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Dresdner Journal : 20.05.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-05-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189605209
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18960520
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18960520
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-05
- Tag 1896-05-20
-
Monat
1896-05
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 20.05.1896
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Dresdner Journal ^§115 S8Ä6 Mittwoch, den 20. Mai, abends Amtlicher Teil. Nichtamtlicher Teil Befänden wir uns in normalen fälligen Worten: „ Kunst und Wissenschaft. Am 19. Mai: Deutschland und der rnss»sch:sran;ösische Bund. E-Z ist in letzter Zeit von verschiedenen Seiten her eine besondere Art voll Zukunstsmusik gemacht worden, deren Thema das Berhältnis Deutschlands zu dem Zweibunde abgegeben bat Man hat davon gesprochen, daß eine neue Stellung der Großmächte unter einander sich vorbereite, day ein Wechsel in derselben für eine nahe Zukunft wenigstens nicht un möglich erscheine. Diesem Gedanken begegnen wir nun auch in einer der jüngsten Nummern der „Nowoje Wremja", deren Betrachtung zwar in eini gen Punkten nicht einwandfrei ist, vor allem nicht in der Voraussetzung, daß Deutschland sich an der Austrag ung der ägyptischen Frage mit großen Mitteln beteiligen würde, deren Erörterung aber immerhin beachtens wert ist, einmal weil sie die allgemeine Mißstimmung gegen England wicderspiegelt, sodann weil sie eine Verschiebung unsrer Position zn Frankreich ernst lich ins Auge faßt und schließlich weil sie als eine versteckte Anfrage bei Deutschland gelten darf, welche Haltung letzteres bei einer demnächstigen scharfen Aktion Frankreichs gegen England in Sachen Ägyptens einnehmen werde. vein-spret«: Kür Dresden vierteljährlich 2 Mart tw Pf, bei den Kaiser- lich deutschen Postanstallen vierteljährlich 3 Mark; außer halb de- Deutschen Reiches Post- und Stempelzuschlag. Einzelne Nummern: 1u Pf Erscheinen: Täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage aoends Fcrnspr -Anschluß: Nr 129,». Parlamente anzugreifen, daß ein Minister aber, der frei willig ausschcidet, oder, ivie Hr. Camphausen, auf parla mentarischen Druck hin auf die Weiterführung der Ge schäfte verzichtet, nicht den Beruf hat, seine früheren Kollegen, die sich im stände fühlen, die von ihin verlassenen Geschäfte aufzunehmen und weiter zu führen, öffentlich anzugreifen." Ferner weist das Hamburger Blatt ausdrücklich die Annahme als irrig zurück, daß ein kürzlich von ihm ver öffentlichter, mit ziemlich scharfen Spitzen gegen Ungarn versehener Aufsatz über die Millenniumsfcier „Fried- richsrnhcr Ursprungs" sei. — Daß die Zahl der laufenden Invalidenrenten sich in letzter Zeit beträchtlich vermehrt hat, geht auch aus der neuesten Veröffentlichung des Reichsversicherungsamtes über den Rentenstand vom I. April 1896 hervor. Zu diesem Zeitpunkte machten die Invalidenrenten bereits sämtlicher Renten, die Altersrenten 619h aus. Die Zeit ist also nicht mehr allzu fern, wo auch durch die Zahl der laufenden Renten dargethan werden wird, daß das Anvaliditätö- und Altersversicherungsgesetz hauptsächlich zur Sicherung der Arbeiter und ihrer Familien bei Jn- validitätSfällen eingeführt ist. Natürlich wird diese Steigerung der Zahl der lausenden Invalidenrenten nicht ohne Einfluß auf die Höhe des Ncichszuschusses zu den Renten bleiben können — Wie aus Paris gemeldet wird, soll gestern der französische Ministerrat die Auslieferung des Rechts anwalts Fritz Friedmann nunmehr genehmigt haben — Sehr warm tritt ein süddeutsches Blatt, der „Schwäbische Merkur", dafür ein, daß der Reichstag das Bürgerliche Gesetzbuch ohne Vertagung oder Sessionsschluß erledigen müsse, wobei das Blatt ausführt: „Es mag zugegeben werden, daß es eine außerordentliche Zumutung an die Abgeordneten ist, in einer Tagung, die jetzt bereits 90 Plenarsitzungen hinter sich hat, noch bis in den Hochsommer hinein auszuharrrn, wiewohl die dauernde Beschlußunfähigkcit vor Ostern die Vermutung gestattet, daß die Mehrheit der Herren nicht allzuschwer unter der Last der parlamentarischen Geschäfte zu leiden gehabt hat. Aber außerordentliche Zwecke erfordern auch außerordentliche Mittel Genauer zugesehen, wird bei Venen, welche nicht durch grundsätzliche Gegnerschaft gegen das Bürger liche Gesetzbuch oder durch parteitaktische Gründe bestimmt werden, die Abneigung gegen die sofortige Erledigung ihren Grund wohl zumeist in den bereits anders getroffenen sommer lichen Zeiteinteilungen haben. Man sollte aber denken, der nationale Gewinn, den es hier zu sichern gilt, wäre wohl das Opfer einer teilweisen Störung dieser Pläne wert, und dies uni so mehr, als bei beschlußfähigem Hause eine über mäßig lange Dauer der Plenarberatung gar nicht zu be fürchten ist. Wahrscheinlich wird schon in der zweiten Lesung der Kommission zwischen den Parteien, welche das Gesetzbuch überhaupt zu stände bringen wollen, eine voll ständige Verständigung erfolgen, schlimmstenfalls werden nur wenige Streitpunkte übrig bleiben Es wird sich also in der That nur darum handeln, aus kurze Zeit eine alle Vcrschlcppungsvcrsuche vereitelnde Bcschlußfähigkeitsziffer zusammen zu halten Es ist schlechterdings nicht cinzu- sehen, warum das unmöglich sein sollte." — Bekanntlich hat sich unter der Ägide des Hrn. Rickert eine Kommission des Reichstags damit befaßt, den Entwurf eines ReichS-Vcreinsgesetzes auszuarbeiten Freisinnige und Sozialdemokraten haben in der Kommission das große Wort geführt Über das ganze Unternehmen äußern sich die „Hamburger Nachrichten" in folgenden ab- auf einige Meisterwerke aufmerksam machen Dazu gehören die drei ägyptischen Landschaften von Ernst Körner, der mit niemals versagendem Scharfblick selbst aus dem Wüsten sande immer neue koloristische Reize herauszuschlagen, aus Sonnenuntergängen immer neue Lichtwirkungen hervorzulocken weiß, die beiden Bilder „Gipsselsen" (anscheinend ein Motiv aus Tirol) und „Winterlandschaft" von Konrad Lessing, die wohl mit Absicht etwas matt gehaltene mit biblischen Figuren staffierte, ganz an Preller und Franz-Dreber er innernde Eampagnelandschaft von Albert Hertel, die sehr fein und wahr gestimmten Eampagnelandschasten von P Mohnund noch einige andere Franz Hoffmann-Fallers leben, der schon sein geraumer Zeit aus seiner wilden naturalistischen Stimmung aus eine sanfte Tonart verfallen ist, hat schwerlich je zuvor ein besseres Bild gemalt als das einsame Rcnaissanceschloß am schilfumkränzten See, über den schon herbstliche Winve hinwegjagen und dem ein finstres Gewölk im Hintergründe Regen und Sturm droht. Und ein gleiche» dürfen wir von Paul Vor gang sagen, der sich in seinem Hcrbstabend im Park völlig, hoffentlich für immer, von seinem früheren, etwa« derben Naturalismus mit gepatzter Malerei losgesagt hat Auch Franz Bomb ach, der jetzt die Winterlandschaft und zwar in der Umgebung von Berlin al» Spezialität betreibt, hat sich erheblich abgeklärt und aus etwas Besseres besonnen, und darum wollen wir nicht zu hart mit Schwarm geistern, wie L. r Hofmann, Walter Leistikow u. a in« Gericht gehen Sie werden vielleicht noch den rechten Weg finden wie viele von ihnen, die sich in ähnlichem Wirrsal verloren hatten und schließlich doch ihr bessere« Selbst retteten Unheilbar scheint dagegen der Porträt- und Znterieurmalcr Kurt Herrmann au« München zu sein, der sich im vorigen Jahr in Berlin niedergelassen und eine Schule eröffnet hat, die guten Zuspruch finden soll, Verhältnissen, so möchten wir die Verständigung über ein Reichs-VercinSgefitz nicht als schlechterdings ausgeschloffen bezeichnen So lange uns aber der Pfahl der Sozial demokratie in feiner gegenwärtigen Stärke im Fleische sitzt und man sich nicht entschließen kann, diese offen auf die Zerstörung der Staatsordnung hin ¬ arbeitende Partei durch ein Spezialgesctz in den staats bürgerlichen Rechten unv Freiheiten zu beschränken, viel mehr es für selbstverständlich hält, daß dieselbe an allen Erweiterungen dieser Rechte und Freiheiten teilnimmt, so lange wird von eineni allgemeinen Vercinsgesetz im Reiche ernsthaft nicht die Rede sein. Die vorliegende Kommissionsarbeit ist lediglich ein Beweis, mit welch' naivem Optimismus sich eine Anzahl Leute im Reichs tage über die wahre Lage hinwegzutäuschen versteht In dem Kommissionsbcricht findet sich die lakonische Bemerkung: Diejenigen AezieKer unseres Atattes, welche dasselbe von hier aus nach einem andern Aufenthaltsort nachgesendet zu haben wünschen, bitten wir, mit der bezüglichen Bestellung gleich zeitig die an die Post zu entrichtende Über wei s u n g s g e b n h r einsenden zu wollen. Die selbe beträgt im ersten Monat eines Viertel jahres 60 Pfg., im zweiten Monat 40 Pfg. und im dritten Monat 20 Pf. Auf ausdrücklichen Wunsch besorgen wir die Nachscndung unter Kreuzband. Die Ge bühren hierfür richten sich nach dem Gewicht der einzelnen Sendungen. Königs. Expedition des Oresdner Journals. Oie Dcuvallung der deutschen Schutzgebiete. Eiuc prinzipiell wichtige Änderung in Bezug aus die 'Ver waltung der Schutzgebiete ist im Vollzüge begriffen. Als des Reich in den Jahren 1884/80 in Afrika vier und in der Süd see ein Schutzgebiet in Besitz nahni, war man an leitender Steve entschlossen, das Reich von ihrer Verwaltung möglichst sernzuhaUen und die Ausübung der Hoheitsrechte den Kolonial- gescllschasten zu überlassen. Damals hielt man die von Eng- lind geübte Methode mit den sogenannten Charter-Gesellschaften sür musterhaft. Bald mußte man aber ersahren, daß sich das System nicht durchführen ließ. Zuerst wurden Togo und Kamerun in Neitsverwaltung genommen, da die deutschen Firmen dort, auf die man sich stützen wollte, ihren Dienst ver sagten. Wenige Jahre danach mußten auch Ostasrika und küdwestafrika gleichsam zu Kronkolonien gemacht werden: da nach war in Afrika weder im Osten noch im Westen eine Kolonialgescllfchaft mehr mit der Ausübung der HoheilSrechte in den Kolonien betraut. Nur im Neu Guinea-Schutzgebiet Preis bemerkbar machen will, genug tüchtiger und aner kennenswerter Arbeiten. So ist es — schreibt Adolf Rosenberg in der „Post" — in erster Linie ganz besonders erfreulich, daß die Malerei großen Stils wieder mit er neutem Eifer gepflegt wird. Ludwig Fahrenkrogs „Höllenfahrt Christi" ist z B ein Werk, das trotz mancher abstoßenden und mißlungenen Einzelheiten durch seine ernste Haltung und sein unverkennbares Ringen nach Ver vollkommnung große Hochachtung einflößt. Der vom Licht umflossene Heiland, der von oben herab in die Tiefe fährt und den reuigen Sündern Erlösung bringt, und der vor der bi freienden That zurückschreckende Höllenfürst sind meisterhaft in Gegensatz gebracht und von starker Wirkung. Nur in der Modellierung der nackten Körper zeigen sich zum Teil noch große Härten Manche sehen au«, als wären sic au« Holz geschnitzt oder aus Lehm zusammen- aeknetet. Es fehlt dem Künstler offenbar noch an gründlichen Naturstudicn Ein Meister der Farbe, der alle Geheimnisse koloristischer Wirkung kennt und damit jedes gewählte Motiv anziehend zu gestalten weiß, ist Ernst Possart. Sein Einzug Christi in Jerusalem unter dem Hosianna- rufen des Palmenzweige schwingenden Volkes, ist eine vortreffliche Licht- und Luftstudie, die trotz der Betonung des koloristischen Reizes doch auch reich an tiefer und manmgsaltiger Charakteristik ist und in der Person des Heilands sogar einen Zug de« Majestätischen zeigt. Da neben ist Possart mit einer Landschaft vertreten, die zu den Perlen dieser Kunstgattung gezählt rverden muß, mit einer Partie von dem steilen Ufer de« ComerseeS an der Villa Julia Ta« will viel sagen. Denn gerade in Landschaften haben die Berliner Maler in diesem Jahre außergewöhnlich Gute» und Hervor ragende« geleistet Wir wollen kein lange« Namenregister aufziehen, sondern mit Übergehung derer, die sich im alten voll und impulsiv behandelten einzelnen Lebensäußcrungen hindurch Die feste Entschlossenheit, die bewegliche Schlau heit, die spöttische Überlegenheit seines Tschcrnitscheff ver einigen sich zu einem eindringlichen Gesamtbilde, in dem alles überzeugend wirkt Das ist keine Nolle mehr, die bloß virtuos abgespielt, in der die Haltung des solda tischen Diplomaten glücklich wiedergegcben, der Accent des Russen meisterlich getroffen und fcstgehalten wird, das ist ein ganzes echtes Stück Menschenleben auf der Höhe natür licher Thatkraft, inmitten der gefährlichsten und schmierigsten Situation Die Kunst zu gleicher Zeit so zu erscheinen, wie er seinen Mitspielern in jedem Augenblick des Stücks vorkommen muß und wie er im ganzen den Zuschauern vorkommen soll, hat der Elast völlig inne; im höchsten Maße wirksam sind bei ihin und namentlich in dieser Rolle die Äußerungen seelischer nach außen hin halb unterdrückter Bewegungen Da» innere Maß seiner Dar stellung, das ihn vor allem bloßen Virtuosentum schützt, entnimmt dieser Schauspieler offenbar nur der Ergründung der jedesmal dargestellten Natur und dem Bewußtsein, daß jede Menschcnnatur ein Ganze» bleibt und nicht eine Mosaik von Effekten ist. An dem Gelingen der ganzen Vorstellung waren die Mitglieder unserer Hosbühne, in erster Linie Frl. Ulrich (Laure Junot, Herzogin von Abrante») und Hr. Wiene (Savary, Herzog von Novigo), sodann die Herren Müller (Michel), Bauer (Herzog von Bassano), Dettmer (Soltow) und Frl Politz (Ernestine v Heinitz) mit Auszeichnung beteiligt Ad Stcrn. Von der internationalen Kunstausstellung in Berlin. Auch die vorderen Berliner Säle enthalten sür den unbe fangenen Beobachter, der nicht durch Böswilligkeit einge nommen ist oder der sich nicht etwa al« litterarischer Gerne- Tagesgeschichk. Deutsches Sie ich. * Berlin. Ter „Reichsanzeiger" veröffentlicht nach stehenden, aus Prökelwitz vom 17 d. Mts datierten Erlaß Sr. Majestät des Kaisers an den Reichskanzler: „Aus Anlaß der Wiederkehr des Tages, an welchem vor fünf undzwanzig Jahren der ruhmreiche Frankfurter Friede ge schlossen, sind Mir aus dem deutschen Vaterlande von Veteranen, Kriegervereinen und festlichen Vereinigungen patriotischer Reichsbürger zahlreiche Telegramme zugcgangen, in welchen der Treue gegen Kaiser und Reich, der Freude über die großen Errungenschaften des bedeutungsvollen Zeitabschnitts und der Hoffnung auf eine weitere friedliche Ausgestaltung deutscher Macht und Stärke begeisterter Ausdruck gegeben ist Vielfach war damit die Meldung verbunden, daß die Feier zugleich benutzt worden, um die Erinnerung an jene große Zeit durch die Errichtung weiterer Denkmäler und Tenkzeichen sür den in Gott ruhenden Heldenkaiser Wilhelm den Großen und die auf dem Felde ver Ehre gefallenen treuen Söhne des Vater landes für alle Zeiten sestzuhalten. Ich bin durch diese Kundgebungen herzlich erfreut worden und spreche allen Beteiligten auf diesem Wege Meinen Kaiserlichen Tank aus. Ich ersuche Sic, diesen Erlaß alsbald zur öffent lichen Kenntnis zu bringen." — Nach einem Kapstüdter Telegramm der „Central News", das der „Voss. Ztg" aus London übermittelt wird, hätten in Tamaraland (Südwestafrika) weitere Kämpfe zwischen den Deutschen und den Eingeborenen stattgefunden Tie beiderseitigen Verluste seien angeblich bedeutend. — In den „Hamburger Nachrichten" ist.zu lesen: „In den Nekrologen der Presse beim Tode des ehemaligen preußischen Finanzministers Camphausen wiro immer wieder die Ansicht vertreten, daß der Verstorbene seiner Zeit infolge von Differenzen mit dem Fürsten Bismarck aus dem Amte geschieden sei Wir können nur wieder holen, daß dies unzutreffend ist Der Grund des Rücktritts Camphausens war der, daß er von den National- liberalen im Reichstage so feindlich angegriffen wurde, daß er sich schließlich der Thränen nicht erwehrte Auch dann noch hat Fürst Bismarck ihn nur ermutigt und seine eigenen Entschlüße infolge dieser „Abschlachtung", wie Camphausen cS selbst nannte, abgewartet, ohne sie zu befördern. Das spätere Rencontre im Herrenhause wurde dadurch hervor gerufen, daß Hr. Camphausen in seiner Eigenschaft als ausgetretener Minister der Regierung, welche die von ihm abgegebenen Geschäfte weiter führte, in bitterer Weise kritisierte : darauf erfolgte von Seiten des Ministerpräsidenten die Abwehr des unerwarteten Angriffs eines bisherigen Kollegen Fürst Bismarck war und ist der Ansicht, daß ein Minister, der gegen seinen Dillen auS dem Amte gedrängt wird, sehr wohl das Recht hat, das verbleibende Ministerium im Lkrutnnuugcn, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. Departement des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Erledigt die3. stündigeLchrcrstcllezu Sohland am Rothst. Kollator: das Königl. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichtes. Einkommen: rooO M. Gehalt, 72 M sür Er teilung von Überstunden, 36 M. sür Unterricht in der Fort bildnngsschule und Amtswohnung mit Garten Gesuche unter Beifügung der erforderlichen Zeugnisse sind bis zum 0. Juni bei dem Königl. Bezirlsjchulinspektor Zimmler in Löbau cin- zureichen; — die Kirchschulstille zu Bubendorf bei Frohburg. Kollatvr: die oberste Schulbehörde. Einkommen außer freier Wohnung im Schiilhause mit Gartengenuß: 100» M. vom Schuldienste, 273 M. vom Kirchendienste, 72 M. für Fort dildungsunterricht und bez. 40 M. an die Frau des Lehrers für den Handarbeitsunterricht. Bewrrbungsg suche niit sämt lichen Zeugnissen sind bis zum 6 Juni bei dem Königl Be- zirkrschulinfpektor vr Putzger in Borna rinzureichen. dauerte dieser Zustand bis heute fort, vielleicht haupt sächlich deoha b, weil die Neu-Guinea - Compagnie die kapital krustigste von allen Kolonialgesellichastcn war. Die Lasten, die die Compagnie zu tragen hatte, waren indessen doch zu groß, und vor zwei Jahren schon übernahm das Reich die Errichtung einer Dampserlinie nach Nen - Guinea. Dazu kam, daß die Neu - Guinea - Compagnie sich immer mehr in eine Haudels- und Pflanzergej.lischest umwandclte. Daraus cnt- st iuden allerlei unleidliche Reibungen und vielerlei Beschwcrdeu, da namentlich im Bismarck-Archipel viele weiße md andere fremde Ansiedler und Händler vorhanden sind, die mit der die Landeshoheit ausübenden EnvcrbSgewllschast in Streitigkeiten kamen Nunmehr soll auch das Neu-Guineagebiet in Reichsverwaltung übergehen und die letzte Charter- Gesellschaft des Reichs damit in den Rahmen einer rc-ncn Crwerbsgestllßhast eintrct.n. Interessant ist, daß auch die von England gegründeten Charter-Gesellschaften zum größten Tnl schon eingegaugcn sind, und daß die beiden letzten, die Royal Niger-Company und die britisch-südafrikanische des Hrn. C. Rhodes, ersichtlich sich nur noch mit Mühe erhalten können Die Charter - Methode hat vollkommenen Schiffbruch erlitten, auch die englische Regierung muß an Steve der Gesellschaften die Verwaltung der gioßcu Kolonien selbst übernehmen. Tas gesamte Schutzgebiet von Neu Guinea umfaßt 205 000 Quadratkilometer oder 4632 d.utschc Qnadratmeilen, davon Ivmmen auf Kaiser Wilhelmsland und den Bismarck-Archipel 233 000 und aus die Salomous-Jnstln 22 000 girm. Mit feiner Übernahme unter tue Kolouialverwaltuug wird der Wir kungskreis der Kolonialabteckuug wiederum ansttmlich erweitert, mit der in Aussicht stehenden militärischen Abteilung kommen in wenigen Monaten zwei neue Arbeiissclder h.nzu. Das russische Blatt verweist auf das „Memorial Diplomatiyne", welches ausgeführt hat, daß eine ganze Reihe Pariser Zeitungen der Hoffnung Aus druck gegeben habe, Hanotaux werde nunmehr die ägyptischen Angelegenheiten und die Sudanexpedition cncrgisch angreifen, da Frankreich jetzt nicht mehr durch die Mißgunst konkurrierender Kontinentalmächte gelähmt wcrde, und da cs energischer Unterstützung von Seiten Rußlands sicher sei, auch hosfeu dürfe, im Kampf gegen die afiikanische Politik Englands von Deutschland nicht im Stich gelassen zu werden Es sagt dann (nach der „Kreuzzeitung") wörtlich folgendes: „Wir haben schon ost in diesem Sinne gesprochen und nns dabei an das nicht sernliegende Zusammcnwirkcu Rußlands, Frankreichs und Deutschlands in Ostnsicn und im Europäischen Orient gehalten, als die armenische Frage sich zuspitzte und das Zentrum der revolutionären Bestrebungen in London seinen Sitz hatte. Wir zählten auch die Gründe aus, weshalb die deutsche Regierung keinen Anlaß habe, eine andere, England günstige Politik zn versolgen. Aber wir mußten danials vor sichtig reden nnd vieles verschweigen, weil in Paris die Macht in Händen vonLcuien lag, welche im vorigen Sommer gegen Hanotaux donnerten, der ein sranzösisches Geschwader nach Kiel geschickt hat, weil ein russisches Geschwader dort erschien. Bevor Bourgeois ins Amt kam, haben die französische» radikalen nnd sozialistischen Zeitungen mehrfach darauf augespiclt, daß Ruß land unmcrklich die französische Republik zu einer Annäherung au Deuischland sühre, uud kas geschah natürlich im Tone höchster Mißbilligung: sie hofften die in ihren, Vaterlandc noch immer zahlreichen Anhänger der Revanchepolitik zu sich hinüber zuziehen Wir hielten cs sür nötig, diesen Herren keine Ge legenheit zu biclcn, sich bei ihren verleumderischen Insinuationen auf Rußland zu berufen „Jetzt hat die Lage sich verändert. Die ernsten Organe der französifche» Presse beginnen im selben Tone mit uns zu reden, und zwar ohne zu verschweige», was wir nicht ausdrücke» wollten. Ter Gedanke an einen gemeinsamen Kamps Rußlands, Frankreichs und Teulschlands gegen englische Anschläge in Art der Sudan-Expedition nnd der Unterstützung Jamesons ui.d Cecil Rhode« beginnt merklich zu reisen .Solche gemeinsame Aktionen weiden immer mehr eine historische Notwendigkeit. Die Zeit, da Deutschland als Haupt des Dreibundes es für seine Pflicht hiclt, in dem Rußlano und Frankreich entgegengesetzten Lager zu stehen, scheint sür immer vorüber. Die alten wohlbekannten Folgen dec franko russischen Annäherung haben der Berliner Negierung bewiesen, daß es vorteilhafter sür sic ist, in guten Beziehungen zu den beiden Großmächten z» stehen, die in offenkundiger Freundschaft zu- sammensteben und beide Grnud haben, sich vor den Jntligiicn Englands zn hüten, und ihm immer und überall cntgegen- zutreten Deutschland hat bekanntlich den ersten Schritt nach dieser Richtung hin nicht bereut und alles ließ hoffen, daß bei der entschiedenen Stellung Rußlrnds und Frankreichs m der ägyptischen Frage sich das wiederholen werde, was sich im fernen Osten und in derTürkci abgespielt hat, zumal cs Deutsff- land. wenn wir offen sein sollen, s hr schwer fallen dürfte, sich den Mächten nicht anzujchlicßcn, welche die Entiernung der Eng länder ans Ägypten verlange». Wir sind auch keineswegs ge neigt, niit dem „Nord' zu streiten, welcher konstatiert, daß der erste Schritt nach dieser Richtung schon durch den gemeinsamen Protest gegen die Entnahme von Geldern aus der Kasse der cketle pudl gue geschehen iei. Dieser Protest uud unsere Haltung hat nicht nur eine siuanzielle, sondern eine politische Bedeutung, denn er geschah zum Schutz der Uuabhäugigkeit Ägyptens und der Psone Daraus, daß Teutichland nicht mit machte, daif man noch nicht schließen, Laß bei weiterer Entwick lung einer Frage, die ganz politisch geworden ist, diese Macht beiseite stehen wird, wenn Rußland und Frankreich versuchen, Ägypten den Hände» der Engländer zu entreißen, die dieses Land, ivie der „Nord" sich auSdrückt, gegen den Willen seines Suz rüns innehabcn." „Der Kricgsplan", historische« Jntriguenstück in vier Akten von vr. Julius v. Werther. Werthers „Kriegsplan" ist eines der geschickt gearbei teten Jntriguenstücke, in denen die etwas abgebrauchten Hilfsmittel der theatralischen Technik, der nicht sowohl aus den Charakteren und ihren Bezügen zu einander er wachsenden, als vielmehr gemachten und ausgeklügelten Spannung, durch die Perspektive aus große historische Ver hältnisse einigermaßen erfrischt und erhoben werden Un willkürlich versetzt sich der Zuschauer in die schwüle Stimm ung zurück, die dem Ausbruch des großen französisch russischen KncgcS von 1812 voranging Und so äußerlich sich auch der Verfasser mit jenen großen Verhältnissen abgefundcn hat, deren bloße Andeutung reicht aus, um den Situationen und Gestalten seine» Schauspiel« einen leichten Anstrich von historischer Würde zu geben Daß man nicht zu genau auf die bewegenden Drähte sieht, dafür kann schon eine leidliche Darstellung sorgen, eine solche wie die des gestrigen Abends läßt vollends alle Notbehelfe und küm merlichen Handwcrksgrisfe vergessen In der Rolle des russischen Obersten Tschernitschcff, der in außerordentlicher Mission nach Paris gekommen ist, um Friedensrrdensartcn zu überbringen, die von keiner Seite mehr ernst genommen werden, und sich nebenbei um jeden Prci« Kenntnis de« Napoleonischen KriegSplaneS zu verschaffen,gab Hr Friedrich MitterwurzercineMcister- leistung. Da« eigentlich Bewundernswürdige de« Künstler« liegt in der festen Einheit seiner Gestaltung, aller Reichtum dc« Details verwischt keinen Augenblick die natürlichen Grundlagen de» von Mitterwurzer dargestellten Menschen Der Kern Ankünpigungsgebützren: Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift 20 Pf. Unter „Eingesandt" die Zeile SO Psi Bei Tabrllen- und Ziffernsatz entsprechender Ausschlag Herausgeber: Königliche Expedition dcs DreSdner Journals Dresden, Zwingerstr. 20. Fcrnspr Anschluß: Nr. 129.'». Auf Allerhöchsten Befehl wird wegen eifolgien Ablebens Sr. Kaiserlichen nnd Königlichen Hoheit des Erzherzogs Earl Ludwig von Oesterreich, Königlichen Prinzen von Ungarn, Böhmen u. s. w., am Königlichen Hofe die Trauer auf vier Woche», vom lft. Mai bis mit 15. Juni d.Js., angelegt. K. Hoftheater. — Neustadt.
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