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Ur. 23 Weißerih-Ieitung. Redaction, Druck und Verlag von Carl Jehne in Dippoldiswalde. W Aus dem Vaterlande. Bom Geifingsberge, 15. März. Vorüber ist der Fastnachtotag, der immer wegen des rauhen Wet- rerS, das er gewöhnlich mit sich bringt, gefürchtet ist, allein noch immer suchen unS rauhe Winterstürme heim und versetzen uns in die rauheste Zeit; Vie Schneewirbel hören nicht auf und groß ist die Gefahr, die dem Wanderer oder Fuhrwerk droht. Viele begeben sich in der Thal muthwillig in Gefahr und wagen zu viel, daher so mancher sein Leben gefährdet; viele muthen den Thieren so viel zu, daß eS nicht selten geschieht, wenn letztere, gedrängt von ihren Peinigern, unterliegen; denn so sehr auch dagegen geeifert wird, die Thierquälerei findet noch so häufig statt, daß ein mitleidiger Mensch in der Thal sich empört weg. wenden muß. — Bei diesen Uebelständen bleibet aber auch brr Mensch nicht frei von manchem Druck; eS ist die NahrungSlosigkeit, der Mangel an Ver dienst, die Theuerung der Lebensmittel, die vorzüglich die Familienväter mit großer Sorge erfüllt. Ebenfalls ist der bei uns sonst so wichtige NahrungSzweig, das Strohflechten, ziemlich entlaubt, wovon die Beschaffen- heil beö Strohes, daS im vorigen Jahre nicht deson- berS ausgefallen ist, die größte Ursache ist. Gering ist nur der Absatz, und die Lieferanten selbst tragen Bedenken, unter den dermaligen Verhältnissen größere Quantitäten aufzukaufen, wobei aber nicht wenig ihre allzugroße Angst und Sorge ihnen und Andern schabet., Schlimm ist eS aber, daS können wir nicht leugnen, daß man zu solchen Zeiten zu rathloS ist und sich bet dieser Strohflechterei zu sehr von andern NahrungS. zweigen abwenbet. Mädchen z. B., welche sonst in den Dienst gehen konnten, sehen davon ab ober tau gen nichts zum Dienst, weil sie eS vorziehen, auf diese Beschäftigung sich zu beschränken, welche sie weder auf einen künftigen Beruf vorbereitet, noch auch sonst fähig macht für andere wichtige häusliche Beschäftigung; sie daher, wenn sie IN solche Verhältnisse kommen, gewöhnlich untauglich sind zur Arbeit und Häuslich keit. Wir erinnern hier, wie schon einige Mal ge- schehen ist, wieder an die sogenannten Rockengesell- schafien, die ein wahrer Verderb sind, und so lange sie geduldet werden, nicht bloö auf die Gesittung, sondern auch auf die Thäligken und Hebung der Kräfte nachtheiligen Einfluß äußern. — Obgleich, wie oben erwähnt ist, nicht wenig Noch unter den jetzigen Ver hältnissen herrschen mag, so finden wir doch immer die Vergnügungsorte nicht wenig vertreten, und man möchte da nicht an einen wirklichen Nothstand glauben. Doch, wünschen wir auch nicht, daß ,S so weit kom- men möge, daß man erlaubte Freuden und Er 1S. Mär) 1852 , Inserate werden mit 8 Pf. für die Zelle berechnet nnd in allen Expeditionen - angenommen. Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Landman». Freitag. Erscheint Dienstag» und Freitags. Zu beziehen durch alleHfostanstal- ten. Preis pro Quart.1üNgr. holung meiden muß, indem der Genuß derselben doch immer wieder einigen Muth verleiht, daß aber Man cher auch genötbigt wird, sich einzuschränkcn, wer wollte VaS ein Uebel nennen? Denn in der That, Mancher vergeudet in Kurzem, waS ein redlicher Fa milienvater in einer Woche braucht und während man cher sich auch den geringsten Genuß versagt, genießt mancher im Uebermaß seine schwelgerischen Freuden. Glücklich aber und zufrieden wird nur der sein, der sich der Abhängigkeit von der Vorsehung bewußt bleibt und auch dasjenige mit dankbarem Herzen annimmt, waS ihm Goll nicht versagt hat. — Bei den gegen wärtigen Schneemaffen ist der Verkehr außerordent lich lebhaft, Tausende von Schlitten kann man hin und wieder fahren sehen auf den Fahrstraßen, bald Geschäftsleute, bald Spazierfahrer, bald aber auch Holz, und Kohlenschlitten; baß man sich beeilt, hierbei bas Ackerland zu versorgen, kann man sich denken und viel kann dadurch der Früharbeit vorgearbeitet werden. Nur die Kartoffeln machen uns Sorge, die in der Thar zur Rarität gehören werden. Viele ergreifen daher daö vielfach angepriesene Mittel einer frühzei tigen Hervorholung auS den Kellern und der Verhüt« berung des Keimens. Möchte Vieser Versuch heil« bringend sein; wie wollten wir danken Dem, der eine bedeutende Hebung des NoihHandeS veranlaßt hätte! -j-* Umgegend Lauenstein, 18. März. Mir meinen Berichten aus Breitenau habe ich ganz entschiedenes Pech, denn in letzter Nr. schrieb ich, daß zum Kirchenbau daselbst eine Summe verwendet wor den sei, die der verstorbene Pastor Pahlitzsch in seinem Testament hierzu bestimmt hätte. Die Sache'ist wohl richtig, aber der Testator hieß: Carl Wilhelm Petzold. — DaS allgemeine Gerücht theilt auf daS Bestimm teste mit, daß Pie in letzter Nr. gleichfalls milgetheilte Nachricht von einer Besprechung und Verhandlung über Verlegung eines ZweiggerichteS nach Lauen stein, zur Folge gehabt habe, daß nach Laueiistein ein Zweiggericbl komme. Dresden. An der von Hannover berufenen Flotte nconferenz wird sächsischer SeitS Herr CtaatSministcr v. Beust Thcil nehmen. — AuS einer Bekanntmachung des Finanzministeriums geht hervor, daß das unserm Münzwefen zu Grunde liegende Decimalsystem noch vervollständigt werden soll: «S werden nämlich noch in diesem Jahre Eindrittrlkhaler- oder Zehnneugroschen - Stücke geschlagen werden. — Der auS den Maiereigniffen bekannte Stadtrath und Advokat vr. Mtnckwitz ist definitiv zu 6 Monaten Gefängniß verurteil« worden; doch hat daS Ober- appellationSgericht diese Strafe bereits durch den von