Volltext Seite (XML)
Dienstag, äea 1. Juni M26 Nr. 124 kri.grammer Lageblatt fio,»rzg»b!rg». Enthalt««- -le amtliche« -ekaaatmachuogea -e» Nate« -re Statt aas -es fimtrgrrlcht« floe. p»stfch««.e»oi» Mmt reipztg Nr. 1-41 21. Jahrgang . Aufstand in ganz Portugal. Lissabon, 29. Mai. T!sv Präsident der Repu blik erklärte den Führern der politischen Parteien, daß er der gegenwärtigen Regierung das Vertrauen bewahre. Diese verfüge über die nötigen Mittel, uw die Ordnulngi aufrechtzuerhalten. General FereS bereitet einen An griff aut die Aufständischen in der Gegend von Braga vor. Zwei Regimenter, das eine von Braga, das andere vonEvora kommend, marschieren gegen Lissabon. Die Regierungstruppen konnten nicht gegen die -meutern den Regimenter geschickt werden, da die Eisenbahnge sellschaft sich geweigert hat, dieselben zu befördern. (?) Zahlreiche heute vormittag hier vorliegende Ha- vaSmeldungen über den Aufstand in Portugal besagen, das) dieser doch ernsterer Natur zu sein scheint, als man bisher hätte annehmen können. Der Präsident der No publik hat die vom Ministerium angebotene Demission angenommen. Er will nunmehr Schritte Unternehmen, um ein nationales Ministerium zu bilden. vte rffizielle Übergabe flb- ei krlms an -en Sultan von Marokko. Parts, 30. Mai. Heute vormittag fand- in Taza die offizielle Uebevgabe Abd el Krim- an den Sultan von Marokko statt. Abd el Krim wird zunächst in FeS interniert. Nach der Unterwerfung der Beni Zeruial. eines der maßgebendsten Stämme im Rif, ist nunmehr die gesamte französische Zone in Marokko außer Kamps tätigkeit. Entgegen anders lautenden ZeituvgSmeldungen wird amtlichersetts die Zahl der Gesamtverluste der französischen Truppen an Toten in der Zett vom 15. April 1925 bis 25. Mat 1926 mit rund 1500 bekannt» gegeben. Paris, 80. Mai. Wie eine HavasMeldung aus Lissabon besagt, haben die Truppen von Lissabon und Porto sich der Aufstandsbewegung angeschlossen, die so mit den Charakter einer Volksbewegung angenommen habe. Man erwartet in Lissabon das Eintreffen des revolutionären Ausschusses, der dem Präsidenten der Republik die Liste der Mitglieder der neuen Regierung überreichen werde. Die republikanischen Streitkräfte sorgten für die Sicherheit. Es herrsche vollständige Ruhe. Tie Bewegung habe sich aus das ganze Land ausgedehnt. In einem Interview habe der General, der an der Spitze der Bewegung stehe, erklärt, er wolle eine Militärregie rung bilden, die jedoch nicht militaristisch sein solle. Aus diese Weise solle vermieden werden, daß die Revo lution irgendeiner politischen Partei zugute kbiiimen soll. Die unverzügliche Auslösung des Parlaments sei nach Ansicht des betreffenden Generals notwendig, denn die Tätigkeit des Parlaments sei für die Interessen des Landes schädlich gewesen. Aufhebung -er Immunität wulles. Berlin, 31. Mai. Der Antrag auf Aufhebung der Immunität des Abgeordneten Wulle wurde gegen die Stinimen der Kommunisten angenommen. Ein Neichswehrsolöat im besetzten Gebiet verhaftet. Wie die Blätter aus Worms erfahren, ist dort ein Reichswehrsoldat vom Neichswehrregtment 15 in Stutt gart, der, ohne von der Besatzungsbehörde die vor geschriebene Einreiseerlaubnis ins besetzte Gebiet zu ha ben, nach WormS gefahren war, von den Franzosen verhaftet worden. Als er sich der Verhaftung durch die Flucht zu entziehen suchte, wurde er durch einen Schuß erheblich verletzt. vr. Külz über sckwebenäe fragen z äer Reicbspolitik. Dresden, 30. Mai. Der Wahlkreisverbänh Ost» ' sachsen der Deutschen Demokratischen Partei hielt am Sonntag in Dresden seinen Parteitag ab. Nach Erlebt- , gung der geschäftlichen Angelegenheiten Und Neuwahl des Vorstandes sprach ReichStnnenMinister Dr. Kültz über die schwebenden Fragen der Reichspolitik. Auf dem Gebiete der Außenpolitik habe sich der demokratische Kurs als der richtige erwiesen. Kenn zeichnend für den Umschwung der Ansichten in den Län dern der frühern Gegner sei die Tatsache, datzl Briand in der französischen Kammer vor kurzem betonte, auch die Deutschen hätten sich heldenhaft geschlagen Und man müsse mit ihnen zu einer Verständigung kommen. Tief« Erkenntnis hätte nicht erzielt werden können, wenn man in Deutschland die von der äußersten Rechten empfoh lene Politik gemacht hätte. GS sei zu hoffen, daß d«p Eintritt Deutschlands in den Völkerbund sich ohne neue Panne vollziehen werde. Tas unbefriedigende Ergeb nis der Abrüstungskonferenz sei mit daraus zurückzusüh- ren, daß die jetzige französische Regierung! in Fragen der Innenpolitik auf die UntersttltzUng der Rechten in der französischen Kammer angewiesen sei und infolgedessen auch deren Wünsche hinsichtlich! der Außenpolitik be rücksichtigen Müsse. Zu den Fragen der Innenpolitik übergehend, führt« Dr. Külz aus, daß hoffentlich der Reichstag der von der Reichsregierung eingcbrachtcn Vorlage über die Slb- ftndung der vormaligen Fürstenhäuser zusttmmen werd«, bevor Der Volksentscheid über die entschädigungslos« Ent eignung der Fürstenhäuser stattfindet. Durch Annahme dieses Gesetzes werde der Volksentscheid selbst praktisch gegenstandslos werden. Eine dringliche Aufgabe sei di« > Neugestaltung des ^Finanzausgleichs mit den Ländern und Gemeinden. GS sei jedoch fraglich, ob dieser noch iM Herbst erledigt werden könne. Der spanische Vormarsch kn Marokko. Paris, 30. Mai. Nach einer amtlichen Mittei lung aus Madrid sind spanische Truppen in das Gebiet der Bvkkoja etngedrungen und beherrschen nunmehr die gesamte Hochebene von Mit Kamara bis nach ArbaS. Englan-s Kampf mit -em Kohlenmangel. London, >30. Mai. Der „Sundah Times" zui- folge wird die Regierung für den Fall, daß, der Kohlen streik andauert, Vorkehrungen treffen, um für die mit Lahmlegung bedrohten Industrien Kohle etnAuführen. Man erwarte hierbei keine Schwierigkeiten seitens der Eisenbahnerunion. Tas Blatt glaubt zu wissen, daß bei den Bergleuten die Stimmung für eine Rückkehr zum Achtstundentag wächst. Dieser optimistischen Auffassung des Blattes steht allerdings die Tatsache gegenüber, daß der Sekretär des Bergarbeiterverbandes Cook gestern neuerdings seine Erklärungen wiederholt hat, daß die Bergleute einer Herabsetzung der Löhnung! oder oiner Verlängerung der Arbeitszeit nicht zusttmmen würden, bevor alle ihre Kampfmittel erschöpft seien. — „Obser ver" tadelt Baldwin, weil er den Bergwerksbesitzern zwar eine scharfe Rüge erteilte, aber wirklichen Truck nur auf die Bergleute ausgeübt habe und fordert ihn auf, sich» mit dem gemäßigten Flügel der Bergleute in Verbin dung >zu setzen. Ausschreitungen kn Schanghai. Schanghai, >30. Mat. Tie Befürchtung, daß an läßlich des Jahrestages der Tumulte in Schanghai vom Jahre 1925 neue Unruhen entstehen würden, Hat sich bestätigt. Einige Ausländer sind vom Pöbel überfallen und geschlagen worden. Lite Volksmenge hat auch mit Steinen Angriffe auf die Straßenbahnen gemacht. Die Polizei, die äußerste Zurückhaltung beobachtete, war völlig Herr der Lage. Im Laufe des Nachmittag» wur den einige wenige Verhaftungen vorgenommen. GS sind auf beiden Seiten keine Schüsse gefallen. Man hofft, daß sich die Tumulte auf den heutigen Tag beschränken werden. vor einer Eknkgnng in Ser Mossulfrage. London, 80. Mat. Reuter meldet au» Konstan tinopel: Nach Blättermeldungen stehe eine Einigung in der Mossulfrage bevor. Danach würde die Türkei die Brüsseler Linie annehmen und einen Neutralttätspakt betreffend den Irak abschlietzen. Ferner wird gemeldet, daß die Türket einen Anteil an den Einkünften de- Pe- troleumgebtete» erhalten werd«. Ein« offizielle Mel dung liegt aber noch nicht vor. Vie Voruntersuchungen wegen versuchten Hochverrats eröffnet. Die „Montagspost" erfährt, daß der Berliner Land, gerichtsdtrektor Neumann vom Reichsgericht mit der Führung der Voruntersuchung gegen die Personen be traut worden sei, die im Zusammenhang mit den Maß nahmen der preußischen Polizei des versuchten Hoch verrates verdächtig seien. Tie Ernennung eines Ber liner Richters sei erfolgt, weil die meisten Beschuldigten ihren Wohnsitz in Berlin haben. 70 stnklagepunkte gegen Jürgens. Berlin, '30. Mat. Die Voruntersuchung gegen Landgerichtsdirektor Jürgens steht nunmehr Unmittel bar vor dem Abschluß, Tiie zu erhebende formelle An klage dürfte Jürgens und seiner Frau annähernd 70 Fälle des Kreditschwindels, des Versicherungsbetruges und des Meineides bezw. Falschetdes zur Last legen. Jürgens, der sich in Stettin in Haft befindet, bestreitet nach wie vor jede Schuld. Ob die HaUptverhandlurch noch vor den Gerichtsferien stattfinden kann, gilt an gesichts des großen Umfanges des durchzuarbeitenden Materials für zweifelhaft. Nekchsfinanzmlnlster Neinhol- auf -em Sun-estag -er Reichssteuerbeamten. München, >30. Mai. Anläßlich der 6. Bundes, tagung des Bundes der deutschen Steuerbeamten fand gestern vormittag eine öffentliche Versammlung; statt, die durch eine Rede des ReichsfinanzmintsterS Dr. Rein hold etngeleitet wurde. Dir. Reinhold sprach namens der Reichsregierung die Anerkennung für all das aus, was die Steuerbeamten in den letzten Jahren für Reich und Vaterland geleistet haben. Ter Reichsfinanzminister er klärte dann weiter, er könne verstehen, daß, in der Be völkerung in der gegenwärtigen Zeit wirtschaftlicher Not ein gewisser Unmut über die Steuern herrsch« und daß sich die allgemeine Nervosität manchmal jn un erfreulichen Explosionen Luft mache. Was man jedoch in den letzten Monaten an unberechtigten Angriffen ge gen die Beamtenschaft erlebt habe, übersteige jede» Maß und Ziel. Diese Dinge gefährdeten auch die Staats» autoritär aufs schwerste. Tie außerordentlich .wichtige und notwendige Arbeit der Steuerbeamten, für die ihnen so wenig gedankt werde, sei gerade das Fundament für einen festen und sicheren Wiederaufbau des Vaterlandes. Mit der Mahnung, einig zu sein in dem Gedanken, daß all« zusammen Helsen müssen, um damit den Grund zu legen zur Wtederaufrichtung de- deutschen Reiches in alter Größe schloß Tir. ReinhoQ seine mit lebhaf tem Beifall ausgenommen«» Ausführungen. Zur Frage der Dcmvkratisterung der Verwaltung! und der Reichswehr führte Dr. Külz au»,'daß ursprüng lich diejenigen alten Beamten und Offiziere nicht die schlechtesten gewesen seien, dis sich nicht IM Handum drehen aus das neue Regime eingestellt hätten. Deshalb sei es auch richtig gewesen, eine gewisse länger« Schon- und UebergangSzett zu gewähren und Rücksicht auf da» Empfinden dieser Beamten zu nehmen. Diese Ueber gangSzett sei jetzt jedoch vorüber, und es müsse verlckngjt werden, daß sowohl die Beamtenschaft als auch die Reichs wehr ein völlig zuverlässiges Instrument im Dienste der Republik seien. StaalspräNäerttenwakl in Polen. Bei der Wahl zum Staatspräsidenten deS.Sejm erhielt Ptlsudski 292 Stimmen. 61 Abgeordnete ent hielten sich der Stimme. Ta die absolute Mehrheit I48 beträgt, ist Ptlsudski zum Staatspräsidenten gewählt. Ptlsudski hat die Wahl nicht angenommen; es wird daher morgen eine zweite Wahl stattsinden. Erklärung -es Marschalls pilfu-ski vor polnischen Pressevertretern. Warschau, 80. Mat. Marschall Ptlsudski sagte in seiner gestrigen Erklärung vor polnischen Parlamen tariern und Pressevertretern u, a. wörtlich: Tie Ver hältnisse in Polen haben sich derart entwickelt, daß ich es zu einer Nationalversammlung garntcht hätte zu kommen lassen brauchen. Ich werde keinen Druck aus- üben, aber ich warne Sejm und Senat: Wählt keinen Partetmann zum Kandidaten. Sonst könnte ich Sejm und Senat vor der Strafe nicht schützen. Ich werde e» zu verhindern wissen, daß in Polen ein Mann unter dem Terror von Schurken regiert, denn ich habe de« Gaunern, Halunken, Mördern und Lieben den Krieg er klärt. Ter Sejm und der Senat haben ein Ueberg«wicht an Rechten. Sie sollen jetzt auSruhen, um den Regie renden Gelegenheit zu geben, zu -eigen, wa» sie können) Was mich betrifft, so macht mit meiner Kandidatur, was Ihr wollt. Ihr könnt wählen, wen Ihr wollt, - jedoch sucht einen würdigen Vertreter. Wenn dann der Präsident gewählt ist, so wird es gut sein, wenn die Herren aus eine gewisse Zett auseinandergehen. Man muß dem Präsidenten die Freiheit geben, «ine Regie rung zu ernennen und jene Arbeiten in di« Woge zu letten, die dann später die Regierung vor dem Sejm ver antworten wird. Ich will nicht den Vorwurf hören, daß ich die begonnene Arbeit nicht bi» zum Ende durch geführt habe und die Peitsche nicht hab« in den Stra ßen knallen lassen. Mein Programm hat da» Ziel, da» - Gaunertum zu verringern und der Redlichktt den Weg zu bahnen. Der Gewählte muß daher dw -hve HKHerl