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MMrmcr Tageblatt. ArsÄtint jc-eu W»che:Ukg abends für Le« folpe«!«. Taz mW kostet durch die Ervedlüra und t>«ch die Träger Mk. t.LS, durw die Post Äik. l.dv frei ins Haus. Geschäfts Anzeiger für Inserat« nehme» die Expedition bis Vormittag I< Uhr, foatk die Äuöträgcr, desgleichen all, ^»noncctt-Lxveditivnen xn Origiaalpreise» entgegen. ßslskHck-ßrKhil!, NkrlmMit WMmlWW!;, KerssKf, HtküiÄsrs ÄM, Jölktkx Rkilisöörf, ^iisitkbriiliS, ßrlhch' NirOtlü, WrgU ZtMsrs, SiMtvbklh, WGem, KühsrhüWt!, Hötttsgrirsö r. AmtsdlaLi für den VerwattmrgSbezirr des GtadteattzS z,« Hshenftet«. Nr. 38. Mittwoch, den 16. Februar 1887. 37. Jahrgang. MW»»I Wittcrunas-AuSstcht anf Mittwoch, vc» ik. Februar: Meist heiteres und trockenes Wetter mit Nachtfrost bei mastigen östlichen Winden. Tagesgrichichk. Hohcustei», 15. Februar. Deutsches Reich. Berlin, 14. Februar. Ob die Meldung der Blätter, wonach unserm Kaiser in den letzten Tagen ein eigenhändiges Schreiben des Czarcn zugegangcn sein soll, eine zutreffende ist, läßt sich, wie dies bei Schriftstücken von solcher Herkunft selbstver ständlich ist, zuverlässig nicht Nachweisen. Die größte Wahrscheinlichkeit spricht aber dafür. Allem nach, was in der leüten Woche aus Petersburg und aus der Umgebung des Czarcn verlautet hat, ist ein an maß gebender Stelle eingetretcner Stimmungswechsel zu Gunsten der Aufrechterhaltung des Friedens mitDcutsch- land ganz unverkennbar, nnd die jüngsten Angriffe Katkows gegen Oesterreich und gegen den Fürsten Bismarck in der „Moskauer Zeitung" finden in dem Aerger dcsfelbcn über die eingctretene Wandelung ihre ganz natürliche Erklärung. Insbesondere sollen pan- slavistischc Tendenzen und von panslavistischcr Seite kommende Meinungsäußeinngcn augenblicklich kein Ohr mehr finden. Die das russische Publikum ohne Unter schied des Standes und der Erwerbsklassen, mehr wie alle Politik beschäftigende Frage ist im Augenblicke das fortdauernde stetige Fallen des Rubclcourscs, das jeden Einzelnen am eigentlichen Lebensnerv, nm Geld beutel kifft. Es begreift sich, daß die weit überwiegend deutschfeindliche russische Gesellschaft die Deutschen dafür verantwortlich macht und daß man sich durch Schimpfen nnd Hetzen gegen Deutschland dadurch zu rächen sucht. Der Moment kann aber doch nicht lange auf sich warten lassen, wo der ruhig Uebcrlegendc in Rußland sich selber sagen muß, daß das Sinken des Rubel- coürses eine durchaus natürliche und nothwcndigc Folge des tiesen Mißtrauens ist, mit welchem Rußlands aus wärtige Politik und seine vorwiegend gegen den deutschen M«rkt gerichteten wirthschaftlichen Maßnahmen alle Welt bei uns haben erfüllen müssen. Zur Beseitigung dieses Mißtrauens reicht cs nicht aus, daß der russische Finanzminister seinen der hiesigen Botschaft sürFinanz- fragc» beigegebcncn Attache — wie gestern geschah — persönlich an die hiesige Börse schickt und beruhigende und beschwichtigende Mittheilungcn machen läßt. Das Vertrauen kann nur wiedcrkehren, wenn Rußlands auswärtige Politik und insonderheit sein Verhallen Deutschland gegenüber vollständig andere Bahnen als die bisherigen aufwcisen. Der Mann, welcher am 14. December v. I. durch einen Stcinwnrf eine Scheibe im kaiserlichen Palais in Berlin zertrümmert hatte, ein Schlosser aus Biele feld, war damals sofort in Untersuchungshaft abgcführt worden. Mit der Zeit hat sich nun herausgestcllt, daß derselbe die That in einem Anfall von Geistes gestörtheit begangen hat. Er ist, wie das „Berl. Tgbl." meldet, nach eingehendster Beobachtung der zuständigen Gcrichtsärzte für verrückt erklärt und am Donnerstag Nachmittag der Jrrenstation her königlichen Charitö zu Berlin überantwortet worden. * Von dm. in der letzten Zeit in Magdeburg we gen Theilnahme an einer geheimen Verbindung fcst- genommmcn 32 Sozialdemokraten sind bereits 8 wie der entlassen worden — darunter auch Heine-Halber stadt — nachdem dieselben auch vor Gericht cm Ge- ständmß abgclcgt haben. Wie mitgetheilt wird, wer den noch fortwährend Personen wegen gleichen Ver gehens verantwortlich vernommen, aber nicht fcstgc- nommcn, sobald sic nicht fluchtverdächtig erscheinen. Aus Köln wird geschrieben: Auf verschiedenen Forts ist man gegenwärtig mit dem Abtragen der auf den Gewölben befindliche» Rasen beschüstigt, um die Werke mit Asphalt und dann mit Ccmcnt zu über ziehen. Dann sollen die einzelnen Forts durch eine über die Ringstraße hinziehcnde Eisenbahn verbunden werden. Tie Arbeiten sollen möglichst beschleunigt werden. Aus Straßburg erhält die „Post" eine Corrc- spondenz, in der sich der Verfasser derselben über die Verhängung des Kriegszustandes über die Reichslande folgendermaßen ausspricht. Vor etwa acht Tagen lief die" Nachricht durch die Zeitungen, cs stehe für Elsaß- Lothringcn die Vcrhängung des Kriegszustandes bevor. Diese Nachricht entbehrt keineswegs des thatsächlichen Hintergrundes, was zunächst wenigstens die Festungen Straßburg nnd Metz betrifft. Die Militärbehörde hat die Anschauung, daß eine erneute Wahl der Protest ler Kable und Antoine als Beweis der Unzuverlässig keit der Einwohnerschaft und als eine Kundgebung franzoscnfrcundlichcr Gesinnung anzuschen sein würde. Angesichts einer nicht abzuläugnendcn Aufregung in gewissen Kreisen der Bevölkerung liegt die Gefahr vor, daß beim Eintreten ernsterer Ereignisse die Unzuver lässigkeit und französische Gesinnung noch anderweit zum Ausdruck kommen würden; das kann unter keine» Umstände» geduldet, vielmehr muß diese Gefahr im Keim erstickt werden. Eine der ersten Pflichten jedes Befehlshabers eines festen Platzes ist die, bei drohen der Kriegsgefahr schon bei guter Zeit die strengsten Maßregeln zu treffe», daß, wen» der schlimmste Fall cintritt, Ruhe u»d Ordnung innerhalb des ihm an- vcrtrautcn Ortes keine Störung erleiden können; die Verhängung des Kriegszustandes giebt ihm die Mittel hierzu in die Hände. Es unterliegt keinem Zweifel, daß dieselbe hier sofort erfolgen würde, wenn die Militärbehörde durch den Ausfall der Reichstagswahl zurUcberzeugung von derUnzuverlässigkeit undfranzösischen Gesinnung der Mehrheit der Einwohner kommen sollte. Der Kriegszustand ist nicht zu verwechseln mitdem im Ver gleiche mit ihm so außerordentlich milden sogen, kleine» Belagerungszustand, der sich nur gegen die Ausschrei tungen der Socialdcmokratic richtet, und hat auch nichts zu schaffe» mit den: H. 10 unserer Verfassung dem sogenannten Dictatur-Paragraphen. Die Vcr hängung des Kriegszustandes ist eine strenge militärische Maßregel, welche zunächst den Uebergang aller Gc- ivalten von der Civil- auf die Militärbehörde zur Folge hat. Die letztere würde in erster Linie Bedacht darauf nehmen müssen, alle unruhigen und zweifelhaften Elemente unschädlich zu machen, sei es durch umfang reiche Ausweisungen, oder durch Jnternirungen, oder directes hinter Schlag und Riegel setzen. Es erscheint überflüssig, die weiteren Maßregeln aufzuzählen, welche der Befehlshaber einer Festung im Kriegszustand zu ergreifen das Recht hat; die älteren Einwohner von Straßburg und Metz kennen das ans eigener Erfahr ung. Mit derselben frivolen Leichtfertigkeit, mit welcher ein Theil der einheimischen Blätter, besonders gilt das von den klerikalen Zeitungen, nicht minder wie die Mehrheit der reichsländischen früheren Rcichstagsab- qeordnetcn nach freisinnigen und ultramontanen deutschen Mustern alle Kriegsgerüchte als zu Gunsten des Septen nats in Scene gesetzte Wahlmanöver bezeichnet, ist auch die erste Nachricht von der Möglichkeit der Verhängung des Kriegszustandes über unser Land als ein solches bezeichnet worden; möge den beiden Städten Straßburg und Metz die schlimme Erfahrung erspart bleiben, daß cs sich, was die Verhängung des Kriegszustandes an langt, nicht um eine leere Drohung, sondern um den bittersten Ernst handelt. Metz, 13. Febrnar. Die Lage im hiesigen Wahl kreise hat sich in den letzten Tagen zu Ungunstcn des gemäßigten Canindaten Remlinger verändert. Die unlängst gegen Antoine ergriffenen Maßnahmen haben demselben nicht geschadet, ihm vielmehr zur Rolle eines politischen Märtyrers Verholfen. Derselbe weiß sich auch auf seinen Agitativnsreisen, die er gegen wärtig von Dorf zu Dors unternimmt, ganz vorzüglich in diese Rolle hincinznfindcn und mit Hülfe derselben die unentschiedenen Wähler auf seine Seite herübcr- zuzichen. Er greift damit zu dem einzigen Mittel, das bei unserer Landbevölkerung wirkt, auf die Rede von Mund zu Mund und erlangt damit einen schwer einzuholcndcn Vorsprung vor seinem Gegner. Dieser hatte erwartet, die gemüßigte einheimische Presse und namentlich auch die klerikale Partei werde für ihncin- treten. Die der letzter» zur Verfügung stehende Presse hat, jedoch weit entfernt für ihn einzuketcn, im Ge- gentheil ihre gegnerische Stellung zum Septcnnat kotz des päpstlichen Schreibens bcibehalten. So ist also Remlinger einzig und allein auf oie Unterstützung der in deutscher Sprache erscheinenden Blätter angewiesen. Mit dieser ist aber so gut wie nichts zu erreichen, da der hauptsächlich in Betracht kommende Landkreis dem französischen Sprachgebiete angchört, die Bevölkerung also deutsche Zeitungen nicht lesen kann. Die Wähler sind der Belehrung durch dieselben vollständig unzu gänglich; sie sind also, da die einheimischen Blätter sich in Wahlang lcgenheiten sehr rcservirt verhalten, auf die Pariser Presse angewiesen und es ist daher erklärlich, wie die Ansicht landläufig geworden ist, die geplante Heercsvcrmehrung werde nur verlangt, um über Frankeich hcrzusallcn. Unter solchen Umständen entzieht sich das Ergebniß der Wahl vorerst noch jeder Voraussagung. Italien. Roni, 11. Februar. Es ist möglich, daß, bevor dieser Brief sein Ziel erreicht, bereits die telegraphische Nachricht eingetroffen ist, welche Per sönlichkeit König Humbert niit der Neubildung des Ministeriums beauftragt hat. Immerhin mag diese Correspondcnz dazu dienen, die Auflösung der ministeriellen Krisis zu erklären, indem sie die Ursachen und die Entwicklung derselben noch einmal kurz dar- tellt. Es ist bekannt, daß der Rückkitt des ganzen Labinets durch das Beharren des Ministers des Aus wärtigen Grafen Robilant auf dein Entschluß, seine Dcmension zu geben, hervorgerufcn wurde, denn er ließ sich weder von dem Ministerpräsidenten DepretiS, noch von dem König selber bewegen, sein Gesuch zu rückzuziehe». Graf Robilant trat zurück nicht nur wegen des Votums des Abgeordnetenhauses in den afrikanischen Angelegenheiten, sondern auch, weil er überhaupt bei der Mehrheit der Kammer und auch bei seinen Collcgen, insbesondere bei dem Kricgs- und Marineminister, nicht die genügende Unterstützung fand. Nach altem Brauche zieht der König, ehe er einen Entschluß über den Rückkitt des Kabincts faßt, die bedeutendsten Politiker über die Art zu Rathc, wie am besten die Krisis gelöst werden kann. Er hatte Besprechungen mit dem Präsidenten des Senats, General Duraiido, dem Kammerpräsidenten Bianckeri, dem Haupt der Majorität im Senat Saracco, ocm Führer der Dissidentcnpartci im Abgcordnctcnhause Di Rudini, dem Führer der Linken in der Kammer, Exministcr Cairoli, dem Senator Farini und den Ex- mimstern Crispi, Nicotcra, Zanardelli (Opposition) und Bonghi (ministeriell). Die Präsidenten der beiden Häuser wie der Senator Farini antworteten, daß die beste Lösung der Krisis die Bildung eines neuen Ta-