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A-orker Wochenblatt. Mkttheilungen über örtliche und vaterländische Angelegenheiten. Vierter Jahrgang. Preis für den Jahrgang bei Bestellung von der Post 16 gr. Sächs., bei Beziehung des Blattes durch Botcngclcgenheit IS Gr. Sächs. 21. Erscheint jeden Donnerstag. 24. A?lll 1838. D a ö T u r n e n. ES ist seit kurzer Zelt wieder so mancherlei über diesen Gegenstand geschrieben und gesprochen worden, daß wir es nicht für unpassend erachten, auch In ds. Bl. etwas darüber zu sagen. Gewiß und unbe- zwcifelt ist cs, daß das Turnen, wenn cs zweckmäßig und ohne Ucbcrmaas bctriebcnwird, für die Erziehung und Bildung von wesentlich - wvhlthatigcm Einflüsse ist; denn mit der Ausbildung des Geistes muß auch die allseitige Ausbildung des Körpers gleichen Schritt halten. Ein kränklicher, schwächlicher Geist in einem gesunden Körper erreicht eben so wenig seine Bestim mung, als ein gesunder, thätiger Geist durch einen kranken Körper nur an seinem Fortschreiten gehindert werden kann. Daher priesen schon die Alten „einen gesunden Geist In einem gesunden Körper." Aus die sem Grunde ist denn auch, wie bekannt, dieser Gegen stand am letzten Landtage zu Dresden ^n Bcrathung gezogen worden und beide Kammern haben sich dahin entschieden, daß nicht nur die Wiedereinführung von Turnanstalten In allen Theilen Sachsens und für Alle, welche dazu Lust haben, von der Regierung nicht ge hindert werden möge, sondern cS ist sogar, wenn wir nicht irren, dem betreffenden Ministerium eine Summe zur Anstellung, und Entschädigung von Turnlehrern an Gymnasien und größern Schulen zur Verfügung gestellt worden. Gehen wir nun zunächst auf den Ursprung und die Geschichte des Turnens zurück, so ist bekannt, daß schon die alten Griechen die Zweckmäßigkeit und Nütz lichkeit von allerlei körperlichen Hebungen, vorzüglich bei der Jugend, erkannt hatten und die Sache mit dem Namen der Gymnastik, wie sie wohl auch heutzutage noch da und dort genannt wird, bezeichn uetcn. Die Spartaner sollen sie von den-Bewoh nern der Insel Kreta entlehnt haben und verdanktet» ihr ohne-Aweifel einen Theil ihrer Berühmtheit; spä ter wurde sie in Athen mehr ausgebildet und zur wirklichen Kunst umgeschaffen. Man unterschied dann eine kriegerische, diätetische und athletische Gymnastik. Erstere bezog sich besonders auf Angriff und Vertheidigung mit und durch Waffen, also Fech ten und Kämpfen, übte aber auch die Jugend zugleich im Laufen, Reiten, Fahren, Springen, Ringen, Wer fen und Bogenschießen; die zweite Art vereinigte mit den meisten dieser Leibesübungen noch Tanz, Spiel und Bäder, und die dritte richtete ihr Augenmerk darauf, bei öffentlichen Kampfspielen und Volksfesten sich sehen zu lassen und den Sieg und Kampfpreis davon zu tragen. Von den Griechen gicng diese Kunst zu den Römern über, doch war sie hier nicht so ausgebildet. Auch die alten Deutschen haben bei ihren Volksversammlungen und sonstigen Zusammen künften Aehnliches vorgcnommen, wie dies die Ge schichtsschreiber erwähnen, und wir wollen nur aa die Turniere der alten Ritter erinnern. Die Sache ist also gar nichts Neues, sondern schon mehre tau send Jahre alt, wurde nur von Zelt zu Zeit wieder aus den Augen verloren, um, wenn auch zum Theil verändert, doch immer wieder ans Licht zu treten.