Volltext Seite (XML)
E fr cheint jeden Wochentag früh 9 Uhr. Inserate wer den bis Nachmittags Z Uhr für die nächst- erscheinende Nummer angenommen. Freiberger Anzeiger und Tageblatt. Preis vierteljLhrlich 1L Rg», Inserate werdm die gespaltene Zeile od« deren Raum mit S berechnet. 8. Montag, den 12. Januar. 1857. Eine der großartigsten Erfindungen. , Es sei gestattet, die öffentliche Meinung auf eine der beach- trnswerthesten Erfindungen der Neuzeit zu richten, auf die von dem Engländer Philipps erfundene Feuerlöschmaschine. Es ist daS eine einfache, in der Hand tragbare Maschine, die nichts Geringeres zu leisten verspricht, als daß mittelst derselben ein einzelner Mensch die furchtbarsten Flammen in wenigen Augen blicken zu löschen im Stande ist. Hr. Philipps hat die Wirksamkeit seiner Feuerlöschmaschine nicht blos theoretisch begründet, er hat Proben abgelegt und eclatante Erfolge erzielt, und zwar in England, Frankreich und Belgien vor den Augen der Regierung und der Oeffentlichkeit. Es dürfte wohl von Interesse sein, eine solche staunens werthe Probe, und somit auch das Wesen der Maschine kennen zu lernen. Ich wähle hierzu eine in London abgelegte Probe, weil uns hier der berühmte Schriftsteller Boz Dickens in seinen „Uouseliolä Corlls" zum Gewährsmann für die Thatsache dient. Wollen wir zu dem Behufe im Geiste der zahllosen Menschenmenge folgen, die sich nach dem Gasometer von Vaux hall in London drängt, um sich davon zu überzeugen, ob es möglich sei, das größte Feuer ohne einen Tropfen Wassers zu löschen. Die Wenigen, denen nach Vorzeichen eines Billets der Eintritt gestattet ist, treten sofort in ein großes, aus Sandstein aüfgeführtes Gebäude. In den obern Theilen desselben sind weite Oeffnungen angebracht, welche den Rauch des hier zu ent zündende» Feuers durchlaffen sollen. In dem unteren Raume laufen nach rechts und links verschiedene Gänge, damit im Fall, daß das Experiment mißl.ugen und die Flamme ihre Grenzen überschreiten sollte, die Zuschauer nach dem Auswege gelangen können, und so vor jeder Gefahr sicher sind. An dem einen Gebälk des Gebäudes steigt das eines zwei stöckigen Hauses auf. Nicht weit davon befindet sich eine Art von Schaubühne. Hieran lehnt sich das Modell eines kleinen 6—7 Fuß langen Schiffes, und.ein höchstens drittehalb Fuß hohes Häuschen macht den Beschluß. Dies Alles ist mit Theer, Harz, Terpentin und andern leicht brennbaren Stoffen angefüllt, so daß ein ziemlich bedeutendes Feuer unterhalten werden kann. Die Zuschauer haben in einem großen Halbkreis auf Stühlen und Bänken Platz genommen. Endlich besteigt Hr. Philipps die Bühne. Er wolle, beginnt er, durchaus nicht iu Abrede stellen, daß das Wasser sich stets gegen große Feuersbrünste sehr wirksam erwiesen habe und noch erweise; er behaupte jedoch und werde beweisen, daß cs keineswegs das beste Löschmittel sei. Welches ist denn eigentlich, fährt er fort, das thätigste Element im Feutr? Unstreitig die Flamme. Jedes Feuer kommt erst zum Ausbruch in der Flamme, hat diese aber eine bedeutende Ausdehnung ge wonnen, so hat das Wasser keine Macht über sie. Gehen wir weiter, so finden wir, daß viele Stoffe nicht nur dem Wasser trotzen, sobald sie das Feuer einmal erfaßt hat, sondern selbst in ihrer Wuth dadurch gefördert werden. Wir wollen nur an Las Oel, den Terpentin, Schwefel, Gas und Spiritus erinnern. Stellen Sie Sich vor, daß dieses kleine Kähnchen ein wirkliches Schiff sei und sich auf offener See befinde; gesetzt, cs habe zahlreiche Mannschaft, viele Passagiere und eine bedeutende Ladung, welche zum größten Theil aus leicht brennbaren Stoffen besteht, am Bord. Nun bricht Feuer aus. Alles eilt aufs Verdeck und an die Pumpen. Unglücklicherweise jedoch gerät- eine Tonne mit Spiritus in Brand (und indem Hr. Philipp« dies sagt, zündet er eine Quantität Spiritus an, die zuvor in ein eisernes Gefäß gegossen worden und sich mitten auf dem Kähnchen befindet.) Das Feuer greift mit Blitzesschnelle um sich. Bereits lodert das reich betheerte Takelwerr auf. Große» Entsetzen, allgemeine Verwirrung, besonders unter den Passa gieren; nur Wenige von ihnen haben Geistesgegenwart genug, um den Matrosen an die Hand zu gehen. Die Pumpe« senden dicke Wasterstrahlen in das Feuermeer (Herr Philipps taucht bei diesen Worten einen Krug in einen Kübel mit Wasser und gießt ihn in die Flamme); man arbeitet auS Leibeskräften, doch umsonst. Man bringt das wüthende Element nicht zum Schwei gen. Eine zweite Tonne mit Spiritus entzündet sich, daS Feuer entsteht mit neuer Macht von allen Seiten und zieht sich bl» an die Stäge deS Mastbaumes, welcher bald ein Raub der Flammen zu werden droht, das kleine Kähnchen steht buchstäb lich in Flammen. Die gräßlichste Verzweiflung bemächtigt sich auch der Muthigsten; Niemand weiß zu helfen. AufS Gerathe- wohl gießt man Ströme Wassers in die Gluth, wiewohl man den geringen Erfolg vorher kennt. Es ertönt der Ruf: „Die Schaluppe kappt!" Aber wie Wenige wollen und können sich dem gebrechlichen Fahrzeuge anvertrauen. Da erinnert sich einer plötzlich, daß in dem Schiffe noch ein Löschapparat sei, ein sogenannter Feuervernichter (Hr Philipps nimmt eine kleine kupferne Maschine in die Hand, aus welcher sich ein weißer Dampf entwickelt.) Der Apparat wird angewandt — und siehe da! nach zwei bis drei Secunden ist das Feuer zur Hälfte ge löscht. Die Maschine wird an den anderen, bereits abgebrann ten Mast gebracht, sie wird in den unteren Schiffsraum getra gen, wo der Spiritus brennt: überall legt sich daS Feuer. Die Flammen hatten sich bereits in einer Höhe von 8—S Fuß über das Kähnchen erhoben und sind nach fünf Secunden völlig verschwunden. Allgemeines Erstaunen ergreift die Zu schauer. (Schluß folgt.) Tagesoeschichte. Leipzig. Die am 7. Jan. in den städtischen Waldungen abgchaltene Jagd, der Ihre Königl. Hoheiten der Kronprinz und Prinz Georg beiwohnten, war äußerst glänzend. Es wur den 52 Rehe, 7 Fasanen, 8 Kaninchen und 25 Hasen erlegt. In Glogau hat am 4. Jan. in der Zimmermannschen Buchhandlung eine heftige Gasexplosion stattgefunden, durch welche die Fenster und Thüren zertrümmert und eine Menge Bücher auf die Straße geschleudert wurden. Es hatte sich durch nicht gehörigen Verschluß Gas angesammelt gehabt, das dann durch hereingebrachtes Licht explodirte. Bern, 8. Januar. Es ist gelungen, eine Vereinbarung zwischen den schweizerischen Abgeordneten und dem französischen Cabinet zu bewirken. Die Grundlagen des Abkommens sind: Die Schweiz giebl die neuenburger Gefangenen frei; sämmt- liche Angeklagte müssen bis zum erfolgten Abschlusse eines defi nitiven Arrangements die Schweiz verlassen; die Detailbedin gungen des letzter« dürfen Nichts enthalten, waS der gänzlichen Unabhängigkeit NeueuburgS entgegenstände; Preußen stellt alle militärischen Demonstrationen ein, damit die schweizerische Bun desversammlung auch nicht einmal dem Anscheine nach unter dem Drucke derartiger Demonstrationen berathe. Nach erfolg ter Freilassung der Gefangenen dürfen feindselige Unterneh mungen Preußens gegen Lie Schweiz nicht stattfinden. Eng land ist hiermit einverstanden. Der Bundesrath findet diese