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hat. Durch sie erhalten seine der Volksmusik entnommenen Themen intensiveren Ausdruck, zugleich aber auch persönliches Profil. Sehr populär geworden sind Constantinescus Bearbeitungen rumänischer Volkstänze. Der Reichtum an tän zerischen Rhythmen bereichert auch Constantinescus sinfonisches Schaffen. Zudem verwertete der Komponist besonders gern Intonationen der Doinas, nationaler lyrischer Lieder voll sehnsüchtigen, manchmal melancholischen oder versonnen-beschaulichen Ausdrucks. Wichtig sind in Constantinescus Werken auch Einflüsse von rumänischen Liedern und Balladen episch-dramatischen Charakters. Aus seinem Instrumentalschaffen, das sinfonische Werke und ver schiedene Solokonzerte umfaßt, brachte die Dresdner Philharmonie 1962 das 1947 komponierte Konzert für Streichorchester zur Aufführung. Das heute im Rahmen der „Tage der rumänischen Musik in der DDR" erklingende Klavierkonzert, 1952 vollendet, gehört zu den erfolgreichsten Schöpfun gen Constantinescus. Der Komponist hat darin mit großer Meisterschaft Anre gungen aus der Folklore seines Landes verarbeitet. Die Orchestrierung ist farbig, aber nie überladen. Die verwendeten Themen sind teils genaue Zitate aus der rumänischen Volksmusik, teils Bearbeitungen von Originalen. So wird zum Bei spiel im ersten Satz (Allegro), den eine pathetische Sostenutoeinleitung eröffnet, das erste folkloristische Ihema durch rhythmische, melodische und harmonische Umbildung zum zweiten Thema. Dadurch erhält es einen dynamischen und optimistischen Charakter mit heroischen Zügen. Der zweite Satz (Andante), vom Solo-Klavier eröffnet, ist eine auf sinfonische Ebene gehobene Doina, teils lyrisch-zart, teils episch-dramatisch. Der Satz hat dreiteilige Liedform. Das Finale (Presto), ein auf drei Themen aufgebautes Rondo, hat den Charakter eines fröhlichen Volkstanzes. Robert Schumanns 4. Sinfonie in d-Moll, op. 120, ist sein sinfonisches Hauptwerk. Sie entstand in seiner glücklichsten Zeit, im „Sinfonie jahr" 1841, kurz nach der „Frühlingssinfonie". Ungeachtet ihres großen Reich tums an lyrischen Gedanken fand sie bei der Uraufführung am 6. Dezember 1841 im Leipziger Gewandhaus unter dem Konzertmeister David nicht den verdienten Erfolg. Doch der Komponist war von dem Werte seiner Schöpfung durchaus überzeugt, schrieb er doch 1842: „. . . ich weiß, die Stücke stehen gegen die erste (Sinfonie) keineswegs zurück und werden sich früher oder später in ihrer Weise auch glänzend machen." Zehn Jahre später nahm er die Partitur noch einmal vor. Kurz vor der Uraufführung der zweiten Fassung am 3. März 1853 in Düsseldorf schrieb Schumann dem holländischen Dirigenten: „Ich habe die Sinfonie übrigens ganz neu instrumentiert, und freilich besser und wirkungs voller, als sie früher war." Das Werk wird im chronologischen Verzeichnis als 4. Sinfonie gezählt. Die Grundstimmung ist ernster, gedankenschwerer als die der „Frühlingssinfonie", doch gewährt das fast Beethovensche Pathos einiger Abschnitte auch idyllisch-humorigen Partien Raum. Inhaltlich spiegelt sie Schu manns Kampf gegen alles Philisterhaft-Hohle in der Kunst wie im Leben seiner Zeit wider. Dem Untertitel „Introduktion, Allegro, Romanze, Scherzo und Finale in einem Satz" entsprechend sind die vier Teile des Werkes ohne Pausen mit einander verbunden — typischer Ausdruck der Neigung der Romantiker zur Verwischung und Auflösung der klassischen Sonatenform. Die einzelnen Sätze sind nicht nur äußerlich, sondern auch ideell-thematisch eng miteinander ver knüpft, wodurch das Ganze den Charakter einer sinfonischen Fantasie erhält und eine Vorstufe zur sinfonischen Dichtung, wie sie später üblich werden sollte, bildet. Dunkle, ernste Kampfstimmung waltet in der langsamen Einleitung des ersten Satzes. Eine auf- und absteigende Achtelfigur wird ausdrucksmäßig ausgeschöpft. Stürmisch, in erregten Sechzehnteln setzt das Hauptthema des lebhaften Haupt teiles ein. Es bestimmt mit seinem drängenden Charakter eigentlich das ganze musikalische Geschehen des Satzes, erst in der Durchführung gesellen sich ihm neue Gedanken hinzu, in den Posaunen, in den Holzbläsern (ein Marschmotiv), in den ersten Violinen (eine zarte Melodie, welche die Bedeutung des zweiten Themas erhält). Wie die Gedanken wechseln die Stimmungen. Doch der Schwung des Ganzen führt zu einem jubelnd-hymnischen Ausklang. Nach einem unerwar teten, schroffen d-Moll-Akkord wird man von einem volksliedhaften Thema der Solo-Oboe und Violoncelli in die schwermütige Welt des zweiten Satzes, einer Romanze in a-Moll, eingeführt. Dieser klagenden Weise folgt unmittelbar in den Streichern die Achtelfigur der langsamen Einleitung, aus der vom Kompo nisten der etwas tröstlichere Mittelteil der Romanze entwickelt wird. Der klang lich fein ausgewogene Satz schließt wieder in der Anfangsstimmung. Energisch-freudig hebt das Scherzo an, ja sogar der Humor stellt sich ein. Aber die straffe Haltung entspannt sich im Trio mehr und mehr und geht fast ins Träumerische über. Beim zweiten Erscheinen des Trios löst sich das Thema förm lich auf, wodurch ein Übergang zur langsamen Einleitung des Schlußsatzes geschaffen wird. Hier erklingt zunächst das Kopfmotiv des Hauptthemas aus dem ersten Satz, das den Hörer in die düstere Anfangsstimmung zurückversetzt. Jedoch schlagartig bricht strahlender D-Dur-Jubel mit dem Allegroteil herein. Das vor Kraft, Optimismus und Lebenslust überschäumende Hauptthema, dessen siegesgewisse Impulse vom Seitenthema weitergetragen werden, vermag sich gegen düstere Gedanken durchzusetzen. In der Durchführung kommt es zu einem Fugato über das Hauptthema, grell-dramatische Einwürfe erzeugen vor übergehende Ungewißheit. Doch der glückliche Ausgang ist eigentlich schon entschieden. Im hinreißenden Presto bricht heller, eindeutiger Jubel aus, herrscht ungebrochene Freude über den endlich errungenen Sieg über die Philister. VORANKÜNDIGUNG: Mittwoch, den 5., und Donnerstag, den 6. Dezember 1973, jeweils 20.00 Uhr, Kulturpalast Einführungsvorträge jeweils 19.00 Uhr Dr. habil. Dieter Hartwig 5. PHILHARMONISCHES KONZERT Dirigent: Heinz Bongartz Solistin: Yaeko Yamane, Japan, Klaviei Werke von Blacher, Beethoven und Reger Anrecht A Programmblätter der Dresdner Philharmonie — Spielzeit 1973/74 — Chefdirigent: Günther Herbig Redaktion: Dr. habil. Dieter Härtwig Die Einführung in das Klavierkonzert von Paul Constantinescu schrieb Prof. Zeno Vancea, Bukarest Druck: Polydruck Radeberg, PA Pirna - 111-25-12 2,85 ItG 009-110-73 w» Hi i I H a r m on io 4. PHILHARMONISCHES KONZERT 1 973/74