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Dtrnstao, »>. «at i»»r kl! Gegründet 1856 Vorbereltungen M KabinMneubtt-ung Sie WtteMrer bei Sindenburg Vradtmvläuog nurerer I PalaiS die im Paradeschritt ««rückende Ehrenwache und ve Dm« «. VeNog! Lüpsh d >«ich«bh Druden. V»stiä«ck-Kto. IO«- Die,de» Nachdruck um mit deutl.Quellenangad« tDreldn. Nachr.) »uliililg. Unverlangt« Echrtstftack« «erde« nicht auldewahrt «eaVanichNstt Nachrichtnr «resde« SernIpreche^Sammetnummer- »i»tt Nur tür «achtaelprckchet Nr. »Ovtt «chrtltieitm,, u. chauvigeschLIUßell«! Dresden - «. l, M-rienstr«»« «/t» ttl-Ilch,«eim»N,«r S-st-N«,, m-u-Äch «.»<>«. cMchllevich 70 Vs». sttr «chg«- lotnUch vaftdeeua ».,» «k. einlchlievlch i» »kg- »ostaedlchr (,»«« N»ku!>ellimg»ged«dr> »et 7 mal «tchentlichem Neriand. ikinjelnummer tO Vlr-, «rtechaid Nachlen» lt Pf». Nniei-enpreii«! DI« ^uipaltta« »» mm »rett« Seil« l» Vs«., für autwLrt» «0 VI»., die »0 mm »mite N«tlame»etl« »oo Pfg„ «ukchal» »« ««. ad». Krtleiratlchlag lt. 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Denn der fetzige Regte« rungSwechsel ist nicht nach Art der vielen, die wir in der Nachkriegszeit erlebt haben, so daß ein Dutzend Minister geht und ein anderes Dutzend kommt. Er kann am Vorabend außenpolitischer Entscheidungen nur Sinn haben, wenn er etwas völlig Neues, den groben Kurswechsel, ein« leitet, wenn die brüchigen Methoden der Vergangenheit ver« lasten und neue Wege zur Rettung von Volk und Staat be« schritten werden. In unserer an Sensationen so überreichen Zeit ist doch die Schnelligkeit überraschend, mit der das zweite Kabinett Brüning in der VertrauenSentziehung beS Reichspräsidenten zusammengebrochen ist. Noch am Sonnabend hatte der Kanz ler selbst in seiner Rebe über die Arbeitslosigkeit über die Srtsengerüchte gespottet. So sicher fühlte er sich seines Er folges bei Hindenburg. 86 Stunden später war er bereits mit feinem ganzen Kabinett gestürzt. Und zwar offenbar nicht fo, daß er nur formell zurttcktreten mußte, um gröbere Frei heit für seine beabsichtigte Kabinettsumbildung zu gewinnen, sondern wirklich und endgültig. ES ist also Zeit, der Negie rung Brüning den verdienten Nekrolog zu widmen. Er kommt am besten zum Ausdruck in den Empfindungen, mit denen die NttcktrittSnachricht von der öffentlichen Meinung ausgenommen wurde. Abgesehen von den in allen Wahlen geschlagenen LinkSkreisen, die im System Brüning ihre Herr, fchaft verankert sahen, geht ein Aufatmen durch das deutsche Volk und eine Welle von Dankbarkeit für den Entschluß des Reichspräsidenten. Uebcrall flammt die Hoffnung auf, daß dieser fo sehnsüchtig erwartete Schritt die Wendung bedeutet, die aus dem stetigen Niedergang wieder nach oben führt. Nicht weil man von einer Rechtsregierung als Nach folgerin in kurzer Frist die Befreiung von allen inneren und äußeren Nöte erwartet — dazu ist die von Brüning hinterlaßene Konkursmasse zu drückend —, sondern in der zuversichtlichen Hoffnung, daß nun nationale Führer die Fähigkeit und die Kraft haben werden, die bisherige ver gebliche Opferpolittk zum Guten zu wenden. Einmal hatte sich diese Hoffnung des Volkes auf Brü ning verdichtet, als er vor mehr als zwei Jahren das Kanz leramt übernahm. Noch keiner feiner Vorgänger in der Nachkriegszeit begann seine Tätigkeit mit einem so reichen Kapital an Vertrauen und so groben AktionSmöglichkeiten. Von Hindenburgs Autorität gestützt, sollte er mit der Partei« wirtschaft brechen und alle aufbauwilligen Volkskräfte zu« sammenfassen. Der Start der Regierung Brüning berech tigte auch zu solchen Erwartungen? man sah, wie die all mächtigen Parteien in den Hintergrund gedrängt wurden und wie autoritäres Handeln die KoalttionSkompromiffe ab- lüste. Aber nicht lange, dann begann jene Kette von Feh lern und Mißgriffen, die die siegreich vorwärtsschreitende nationale Bewegung in immer stärkeren Gegensatz zum System Brüning brachte. ES war schon der Anfang vom Ende, als Brünings Versuch, mit dem linken Flügel der auf sein Betreiben gespaltenen deutschnattonalen Partei zu sammen zu arbeiten, am Widerspruch der Wähler scheiterte. Der zweite grundlegende Fehler, der nach der RetchStagS- wahl von 1980 etnsehte und in Verbindung mit dem SA.« Verbot Brünings Sturz herbetftthrte, war sein verbißener Drang, die aussteigende nationalsozialistische Bewegung unter allen Umständen von der Macht fernzuhalten, statt sie in die Verantwortung etnzuspannen. Diese Einstellung brachte Brüning in immer schärfere Kampfstellung gegen die Natio« nalsozialisten, und da diesen die Sympathien der Masten zuströmten, gegen die Nation. In diesem ungleichen Kamps ist er erlegen, weil er sich zur Abwehr, je länger, desto mehr, auf -te Sozialdemokratie stützte und damit seiner Aufgabe einer überparteilichen RegierungSführung untreu wurde. Jeder dieser Fehler hatte zwangsläufig andere tm Gefolge. AuS der Abhängigkeit von der Sozialdemokratie ergab sich die AktionSunfähigkett der Negierung bet den so dringenden wirtschaft», und sozialpolitischen Reformen. Zu dem scheiterte der von Brüning verfochtene Grundsatz: „Erst finanzielle Sanierung und bann die TrtVutlösung* an der Macht der Tatsachen. Er führte -war znleht zu einer Politik der Tributverweigerung, die vom ganzen deutschen Volke gki tragen wird, aber der Opserweg tst besät mit den Trümmer« der deutschen Wirtschaft. Der rigorose Druck auf die deut sche Lebenshaltung schuf immer gröbere ArbeitSlostgkeit, di» sich dann al» Schraube ohne Ende in neuen Steuernotver ordnungen auöwirkte. Millionen und Milliarden wurden so in da» Fab ohne Boden geschüttet, ohne Hoffnung auf Besserung. Im Augenblick, La ehe« ein ueuer Rotverords Berlin, 86. Mai. Am Gedenktag der Skagerrakschlacht k-ird alljährlich auf besonderen Wunsch be» Reichspräsidenten die ständig« Ehrenwache vor dem Prästdentenpalai» von der ReichSmartne übernommen. In diesem Jahr« wirb dieser Ehrendienst von der Besatzung be» Linienschiffe« „Schlesien* unter Kommando de» Kapttänlcutnant» v. Both ausgeübt. Zum Aufzug der Wache hatte sich trotz be» regnerischen Wetters eine große Zuschauermenge eingesunden. Unter klingendem Spiel marschiert« bi« Truppe von der Kaserne in Altmoabit Uber den Platz der Republik zur Wilhelmstraße. Am Brandenburger Tor erreichte die Begeisterung der vieltausendköpfigen Meng« ihre« Höhepunkt. NeichSpräflbent v. Hindenburg erwartete bereit» Im Beisein seine» Sohnes, Oberst v. Hindenburg, auf der Vortreppe de» gab sich nach erfolgtem «SlösungSzeremoniell zu den Wach- solbaten, um hier an jeden einzelnen einige persönliche Sorte zu richten. Die vor -em Palar» stehende Zuschauermasse brachte immer wieder Hochrufe auf L«« Reichspräsident«« au», in die sich auch vereinzelte Ruf« „Deutschland erwachet* und „Heil Hitler* mengten. Ein Teil der Sache marschierte zum ReichSwehrmtnistertum weiter, wo ebenfalls unter großer Anteilnahme be« Publikum» und unter stürmischen Heil- rufen -te Ablösung -er ReichSwehrwache durch Marine soldaten erfolgte. Bei den Kundgebungen wurden drei Nationalsozialisten wegen Ntchtbefolgung polizeilicher Anordnung«» »wang»- gestellt. war. Im Anschluß daran empfing der Reichspräsident den Führer der Nationalsozialisten Adols Hitler, -er i» den NachmittagSftunden im Kraftwagen au» Mecklenburg, wo er sich zur Wahlvorbereitung aufhielt, berbejaeellt war. In seiner Begleitung befand sich der politische Beauftragt« der NSDAP., Hauptmann Go« ring. Im Gegensatz zu dem auffallend kurzen und zugestandenermaßen frostigen Empfang der Herren Wels und Dr. Brettschetd dauerte die vesprechung mit Hitler und Goertng über drei viertel Stund« und wird von -en Nationalsozialisten als befriedigend be zeichnet. Im Anschluß daran wurde ein Kommuntqus auSgegeben, in dem gesagt wir-, »aß der Reichspräsident am DienStagvormittag Herrn KaaS von der ZentrumS- sührung, Geheimrat Hugenberg von den Deutschnatio nalen und Dr. Dinge ldey von der Deutschen Volks partei bei sich sehen wird. Am Nachmittag sollen dann die Führer -er Splitterparteien beim Reichstag vor sprechen. Nach -em Wortlaut des Kommuniqus» wer-en damit -ie Partetftthrerbesprechungen abgeschlossen sein. Der Reichspräsident ist entschloßen, mit allen Mitteln dafür besorgt zu sein, -ab die neue Regierung in kürze ster Frist gebildet ist. Äon wohlunterrichteter Seite hören wir am Montagabend, daß unter Umständen mit de« Neubildnng de» Kabinetts, daS ein wenn auch parteipolitisch unabhängiges, so doch ausgesprochenes RechtSIabinett sei» wird, schon sttr Dienstag ab«nd gerechnet werden könne. Dieser Termin scheint in-eS in Frage gestellt, weil gleich zeitig mit der Regierungsbildung im Reiche nach Möglich keit auch die neue preußische Regierung sertiggestellt sein soll, eine Parallelität, -ie möglicherweise noch weitere 24 bis 86 Stun-en erfordert. I« Preußen bemüht man sich zur Zeit um eine Kombination, di« Nationalsozialisten, Deutschnatio nale «nd Zentrum umfaßt. In maßgebenden Kreisen tst man sich darüber einig, -aß schon im Hinblick auf -ie drohende Finanzlage -eS Reiches Und aus die Lausanner Konferenz jede Verzögerung in der Regierungsbildung höchst unerwünscht ist. ES entspricht auch der Einstellung LeS Reichspräsidenten, daß NegierungsbildungSverhandlungen alten Stils in dieser Lage vermieden werden müssen. Aarllnar SoürllUaliuog Ueber -te Zusammensetzung der neue« Reichsregierung wird an -en maßgebenden Stellen das strengste Stillschweigen bewahrt. Man hat begretslicher- weiie den Wunsch, alle Zwischenträgereien auSzuschalten und so Gegenminen unmöglich zu machen, -te bet der Bildung von Negierungen bisher stets eine große Roll« gespielt haben. Ueber die Persönlichkeit de» neuen Reichskanzler» ist nicht das geringste i« Srsahruug,« bringen. Als Innenminister wird »er Name des ostpreußischen Staatsrats und Vertreters Ostpreußens tm RetchSrat, -es Freiherr» von Gayl genannt. Ob Dr. Goerdeler als ReichswtrtschastSminister tn Frage kommt, läßt sich nicht übersehen. Für das ReichSwehrmintsterium nennt man abermals -en General von Schleicher. Ob der Reichsbankpräsident Dr. Luther bleibt oder sein« Ab lösung durch Dr. Schacht findet, tst ebenfalls «tn« offene Frage. Dr. Brüning, der «rsprünglich sofort Berlin z« einer UrlanbSreise «ach Baden verlaßen wollte, hat sich inzwischen anders entschieden «nd bleibt zu nächst in der Reichshauptstadt. ES heißt, daß er wenig Neigung hat, eventuell als Außeu- mtntst« r tn ein neues Kabinett «inzutreten, fall» er Lazu ausaefordert würde. Immerhin hat sich «in« tihtiltche Ent wicklung ergeben, al» seinerzeit Stresemann nach hundert- tägiger Kanzlerschaft demissioniert« und im neugebtldeten Kabinett da» Außenministerium übernahm. Beim Reichs- kanzler Brüning liegt aber wohl eine gewiße pers 0 n - liche Verstimmung vor, weil ihn, wie behauptet wird, die etwas brüske VertrauenSentziehung, die er gestern im NeichSpräsidentenpalaiS erleben mußte, tief ge troffen habe. Dies alles sind naturgemäß bet dem strengen Stillschweigen, das man tn den tn Frage kommenden Kreisen wahrt, lediglich Kombinationen. Das neue Kabinett soll nicht de« Charakter «ine» UebergangSkabinett» haben. Nach dem Wunsche des Reichspräsidenten soll eS so sein, baß eS tn seiner Grundstruktur selbst bei der zu er wartenden Reichstagsauflösung und einem wet teren Rechtsruck bei Reichstagsneuwahlen bestehen bleiben kann, wiewohl dann je nach Lage der Dinge Ergänzungen vorgenommen werden würben. Gelingt eS, bis Mittwoch, spätestens bis Donnerstag, das Kabinett aus die Beine zu stellen, bann würde wahrscheinlich am 6. Juni, wie ursprünglich bereits vorgesehen, der Reichstag zu sammentreten können. Erhält die neue Regierung «in Mißtrauensvota«,, so kommt eS mit Sicherheit zur ReichötagSauslösung. Die Neuwahl würde dann spätestens 60 Tage nach der ReichötagSauslösung stattftnden. Der äußerste Termin wäre sttr diesen Fall der 81. Juli, ein Wahltermtn, der an gesichts der Ernte für die landwirtschaftliche Bevölkerung allerdings höchst ungünstig liegt. Immerhin würde dann die geschäftsführende Negierung tn aller Ruhe Lausanne erledigen können. Zur Frage der NeichStagSneuwahl wird tn RechtSkretsen bereit» heute dafür Stimmung gemacht, baß angesichts -er Schwere der zu lösenden Probleme und der Unzulänglichkeit der RetchSversaffung nicht ein gewöhnliches Reichsparlament gewählt werben solle, sondern daß gleichsam ein neuer Anfang gemacht werben müße, indem das Deutsche Reich sich tn einer neu zu wählenden Nationalver sammlung eine neue Verfassung gebe. Viel besprochen wird übrigen» in politischen Kreisen die Art und Weise, wie die Börse heute auf den Rücktritt des RetchSkabtnettS reagiert hat. Sie beantwortete den Sturz Brünings nämlich ausfallenderweise mit einer über- raschenden Hausse für Aktien und festverzinsliche Papiere. Berlin, »a. Mat. Der Reichspräsident hat un- Mittelbar nach der Gesamtdemission LeS Kabinetts Brüning die Arbeiten zur Bildung einer neuen NeichSregterung aus genommen. Um 8 Uhr nachmittags empfing er zunächst -en Reichstagspräsidenten Lübe zu einer Aussprache, -ie sich wohl vornehmlich auf die technischen Weiterungen tm Hinblick auf -ie ReichSiagseinberusung bezogen hat. Der am DienStagnachmittag zusammentretende Aeltestenrat dürste, »ie rvir höre«, den Be schluß faße«, sich zu vertagen, bi» die neue Reichs regierung gebildet ist. Dann wir- er vermutlich -en sofortigen Zusammen tritt -es Reichstags beschließen. Im Anschluß an Löbe erschienen beim ÄeichSpräsiLenten -ie Führer -er Sozialdemokratischen Partei, Wels und Dr. Breit scheid. ES scheint, -aß -ie Führung -er SPD. die Takt losigkeit beging, -en Reichspräsidenten sehr nachdrücklich dar auf hinzuwetsen, von wem er »um »weiten Male gewählt worden sei. JnsolgeLessen kann es nicht wun-ernehmen, daß -ie Aussprache mit WelS und vreitscheid innerhalb sechs Minuten erledigt