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Abonnements Einlnduiig. Mit dem H Oktober bkffinnt ein neues Quartals- Abonnement auf diese Hrituni,, bei allen sächsischen Postanslalten znm Preise von 22'/./ Nur., in Dres den incl. freier L'icfcnuiff t»S Hans 20 Nur. tt'»e- neiute Bestellung bitten wir namentlich auswärts bald zu machen, vamtt wir noch Bestimmung unserer Aus lage vollständig liefern können. Tie (srpeditivn der Dresdner Nachrichten, Marienstras;e I» D eSden, den LI. September — Wie wir hören, wird bei unserm Militärwesen von Neujahr an wieder eine neue preußische Einrichtung in Kraft treten. Nämlich das den Unterofsicieren und Soldaten bis her gewährte Bekleidungsgeld soll in Wegfall kommen und anstatt dessen alle Bekleidungsgegenständc, sowie sämmtlichc Wüsche den Mannschaften vom Staate geliefert werden. Auch an den Mützen sollen die Schirme wegsallen und bei den Stiefeln das Zweckenregimcnt eingesührt werden Ob sich dies Alles praktisch erweisen wird, muß allerdings die Folge lehren; jedenfalls werden wir aber Gelegenheit haben zu sehen, wie bei einer Mobilisirung unsere Miltärs sich außer mit Geld säcken auch mit Säcken voll Stiefelzwecken herum tragen wird, gerade wie es im Jahre 1860 bei der preußischen Armee zu sehen war. Ilebrigens nichts Neues, da es in der Geschichte nur zu bekannt ist, daß, wenn vom Leder gezogen wurde, wir fremden Zwecken folgten, wofür wir später freilich etwas versohlt wurden — Für heute Nachmittag 2 Uhr ladet die hiesige Bür gerschaft d>e Mitglieder, Theilvehmer, sowie die D men der auswärtigen M ulteder und Theiluc-Hmrr der hier versammele n Naturforscher und Aerzte zu einer Feftsahrt nach Meißen ein. Der hierzu dienende Extrazug ist tu Folge der vor der Bür gerschaft und von der Direcien der LOpzig-Dresd.aer Eisenbahn getroffenen Bestimmungen auf eine Maxinialurhl von 1-'01 Plätzen eingerichtet welche nicht überschritten werden darf w il die Betriebsmittel der Leipzig-Dresdner Bahn durch die bevor stehende Leipziger Messe au» das Aeuherste in Anspruch ge nommen sind. In Meißen findet zu Ehren der Festgencsstn eine von den dortigen städtischen Behörden arraugirte, etwa eine halbe Stunde dauernde Musik,ruffichrung im Dome statt Daran schließen sich, je nach Wunsch, sichtrgung-n d<S Do mes, der Albrechtsburg, der lönigl Porzellawabrrk und der grogni'sttsch interessanten Punkte. In, Gafthofe zur Sonne befind t sich eine Ausstellung der hauptsächlichsten Mineralien aus vor Meißner Gegend — Die Dresdner Liedertafel richtet im „Tag>blart Nr 4" an die Versammlung der Naturforscher und Aercke folgende Anstwache: Stadt und Staat lassen es sich in D' Sden angelegen sein, die aus allen Gauen und Städten Dcuttchliwds, w> Naturwissenschaft und Heilkunde sich eine Heimathestälts errichtet haben, bei uns eingetroffenen Natur forscher und Aerzte festlich auszunehmcn und nicht nur ihnen bereitwilligst jede Gelegenheit zu bieten, den höheren Zweck ihrer Vereinigung bequem und fruchtbringend zu erstreben, sondern ihnen auch d-cn Aufenthalt in unserem von der Natur glücklich bedachten, von der Kunst geschmückten Dresden i < schöner Er innerung fortleben zu lasten. Ihnen für die Zukunft eine gleich schöne Erinnerung an das gesellig- Leben unserer Stadt mitzugcben, ergriff auch der Mannergesangverein „Liedertafel" freudig die gebotene GÜcgenheit, Sie, die Männer des ernsten FoOchenS in der Natur und der Leben erhaltenden Kunst, nach een Mühen und Anstrengungen, welche die hehre Göttin Wissenschaft von Ihnen fordert, in seinem Kreise willkommen ;u heißen und Ihnen nach Möglichkeit die strcng'n Denkerfal- ren der Stirn mit geselliger Heiterkeit und frischer Sängerlust zu glätten. Wenn vor der Hand auch nur auS der Ferne, hüben wir Sie doch schon jetzt herzlich willkommen und hoffen nächsten Donnerstag thatsächlich und überzeugend Ihnen un sere Freude über die auszcichnende Ehre Ihrer Gegenwart in Dre-den kund zu geben; uns aber wollen Sie gern eine kleine Bitte erfüllen: erhöhen Sie unsere Freude durch die einzig Ihnen mögliche Weise, geben Sie nicht zu zeitig unserem Dresden den Scheidegruß und erscheinen Sie zahlreichst in un serem Kreise fröhlicher Sänger. Diejenigen Herren, welche dieser Bitte Folge zu leisten gesonnen sind, sowohl auswärtige als hiesige Mitglieder der Versammlung, sind frcundlichst ge beten, Eintrittskarten kür sich, eventuell Frauen und Töchter, bei unierem Tafelmeister, Herrn E Barteldes, Firma Müggen burg und BarteldeS, Ecke der Schloß- und Rosmarinstraße, gegen Vorzeigung ihrer Festkarlen gefälligst in Empfang neh men zu wollen/ -- Die Aufführung der „Antigone" bot den zahlreich er schienenen Mitgliedern der Versammlung deutscher Naturfor scher und Aerzte außer den klassischen Erinnerungen auch die Kenntnißnahme ven dem Stande der Deklamation, wie solche an unserem Hosthcater zur Zckt gepflegt wird. Wir dürfen uns an dem Urthecke, welches insbesondere über den Vortrag der Frau Bayer (Antigone-, Fräulein Langenhaun (Jemcne, und Herrn Winger (Kresn) gefällt wurde Glück wünschen. Wenn nuch das Ensemble manche kleine Unebenheit zeigte, so machte die Ausführung der Sophokles'schen Tragödie, die von allen Stücken d-r griechischen Bühne unserem menschlichen Em pfinden am nächsten steht, einen durchaus würdigen und weihe vollen Eindruck, der sich ebenso in dem andächtigen Schweigen während der Aufführung, als in dem Applaus nach Schluß derselben kundgab. Die herrliche MendelSsohn'sche Musik, die treffrich ausgesührten Chöre, in denen die ersten Kräfte der Oper mitwirkten und die vom Herrn Kapellmeister Krebs diri- girte känigl Kapelle trugen das Ihrige zu diesem Gesammt eindruck redlich bei — Die Ausstellung von chirurgisch-medicinischen, phy sikalischen und naturärzlichen Instrumenten im Orangerie Gebäude auf der Ostraallce erregt ganz besonders die Auf merksamkeit der Aerzte und Naturforscher. Schon seit Jahren hat unser Dresden in dieser Branche einen hohen Nus und die Ausstellung dürste nicht nur Sachverständigen, sondern auch dem Laien dasjenige Interesse gebieten, was alle die Gegen stände gewähren. Vielfache Apparate zur Krankenpflege, In strumente und alle eristirende chirurgische Spritzen bietet die Fabrik von Julius Böhmer und wie wir sahen, wurden von hiesigen und fremden Aerzten namentlich die jetzt gangbaren Metall Katheter gekauft, welche sich wie die von Gummi biegen lassen, aber niemals brechen. Gleiches Interesse erregte ein kleines Instrument das den Blutegel ersetzt. Das große Lager der Bandagen und Apparate von Carl Kunde bietet /.telz- süße, Fußmaschinen, Respiratoren, Earscts und Nückenhalter, Hörrohre, Milchsaug Instrumente, Leibbinden, Suspensorien re. Hieran schließen sich die chemischen, pharmaceutischen und phy sikalischen Apparate von Weig-ck u. Zeeh, so wie Wagen und Gewichte für Laboratorien und Apotheken von dein Mechaniker Hugo Schickert. Nicht minder reichhaltig sind die Erzeugnisse der Maschinenfabrik von C. E. Rost n Comp, sowie die physikalischen Instrumente, besonders Mikroscope des I>r. Stöhrcr. Einen großen und beachtcnswcrthen Raum nehmen die Gegenstände aus der Fabrik des Herrn Klempnermcister August Boy ein. Besonders tritt hier dem Auge ein großer Tampfbadeschrank entgegen Daneben ein Neise-Douchcbad, ein Bade Heizofen, Badestuben - Einrichtungen, Waschtische, Sitz-, Fuß-, Arm-und Hand Wannen, Stahtbädcr Apparate cc. Vie.fache Aufmerksamkeit wird auch dann zwei Schulbänken gewidmet, die nach Angabe deS Herrn Prosector Di. Fiedler gefertigt worden sind. Weiter zu nennen sind noch das lös liche Eisen Saccharat in Zuckerkapseln von Oi. Fleischer; so dann die anotomischen Figuren von Bürger, die Operations rind geburtsärztlichen Instrumente von Dcicke ?c. — Wenn je eine Idee eine glückliche zu nennen war, so ist es unbestritten das Unternehmen, was nächstens im leer gewordenen Circus zu Stande kommen wird. Neu der Neu heit und Solidität der Sache selbst, wie es hier der Fall ist, machen jedes Vergnügen zu einer willkommenen Erscheinung. Wahre Volksbelustigungen weiden immer seltener, weil Alt hergebrachtes sich in der Gegenwart aus vielen Gründen nicht mehr halten kann. Natürliche, Gesundheit fördernde Vergnügen aber, wie Tanz und besonders Schlittschuhlaufen, bleiden stets beliebt und gesucht, weil die Erfahrung der Jahr hunderte gelehrt, daß der Kern des Volkes sich nicht von dem abwenden läßt, was Geist und Körper bildet und die Ge sundheit fördert. So ist namentlich das Schlittschuhlaufen eine für beide Geschlechter und alle Altersklassen empfehlens- werthe Bewegung und der Reiz dieses winterlichen Vergnügens ein so bezaubernder, daß Jung und Alt seiner Lockung nicht wider stehen kann. Wie kurz aber ist die Zeit, die uns die Natur dazu schenkt und wie oft muß cs in Folge ungünstiger Wittcr- ungsverhältnisse fast ganz entbehrt werden'? Das bereits in hie sigen Blättern angekündigle Unternehmen, den Circus Renz in einen Wintergarten mit Schlittschuhbahn umzuivandeln, geht jetzt seiner Verwirklichung entgegen und wird sich der Circus für obengenanntes Unternehmen wieder dem Publikum öffnen. Alles ist schon dagcwesen, was Paris, London und andere Großstädte geboten haben und Dresden hat cs nachträglich in seinen Mauern gesehen, was aber hier noch nicht cxistirt hat, eine künstliche Schlittschuhbahn im Großen, das wird gegen wärtig unsere Residenz erhallen. Wenn nun also in Dresden der Winter künstlich geschaffen und den sich am Schlittschuhlauf erfreuenden Bewohnen, Gelegenheit geboten wird, sckion jetzt die winterlichen Freuden zu genießen, dann dürfte doch wohl die Theilnahme eine rege sein, damit das Unternehmen, das allen Anforderungen entsprechen soll, die an eine Residenz zu stellen sind, den erwünschten Erfolg habe. Ein feines Restaurant, angenehme Ueberraschungcn und sonstige Erheiterungen werden jedenfalls das Dresdner Publikum und namentlich die hier weilenden Fremden veranlassen, dies neue Vergnügungscta- blissement oft und gern zu besuchen. Wenn je eine Idee eine glückliche zu nennen ist, wiederholen wir, so ist es unbestritten das fragliche Unternehmen. 6 Der Besuch des Gartens Sr. Kgl. Hoheit des Prinz tüeorg ist seit Jahren schon den Mitgliedern der Flora höchst beachttns werth. sei es in Bezug auf die Cultur von Rosen, Pelargonien, Fuchsien, Hortensien, Heliotropen,AAerbcnen u s. w. oder wegen der mit großen Blatlpslanzengruppen und zierlichen Arabesquen geschmückt-» großen Rasenplätze vor dem Schlosse. Ueberall finden wir das N'üickiche mit dem Schönen geschmack voll vcr-inigt. Besonders erfreuend war diesmal links vom Schlosse eine herrliche Gruppe von Ovleu^ Vor-ebstOli in prachtvoller rothbrauner Färbung und eine sehr kräftige Kuss bin-i«!,-, während der Georginenflor und der schöne grüne No» sentcppich selbst in Folge der allzugroßen Trockenheit gegen andere Jahre zurückstanden Ausgestellt waren ferner der Me lonenbaum Orn-icm Unpgza mit Früchten, Vsliols p>.epiw«s, (iliantns Onmpieri und vom K- u H Gärtner Lange One ge füllte Varietät des Zwergvelargoniums Rom douv«: Kgl. kZo^s (Um „wux Die gleichfal s zur Ansicht ausgestellte größere Anzahl Kasten mit Grassämcreien gab recht deutlich den unter schiedlichen Werth der versch'edcncn Grassorten zu erkennen. — Em frohes Arbenerfest fand am Sonnabend ,n den stattlichen, ganz neu gemalten, decorirten und zum erst.n Male splendrd mit Gas erleuchteten Räumen des „Gamürinus" aus der Löbtauerstr--ße statt. Man feierte das Richtfest (Hebe- schmaust, des aus dem großen Te.rain dieses Grundstücks vom Besitzer, H -rrrr Braumeister Riepl, angelegten neuen Brauerei» Emoirflements. Hnr Niepl, der Altmeister unserer Beauherrrn und wehlbekannt durch sein kostbares „Einfaches", wird seine Brauerei in der Zahnt-gaffe in dieses neue, den Fortschritten und Erfordernissen der Neuzeit entsprechende Etablrffemcnt verl.'gen, um daKlbst in ebenbürtige Linie mit den anderen großen Brauereien zu treten und sich in größerem Maßstabe dem Brauen des unterjährigen oder Lagerbieres zu widmen. Die Gebäude waren bis zum Sonnabend nun bis zum Dache in verhältnißmäßig kurzer Frist herausgehobsn worden, und recht wohl erklärlich war daher die froh : Stimmung des Bau herrn. der Baumeister und sämmtlicher Gswerk-n, sowie einer reichen Anzahl Gäste, die glückl'.che und ohne jeden Unfall ge schehene Beend.u rg des ersten Abschnittes vom großen Ge- sammtbau darcy den gebräuchlichen feierlichen Ac!, Tafel, Musik und Tanz in einer Weise zu feiern, die dcm plead-ven Fest» g ber nur zur Ehre gereichte. Möge auch diesem Etablissement der Segen erblühen, w lhcr dem ehrenw.rlye.a Hau e Riepl stets zur Seite stand. — Die Teplitzer hatten versprochen, den Besuch, den ihnen die Dresdner vor mehreren Wochen abgestattet, noch in diesem Jahre zu erwicdern und dieses Versprechen ging gestern in Erfüllung. Schon vor neun Uhr Morgens war die Prager- und Seestraße von Dresdnern belebt, die nach dem böhmischen Bahnhof zogen, um die Nachbarn und Bekannten von 1806 an kommen zustehen. Gegen halb l O Uhr rollte der lange Zug in den Bahnhof ein unter dem Willkommen der Sachsen, unter dem Ermiedern des Grußes der Lcstreicher in herzlichster Weise. Bald war der Perron mit Hunderten übcrsäet und manche alte Bekannte drückten sich kräftig die Hand, wenn auch nord- rurd süddeutsches Blut sie durchzog. Ein lauter, größerer Empfang konnte allerdigs nicht statlsinden, da die Ankunft in Dresden gerade in die Zeit des Vortmiltagsgottesdienstes siel, welche nun in Sachsen, in dem fast fpecisnsch protestantischen Lande strenger innegehalten wird, als in dem katholischen Nach barlande, wo selbst während des Gottesdienstes Kanonen- und Gewehrsalven, Musik .'c. in und außerhalb der Städte gehört wird. Als sich die Menge der Angelommenen vom Bahnhof ans den Vorplatz ergoß und der mächtige Strom in die Prager Straße cinlenlte, da waren die Teplitzer kaum nach Hunderten zu zählen. Alle Stände, alle Attersklaffen waren vertreten, na nentlich^hattcn zahlreiche sich Dunen angeschlossen, die trotz der am frühen Morgen angctretenen, langen Fahrt, lustig und munter cinherschritten. Die Hüte waren zumeist mit grünen Zweigen geschmückt und Alle trugen ein weißcs Vereinszcichen ans der Brust. Die mitgcbrachte Schützen- Kapelle zog schweigend inmitten des Zuges daher, dürste wohl aber noch viel Gelegenheit haben, ihre Melodien erschallen zu lasten. Die Anwesenheit der Tcplitzcr soll mehrere Tage dauern, doch werden auch Ausflüge nach der Umgegend beabsichtigt. Interessant ivar der Umstand, das; neben den; schwarz gelben Erwarten der Herren auch viele Damen mit grün-weißen ge ziert waren. — Wie unglücklich manchmal kleine Neckereien enden können, beweist ein kürzlich in den Räumen der Altstädter Nciterkaserne vorgckommcner Fall. Zivei Gardisten spaßten und neckten sich unter einander; der Eine greift nach der Scheere um seinen Gegner damit zu werfen und trifft ihn unglücklicher Weise mit der Spitze in das linke Auge, so daß er sofort das Auge cinbüßte. ' ! i