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Schönburger Tageblatt e e e 48. Jahrgang. Mittwoch, den 8. September 1926 Nr. 209 z Ein Polnisch-rumänisches Bündnis gegen Deutschland Am Sonntag mittag e Zugleich weit verbreitet in den Ortschaften der Standesamtsbezirke Altstadt Waldenburg, Braunsdorf, Callenberg, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenleuba- Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Langenchursdorf, Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, Reichenbach, Remse, Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. e e e ii n r s RtichSfiuanMinister vr. Reinhold betonte in dem ans dem deutschen «ngesttlllenMg in Hambnr, gehaltene« V«r- trag erneut die R«iwe«digk»il der «ufrechterhaltnu, uuserrr Währung. Durch eine« ungeheure« Gülerschwindel wurde die Reichs bahn um 4VÜ,VYY Mark betrage«. I« Este« wurde am Sonntag »in ReichSjugendtag der christlichen Gewerkschaften abgehalten. Der belgische Finanzier Löwenstein will Krankreich u«d Belgien finanziere«. Ninlschitsch wurde zu« Präsidenten der Völkerbunds- Versammlung gewählt. Ueber ganz Spanien wurde der Belagerungszustand ver hängt. Sämtliche Artillerie Offiziere wurden abgesetzt. Der Veröffentlichung eiue» polnisch-rumänische»» Geheim- Vertrages mistt «an in Berlin graste Bedeutung bei. Die RevolutiouStrnppen in Nicaragua haben ans ihre« Karmarsch gegen Blnefield die gauze karibische KSste be setzt. I« Nordamerika ereignete sich ein furchtbares «ist«- bahnnngliick. begab sich der Chef deS Generalstabcs in Vie Kaserne des 1. Felvartillerie- Regiments in Madrid «nd forderte die Ofsiizere auf, ihre Kommandos niederzulegen. Tie Offiziere kamen sofort diesem Befehl nach. Km weiteren Berkause des Tages wnrden die gleichen Mastnahmen bei dem 1V. und 12. Feldartillerie-Regiment durchgeführt. Die Fn« strukteure der Artillerieschule und die höheren Offi ziere des Artilleriekorps wurden in ihren Wohnun gen verhaftet. In Segovia, wo die Aufstandsbewegung ihren Anfang nahm, hat die Regierung durch starke Ab teilungen der Bürgergarde die Ruhe aufrechterhalten. Nach anderen Meldungen haben sich die Dinge indessen nicht so harmlos abgespielt. In Cadiz und Barcelona sollen sich die dort liegenden Kriegsschiffe aus die Seite der meuternden Artillerie-Offiziere ge stellt haben. Aus verschiedenen Garnisonen, so nament lich aus Segovia und Valladolid, werden Meutereien gemeldet. In beiden Fällen soll sich die gesamte Garni son den meuternden Artilleristen angeschlossen haben. * Eine Kuuvgebung Primo de Riveras. Primo de Rivera veröffentlicht ein Manifest, wo rin er auf die Erfolge seiner Politik hmweist. Gleich zeitig aber erklärt er, daß die Zeit gekommen sei, e»ne Volksvertretung zu schaffen, aus der der König, falls die jetzige Regierung abgehe, neue Kraste schaffen könne. Der König hat, nach einer amtlichen Meldung, Primo de Rivera erneut seines Vertrauens versichert und ihn mit der Niederwerfung der Artillerie-Meutereien be- auftraqt. Die übrigen Truppen sollen sich nach amt» licher Darstellung bisher ruhig verhalten haben. Politische Skundsckau. Deutsches Reich. Am 2. September 1926, dem Sedantag, ist in Berlin fall das Recht, die polnische Grenze zu überschreiten unü gewisse Punkte zu besetzen. Dieses Recht besteht für den Fall eines deutsch-polnischen Krieges, bei dem Rußland sich mit Deutschland verbündete oder für den umgekehrten Fall eines russisch-polnischen Krieges mit Unterstützung Deutschlands für Rußland. Die polni schen Truppen haben ihrerseits das Recht, auf rumäni sches Gebiet überzugehen und im Falle eines rumänisch ungarischen oder rumänisch-bulgarischen Krieges be stimmte Gebiete zu besetzen. Das Abkommen untersagt den Oberkommandierenden der polnischen und der ru mänischen Armee, Waffenstillstandsverhandlungen ein zuleiten, ohne daß die Regierung des anderen Lan des davon verständigt worden ist. Der Brief des Generals ist vom 3. Juni 192g datiert. Die Militärkonvention ist nicht datiert und hat den Titel „Anhang zum polnisch-rumänischen Ver trag von 1926". . Selagenmgrzustand in Spanien. Absetzung sämtlicher Artillerieoffiziere. Au- Spanien kommen erneut alarmierende Mel dungen, oder besser gesagt, Gerüchte, da die Grenze hermetisch abgesperrt ist und nur nichtssagende amt liche Meldungen durchgelassen werden. Fest steht jeden falls, daß in ganz Spanien der Belagerungsznstand erklärt worden und der König von San Sebastian nach Madrid zurückgekehrt ist. Den Anlaß hierzu bieten neue Umtriebe des Artillerie-Offizierkorps, die Primo de Rivera mit der Absetzung sämtlicher Artille rie-Offiziere beantwortet hat. Angeblich ist es bei der Durchführung der Ent lassung der Artillerie-Offiziere und des Belagerungs zustandes bisher zu keinen Unruhen gekommen. Es wird erklärt, das Kabinett habe von der ersten Stunde nach der Erklärung des Belagerungszustandes an zahl reiche Angebote zur Mitwirkung von Zivilisten und öffentlichen Körperschaften und auch von Mfliiärper- sonen erhalten. Ueber den Verlauf der Absetzung der Artillerie-Offiziere werden noch folgende Einzelheiten bekannt: Anzeigen biS vorm. S Uhr am Ausgabetag erbeten Ausgabe nachmittags ^,3 U)r in ver Geschäftsstelle in Waldenburg Sa., Obergaffe 38. Erfüllung». ortWaldenburg. Filialen in Altstadt Waldenburg bei Lerrn Otto Förster; in Callenberg bei Äerrn Friedr. Lermann Richter; in Langenchursdorf bei Lerrn Lermann Escke; in Wolkenburg b->i Lern» Linus Friedemann; in Penig bei Firma Wilhelm Dahler; in Ziegelheim bei Lerrn Eduard Kirste», gm st an« höherer Lew alt, Krieg. Streik, Nutlperrung, Malchin«» drach, EtSrungen t>n vitrieb der Drucke»« oder unser Lieser« hat der Bezieher keinen Anspruch aus Erhall der Zeitung oder »ück,adlung de« Be,ug«pre,se« gür Richtigkeit der durch gier» sprich« ausgegebenen An,eigen übernehmen wir keine Gewühl Erscheint Werktag!. Nachm. Bezugspreis monar- lich im voraus 1bv R.-Psg. freibl., ausschl.Trägerl. Einzelne Nr. 10 Reichspf-, Sonnlags-Nr. 20 R.-Pf. 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Auch Deutschland werden bei seinem Eintritt in den Bund Opfer zugemutet, mit denen es in Locarno noch nicht gerechnet hatte. Anderer seits hat gerade Frankreich Spanien vielleicht weniger Deutschland als Polen zu Liebe preisgegeben. Durch die Versagung des ständigen Sitzes an Spanien wollte es Polen veranlassen, sich nun seinerseits mit einem halbstündigen Sitz zufrieden zu geben. Deutschland aber mußte sich damit abfinden, daß Polen dsiesen Sitz un mittelbar nach der Ausnahme Deutschlands erhält. Der „Temps" bemüht sich auch nach Kräften, Len Polnischen Freunden klar zu machen, daß es ausschließ lich das Verdienst Briands fit, wenn der Beschluß des Völkcrbundsrats, die Zahl der nichtständigen Nats- mitglieder auf neun zu erhöhen, gleichzeitig mit dem Beschluß der Aufnahme Deutschlands gefaßt worden ist. Das Blatt erwartet auch, daß die deutsche Presse das beschlossene Verfahren kritisieren werde. Die Deut schen würden Briand nicht verzeihen, daß er das „deutsche Manöver" bekämpft habe, und daß es »hm gelungen sei, die Schwierigkeiten zu beserttgen, die dem Eintritt Deutschlands entaeacnständen, unter gleich zeitiger Wahrung der Rechte Polens. Auch hier wieder verdreht der „Temps" die Dinge, wenn er von einem '-deutschen Manöver" spricht. Deutschland hatte ledig- »ich -- und mit gutem Recht — erwartet, daß senre Ausnahme in den Völkerbund so erfolgt, wie sie ru Locarno verabredet worden war. Von einer gleich zeitigen Aufnahme Polens war Deutschland damals nichts gesagt worden. Erst nachher setzten die französi schen „Manöver" ein, Polen gleichzeitig in den Völker bund hineinzubringen. Auch in der englischen Presse beweriet man die jetzt getroffene Regelung als einen Sieg Frankreichs. So weist der diplomatische Mitarbeiter des „Observer" sehr offenherzig auf die taktisch wenig günstige Lage Deutschlands hin. Er wirft dabei die Frage eines französisch-polnischen Blocks gegen Deutschland auf. Deutschland befände sich in einem solchen Falle taktisch sehr im Nachteil, wenn das Prinzip zur Anwendung gelange, daß die an einem Konflikt beteiligten Par teien bei der entscheidenden Abstimmung über diesen Konflikt ausscheiden. Bei Streitigkeiten zwischen Deutschland und Frankreich würde Pole»» als Vertre ter der französischen Interessen auftreten, während Deutschland in beiden Fällen unvertreten bleibe. Es se» zu hoffen, daß eine solche Situation nicht im unfairen Sinne ausgebeutet werde und daß die stän dige Berührung zwischen Deutschen, Franzosen und Polen in Genf alle Unebenheiten beseitigen oder wenig stens abschwächen würden. Diese Ausführungen des englischen Blattes bestäti gen auch nur wieder, daß es Frankreich von Anfang an nur darauf ankam, Polen gleichzeitig mit Deutsch land in den Völkerbund hineinzubekommen, weil es Polen als Gegengewicht gegen Deutschland braucht. Mit Rücksicht auf die Waffenbrüderschaft in Marokko hätte es gewiß auch gern Spanien einen Gefallen getan, aber als seinen Sachverwalter würde es Spanien im Völkerbundsrat nie bettachten können. Dazu würde sich Spanien nie hergeben, wie es sich auch im Welt krieg nicht in den Bund gegen Deutschland hat hinein ziehen lassen. Trotz der marokkanischen Waffenbrüder schaft sind auch die Interessengegensätze zwischen Frank reich und Spanien gerade in Nordasrika zu groß, als daß man mit einer dauernden spanisch-französi schen Entente rechnen könnte. Das hat sich ja gerade wieder bet der Tangerfrage gezeigt. Die Tangerfrage wird aber in den kommenden Monaten den Diplomaten viel Kopfzerbrechen verur sachen. Es ist bezeichnend, daß das „Journal des Debats" die Tatsache, daß sich auch der italienische Delegierte gegen die spanische Forderung gewandt habe, damit zu erklären sucht, daß sich Mussolini weder um den Völkerbund, noch um den ständigen Sitz Spa niens kümmere. Er sehe lediglich aus Tanger. Er vünschte, daß Spanien in Gens keinen Erfolg habe, vamit es umso heftiger nach Tanger verlange und dann ruf diese Weise die Mittelmeerfrage ausgerollt würde. Vielleicht hat das Blatt hiermit nicht ganz Unrecht. Zedenfalls wird das weitere Verhalten Spaniens gegen über dem Völkerbund davon abhängen, wie weit mav seinen Tangerwünschen aus der kommenden Tanger- lonferenz entgegenkommen wird. polnisch-rumänischer Geheimverttag. Im Zeitalter des Völkerbundes soll es zwar kein, Geheimvertrüge mehr geben. Das hat aber bisher noch kein Mitglied des Völkerbundes davon abgehalten Geheimvertrüge abzuschlietzen, und es ist in der Rege! nicht die Absicht der Vertragsschließenden, wenn dar- Geheimnis dieser Verträge nicht auf die Dauer ge wahrt wird. Auch jetzt ist wieder ein polnisch- rumänischer Geheimvertrag diesem Schicksal verfallen. Amerikanische und Pariser Blätter Wisser aus diesem Vertrage, in dem sich beide Staaten irr Falle eines deutschen und russischen Angriffs gegen- leitige .Hilfe zusichern, allerlei Interessantes zu bringen. Die Fälle, in denen militärischer Beistand zu leisten ist, sind genau festgelegt, wobei auch ein Ein greifen Bulgariens und Ungarns gegen Rumänien ir Rechnung gestellt wird. Frankreich unterstützt die rumä- "ische Luftflotte und den Gaskrieg. Ein amerikanisches Blatt veröffentlicht gleichzeitig rin Schreiben des Unter zeichners des Vertrages, des Generals Petala, an der rumänischen Kriegsminfiter, in dem es heißt, daß daL sros der polnischen Truppen im Fall« -ines deutschen Angriffes gegen Deutsch- and konzentriert werde, während gegen Ruß- mnd nur DefensivmaßnLhmen getroffen werden. De» lranzösfiche Generalstab n»hm« an, daß Deutschland sick am Rhein defensiv verhalten und alle Kräfte nach den Osten werfen werde, um die Verbindung mit Rußlank herzustellen. Französische Generalstabsoffiziere Werder vem rumänischen und dem polnischen Heere beige- zebcn. Frankreich werde eingreifen, wenn Deutsch land Rußland bei einem militärischen Angriff unter stützt. ^er Abschluß eines französisch-rumänischen Ml- litärvertrages werde bis zum September verschoben Lis dahin sollen die Verträge mit der Tschecho-Slowakei and mit Serbien erneuert werden. In dem Schreiben führt der General Petala weiter aus: Wir dürfen nicht auf die wirksame Unterstützung ver französischen Truppen rechnen, da die franzö sische öffentliche Meinung hierfür nicht günstig ist. Infolge unserer großen Bedürfnisse hat der Oberst« Kriegsrat sich damit einverstanden erklärt, daß im Falle eines Konfliktes das notwendige Material für vie Armee über Serbien nach Rumänien geschafft wird Dieses Material besteht aus allem Notwendigen, war zur Offensive und vor allem zur Gasosfensiv« erforderlich ist. . Der „Matin" weiß noch folgende Einzelheiten zr berichten: Die rumänischen Truppen haben im Kriegs- I UN- Val-enburzer Airmßer Diese« Blan enthält die a«tliche» Bekanntmachungen -e« Amtsgericht« und de« Stadtrats z» Waldenburg. Ferner veröffentlichen zahlreiche andere staatlich», städtisch» u. Gemeinde-Behörde« ihre Bekanntmackungen im Schöuburger Tageblatt. Verantwortlich für Redaktion, Druck und Verlag E. Kästner in Waldenburg Sachsen. MUsU«d !>,» ALchstsch«» und D«unch«n -j-ttnna«v«rl«g-»8»»in« lE. B > — 8,rlaz«orl Waldiuburz Sachs«»,