Volltext Seite (XML)
Rk. 237 23. November 1843 Donnerstag NebeebliS. Deutschland. X Berlin. Das griechische Volk. München. Die bairi schen Handwerker in Griechenland. Heidelberg. Die Commission des achten deutschen Armeecorps. 'Kiel. Die Sprachensache. Das Ge richtsverfahren. Die Mündlichkeit im Civilprocesse. »Frankfurt a. M Hr. v. Obercamp. Preßen. ; Aus Preussen. Das PetltionSrccht und sein Gebrauch. ° Bertin. Der Proccß gegen E. Bauer. Berlin. Bestrafung von Betrügereien in Betreff der Militairpflicht. Deflerreich. * presdurg. Zur Abwehr in Betreff der Kirchen - und Sprachensache. Epanien. »Paris. Der Eid der Königin. Entlaffungsgcsuch der Mi nister. Sie bleiben. Der Congreß erklärt, daß das Ministerium sein Vertrauen besitze. Mishandlung eines Tambours. Leichenbegängniß Baceti's. Barcelona soll capituliren wollen. Jriarte. MrVtzbritannien. O'Connell über die künftigen finanziellen Verhält nisse Irland« zu England. Das Morning Chronicle übsr Frankreich. Die Anti Cornlaw League- Der Herzog und die Herzogin von Ne mours wolle» den Polenball besuchen. Verzögerung des Postabganges. Hrankreich. Das Journal des De'bats über die Baumwollenmanufac- turen der Vereinigten Staaten. Die Migueliten an der pariser Börse. Kleinlicher Streit mit Tunis. Die Küste von Algerien soll sür den Scedienst nutzbar gemacht werde». Negeraufstand am Senegal. Belgien, Präsidentenwahl. Italien. »Nom. Die Seligsprechung. Prinzessin Albrecht von Preu ßen. Das diplomatische Corps. Die Stellung zu Rußland. Griechenland. »»Athen. Kolettis. ErklärungenOesterreichs undBaierns, Aegypten. Äahira. Uchmcd-Päscha. Französische Civilbeamtc. Han delsdruck. Geographische Entdeckungen eines Zeugschmicdcs aus Baden. Ntvrdamerika. »Boston. Urthiergruppen. Reisende. Florida. Lejas. Die Wahlumlriebe. Handel und Jndn-irie. »Frankfurt o. M. Börsenbericht. *pom ' Uhein. Belgisches Roheisen. Berlin. AnLündsgnngen. Le»tschta«d. X Äerlin, 20. Nov. Immer mehr neigen sich unterrichtete Per? sonen zu bangen Besorgnissen über Griechenlands Zukunft hin, sobald wirklich sogleich über das Verfassungswcrk verhandelt werden soll, ehe noch dafür gesorgt ist, daß nicht Leidenschaft, Ehrgeiz und die Hinterlist deS Parteigeistes, sondern Gerechtigkeit und Weisheit di« Entscheidung fällen« Wie auch könnte man, wie di« Sachen jetzt stehen, in Griechenland und durch die Griechen allein eine Verfassung zu Stande bringen, wo bei diesem Volk« das politische Urtheil über konstitutionelle Verhältnisse und wesentliche Prärogativen der Krone noch keineswegs die gehörige Reife und Klarheit erreicht hat, und wo man nur allzu geneigt ist, subjektive Einfälle und eigne Liebhabereien als StaatSw«isheit auszurufen? Oder soll auch eine Verfassung im Sturmschritte proclamirt werden, wie daö griechische Constitutionsfest ohne Constitution? Wahrhaftig, eine solche ganz abnorme Constitu- tionsfeier ist nicht geeignet, Vertrauen zu Denjenigen zu erwecken, die die Form des konstitutionelle« Systems zunächst zu bestimmen den Beruf haben sollen. Nach den Septemberoorgängen müßten alle An zeichen täuschen, wenn man annchmen wollte, die jetzigen Gewaltha ber hätten eS auf eine Constitution abgesrhen, die ein wirksames Mit tel sei, die königliche Gewalt zu befestigen und dqs Königthum auf jener Höh« zu erhalten, die mit letzter Entscheidung über den Gegen sätzen und Richtungen steht, welche im Staate sich Geltung und An- sehtn zu verschaffen suchen. Wie, wenn dem jetzigen König, ohne freie sittliche Macht, nach welcher er seine Ueberzrugung auszusprechen und geltend zu machen berechtigt, ja berufen ist, «ine Constitution zur Un terzeichnung vorgelegt wird, di« seinen Lhronrcchtcn Abbruch thut und mit der rS nicht möglich ist, den Staas gegen die Leidenschaften und Ilmtriede gefährlicher Parteiungen oder anmaßender VolkStribunen sicher zu stellen, und einen stetigen, ununterbrochenen Fortschritt zum Bessem, zur wahren Freiheit und Humanität möglich zu machen? Wie, wenn über Maß von Rechten und Behigniffem, welche dir Constitution bc- stimMy soll, zwischen dem "König und den j^tzigen Machthabern eine Meinungsverschiedenheit hervortritt?, Wer soll entscheiden? Müßte das nicht dahin führen, daß sich dik Factionev dicscs unglücklichen Landes nur noch bitterer haßten und rücksichtStos«r»nf«indeten? Um eine Glück dringende Verfassung zu Stand« zu bring««, muß man im Stande sein, daß aus seiner Stelle gerückte Gleichgewicht des Staats wieder - in einen normalen Stand zu bringen; diese Fähigkeit muß der über- i greifenden Gewalt einer Coterie abgcsprochcn werden, die sich durch ' Gesetzlosigkeit, durch Undank und Haß der Fremden an die Spitze ge- ' schwungcn hat. Die drohende Stellung, in welcher die jetzige Negie ¬ rung ihre Macht vom König erzwang, vcrräth nur zu deutlich die j trübe Quelle, aus der, sie fließt. Wie also könnten aus dieser Grund- clemcnte zur Organisirung einer wirklichen und dauernden Gestaltung > jenes socialen Lebens geschöpft werden, in welchem Königthum, Ari stokratie und Bürgerthum zu selbständiger Entwickelung gebracht wer- den, sodaß jedes dieser Elemente neben den beiden andern seinen Wir- 1 kungSkrcis finde? Jetzt in Griechenland die Verfassungsfragc zur Ent scheidung bringen wollen, sobald nicht der König in die Stellung gc-' bracht ist, wo er ein seiner Berechtigung entsprechendes Wort dabei mitsprcchen und auch die in Wahrheit mit den Volksintercsscn identi schen Interessen und die Gesichtspunkte des Instituts, dem er ange- hört, vertreten kann, heißt die größten Gefahren über Griechenland heraufbcschwören, wie schon jetzt die Frage über das Ein- und Zwei kammersystem Griechenland getheilt hat. München, 14. Nov. Ein rheinisches Blatt hat als eine jener Maximen, durch welche die Baiern sich den Haß der Griechen zugc- zogen, das Abkommen unter eingcwandertcn deutschen Handwerkern be zeichnet,keine griechischen Lehrlinge anzunehmen. (Nr. 225.) Hier handelt cs sich in der That um etwas Wahres. Aber dies war zu letzt auch nichts als bloße Nothwehr. In feinern Arbeiten hat der deutsche Handwerker jetzt die Concurrenz allerdings noch nicht zu fürch ten. V.'r zehn und sechs Jahren hieß cS aber, nur dem ersten Be dürfnisse genügen. Jeder Deutsche, der einen jüngcrn oder ältcrn Grie chen, denn oon Lehrburschcn nach unserm Sinn ist keine Rede, nur sechs oder acht Monate in seinem Geschäfte hatte, durfte versichert sein, daß derselbe dts dtthin nicht nur griechisch ausgelernt, sondern auch die Fähigkeit erlangt habe, selbst wieder zehn oder zwölf Landsleute zu sich zu nehmen, um ihnen das Erlernte wieder mitzuthcilen. Damit aber war der deutsche Handwcrksmann ruinirt, denn kein Grieche ließ mehr bei ihm arbeiten. In der That befindet sich denn auch außer dem Handelsmanne nur Derjenige gut in Griechenland, dessen Geschäft mehr Kunst als Handwerk ist. Heidelberg, 14. Nov. Seit zehn Tagen hält dahier im Gast hause zum Prinz Karl eine Commission des achten deutschen Armeekorps Sitzungen unter dem Vorsitze des württembergischen Ge- Nkrals v. Miller. Wie man hört, hat dir Commission den Zweck, die erfoderliche Einheit und llebereinstimmung in das achte deutsche Armee» corps zu bringen, namentlich in Armatur, Montur und im Exerci- tium- Nach der Thätigkeit, dem Fleiß und der Ausdauer, womit diese Commission arbeitet, zu schließen, läßt sich nur Gediegenes und Gutes von ihr erwarten. (Mannh. I.) *Mkl, IK. Nov. Es scheint fürs Erste sich die nationale Auf regung, welche seit einem Jahre in Dänemark und Schleswig-Holstein geherrscht Hal, zur Ruhe legen zu wollen. ES fehlt an irgend einer bedrutenden Thatsacke, durch welche das erloschene Feuer wieder angc- facht würde. Die Deputation, welche auf dänische Anreizung aus Noxdschlrswig nach Kopenhagen geschickt worden ist, um dem Könige allerlei wunderbare Bitten vorzutragen, hat hier mehr Lächeln als Er bitterung erregt. Wird der König-Herzog diesen Leuten glauben, daß in der Stadt Schleswig die nordschlcswigschcn Abgeordneten ihres Lebens nicht sicher seien? daher die Ständeversammlung verlegen? Die eifrigen Diener selbst, welche jene Leute hinscndeten, sahen ein, daß die Komö die einer solchen Deputation und so bodenloser Bitten etwas beschä mend sei. Zu dem Festmahle, welches d«u Deputirtcn gegeben wurde, fanden sich im Ganzen aus der großen Hauptstadt nur hundert Theil- nehmer ein, und die „Kjöbenhavnposten", welche allein in allen natio nalen Angelegenheiten Ruh« und Unparteilichkeit beobachtet, macht sich jetzt eine Freude daraus, das Verfehlte dieser Demonstration aufzuzei gen. Sv bezeichnet dieselbe als ein Zeichen vom Uebermaß des natio nalen Schwindels, der am End« doch nur in Einigen hundert Köpfe» wahrhaft ernstlich sei« Diefts Blatt federt auf, statt dessen an Errin gung einer Verfassung, Erhebung des eigenthumSloscn Bauernstandes zu arbeiten. Es dürste in der That der politische Geist in Dänemark und Schleswig-Holstein jetzt eine and«« Richtung nehmen, bis neu« Austritt« in dem Ständcsaal«, neu« Gerücht« von einer Erbfolgeändt- MM Deutsche Allgemeine Zeitung. rMU Au«l»nd«k. . ' »Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!»