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Dienstag, den 13 Dezember ir-04 3. B- «r. S8S. tz, N> 'int »änliü, nachm, mil ?!»c-na!>ms der Loini-»nd ,^esln>fle. I LiezngHnrriS. Aicrieljiilnl I Slik. 5»Pf. ebne PesN-Uneid . Bei ! li IN. i demsche!, Pc>i!n»"nlien li -!eiiun.',si le'dl. Si»,el»wmrnerIVPf. I Nedakuous-Tprechsil.iide II IS Nvr. j Unabhängige; c-rgebirmM Wabrdell. ftecdlu. sreibeir. J»scr»>r werde» die ,'Itcnc -p eder!>l>> R»»i» o, I.-» Pf. berechne:, lei B iedr.Iieu,„>: dede» ender !>i»b»:i. Piichdri llcrri, Ntednktio'i und BlesNtasiestcU»: 2 rcedru, Pillinücr 2 irnse t!t. — ger:»!, ücr rinn I Nr ISVN. Nicht nur bürgerliche, sondern religiöse Toleranz! Ter Toleranzantrag des Zentrums stellt diesen Winter nu ixr parlnnientarisckx'n Sprechlasel des Reichstages-, Tr. ^pahn bat ihn bereits in seiner Etatsrede angetnndigt. Er knüpfte an die schönen Worte des Präsidenten Noosevelt bei der Eröfsnnng der Patricks-Schule an, die dahin gin- gen, das; jedes 5tind seinen Schöpfer nach seinem Glauben rerebrei; dürfe. Denselben Zweck verfolgt bekanntlich der Tostwanzantrag. In der Etatsdebatte ist kein einziger Red' »er auf diesen Wunsch zurückgekoinmen, bis auf den frü heren Hofprediger Stöcker, der als Bedingung für die bür gerliche Toleranz forderte, das; die katholisclze Kirche auch religiöse Toleranz gebe! Tiefer Satz ist im Reichstage mit Heiterkeit ansgenommen worden. Ta aber derselbe Ge dankengang sich diesen Winker noch vielfach wiederholen wird, seien ihm noch einige Worte gewidmet. Stöcker steht im Rufe eines gemäßigten Mannes, er iü ein gläubiger Lutheraner, aber kein katholikenbasser. Selbst für die Aushebung des Artikels 2 des Jeinitcnge- ietzcs hat er gestimmt. Jedenfalls würde es um den kon fessionellen Frieden in Deutschland viel besser stehen, wenn olle protestantischen Prediger im Zinne Stöckers arbeiten wollten! Ter ehemalige Hofprediger ist auch ein klarer Kopf und gerade deshalb hat uns seine obige Forderung recht gewnubert. Ter Reichstag ist doch keine Kirchenver- sa-nmlnng, kein Konzil, keine Synode! Er hat nicht über den inneren Wert der verschiedenen Konfessionen zu urtei len. aber er hat durch seine Gesetze dahin zu wirken, das; die 'Bekenner der verschiedenen Konfessionen frei und ungehin dert im deutschen Reiche wohnen können. Eine Diskussion ii-er den inneren Wert der Konfessionen kann im Reichs roge nie zu einer Entscheidung gebracht werdenr dazu ist derselbe nicht da. Wir hätten ja dann eine Reichsreligion. Auch Stöcker hat sich schon wiederholt in sehr scharfer Weise Ober das Staaskirchentnin ausgesprochen. Ein „Reichs- kirchenimn" müßte noch schlimmer sein. Die Forderung Stöckers im Reichstage wirkt aber nin so eigenartiger, als hierbei nicht nur Protestanten und Katholiken in Betracht konnne», andern sehr viele Atheisten und Inden! Man denke nur an die sozialdemokratische Partei. Jede Er örterung in einem Parlament über die religiöse Toleranz ilt daher vom Uebel, sie kann nur beiderseits verwunden, aber nirgends heilend wirken. Ter Reichstag ist nicht der gegebene Ort für eine Diskussion über diese Frage; er bat zu entscheiden, daß die Ausübung der Religion nicht in willkürlicher Weise hier oder dort beschnitten wird, aber mehr nicht. Doch Stöcker beklagt sich weiter dahin, das; man ans katholischer Seite de» Protestantismus nicht als einen ..Teil de? Christentums" ansehe. Mehrere seiner politischen Freunde beschwerten sich uns gegenüber auch schon über diese Einschätzung des Protestantismus. Aber die Herren sind in einem genxiltigen Irrtum. Ein Blick in den ersten besten Tiözesankatechismns muß sie belehren, das; die katho lische Kirche die Protestanten auch als Christen betrachtet! Sie sind durch die Taufe Christus zugetan und mit ihm verbunden. Keinem Katholiken fällt es ein, den Protestan ten ans eine Stufe mit den Inden und Heiden zu stellen. Tie Beschnoerde des Abgeordneten Stöcker ist somit nach dieser Richtung ganz und gar unbegründet, und man kann nur wünschen, das; er die katholische Lehre genauer studiert, ebe er solche unberechtigten Wünsche erhebt. Wir wissen wohl, daß die prinzipiellen Forderungen ans diesem Gebiete weiter geben, er wollte sagen: Tic ka tholische .Kirche »ins; dazu übergehen, die Protestantische als eine innerlich ebenso berechtigte Form des Christentums anznsehen. wie sie es selber ist. Das versteht er unter re ligiöser Toleranz. Aber eine solche ist undenkbar, da sie jeder Logik und allen Gesetzen der Vernunft widerspricht; wir brauchen uns hier gar nicht ans die Lehren Christi, der nur von einer Kirche' spricht, und das Wort der heiligen Schrift näher zu berufen. Einmal könnten wir die Frage znrückgeben und sagen: Wo und wann hat der Protestantis mus die katholische Kirche als völlig gleichberechtigt aner kannt? Man schaue doch nur einmal hinein in die Prote stantischen Lehrbücher seit 17,30 bis auf heute! Nirgends findet man diese „religiöse Toleranz" seitens des Protestan tismus. Wir sind allerdings gerecht und fügen sofort hin zu: Tie katholische Kirche hat auch nie eine solche Forde rung an die Protestantische gestellt! Warum geschieht es denn umgekehrt? Aber wir lassen allein den gesunden Menschenverstand in dieser Frage sprechen. Die katholische Kirche muß von sich sagen, daß sie im Besitze der Wahrheit ist und das; dem nach jede Lebre, die von der ihrigen abweicht, der ihrigen widerspricht, eine falsclze ist, Irrtum ist. Sic kann gar nicht die falsche Lebre tolerieren, ohne sich selbst aufzugeben! Sie kann also die protestantische Kirche, die in sehr wesentlichen Punkten der katholischen entgegentritl. nicht als die eine wahre Kirche Christi ansebcn. Tic Wahrheit ist eben in tolerant, indem sie jede Unwahrheit verwirft. Wir nehmen es der protestantisclzen Kirche gar nicht übel, wenn sie eben so uns gegenüber urteilt, ja sie muß auch so urteilen, tvenn sie sich nicht aufgcben will. 2 X 2 ist 4 und nicht 5 und nicht 3; nur 4. So ist es auch mit der Wahrheit, schon mit der natürlichen Wahrheit. Und nun soll von diesen klaren Vernunstsgcsctzcn abgewichen werden, wo es sich um die höchsten Güter handelt, um das Seelenheil? Wenn ein Protestant ruhig darüber nachdenkt, mutz er mit uns eines Sinnes sein. Aber trotz dieser Tatsache ist es dringend geboten, daß die beiden Konfessionen, die durch Gottes Zulassung ein mal in Deutschland vorhanden sind, sich im bürgerlichen Leben zu vertragen haben. Wo die Katholiken in der Mehr heit sind «Bayern, Baden und Reichslande) beklagen sich die Protestanten nicht; leider können die Katholiken nicht ebenso zufrieden sein mit ihrer Lage in den protestantischen Staaten des Deutschen Reiches und deshalb ist der Tole ranzantrag so dringend geboten. Dein scher NeichsLag. o. Berlin. 108. Si^ung am 10 Dezember 1004. Der Reichstag hat mm gerade eine Woche lang die erste Lesung des Etats vollzogen: am Sonnabend abend wurde diese beendigt. Ter legte Tag gekörte in der Tat zu den lebhafteste» und deballereicyücn. Ter ebeissisckie Demokrat B l u m e n tyal segle mit einer konfessionellen Brandrede ein: etwas anderes weis; dieser Abgeordnete überhaupt nicht zu sagen. Diesmal war eS das Erstarken der Zenlrumsparlei in Lolhiiugen, das ihm Anlas; zu den schärfsten Ausfällen geben mnßle. Redner ging auch auf den Famecker Fall sehr breit ein. Tie Parität des Zentrums be stehe darin, das; cs den Andersgläubigen die Gleichberechtigung abfpricht. Redner volemisienc gegen den neuesten Hirtenbrief des Bischofs von Meg. Das Zeinrum müche Selbstmord begehen, wenn cs der protestantischen Kirche Gleichberechtigung geben wollte. — Abg. Tr. Hei in (Zemc.) antwortet dem Vorredner sofort folgende', mähen: Ais der heutige Staatssekretär in seine Stellung kam, sagte ich mir: Es mus; Matthäi um legten sein! sonst hätte inan nicht einen Bauern hierzu berufen. Ein 'Nord deutscher hat jedenfalls das Amt nicht mehr übernehmen wollen: man könnte den Staatssekretär Reichsdesizitsstaaissekreiär nennen. Endgültige Stellung kann man zur Mckilärvortage noch nicht nehmen. Die Summen für 'Neudeschasfnng müssen in den ordenl liehen Etat eingeschaltet werden, die Zuschiißaiileihe Wille ver schwinden. Das Militärvensionsgeseg rann wohl noch ein Jahr warten, zunächst wohl für die Offiziere. «Hör: rechts.) Volkmar ist gestern der Ehrensäbel des deutschen Jaurös gezeigt worden. In Frankreich haben Sozialdemokraten für den 8 Franks Zoll ge stimmt. Die höchsten indirekten Slädleabgaben aus Lebensmittel haben die Städte mit freisinnigem und sozialdemokratischem Stadt regimenl! (Hört!) Wenn man die Malrikulatveuräge nach der Leistungsfähigkeit verteilt, soll unsere süddeutsche Bescheidenheit ganz zur Geltung kommen. (Heiterkeit.) Ich persönlich bin für eine Reichsvermögenssteuer und ReichSeinkommeinteuer! Man könnte diese beweglich machen! Auch rieht von der Hand zu weisen ist eine Bercinssteuer, eine Um>agsle>ur. Ein Vorgehen gegen die Syn dikalcistdriugcudgeboten! Hier hau de lies sich umeiuciunäailiebe 'Ver hinderung lion Arbeitswilligen! Aber der Staat macht selbst bei den Syndikaten mit. Redner ionstaliei l, daß die Frage der Diäten nie üiilecbter gestanden har als j.pi. Darin liegt eine Mißachtung des Reichstages und eine ZuiücJeizung einzettici ikandesteiie. Wir Bayern ii» Reichstage gehören allesamt sein Milrelslaudc au, sind Bauern, Kausleule, kleine Beamte (Rufe: Psmecr!), Pfarrer, die sind di-e allerschlcchleslcn (Stürmische Heiierkeil!). lassen Sie mich doch ansreden, soweit die Bezahlung in Betracht kommt. Redner beweist dies an Psarrgehältcrn. Dann rechne: er mir Blmnenrhal ab. dessen Rsde in Widerivrixb mit seinem schönen Namen siebt. Er hat die Brandfackel des konfessionellen Zwistes hierher geworfen. Ob er der berufene Richter war. bezweifle iw: hat er den» gar keine historische Rnckerinncrnng daran, daß das Zentrum stets für die Inden cingetretcn ist? (Sehr gut!) Wo sind in Bauern die Protestanten benachteiligl worden? Nirgends! (Sehr gal ) Abg. Dr. Paasche (nar-lib.) hedaucrl, daß man der Sozial demokratie so viele Anfinerksamkeil schenkt. — Abg. Bebel (So;.): Wir bedauern lebbas:. daß die „Leipz. Volks,ztg.- drii vom Reichs kanzler zitierten Artikel pnblincrl hat. iHörl!) Aber die gegne rische Presse behandelt uns Sozialdemokraten nicht besser. Gras Bnlow bat die Revisionisten gestern beleidigt. Wir reden uiwt für Sie hier, -sondern für die Leute draußen, die Sie Hieiber ge schickt haben. (Sebr gut!) Unsere Diäten, sind nicht io bo,b: die Fraktion ist in 5> Klassen cing.-teilt, die 0—12 Mark pra Tag er halten! Es war ein Meineid, wenn Frhr. v. Mirbach sagte, er w'sic nicht, wohin die O'äOOO Mark gekommen leien. (Präüdenl: das dürfen sie eurem hoch- und niedergcslelkten Manne nicht vor werfen. nachdem der GerichBbos anders urteilte: ich rase Sic zur Ordnung!) Der Liberalismus hat es mit Nonvendigkeit herbcigefnhrl, daß Zentrum und Sozialdemokratie mit ein ander geben müssen! Wir sind uns beiderse-.iig über die Stellung gegenseitig klar, das- iit richtig, das; der lebte Kamps zwischen dem Zentrum und uns ausgesochte» wird. (Sehr richtig!) Diele zwei wichtgcn Geständnisse in Bebels Rede müssen festgebalten werden: eingangs sagte er ganz ossen, daß die Sozialdemokraten nicht für den Reichstag sprechen, sondern für das Volk draußen: sodann erinnerte er an den Kamps zwischen Zentrum »nd Sozialdemokratie und gestand hierbei ein, daß der lebte MeinimgsanStalisch zwilchen diesen beiden Parteien sich zu vollziehen habe. — Oiel (Ztr > beiv'-a'b die llnhaltbarleit unserer handelspolitischen Beziehungen zu de» Vereinigten Staaten. — Eine vortreffliche Rede hielt der Abg Gröber, der zuerst den Sozialdemokraten einige Nüne zu knacken oab. dann aber in glän zender W-nc sich über die Beiziebn-a bon Laien z» Zin-laer'bten verbreitete: er batte hierbei das Obr des gesamten Hauses und erntete viel Beifall: dem Volksvarteiler Storz hielt er vor. wie gcradc seine Pirtei sich gegen diese Volksiordernng so ablehnend verhalten könne! Nach einiaen kurzen Bemerkungen war die Etats debatte geschlossen: am Montag inerden zwei Etatsre>ol»tionen be raten ebenso am Dienstag. Mittwoch und Donnerstag ist erste Lesung der Militärpensionsackebe und dann treten die Ferien ein. Politische Nundschai». Dei»tk-*,land. — Der frühere Reichstags- und LandtagSabgcord- nrte Friedrich Hnmmachcr ist gestern gestorben. — Für das Kontraktbruchgcscb tritt die „Krcnzztg." sebr entschieden ein; sie bedauert, daß die Kommission des Abgeordnetenhauses zu einem ablehnenden Beschlüsse kam. Aber ganz bezeichnenderweise fordert das konservative Or gan Bestimmungen zur „Verhütung des KontraktbrncheS ländlicher Arbeiter". Bisher hieß cs immer, daß man nur die ländlichen Arbeitgeber bestrafen wolle, die einen Arbei ter zum kontraktbruch verleiten und ihn für sich mieten. Jetzt enthüllt die „Kreuzztg.", daß ihr dies nicht weit ge nug gebt, daß sic auch an die Bestrafung der ländlichen Ar- beiter selbst denkt. Schon 1873 ist ein entsprechender Ge setzentwurf von den Konservativen gefordert worden, aber es bat sich damals und seither immer gezeigt, daß diese Idee nicht durchführbar in. Mit allem Nachdruck bat auch der Zentre.imsabgcoydnete Herold im Reichstage betont, daß die Landwirtschaft durch ein solches Gesetz nichts gewinnt. Ein 'Arbeiter, der durch die Staatsgewalt wieder znrückgc- sübrt wird, tann nie seinen Arbeitgeber befriedigen. Ein solches Unternehmen beißt: Das Bett am falschen Zipfel an fassen. — Das preußische Abgeordnetenhaus batte sich am Sonnabend mit der freisinnigen Interpellation über den Ko- nigsberger Russen Prozeß zu befassen; man kann nicht sagen, das; das Justizministerium hierbei gut abgesebnitten hätte. Der freisinnige Abgeordnete Gyßling begründete in nnge- benrer Breite die Anfrage, ohne daß ein neuer Gesichts punkt zu tage getreten wäre. Jnstizminister Schönstedt gab zu, daß die Staatsanwaltschaft z» wenig die Sache geprüft habe und sich ganz ani die Uebersetznng des russischen Gene ralkonsuls verließ; ja er gestand weiter ein, daß der Rete reut im Justizministerium die Sache nur flüchtig gelesen habe, da er eben seinen Sommernrlanb angetreten habe! Minister von Hainmerstein verteidigte den prenßisch-rnssi- schen Ansiiesernngsvertrag, der ganz den modernen Gr»nd- säßen entspreche. De» Reigen der Redner, welche das Ver halten der Justizbehörden bedauerten, erönnetc der frei- konserpative 'Abgeordnete 'Viereck. Träger (freist Volksp.) fand natürlich noch stärkere Töne. Morr vom Zentrum be tonte mit Recht, daß das Verhalten der russischen Behörden an eine Verhöhnung nuferer Justiz grenze; auch der Ans liesernngsvertrag sei verbessernngssäliig. Pallasta <kons.) allein nahm die Justizbehörden in Schutz, da sie die sozial demokratischen Umtriebe unterdrücken mußten. Tr. Fried berg Oiat.-lib.) nabm eine ii'ebr vermittelnde Stellung ein. Erst um 0 Ubr tonnte die Debatte geschlossen werden; die Wcibnachsserien begannen und dauern wie im Reichs tage bis U>. Januar 1003. Amtliches Ergebnis der Rcichslagstrsatzstichwahl im Wahlkreise Jrrichvw. Im ganzen nmrden abgegeben 2!, 47,5 Stimmen. Hiervon erhielt Lebrer Merten-Verlin «freist Volksp.» 0070, Stadtverordneter Voigt-Gommern «Soz.) 0,800, non Vrancbitsch, Rittergutsbesitzer in Sckmrtenkc «Ions.) 0000, Legatiansselretär von Rath (nat. lib.) 25>03. Rechtsanwalt Watzlsahrt Geiittzi» «Reipt.) 2031 Stimmen. Cs bleibt demnach bei der Stichwahl zwischen Merten und Voigt. Das politische Erbe des Fürsten Bismarck, den Wahl kreis Jericho»', wird al>a aller Voraussicht nach ein Frei sinniger antreten; dem konservativen .Kandidaten fehlten OOO Stiine», um in die Stichwahl zu kommen. Der »atio- naüiberale und antiiemitisch.e Kandidat haben zusammen oooo Flimmen erbatten; tvenn mir ein kleiner Teil der selben iür den Konservativen gestimmt hätte, wäre diese» der Oieg in der Stichwahl znaesallen! Jetzt ist man i» konservativen Kreisen sebr erbittert; die „D. Tagesztg." meint, daß die konservatiben nicht iimbiii werden könne», ans den Jericbawer Erfahrungen die naheliegenden Lehren zn entnehmen und die selbstverständlichen Ocbli'isse zn zie lten. Sie hätten in Jerichaw den Tank für die Selbsleni- sagioigen geerntet, die sie in Frantnirt a. O. geübt haben. Trotz dieser Selbstlosigkeit dort, und obwohl sie im unbe strittenen Besitzstände waren, sei ihnen dach der Erfolg durch eine nationalliberale Sondorkandidatnr genomnten worden. Cs würde tanm verständlich sein, wenn sie sich nochmals dazu bergebeit wallten, den natianaUiberalen Parteiinteressen irgendwo und irgendwie als Varsbann zu dienen oder Geiellschast zn leiste». Tie 'Antwort wollen die Konservative» bereits im Kreise Has geben, wo die Natio- nalliberalen zn gnnsten des freisinnigen Tr. Göller ans eine Kandidatur nberbanbt verzichte»: die „kreuzztg." läßt sich nämlich bereits ans München schreiben: „Tie Agrarier im Wahlkreise dürsten sich tanm dazu ent'chließen, einen Freisinnigen wie Tr. Götter zn wählen, der auch in persön licher Hinsicht nicht die O.nalitäten besitzt, die gerade agra rische Wähler verlangen mimen. Zweifellos wird das Mandat nur i» der Stichwahl zn halten sein: damit ver ringert sich aber die Möglichkeit, es der Sozialdemokratie gegenüber zn behaupten, den» der vorhergehende Wabl- tamps tann nictzt io leidewchaiilich geführt werden, als daß es de» Agrariern zii.ziiiiinten wäre, in der Stichwahl Mann für Mann für Tr. Göller eiiizntrcten. Gewiß ist ei» bür gerlicher Kandidat gegenüber einem Sozialdemokraten immer das kleinere Uebel: allein cs kommt hier in 'Betracht, daß die Agrarier des Wahlkreises überwiegend nicht poli tisch konservativ sind, alio der 'Besonnenbeit. im konkreten Falle einer politischen Vilicht zn genügen, nicht obne »leite- res zugänglich sind. Tie bäurischen Agrarier haben mit den Liberalen relativ schlechte Crsabrnngen gemacht und sie werden in Zukunft dopvclt ans der Hut sein, ebe sie einem notorischen Freihändler ibre Stimme geben. Weit» die Liberalen den Wahlkreis halten, ist cs ihre Pflicht »nd ist es ein Gebot volito'cher Gerechtigkeit, einen Kandidaten z» nominieren, dessen wirtsckvistspolitische Stellung nickst sreibändlerisch antigiiiert ist." Tie Sozialdemokratie wird sich die Hände reiben, wenn sie dieses liest; bedauerlich wäre es. wenn dieser Kreis den Sozialdemokraten znsallen sollte, nachdem sie seither nur Verluste seit dein lO. Juni 1003 erlitten bat! Fabrik und Handwerk. Nach unseren Informatio nen ans bester O.nelle arbeitet man im Reichstage daran, eine Lösung der alten Streitfrage der Abgrenzung von