen Kam mern wollen: 1. die G li e d e r un g der Volksschule in solche mit niederen und solche mit höheren Bil- dungsziclen aufheben und an deren Stelle die Einführung einer allgemeinen Volksschule erwirken, in der alle Kinder des Volkes ohne Rück sicht auf Standes- und Besitzverhältnisse die elemen taren Grundlagen ihrer Bildung gemeinsam erhalten. Diejenigen Schüler, die eine höhere Schule besuchen wollen, möchten 4 Zahre, alle anderen wie bisher 8 Jahre zum Besuche derselben verpflichtet sein. Die Frage der Konfessionsschule soll damit nicht be rührt werden. 2. Tie Bestimmung des Gesetzentwur fes betreffend Schulgelderhebung dahin ab zuändern, daß die Erhebung von Schulgeld seitens der Gemeinden verboten ist. Aus der Begründung ist folgendes herauszuneh- men: 1. Nach Z 3 des geltenden Gesetzes — und der neue Entwurf ändert an diesen Bestimmungen im Grunde nichts — sind die Gemeinden wachsens berechtigt, mehrere Arten von Volks schu len mit verschiedenen Bildungszielen zu unterhalten. Durch diese Gliederung ist bereits in den Kindern größerer Gemeinden das Bewußtsein von einen' Unterschiede der Klassen und Stände geweckt und bei den Eltern derselben verstärkt worben, aus dem die Saat des Klassenhasses ohne Zweifel ein gut Teil Nahrung gesogen hat. 2. Dadurch, das; die Zuführung der Kinder zu Volksschulen mit höheren Bildungs zielen in der Hauptsache nur Eltern mit höherem Em- kommen möglich ist, daß also der einfachen Volks schule anc Orte fast nur Kinder von Eltern mit sehr geringen! Einkommen zugeführt werden, ist sehr wahr- scheinlich das Gefühl der Verbitterung in breiten Schichten des Volkes über (tatsächliche oder vermeint liche) Zurücksetzung seitens des Staates und der Ge- meinde wesentlich gestärkt worden. Die Angehörigen der niederen Stände sind der unseres Erachtens durch- aus richtigen Ueberzeugung, daß ihren Kindern gerade deshalb, weil ihnen Schätze an Geld und Gut nicht hinterlassen werden, eine möglichst tiefe und breite Schulbildung dringend notwendig sei. Wir ver sprechen uns von dem jahrelangen Zusammensitzen von Kindern aller Berufe und Stände in erzieherischer Hinsicht nach zwei Seiten hin eine gute Wirkung. » Se l 4 —, arirt 1, ;s 4, ru eu äer Okunsa- rdeten, .1 i ke«t» 1 eselleu. IUI« M. weißen Villa. Mazda erkannte seinen Wert sehr bald, und Has Glück der jungen Gattin und die Freund schaft, die nun Leibe nnc Gerhcndos verband, schien du'ch n'.cksts getrübr werden zu können. Die Ankunft einer kleinen Tochter, Elenas, brachte wieder neue Freuden unter die drei, und so vergingen vier Jahre des hritersten Glückes, während welcher Zeit die lunge Frau mit ihrem Manne zweimal in Köln gewe en war, um jedesmal mit neuer Freude nach ihrem Heim am Meere zurückzukehren. Aber es gibt keine ewig leuchtende Senne, keinen ewig lachend.n woltenlosen Himmel. Friedrich Eerhardos erkrankte an einem typhösen Fieber, ein nervöses Kopfleiden blieb zurück, das ihn zuzeiten derart quälte, daß er keines klaren Gedan kens fähig war. Die Aerzte sagten, er habe sich über arbeitet, durch Nachtwachen und angestrengte Gedan kenarbeit halb zugrunde gerichtet, er müsse seine Tätigkeit für längere Zeit einstellen und sich gründ lich erholen. Davon aber wollte Gerharüos lange nichts wissen, und in dieser Zeit war es, wo auf Aristides ein tiefer Schatten fiel, ein Flecken, der durch nichts mehr abgewaschen werden sollte und der an seinem ganzen künftigen Unglück die Schuld trug. Mitten unter weißen Rosen und goldgelben schweren Akazien, als Hintergrund das im Mittags glanze flammende Meer, saß Eerhardos, der jetzt Achtundfünfzizjährige, wie eine lebendige Ironie auf all die strahlende Schönheit und das farbige Leben, das ihn umgab. Es war ein zauberischer Märztag voll sommerlicher Wärme, trotzdem aber war Ger- hardos in einen pelzgefütterten Schlafrock gehüllt, seine Füße steckten in Pelzschuhen und über seinen Beinen lag eine wollene Decke ausgebreitet. Aus all den Hüllen, die ihn umgaben, ragte sein Körper mit fast jünglinghafter Zartheit hervor und auch sein von schneeweißen langan Haaren bedeckter Kopf mit dem farblosen Antlitz war klein und so fein geschnit ten, daß er weit eher an eine kunstvolle Elfenoein- schniherei, als an einen lebendigen Menschen ge mahnte. Seine Augen waren matt und halb erloschen in Müdigkeit und Sinnen, kaum, daß sie manchmal aufflackerten in einem aufleuchtenden und augenblick lich wieder verglimmenden Licht. Dieser kaum Acht undfünfzigjährige sah aus wie ein Greis von achtzig Jahren, wie ein Gebrochener, wie ein zu Tode Er schöpfter, dem das Schicksal aber noch immer nicht die letzte Ruhe schenken will; immer noch glimmte das Leben in diesem zähen Körper, in dem unver wüstlichen Geiste, der sich nicht zerstören lassen wollte. Es war erstaunlich, wie lange der Kampf dieses Mannes gegen die Erkenntnis gerungen hatte, daß er ausgeschöpft, überwältigt sei — ein Unbrauch barer! Diese furchtbare Erkenntnis war erst fünf Jahre alt und hatte eine grenzenlose Apathie in ihm er zeugt, die nur zuzeiten mit einer ohnmächtigen An strengung wechselte, wieder Herr seiner unwiderbring lich verlorenen Kräfte zu werden; aber schließlich hatte er vollständig verzichtet und mit einer Art ohn mächtigen Grolles und machtloser Verbissenheit dem Aristides Pällestrazzi die Eröffnung gemacht, daß er die bis jetzt von ihm bewältigten Arbeiten — es waren fast alle — dem bisherigen Verwalter über tragen würde. Palleftrazzi konnre dagegen nichts einwenden, und der Verwalter, Hektor Alfiades, ver trat nun seit fünf Jahren Eerharoos und Palle- strazzi, denn Aristides, der in seiner Jugend kein Kaufmann gewese-n war, wurde in seinen späteren Jahren ebensowenig ein Mann des Geschäfts. Seine Tätigkeit beschränkte sich auf die Durchsicht der Korre spondenz und die Prüfung der Bücher, und sein Köhlerglaube, das Geschäft gehe nun von selbst den alten, von Eerhardos eingefahrenen Schritt, verließ ihn nicht eine Minute lang. Eben war Hektor Alfiades, der Verwalter, in den Garten eingetreten. Er stand vor Eerhardos' Roll stuhl. hielt Briefe und Fakturen in den Händen, und es schien, als ob ihm sehr daran gelegen sei, seinen Chef zur Durchsicht der vorgelegten Schriftstücke zu bewegen. Dieser jedoch winkte ihm mit einer müden Gebärd« ab. „Ich kann heute nicht . . . mein Kopf ... ich schlafe schon seit vier Tagen nicht... es ist furcht bar . . ." „Aber die Sache muß noch heute entschieden wer den", drängte Alfiades. „Dann entscheiden Sie, wie Sie wollen." Ecr- hardos lehnte den Kopf zurück und schloß die Augen. .Aber gehen Sie zu Palleftrazzi", murmelte er dann. „Herr Palleftrazzi ist auf der Jagd. Ich war gestern in der Villa und traf ihn nicht. Er ist seit vorgestern fort/ „Ich habe ihn vor einer Stunde von meinem Fen ster aus ins Kontor gehen sehen. Wie kommt es, daß Sie nicht wissen sollten, daß er sich in seinem Kontor befindet?" Eerhardos' Augen öffneten sich für eine Sekunde und blitzten den Verwalter an, der, etwas aus der Fassung gebracht, erwiderte: ,Zch war heute noch nicht . . . nicht ... in dem Kontor ... ich war am Hafen und . . ." „Palleftrazzi war auch gestern im Kontor. Me kommt es, daß Sie auch das nicht wissen?" Eerhardos' Augen öffneten sich noch weiter, sein Körper richtete sich auf, und seine Aug«n gewannen Licht und Leben. „Verzeihen Sie, Herr Eerhardos... ich weiß nicht, wie es kommt . . . aber . . . kein Mensch wußte es, wen ich auch nach Herrn Palleftrazzi fragte, niemand wußte, daß er im Kontor war, kein Mensch hatte ihn gesehen, und jeder glaubte ihn auf der Jagd." „Da stimmt etwas nicht", sagte Eerhardos. „Ich werde der Sache nachgehen." Und plötzlich ganz lebendig geworden: „Geben Sie." Der Verwalter reicht« ihm die Schriftstücke. Ger harüos drückte seinen Kneifer auf die feingebogene schmale Nase, sah Alfiades nochmals scharf an und prüfte dann die Papiere. „Ich werde die Entscheidung morgen abend ge troffen haben. So dringlich, wie Sie die Sach« dar zustellen belieben, ist sie nicht. Es ist nicht da» erste mal, daß Sie mich zu einer überstürzten Entscheidung drängen." Wieder sah «r ihn durchdringend an. Der Der- walrer zuckte die Achseln, machte eine devote Be wegung und sagte: „Ich war eben der Meinung . . . und «enn Herr Eerhardos mir nicht trauen, so . . ." „Ich trau« keinem Menschen . . . nur wenn ich muß. Und jetzt muß ich leider. Adieu für heute." Alfiades wollt« noch etwa» sagen, in seinem Ge sicht zuckt« es von verhaltener Wut, aber in dem selben Augenblicke trat Doktor Alexander Gerhards» in Begleitung einer jungen Dame in den Garten, und Alfiades schritt mit einer Verbeugung an ihnen vorüber. > . (Fortsetzung in der RorgenansaabeJ ui Memüe Grüe. Roman von Richard Rordmann. (Nachdruck verboten.) Der junge Mann blieb fast zwei Zahre aus, schickte eine Anzahl deutscher Arbeiter und Frjcher nach der jonischer. Küste, und als er dann selbst heimkam, teilte er dem Freunde mit, daß er der Bräutigam des chön- sten Mädchens geworden sei, das er je gesehen, und daß er von dem Vater, einem Sanitätsrate in Köln am Rhein, di« Zusage erhalten habe, sie in einem Jahre ehelichen zu dürfen. In diesem Jahre des Brautstandes wurde die w:iße Vllla am nördlichen Strande gebaut, und es gehörte später zu Eerhardos schönsten Erinnerungen, an jene Zeit zu denken, wo Aristides und er jeden Abend hlnausgingen, um das Wachsen des Hauses zu sehen, wobei dann jeder von ihnen sich an neuen Ideen und Einfällen überbot, und wo Aristides eines Tages dem Freunde das leer« Haus überaav, ihm um den Hals fiel und sagte: „So — jetzt fahre ich zu ihr und hole sie, und du ruhtest einstweilen das ganze Haus ein; du, mit deinem feinen Geschmack, wirst sicher das Rich tige treffen. Spare nichts, es soll so schön werden, wie sie ga. nicht träunn!" Dann war die junge Braut mit ihren Eltern und mit Ariftrdec gekommen Es wurde Hochzeit gemacht — aber zur allgemeinen Verstimmung der Spitzen der griechischen Eciclffchaft nicht in der griechisch-orien talischen Kirche, der der Bräutigam angehürte, son dern bloß vor t«m Standesamt. Es war eine sogen, zivile Trauung, ohne kirchlichen Segen, denn die El tern der Braut und diese selbst hatten ihr« Einwilli gung zu der Lermählung nur unter der Bedingung gegeben, dag sie ihrem protestantischen Glauben treu bleib«. Der jung« Aristides würde damals in seiner Verliedtbeir alle Opfer gebracht haben, die man von ihm verlanot hätte vielleicht sogcr das, selber zu: protestantischen Kirche überzutreten, wohl aber ver langten Zie Eltern der jungen Magda, daß die dieser Ehe entsprießenden Kinder in dem Glauben und in d;r Sprach« ihrer Mutter erzogen würden, wozu di: junge Bewerber ohne Besinnung ja gesagt hatte. Bald nach der Hr.chqeit verließen die Eltern der jungen Frau San Darina; sie blieb mit d<m Gatten allein und bezauberte reden, der sie sah und kennen lernt«, durch ihre Schönheit und Lurch ihre ausgezeich nete Bildung. Friedrich Eerhardos war eim täglicher Gast in der
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