Volltext Seite (XML)
Kr. 21. Weißerih-Zeilmg. 1 L Verantwortlicher Rcdaeteur: Carl Jehne in Dippoldiswaldf. . . . ' ' ' 13. Mri 18SS. Inserate ' werden mit 8 Pf. für vir Zell« berechnet und tn allen Srpeditlonen ''angenommen. Dienstag. Erscheint Dienstag« Und Freitags. Zu beziehen durch alle Postanstal- ten. Preis pro Quart. tONgr. , .v/ . , . ' ..l Ein unterhaltende- Wochenblatt für den Bürger pnd Laichmann. Alles hat seine Zeit! Wie wir gelesen haben, hat sich zur Errichtung eines Denkmals für den hochseligen König" Friedrich August II. ein Verein gebildet, dessen Direetorium durch das ganze sächsische Vaterland die Aufforderung, sich mit Beiträgen hieran zu betheiligen, hat ergehen lassen. Alles recht schön und löblich, denn diese Idee können wir nur mit Freuden begrüßen. Ja wohl, Friedrich August der Gute soll gleich Friedrich August dem Gerechten ein äußeres Denkmal haben, obwohl sein Gedächtniß in den Herzen seiner ehemaligen Unterthanen unauslöschlich eingegraben steht. Aber im gegenwärtigen Augenblicke, in dieser Zeit der Noth und Drangsal, ist wahrlich die Zeit zur Ausführung dieser Idee die ungünstigste, und wir müssen uns um so mehr wundern, daß diese Idee von Männern angeregt worden ist, welche wohl wissen, daß die Ausführung derselben bei den jetzt obwaltenden unglücklichen Verhältnissen ganz gegen den Sinn des Verewigten läuft. Er, der sich wie ein Vater der Armen anzunehmen pflegte, er, in welchem der Arme seinen Retter und Helfer zu erblicken gewöhnt war, sollte sich von seinem verklärten Standpunkte herab freuen, daß man ihm ein prachtvolles Denkmal errichtete, wahrend seine Kinder in Kummer und Elend verschmachteten? — DaS zu errichtende Denkmal muß ein National denkmal sein, deshalb ist es erforderlich, daß sich der Reiche wie der Arme, der Hohe wie der, Niedere, daran betheilige. Aber in diesen drückenden Zeiten, wo der Arme nur zu sorgen hat, um sich und seiner Familie das tägliche Brod zu uwerben, jetzt, wo Tausende derselben am Hungertuch« nagen und kaum das nackte Leben zu fristen vermögen, da ist auch nicht Einer der Aermcren im Stande, sich an dem LiebeSwerke nur mit der kleinsten Gabe zu betheiligen. Wie gern aber Viele, sehr Viele derselben ihren Theil zu einem Denkmal für Friedrich August den Guten beitrügen, davon wird Der überzeugt sein, dem eS noch erinnerlich ist, welchen tiefen Schmerz die Kunde von dem traurigen Schicksal des Verewigten auch in den niederen und ärmeren Schichten des sächsischen Volkes hervorgerufen hatte, und dem eö nicht entgangen ist, welche ungeheuchelte Liebe dieselben noch über das Grab hinaus mit dem rheuren Landesvater verknüpft. Schreitet man daher jetzt zur Ausführung der gefaßten Idee, so steht — ganz abgesehen davon, daß das zu er richtende Denkmal ein Nationaldenkmal nicht wer den kann — zu befürchten, daß das, was in günstigeren Zetten das ganze Land mit Jubel erfüllen würde, auf eine ganze Classe nur einen schmerzlichen Eindruck machet, und bei ihr nicht die mindeste Theilnahme finden wird. — Darum wäre eS zweckmäßiger und billig, die Errich tung eine- sichtbaren Denkmals aus bessere Zeiten zu ver schieben; gegenwärtig ist aber die Gelegenheit geboten, dem Hochseligen ein anderes, ihm würdigere- und seinen, hochherzigen Sinne entsprechenderes Drntmal zu setzen, wenn man in seinem Namen den armen und pngläÄ- lichen Brüdern, namentlich im Gebirge und Bvigtlande, schleunige, aber auch gründliche Hilfe bringt. Dort ist ein reichhaltiges Feld zum Wohlthun in Friedrich Augusts Sinne. — - , >11 ! >1 TagesgeschLchte. Berlin, 9. März. Der General v, Wedell ist gestern nach Paris wieder zuxückgeM,„pm die Verhandlungen Preußens mit Frankreich hort fortzu- setzen. — In hiesigen namhaften Kreisen spricht man von einem hier angelangten Schreiben des Kai sers Alexander N. an unfern König, in welch-m der junge Kaiser in den freundlichsten und innigsten Worten seinen königlichen Vnkel ersuchen soll, ihm mit seinem Beistand und Rath unter den gegenwärtigen schwierigen Verhältnissen zur Seite zu stehen. Die bisher von dem König von Preußen befolgte Politik eines Vermittlers zwischen den, kriegführenden Mächten dürfte vielleicht gegenwärtig,zu entscheidender Pedeu- tung, namentlich in Petersburg, gelangen. > Selbst bas von dem Kaiser Alexander ll erlassene Manifest, worin derselbe hervorhebt, daß die Wünsche und Ab sichten des Kaisers Peter I., der Kaiserin Katharina, des Kaisers Alexander und des Kaisers Nikolaus die Richtschnur für seine Bestrebungen zum Ruhme deS russischen Reiches fein würden, hat hier diese Hoff nung nicht geschwächt.— ES ist hier die Angabe, daß der Großfürst Konstantin nach Berlin kom men, vielfach verbreitet. ES wird sogar hinzügesügt, baß derselbe schon binnen kürzet« die Reise hierher antreten werde. Zuverlässiges ist übrigens in dieser Beziehung bis jetzt nicht bekannt.Dre Abberufung Mentschikow'S wird in mehren hiesigen Kreisen als ein bedeutsames politisches Ereigniß betrachtet, während von anderer Seite, namentlich von russen freundlicher, mit Bestimmtheit behauptet wird, baß nur die sehr geschwächte Gesundheit Mentschikow'S dessen Abberufung veranlaßt habe, — ES scheint, daß die Niederlage, welche die russischen Streitkräfte bei ihrem Angriff auf Eupatotia erfuhren, im höchsten Grade als die Ursache zu dem Tode des Kaisers Nikolaus zu betrachten ist. Er hatte Befehl gegeben, diesen Platz um jeden Preis zn nehmen, da er sehr richtig dieser Position eine entscheidende Bedeutung'für den Gang des jetzigen Kriegs in der Krim beimaß, A>S ihm die Kunde