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Dresdner Journal : 14.09.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-09-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187909143
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18790914
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18790914
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1879
-
Monat
1879-09
- Tag 1879-09-14
-
Monat
1879-09
-
Jahr
1879
- Titel
- Dresdner Journal : 14.09.1879
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M2L4 Sonntag den 14. September. 1879. Tkoansmeakprslsr I» ff»»»«» LsvtieLsa L«>ev«: ^«drttck: . . 18 U»rk izjLkrlick: 4 Hark 50 ?k. 8io»«In«>iuiuwvro: 10?k. Lu«»rk»Id 6«ä»n1^ckm> K«ivk»-i tritt ?o«t- uock Htemptzlrurodlaß Kiuru. lnseratvuprvli»« r Pir a«n kaum «iusr zuipaltuoso ?stitreil« 20 kf. vutsr „Liu8«»auctt" äis Leits 50 kk. DrcMtrIonnm!. Irsodeluen r DS^lisk mit Xurnakm« ä«r 8onn- unä Veisrta^» ^keuä» tür 6en sol^enäen Verantwortlicher Redacteur: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden. Inxerutenannukme anK^-rtn r LsipitP. H Lran<t>itetter, Oomwi»»iooLr cie» Orssciuer ^ouroat»; Srwdur» - LirU» Vi»u v»««I - Sr,,I»u Pr»»kku r ». N : Laaserlstein L ^vAier, S«rli» Vi«u-S«i»dllrx kr»8'I<«ip»i8-Pr»u>ltllrt ». » «üuekou: L«rU»: L. ^orrttcL, , Sr«w«u: L Lckiotte, »r«»l»u- I, ütanAtn « Lüreau; cd-mmt»: ^uiAt; Praukturt L «.: ^aeAS^-cke u. 6. //errmkl»»- »ckv liuekknncllun^! vörlttr: <r ^fü^er, S»uuov«r! <7. <8c?« «««)<>/ ?»ri, L«rlu»-Pr»uilturr ». H. Stuttgart: Daade L llawkur^^ Z' L7e«ckAn,, Äe»n<r. Heraasxvderr Nöni^I. Dxpeäition äs« Orstickoer Journal«, Dro«6en, Lvin^erslri»«« Ao. 20. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichten. Wien, Sonnabend, 13. September. (W. T. B.) Ein Communiqu^ deS „Kremdenblatt" über die, den Gegenstand einer lebhaften ZeitungSpolemik bildende Broschüre „Italic»» res" besagt: Jetzt, wo eine objectivere Beurtheilung dieser Schrift auch in Italien eingetreten ist, und nachdem die italie nische Regierung in richtiger Würdigung ihrer Be ziehungen zu dem österreichisch-ungarischen Cabinet eS unterlassen hat, einen Schritt in dieser Angelegenheit zu thun, sind wir in der Lage, zu erklären, daß die Annahme, als ob die österreichisch-ungarische Regierung mit der Broschüre irgendwie in Verbindung stehe, eine völlig unrichtige ist, daß der Oberst v. Haymerle zu der Veröffentlichung in keiner Weise autorisirt war und daß die maßgebenden Kreise durch die Veröffent lichung um so mehr überrascht sind, als die Regierung principiell eS nicht billigen kann, daß ein Functionär derselben Urtheile, die er sich in seiner amtlichen Stel lung gebildet hat, ohne Ermächtigung der Regierung zum Gegenstand einer öffentlichen Darlegung mache. Madrid, Freitag, 12. September, Abend-. lLorr. Bur.) Der „Correspondencia" zufolge wäre Canova- del Castillo geneigt, die Mission der officiellrn Werbung um die Hand der Erzherzogin Christine anzunrhmev, aber entschlossen, seine De mission al- Deputirter zu geben, wenn die Mission alS mit dem Deputirtenmandat unvereinbar be trachtet werden sollte. Die politischen Kreise glau ben, die Regierung werde, um sich der Dienste CanovaS' alS Deputirter nicht zu berauben, an dessen Stelle einen spanischen Granden nach Wien entsenden. London, Freitag, 12. September, Nachmittag-. (W. T. B.) „Reuter'S Office" berichtet au- Timla vom heutigen Tage: Der Emir von Afghanistan hat in vertraulicher Sendung einen Agenten an den Major Conolly abgeschickt und um den Rath der englischen Behörden gebeten. Die über die Lage der Dinge in Kabul und über die Bewegungen der Aufständischen eingegangenen Nachrichten lauten durchau- widersprechend; die Lage de- Emir- ist fortgesetzt eine ungewisse. An der Grenze und in Kandahar herrscht vollständige Ruhe. (Vgl. die .TageSgeschichte".) Ein Telegramm de- „Standard" meldet, von den afghanischen Priestern werde der heilige Krieg gegen die Engländer gepredigt. EivTelegramm der„DailyNewö" au-Rangun von gestern besagt, das gesammte Personal der englischen Gesandtschaft habe Mandalay au- Be- sorgniß vor Gewaltthätiakeiten von feiten deS König- von Birma verlassen. Belgrad, Freitag, 12. September. (Tel. d. Deutschen Zeitung.) Eine Zusammenkunft der christ lichen Fürsten der Balkanhalbinsel in der ersten Octoberhälfte zum Zweck einer Berathung über ihre gemeinsamen Interessen erscheint al- ziemlich gesichert. Die Zusammenkunft erfolgt wahrschein lich in Risch. An derselben werden Theil nehmen die Fürsten von Serbien, Montenegro, Bulgarien und wahrscheinlich auch der Fürst von Rumänien. Die Pforte ist, um dieselbe zu beruhigen, von dem Projekte verständigt worden. Konstantinopel, Freitag, 12. September. lTel. d. Presse.) Der Khedive von Aegypten, Tewfik Pascha, wird nächsten Donner-tag hier erwartet. Er wird von 2 Adjutanten de- SultanS in den Dardanellen begrüßt werden. Tayesgeschichte. Dre-den, 13. September. Se. Majestät der König trifft, von Plauen zurückkehrend, heute Nach mittag in der königl. Villa zu Strehlen ein. Aller- böchstderselbe wird, einer Einladung Sr. Majestät deS Kaisers von Oesterreich Folge gebend, Abends 8 Uhr 35 Minuten nach Wien abreisen und Sich von dort zur Theilnahme an den kaiserlichen Hofjagden nach Steiermark begeben. * Berlin, 12. September. Aus Stettin wird gemeldet, daß sich Se. Majestät der Kaiser heute Vormittag HU Uhr von dem Schlosse nach dem Krekower Exercirplatze begab und über daS daselbst ausgestellte II. ArmeecorpS die Parade abnahm. Da» Armeecorps war in zwei Treffen aufgestellt; im ersten Treffen standen 26 Bataillone Jnsanterie, im zweiten 5 Cavallerieregimenter, die 2. Feldartilleriebrigade und daS Trainbataillon Nr. 2. Auf dem rechten Flügel befand sich Se. königl. Hoheit der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin als Generalinspector der 2. Armeeinspection. Die Parade wurde von dem com- mandirenden General des II. Armeecorps, General Hann v. Weyern, commandirt. Se. kaiserl. und königl. Hoheit der Kronprinz führte daS Kürassierregiment „Königin" (pommerscheS) Nr. 2, Generalfeldmarschall Graf Moltke das ihm verliehene Kolberg'sche Grena dierregiment (2. pommerscheS) Nr. 9 an Sr. Majestät vorüber. Se. königl. Hoheit Prinz Wilhelm, ü la suit« des Grenadierregiments „König Friedrich Wil helm IV." tl. pommerscheS) Nr. 2 gestellt, defilirte mit diesem Regimente. Vor den mit gegen 6000 Menschen besetzten Zuschauertribünen hatten sich 93 Kriegervereine aus Pommern aufgestellt, deren Front der Kaiser ebenfalls passirte. Die Parade war durch freundliches Wetter begünstigt; die Kopf an Kopf ge drängten Menschenmassen begrüßten Se. Majestät auf dem Hin- und auf dem Rückwege mit jubelnden Zurufen. Bei dem im königl. Schlosse stattgehabten Paradediner, zu welchem 240 Einladungen ergangen waren, brachte der Kaiser folgenden Trinkspruch aus: .Ich trinke auf das Wohl des ll. Armeecorps, es hat sich heute von Neuem Meine vollkommenste Zufriedenheit er worben. Hierbei aber schließe Ich vorzugsweise das Regi ment des hochseligen Königs mit ein, welches der Verewigte daS zweite in der Armee, aber stets das erste vor dem Feind genannt hat. Das II. Armeecorps hoch!" Abends folgte Se. Majestät einer Einladung der Kauf mannschaft zu einer Festvorstellung im Theatergebäude, bei welcher zwei kleine Stücke aufgeführt wurden. Der Kaiser erschien während des ersten Stückes in einer Seitcnloge des ersten Ranges und wurde von den zu der Festvorstellung Versammelten mit enthusiastischen Hochs empfangen, in welche die Musik mit dem Spielen der Nationalhymne einfiel. Se. Majestät verließ das Theater kurz vor dem Schluffe der Vorstellung. Nach der Rückkehr in das Schloß wurde von sämmtlichen Mufikcorps des II. Armeecorps im inneren Schloß hofe bei Fackelschein ein großer Zapfenstreich ausgeführt. Morgen Vormittag wird der Kaiser noch einem Corps« Manöver beiwohnen. Nachmittags findet im königl. Schlosse ein Diner und Abends Umfahrt durch die festlich erleuchteten Straßen Stettins Statt. — Ihre Majestät die Kaiserin, welche gestern in Baden- Baden den Besuch der aus dem englischen Seebade zurückgekehrten Frau Großherzogin von Baden empfing, wird Se. Majestät den Kaiser auf 2 Tage nach Straß burg begleiten, dann aber nach Baden zurückkehren, um daselbst ihre Cur bis in den October sortzusetzen. — Der Reichskanzler Fürst Bismarck gedenkt, wie die „N. Pr. Ztg." vernimmt, am DrenStag, den 16. d., Abend hierher zurückzukehren. Am Sonntag will, wie eS heißt, der Reichskanzler in Wien eintreffen und dort bis zum Montag verweilen. Von Berlin wird sich der Fürst nach mehrtägigem Aufenthalt nicht, wie ursprünglich beabsichtigt war, nach Varzin, sondern nach Friedrichsruhe begeben. — Der Staatsminister Hofmann trifft von seiner 2monatigen Urlaubsreise heute Abend hier wieder ein. — Am 15. d. tritt im Reichskanzleramtsgebäude unter dem Vorsitz des Staats- ministerS Hofmann das Plenum des BundeSrathes zu einer Sitzung zusammen. — In Berliner Zeitungen war aus der vorgestrigen Berichtigung der „N. A. Z." in Bezug auf Mittheilungen, welche den neuernannten Nuntius Roncetti in München zum Träger weiterer Verhandlungen der Curie mit der preußischen Regierung machen wollten, ohne Weiteres gefolgert worden, daß von Verhandlungen mit Rom zur Zeit überhaupt nicht mehr die Rede sei. Wie officiös bemerkt wird, liegt aber zu einer solchen Folgerung keine Berechtigung vor; dieselbe entspräche auch keineswegs den Thatsachen. Der „N. Pr. Ztg." zufolge werden die Verhandlungen neuerdings durch den Nuntius in Wien, Mjgr. Jacobini, geführt. Magdeburg, lO. September. Ueber den Fort gang der 33. Hauptversammlung des Gustav- Adolf-Vereins entnehmen wir einem Berichte der „Post" Folgendes: Der heutige Haupttag der Feier wurde durch einen FestgotteSdienst im Dome eingelettet, bei welchem Consistorialrath ?. I)r. Dibelius auS Dresden die meisterhafte und zündende Festpredigt hielt, worin er den Gustav-Adolf-Verem als „ein That- bekenntniß der Einheit der evangelischen Kirche" dar stellte. In der hieran sich anschließenden 1. öffentlichen beralhenden Versammlung überbrachte Oberconsistorial- rath Schmidt aus Berlin den Gruß des evangelischen Oberklrchenraths, Generalsupenittendent Möller aus Magdeburg den des königl. Consistonums der Provinz Sachsen, den Beide mit anerkennenden Worten über die Thätigkeit und die Tendenzen deS Vereins begleiteten. AuS dem hierauf vom Schriftführer des Centralvor- standeS, Pfarrer v. Criegern, erstatteten Jahresberichte ist Folgendes hervorzuheben: Die Befammtfumme der bisherigen Verwendung seit dem Bestehen des Vereins hat sich aus 14 837 213 M. erhöht. Auch im vorigen Jahre haben sich die Einnahmen um über LV 000 M. gegen daS Vorjahr erhöht, wenn auch wegen einer verän derten Einrichtung des Rechnungsschlusses die abschließende Summe der 2 letzten Jahre eine etwas niedrigere Summe ist, alS die deS Vorjahres. Unter den Gaben ist ein Bermächtniß deS Barons Zsedenyi für die evangelische Kirche Ungarns in verschiedenen Theilen zum Gesammtbelrage von lvv ovv Fl. yervorzuheben. Ebensoviel hat der verstorbene Kaufmann Reischel »n Tirnau der Superintendentur diesseits der Donau in Ungarn vermacht. Der Gejammtverein besteht gegenwärtig auS 44 Hatlpivereinrn, 1V03 Zweigverrinen, 376 Frauenver einen und 8 Studentenvereinen. 8 Gemeinden haben im vorigen Jähre aus der Pflege des Vereins austreten können; dagegen befinden sich noch 903 in seiner unterstützenden Pflege. Im vorigen Jahre sind 25 Kirchenbauten, 10 Schulbauten, 13 Psarrhausbauten vollendet, während 16 Kirchenbauten (unter ihnen die Kirche zu Innsbruck), 3 Schulbauten und 6 Psarr hausbauten begonnen sind. Dringend nothwendig sind 24 Kirchen. 53 Schulen und 47 Pfarrhäuser. Von den Gesammt- einnnhmen des letzten Jahres von 653 212 M. haben die Frauenvercine allein über 100 OVO M. beigesteuert. Tie Schul denlast der Gustav-Adolf-Gemeinden beläuft sich noch immer aus über 3 Millionen M. Es folgten fodann noch einige Berichte und Mit theilungen aus verschiedenen Ländern. Bei dem Nach mittags stattgehabten Festmahle der Abgeordneten und Gäste brachte der Vorsitzende deS Vereins, Prof. Or. Fricke aus Leipzig, den ersten Toast auf Se. Majestät den Kaiser als Protektor des Vereins aus, indem er auf denselben das Wort vom Denkmal Otto des Großen anwandte: rex üeous eoolesiue, 8ammu8 Iiono8 patriae. Die Versammlung beschloß, dem Kaiser einen telegraphischen Gruß ehrfurchtsvoll zu übersenden, und ging umgehend daS nachfolgende allerhöchste Antworttelegramm an den Präsidenten deS Vereins ein: „Ich danke Ihnen und den Versammelten für den patriotischen Gruß, den Ich soeben erhalten, uild wünsche, daß der Verein in seiner Thätigkeit zur Ehre GotteS, durch dessen Segen beschützt bleiben möge. Wilhelm." München, 12. September. (A. Z.) Der Magi strat beschloß heute die Niedrrsetzung einer Commission behufs Vorbereitung einer Festlichkeit für das 700 jäh rige Regierungsjubiläum des Wittelsbacher Hauses am 16. September 1880. /Sp Gera, 12. September. Ter Landtag doS Fürstenthums Reuß j. L. ist gestern geschlossen worden, nachdem er in der Sitzung vom 10. d. noch einstimmig der Regierung behufs Förderung des Projectes einer Eisenbahn von Weida über Zeulenroda und Schleiz nach Hof folgende Anträge überwiesen: Fürst! Ministerium wird ersucht, mit der Concursver- waltung der Eisenbahn Mehltheuer Weida Verhandlungen wegen käuflicher Erwerbung der Strecke dieser Bahn von Weida bis an die obere Haardt bei Zeulenroda anzuknüpsen. Fürst!. Ministerium wird ersucht, in Gemeinschaft mit den Regierungen von Reuß ä. L, Preußen und Bayern generelle Vorarbeiten über die Strecke von der oberen Haardt dis nach Hof aus Staatskosten vornehmen und einen allge meinen Kostenanschlag für diese Strecke sowohl, als für den Ausbau der Strecke Weida bis obere Haardt sertigen, dabei aber unterscheiden zu lassen, wie viel die Bahn als Volldahn und wie viel sie als normalspurige Secundärbahn kosten würde. Falls noch Aussicht vorhanden, daß eine Vereinbarung mit dem Königreich Sachsen in Beireff der Linie Mehltheuer- Weida zu Stande kommt, wird sürstl Ministerium ersucht, in jedem Falle eine Stipulation in der Weise eintreten zu lassen, daß der Einmündung einer Linie Zeulenroda-Schleiz« Hos in die genannte Bahn und der Mitbenutzung der Strecke Weida - Zeulenroda keinerlei Hindernisse sächsijcherseits ent gegengestellt werden. Die Domänenfrage, die den Landtag wiederholt be schäftigt hat, ist auch dies Mal mcht gelöst worden. Auf Antrag des Ausschusses hat der Landtag den von sürstl. Kammer gemachten Vergleichsvorschlag, einen LandeSdomanialsond in Höhe von 775000 M. zu bil den, abgelehnt, weil diese Summe zu gering sei, und unter der ausdrücklichen Bemerkung, daß er zugestimmt haben würde, wenn der Domanialsond auf 1 Million erhöht worden wäre. Früher lauteten allerdings die Forderungen des Landtags ungleich höher, auf nicht weniger als 250000s) M. Das Gutachten der Leip ziger Juristenfacultät, wonach dem Lande kein Anspruch aus das sürstl. Fideicommißvermögen zusteht, scheint doch einen Eindruck gemacht zu haben. Im Interesse des Landes ist nur zu bedauern, daß auch dies Mal eine Verständigung nicht erzielt worden ist. * Wien, 12. September. Aus lem Sandschak von Novi-Bazar liegt heute die Nachricht vor, daß der Feldzeugmeister Herzog Wilhelm von Württemberg mit seinem Generalstabschef Oberst v. Albori und seinem Stabe gestern in Plevlje angekommen ist. Er wurde vom Generalmajor Killic vor der Stadt empfangen; eine Ehrencompagnie war aufgestellt. Die türkische Besatzung ist noch nicht abgezogen. Wie man der „N. fr. Pr." aus Plevlje telegraphm, stützt Mustapha Pascha seine Weigerung, mit den türkischen Truppen abzuziehen, auf den Mangel an Instructionen und erwartet noch immer Weisungen aus Konstantinopel. Die türkischen Soldaten sind mit den österreichischen in gutem Einvernehmen; auch die Bevölkerung zeigt sich ruhig, benimmt sich jedoch zurückhaltend. Alle Stadtgewölbe sind wieder geöffnet. Unsere Soldaten dürfen nur in Gruppen zu mindestens von 4 die Stadt betreten. Die Muhamedaner gehen unbewaffnet umher, wahrscheinlich aus Besorgniß, daß man ihnen die Waffen abnehmen würde. Die beiden bis Banja und Plevlje vorgerückten Colonnen werden diese zu künftigen Garnisonorte in jeder Beziehung vorerst sicherstellen müssen, bevor sie weiter vorrücken. E» handelt sich hierbei nicht nur um die Vorkehrung der taktischen und feldfoitificatorischen Maßregeln, sondern auch um den Nachschub der Verpflegung und Muni tion für diese Garnisonorte wie für den weitern Feuilleton. Rrdigirt von Otto Banck. Die Heere-ergänzung im Alterthume. Bon H. Frölich. Die Eraänzung einer Heeres ist derjenige Vorgang, mittelst dessen die fortlaufend, namentlich infolge er füllter Dienstpflicht, eintretenden Abgänge de» Heere» wieder ersetzt werden, so daß dem letzteren nicht nur seine Zahlengröße beständig bewahrt, sondern e» auch zugleich einem immerwährenden VerjüngungSprocesse unterworfen wird. Der Born aber, au» welchem da» Heer seine ewige Kraft und Jugend fchöpst, ist da» Volk, und die Recrutirung ist daher nicht» Andere», al» die Lanalisation, durch welche da» Heer au» dem Volke gespeist wird. So lange und wo e» auch nur Menschen gegeben hat, haben auch Heere bestanden — partout oü il vait äm bowMSS, il a ckva »oläats —, und e» läßt sich d«»halb die Recrutirung bi» auf die Anfänge der Lulturgeschichte der Menschheit zurückverfolgen. Freilich ist die Art und Weise, die Heere zu ergänzen, von jeher bi» heutigen Tage» je nach dem Cultur« grade, der politischen Rolle, dem Charakter und der physischen Beschaffenheit der Völker wandelbar gewesen. In der Hauptsache aber lassen sich 3 Hauptsysteme der H«err«ergänzung unterscheiden: 1) die allgemeine Wehrpflicht, bei welcher jeder Staattangehörige wehrpflichtig ist und sich in der Au-tbung dieser Pflicht nicht vertreten lassen kann; 2) das Werbesystem, vermöge dessen der Staat mit dem Einzelnen einen Vertrag abschließt, welcher dem Staate das Recht giebt, über den Geworbenen für Kriegszwecke zu verfügen; 3) die Conscription, welche jedem Staatsangehöri gen die Pflicht auferlegt, dem Staate zu Kriegszwecken zu dienen unter dem Zugeständnisse, daß er sich loS- kaufen oder vertreten lassen kann. Welchem dieser Systeme man im Alterthume nun ge huldigt hat, und welche Ansprüche dies letztere für die Krieg»fähigkeit de- Einzelnen erhob, möge, soweit hierüber Nachrichten vorliegen, im Folgenden erörtert werden. Im morgenländischen Alterthume tritt zunächst bei den Aegyptern die Erscheinung zu Tage, daß durch au- nicht etwa da- gesammte Volk sich an der Er gänzung des Heere» betheiligte, sondern daß die» einer besonderen hochstehenden Kaste, der Kriegerkaste, über lassen blieb. AuS diesem Umstande darf man den Schluß ziehen, daß jeder der Kriegerkaste Angehörige die wohl selbstverständliche Pflicht hatte, sich in da» Heer einrechen zu lassen, oder wenn die» au» körper lichen und anderen Gründen nicht möglich war, sich wenigsten» in einer anderen untergeordneten Weise für die Interessen de» Heere« dienstbar machen zu lassen. E» herrschte also gewiß hier die auf einen Theil de» Volke» beschränkte „allgemeine Wehrpflicht". Die Indier hatten, wenigsten» in der brahma nischen Periode ihrer Geschichte, eine ähnliche Kasten- eintheilung wie die Aegypter, und darf d«-halb wohl bettest» der Art ihrer Heere«ergänzung dieselbe, be züglich der ägyptischen autgesprochcne, Bermuthung Platz greifen. Bei den Hebräern findet man, obschon ihre Cul tur von der ägyptischen beeinflußt worden sein mag, eine so strenge Klasseneintheilung de- Volkes nicht vor; und wir lesen deshalb nicht, daß von den blutigen Kriegen, an welchen selbst ihre Könige und Prinzen theilnahmen, bestimmte Klassen des Volke» ausge schlossen worden wären. Gleichwohl wurde nur bei großer Ueberlegenheit deS Feinde» ein allgemeines Aufgebot zum Ergreifen der Waffen erlassen Gewöhnlich wurde eine nach der Macht de- Feinde- sich rich tende Zahl 20- bi- 50-jähriger Manner auS jedem Stamme von besonderen Milttärbeamten au-gehoben. Die Bibel enthält willkommene Belegstellen dafür, daß man dabei sowohl auf die jungen Leute, als auch auf sozusagen krieg-unfertige Personen verzichtete. Im l. Buche der Lhromka Lapitel 28 (sonst 27), VerS 23 heißt es: „Aber David nahm die Zahl nicht Derer, die von 20 Jahren und darunter waren; denn der Herr hatte geredet, Israel zu mehren, wie die Sterne am Himmel." Und da- 1. Buch der Makkabäer be richtet im 3. Capitel, VerS 54 bi» 56: „Danach ließ Juda» da» Volk zusammenruscn mit der Posaune. Und machte ein Feldregiment, Obersten, Hauptleute und Weibel. Auch ließ er auSrufen, daß Diejenigen, so Häuser baueten, oder freyeten, oder Weinberge pflanzten, oder die voll Furcht waren, wieder heim- ziehen möchten; wie solchen da- Gesetz erlaubet." In diesem letzten Verse fällt e- unwillkürlich auf, daß da» Gesetz den Furchtsamen die heilige Pflicht der Baterland»verthe»digung erläßt. Man weiß nicht, ob man hier mehr über die Schwäche oder die Wei»heit de» jüdischen Gesetze« sich wundern soll. Jedenfall« be ¬ weist die Bibel selbst, daß das Gesetz gefährliche Folgen hatte; denn in emem Falle machten von 32 000 Mann nicht weniger als 22000 Mann von der Berechtigung, sich zu fürchten, Gebrauch (Buch der Richter Cap. 7, V. 3). Andererseits ist nicht zu verkennen, daß der Beweggrund sür diese Gesetzesam nähme — und die Bibel führt ihn im 5. Buche des Mose» Cap. 20, V. 8 ausdrücklich an —, nicht ganz zu unterschätzen ist; denn Feigheit im Heere steht ihrer Wirkung nach in der Reihe der ansteckenden Seuchen. — Man darf daher den Juden nur eine durch weitgehende Aus nahmebestimmungen beschränkte „allgemeine Wehr pflicht" zuerkennen. Die Cultur der Babylonier ist un», so uralt sic sein mag, noch zu wenig erschlossen, al» daß sich über die Heere-ergänzung diese- merkwürdigen Volke- etwa» sagen liehe. Als Cyru» sich die Herrschaft über da»- selb« angeeignet hatte, tritt un» diese» Reich mit einer ungewöhnlichen Militärkraft ausgestattet entgegen. Die alten Perser waren alle geborne Krieger und stet» bewaffnet. Ihre Söhne wurden bi» zum 21. Jahre in drei Dingen unterrichtet: im Reiten, Bogenschießen und Wahrheitteden; und wer die meisten Söhne stellen konnte, dem sendete der König alljährlich Geschenke (Herod I. 156). Nimmt man nun hinzu, daß diese» äußerst kriegerische Volk in Eyru« einen Herrscher besaß, welchem namentlich auch in Be zug auf den Werth de» Soldaten und seine Gesundheit überraschend kluge Anschauungen innewohnten (Lenoph. Cyrop. I, 6, 15 u. st.; III, 2, 12; V, 4,171, so drängt sich die Bermuthung auf, daß jedem waffenfähigen Perser tue Pflicht der Heersolge oblag, daß die „allgemeine Wehrpflicht" da« heerbildend« Slttengesetz war, und
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