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Donnerstag Nr. 14S. 24. August 1843. DEZ Deutsche Allgemeine Zeitung. MU Ausland»«. «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» Uebervlick. Deutschland. "Don der Elbe. Deutschlands Handelspolitik. "Mün chen. Schlußsitzung der II. Kammer.— Studentencxceffe in Erlangen. ° Dresden. Die Gegenrede des Präsidenten der I. Kammer. Dres den. Verhandlungen der tl. Kammer über den Gesetzentwurf, die Be freiung der über 20 Bogen im Drucke starken Schriften von der Ccn- sur betreffend, Frankfurt a. M. Erklärung des D-v Stern in Be treff des israelitischen Reformvereins. chÄrcmcn. Rösing. Zeitungs wesen. Zollverein. Militairbeamte. Preußen. Hl Ärrlin. Die Allgemeine Preußische Zeitung. ' Posen. Die Polen. Die Wien-Warschauer Eisenbahn. Die Aernte. Krank heit des Generals v. Grolmann. Spanien. * Paris. Anstellung«- und Absetzungsdecrete. Ein Uneigen nütziger. Auflösung der galicischen Junten. Espartero. Großbritannien. Die Limes über die Handelspolitik in Betre Spaniens und Portugals. Das „junge England" im Unterhause. Frankreich. Das Journal des Debüts über die irische Rcpealbewe- gung. ff Paris. Die Freiheit des Unterrichts und die katholischen Beschwerden. Niederlande. Das Budget der Staatsschuld. Italien. "Palermo. Expedition nach der Insel Lampedusa. Serbien. "Yon der serbischen Grenze. Wucsics und Petronicvich gehen nach Widdin. Bereinigte Staaten von Nordamerika. ""Ncuyork Die Candidaten der Präsidentur. Der Komet und Vater Miller. Brasilien, "k^io Janeiro. Baron Caxias siegt in Rio Grande. Ein neuer Minister der auswärtigen Angelegenheiten. Handel und Industrie. 'Frankfurt a. M. Börsenbericht, «nkünbigungen. Deutschland. * Von der Ellie, 2V. Aug. Es ist erfreulich, zu bemerken, wie die indu stricllcn und co inmerzicllcn Angelegenheiten des deut schen Zollvereins, ja ganz Deutschlands, immer mehr Anklang fin den und einen der hauptsächlichsten Gegenstände der öffentlichen Be sprechung, sowol in periodischen Zeitschriften als in ihnen besonders ge widmeten einzelnen Werken und Schristchen bilden. Auch so manche praktische Geschäftsleute und andere Personen, die sich nicht eigentlich dem Studium der Nationalwirlhschaflslchre gewidmet haben, nehmen Antheil daran. Gewiß ist dies sehr zu loben, denn cs zeigt zunächst, daß die Beschäftigung mit dieser Wissenschaft, die anfangs in Deutsch land nur auf einen geringen Kreis von Staals- und Fachmännern beschränkt war, gegenwärtig einen immer zunehmenden Eingang in den Kreis allgemeiner Bildung gefunden hat und eine Reibung verschie dener einander ziemlich entgegengesetzter Ideen hervorbringt, deren end liche Resultate für die Wissenschaft wie für das Leben nur gewinn bringend sein können. Zur Zeit freilich ist der Kampf noch lebhaft, und es wird besonders bemerkbar, daß Diejenigen, welche für die au genblicklichen persönlichen Interessen, oder für Dasjenige, was sic den derzeitigen allgemeinen Interessen entsprechend halten, kämpfen, auf tiefere Erörterungen weniger cingchcn, und insbesondere die zcitherigcn Grundsätze der Theorie, ohne wirkliche Widerlegung, auf alle Weise zu verdächtigen und als lächerlich darzustellen versuchen. Auch dies mag seinen Nutzen Haden, denn cs führt mindestens zu nochmaligen genauer« Erörterungen, und die Wahrheit mag zuweilen in der Mitte liegen. Indessen läßt sich dagegen auch nicht läugnen, daß mancherlei Ucbertreibungen und falsche Ansichten über die von Deutschland zu be obachtende Handelspolitik geltend gemacht und mit so schroffem Absprc- chcn ohne weitere Gründe ausgesprochen werden, daß man glauben möchte, cs sci eine Thorheit, nur irgend an ihrer Wahrheit zu zwei feln. Wir wollen hier beispielsweise nur bei den von vielen Seiten her ausgesprochenen Ansichten über die Vortheile des direkten Handels zwischen Deutschland und den auswärtigen Staaten stehen bleiben, die offenbar weit übcrtricbcn werden. Sie sind z.B. geltend gemach! wor den bei den entgegenstehendcn Ansichten, welche sich über die Frage: ob die deutschen Baumwollenspinncreien künftighin einen Schutzzoll erhal ten sollen oder nicht? und bei Gelegenheit Dessen, was über die Er lassung einer deutschen Navigationsacte theilwcise öffentlich gesprochen worden ist, erhoben haben. Man hat sogar dabei zugegeben, daß die bisher beobachtete Politik der Umon, zuerst der Druckerei, dann der Weberei zu helfen, und die Einfuhr der Mittlern und feiner» Garne zu begünstigen, die richtige gewesen sein mögc. Allein cs wird behaup tet, daß sic nicht immer und ewig die richtige bleiben könne, sondern daß die Zollgesetzgebung mit der Nationalindustric fortschreiten müsse, wenn, sic ihre Bestimmung erfüllen solle. Es wird darauf hingewic- scn, daß die Spinnereien, abgesehen von ihrer Wichtigkeit an sich, noch die „unermeßlichen" Vorthcile mit sich führten, daß sic uns mit den Ländern der heißen Zone in direkte Tauschocrbindungcn brächten, daß sic demnach auf unsere Schiffahrt und unsere Manufaclurcnaus- fuhr unermeßlichen Einfluß übten, und daß sie unsern Maschinenfabri ken mehr aufhclfcn müßten als irgend ein anderer Fabrikationszweig. Ja cs wird die Behauptung ausgesprochen, daß durch eine (freilich nicht geführte) Berechnung sich Nachweisen lasse, daß aus diesem Ma- nufaciurzwcigc allein den deutschen Grundbesitzern weit größere Vor- thcilc zugchen müßten, als ihnen der fremde Markt je darbictcn könne und werde. Auch von andern Seiten her ist auf den großen Vorthcil der direkten Beziehung der Colonialproducte für den Absatz deutscher Manufakturen aufmerksam gemacht, und cs sind dafür höhere Zollsätze, wenn sie auf Vcrcinsschiffen indircct, und noch höhere Zollsätze, wenn sie auf fremden Schiffen oder zu Land eingeführt würden, verlangt worden. Indessen lassen sich immerhin um so eher einige Bedenklich keiten gegen die Nichtigkeit dieser Ansichten erheben, als sie jeder tic fern Begründung der Vorzüge des direkten Handels für die Manu fakturen ermangeln. Man sagt, sic würden den Absatz der Manufak turen vermehren. Dies ist indessen im Allgemeinen nicht so ausge macht, wie es scheint. Wenn unter den gegenwärtigen Umständen z. B. die Baumwolle nicht dircct aus Amerika, sondern aus Liverpool geholt wird, so ist die natürlichste Veranlassung dazu anzunehmen, daß cs sür den deutschen Handel vortheilhafter sci, sie da zu holen, weil sic dort am besten und vortheilhaftcsten zu haben ist. In Frankreich gibt cs auch einen künstlich erzwungenen Baumwollenmarkt zu Havre. Aber die Klagen der Spinner werden immer lauter über de» Nach- thcil, der ihnen daraus entsteht, daß die Baumwollcnpreise daselbst stets höher stehen, als die sind, zu denen sic in Liverpool erkaufte Baum wolle frei in Frankreich cinführcn dürften. Eine dirccte Schiffahrt, die durch solche Differentialzölle an bestimmte Punkte hingezwungen würde, könnte für Deutschland sehr leicht auch schädliche Folgen haben. Dann würde nicht nur die Ausfuhr der Manusacturwaarcn überhaupt, son dern vorzüglich auch die Baumwcllenwcberci und Druckerei darunter leiden. ES kommt weiter in Betracht, daß die Manufacturwaarcn nicht um deshalb größern Absatz finden, weil eine dirccte Schiffahrt nach besonder» Gegenden erzwungen wird, sondern daß der auswärtige Absatz im Ganzen durch die Beschaffenheit und den Preis der Ma nufacturwaarcn und durch dcn Werth der Producte bedingt wird, welche wir von dem Auslände nehmen. Nehmen wir weniger, entsprechen unsere Fabriken dieser Bedingung weniger, so liegt am Tage, daß sich unser Absatz nach außen geringer stellen muß, mögen wir auch immer die Waarcn auf dircctcm Wege beziehen. Was wir dem einen Lande mehr zuwendcn, das entziehen wir dem andern; was unö jenes an ich mehr abnehmen könnte, das würde uns das andere um so weni ger abnchmcn. Müßten wir aber die Producte dcö erstem theurer be zahlen, so würden wir offenbaren Verlust erleiden, während die Nach weisung der gerühmten Vorthcile nirgend zu finden ist. Wir sehen allerdings in Ländern unter entschiedenen Schutzzollsystemen auch die In dustrie sich entwickeln. Allein gewiß sind jene nicht die einzige noch die Hauptursache ihrrs Aufblühens, sondern cs wirken cinc Menge anderer, oft sehr verschiedener Elemente dazu mit.^Jn England z. B. hat sich die Leincnmanufactur nur erst in neuester Zeit so erhoben und zwar zunächst durch die große Vervollkommnung der FlachSmaschinen- pinnerei. Schutzzölle hatte sie sammt allen Vorthcile» der Naviga- ionsacte schon seit sehr langer Zeit, aber ganz ohne besondere Erfolge genossen. Gegenwärtig hat sic daher andere gleiche Manufacturen ge wiß nicht aus diesen Gründen überflügelt. Mit so entschiedener Ge wißheit ist daher auch in Deutschland nicht auf ähnliche Erfolge zu rechnen. Sie können nicht durch eine Zauberformel erzwungen, son dern der Lage der Sachen nach nur nach und nach und durch ein Zu sammenwirken vieler Elemente herbeigesührt werden. Die großen Streit-