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Amts- M MeiMt für den s-L'L- SM des Amtsgerichts Eibenstock pLWx tag und Sonnabend. In- ' I Expedition, bei unfern Bo- sertionspreis: die kleinsp. ten, sowie bei allen Reichs- ZeileldPf. UNO Oe^n AMgeOUNg. Postanstalten. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. - —" . - 4». Jahrgang. — AO. Dienstag, den 10. März 18OO Konkursverfahren. Zu dem Nachlasse des Kaufmanns Ostlli-I.ck Ilklurltk «liillei- in Eiben stock wird heute am 17. Februar 1896, Mittags 12 Uhr das Konkursverfahren eröffnet. Der Rechtsanwalt Justizrath Landrock in Eibenstock wird zum Konkursverwalter ernannt. Konkursforderungen sind bis zum 20. Wär; 1896 bei dem Gerichte anzumeldcn. Es wird zur Beschlußfassung über die Wahl eines anderen Verwalters, sowie über die Bestellung eines Gläubigerausschusses und eintretenden Falles über die in 8 12V der Konkursordnung bezeichneten Gegenstände auf den 16. März 1896, Mrmittags 11 Mr und zur Prüfung der angemeldeten Forderungen auf den 17. April 1896, Mrmittags 10 Ahr vor dem unterzeichneten Gerichte Termin anberaumt. Allen Personen, welche eine zur Konkursmasse gehörige Sache in Besitz haben oder zur Konkursmasse etwas schuldig sind, wird aufgegeben, nichts an den Gemein schuldner zu verabfolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung auferlegt, von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, für welche sie aus der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem Konkursverwalter bis zum 20. März 1896 Anzeige zu machen. Königliches Amtsgericht zu Eibenstock. Bekannt gemacht durch de» Gerichtsschreiber: Aktuar Friedrich. I>as Ministerium Lrispi hat seine Entlassung gegeben, die auch vom Kaiser angenom men wurde. Niemand wird ihm eine Thräne nachweinen, denn CriSpi ist nichts weniger als ein Mustermensch. Rücksichtslos im hohen Grade, war er doch vielleicht gerade der Mann, wie ihn Italien brauchte und man würde ihm viel Nachsehen, wenn er Erfolg gehabt hätte. Der Erfolg war gegen ihn: CriSpi ist gefallen. Seit drei Jahren war EriSpi der Diktator Italien«, wenn auch nur thalsächlich und ohne den ausdrücklichen Titel. Die Kammer, in der zu drei Vierteln von ihm allein ab hängige Kreaturen sitzen, wurde nur der Dekoration wegen beibehalten. Ein sehr bequemes Mittel, die lästige Kontrolc seitens der mundfertigen Opposition loSzuwerdcn, war die Vertagung und CriSpi hat von diesem Mittel den ausgiebigsten Gebrauch gemacht. Wieweit er in den Skandal der Banca Romana verwickelt war, wird sich nie mehr genau seststellen lassen und seine Angreifer haben sich selbst immer durch all zustarke Uebertreibung geschadet. Die Richter waren von ihm abhängig, die Beamtenschaft de« Lande« ebenfalls. Parla mentsausschüsse und Gerichte stritten sich um die Ehre, die gegen CriSpi gerichteten Anklagen nicht zu untersuchen. GiolittiS vielgenannten „Papiere" waren für die Untersuchen den Makulatur. CriSpi gehörte zu den „Tausend von Marsala"; er war der Freund Garibaldi» und Mazzini«, er war Demokrat und Republikaner. Daß ihn alle« da» nicht hinderte, dem Könige Humbert zu dienen, könnte man allenfalls seinem Patriotis mus gutschreiben, der ihm seine innerste Gesinnung zurück- ireten zu lassen gebot, um seinem Vaterlande in schwerer Zeit dienen zu können. Aber daß er seine Vergangenheit so ganz und gar verleugnete, daß er das Anarchistcngesetz gegenüber den ausdrücklichen Bestimmungen desselben nicht nur auf So zialisten, sondern auch zum Theil gegen seine früheren Partei genossen anwandte, wenn ihm dieselben unbequem wurden, daß er von seinen Kriegsgerichten nicht nur wirkliche Staats verbrecher, sondern auch harmlose Schwärmer in» Zuchthaus stecken ließ oder in die Verbannung schickte und sie ausdrück lich von der Amnestie ausschloß, die König Humbert zur 25- jährigen ErinnerungSseicr an die Einnahme Rom« erließ, da» kennzeichnet ihn nicht al« einen klugen, humanen und gerechten Staatsmann, der seine Höhe auf ganz denselben Wegen erstiegen hat, wie sic jene, nur mit unglücklicherem Erfolge, gewandelt waren. Die entsetzlichen sozialen Zustände Sizilien», Apulien« und Kalabrien«, die zu blutigen Ausständen de« hungernden Volke« führten, hatte er zu reformiren versprochen. Da« hatte auch Garibaldi nach der Einnahme beider Sizilien versprochen. Aber so wenig wie Garibaldi hat CriSpi auch nur einen ernsthaften Versuch in der angegebenen Richtung unternommen. Wenn auch seine Doppelehe vielleicht nach dem Wortlaut der Gesetze nicht strafbar sein mag, so lastet doch schwer auf ihm die moralische Schuld, so schwer, daß er vor achtzehn Jahren schon einmal deswegen den Minister sessel räumen mußte. Trotz diese« langen Sündenregister« kann ihm aber die Anerkennung nicht versagt werden, daß er ein energischer und umsichtiger Staatsmann war, wie Italien gegenwärtig keinen zweiten aufweist, und daß die Idee de» Dreibundes auf der italienischen Halbinsel keinen wärmeren Vertreter hat al« ihn. Er steht im 77. Lebensjahre, ist aber eine knorrige Natur, voller geistiger und körperlicher Rüstigkeit. Seine Mißerfolge im Innern suchte er durch Ablenkung der nationalen Eitelkeit nach außen zu verdecken. Deshalb mußte der italienische Kolonialbesitz am Rothen Meere ausgedehnt werden, und so lange die Sache glatt verlies, jubelte ihm seine Kammermehr- heit zu und bewilligte gern die Geldmittel. Nun aber haben die italienischen Truppen in Abessinien eine vernichtende Niederlage erlitten. Mann würde CriSpi lieber noch ein paar persönliche Sünden, al« diesen Mißerfolg verzeihen, an dem er doch keine persönliche Schuld trägt. Schon vor vierzehn Tagen lauteten die Nachrichten au« der Kolonie am Rothen Meere so schlimm, daß sich da» Ministe rium zu einem Wechsel de« Oberkommando» entschloß. Bal- dissera wurde nach Massauah geschickt, um dort Baratieri zu ersetzen. Letzteren mag der Hafer gestochen haben; er wollte wahrscheinlich vor der Nicdcrlegung de« Oberkommando« noch zeigen, wa« er leisten könne, und trat deshalb au« der beobachtenden Stellung heraus, auf die er infolge der nume rischen Schwäche feiner Armee angewiesen war. Darauf hatten aber die Abessinier gerade seit Wochen schon gewartet und so wurde die Katastrophe unvermeidlich. Schlimmeres al« diese Niederlage konnte dem 77 jährigen CriSpi nicht be gegnen; denn schwerlich bleiben ihm wie nach seinem ersten Sturze nochmals 18 Jahre Zeit, um durch fortgesetzte Jntriguen nochmals auf den Ministersessel zu gelangen. Tagesgeschichte. — Kattowitz, 7. März. Die Beerdigung der ver unglückten 104 Bergleute fand heute in Bcthciligung aller Behörden und einer zahlreichen Volksmenge in feier licher Weise statt. Der Oberpräsident von Schlesien und der Präsident de« Regierungsbezirke« Oppeln hatten Kränze ge sandt. Zum Gedächtniß der Verunglückten wird im Dorfe Zalensche eine Gedächtnißkirche errichtet werden. — Zur Ka tastrophe in der KleophaSgrube wird noch folgende« mitge- theilt: Einem vcrhängnißvollen Zusammenwirken ungünstiger Umstände, vielleicht auch leichtfertiger Unvorsichtigkeit ist die entsetzliche Ausdehnung der Katastrophe zuzuschrciben. Daß die Rettungsmannschaften mit größtem Opfcrmuth an ihr trauriges Werk gegangen sind, beweist der Umstand, daß vier Brave den Versuch, ihren Kameraden in der Tiefe Hilfe zu bringen, mit dem Leben bezahlen mußten. Nachfolgend geben wir eine Schilderung der herzzerreißenden Scenen, die sich besonder« in dem zur Leichenhalle umgewandelten Zechenhause der KleophaSgrube abspielten. Die zuerst herausbeförderten Leichen hatte man sofort nach dem KnappschaftSlazareth in Kattowitz gefahren, während die au« dem Reckcschacht herauf gebrachten nach dem Zcchenhause geschafft wurden. Hier spielten sich Scenen ab,-die jeder Beschreibung spotten. Um die EingangSthür, durch welche fortwährend die schwarze Bahre mit dem Kreuze darauf ein- und ausgetragen wurde, drängten sich in wilder Hast diejenigen, die die Ihrigen noch nicht gefunden hatten, und bestürmten die Träger. Da wurde die Hülle ausgeschlagen. Ein kurze« Suchen, Rufen, Murmeln von Namen, und e« begann wieder eine von jenen Wieder sehensszenen, die einem da« Mark erstarren lassen. Dann ward der Todte eingereiht in die entsetzliche Schaar seiner stummen Kameraden. Zu beiden Längsseiten de» Saale« war Stroh gelegt, darauf lagen die Todtcn in Reih und Glied, — eine erschütternde Heerschau! Hier kniete ein junge« Weib an der Leiche ihre« Manne«. Sie rüttelte an seinen Schultern, sie versuchte die starren Hände zu bewegen, sie schrie ihn beschwörend und voll Verzweiflung an, daß es dem Hörer durch die Seele schnitt, oder e» gellte ein Lachen der Verzweiflung auf ; dann wurde sie still, und ihr Schmerz ging in leise« Schluchzen über. — Dort wieder liegt ein greiser Bergmann, ruhig und gerade, al« ob er schliefe. Seine alte Frau, deren tiefe Gesichtsfurchen eine beredte Geschichte von Lebenselend und LebenSnoth er zählten, steht stumm daneben, sie streicht dem Todten den Bart glatt, drückt die Augenlider fester zu, bemüht sich, seine starren Hände zu falten, und dabei entrollt ihr keine Thräne, stumme, öde Verzweiflung spricht au« ihren Augen! — In einer Ecke saß einsam und verlassen ein Mann auf dem Stroh: e» schien sich Niemand um ihn zu kümmern trotz seiner Brand wunden im Gesicht — er war todt! Eine ältere Frau suchte die Reihen der Todten entlang; sie hatte ihren Mann und zwei Söhne in die Unglücksgrube gehen lassen, und noch war Niemand zurückgekehrt. Aber auch unter den Todten waren sie nicht! Da begann wieder der Sturm auf die Tragbahren an der Thür, auch sic drängte sich hinzu. Ein Schrei der Verzweiflung, der stille Mann, den sie eben brachten, war einer ihrer Söhne! — Schon setzten die Träger die zweite Bahre nieder; die Mutter wollte dem todten Sohne nach; aber sie war ja hier nothwendiger, denn der zweite Todte war ihr Mann und der dritte, den man bald darauf brachte, ihr anderer Sohn! So laut e« in der Halle zuging, so schweigend und still wurde in dem anstoßenden Zimmer geschasst, wo zwei Aerztc und einige Frauen von Grubcnbc- amtcn um die Verwundeten bemüht waren. Hier herrschte Hoffnung und werkthätige Liebe; aber leider, es waren nur 8—10 Mann, die man lebend herausgebracht hatte! Unter dessen brachte man immer noch Todte auf Todte au« dem Reckeschacht heraus. Viele Leichen waren gänzlich unverändert und lagen da, als ob sie schliefen. Viele hatten auch die Hände gefaltet oder eine betende Stellung angenommen. Im frommen Gebete haben sie den erlösenden Tod erwartet. Galt cs ihren hinterlassenen Lieben oben aus der sonnigen Erde? — Oesterreich-Ungarn. Wien, 5. März. Die italienisch-afrikanischen Angelegenheiten beschäftigen in hohem Maße die hiesigen politischen Kreise. Sowohl im Auswärtigen Amte als auch in der hiesigen deutschen Bot schaft ist man der Ansicht, daß da« Unglück, welche« Italien betroffen, keinerlei Rückwirkung aus die Stellung dieser Macht im Dreibunde ausüben werde. Man hält hier dafür, daß Italiens KriegSunglück, welches sowohl hier wie in Berlin ausrichtig bedauert wird, durchaus nicht als eine solche Kata strophe betrachtet werden könne, als daß man von einem to talen Ruin Italien« sprechen könnte. — Nachdem die nunmehr beendeten Wiener Ge- meinderathSwahlen eine noch stärkere antisemitische Mehrheit als die frühere ergeben haben, erscheint die aber malige Wahl l)r. Lueger« zum Bürgermeister zweifellos. E« ist fraglich, wie sich nun die Regierung dazu stellen wird. — Italien. Privatmeldungen aus R o m besagen, daß König Umberto die KabinctSbildung an drei Bedingungen geknüpft habe: die Fortführung de« Kriege«, die Beibehaltung der jetzt bestehenden zwölf Armeecorp« und die Aufrechthalt ung de« Dreibünde«. Bestätigt sich, wie zu hoffen steht, diese Nachricht, so können die Italiener ihrem Könige nicht genug Dank wissen. Inmitten der heillosen Verwirrung, die die Un glücksbotschaft vom 1. März in Italien angerichtet hat, ist der König fast der einzige geblieben, der den Kops oben be halten hat. Dem Sohne Viktor Emanuel«, dem tapferen Soldaten in den Kämpfen um Italien« Einheit, würde c« nicht anstehen, sich Rathschlägen zu fügen, die auf den Rück zug au« Afrika hinauSlaufcn. Der muthigc Soldatensinn Viktor Emanuel« ist auch auf seine Söhne übergegangen. Al» die Spanier ihrem Könige Amadeus Ansinnen stellten, die mit seiner Ehre als Soldat und König unvereinbar waren, warf er stolz die Krone hin, die der Würde entbehrte. König Umberto weiß, daß einzig in der Dhnastie Savohcn die Ein heit und damit die Zukunft Italiens beruht, und er darf die nationale Fahne in dem Vertrauen emporhebcn, daß die Ita liener von heute sich mit nicht geringerer Hingebung um diese Fahne schaaren werden, al« ihre Väter e« nach schwereren, da« Nationalgefühl ungleich tiefer ergreifenden Unglücksfällen gethan haben. Die Fortführung de» Krieges bi« zu einem annehmbaren Frieden, der nur in Waffen verhandelt werden kann, ist König Umberto der Ehre seine« Hause«, seine» Lande» und seine« Heere« schuldig. Der Rückzug au« Afrika würde den inneren Halt de« Heere«, der durch die Straßenemeuten in den italienischen Städten bereit« schweren Proben ausge setzt ist, bi» in» Mark erschüttern; e« ist keine Zeit zu ver säumen. Namentlich in Mailand scheint die revolutionäre Aussaat bereit» bedenkliche Früchte zu tragen; wenigstens will der „Sccolo" wissen, daß c« bei der AuSloosung der Soldaten für die Afrika-Expedition in der Kaserne de« 67. Regiment« zu stürmischen Austritten gekommen sei. Die in Reih und Glied aufgestellten Soldaten lärmten und schrieen: „Wir wollen nicht auf die Schlachtbank geführt werden!" so daß die AuSloosung unterbleiben mußte. Auch bei den Pionieren und den Bcrsaglieri, denen in diesen Tagen der Sicherheitsdienst in Mailand oblag, herrscht Gährung. Sollte diese Meldung nicht auf Uebertreibung beruhen, so ist energische» Handeln ohne jeden Aufschub geboten. — Dänemark. Auf den dänischen Eisenbahnen werden Fahrkarten von l4tägiger Dauer verkauft, mit denen