Volltext Seite (XML)
Nr. 24 29. Jahrgang. Donnerstag, den 30. Januar 1902 demnächst in der bisherigen Form mitgetheilt werden. — Abg. Stockmann: Wir erblicken nach wie vor in der Wiederzulassung der Jesuiten eine Gefahr für das con- fessionelle Leben der Nation. Weil wir unser deutsches Vaterland lieb haben, deshalb wollen wir es vor dem konfessionellen Streite bewahren. Im Uebrigen hoffen wir auch, daß die verbündeten Regierungen ihre Ent schließung so rasch wie möglich soffen und eine Antwort ertheilen, die kurz und bündig sein wird. — Abg. Blos: Wir sind gegen alle Ausnahmegesetze. Wollen Sie aber, meine Herren vom Centrum, das Jesuitengesetz rasch und gründlich beseitigen, so haben Sie ein ein- facher Mittel: Flotten, Colonien, Plätze an der Sonne, Anleihen, neue Steuern — hören Sie auf, das Aller zu bewilligen, hören Sie auf, eine Bewilligungspartei zu sein! — Abg. v. Staudy: Auch seine Freunde wünschten eine schnellere Entscheidung des Bundcsraths über die Beschlüsse des Reichstags. Zur Sache selbst habe er zu erklären, daß die Conseroativen den Antrag auf völlige Aufhebung des Jesuilengesetzes abgelehnl zu sehen wünschen, da andernfalls in einer großen Mehr, heit des deutschen Volkes Beunruhigung Platz greisen würde. — Abg. Bachem bestreitet, daß von der Aus hebung der Gesetzes eine Störung des consessionellen Friedens zu gewärtigen sei. — Abg. Stöcker knüpft an eine Aeußerung des Abgeordneten Bachem, daß die Polemik des Evangelische» Bundes viel gehässiger sei, als die von katholischer Seite. Er selbst habe nie gegen den Katholicismus gehässige Worte gebraucht, richtig sei aber, daß von beide» Confessionen in diesem Punkte ge sündigt worden sei. Das bedauere er. Die beiden Con- scssionen sollten wetteifern, nicht in nichtiger Polemik, sondern in Liebe und zueinander das freundschaftliche Verhältniß wieder Herstellen, wie es vor der Cultur- kampfzeit bestanden habe. — Staatssekretär Graf Posa- dowrky verbreitet sich noch aus Anlaß der Bachem'schen Bemerkung über die staatsrechtliche Stellung des Bundes- ralhes. — Abg Bachem: Mit Herrn Stöcker's Mah nung zum Frieden unter den Consessionen sei er ein verstanden, aber er glaube, daß von katholischer Sette nur sehr selten den Protestanten Anlaß zu Beschwerden gegeben werde. — Abg. Schrader erwidert dem Staats- secretär, dem Reichstage sei jedenfalls der Reichskanzler verantwortlich und nicht die verbündeten Regierungen. — Hierauf schließt die Besprechung. Das Haus setzt nun die Berathung des Etats des Reichsamts des Innern beim Titel Staatssecretär fort. — Abg. Stolle verbreitet sich über gewerbliche Kinderarbeit, Mißstände im Bau gewerbe usw., um nachzuweisen, daß von ernsthaften Wirkungen der Sozialreform bisher noch nichts zn spüren sei. Von den Verwaltungsbehörden würden zu willkür liche Ausnahmen bewilligt und die Gewerbeaufsicht sei noch nicht ausgiebig genug. — Sächsischer Bevoll mächtigter Dr. Fischer wendet sich gegen die Ausführ ungen des Vorredners und verbreitet sich insbesondere über die Gewerbeaussicht in Sachsen. Wenn da nicht Alles so sei, wie es sei» könnte, so liege das nicht an den Gewerbeinspecloren, sondern an der Verhetzung der Arbeiter gegen die Beamten. — Abg. Esche wünscht baldige Vorlegung eines Gesetzentwurfes gegen Miß brauch geistiger Getränke. Die Schankstättenzahl müsse verringert und für sie ein fester Bevölkerungsmaßstab vorgeschrieben werden. Man brauche nicht erst an die traurigen Vorfälle in Mörchingen, Insterburg und Jena Redaction und Expedition: Bahnftratze S (nahe dem K. Amtsgericht). Lelegramm-Adreffe: Anzeiger Hohenstein-Ernstthal. n' siae Ortsfteuereinnahnie bei Vermeidung der zwangsweisen Beitreibung an die Ylestge abzuführen. Gersdorf, den 27. Januar 1902. Der Gemeindevorftand Göhler. zu denken, um sich gegenwärtig zu ha^ ^Mk^ unsere Wehrfähigkeit von der Zuruckdammung Holismus abhänge. — Hierauf erfolgt g- Rom - Kaiser Wilhelm übersandte der Stadt ein Marmordenkmal Goethes .Aufstell Zister öffentlichen Platze und kündigte ? meinem G durch folgendes Telegramm an. „An tage gedenke ich dankbar der gastlichen ich so oft in Italien und insbesondere m Rom gefü.- habe. Als Ausdruck meiner Empfindung wolle Municipalität von mir em Denkmal des Deutsch . geqennehmen, der unser Volk immer aus Italic h g wiesen und damit deutschem Idealismus neue un h h Ziele gesteckt hat. Wie kein anderer suhlte Goethe den Zauber der herrlichen Stadt nnd wußte denfel unvergänglichen Werken der Dichtkunst festzulegen. Möge der junge Goethe in der ewigen Roma eine ebenso gast liche Aufnahme jetzt im Marmorbilde, wie einst im Leben, finden. Möge sein Standbild unter dem blauen Himmel des von ihm besungenen Landes, wo hoch der Lorbeer steht, ein dauerndes Wahrzeichen der aufrichtigen und herzlichen Sympathien bilden, die mich und Deutsch land mit dem schönen Italien verbinden." Der Bürger meister von Rom antwortete mit folgender Depesche: „Das Geschenk der Statue Goethes an Rom, welches ihn als beneideten Gast hatte und in dessen Mauern sein Genius lebte und sich in unsterbliche Werke hauchte, bewegt unser Herz, welches in dieser Schenkung des er habenen Gebers die Bestätigung der uralten Sympathie Deutschlands für Italien erblickt, der Sympathie, die sich in jenem Großen besonders darstellt. Nach dem Gedanken Eurer Majestät wird das Bildniß Goethes in diesem von ihm über alles geliebten Rom immer mehr ein Unterpfand der ständigen und festen, beide Völker umfassenden Freundschaft sein. Im Namen Roms, dem Ew. Majestät Ihre Gedanken an diesem Freudentag zuwendet, danke ich für die denkwürdige Gabe und sende die heißesten Wünsche für das Glück Ew. Majestät und Deutschland." — Einer der angenehmsten Führer der konservativen Partei, Gras Klemens Karl Ludwig Friedrich v. Klinckow- ström, ist am Sonntag in Berlin gestorben. Nicht un erwartet kommt die Todesnachricht, da er seit längerer Zeit schwer krank war und sich deshalb vorübergehend von, parlamentarischen Leben zurückgezogen hatte. — Wieder ein schwerer Schlag für die Buren: Bm Viljoen gefangen! Er war einer der unversöhn- lichsten unter den Burenführern. Als Roberts vor den Thoren Johannesburg« stand, war er es, der gegen Louis Botha mit Hartnäckigkeit die Sprengung der Gold minen und die Vertheidtgung der Stadt bis zum äußersten forderte. Später hat er den Geländeabschnitt zwiscken Pratoria und Middelburg zu seinem Operationsfelde er- koren und mit großer Energie und nicht ohne Eriola den Kleinkrieg geführt. W.e e- scheint, bestand zwffchen ihm und Loui» Botha auch später eine gewisse Gegner- Aast; man horte wenigstens nie, daß er mst dem Generalcommandanten zusammen operirte, sondern fall stets führte er seine Husarenstreiche auf eigene auch an Bothas letztem Vorstoß nach' Ll Unt r nicht theilgenommen zu haben. Eine der empfindlichsten Schlappen die er den Engländern beigebracht halt mar der Ueber all am Steenkoolsprutt bei Wilmansrust am^2 Juni vorigen Jahres, wo von 250 berittene» Vicwria^ Deutsches Reich. «-'S Andenken^'^ Das Haus ehrt Kilnkowstlöm durch Erheben^ Abgeordneten Grafen Tagesordnung stelu die ^°n den Plätzen. Auf der '--A-d Aulh-bun d-. L-Eum« L pellation fragt - 1 I^uilengesetzes. Die 2. aus welchen Gründen "icht vorliege, Bundesrath« so sehr ver.öa- Beschießung de« Reichskanzler eine solche Ä!t und 3. ob der duffer Session herb jzufübtt^^ "och vor Ende begründet die JnterpL L -- - Abg. Spahn dieser Frage mit dem ° a werst i-de Verquickung sehen. ES handle sick Frage Thate» tags. Die Ehre des Li 7? des Reichs- Jesitttengesetz sei ein schlechtes und widersinniges Gesetz Redner verbreitet sich dann eingehend über die^Verdienste "uf wissenschaftlichem Gebiete und zwar namentlich auch auf naturwissenschaftlichem. Er verlanat namentlich Beseitigung der JrUenürungs- und AuL sungsbefugmß im § 2, über dessen Aufhebung 1897 fast der ganze Reichstag einmülhig gewesen sei. — Staats- secretär Gras Posadowsky verliest in Stellvertretung des Reichskanzlers eine Erklärung des Inhalts: Die Anträge, welche den Gegenstand vorliegender Interpellation bilden, unterliegen der eingehenden Prüfung der einzelstaatlichen Regierungen. Von katholischer Seite ist wiederholt da raus hingewiesen worden, daß die Thätigkeit der Prediger, orden, insbesondere de« Jesuitenorden«, zur Ergänzung und Unterstützung der geordneten parochialen Seelsorge in gewissen Fällen und in gewissen Landettheilen nicht entbehrt werden könne, daß in der aushilssweisen Thälig- keit dieser Orden vielmehr eine nothwendige Forderung für die Befriedigung dec consessionellen Bedürfnisse der katholischen Kirche liege. Andererseits hegen weite Kreise der protestantischen Bevölkerung auf Grund geschichtlicher Erinnerungen gegen die Wiederzulassung des Jesuiten ordens lebhafte Besorgnisse. Wenngleich unter der modernen einzelstaatlichen Gesetzgebung über Staats- kirchenrecht die Stellung der einzelnen Confessionen eins wesentlich andere geworden ist, so bleibt doch die That- sache bestehen, daß jene Befürchtungen ziemlich lief un Völksgemüth wurzeln. Man wird diesen Wlderstrett der Meinungen auch nicht beseitigen können durch den ^in- m-ia daraus daß im modernen Staat tue verschiedensten Uche "L geistige" Kampf «h-G-gengewich. Md M-n Ad-,"-ich fidd.» -"dsi-u u„d °°i - n Kampf die natürliche Voraussetzung ur die Nge,ev d°- L-b« « V- ^AU- solchen Verhältnissen lst es "Leigen Gebiete erst staatlichen Negierungen auf ^Schließungen nach reiflichen "»d langen Ec g g Abänderung fassen können gegenüber Zustandes an- des gegenwärtig bestehende g verbündeten stndm L« «S-U°° N-gt-rungm noch >m L»"!- i-» Md d-r B-- Der am Bekanntmachung. Mi- w»d.nd. 1. S-brÄ' «. .7" MrliWitz, 8rrsMs, 7^^ Mittelbach, Hermsdorf, Bernsdorf, Langenberg, Falken, Meinsdorf u^w "Zmittags agsbeilA 25 Pfg. incl. Jnsertionsgebühren: die fünfgespau«"« Corpu^^ Raum für den Verbreitungsbezirl 10 Pf^- ^ - ^ge Rabatt. Reclame 25 Pfg. Bei mehrmaliger Borm.