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Sächsische Schweiz Tageszeitung sür die Landgemeinden Altcudors, .glc«»gicßhübcl, Klciiihciincrs- dors, Krippe», Lichtcnhain, Mitlclndors, Ostran, Porschdorf, Postclwitz, Prossen, Nalhmannödorf, Ncinhardtsdors, Schmilka, Schöna, Waltersdors, Wcudischsährc, sowie sür das Gesamtgebicl der Sächsischen Schweiz. Druck uud Verlag: Sächsische Elbzeitung Alma Hieke, Inh. Walter Hieke. Verantwortlich: Walter Hieke. Anzeigenpreis (in NM.): Die 7gcspaUcnc 25, nun breite PctUzcile 20 Psg., sür auswärtige Auftraggeber 25, Pjg., 25 mm breite Ncklamezeilc 80 Psg. Tabel larischer Sah nach besonderem Taris. Bei Wiederholungen wird entsprechender Rabatt gewährt. Anzeigenannahme für in- und ausländische Zeitungen. Ständig- Woch-nb-itagen: „Das Lebe« im Bill»" Nichterscheinen einzelner Nummern infolge höherer Gewalt, Streik, Aussperrung, Betriebsstörung berechtigt nicht zur Bczugspreiskürzung oder zum Anspruch auf Licscruug der Zeitung. Nr. 6 Bad Schandau, Freitag, den 8. Januar ^882 TS. Jahrgang Hindenburg noch weiierMichspräsident? Zwischen Reichskanzler Dr. Brüning, Reichswehrminister Groener und Adolf Hitler fand eine Aussprache über die Reichspräsidentenwahl statt Berlin, 8. Januar. Im Laufe des Donnerslagnachmittag sand im Rejchs- <onztcrpalais eine Unterredung des Reichskanzlers und des Reichswehrminislers mit Adolf Hiller stall. Wie zuverlässig verlautet, ist diese Aussprache auf Veranlassung des Reichs kanzlers erfolgt, um mit Hitler in eine Fühlungnahme über die in diesem Frühfahr nolwendige Reichspräsidenlenwahl zu lrelen. > Es ist seit langem kein Geheimnis, daß man sich be sonders innerhalb der bürgerlichen Mittclparteien mit der Frage beschäftigt, angesichts der außerordentlich kritischen innen- und außcnpolitisck)en Lage die Auspeitschung der par teipolitischen Leidenschaften durch «inen Wahlkampf für die Neuwahl des Reichspräsidenten dadurch zu vermeiden, das; man versucht, Hindenburg zu einer Verlängerung seiner ver fassungsmäßig festgelcgtcn Amtszeit zu veranlassen. Hin denburg soll allen bis dahin an ihn ergangenen Anregungen mit dem Hinweis auf die Verfassungsbestimmungen ausgc- wichcn sein Rach jüngster Lesart soll er sich aber für eine Verlän gerung seiner Amlskäligkeit unler der Bedingung ausge sprochen haben, daß sämtliche in Frage kommenden Parteien einen entsprechenden verfassnngsändernden Gesetzentwurf unterstützen. Die daraufhin erfolgte inoffizielle Fühlung nahme mit den einzelnen Parteien schein» soweit gediehen zu sein, daß man sich jetzt nur noch der Ralionalsozialisten und der Deutschnationalen versichern will. Aus verschiedenen äußeren Anzeichen, u. a. aus der Form der Reujahrsglück- wünsche Hillers an den Reichspräsidenten, will man eine gewisse Bereitschaft der Ralionalsozialisten zur Anerkennung einer Verlängerung der Amtszeit Hindenburgs ersehen haben. Wieweit die gestrige Aussprache Hitlers mit dem Reichskanzler und dem Neichsmehrminister bereits eine posi tive Zusage Hitlers erbracht hat. ist bisher nicht bekanntge worden. Aus d e u t s ch n a t i o n a l e r Quelle verlautet, daß die Deutschnationale Volkspartei sich über eine Unterstützung eines entsprechenden Gesetzentwurfes noch nicht schlüssig ge worden ist. In einem dcutschnationalen Blatt wird erklärt, daß bisher innerhalb der nationalen Front unter Berück sichtigung der gesamten innen- und außenpolitischen Stellung des Neichskabinetts gegen ein derartiges Gesetz die schwer sten Bedenken erhoben würden Aus einer Auslassung der Rheinischen Zeitung in Köln ist zu entnehmen, daß die Sozialdemokratie sich grundsätzlich für einen entsprechenden Gesetzentwurf ein- fetzen würde Es könnte sich dabei nicht um eine neue siebenjährige Amtsperiode Hindenburgs handeln, sondern nur um eine im Verhältnis zu dieser siebenjährigen Wahl periode kurz bemessenen Zeitspanne. Der deutsche Reichs präsident nimmt staatsrechtlich eine sehr bedeutsame Stellung ein. Daß zudem die Person Hindenburgs auch außenpolitisch das stärkste Aktivum bedeutet, hat sich gelegentlich seiner letzten Silvester- und Neujahrsansprachen gezeigt, die im In- und Ausland ein außerordentlich starkes Echo genieß haben. Hitler behält sich Entscheidung vor Von Seiten der RSDAP. wird parteiamtlich milge- .eilt: Adolf Hiller wurde am 5. Januar telegraphisch zum Reichsinnenminister Groener zur Besprechung nach Ber lin gebeten. Der Führer hatte am 6. Januar, abends, mit dem Reichsinnenminlster und hente, am 7. Januar, nach mittags, mit dem Reichskanzler Dr. Brüning und dem Reichsinnenminlster Groener Besprechungen, deren Gegen stand die Frage der Reichspräsidentenwahl war. Adolf Hitler hat sich eine Stellungnahme dem Reichskanzler gegen über Vorbehalten, um vorher den Parteien der nationalen Opposition seine Auffassung milzuleilen. Die Harzburger Front berät Die Besprechung zwischen dem Reichskanzler, Reichs sinister Groener und Adolf Hiller dauerte etwa IsH Stun- cn. Wie inilgekcilt wird, hat sich Adolf Hitler anschließend sofort mil den Führern der übrigen der Rationalen Ovvo- jiiion angehörcuden Organisationen in verbindrmg gesetzt, um sie über die Besprechung zu unterrichten und ihre Auf fassung zu der Frage einer Verlängerung der Amtszeit des Reichspräsidenten von Hindenburg zu erfahren. Line Zu sammenkunft der Führer der Rationalen Opposilion hat inzwischen bereits stattgefunden. Rach einer Klärung der Haltung der harzburger Front in dieser Frage, worauf Adolf Hiller großen Werl legt, wird — voraussichtlich noch im Laufe des heutigen Freitags oder des Sonnabends — eine erneute Zusammenkunft Hitlers mit Brüning und Groener slattsindcn. um die Frage zu bcanlworlen, die ihm gestellt worden ist. Bon der NSDAP bis znr SPD Wenn eine Front von den Sozialdemokraten bis zu oen Nationalsozialisten erreicht werden sollte, wäre die An nahme eines entsprechenden Gesetzentwurfes, der bereits nusgearbeitet sein sott, außer allem Zweifel, Der Reichstag zählt insgesamt 577 Abgeordnete; eine Zweidrittelmehrheit erfordert 385 Stimmen. Ohne Unterstützung der National sozialisten und Deutschnationalen wäre allerdings diese Zweidrittelmehrheit nicht zu erreichen, während andererseits auch sine Front vom Zentrum bis zu den Nationalsozin- listen, also ohne die Stimmen der Sozialdemokratie, nicht ausrcichen würde. Wann soll der Reichstag elnbemsen werden? Berlin. Ter für den kommenden Dienstag vormittag an- gesctztcn Sitzung des Neltcstcnratcs des Reichstages sicht man jetzt mit stärkstem Interesse entgegen, da cs sich nicht mehr allein um Vic Erledigung des kommunistischen Antrages auf sofortige Einberufung des Reichstages handelt. Ans jeden Fall wird in der Sitzung des Acltcstcurates des Reichstages Vic Frage der P rasiVcni c n w a h l besprochen werden. Der Termin ist verfassungsmäßig vom Reichstag scstznlegcn. Eine Verlängerung der Amtszeit Hindeubnrgs müßte von einer Zweidrittelmehrheit beschlossen werden. Es ist anzunehme», daß angesichts dieser neuen Sachlage mindestens die Fraktionsvorstünde der einzelnen Parteien sich noch vor der Acllcsteuratssitzung versammeln werden, da es kaum möglich sein wird, bis dahin die Reichslagssraktioncn selbst cinzubcrnscn. Nur die deutschuatiouale Rcichstagssrak- tiou hält bereits am Sonuabcnd dieser Woche ciuc schon vor längerer Zeit cinbernscnc Sitzung ab. Der Vorstand der sozial demokratischen Reichstagssraltion tritt voraussichtlich am Mon tag zusammen. Die sozialdemokratischen Partcisührer lehnen vorlänsig eine klare Stellungnahme zur Frage der Verläuge- ruug der Amtszeit Hindcuburgs ab uud verweisen auf die Eiit- scheiduug der Fraklionsiustauzeu. Nach den Ausführungen des rheinischen sozialdemokratischen Blattes, dessen Ehcsrcdaklcur der Reichslagsabgeorducle Sollmann ist, der cbcnsalls dem Frattionsvorstand der SPD. angchörl, ist aber anzunchmen, daß die SPD. einer kurzen Verlängerung der Amtszeit des Reichspräsidenten unler Umständen zustimmcn würde. Wegen der Kürze der Zeit ist cs nicht ansgcschlosscn, daß die entscheidende Sitzung des Acltestenrates noch um einige Tage verschoben und möglicherweise am Montag nur über deu lommuuistischcu Antrag entschieden wird. Der Aeltestenrat wird sich, wie berichtet, auch weiterhin mit der Anregung des Christlich-sozialen Volksdienstes zu befassen haben, daß der Reichstag noch vor Beginn der internationalen Uonscrcnzen eine von tunlichst allen Parteien getragene Kundgebung zur Tributsragc beschließe» möge. Ei»berusu»g der Neichstngüsrnktio» der Bayrischen Volks- Partei. Berlin. Die Rcichslagssraklion der Bayrischen Vo l kspc. rlc i ist zii einer Sitzung am Dienstag den 12. Januar »ach Berlin cinbernsen worden. Die Aussprache des Reichskanzlers mit den Sozialdemokraten. Der Parteivorstnnd soll befragt werden. Berlin. Tic Unterredung des Reichskanzlers mit den Tozialdemokralcn Wels und Breit scheid begann am Tonnerslagabcnd nm 21 Uhr. Sic war um 22.30 Uhr noch nicht beciidet. ' Gegenstand der Besprechung war die Haltung dec sozialdemokratischen Partei zur Frage einer Verlängcrnng der A »ilsd a n e r des R eichsPräsid e n t e n. Wie vertan.et, habet« die sozialdcmokraUschen Abgeordnete» ihre (Fortsetzung aus Seite 2) Ergebnis der Woche Eine symbolische Letzende. kr. kr. Die Legend« erzählt: Kaiser Konstantin wurde -on einem Aussatz befallen. Sein« Aerzte rieten ihm, sich im Blute junger Menschen zu baden. Es erging der Befehl tausende Kinder hinzuschlachten. Auf dem Wege zum Bade- Haus liefen die Mütter der Kinder dem Kaiser entgegen, in aufgelöstem Haar, und beschworen ihn, doch von dem Morde ihrer unschuldigen Kinder abzustehen. Der Kaiser, im Herzen schon der christlichen Milde zugeneigt, mar ge- rührt, verzichtet« auf das Bad mit der guten und ehren- vollen Begründung: nach römischer Ehre habe der sein Haupt verwirkt, der im Kriege ein Kind töte. Wer aber im Frieden ein Kind töte, sei um so schändlicher. Wer milde handle, sei nicht nur Besieger seiner Untugenden, sondern auch Sieger über die Barbaren. Lieber wolle er sterben, als durch den Mord an Kindern gesunden. Gesunde er, so sei sein Leben scl)ändlich. Außerdem sei es ungewiß, ob seine Aerzte recht haben. Damit gab er die Kinder frei. Es war aber der Hl. Sylvester, dessen Fest wir ge rade vor kurzem feierten, der den Kaiser kraft göttlicher Gnade von seinem Aussatz erlöste. Die Legende ist gut und sollte den Kaisern dieser heutigen Welt das Gewissen öffnen. Die Kaiser dieser Welt aber sind die gewaltigen Geldmächte, die heute von einer Krankheit befallen sind, wie Konstantin. Wir wollen nur wünschen, daß sie die Heilmittel, die von so vielen Beratern angebolen werden, genau so beurteilen, wie der alte römi sche Kaiser. Die Ehre der Völker verbietet, im Kriege Kin der und Unschuldige zu töten. Wieviel schändlicher ist es. im Frieden sich zu heilen durch de» Tod U n s ch u l d i g e r. Was bedeutet aber die Nat. die über uns hereingebrochen ist. anderes als Siechtum, Elend und Tod unschuldiger Menschen? Wenn die Finanzmächte auf ihre Ehre hallen «vollen, dann muß auch ihr Herz mehr van der großen Milde bewegt werden, als von jenem Egoismus, der nur an seinen Vorteil denkt. Es ist nicht gesagt, ob die Finanz berater die Nat der Mächte mit Heilmitteln behebe» können und wollen, die anderen nur Elend bringen. Aber selbst dann, wenn sie damit gesunden könnten, wäre ihr Lebe«« mit der Schande bedeckt, Millionen Menschen ins Elend ge stürzt zu haben. Der Name des Heiligen Sylvester bedeutet nach der legenda aurea: einer, der aus dem Wald zieht Vielleicht ersteht ein solcher Mann, der die Not aus dem Walde unserer Wirrnisse und Irrtümer zieht und der die Krankheit der Finanzmacht heilen kann wie jener Heilige die Krankheit Konstantins. Aber vorhergehen muß, daß das Herz der Finanzmächte geläutert wird in christlichen Milde. Wird sich in Lausanne ein Wunder vollziehen? Wird dies Wunder geschehen auf der großen Konferenz in Lausanne? Alle Heilmittel werden nichts nutzen, die na turwidrig sind, von denen Gesetze des Lebens und der Mo ral verletzt werden. Sie tragen den Tod in sich selbst mG müssen Schande und Verderben über die Welt bringe««, über alle Menschen. Noch ringt in den Vorverhandlungen die deutsche Negierung mit ihren Widersachern, uni sie zu «»«ranlassen, den rein banalen gesunden Menschenverstand bei den bevorstehenden Tributverhaiidlungen zu Worte kom men zu lassen. Christliche Milde und Ehre des Machtinhn- bers stehen ja in unserer Zeit weit hinter dem Wert, de» sie offenbar zur Zeit Konstantins, des Heiden, noch innehat ten. Die edlen Worte unseres greisen Reichspräsidenten von Hindenburg, haben gewiß ihre» Eindruck auf die We!'. nicht verfehlt. Wir sind auch sicher, daß die anderen Völker weit davon entfernt sind, zu wollen, daß mit einem unter- gehenden Deutschland ihre eigene Kulturexistciiz bedroht wird. Aber welches Volk Hal seine Machthaber so in der Hand, daß es sie zwingen könnte, Milde und gesunde«« Menschenverstand walten zu lassen? Es genügt, auf das nbeltönende Echo aus dem französischen Blätterwald« zu horchen, um zu wissen, daß der gesunde Menschenverstand bei den französischen Machthabern noch nicht eingezogen ist Frankreich ist das rückständigste Land in Europa, bitter ist. daß es auch seinen aesunden Sinn verloren hat gegenüber