Suche löschen...
Dresdner Journal : 25.08.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-08-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189908255
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18990825
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18990825
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-08
- Tag 1899-08-25
-
Monat
1899-08
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Journal : 25.08.1899
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
veiu,«pret«: Für Drrtden vierteljährlich: r Mark so Pf., bei den Kaiser« lich deutschen Postanstalten vierteljährlich s Mark; außer halb de- Deutschen Reiche« Post- und Stempelzuschlaa. Einzelne Nummern: 10 Pf. Erscheinen: Täglich mit Ausnahme der Sonn- und Leiertage abend«. Fernspr.-Anschluß:Rr 1LSL Dres-ncr M ÄlMÄ. AiikündigungSgebühren: Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift LV Ps Unter „Eingesandt" die Zeile SV Ps. Bei Tabellen- und Zifsernsatz entsprechender Ausschlag. Herausgeber: Königliche Expedition de« Dresdner Journals Dresden, Zwmgerstr. L0. Fernspr.-Anschluß-NrlS-ü. ^197. Freitag, den 25. August abends. 18VS. Äintlicher Teil. Dres-ea, 24. August. Aus Allerhöchsten Befehl wird wegen erfolgten Ablebens Ihrer Hoheit der verw. Herzogin Adelheid zu SchleSwig-Hol- stein-Sonderburg-GlückSburg, geb. Prinzessin zu Schaumburg-Lippe, am Königlichen Host die Trauer auf drei Tage, vom 25. bis mit 27. d. MtS., angelegt. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Webereileiter Neumann in Reichenau das Allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen. TreS-en, 22. August. Mit Allerhöchster Ge nehmigung Sr. Majestät des Königs ist dem Buchdruckereibesitzer Franz Otto Fritzsche in Rade« bürg für die von ihm am 3. Juni dieses Jahres unter eigener Lebensgefahr bewirkte Errettung elnes Maunes vom Tode des Ertrinkens in der Röder bei Radeburg die silberne Lebensrettungsmedaille mit der Befugniß zum Tragen derselben am weißen Bande verliehen worden. Das Ministerium der Innern hat auf Grund von 8 6 Absatz 3 der Allerhöchsten Verordnung vom 16. September 1856 der Gegenseitigen Lebens-, Jnvaliditäts - und Unfall-Versicherungs-Gesellschaft „Prometheus" in Berlin den weiteren Geschäfts betrieb im Königreiche Sachsen untersagt. Dresden, den 16. August 1899. Ministerium des Innern, Abtheilung für Ackerbau, Gewerbe und Handel. vr. Vo-tl. Edelmann. Srueanungen, Versetzungen rc. im öffentlichen Dienste. Im SeschSft-bereiche des Ministeriums des Kultus and öffentlichen Unterrichts. Erledigt: diezweite ständige Lehrerstelle in Wernesgrün b. Rodewisch i. B. Kollator: die oberste Schulbehörde. Einkommen:. 1200 M. Gehalt, 100 M persönliche Zulage bis zum Eintritt der AlterSzulage, außerdem Amtswohnung und Gartengenuß Gesuche mit den erforderlichen Unterlagen sind bis zum 6. September o. bei dem Königl. BezirkSschulinspektor Schulrat vr. Bräutigam in Auer bach i B. eiazureichen. Nichtamtlicher Teil. Deutsche Kapitalien über Tee. DaS „Jahrbuch für Deutschlands Seeinteressen" enthält u. a. auch einen interessanten Abschnitt über die überseeischen Kapitalanlagen und die deutsche Volkswirtschaft. Unter den großen Summen, auf die sich die deutschen Seeinteressen beziffern, befinden sich als be sonders wichtige Bestandteile die Ansiedelungen und Unternehmungen Deutscher in fremden Ländern und Erdteilen, sowie die in fremden Unternehmungen und Anleihen überseeischer Staaten angelegten Kapitalien. Ergiebt sich schon auS den verschiedenen Artikeln über Seehandel, Seeschiffahrt rc. ein Wert der deutschen Seeinleressen von vielen Milliarden, so muß das deutsche Kapital und die deutsche Arbeit in über seeischen Ländern auf weitere Milliarden geschätzt werden. An erster Stelle stehen die deutschen Interessen in Nordamerika, die mit gegen 2 Milliarden M. zu be werten sind, trotzdem der wirtschaftliche Aufschwung in den Vereinigten Staaten diese neuerdings befähigt hat, erhebliche Mengen ihrer Wertpapiere von Europa zurückzukaufen. Gleichfalls gewaltig sind die Interessen in Mittel- und Südamerika, in Mexiko, den großen Antillen, Guatemala, Brasilien, Argentinien, Venezuela, Chile rc.; man wird sie in Mittelamerika mit N und in Südamerika mit 2 Milliarden nicht zu hoch ver anschlagen, sodaß die deutschen Interessen in ganz Amerika sich auf etwa 4N Milliarden M. beziffern. Von überseeischen Interessen in Asien und Afrika kommt zunächst daS über beide Erdteile sich erstreckende türkische Reich in Bedacht, in dem unter Einschluß der europäischen Türkei deutsche Interessen in einer Höhe von 400 bis 500 Mill. M. in Frage kommen. In Indien sind — überall abgesehen von den Staatsanleihen rc. — Deutsche mit über 109, in Ostasicn mit etw" 300 Mill. M. interessiert. Auch in Afrika stehen, von den deutschen Kolonien abgesehen, bedeutende Interessen auf dem Spiele, die sich ohne den tür kischen Teil auf annähernd 1 Milliarde beziffern; sind doch deutsche Kapitalisten allein an den Gold minen Transvaals mit weit über H Milliarde be teiligt. Schließlich bleibt auch Australien nur wenig hinter den beiden letztgenannten Erdteilen zurück, da allein in Victoria und Neu-Süd-WaleS je etwa H Milliarde deutschen Kapitals beteiligt ist. Dem nach ist die Summe deutscher Kapitalien: Betriebs kapital deutscher Handelshäuser, Kredite für Unter nehmungen aller Art, Wert des deutschen Grund besitzes sowie deutscher Plantagen, Eisenbahn-, Bergwerks- oder sonstiger Industrieanlagen, sowie sonstiger Darlehen in überseeischen und fremden Län dern, soweit sich der Geldwert übersehen läßt, auf rund 7H Milliarden zu veranschlagen. ES ist natürlich nicht möglich, festzustellen, wie weit Deutsche im Auslande an den Unternehmungen von Angehörigen anderer Nationen beteiligt find und welche Kapitalien und direkten persönlichen Interessen hierbei in Frage kommen. Ferner ist ein erheblicher Bruchteil der über 12 Milliarden ausländischer Werte, die zur Zeit in Deutschland befindlich sein dürften, dem Gebiet der überseeischen Interessen angehörig; ebensowenig läßt sich auch nur annähernd schätzen, wie viel überseeische Wertpapiere, Aktien rc. für Rech nung deutscher Eigentümer im AuSlande lagern und mit welchen Summen namentlich das deutsche Kapital an den gewaltigen Minenspekulationen in London, New-Dorl und Australien beteiligt ist; allein bei letzteren soll es sich um mehrere Hundert Millionen handeln. Neben den überseeischen Interessen deutscher ReichSangehöriger im Auslande, die sich in Geld ausdrücken lassen, kommen natürlich bedeutende Interessen in B.tracht, bei denen dies nicht möglich ist; eS ser nur an die Thätigkeit der zahl reichen deutschen Missionen erinnert, die allerdings noch nicht, dem Beispiele der Franzosen in Nordafrika oder der Engländer in der gauzen Welt entsprechend, sich eine wirtschaftliche und politische Vertretung der nationalen Interessen des Heimatlandes zur Aufgabe gemacht haben. Aus alledem geht hervor, daß das Deutsche Reich im Auslande Interessen seiner Unter- thanen von solcher Höhe zu schützen berufen ist, daß die dafür gebrachten Opfer verhältnismäßig gering fügig sind, und noch neuerdnrgS hat v. Halle gezeigt („Preuß. Jahrbücher", April 1899), daß es sich nicht etwa lediglich um die Bereicherung der deutschen Kapitalisten bei der Stärkung und dem Schutz über seeischer Kapitalinteressen handelt, vielmehr wird mit Erträgnissen dieser Anlagen ein großer Teil des De fizits unserer passiven Handelsbilanz bezahlt; mit anderen Worten: sie dienen dazu, der deutschen Kon sumtion die Heranziehung aller jener unentbehrlichen Nahrungsmittel und Rohmaterialien für die Industrie, Genußmittel und Gewerbserzeugnisse zuzuführen, deren diese angesichts der steigenden Bevölkerungsmasscn und der steigenden Konsumtionskraft der breiten Schichten bedarf. Die deutsche Ausfuhr hat mit dem steigenden Be darf nach Einfuhren nicht Schritt zu halten vermocht, und eS wird auch angesichts der Thatsache, daß sie wesentlich aus Jndustrieprodukten besteht, die andere Länder gleichfalls in steigendem Umfange auS- zrführen bestrebt sind, auch in Zukunft nicht können. Schon heute ist an die Stelle von Warenexporten vielfach mehr und mehr der Export von Industrien und Kapitalien getreten, und dies wird noch weiter zunehmen. Die heimische Produktion arbeitet in steigendem Umfange für den inneren Markt; das im Auslande angelegte heimische Kapital aber muß ihr durch die Verwendung seiner Erträge für Einkäufe von Konsumtibilien aller Art zu Hilfe kommen. Würde Deutschland nicht rechtzeitig darauf bedacht sein, sich gegen eine Verletzung dieser Kapital- interessen, sei es in den Schuldnerstaaten selbst, sei es durch die Eingriffe dritter Mächte, durch starke Rüstungen zu schützen, so würde es seine Volkswirt schaft, deren integrierender Bestandteil die auswärtigen Interessen heute geworden sind, auf das schwerste ge fährden. Nur in den Nachbarländern aber kann dieser Schutz, soweit eS stärkerer Mittel bedarf als diplo matischer, wirksam zu Lande durchgeführt werden. Für die ganze übrige Welt liegt er auf der See. Tagesgeschichte. Dresden, 25. August. Se. Majestät der König begaben Sich heute früh mit Sonderzug 7 Uhr 56 Min. ab Niedersedlitz nach Bahnstation Weißig, um der Besichtigung der zusammengesetzten Kavallerie- Division im dortigen Gelände beizuwohnen. Nach Beendigung derselben kehrten Se. Majestät wieder nach Niedersedlitz zurück, woselbst die Ankunft fahr planmäßig mittags 12 Uhr 2 Min. erfolgte. Dresden, 25. August. Se. Königl. Hoheit der kommandierende General Prinz Georg wohnte gestern von 8 Uhr vormittags ab dem Gefechtsschießen deS 1. Feldartillerie-Regiments Nr. 12 bei Langebrück bei. Dresden, 25. August. Se. Königl. Hoheit der kommandierende General Prinz Georg wohnte heute von 9 Uhr vormittags ab den Uebungen der Kavallerie- division bei Weißig bei. Deutsches Reich. * Berlin. Heute morgen um 7 Uhr unternahmen Se. Majestät der Kaiser einen Spazierritt und hörten von 9 Uhr ab die Borträge des Kriegsministers, Ge neralleutnants v. Goßler, und des Chefs des Militär« kabinettS, Generaladjutanten, Generals der Infanterie v Hahnke. Außerdem nahmen Se. Majestät die Meld ungen des Rittmeisters v. Heydebreck vom 1 Leibhusaren regiment entgegen, welcher zum Militärkabinett kom mandiert ist — Der „ReichSanz" veröffentlicht die Ernennung des bisherigen Gesandten in Santiago (Chile) v. Treskow zum Gesandten in Buenos-Aires. — Die Frage, wie dem Eindringen der Sozial demokratie in die Innungen zu begegnen sei, wird von der „Germania" folgendermaßen erörtert: Zunächst empfiehlt eS sich, in größeren Städten, wo eine solche Gefahr zu befürchten ist, gemäß 8 100 Absatz 2 des Gesetzes, die Zwangsinnungen nur für solche Handwerker zu errichten, welche der Regel nach Gesellen oder Lehrlinge halten. Die sozialdemokratisch gesinnten Handwerker finden sich nämlich fast ausschließlich in der Zahl der sogenannten Alleinmeister. Zwar steht es diesen noch immer frei, frei willig den Zwangsinnungen beizutreten. Bor allem aber müssen die Handwerker, welche Freunde der ZwangSinn- ungen sind, ihre Gleichgiltigkeit überwinden und Mann für Mann bei den Wahlen zu den JnnungSvorständen, sowie bei den Generalversammlungen der Innungen er scheinen. Die Sozialdemokraten siegen eben meistens nur dann, wenn die genannten Handwerker ihnen daS Feld überlassen Ferner müssen dann die JnnungSvorstände sofort tüchtig an die Arbeit gehen und Einrichtungen zu treffen suchen, die den Beweis liefern, daß die Innungen manches wertvolle auch für die kleinen Handwerker er reichen können Sonst werden die Sozialdemokraten im Verein mit den nur widerwillig der Innung bei getretenen Handwerkern immer wieder die Behaupt ung aufstellen, die Innungen könnten nicht« leisten und die erhobenen Beiträge seien umsonst aufgewandt. ES gilt also besonders, die widerwillig bcigetrctcncn Mit glieder für die Innung zu gewinnen Weiter muß darauf gesehen werden, daß die erhobenen Jnnungkbeiträge in einer Weise umgelegt werden, daß sie nicht die kleinen Meister verhältnismäßig zu schwer treffen Die Sozial demokratie würde auch dies als Agitationsmittel gegen die Innungen benutzen. Somit ruht gegenwärtig auf den Handwerkern, welche der Ueberzeugung sind, daß auch der Staat ihnen Hilfsmittel zu bieten hat, eine doppelte schwere Verantwortung Kommt nur eine verhältnis mäßig geringe Zahl von Innungen zu stände, welche bloß den kleineren Teil der deutschen Handwerker um faßt, und wird ein Teil dieser Innungen außerdem noch durch daS Eindringen der Sozialdemokratie ausgelöst oder zur Unthätigkeit verurteilt, so dürfte die staatliche Gesetz gebung in dem Handwerkerschutzgesetze vom 26. Juli 1897 zum letzten Male dem Handwerke hilfreiche Hand geboten haben. Insbesondere die Regierungen, welche nur gezwungen dem neuen Gesetze zugestimmt haben, würden sich in Zukunft völlig zurückziehen mit dem Be merken, daß man doch vergebliche Arbeit leiste, wenn die Handwerker die gebotene Hilfe nicht annehmen und so den Beweis geliefert haben, daß das Handwerk in der überwiegenden Mehrheit nicht lebensfähig oder nicht willen« sei, seine Lebensfähigkeit in der ihm gebotenen neuen Organisation zu beweisen. — Der im preußischen Abgeordnetenhaus« unter Er weiterung der Vollmachten der Regierung angenommene, im Herrenhause der Zustimmung sichere Gesetzentwurf, be treffend die Gewährung von Zwischenkredit bei der Errichtung von Rentengütern, bildet den wenigstens vorläufigen Abschluß einer Reihe von Gesetzen, welche zur Förderung einer gesunden inneren Kolonisation bestimmt sind Zunächst wurde in das Ansiedelungsgesetz für Posen und Westgreußen da« Institut de« Rentenguts für dessen Geltungsbereich eingeführt. Auf Grund der damit gemachten guten Erfahrungen forderte das Ab geordnetenhaus auf den Antrag der Abgg v Below- SaleSke, Sombart und Frhrn v. Zedlitz die allgemeine Zulassung des Kaufs gegen Rente, und die Negierung entsprach diesem Wunsche durch das Gesetz vom 27. Juni 1890. Einen kräftigen Aufschwung aber nahm die innere Kolonisation mittels Rentengutsbildung, als der Staat durch Gesetz vom 12. Juli 1891 die Rentenbanken und damit seinen Kredit sowie die Generalkommissionen in den Dienst de« großen, vom sozialen wie vom wirtschaftlichen Gesichtspunkte gleich wichtigen Kulturwerkes der plan mäßigen Gründung mittlerer und kleiner Landwirt schaftsbetriebe stellte. Die Lücke, welche sich in diesem System von Maßnahmen zur Förderung nützlicher Be siedelungen insofern noch vorfand, als deren Unternehmern für die Zeit bi« zur Ausgabe der Rentenbriefe häufig der zur Durchführung der Besiedelung nötige Kredit zu einem angemessenen Zinsfüße fehlte, soll durch das vor liegende Gesetz geschlossen werden. Es steht wie seine Vorgänger auf dem grundsätzlichen Boden, daß der Staat in der Regel nicht selbst kolonisieren, das Ansiedelungs werk vielmehr der privaten Thätigkeit überlassen, diese aber, soweit die Gewähr der Gründung dauernd lebens fähiger Ansiedelungen vorhanden ist, nach Kräften fördern soll Der staatliche Zwischenkredit wird in erster Linie der Thätigkeit gemeinnütziger Gesellschaften und Genossen schaften zu gute kommen, welche ihre Kraft in den Dienst der inneren Kolonisation gestellt haben Da neben wird er aber auch solche Unternehmungen fördern, welche zwar auf Gewinn abziclen, diesen aber nur in so lider Weise und unter Wahrung des Gesichtspunkte«, daß nur dauernd lebensfähige Ansiedelungen zu gründen sind, suchen Diese nützlichen Unternehmungen leiden jetzt em pfindlich unter der Konkurrenz jener Unternehmer von Parzellierungen, welche Gewinn um jeden Preis suchen und denen die Lage und das Fortkommen der von ihnen nur zu häufig durch Vorspiegelungen hcrangelockien An siedler gleichgiltig ist Der Vorsprung, welchen ihnen der billige staatliche Zwischenkredit giebt, wird ihnen die Ueberwindung solchen unlauteren Wettbewerbs erleichtern. Kunst und Wissenschaft. Psychologie. Die Einflüsse des Wetters auf den menschlichen Geist hat Edwin Dexter in einer ausführlichen Untersuchung, die in der letzten Aus gabe der New-Dorker „Science" veröffentlicht wird, be handelt. E« kann wohl kein Zweifel sein, daß dieses Thema zu den allerinteressantesten gehört, aber man weiß darüber bisher wenig Zuverlässiges, und man ist vielfach sogar der Ansicht, daß der wissenschaftlichen Untersuchung dieser Frage unüberwindliche Schwierigkeiten im Wege stehen. Von den Ueberlieferungen des Altertums an ist die Litteratur der Kulturvölker voll von Andeutungen über einen Zusammenhang zwischen dem Zustande des Wetter« und dem der geistigen Stimmung, im besonderen über die Abhängigkeit von Verbrechen vom Wetter. Die Forschungsmethode von Dexter, die endlich eine gewisse Klarheit über diesen vermuteten Einfluß schaffen will, ist eine rein statistische. Es wurden für die 3650 Tage der Jahre 1888 bi« 1897 die vom Wetterbureau der Ver einigten Staaten in New-Dark ausgezeichneten meteoro logischen Daten zur Grundlage genommen und je nach den einzelnen Elementen der Witterung in Gruppen ge ordnet, indem so die heißen von den kalten, die wolkigen von den heiteren, die regnerischen von den trockenen Tagen geschieden wurden. Berücksichtigt wurden der Reihe nach die Temperatur, der Luftdruck, die Luftfeuchtigkeit und der Wind. Auf der anderen Seite wurden alle von der New-Dorker Polizei, von den Lehrern an den öffent lichen Schulen und von den GesängniSverwaltungcn ver zeichneten Vergehen für den betreffenden Zeitraum ge sammelt, außerdem die Sterblichkeitsziffern. Im ganzen kamen auf diese Weise über 400000 verschiedene Daten zusammen, begehend aus Fällen von thätlichen Beleidig ungen und Körperverletzungen, von^Selbstmord, von Systier- ung Geisteskranker, von Vergehen in Gefängnissen und öffent lichen Schulen, die Sterblichkcitsziffern der Stadt, Berichte von Unterschleifen durch Bankbeamte rc. Nunmehr wurden die beiden Seiten der Rechnung, also auf der einen Seite der Zustand der Witterung, auf der anderen Seite die vorgefallenen Aeußerungen von geistigen Mlßzuständen miteinander verglichen. Die Ergebnisse, die noch in be sonderen Diagrammen veranschaulicht werden, lassen sich in folgende Sätze zusammenfassen. Mäßig hohe Tempera turen sind stets von einer Vermehrung der Vergehen be gleitet, während ihre Zahl bei niedrigen Temperaturen geringer wird. Thätliche Beleidigungen zeigen an den Tagen mit einer Temperatur von 26 bis 30 Grad einen Ueberschuß von 68 v H bei Männern und 100 v. H. bei Frauen. Steigt die Temperatur noch höher, so scheint die Neigung zu Ausschreitungen dieser Art bei Männern noch weiter zuzunehmen, bei Frauen dagegen geringer zu werden. Bei sehr großer Hitze vermindert sich die Zahl fast aller Klassen von Vergehen auffallend stark, zweiffello» au« dem Grunde, weil unter einer solchen Temperatur die Energie erschlafft und für die Ausführung von Verbrechen selten ausreicht. Dagegen bleibt die Sterblichkeit«ziffer, die Zahl der Selbstmorde und die der Bankvergehen auch bei sehr großer Hitze über dem Durchschnitt AuS dem Vergleich der einzelnen Monate geht hervor, daß während de« Winter« die Tem peratur von geringer Bedeutung ist, während im Beginn de« Frühlings die Zunahme der Temperatur eine sehr deutliche Zunahme in der Zahl der thätlichen Ausschreit ungen mit sich bringt, übrigens auch eine weniger aus geprägte Zuneigung der Sterblichkeit. Während der heißen Sommerszeit bringen die höchsten Temperaturen nicht gleichzeitig die größte Zunahme der Vergehen mit sich, dagegen wächst die Sterblichkeit durchaus mit der Temperatur und nimmt auch mit ihr wieder ab. Im Herbst erfolgt wieder ein großer Ueberschuß von Ver gehen, besonder« wenn im September und Oktober unge- wohnllch warmeTage eintreten,dcrUeberschußderSterblichkeit über denDurchschnitt ist im Herbst gering DieseSchlüsse hält Dexter für durchaus genügend begründet, da sie aus einer sehr großen Zahl von Vergleichen hervorgegangen sind. Da« Studium des Luftdrucks hat gezeigt, daß fast alle der in Betracht gezogenen Daten einen Ueberschuß bei niedrigem Luftdruck aufweisen, jedoch nimmt der Verfasser an, daß weniger die größere oder geringere Dichte der Atmosphäre al« die anderen in Begleitung damit auf tretenden meteorologischen Erscheinungen die Ursache dieses Zusammenhanges bilden. Die Untersuchung der Feuchtig keit brachte einige bemerkenswerte Ergebnisse, indem eine auffallende Uebereinstimmung in der Zunahme der Ver gehen und dem Zustande geringer Luftfeuchtigkeit sich herausstellte. Eigentlich hätte man das Gegenteil er warten sollen, denn neblige und regnerische Tage gelten im allgemeinen bei der Begehung von Verbrechen und Selbstmorden für günstig. Dexter weist aber darauf hin, daß solche Tage eine gemütliche Niedergeschlagenheit und dadurch eine physische Schwächung erzeugen, so daß die Energie zur Ausführung von Verbrechen vermindert wird. In Denver in Colorado, wo die Feuchtigkeit gewöhnlich sehr niedrig ist, beträgt der Ueberschuß der Vergehen bei einem Hygrometerstande von 15 bis 25 nicht weniger als 60 Proz. WaS den Wind betrifft, so zeigt sich bei Windstille eine Abnahme der Vergehen um 50 Proz, nur die Sterblichkeit und die Zahl der Selbstmorde sind an windstillen Tagen zahlreicher als im Durchschnitt. Die größte Zahl der Ausschreitungen scheint an den Tagen mit mäßig starkem Wind zu geschehen, während ein starker Sturm wieder ein Defizit mit sich bringt. Selbstverständlich werden in den einzelnen Ländern diese Verhältnisse wechseln. Besonder« überraschend ist die von Dexter gefundene Thatsache, daß die Selbst mörder sich gewöhnlich gerade schöne Tage auswählen, um auS dem Leben zu scheiden; außerdem sind die Monate Mai und Juni von ihnen besonder» bevor zugt Die gewöhnliche Vorstellung befindet sich mit diesen Angaben in Widerspruch, da« mag aber zum Teil an dem Einfluß der Dichtung liegen, die gewöhnlich die Be gehung von Selbstmorden wie überhaupt von Verbrechen mit düsteren Tagen in Zusammenhang zu bringen pflegt. Im allgemeinen deuten diese Untersuchungen darauf hin, daß gerade diejenigen Witterungszustände, die als heiter und freundlich bezeichnet werden, einen Ueberschuß von Verbrechen zeitigen, und der Grund dafür soll darin zu suchen sein, daß unter derartigen WitterungSverhältnissen der menschliche Geist stärker angeregt wird, zum Guten sowohl wie zum Schlimmen. * Die Physiologie de« Schlafes hat kürzlich Leonard Hill nach der „Revue Scientifique" in einigen kurzen Sätzen in ihren Haupterschcinungen zusammen» gefaßt Wa« zunächst die Atmung betrifft, so bleibt die Zahl der Atemzüge in der Minute unverändert, aber die Atembewegung wird flacher und verlegt sich von der Bauch- in die Brustgegend, die Menge der in einer be stimmten Zeit eingeatmeten Lust ist im Schlafe viel ge ringer als im wachen Zustande, und zwar um die Hälfte oder gar um Zweidrittej kleiner; endlich wird nur der halbe oder dritte Teil der Kohlensäure aukgeatmet. Der zweite wichtige LebenSvorgang, der durch den Schlaf wesentlich beeinflußt wird, ist der Blutkreislauf, und zwar drängt da« Blut während de» Schlafes nach den Gliedern hin, die Venen sind stark angesüllt, während in den Ar terien der Blutdruck sinkt, der Puls nimmt ab, und ebenso vermindert sich die Geschwindigkeit de« Blutstrome» in den Adern. Die Körpertemperatur fällt während der Nacht, und zwar scheint die Wärmeerzeugung um ein Drittel oder um die Hälfte geringer zu werden. Selbst verständlich erleidet auch da» Nervensystem eine mannig fache Beeinflussung. Der durch da» Gehirn gehende Blut strom ist herabgesetzt, die Empfindlichkeit gegen äußere Reize nimmt während der beiden ersten Stunden de»
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite