Suche löschen...
Dresdner Journal : 31.07.1859
- Erscheinungsdatum
- 1859-07-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-185907316
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18590731
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18590731
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1859
-
Monat
1859-07
- Tag 1859-07-31
-
Monat
1859-07
-
Jahr
1859
- Titel
- Dresdner Journal : 31.07.1859
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
. V174 Ab-o-e»«»t«»tt«sr: .I .lnUc'I.: 5, IlUf. 10 Xj?r. ü> I«!»»«. > Iiu ' <j!U>rl.: 1 .. U> ., „ ., stritt ko,t- unä »I-ri-ltlieli ii. Lr«,ä.»: 1'' 8gr. s 8t<>wp«I«u- Llari-Ino Xumm.-rn: 1 Xxr. 1 ,ekl»x liinrii. Inseratenpreise: 1I.I <I -N »«IHN ,-ui<-r 7.,-Ue: 1 8xi-, l i.!<-r ,,! >,i8> >tir Xellv: 2 Xxr. Erscheinen - , mit .»Iiinaliiii«! gor 8uno- IIN.I ^tx-n.I-i sili <I<»ii sol^bml^n p«^. Sonntags den 31. Julr. Dres-NkrAmmal. Verantwortlicher Redaetenr: I. G. Hartmann. iss». Inscraikuannlchmc auewärto: ».elprix: i n. Itiiexn» ri < i , vnmmimioniir <i<>« I>:<->>!n< i- mil»; <-!„-iu!.-i--: II. Ni nx.i.; Lttvii«: Il^-eiri asraii« L. t,.»i.>:«: LüNw: Ni » i'» -< !>'- I!u>-Iili.. liiimuirrair's Kur.-««; vr.»«n: N. ><m.-'>n^ krankrur» «. »r ,1V»NIn Itin liliiimlluxx; Uiila: .Vvvl-r LitNLier»; !ar:»: v. I<-'»i^i»i- >28, in«- <I«>» lmn« c-ns»u»)z kriix: r'n. C.iiu <!<.»'> ItiitIiIi.in<IIl»>x. Erranageber: K..N,.'I. Nx,u-Uti<>ii <>. ' Ni.^iluoi .lourual», Di. ^O.ii. ^Iniiv»»t>Xr. <- Nachbestellungen auf da-„DreAdner Journal" für die Monate August und September werden für Dresden zu dem Preise von 1 Thlr. bei unt angenommen. — Für auswärts müssen die Bestellungen auf das volle Quartal lauten (Preis: in Sachsen 1 Thlr. 10 Rgr, in Preußen 2 Thlr., in Oesterreich 3 Fl. 42 Ar.) und find an die nächstgelegenen Postanstalten zu richten. Die JnfertionSgebühren betragen beim „Dresdner Journal" für die Zeile oder deren Raum: im Jnseratentheile des Blattes 1 Rgr., unter „Eingesandt" 2 Rgr. Kömgl. Erpedition -es Dres-lur Zovruais. (Marienstraße Nr. 7.) Amtlicher Tcheil. Dresden, 30. Juli. Ihre kaiserlich königlichen .Ho heiten der Erbgroßherzog von Toscana und Prin zcssin Tochter, Erzherzogin Antoinette, sind gestern Nachmittag '^>2 Nhr von Prag, Ihre kaiserlich königliche .Hoheit die verwittwete Frau (Äroßberzogin von Tos cana und Ihre königliche Hoheit die Prinzessin Amalie, gestern Abend H8 Uhr von Tepkitz, im Hvs- lagcr zu Pillnitz eiugetrofsen. Dresden, 24. Juli. Sc. Majestät der König haben gerudt dem Oberleutnant Rehrhofs von Holdcrberg vom 8. Infanterie-Bataillon die wegen überkommener Tienstnntüchtigkcit nachgcsuchte Entlassung, mit der Er- laubniß zum Tragen der Armee - Uniform, allergnädigst zu bewilligen. Nichtamtlicher Thoil. Neberstchk. Telegraphische Nachrichte». Zritungsschau. (Eonstitutionelle Zeitung. >- Oestcr- rcichische Zeitung. — Pavs. — Eonstitutionnel. — Englische Blätter.) Tayelgeschichte. Wien: Pom Hose. > Telegraph enver- bmdunq zwischen Venedig und Innsbruck. Erzherzog Albrecht, Chef der MilitLrkanzlci. Die kaiserliche Flagge auf der Insel Lussin wieder aufgehißt. — Berlin: Die Reise des Prinz-Regenten. Fürst von Hohcnzollern nach der Schweiz. Die neue Heeres- sormation. — München: Die Adresse überreicht. Vom Hofe. Militärcreditforderung. — Hannover: Kam- merverhcmdlungen. — Wiesbaden: Beurlaubungen. — Frankfurt: Berichtigung. — Paris: Die Züricher Eonferenzen. Bevorstehende Reise des Kai sers. Die Asche des Herzogs von Reichstadt. Prinz Napoleon. Armeereduction angekündigt. Vermischtes.— Bern: Rapport über die Meutereider Schweizertrup pen in Neapel. — Turin: Adresse an Graf Cavour. Chambery: Wünsche für Anschluß an Frank reich. — Haag: Die Kammern geschlossen. Begna digung. — Amsterdam: Beurlaubungen. — St. Petersburg:, Ansiedler nach Sibirien. — New- No r k : Negeraufstand. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Chcmuiv. Banken.) Gerichtsverhandlungen. (Rochlitz.) Wissenschaft, Kunst und Literatur. Statistik und Bolkswirthschaft. Börsenvachrichten. Inserate. Lageskalender. Telegraphische Nachrichten. Paris, Freitag, 2V. Juli. (Tel.d.K.Z.) AuS Turin wird von gestern gemeldet, der Gouverneur von Modena, Cavaliere Farini, habe auf Befehl des Königs von Sardinien die Vollmachten der sardinischen Behörden zurückgezogen nnd durch eine Proclamation den Municipien wieder übertragen; die letzter» haben Farini zum Diktator erklärt. Farin» habe die provisorische Regentschaft in der Absicht übernommen, die öffentliche Ordnung auf recht zu erhalten, »»d wird eine Versammlung be rufen, welche über die Geschicke de» Lande- zu ent scheiden hat. Aus Mailand wird vom gestrige« Tage be richtet, die Gedächtnißfeier für deu König Karl Albert sei unter großem Zudrauge des Volkes und unter Theilnahme aller Truppeu begangeu tvvrdeu. In Lodi kam es 37. Juli zu Unruhen, weil die Gemeindebehörden unterlassen hatten, von dem Ein treffen französischer Truppen, denen «an Ehren erzeigen wollte, zeitig Nachricht zu grbeu. Die Behörden mußten sich zurückziehen. Der Intendant deS Königs hat eine provisorische Municipalcom- Mission ernannt und die Ruht ist wieder hergestellt. London, Freitag, 29. Juli, Nachts. In der heutigen Sitzung des Unterhauses erwiderte Lord Palmerston auf eine Interpellation Lord Bentinck'S, es sei noch nicht an der Zeit, betreffs der Reduk tion der englischen Rüstungen Uuskuuft zu »er langen. Jeder Staat müsse seinen eigne» Wehr- bedurfn issen genügen. Horsman beantragt die Ton- trahiruna einer Anleihe zu rascher Vollendung der Bertheid,gnngsanstalten. Der Kriegsminister bittet den betreffenden Commisfionsberscht abzuwarten, indem er zugleich die Versicherung giebt, die ge jammte Kriegsflotte erhalte demnächst gezogene Ka nonen. Cobden sucht die Befiwcht»»^ eü»er fvau rösischrn Invasion zu widerlegen. Sir Charles Napier, Sir John Pakiagton, Lord Paget und Palmerston find für umfassende Vertheidigungs- anstalteu, ohne jedoch Horsman's Anträge beizu stimmen. Letzterer wird mit 167 gegen 79 Stim men verworfen. St. Petersburg, Freitag, LV. Juli. Das „Journal de St. PeterSboura" sagt: Einige Zei tungen haben, angeblich gestützt auf öffentliche Aktenstücke, die Behauptung aufgestellt, es wären vor der Kaiser - Zusammenkunft in Billafranca zwischen deu neutralen Mächten Vermittelungs grundlagen sestgestellt worden, und besonders die erlangte Kenntniß von diesen Grundlagen, die ungünstiger befunden worden seien, als die von Frankreich vorgeschlagenen, habe den Kaiser von Oesterreich bewogen, die letzter,» zu arreptiren. Das „Journal de St. Petersbourg" ist ermächtigt, zu er klären, daß irgendwelche Grundlagen für die Ler Mittelung, deren Absicht allerdings bestanden habe, unter den neutralen Mächten nicht nur nicht ver einbart, sondern nicht einmal diScutirt worden seien. Die Friedenspräliminarien seien zwischen den kriegführenden Mächten unterzeichnet worden, ehe selbst das Princip der Vermittelung, welches den Gegenstand von Besprechungen unter deu neu tralen Mächten gebildet, definitiv sestgestellt ge wesen sei. Dresden, 30. Juli. Die „Eonstitutionelle Zeitung" hält sich, in Erwiderung auf die unlängst im „Dresdner Journal" enthaltene Erinnerung an den Verlauf der Dresdner Eonferenzen 1850/51, für berufen, unsre Bemerkung, „daß die Arbeiten der Dresdner Eonferenzen betreffs einer Revision und erweiterten Ausbildung der Bundesverfas sung deshalb scheiterten, weil Preußen cs vorzog, die einfache Rückkehr zum Bundestage in Antrag zu bringen", als eine irrthümlichc zu bezeichnen, indem sie darauf hin weist, „daß infolge österreichischer Eirculardepesche vom 20. April 1850 schon am 10. Mai 1850 mehrere deutsche Staaten unter Oesterreichs Vorsitz eine Bundestagssitzuug gehalten hätten". Diesem „wiederauferstandencu Bundes tage" seien später noch mehrere andere Regierungen bei getreten, während die Dresdner Eonferenzen erst am 23. December 1850 zusammentratcn. Somit gebühre nicht Preußen, sonder» Oesterreich „der Ruhm der Ruch kehl zu -dem am-12. Juli 1848 verblichenen Bundes tage". Wir nehmen aus dieser Erwiderung der „Eonst. Ztg." Veranlassung zu einer kurzen Erörterung des Ver laufs der Dresdner Eonferenzen, welche, außerdem daß sic die passende Antwort auf diese Aeußcrung der „Eonst. Ztg." crtkeilt, auch im Hinblick auf mehrere andere Preß vorgänge der neuesten Tage wieder zeitgemäß zu sein scheint. Wir wollen nickt zu weit abirren, indem wir etwa alle Umstände hier erörterten, welche dem Zusam mentritt der Dresdner Eonferenzen vorausgingcn. Oester reich lud in der Depesche vom 20. April 1850, weil für die gemeinsamen deutschen Interessen durchaus kein that- säcklich und zu Recht bestehendes Organ mehr vorhanden war, die deutschen Bundesregierungen ein, eine Bundes plenarversammlung wieder zu constituiren. Es versprach zugleich, daß cs sich nicht um eine Rückkehr zum Alten handeln sollte, sondern daß der kaiserliche Hof eine Um gestaltung der Bundesverfassung in Absicht habe. In Uebereinstimmung damit brachte Oesterreich schon in der zweiten Sitzung am 16. Mai einen Antrag auf Bildung eines provisorischen Bundescentralorgans ein, bestehend aus 9 Stimmen, wovon Oesterreich und Preußen je 2, Bayern allein 1, die übrigen 3 Königreiche, um welche sich kleinere Staaten gruppiren sollten, je 1 und endlich auch die beiden Hessen, mit kleinen Staaten gruppirt, 1 führen sollten. Obgleich hieraus deutlich zu erkennen war, daß Oesterreich sehr bereit war zu einer sofortigen Reorganisation des Bundes, schlossen sich Preußen und die mit ihm damals noch verbündeten „Unions"-Staaten doch jenen: Neorganisationswerke nicht an. Nachdem die in Frankfurt vertretenen Negierungen auf einen Anschluß der übrigen bis zum 7. August vergeblich gewartet hatten, faßten sie nunmehr den Beschluß der Reactivirung der Bundesversammlung, mit der allseitig ausgesprochenen Erklärung, sofort von diesem gesetzlichen Boden aus an eine Revision der Bundesverfassung zu gehen. Die deutsche Bundesversammlung trat darauf am 2. Sept. 1850 zuerst wieder zusammen. Von Preußen und dessen „Alliirten" wurde derselben der rechtliche Bestand bestrit ten. Die Beschlußfassungen der Bundesversammlung in dem kurhessischrn Verfassungsstreite und in der holsteini schen Angelegenheit führten bekanntlich zu weitern ernsten Wirren mit Preußen, welche in der letzten Stunde vor Ausbruch eines Krieges durch die Olmützer Punktation am 29. November 1850 geschlichtet wurden. In dersel ben wurde die Erledigung der genannten beiden Ange legenheiten durch Cooperation zweier Eommissare stipu- lirt, von denen der Eine durch die in Frankfurt vertre tenen Regierungen, der Andere von Preußen ernannt werden sollte. In Kurhessen und in Holstein sollte auf diese Weise ein den Bundesgesetzen entsprechender Zu stand hergestellt werden. Von einer Theilnahme Preu ßen- an der Bundesversammlung war keine Rede, viel mehr wurde die sofortige Eröffnung von Ministerialcon- serenzen in Dresden zugesagt, auf denen eine Umgestal tung der Bundesverfassung von allen deutschen Regie rungen berathen werden sollte. Die Eröffnung dieser Con srrenzen geschah am 23. November 1850. Es ist jetzt nun wohl «ine Erinnerung an den Gang dieser Con frrenzarbeiten am Platze. Oesterreich uird Preußen schie nen einig zu sein. Sie machten eine gemeinschaftliche Vorlage für di« Bundesreorganisation. Nach derselben sollte der bisherige ,^engere Rath" durch eine vollziehende Behörde ersetz» ivcrden, an der alle deutschen Staaten mit 11 Stimmen Theil nahmen. Oesterreich und Preu ßrn erhielten davon je 2, jedes der übrigen Königreicke 1 Stimme. Di« übrigen Staaten erhielten 3 Stimmen, welche sie in drei Gruppen verthrilt führen sollten. Im Plenum sollte die bisherige Stimmenzahl von 68 auf 77 erhöht werden, von wclckcr Vermehrung Ocsterreick und Preußen je 4 und Bauern 1 zugelcgt wurden. Die Or ganisation der vollziehenden Behörde wurde sehr straff' und stark angelegt. Die Abstimmung derselben erfolgte stets nach einfacher Mehrheit, auck ohne besondere Instruction der Regierungen. Zur Vollziehung ihrer Bescklüssc sollte stets ein BundeShecr von 125,00t) Mann gedalten wer den. Alle auswärtigen Beziehungen des Bundes, seine Militärangelegenhciten, die Erhaltung des inncrn Fric den» und die Vollziehung aller Bundcsdcscklüsse Warden dieser vollziehenden Behörde zugcwicscn. Auch für «das Plenum wurden die Abstimmungen sehr vereinfacht. Oesterreich und Preußen traten mit ihrem ganzen Län dergcbicte in den Bund. Von den Mittelstaaten war in den Verbandlungcn wiederholt auf die Scköpfuirg einer Abgcordnctensammlung, neben und zur Unterstützung der Bundesversammlung gedrängt worden. Es schien indcß, daß Preußen sick mit Oesterreich bereits früher verstän digt hätte, solche Anträge zurückzuweisen; wenigstens er klärte sick Preußen stricte dagegen, und Oeslerrcick hielt rin Jnslcbentreten der übrigen Thcile der Organisation, namentlich einer kräftigen Erccntivgcwalt für so wick- tig, daß cs jenen Anträgen keine Aufmerksamkeit zu wandte. Die Arbeiten bezüglich eines allgemeinen deut- schcn» Handelsvertrages und der Bildung eines Bundes gerichts schienen günstig sich zu gestalten. Im Allge meinen konnte man von den Arbeiten den glücklicksten Verlaus hoffen, zumal Preußen nock in einer Note vom 11/ Februar gemeinsames Handeln mit Oesterreich als den Grundsatz Ter preußischen Regierung ausgestellt hatte. Als aber am 23. Februar die Plenarsitzungen der Eonsercnz wieder eröffnet wurden, mußte man sich über zeugen, daß die Dinge nickt mehr so günstig standen. Die Kleinstaaten verlangten entschieden Berücksichtigung aller Stimmen in der neuen vollziehenden Behörde und wollten, ehe sie den Eommissionsvorschlägen znstimmtcn, lieber zur Bundesverfassung „i>uro ol icimpl,-" zurückkeh ren. Da alle Mittclstaaten nebst den beiden Hessen für die Eommissionsvorscklägc waren, Oesterreich und Preußen aber schon ans dem Grunde dieselben unter stützen mußten, weil sie in Uebereinstimmung mit der von ihnen gemeinschaftlich gemachten Vorlage waren, fo hätte man hoffen dürfen, daß die Kleinstaaten, in Er kenntnis; des auf allen Seiten gefühlten Bedürfnisses nach einer Verfassungsreorganisation, sowie in Erwägung der' in dieser Beziehung von allen Theilen gemackteu Versprechungen, nickt durch äußersten Widerspruch und Unnachgiebigkeit ein Werk sckcitern lassen würden, das für sich die Stimmen der beiden Großmäckte und aller Mittclstaaten batte. Indcß vereitelte ihr Widerspruch den Abschluß der Sache in der Plenarsitzung vom 23. Februar. Man beschloß deshalb am 28. Februar, die Angelegenheit noch einmal einem Ausschüsse zu über geben. Oesterreich versuchte sofort in einer sebr ein dringlichen Note vom 2. März, die Kleinstaaten davon zurückzuhatten, einfach zu den alten Zuständen zurück- zukchrcn. Würde feiten Preußens dieselbe Haltung be obachtet worden sein, so wäre wohl zu erwarten gewesen, daß die Kleinstaaten in ihrem Widerspruche gegen die Großmächte und alle Mittelstaatcn nickt verharrt haben würden. Hier aber war eine Umstimmung Preußens zu bemerken. Es verlangte Aussckub, hob neue Verhand lungsobjecte hervor, gab Bedenken gegen den Gcsammt- eintritt Oesterreichs zu erkennen, und anstatt bei den Kleinstaaten darauf zu dringen, durch ihren einseitigen Widerspruch nicht länger den Abschluß des Reorgani sationswerkes zu verzögern, forderte cs dieselben unterm 27. März dazu auf, die Bundesversammlung wieder in allgemein anerkannte Wirksamkeit zu setzen. Dies fand ihren Beifall. Am 2. Mai erfolgte in Frankfurt der Wiedereintritt der noch nicht vertretenen Bundesstaaten Nachdem Preußen somit kein dringendes Interesse mehr für-den Abschluß der bonfcrcnzarbciten zeigte, mußte man feiten Oesterreichs und der Mittclstaaten dieselben verloren geben, und am 15. Mai erfolgte dann auck der Auflösungsbeschluß. Seitdem ruhen die Bundesreorganisationsarbciten im Großen. Nur von den Mittclstaaten, besonders Bayern, sind mehrere Male Anregungen zur weitern Entwickelung ein zelner allgemeinen Interessen am Bunde ausgegangcn. Daß das „schätzbare Material" nicht unverwcrthct bleiben, namentlich daß die Vorlage wegen Errichtung eines Bun desgerichts zur Ausführung kommen möchte, wurde wiedcr- holt^von Seiten Sachsens und sodann Badens angeregt, fand aber auf Seiten Preußens entschiedenen Widerspruch. Deutschland ist auf den Dresdner Eonferenzen nahe daran gewesen, seinen nationalen Bedürfnissen und Wünschen eine Befriedigung gewährt zu sehen, welche, wenn auch noch nicht allen nationalen Wünschen entsprechend, doch sich bei allseitigem aufrichtigen Anschlüsse an den neuen Zustand der Dinge durch rasche Weiterentwickclung vcr mehrt haben würde. Auf wen die Verantwortung dafür fällt, daß jener so günstige Zeitpunkt ungenützt vorüber ging, daß Deutschland mit großem innern Widerstreben zu den alten Zuständen einfack zurückkehrcn mußte: das crgiebt die einfachste Geschichtserzählung. Lieft man jetzt häufig in Zeitungen Wünsche dafür, daß die Bundes reorganisationsarbeit wieder ausgenommen werden möckte, so entspricht dies im Grunde nur jenen laut und lebhaft in de» Jahren 1850 und 1851 feiten der meisten deutschen Regierungen zu erkennen gegebenen Wünscken, deren Verwirklichung leider damals vereitelt wurde. Man bewahrt auch jetzt diese Wünsche. Freilich muß sich der unbefangene Politiker sagen, daß gerade in diesem Mo mente, wo durch Deutschland eine große gegenseitige Ver stimmung geht, wo eS von Klagen und Anklagen von hüben und drüben übcrfließt, wenig Aussicht auf eine erfolgreiche Arbeit in dieser Beziehung vorhanden ist. Er muß sich ferner sagen, daß Paririforderungen, wie sie jetzt laut werden, denen der Stempel der größte» Ein seitigkeit, aufgedrückt ist, redliche Bemühungen für eine Einigung zu ReorganisationSzwrckcn «her hindern, als fördern. Die Zeit einseitiger und exclusiver Parteiungen - und des Grollens zwisckcn einzelnen Theilen kann un möglich geeignet sein zu einer ruhigen und objectivcn Würdigung und Erwägung der Versassungszuständc Deutsch lands. Arbeite zunächst ein Jeder in seinem Kreise nur daran, daß sich gegenseitiger Groll lege nnd daß die Stimmen ungehört verhalle», welche für die Reorgan: sation der deutscken Vcrfaffu»gszuständc den mesguinen, kleinlichen Maßstab einer Partcimcinung empfehlen. Tas klebrige wird sich dann von selbst finden. Die „Oesterrcichischc Zeitung" schließt einen Artikel über die von Seiten Preußens veröffentlichten diplomatischen Acten stücke mit folgenden Worten „Oesterreick hat eine Provinz verloren; Preußen wird von Rußland und England belobt, Hatz Frankreich gereizt, Oesterreich sckmerzlich berührt nnd wird von Deutschland getadelt. So gehen die beiden Hauptmäckte aus der Krisis bcrvor. Wir wünschten, daß damit der (Gegenstand abgcthan nnd der unselige Streit geschlossen sein möge, der nur den Feinden des deutscken Namens zu Nutze dienen, und böse Saaten für die Fuknnft bereiten kann." Unter der Aufschrift „In gni-d-ti"» anglai*c>" setzt das „Pavs" die Angriffe gegen Enland fort. „Man darf annehmcn, sagt dasselbe, daß die französische Regie rung nickt zögern wird, von dem englisckcn Eabincte (H: klärungen zu verlangen über die Haltung Englands, übe: die Besorgnisse, die man dort zur Schau trägt, und über die Verthcidigungsanftallen, die man dort in so großar tigcn Verhältnissen weiter fortsctzk. Vertrauen und voll ständiges Einvcrsiändniß muß zwisckcn den beiden Na tionen bcrrsckeu, oder sic müssen nothwendiger Weise in einen ernsten Eonslict gcralhcn. Seit zehn Jahren gab der Kaiser England vielfache Beweise seines aufrichtigen Wunsches, die freundschaftlichsten Beziehungen mit ihm zu unterhalten. Auf diese Beweise antwortete England nur zu ost durch Mißtrauen. Eine solche Lage kann schwerlich lange ;4cit währen, und cs muß ihr bald auf eine oder die andere Weise ein Ende gcmackt werden." — Der „Eonstitutionnel" fürchtet ebenfalls, daß das französische Volt durch diese fortwährenden englischen Mißtrauensvoten in eine solche (Erbitterung versetzt wer den wird, daß der Kaiser cs nickt wird halten können. Er sagt u. A.: „DiSracli und Bright, Palmerston und Russell haben recht gethan, unvorsichtige Schriftsteller und Redner daran zu mahnen, daß die französische Nation eine .empfindlich Nation ist, daß die englischen Deela- maklönen endlich bis zu ihr gelangen und eine Gereizt hcit dervorrufen könnten, welche dem lärmenden Miß trauen jenseits des Eanals entsprechen würde. Lord Russell hat ihnen gesagt, ein Krieg aus panisckem Schreck würde schlimmer sein, als ein Krieg aus Zorn. Was würde gar daraus werden, wenn beide Gcfüblc sich gegen Überständen? Hr. Bright hat sie beschworen, nickt länger eine Gereiztheit hcrvorzurufen, welche, wenn dieses System noch niedrere Monate dauert, cs jeder Regierung unmög lich macken würde, den Krieg zu vermeiden. Wir hoffen, diese Warnungen werden gehört, dlese Rathschlägc befolgt werden, und daß so die von dem englischen Redner vor- hcrgeschenc Gefahr beseitigt werden wird. Das ist der energischste und aufrichtigste Wunsch Frankreichs, welches der Meinung ist, daß die Aufrechterhaltung der englisch französischen Allianz für die Ruhe der Welt und die Sache der Eivilisation von Wichtigkeit ist. Der Moniteur-Artikel über das britische Kriegs budget war nicht geeignet, einen angenehmen Eindruck in England zu macken, vielleicht ist er auch nicht zu diesem Zwecke erschiene». Die franzosenfrcundlichen oder vermittelnden Blätter, die bei dem „Moniteur" (auf richtig oder aus Politik?) die wohlwollendsten Absichten voraussetzen, bemühen sich dock, ihm grobe Recken fehler nachzuweisen, und bedauern, daß er dadurch sei ner Tendenz geschadet habe. Sie vergessen, daß der „Moniteur" vorzugsweise auf das französische Publicum wirken soll, welches die englischen Widerlegungen nicht lesen wird. Andere erblicken in den Acußcrungcn des amtlichen Organs eine Art „ae m li.^<-n»-iU". Die„Times" erinnert an jenes Pröbchen französischer Antwort, welches nur sagen wollte, daß Frankreich nicht interpellirt wer den will: „Frankreich kann nicht entwaffnen, weil es noch gar nicht zu waffnen angefangcn hat", und ver gleicht damit die Parallele, die der „Moniteur" zwischen den Budgets von England und Frankreich zieht. „Wenn man es mit Geld allein ausrichten könnte", fährt die „Times" fort, „dann würden wir ruhig sitzen und den Feind, wenn er uns ins Haus fiele, mit harten Thalern todtschlagen; aber was uns beunruhigt, ist der Mangel an Soldaten, nickt an Geld. In der neulichen Unter hausdcbatte über dies Thema konnte kein Minister mehr als 30,000 Mann zusammenzählen, als die heimische Streitmacht gegen einen etwaigen Jnvafionsversuch. Der „Moniteur" kehrt sich nur ans Geld. Unsre Armee und Flotte kosten (angeblich) mehr als französische Soldaten und Schiffe, und damit Punctum. Europa gegenüber ist unsre Politik eine rein defensive. In der That, unser Reick (I'vmpiio) ist der Frieden, ob wir es wünschen oder nickt. Es ist wahr, daß unsre Voranschläge allmählich gestiegen sind, thcils infolge der Einführung der Dampf kraft, thcils infolge des humanen und politischen Bestre bens, die Lage des Soldaten und Matrosen zu verbessern. Worüber England klagt und was die Wicderauferlegung von Kricgssteucrn nothwendig macht, das ist etwas Neues. ES ist die offenkundige Thatsachc, daß Frankreich seine Rüstungen über alle Nothwcndigkeit hinaus vergrößert. Wem will England ins Land fallen? Vor wem braucht Frankreich sich zu vcrthcidigen? Aber das Raisonnement deS „Moniteur", schlecht wie es an sich ist, beruht auf einem finanziellen Triebsand. England- hat Voranschläge. In Frankreich steht e- dem Finanzminifter immer frei, zu borgen, und seine Voranschläge sind weiter nichts, al- eine Förmlichkeit. Nnd weshalb möchte Frankreich unsre defensiven Rüstungen hemmen? England denkt nicht daran, Eherbourg, oder Brest oder Toulon anzu greifen. Mit all seiner Kriegsflotte könnte eS keine 30,000 Mann in Frankreich landen, einfach, »veil e<
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite