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Achrsans. M.S44 VsnnerStas, r«. Mai l»Z2 kl! Gegründet 18S6 «ruck u. «erlag! Llepsch 4 Netcha«»!, Lretden. Postlchick-tNo. l»68 lreiden Nachdruck nur mit deu!1.0uettenangov« <Dre«dn. Noch«.) »uILIIIg. Unverlangt« EchrllljlLcke werden nicht aulbewahrt Lrablanschrllt! Nachrichten Dretden F«r»lvr«cher-<kaminelnummert bd»4t Nur lür NachtgelprLche: Nr. rooit KchrtltleUung u. HauPtgelchilltstrlle: Lretden-A. t, Martenstrad« »»/«» Nejuglgebübr bei tigUch zweimaliger Zustellung monailich b.ra Ml. ielnlchllebllch 70 Psg. sstr Trlger- lohn), durch lstostbezu, 3.»o MI. einichliebltch d« «lg. Postgebühr (ohne Poftzufteliungtgebührl bei 7 mal wbchenilichem Perland. Einzelnummer u> Vlg., außerhalb Eachlen« ld Pia. Nnzeigenpreiie: Die elnlp-lUg- «o mm breit« Zeile »5 Plg., sür autwiirt« «v Plg., die S» mm brelte «ellamezelle roo Plg., «uherholb Plg. ab». Erilenablchlag lt. llaril, llamillenan,eigen und Stellengeluche ohne Rabatt »» Plg-, auherhalb i» Vs«. vflertengebLhr »0 Pl^ «utwiirtlge «ultrilge gegen «orau«be,ahlung. Eaalschlacht lm Preußischen Landtag Kommunistische Provokation - Der Plenarsaal ein Trümmerfeld - Mehrere Schwerverletzte Berlin, LS. Mai. Am Preußischen Landtaa kam eS brate zu «naeheuren Schlägereien zwischen Nationalsozia listen und Kommunisten, die sich in diesem Ausmaße im Deutschen Reiche noch nicht zugetragen haben. Der kommu nistische Abgeordnete Pieck hatte in einer Geschäfts» ordnungsdebatte den Nationalsozialisten zugerusen, daß in ihren Reihen Mörder sähen. Daraus stürzten die Natio nalsozialisten mit drohenden Gebärden und Entrüstungs rusen aus die Rednertribüne zu, die Kommunisten taten das gleiche, «m ihren Redner zu schützen. ES kam zu heftigen Auseinandersetzungen, in deren Verlauf von den Kommunisten dem nationalsozialistischen Ab geordneten Hinkler ins Gesicht geschlagen wurde. Auch wurde nach den Nationalsozialisten mit Tinten» sässern geworsen. Das war siir die Nationalsozialisten das Signal, auf die Kommunisten einzustllrmen. Es entspann sich eine gewaltige Schlägerei, in deren Berlauf nicht nur mit Fäusten auf einander loogescklagcn wurde, sondern auch Tintenfässer, gläserne Lampenschirme, Wasserslaschen und Möbelstücke be nutzt wurden. Die Nationalsozialisten drängten innerhalb von zwei Minuten mit Stühlen, di« aus die Kommunisten geworfen wurden, die kommunistische Fraktion aus dem Saal. Zahlreiche Abgeordnete blieben blutüberströmt liegen und wurden aus dem Saale getragen. Als sich der Saal leerte, stimmte die vollzählig anwesende nationalsozialistische Fraktion das H o r st»M e s s e l»L t e d an, in das ein grober keil der Tribünenbesuchcr einsttmmte. Der Plenarsitzungssaal bot nach dem Zwischenfall ein Bild starker Verwüstung. Er glich dem Schau platz einer wilden Saalschlacht. Schwere Ledersessel lagen zerbrochen und zersetzt herum. Teile der Beleuchtungsanlage sür die Stenographen sanden sich LN Meter entfernt vom Platze der Stenographen zer schmettert am Saalausgange der Kommunisten. Verhältnis» mäkig schwer verletzt sind nach den bisherigen Ermitt lungen bei der Schlägerei der Geschästssührer der sozial demokratischen Vandtagssraktion, Abgeordneter Jürgen sen, sowie die kommunistischen Abgeordneten Krämer jRieoerlchöneweides, Kuntz und Gohlke. Jürgensen mutzte bcwutztlos aus dem Sitzungssaale getragen werden. Der Abgeordnete Krämer kam wenige Minuten nach der Schlägerei mit völlig verbundenem Kopse wieder in den SItznngösaal; durch den Verband slotz ihm noch das Blut über das Gesicht. Er ries zu den Nationalsozialisten, die zum Teil noch in ihrem Ausgang aus der Rechten des Hauses standen: »Zwanzig sür einen! Das sollt Ihr «ns büßen!* Der Präsident hatte bereits unmittelbar nach dem Be ginn der Schlägerei seinen Platz verlaßen, womit die Sitzung geschlossen war. In den Wandelgängen herrschte eine außerordentlich starke Erregung, die auch das Publik u m crgriss, das sich aus -cu Waudelgängcn des Tribüuengcschosses versammelte, wo es beinahe zu einer Fortsetzung der Schlägerei ge kommen wäre, wenn die Beamten des Hauses nicht ein- gegrifseu hätten. Unten im Laalgeschotz, wo die Abgeord neten gegenübcrstanden »nd aufgeregt debattierten, be mühten sich die Fraktionssührer, ihre Fraktionsgenossen zu Fraktion Ssitzungen zusammcnzuberusen. Die Be amten des Hauses mutzten bei Besichtigung des Kamps- seldeS feststellcn, daß dem Landtag ein sehr erheblicher Sachschaden entstanden ist. Zum Teil sind auch die Polster der Sitzplätze der Abgeordneten hcruntergeriücn worden, so daß die Nvtzhaarfütlerung hcraushängt. Der Abgeordneten Dr. Wester sZentrumi, Arzt im Rheinland, bemühte sich sofort um die Verletzten und legte ihnen Ver bände an. Der Sozialdemokrat Jürgensen mutzte ge näht werden, da ihm die eine Gcstclstshälste ausgcrissen worden ist. Er wurde ins Krankenhaus gebracht. Der Aelleslenrat des Preussischen Landtages trat sofort nach der gewaltsamen Vertagung der Sitzung zusammen, um sich über die gegen die schuldigen Abgeordneten zu ergreifenden Matznah m e u schlüssig zu werden. Wie verlautet, haben Nationalsozia listen und Kommunisten erklärt, daß ihnen an der Klä rung der Schnldfrage nichts gelegen sei, und datz sie ein Einreisen der Polizei nicht wünschten. Die Sozialdemokraten erklärten dagegen, datz sic sich angesichts der Verletzung des Abgeordneten Jürgensen und des ganzen Tatbestandes nicht damit absinden könnten, datz die Beteiligten erklären, sie seien ohne weiteres Inter esse. Eine ähnliche Erklärung wurde vom Zentrum ab gegeben. Beschlüsse wurden im Aeltcstcnrat nicht gefaßt. — Die nächste Vollsitzung dcö Landtages findet, wie vor gesehen, am l.Juni, llUhr statt. Am Vormittag des gleichen Tage« wird der Aeltestenrat zusammentrete». Bei der Schlägerei sollen übrigens noch weiter die Kommunisten K r a m e r - MierSbors und Fladung ver letzt worden sein. Auch der Landtagsstenograph AhrcnS - berg hat eine Verletzung im Gesicht erlitten. Auch vier nationalsozialistische Abgeordnete wurden verlebt. Der Geschäftsführer der Fraktion, Abg. Hinklcr, erhielt eine Verletzung am linken Ohr. der Abg Wehner lOstprcutzens wurde durch einen Wurf mit einem schweren Stuhl am Rückgrat verletzt, während der Abg. Dalttgc sogar einen Messerstich erhielt. Leichter ver letzt wurde der Abg. Kunze. Ein Nationalsozialist LaiMaMrSttbkist Ruhiger Beginn -er Sitzung StlmmuugndKck annoror Vorllvar Sokrlktloltoug Berlin, 25. Mal. Mit der Wahl des nationalsozialisti schen Abg. Kcrrl zum preußischen LandtagSpräsibentcn, die heute programmäßig vor sich ging, haben die National sozialisten die erste große parlamentarische Machtposition beseht, an die sie in Deutschland bisher üerangc kommen sind. Der Ärundtcnor beS zweiten SitznngS- tagcS glich in fast allen Dingen dem des ersten. Der Alters präsident Litzmann bescheinigte heute den Kommunisten, daß sic ihn nicht beleidigen könnten, stellte sich aber, wie viel bemerkt wurde, mit sehr nachdrücklichen Worten vor den Reichspräsidenten Gcneralfcldmarschall v. Hindenburg, den die Kommunisten gestern beleidigt hatten. Nach einigen bedeutungslosen Anträgen und einer hysterischen AgitattonS- rcde des Kommunisten Kasper schritt das Haus zur Wahl seines endgültigen Präsidenten. Die Nationalsozialisten ei klärten vor der Stimmabgabe, sie würden sich dem bis herigen parlamentarischen Brauch anschlirßen und stellten sür die Wahl ihren Parteifreund Kerrl, Peine, auf. Nach einem kommunistischen Gepolter sah sich der Sozialdemokrat Hcilmaun in der unangenehmen Lage, eine gewundene Er klärung sür seine Partei abgeben zu müssen. Mau sah es ihm ordentlich an, wie schwer cS dem „heimlichen König von Preußen", dem prominentesten Kulissenschieber in der RcgiernngSperiode Braun-Severing fiel, gewissermaßen einen Platz im parlameutartschcn Schmollwinkel einnehmen zu müsse«. Heilmann hielt eine mit Boshaftigkeit ge spickte Rede. Er sparte auch nicht mit Seitenhieben ans da» Zentrum. Dabei wußte man scdoch im Hause längst, daß die Präsidentcnsrage mehr oder weniger entschieden sei. Es war wohl . . . . , nur Theaterdonner für die Leser sozialdemokratischer Zeitungen, n>aS Herr Heitmann aus der Rednertribüne von sich gab. Kube, der nationalsozialistische Fraktionssührer, antwortete ihm prompt und meinte, die Soztaldemokratte müße sich daran gewöhnen, daß seht im Parlament ein anderer Ton herrschen werde. Dann begannen bte namentlichen Abstim mungen, die bis aus einige Zwischenrufe beim Namcnsrus des jüngsten Kaisersohnes, des Prinzen August Wilhelm, in Ruhe vor sich gingen. Wie zu erwarten mar, wurde Abg. Kerrl gewählt. General Litzmann, der Alterspräsident, über gab ihm die Geschäfte. ES kam zu Hetlruscn aus der Rechten und Niederrusen bet den Kommunisten. Diese Niederrusc sind verständlich, denn unter dem neuen nationalsozialistischen Präsidenten werben es die Kommunisten in Zukunst mit ihren Rüpeleien nicht so leicht haben. Gleich zwei OrdnungSruse erteilte der soeben gewählte Präsident, und er sah sich genötigt, an die KPD. die Mahnung zu richten, ihn nicht zu schärferen Maßnahmen zu zwinge». Zum 1. Vizepräsidenten wurde dann der frühere sozial demokratische Landtagspräsident Witt mack gewählt. Da- mit er burchkam, hatten bte Nationalsozialisten einige Stimmen abkommanbiert. Jede dieser namentlichen Abstim mungen bauerte ungefähr eine halbe Stunde. MilstrrvchWnteimahl am 1. Ml Berlin, SS. Mai. Der Aeltestenrat des Preußischen Land tages beschloß vor der Sitzung, daß außer der heutigen Voll sitzung in dieser Woche keine Sitzungen des Landtags mehr stattsinben sollen. Die nächste Vollsitzung wird erst siir Mittwoch, den l.Juni, etnberufen werben, um die Wahl d«S Mtntsterprästdenten vorzunchmcn, falls bte Verhandlungen darüber bis dahin abgeschlossen sind. Die nationalsozialistische Fraktion hat ferner im Acl- testenrat etnen neuen GrschästSorbnungSantrag angekündigt, wonach der GeschästSorbnungSauSschnß ersucht werden »oll, eine neue Geschäftsordnung für den Landtag anS- zuarbeiten. Dieser nationalsozialistische Antrag soll in Ver- binbung mit dem GeschäftSorbnungSantrag der Deutschnatio- nalen aus die Tagesordnung der nächsten Voll sitzung des Landtags «k l. Jiml gesetzt nwrdev. Duell -ee Alüselparteien vradtwolckuug nusoror vorlluor Sobrtttloltuug Berlin, 28. Mai. Die Zeichen der Ruhe, unter denen gestern das neue Preußcnparlament znsammenlrat, haben getrogen. Nur knapp zwei Sitzungen sind ordnungsmäßig zu Ende geführt worden. Unter Dach »nd Fach wurde noch die Wahl des L an d t a g s p r ä s i d c n t c » nnd seiner Stellvertreter gebracht. Der Alterspräsident General Litzmann, den die Kommunisten unritterlich und pöbel haft von Anbeginn dieser Parlamentsscfsion an behandelt hatten, ein Vorgehen, das empörend war nnd das die 162 Nationalsozialisten in vorbildlicher Disziplin ertragen hatten, war abgetreten, der neue Landtagspräsidcnt Kerrl, als Vertreter der größten Fraktion batte sein Amt übernommen. Noch niemand konnte ahnen, daß die Worte, die er gleich zu Anfang bei Uebernahme seines Amtes an das Hans richtete nnd die eine Warnung an die kommunistische Adresse bildeten, sich sobald schon als nur allzu berechtigt Herausstellen würden. Am Ende der Sitzung kam cs zu einer Saalschlacht, wie sie im parlamentarischen Deutsch land einzig dasteht, erfolgte eine Entladung der aus gespeicherten politischen Leidenschaft, die nicht mehr in Worten ausgctragcn werden konnte, kam es zu einem Zu sammenstoß von so unbändiger Wildheit, daß der Zuschauer aus der Tribüne die Befürchtung haben mußte, es würden bei dieser Auseinandersetzung Tote aus dem Kampsscld zurückblcibcn. Die Schuldfrage bei diesem Zusammenstoß ist ein deutig geklärt. Schuld tragen einzig und allein die K o m - m u nisten, die sich schon gestern nnd in der vorhergehenden Sitzung der frechsten Provokationsmethodcn bedienten, deren man sich im preußischen Parlament entsinnen kann. Bet einer Schlägerei ist zunächst zu untersuchen, wer den An fang gemacht hat. Und wenn die Kommunisten schon in den Abendstunden eifrig bemüht waren, Legenden in Um lauf zu letzen und sich als Märtyrer roher Uebermacht htn- znstellen, gilt es, mit doppelter Entschiedenheit sestzustcllen, daß cs ein Kommunist war, der den Nationalsozialisten Abg. Hinklcr mit solcher Gewalt ins Gcktcht schlug, daß es nahezu im ganzen Saale vernommen wurde. Was sich nach diesem Schlage abspieltc, war das Werk von genau zwei Minuten. In dieser kurzen Spanne waren die Kommunisten aus dem Plenarsaal völlig entfernt. DaS Krachen von Bänken, das Splittern von Stühlen, das Klirren von als Wnrsgcschosscn benntztcn Tinlengläscrn, Wassergläsern und Flaschen, die Angstschreie der fliehenden kommunistischen Frauen, das Wntgebrüll der Kämpfer, alles dies wurde zu einem wilden Knäuel von Stimmengeräuschen und sich zusanimcnballcndcn Kämpsergruppcn. Die National sozialisten sind ausgewachsen in den Saalschlachtcn von mehr als einem Jahrzehnt, sie kennen die Methoden der Kommu nisten vom Ringen um die Straße her, vom Breche» des rote« Terrors. Wenn cö nicht eine bewußte P r o v o k a t i on der Kommunisten war, mit dieser fungcn, kampsgestähltcn, nationalsozialistischen Parlamentsmannschast anzubindcn, dann war es eine riesengroße Dummheit, In zwei Kolonnen stürzten die Nationalsozialisten vor und umfaßten den sich verzweifelt wehrenden Kommunistenhauscn. Wem nicht noch die Flucht gelang, kam heil aus dieser eisernen Umklammerung nicht heraus. Die Räumung des Saales wurde mit einer Exaktheit burchgcsiihrt, die jeder wohl geübten Polizcimannschast Ehre gemacht hätte. Als der Kamps zu Ende war, wurden unter den Trümmern zerbrochenen Mobiliars die Schwerverletzten ge borgen. Angstschreie ansstoßend irrten die weiblichen kommu nistischen Fraktionsmttgltedcr in den Wandelgängen umher. Nacheschreie wnrdxn von den Verprügelten anSgcstvßen. In wehendem weißen Kittel eilte der Zentrnmsabgeordnetc und Arzt Dr. Wester herbei, in der Krankenstube war Hoch betrieb. Vor dem Portale suhren Santtätsautos vor. Die ntchtbctctligten Parteien hatten sich noch rechtzeitig in Sicherheit bringen können. So blieb diese Auseinandersetzung ein Privatduell zwischen Nationalsozialisten und Kommunisten. Die letzteren haben einen Denkzettel bekom men, der ihnen hoffentlich zur Lehre dienen wird. Es kann übrigens heute als ein großes Glück bezeichnet werden, baß keine Polizei im Landtag anwesend war. Die Folgen eines polizeilichen Eingreifens wären nach Lage der Dinge ohne Zweifel gefährlich gewesen. Hätte die Polizei ver sucht, sich dazwischen zu werfen, so hätte sicherlich diese Saal- schlacht noch viel ernstere Formen angenommen. Der nationalsozialistische Landtagspräsidcnt hatte sich aber ent- Neute: I^ilersflsclie vnwcliau 8eite 7