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Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. AuieivrN^rets: die «gespaltene Äaumzeilr LO G.Idpfrnntg, die »gespaltene Zeile der amtlichen Bekunntmacijungen tlUSold- Pfennig, die Z gespaltene Sieklaneqeile im tertlichen Teile 10» Goldpsennig. Aachwrisnng»gei>ühr W Eoldpsennig. Bor- geschriebene Erscheinung»» —. , _ tage und Platzvorschristeu werde, nach Blöglichdei» Kevttfpreckrr: Ami AINSÄrUft Nr. 6 berücksichtigt. Anzeigen» unnahme di» norm. 1V Ulzr ' c- ' Für die Slichiigdeit der durch Fernruf übermittelten An,eigrn übernehmen wir deine Daranlie. Jeder Siabananspruch erlischt, wen» »er Benag »rnch Älageeiugezagen werden m»i> »derder Auftraggeberin Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermü!lung»ftelle» entg^oe. . „ 5 Uhr sSr den gen» Tag. B„ug»preis: Bei Abholung in >» -«»-- M-ch-ndl-N s-e Wll-drnff u Umgegend »».7....^ »lj«kNN» »eschSstrsttlle» . ..„er »cwali, «rieg -dersonftiger «etriedrstörungr» besteht Kei« Anspruch auf Lieferung Übungen »»»preis-*- — «kckscndu», etugesaudter Schriftstück» erfolgt anr, »«»» Porta veiliegt. »a« Wilsdruffer Tageblatt enthalt die amtlichen Bekauntmachnnge» der Amtshauptmouaschast Meißen, des Amtsgerichts und Stadtrat» zu Wilsdruff, Forstreutamts Tharandt, Finanzamt» Rosten. Nr 266. — 85 Jahrgang Trlgr-Adr .Amtsblatt' Wilsdruff- Dresden Postscheck Dresden 2640 Sonnabend, 13. November 1926 D Kriüe lliiizWmSmitMW in Mk» Berlin. Von in der Öffentlichkeit verbreiteten Umzugs- Vorbereitungen in Haus Doorn ist an maßgebender Stelle Nichts bekannt. Im Schloß Homburg ist ein Teil der Bau lichkeiten zu einem Museum hergerichtet, in einem anderen El befindet sich ein Finanzamt, das ungestört arbeitet. Del vertrag mit den Hohenzollern tritt erst am 1. April in Kraft Uneinigkeiten. Sportpalast und Äeichswgsgebäude, — ein Secks-! iagerennen dort ein Katz- und Mausspielen «m Parlamentsmehrhett und Negierungseinfluß hier.' Zwischen diesen beiden allermodernsten Unterhaltungs- üebhabereten pendelte in der Hauptsache das öffentliche ^nterepe m diesen Tagen hin und her. Sechstagerennens mit seinen vielen Aufregungen und Überraschungen sind diesmal ganz ge- gekommen. Auch wenn der frühere ocutsche Kronprinz sich nicht an zwei von den sechs r?»»" chser Mitte gezeigt und die Ungebrochenheil Een Sportleidenschaft durch Beteiligung an der Übung der Preisaussetzungen sür besondere Leistungen' an den Tag gelegt hätte, das war ein Betrieb auf dieser Rennbahn, der sich schon vor dem großen internationalen Publikum sehen lassen konnte! Ob freilich zum Ruhni des guten deutschen Namens, der ja eigentlich auf ganz anderen Gebieten Auszeichnungen erstreben muß, ist eine Frage für sich; bemerkenswert immerhin, daß auch bei dieser Gelegenheit eine Beobachtung zu machen war, deren wir uns leider schon gar zu oft zu schämen hatten. Die ausländischen Fahrer sah mau nämlich, bei allem Sonderehrgeiz, der sie gegeneinander abhob, doch den deutschen Wettbewerbern gegenüber immer als eine geschlossene Masse auftreten und kämpfen, während die deutschen Fahrer sich um keinen Preis unter einen Hut bringen ließen. Das war so, das ist so und das wird wohl auch immer so bleiben. * Im Reichstag haben wir es allerdings nur mit deutschen Wettbewerbern zu tun; mit Parteien, denen «llen die Vertretung des Volkes höchstes Gebot ist und me sich doch so gar nicht darüber einigen können, was diesem Volk frommt und was ihm schadet. Auch nur der Gedanke, sie nach rechts hin oder nach links hin zu einer regierungsfähigen Mehrheit zusammenzuschließen, er scheint nachgerade bereits als ein allzu kühnes Unter fangen, von dem am besten die Hand läßt, wer sich seine Finger nicht an immer noch lichterloh flammen den Partei- und weltanschaulichen Gegensätzen verbren nen will. Eine Mehrheit haben wir allerdings in diesen Tagen im Reichstag wiederholt erlebt — aber sie war auch danach: Sozialdemokratie mit Kommunisten und Deutschnationalen nebst Völkischen im Verein, als wären sie ein Herz und eine Seele, sobald es sich um möglichste Steigerung der öffentlichen Leistungen für die Erwerbs losen handelt. Aber der Schein war Trugbild und nicht einmal ein holdes. Nicht viel hätte gefehlt und dis Sozialdemokraten hätten sich die Zustimmung der Deutsch nationalen zu ihren Anträgen wie zu denen der Kom munisten vor versammeltem Kriegsvolk ausdrücklich ver beten. Ein Schauspiel zum Totlachen, wenn nicht die durch diese parlamentarischen Kunststückchen geschaffen wurde, doch auch ihre sehr be- ^'iwiese.. Wieder ist hinter den Kunden Mit Maö^ gearbeitet worden, um wenigstens für den -lugenbück die schlimmsten Verlegenheiten zu überwrnden. Was aber dann, wenn an diesen Winkel zügen festgehalten wird, auch bei gesetzgeberischen An lässen, bei denen mit Kompromissen billiger und selbst teurer Art schlechterdings nicht weiterzukommen ist? Soll der Reichstag aufgelöst werden, um vielleicht in genau derselben Verfassung und Parteibildung zurückzukehren, in der wir ihn nun schon seit zwei Jahren an der Arbeit sehen? Hier ist guter Rat wirklich teuer. * Ncichsregierung ihrerseits geht, Wo sich die praktische Wege zur Völkerverständi- U.? Aorten, mit gutem Beispiel voran. So hört Ulan jetzt, daß ein englischer Seekrieaskili» "U"- d°»Uch-, ,n"L 'L bereitung begriffen ist. Der Gedanke ist von der briti schen Admiralität ausgegangen, die bereitwilligst ver sichert hat, der Film solle nicht etwa nur einseitig die englischen Flottenleistungen verherrlichen, sondern auch den Heroismus der deutschen Seckämpfer zeigen. Man dar? sich wohl auf loyale Erfüllung dieser Zusage ver lassen und so wird das internationale Filmgeschäft vor aussichtlich bald wieder mit einem neuen Schlager auf- warÄ können. Für ausgesprochene Kriegsgegner frei lich eine unwillkommene Bereicherung der FUmerzeu- gung, wahrscheinlich ioerden sie es an Protesten gegen diese Darbietungen zu gegebener Zett s^hün Wenn die Vorführungen aber als ein gemeinschaftliches englisch-deutsches Unternehmen ausgegeben werden kön nen, so braucht man von ihnen unerfreuliche WE airf die seelische Einstellung der Nationen schließlich nicht zu besorgen. Dr. Sy. Zer mlie LsM sör kn R.MeiM «msen. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Dresden, 13. November. Die Nachrichtenstelle der Staatskanzlei teilt mit: Das Grsamtmimsterium hat beschlossen, den Landtag aus 25. November nachmittags 1 Uhr nach Dresden einzubrrufen. Den Abgeordneten gehen besondere Schreiben der Staatskanzlei zu. * Revirement i« der deutschen Itzlomstie Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Berlin, 12. November. Wie die Telcgraphen-Univn hört, tritt der Generalkonsul in Amsterdam, Prinz Hatzfeld, in den einstweiligen Ruhestand. Zu seinem Nachfolger ist der Ge sandte in Luxemburg, von Gülich, in Aussicht genommen, der durch den Gesandten in Kairo, Mertens, ersetzt werden wird. An seine Stelle soll der jetzige Leiter der Personalabteilung des Aus wärtigen Amtes, Ministerialdirektor von Stohrer, nach Kairo gehen. Cs ist beabsichtigt, zu seinem Nachsolger den jetzigen Dirigenten der Personalabteilung, Vortragenden Legativns- rat Dr. Schneider, zu ernennen. Außerdem geht der bisherige Gesandte in Kolumbien, von Hasten, in den einstweiligen Ruhe stand. Als Nachsolger ist der bisherige Generalkonsul in Chi- kago, Steinbach, in Aussicht genommen, der bereits seit mehreren Monaten den Gesandten von Hasten in Bogota vertritt. Zum Generalkonsul in Lhikago ist der Vortragende Legationsrat !m Auswärtigen A.m4, Simon, vorgesehen. * Tie polnische Antwortnote zur Siegelung der Chorzowfrage Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdrusser Tageblattes". Warschau, 13. November. Am gestrigen Freitag nach mittag hat die polnische Regierung ihre Antwort aus die deutsche Note vom 4. November in der Lhorzowfragc der deutschen Re gierung zugehen lassen. Die polnische Regierung erklärt sich in der Note mit der Anregung der deutschen Regierung, eine Konferenz zur Regelung der Cherzswfrage einzubrrufen, einver standen. Sie schlägt jedoch vor, die Konferenz um eme Woche und zwar bis zum 22. November mit dem Tagungsort Berlin zu verschieben. Wie wir zuverlässig erfahren, ist in dieser Ant wortnote die von Deutschland gemachte Voraussetzung der prin zipiellen Anerkennung des Haager Schiedsspruches durch Polen überhaupt nicht erwähnt. In Berliner diplomatischen Kreisen war schon in den letzten Tagen bekanntgeworden, daß Polen den Vorschlag zu einer Konferenz über die Cherzvwangclegenheit au- nehmrn werde, so daß die neue polnische Note nicht überraschte. Die kurze Verschiebung spielt sachlich keine Rolle. Fraglich bleibt, ob es möglich ist, bei den bevorstehenden Verhandlungen in Ber lin zu einer geeigneten Lösung zu kommen, so lange Polen das Krteil des Haager Schiedsgerichtshofes nicht voll anerkennt. Viel leicht wird das Ergebnis der Berliner Konferenz darin bestehen, daß beide Teile beschließen, den Haager Schiedsgerichtshof noch mals zu einer Auslegung des gefällten Schiedsspruches anzu rufen. Semiungen über die Große Koalition. Einigung über die Frage der Krisenfürsorge. Der innenpolitische Konflikt, der bei der Beratung über die Kriscnfürsorge ausgebrochcn ist, ist durch Ver handlungen zwischen den Koalitionspartcien des Reichs tages und den Sozialdemokraten bcigelegt worden. Die Regierungsparteien sind den sozialdemokratischen Forde rungen soweit entgegengekommen, daß die Krisenfürsorge, die nach der Erwerbslosenfürsorge für 52 Wochen ein- treteu soll, auch den Erwerbslosen gewährt werden soll, die in der Zeit vom 1. April 1926 bis zum Inkrafttreten des jetzigen Gesetzes wegen Ablaufs der gesetzlichen Unter stützungsdauer aus der Erwerbslosenfürsorge ausge- schiedcn sind. Ferner sollen auch solche nach dem 1. April 1926 ausgesteuerte Erwerbslose, die seitdem nicht laufend von der öffentlichen Fürsorge unterstützt sind, auf Antrag in die Krisenfürsorge ausgenommen werden. — Ferner ist den Sozialdemokraten die Zusage gemacht worden, daß ein Härteparagraph in das Gesetz ausgenommen werden soll zugunsten von Arbeit^'-n ans Industrien, die von der Erwerbslosigkeit besonder etroffen sind. Nebenher sind, wie aus parlamentarischen Kreisen gemeldet wird, Verhandlungen über den Eintritt der Sozialdemokraten in die Negierungskoa lition im Gange, MWH-iMche Konferenz in Odessa. Abschluß eines Freundschaftsbundes. Der russische Volkskommissar für äußere Angelegen heiten, Tschitscherin, ist mit dem türkischen Außenminister Ruschdi Bei, in Odessa zusammengctroffen. Es heißt, ei wolle mit ihm über den Abschluß eines russisch-türkisch- pcrsisch afghanischen SicherhrftLvertrages verhandeln. Ein gehende Vorsichtsmaßnahmen waren getroffen worden, um diese Zusammenkunft bi s z u in l e tz tc n Augen blick geheimzu halten. Im Zusammenhang mit dem kürzlichen Besuche des persischen Ministers Timurtafch Khan unterstützt diese Zusammenkunft die Ansicht, daß irgendeine Art von asiatischem Bund oder Vertrag oder Pakt erwogen wird. Der „Timcs"-Berichterstatte, bemerkt, er habe eine Information erhalten, die er unter Vorbehalt wcitcrgcbe, wonach Tschitscherin und Tewfil Nuschdi Bei in Odessa ein B ü n d n i s u n t e r z e i ch n e n würden. Der Beitritt Persiens zu diesem Bündnis sei ungewiß. Es heiße, daß das Bündnis gegen eine mögliche italienisch griechisch bulgarische Vereinbarung mit Bezug auf Anatolien und Ostthrazien gerichtet sein werde. Der Berichterstatter schreibt, Timurtafch Khau begebe sich nach Paris. Die Konstantinopeler Presse sei der Ansicht, daß die Zusammenkunft von Odessa besonders bedeu tungsvoll sei in Anbetracht der Tatsache, daß sie auf Mustapha Kemal Paschas Rede bei der Eröffnung des Parlaments folgte, in der er die Freundschaft, die zwischen der Türkei, Sowjetrußland, Persien und Afghanistan be stehe, betonte. Eine andere Auslegung sei, daß die Zu sammenkunft eine indirekte Antwort auf die Zusammen kunft zwischen Mussolini und Chamberlain in Livorno Ende September sei. Die Meldungen von dem Abschluß eines russisch- türkischen Bündnisses werden durch ein Interview be stätigt, das der türkische Botschafter bei der Sowjetunion, Zekia Bei, dem Odessaer Korrespondenten der russischen Telegraphenagerttur gewährte. Nach den Ausführungen des Botschafters sei die Zusammenkunft des türkischen Außenytinisters mit dem russischen Außenminister nicht nur ein neuer Beweis der freundschaftlichen Beziehungen beider Länder, sondern auch durch persönliche freundschaft liche Beziehungen zwischen Ruschdi Bei und Tschitscherin veranlaßt. Die Zusammenkunft werde die Freundschaft der beiden Länder noch weiter festigen und die internatio nale politische Lage günstig beeinflussen. Der Sonderberichterstatter des „Petit Pansien" in Konstantinopel meldet seinem Blatte Einzelheiten über den russisch türkischen Plan zur Gründung eines asiatischen Völkerbundes. In den letzten Wochen seien in Angora eifrig Verhandlungen zwischen dem türkischen Auswär tigen Amt und den diplomatischen Vertretern Persiens, Afghanistans und Chinas geführt worden. Von gut unterrichteter türkischer Seite wird zugegeben, daß die Völker Asiens sich augenblicklich untereinander zu verstän digen suchten. Ob man es nun eine Verständigung, eine Nachahmung von Locarno und Genf, eine Union, eine Liga oder einen Konkurrenzvölkerbund nennen wolle, das ändere an der Tatsache an sich nur wenig. Der Berichterstatter schließt seine Meldung mit der Frage, ob die Pläne Moskaus vielleicht nicht noch weitergingen, und ob sie auf die Gründung der Vereinigten Staaten van Asien mit der Hauptstadt Moskau abzielten. „Wiking" und „Olympia". Eine Denkschrift des preußischen Innenministeriums. Die vom preußischen Innenministerium angeknndigte Denkschrift über das Verbot der Organisationen „Wiking" >ind „Olympia" ist soeben dem Preußischen Landtag zuge gangen. Aus etwa 190 Druckseiten enthält sie das gesamte Material, durch das sich die preußische Regierung veranlaßt glaubte, die beiden Verbände für das Gebiet des Freistaates Preußen aufzulösen. Der „Wiking"-Bund stellt nach Ansicht des Ministers die geheime Fortsetzung der nach dem Kapp- Putsch ausgelösten Marinebrigade Ehrhardt dar Im Fe bruar 1924 beschlagnahmte die Polizei in Hamm neben mu- sangreichem Material, das nach Ansicht des preußischen Innenministeriums den vollen Beweis für die militärische Gliederung, Schulung und Ausrüstung des Bundes lieferte, eine Fülle von Unterlagen sür den staatsfeindlichen Charakter der Organisation, ans den« hervorgehl, daß der Bund als letztes Ziel den gewaltsamen Umsturz der Reichs- und Landes verfassung am „Tage der nationalen Revolution" erstrebte und vorbereitete. Für die Begründung des Verbots gibt die Denkschrift zahlreiches Material. Schließlich sind in der Denkschrift die Ausrüstungs- und Bekleidungsabzeichen, beschlagnahmte Notizenzettcl, Ausmarschplänc und sonstige Dokumente in Fak simile wiedergegeben. Ähnliche Vorwürfe werden von preu-t bischer Regierüngsseite auch gegen den Sportklub „Olympia^ erhoben.