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Dresdner Journal : 04.03.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-03-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189003045
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18900304
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18900304
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1890
-
Monat
1890-03
- Tag 1890-03-04
-
Monat
1890-03
-
Jahr
1890
- Titel
- Dresdner Journal : 04.03.1890
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M 52 Dienstag, den 4. März, abends. 1890. veroxsprel«: k-r vr««6«» viertolzLdrlied , Iä«rk tv kf, d«i -«o äouttcüeu ko»t»vitLlt»i» «lsrttl- M»rliel» Z ilitrk; Lu»ert>»Id 6«» ckeuttcdell k»:cd»« tritt kort- uuck 8tewp«Iru«edI»8 dioru. kiorelns tzluwiuerv: 10 kk. LvkNnckixlluxijxvdvIirvll: kür üeu L^uiu einer ^v^p^Iteoeu 2vü« kleiner Lodrikt SO kk. lintor „kiogeseoat" äis 2sils bv kk. Lei Adellen- und ^iffernsatr. enttpr. X^f»cdlLx. Lrsedeiueor 'I'ü^licd mit ^i»llndinv üer Sonu- u. keierte^« »dsuck«. ksrniprecd -Xniodlu»»: !sr. 1285. ^ür dir Gesamtleitunz verantwortlich: Hofrat Otto Banck, Professor der Litteratur- und Kunstgeschichte. L»o»Lm« ro» Lvküaaixniixen »uiMlrt«: F> DranÄtetter, LominissiooLr cke» OresNoer lourv»!,; N»»dorss Leilill Vien leiprix N»««I L«»«l«« ^r»»^tirt «. U.: //an,«n^«in <1 koFter,' L«rlm-Vi«r» U,wd-r^- kr»x Leiprix-rriilkkurt ». <l.-»üi»cd«o: Auck. ^/o«e,- k»rt» Lonävu L«rlla - ?r»v^fnrt ». U S'.utlx»rt: Da«L« f o , L«rUn: /ntnttckcnckcinl, Nre»I»«: / »I,i Ica/a»-,' Sonorer: L'. Lc/«ü«ker, »«N« «. S .: F Larct <s Lio. Noraiirx« der: Xöaixl. ürpeäition üe» OresZoer lournLt,. Dreiden, ^vio^errtr. LV. kernrprecd-^oiedlui,: Ur. 120». Nichtamtlicher Teil. Telegraphische Wachrichten. Paris, 4. März. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Die hervorragendsten Journale aller Parteien sind einig darin, daß die Stellung dcS Mini steriums, trotz des gestrigen KammcrvotumS, voll ständig erschüttert sei. Das „Journal des D§- batS" sagt, daß selten ein parlamentarisches Kabi nett ein so klägliches Schauspiel geboten habe, wie gestern ... In Wahrheit besitze Frankreich ein neues Kabinett, dessin eigentlicher Präsident Bourgeois sei unter den Auspicien Floquets und ClemrnccauS. Das Ministerium habe an Festig keit nichts gewonnen, die Kammer sehr viel an Ansehen und Würde cingebüßt. Rom, 3. März. (W. T. B.) Die „Tribuna" erführt, daß in dem gestern bei Crispi abgchal- tenen Ministerrat festgestellt wurde, in welcher Weise die Berliner Konferenz anzunehmen sei. Der Ackcrbauminister habe über die verschiedenen Punkte dcS Programms referiert. Die Annahme der Konferenz sei ohne Vorbehalte auSzusprechcn. Außer dem Botschafter Grafen de Launay wür den eine politische Persönlichkeit und ein Techniker Italien vertreten. Die Namen seien noch nicht cndgiltig bestimmt. Madrid, 3. März. (W. T. B ) Der Minister- rat beschloß anläßlich ter Ammstie, den Grafen Bcnomar außer Verfolgung zu setzen. London, 3. Mürz. (W. T. B.) Unterhaus. Gladstone brachte einen Antrag ein, welcher durch die Aufhebung LabouchdrcS am Freitag veranlaßt wurde und welcher erklärt, daß ein Deputierter, falls er eine Anschuldigung gegen einen Minister erhebe und diese namens drS Minister- dementiert werde, so solle die Tbatsache, daß der Minister Mitglied des Oberhauses sei, den k eputiert'N nicht hindern, die Annahme des Dementis zu verweigern und seine Anschuldigung aufrecht zu erhalten. Über den Antrag betreffend die Parnell-Kom mission und das dazu angemrldete Amendement Gladstones entspann sich eine lebhafte Debatte. Der erste Lord des Schatzes Smith erklärte, der RegierungSantrag bezwecke, gegen alle interessierten Parteien gerecht zu sein, während die Annahme drS Amendements Gladstone den Glauben erwecken könnte, daß sich alle gegen die Parnelliten erhobenen Anklagen als falsch erwiesen. Großbritannien wird dem Vernehmen nach auf der Berliner Konferenz durch 3 Delegierte ver treten sein. Lord Salisbury wird dieselben auS den Kreisen der Arbeitgeber und Sachverständigen wählen. London, 4. März. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Wie die „Morningpost" erfährt, unterhandelt die britisch-südafrikanische Gesellschaft bezüglich käuf licher Erwerbung der Eigentumsrechte der afrika nischen Secngelellschaft im Nyassaland und in anderen Gebietsteilen. Sofia, 3. März. «W T. B.) Der politische Agent Bulgariens in Konstantinopel, Vulkowitsch, ist hier eingrtroffen, um mit der Regierung über die Sachlage sich zu bespreche». Drnelbe stattete den hiesigen diplomatischen Agenten Besuche ab. Heute abeud findet ein Ministerrat statt. Anläßlich des Jahrestage- deS Vertrages von San Stefano und deS Friedensschlusses mit Ser- bien fand in der Kathedrale ein Tedeum statt» welchem der Prinz Ferdinand und die Minister beiwohnten. > ————————Ei Feuilleton. K. Hostbcalcr — Neustadt. — Am 3. März: „Nora". Schauspiel in 3 Akten von Henrik Ibsen. (Zum ersten Male.) Bon allen bis jetzt aus den Dresdner Theatern aufgeführtcn Stücken JbsenS: „Die Gespenster", „Tie Wildente", „Die Stützen der Gesellschaft" und „Nora" zeigt daS letztere am deutlichsten einige wirklich dich terische Eigenschaften und die sorgsamste und in vielen Zügen lebenswahrste Durchführung eines Charakter bildes, wenn es sich dabei in dem ohnehin personen- armcn Schauspiel auch nur um eine einzige Gestalt, die Titelrolle, handelt. Tic meisten Gestalten Ibsens sind trotz seines vicsacrühmten Realismus sehr oft nur dem Fragmentarischen enthobene, leicht skizzierte Thcatcrfignren, unter denen sich in der Regel anch eine ganz überflüssige befindet, die man ohne Schaden für den organischen Zusammenhang der Handlung herausschneiden könnte. Daß diese blinden Passagiere den thatsächlich mitwirkcndcn Personen der dramatischen Komposition dann und wann Gelegenheit zu allerlei Äußerungen und Bekenntnissen bieten, da sie doch wohl oder übel in den Dialog einbezogen werden müssen, kann eine so willkürliche Gliederung cineS Kunstwerkes unmöglich entschuldigen sollen Am empfindlichsten wirkt diese- Verfahren, wenn solche Eindringlinge nicht wie Lessing» Marlini^re sehr unterhaltend, sondern ermüdend wie die Jbsen- schen Mitläufer sind. Auch hier begegnen wir auf Schritt und Tritt einem solchen, dem l)r. Rank, au» Dreöden, 4. März. Die Frage der Anerkennung Bulgarien». Wie bekannt, sind von der bulgarischen Regierung Schritte gethan worden, um bei der Pforte die An erkennung des Prinzen Ferdinand in Anregung zu bringen und zwar unter Hinweis auf die Panitzasche Verschwörung, durch welche der Beweis erbracht wor den sei, daß die Wiederherstellung der Ruhe und Ord nung im Lande infolge der bestehenden Verhältnisse sehr erschwert werde. Von diesem Schritte sind auch die anderen Mächte verständigt worden und jedenfalls wird die Pforte den Kabinetten davon Mitteilung machen. Welchen Ausgang die Sache nehmen wird, läßt sich nicht mit Bestimmtheit Voraussagen. Wahr scheinlich ist eS nicht, daß alle Mächte zur Anerkennung des Prinzen bereit wären Es ist im Gegenteil mit Sicherheit anzunehmen, daß namentlich Rußland den Antrag ablehnt. Gewonnen wäre aber schon viel für das Land, wenn durch die Erörterungen, welche in der Angelegenheit nunmehr stattfinden werden, bestätigt würde, daß die Mächte auch ohne die ausdrückliche Anerkennung auSzusprechcn, die gegenwärtigen Verhält nisse als zu Recht bestehend ansehen. Die „B. V. Ztg." begleitet das Vorgehen der Sofiaer Negierung und die mutmaßlichen Folgen desselben mit einer längeren Betrachtung, in welcher es heißt: Wenn die bulgarische Regierung sich in der Frage der Anerkennung ihres Fürsten an Europa wendet, so hat sie moralische Ziele im Auge, die erreicht werden schon durch die Stellung, nicht erst durch die Annahme des Gesuchs Sic erhält Gelegenheit, der Welt dar zulegen, wie Bulgarien sich fortwährend ncch allen Richtungen gehoben und befestigt hat, wie alle Unter nehmungen gegen das Fürstentum gescheitert sind, wie die Bevölkerung allen Verführung-Versuchen gegenüber unerschütterlich blieb, und wie die Angabe von rus sischer Seite, daß eine starke Partei im Lande bestehe, welche zu Rußland Hinneige und mit Gewalt unter drückt werde, gänzlich unwahr ist. Tic Bulgaren sind ein fleißiges Volk und haben sich redlich bemüht, die schweren Schäden, die dem Lande durch die türkische Barbarei zngefügt sind, wie die Wunden, welche ihm unmittelbar vor und in dem Befreinngskriege geschlagen worden, zu heilen. Tie Jahre seit der Abreise der russischen Agenten aus Sofia, die Jahrc, in welchen die Sk. Petersburger Politiker das Fürstentum als nicht vorhanden zu betrachten scheinen wollten, sind diesem zu gute ge kommen, Handel und Verkehr haben schnell zugenom- men, das Vertrauen zu der Negierung befestigte sich im Volke, der Wohlstand stieg. Eisenbahnen sind ge baut, Flüsse reguliert, Wege angelegt worden. Tcr Tribut an die Pforte wurde pünktlich gezahlt, die Steuern, über welche manche Klage erhoben ist, so lange die Russen im Lande waren, gehen jetzt leicht cin, die durchgehenden Schienenwege aus Österreich nach Konstantinopel und Salonichi haben nicht bloß dem Handel neue Impulse gegeben, sondern auch die geistige Regsamkeit deS Volkes erfrischt. Das Gelingen der Anleihe, die vielfach überzeichnet wurde, und der Handelsvertrag mit England, beide von Rußland be anstandet, waren namhafte Erfolge für Bulgarien und Niederlagen für seinen Feind. DaS Sobranje hat im vergangenen Jahre diejenige Thätigkcit entwickelt, welche die französischen Deputierten sich in jeder Session vornehmen, aber nie erreichen: eine von politischen Fragen abgewantue, ruhige Arbeit für die materiellen Interessen des Landes. Nun wurde die Verschwörung Panitzas entdeckt, welche durch das energische Zugrcifen der Minister Stambulow und Mutkurow erstickt worden ist, bevor die letzten Zu rüstungen zur That vollführt waren. Ob die neuesten Nachrichten über die Ermittelung der Beteiligung osfi dcS Autors Gcspcnstcrlazarett der Rückenmarkschwind- süchtigcn; iu ähnlicher Stimmung wie ehemals Lord Chesterfield, der noch bei Lebzeiten im Hydcpark sein eigenes Leichenbegängnis probierte und selbst kutschierte, übertreibt der arme Doktor diese Koketterie noch und stirbt früher, als es Patienten seiner Krankheit sonst nötig haben. Hr. Paul löste diese Aufgabe mit vor trefflichen» Takt und fügte seine Gestalt dem Drama möglichst geschickt und unbefangen ein. Tcr Verfasser hat das Hauptmotiv und die Titel rolle seines Dramas der Wirklichkeit entnommen, wie daS vielfach in unliebsamer Weise in der nordischen und deutschen TagcSlittcratur besprochen worden ist. Die sittenrichterliche Kritik über diesen Fall liegt anßerhalb des künstlerischen Interesses Ibsen wollte iu Nora eine Fran schildern, welche durch eine falsche, von der bequemen Eigenliebe ihre- Vaters geleitete Erziehung charakterschwach, spielerisch genußsüchtig geworden ist. Cie kann nur Glück und Vergnügen, doch weder den Ernst noch die Arbeit des Lebens ertragen. Sie fand einen Gatten, der sich als braver Geschäftsmann dem HandclSstande und der Ehre desselben ausschließlich widmet, aber bei aller behaglichen Liebenswürdigkeit als Gatte weder die ge heimen Tiefen eines FrauenherzenS zu verstehen, noch cin Wcib für die Pflichten des Leben- zu erziehen vermag. Er liebt in seiner Frau nur sich selbst und seine Annehmlichkeiten des Daseins. Nachdem diese junge leichtsinnige Frau, zwar aus guter Absicht und aus Mangel an Grsepeskenntnis, freilich aber anch au- noch größerem Mangel an streng moralischem RcchtSgefühl und an Selbstkritik, ein schweres Ver gehen begangen hat, da wird c- ihr bei dem harten zieller russischer Kreise an diesem Unternehmen und die Entsendung eines russischen Generals begründet sind, läßt sich noch nicht beurteilen, jedenfalls ist die russische Politik stark verdächtig, nach viele« ungeschick ten Einmischungen wiederum eine solche inS Werk ge setzt zu haben. Um die Suche zu verdecken, wurde die Zahlung der rückständigen Occupationskostcn gefordert, die öffentliche Aufmerksamkeit, so erwartet nian, sollte sich der finanziellen Verlegenheit der bulgarischen Re gierung zuwcnden und den Fall Panitza vergessen. Aber Bulgarien zahlte ohne Säumen und steht nun mehr in vermehrtem Maße achtunggebietend da. Für Bulgarien ist also sowohl nach seiner eigenen Lage, wie auch der seines Gegners der Augenblick ungemein günstig zu einer Vorstellung bei den Mäch ten Europas. Eine Reihe von Mächten wird in an erkennender Weise antworten, die Macht der öffent lichen Meinung wird nicht Zurückbleiben, dadurch er fährt das Selbstvertrauen der Bulgaren und der Kredit des Landes vermehrte Kraft. Wahrscheinlich kann die bulgarische Regierung auch die Pforte zu einer Kundgebung bewegen, welche die volle Selbst ständigkeit Bulgariens, vorbehaltlich der Ablösung des Tributs an den Sultan, einleitet. Tagesgeschichte. Dresden, 4. März. Bei Sr. Majestät dem König findet heute nachmittag im hiesigen königlichen Residenzschlosse eine größere Hvftafel statt, zu welcher Einladungen ergangen sind: an den König!, preußischen Gesandten wirkl. Geh. Rat Grafen Tön hoff, an den König!, bayerischen Gesandten Frhrn. v. Niethammer, au den Kaiser!, und König!, öster reichisch-ungarischen Gesandten Grafen Chotek, an den Kaiser!, russischen Ministerrcsidenten Baron Mcngden, an den König!, großbritannischen Geschäftsträger Mr. Strachey, an den Prinzen Carl zu Bentheim, au den Hofmarschall Sr. Durchlaucht des regierenden Fürsten Reuß j. L. Frhrn. v. Mcysenbug, an die General majore Larraß, v. Wolf, v. Raab u. s. w. * Berlin, 3. März. Se. Majestät der Kaiser nahm heute vormittag mehrere Vorträge entgegen und begab sich am Nachmittag nach Potsdam, um einer Einladung des Rittm. v. Dewitz zur Tafel zu entsprechen. « —Eie „Köln Zig." schreibt: ,Hn der Presse spukt auf Grund zum Teil recht ungeschickt erfundener Voraussctzuugeu noch fortwährend eine angeblich schwebende Kanzlcrkrisis Deutschlands Ansehen dem Auslände gegenüber gewinnt dadurch natürlich nicht. Tie einfachste Logik müßte diesen sensations- lustigen Blättern verraten, wessen Handwerk sic be treiben, wenn sie so ins Blaue hinein phantasieren. Wir können aufs bestimmteste versichern, daß noch in der allcrjüngsten Zeit Fürst Bismarck einigen Herren seiner Umgebung, vor allem auch einigen Abgeordneten, unzweideutig erklärt hat, er denke nicht daran, ab- zngehen" — In dem Gesetzentwurs über die Gewerbe- gcrichte, wie er vor kurzem vom BundeSrate geneh migt worden ist, ist bekanntlich der umfangreichste Abschnitt der Regelung des Verfahrens vor diesen Gerichten gewidmet. Tab-i ist in crstcr Linie daraus Rücksicht genommen, daß die vor die Gcwcrbcgerichte gehörigen RrchtsstreiligkeiUn größten teils in rechtlicher wre thatsöchlicher Hinsicht einsach, auch nicht von erheblichem Werte und meistens der Beschleunigung bedürstig sind Richt minder aber ist in Berücksichtigung gezogen, daß die beteiligten Personen viclsach einen sehr geringen Brad von Brschüsi-gewandlhkit besitzen, während eine Unterstützung derselben durch rechtskundige Vertreter oder Beistände im allgemeinen weder thunlich noch wünschenswert ist War es hiernach geboten erschienen, möglichst von Prozeßvorschristcn a'-zusehen, welche die freie Bewegung deS Gerichts einengen und an die bellstlbätigkeit der Parteien besondere Anforderun gen stellen, so mußte doch andererseits rm Interesse der Gleich- Auftrctcn deS Mannes, dcr nur an sich selbst denkt und sie schutzlos und unmündig dem Laufe des Ver derben» preisgebcn will, plötzlich furchtbar klar, daß sie nur als zwei Fremde mit einander lebten, daß er ihre Seele nicht kennt und daß sie aufgrhört hat, ihn zu lieben und nun freiwillig von ihm lassen muß. Das ist ein sehr vielfarbiges Gemälde, wobl eins der besten, welches Ibsen gegeben Wir hatten für die fast aufreibende, beinahe den ganzen Abend in Anspruch nehmende Darstellung dieser Nora das Glück, in Frl. Baste eine Schauspielerin zu besitzen, die fähig ist, diesem eigenartigen Charakter den Reiz individueller Persönlichkeit und zugleich die überzcugenoc Natürlichkeit des Lebens zu geben. Für die junge Künstlerin war cs cin neuer Schritt ins Weite, der mit vielem Glück gethan worden ist. Er hat außerdem dem Drama aus eine Zeitlang Boden iin Repertoire gewonnen. Ich komme bei den Wieder holungen auf diese von Erfolg getragene Leistung zurück. Mit angenehmer Mäßigung spielte Hr. Wie ne die schurkische Gestalt eines gewissen Günther, den zu heiraten Ibsen einer grundbraven Frau Linden auf- crlegt hat. Frl. Guinand sorgte, daß dieses empö rende Bündnis in nicht zu ausfälliger Weise an den meisten Zuschauern vorüberbeht. Den Gatten Noras gab Hr. Gunz in der bei ihm üblichen Farbe für Liebhaber und Ehemänner O B. Konzert. Die Pianistin Teresa Carre'o hat ain gestrigen Montag vor einem großen Zuhörerkreije ihr zweite- Konzert gegeben und für ihre Darbietungen allgemein sehr lebhaften Beifall empfangen mäßigkcit dcs Verfahrens und zum Schutze der Parteirechle eine Formlosigkeit vermieden werden, welche die subjektive Will kür des Gerichts an die Stelle geordneter Grundlagen deS Ver fahrens setzt. Ter Entwurf konnte sich deshalb nicht auf die Aufstellung einiger allgemeinen Sätze über das Verfahren be schränken, mußle vielmehr für dieses eine seste und allen Fällen gerecht werdende Gliederung zu gewinnen suchen. Tabei ist eS am zweckmäßigsten erschienen, in Anlehnung an das System der Vorlage von t«78 die Vorschriften der Zivilprozeßordnung über das amtsgerichtliche Verfahren im allgemeinen zu Grunde zu legen und die oben erwähnten Rücksichten, welche durch die be sondere Natur der Gcwerbegerichte geboten erscheinen, durch eine Anzahl «bändernder Bestimmungen zur Geltung zu bringen Tabei hat sich der Entwurf ebensowenig, wie die frühere Vor lage, darauf beschränkt, die einzelnen Abweichungen von dcr Zivilprozeßordnung aufzuzählen. Vielmehr ist durch eine Reihe weiterer Vorschriften, welche sich an die wesentlichsten Bestim mungen der Zivilprozeßordnung anlehnen, der Gang des Ber fahrens im allgemeinen festgestellt worden, um auf diese Weise eine sür einfach verlausende Streitsachen ausreichende und leicht zu übersehend« Grundlage sür die Handhabung dcs Verfahrens zu bieten. Um diesen Zweck zu erreichen, hat der Entwurf den Kreis der auszunehmenden Vorschriften etwas weiter gezogen, als die Vor lage von i>»78, wie er auch in dem Bestreben, das Verfahren zu vereinfachen und zu beschleunigen, sich nicht lediglich aus die damals vorgesehenen Abweichungen von dcr Zivilprozeßordnung beschränkt In der letzteren Beziehung ist als die prinzipiell wichtigste Änderung hervorzuheben, daß der Grundsatz des Prozetzbetriebes durch die Parteien, wie er der Zivilprozeßord nung eigentümlich ist, in der Hauptsache bes-itigt und durch den Lsfizialbetrieb seitens des Gerichts ersetzt ist. Tic hauptsächlich sten Konsequenzen des im Entwurse befolgten Prinzips äußer« sich darin, daß alle Zustellungen von Amlswegen erfolgen, die erforderlichen Termine von Amtswegen angesctzt und die Ladun gen den Parteien abgenommen und durch den GerichtLschreiber veranlaßt werden. — Tie „Berl. Pol. Nachr." schreiben: „Die ReichstagSwahlcn ergeben ein starkes Anschwcllen sowohl der sozialdemokratischen als der Volkspartei liehen und deutschfreisinnigen Stimmen und Mandate Tie Bedeutung und Stellung dcr Sozialdemokratie gegenüber dem nationalen und monarchischen Staate wird auch in minder kundigen Kreisen nicht verkannt werden. Dagegen versucht die deutsch fr ei sinnige Presse sich in den Augen des Publikums als eine solche darzustcllen, mit welcher das deutsche Kaisertum besonders gut regieren könne. Es mag ja allerdings angesichts des Vordrängens der Sozialdemokratie der Wunsch nahe liegen, sich des besonderen Schutzes der starken nationalen Monarchie zu versichern Allein bei näherer Betrachtung wird man dcr Überzeugung sich »licht verschließen können, daß zwischen dieser und dcr deutschfreisinnigcn Partei ein unüberbrückbarer Gegensatz besteht. In dirser Hinsicht mag hier nur daran erinnert werden, daß die Deutschfreisinnigen die süddeutsche Voll-partei nicht nur überall in dein Wahlkampfe energisch unterstützt haben, sondern sie auch als ihre süddeutsche Cchwesterpartei, als völlig gesinnung-verwandt und mit ihnen zusammenhängend bezeichnen. Nun ist der Gruudcharatter der Volks Partei bekanntlich antipreußisch, antideutsch und republi kanisch Es ist klar, daß, wer seine innige Zusammen gehörigkeit mit einer Partei von republikanischem und prcußenfeindlichem Charakter besonders betont, im denkbar schönsten Gegensatz zum preußischen Monar chismus stebt. Ist man sich darüber klar und er innert man sich ferner der Energie und Kraft, mit welcher gerade Fürst Bismarck die antinationalen re publikanisicrenden Bestrebungen zu jeder Zeit bekämpft hat, so wird man zugleich sich der Überzeugung nicht verschließen, daß das Tagewerk de- Fürsten Bismarck noch nicht vollendet ist." Tcr AusstandHversicherungsverband im Ober bergamtsbezirk Torlniund soll der „Rhein Wests. Ztg." zufolge als gesichert angesehen werden können. Auf der Zeche Tahlhausen Tiefbau, wo am Sonnabend ein Streik unter den Arbeitern ausbrach, ist die ganze BelegsclM unter den bisherigen Bedingungen wieder angesahren. /jp Weimar, 3. März. Se. Königs Hoheit der Großherzog hat, wie verlautet, an die deutschen Tas wiederholte Auftreten dieser interessanten Frau von geistig regsamen Aussehen hat im ganzen unser neuliches Urteil bestätigt. Ihre außerordentlich glän zende Virtuosität, die erstaunliche Kraft, Ausdauer und Bravour, verbunden mit klarster Phrasierung, reichen Nuancen des Anschlags und unfehlbarer Sicherheit im Passaqenspicl, ihr vorzügliches musikalisches Gefühl, das hier und da freilich von cincm überschüssigen, rasscnhaft feurigen Temperament niedergezwunqcn wird, ihre feine Empfindung und künstlerische Ruhe im Vortrag zarter Stücke — diese teilweis bis zu dcnbar höchster Vollendung durchgebildetcn Eigen schaften haben auch gestern bei Kennern und Laien staunende Bewunderung erregt und die Anwesenden zu reichster Anerkennung j'olcherVorzügcbcwogen. Vorzüg lich, insonderheit durch die wundervolle Behandlung dcr Melodie und des RythmuS ausgezeichnet, war der Vortrag dcr „Symphonischen Etüden" von Schumann, zwölf meisterhaften, in dcr Erfindung ebenso kühnen als originellen Variationen über ein Thema, da» von Hauptmann v. Frickcn stammt und nach deS Meister- Ausspruch Charakter und Empfindung in sich vereint. Einfach edel spielte Fran Carre o Beethovens ».knäant« lüror.", mit schlichter Sinnigkeit Schuberts Impromptu, bezaubernd durch deu Tonrciz ein Minuetto von Boccherini und bravourvoll, glänzend in der Oktaven technik einen Xlnrcbe unlitar«- von Schubert in Tau sig- Bearbeitung. In einigen anderen Leistungen zeigten sich aber auch die Schattenseiten diese- eigenartigen großen Talents von neuem, so in der Wiedergabe der ckur Polonaise von Chopin und der V»!« cuprie« von Rubinstein Da trat wiederum jene» die Klarheit
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