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Nr. Mittwoch dev 21. Februar 1V17 Sächsische MKsMllMK «Sejchäst-ssteüe mU> Re-akli»«? M»«tden-A. 16, HolLeinftratze Ae»nsprecher 2136t! Postscheckkonto Leipzig Nr. 14 7S7 Anzeige» > pee vgii Setz M di? li>i«i>a»zk!g^» dp n^d»e?tzcti1 Lp-nNzcilo^U p ImlicNi,- yl IlberneH iprochjUmde d.-r Re-gtiio»: 11—I^U>;r vorni. Einzige katholische Tageszeitung im Königreich Sachse«. Organ der Ientrmnspartei. Ausgabe ^ mit illustrierter Unterhaltungsbeilage und retig. Wochenbeilage Feierabend. Ausgabe 8 nur mit der Wochenbeilage. M, Landesverrat Es ist ein böser Irrtum, zu glauben, daß sein Land nur verrät, wer zum Feinde läuft und ihm für einen Judaslohn Mitteilungen macht über Neuformationen, Truppen transporte, Munitionstieferungen oder andere Dinge, die im Interesse der Kriegführung unbedingt geheim bleiben müssen. Ohne bösen Willen, ohne Niedertracht der Ge sinnung schädigen leicht die Gedankenlosen ihr Vater land auf ganz dieselbe Weise. Denn der Feind sitzt nicht nur jenseits unserer Front, getrennt von uns durch Gräben und Drahtverhaue! Der Feind hat nicht nur im neutralen Ausland seine bezahlten Spione, die in Hotels und Cafäs, in Vergnügungsparks und in den Familien herunischnüffcln nach dienlichen Nachrichten. Es gibt — das ist erwiesen — in unserem eigenen Lande noch der feindlichen Agenten genug, die unter harmloser Maske sich den Schwatzenden als Lauscher zugesellen und alles, was über militärische Dinge gesprochen wird, ans geheimen Wegen den fcindlickzcn Heeres leitungen zugänglich machen. Darum: was schon im Frieden ein weises deutsches Sprichwort ist: „Unter Schwätzern ist der Scksiveiger der Klügste", das hat im Kriege seine doppelte Geltung. Der würdige alte Herr, der in der Stadtbahn neben dir so eifrig seine Zeitung liest, hört vielleicht sehr genau zu. was du deinem Freunde „aus guten Quellen" zu er zählen weißt. Der junge Mann mit einem unkontrollier baren bunten Bändckren im Knopjloch, der beim selben Händler, wie du, morgens seine Zigarren kaust, hat vielleicht ein weit größeres Interesse, wie seine gleichgültige Miene verrät, an allem, was du so nebenher über U-Boote und Trrrppenverschiebnngen verlauten läßt. Der elegante Kava lier in: Gehpelz, der sich im Sessel neben dem Divan beim Barbier die Schnurrbartspitzen brennen läßt und so ganz nur auf seine Versä-önernng bedacht scheint, macht sich viel leicht fünf Minuten später im Cafä Notizen über das, was du von dem Vetter an der Front gehört hast und nun töi'iclsternx'ise deinem Barbier erzählst. Vollends das berühmte Siegel der Verschwiegenheit ist eine Narrenfalle. Es gibt nichts Gebrocheneres, als dieses Siegel. Was der Schwätzer „siegelnd" erzählt, das tratscht „siegelnd" der Wiclstigtuer weiter. Und durch eine Kette von Schwätzern und Wichtigtuern, die alle das lächerliche Siegel der Verschwiegenheit bei sich haben, erfährt schließlich der Spion doch, was er braucht und wissen will. Jeder Deutsche hat eine „Beziehung"; jeder kann irgend etwas von einem Verwandten im Felde oder b-ei Verwaltungsstellen erfahren, lvas der Feind gern wüßte und ausnützte. Und deshalb lxst jeder Deutsche, hoch und niedrig, Mann und Frau, die verdammte Pflicht und Schuldigkeit, den Mund zu halten. „Versästviegener Mund ein güldener Mund", sagten unsere Großväter. Recht hatten sic: ein ver schwiegener Mund kann seinem Lande beute viel Leid und Blut und Geld ersparen. Den Schwätzern und Wichtigtuern aber muß das Handwerk gelegt werden in einer Zeit, da unsere Feldgrauen handeln und alle hinter der Front in Erfüllung ernster vaterländischer Pflicht zu schweige n haben. Deutsche Kriegsgefangene in der Gewalt von Senegal-Negern Es häufen sich die amtlichen Feststellungen, daß die ipste- aiatischcn schamlosen Mißhandlungen deutscher Kriegs gefangener in Frankreich und seinen Kolonien schon seit vielen Monaten und sogar auf Befehl höherer und höchster Kommandostellcn fortgesetzt werden. Einen neuen Beweis dafür bieten die eidlickrcn Aussagen des aus französischer Ge- sangenschaft entkommenen Unteroffiziers St., der am 2t. Oktober 1916 bei Verdun in die Hände von Senegal- Negern der M a r o k k a n i s cb e n Division ge- >al!en war. Den deutschen Kriegsgefangenen wurde erklärt, diese Division habe das ausdrückliche Recht zur P l iin° d e r u n g d c r G e f a n g e n e n. „Die Neger nahmen uns," so gibt Unteroffizier St. an, „unter Duldung, ja sogar untei Mitwirkung der Vorgesetzten unser Geld, Uhren, Ringe und amtliche Privat-Gebrauchsgegenstände ab. Ein betrunkener Senegal-Neger stach mit dem Bajonett nach mir. traf mich ber nicht. Fast alle Neger waren betrunken, stanken wie die Best und behandelten uns brutal." Erst 1>/2 Tage nach der Gcfangeiuuchme bekamen die Deutschen das erste Esse», und zwar für jeden Mann .',4 trockenes Weißbrot, Zn trinken gab es nichts/ Bis da- H Das Neueste vom Tage H N MM »klltw AsrMW K- (W. T. B. Amtlich.) Großes Hauptquartier, 2l. Februar 1917. Westlicher Kriegsschauplatz Trübes Wetter und Regen hielten die Kampstätigkeit in mäßigen Grenzen. Südöstlich von Wern und beiderseits des Kanals von 2a Bassäe schlugen Erkundungsvorstöße der Engländer, bei Flirev zwischen Maas und Mosel Teil angriffe der Franzosen fehl. Bei Wegnalnne des Stutzpunktes südlich von Le Trans- lo» am 19. Februar sind 2 Offiziere und 36 Engländer ge fangen, .'> Maschinengewehre erbeutet worden. Oestlicher Kriegsschauplatz I» einzelnen Frontabschnitten. vornehmlich in den Waldkarpathen und beiderseits Tetz Ditcz-Tales, Artillerie- und Vorseldgesechte. Mazedonilche Front: Lebhaftem Feuer zwischen Barden und Doiran - See folgten abends Vorstöße engliicher Abteilungen, die abge wiesen wurden. Der erste Geiicralhuartiermeister: Ludendorsf. Tie bevorstehende Entscheidungsschlacht Lloyd George und Asquith sagten, da« innerhalb s ü n f W o ch r n an der Westfront der Anfang der grüß ten Schlacht der Geschichte zu erwarten sei. In einem Leitartikel der „Times" heißt es: An der Westfront trete Schritt für Schritt das Entscheidungsjahr ein. Ein anderer englischer Staatsmann erklärt, in drei Mo naten werde England den Krieg gewonnen oder verloren habe». Italienische Besorgnis Der „Lokalanz." meldet aus Lugano, daß die von Eng land angekündigte Beschränkung der Einfuhr die italienische Presse beunruhigt. „Eorriere della Sera" hoffe, Llond Georges werde in seiner für nächsten Donnerstag angesagten Erklärung über diesen Gegenstand gleichzeitig bekannt geben, daß die Interessen der Verbündeten nicht gesündigt werden sollen. Der englische. Kriegsminister hat die Ueberlm'sung Vo» Kriegsgefangenen und von 160 000 Soldaten der Territorialarmee, die für den Frontdienst unfähig sind, an die Landwirte ungeordnet Hermann Strgcmann, der bekannte militärische' Mitarbeiter des Berner „Bund", läßt soeben bei der Deutschen Verlags-Anstalt in Stuttgart und Berlin den l. Band seiner ans 3 I Bände berechneten „Geschichte des .Krieges" erscheinen. Die ganz besondere Be- diiitnng des Werkes liegt darin, daß es die völlig i> n a b h ä ngige, non keiner Seile und in keinem Wort b- eintußte Arbeit eines hervorragenden Neutralen ist. Der l. Band umfaßt außer der eingehenden Vorgeschichte die kriegerischen Ereignisse bis Mitte September 1911. hin hatten die Gefangenen in schwerem deutschen Artig ne scner französische Verwundete ans der vordersten Linie ::e. gen. müssen. Auch späterbin mußten sie ausgesprochene .Kriegsarbeit verrichten: Maschinengewehre. Munition : nb Essen in die vordere Linie nvassen. Schanzarbeiten ' er richte» nsw., und dies alles in deutschem Artillene:>mer Verluste waren nnansbleibtnw Infolge der rohen und ge meinen Behandlung und der völlig unzureichenden Ber Pflegling starben zivei Mann a» Entkräftung, ein M> m- wurde wahnsinnig. Drr faßte Unteroffizier St. den festen Entjchins',, w te allen Umständen aus dieser Hölle zu fliehen. Und man lanr. eS ihm nachempsinden, wenn er seinen erschütternden Ber-che schließt mit den befreienden Worten: „Wir waren gerett il' Schandtaten der Franzosen ohne Ende Jeder deutsche Soldat, dem die Rückkehr aus srm zv sichrer Gefange»chzast nach Deutschland gelungen ist, weih, über eine Fülle von Verbrechen zu berichten. Hänstg ge langen Zeugen derselben Vorgänge ans verschiedenem Weg' und zu verschiedenen Zeiten nach Deutschland zurück. Oert Uch und zeitlich getrennt machen sie ihre Anssagen, dm ii den wesentlichen Punkten das gleiche schaurige Bild entrollen und damit den untrüglichen Beweis für ihre Richtigkeit e> .bringen. - Unteroffizier W., der kürzlich nach Deutschland Zürich gekehrt ist, wurde am -1. Juli 1916 von sranzösische>- Fremdeulegionären gefangen genommen, alsbald nach de Gefang-nnahme mit noch anderen Deutschen schiivr miß handelt und in eine Schlucht gefühlt. Hier wurde jede einzelne durchsucht. Die Barschaften, darunter Beträge von 6—700 Mark, wurden ihnen abgenommen. Ein stanzöstschM F e I d g e i st l i ch e r, der sich um einen dort befindlichem iranzösischen Verwundeten bemühte, bekam es sogar fertig, einen: deutschen Jäger ins Gesicht zu schlagen. Der Franzos wurde abtranspotiert. Tie Deutschen winden in der Gefach. zone sesigehalten und mußten das Schlachtfeld nach Der mundeten absuchen. Hierbei beobachteten sie mit grause»' Entsetzen, wie ihre verwundeten deutschen Kameraden vo» den Franzosen mit langen Schlackst inessern erstochen wurde. Die Franzosen ermorden also deutsche Verwundete nicht nu bei Sturmangriffen unmittelbar nach Einnahme einer den! scheu Stellung, sondern töten auch die hinter ihrer Front liegenden Deutschen. Die Arbeit der berüchtigten Nettoyeurs erstreckt sich demnach nicht nur auf die genommenen deutsche- Gräben, sondern ans das ganze Kamp'fgelände. Die wenige!' die nnverwnndet hinter die französische Front gelangen, wer den dort so Iintergebrackst lind behandelt, daß man nnfchwe die Absicht merkt, die Gefangenen in Frankreich zugrnnd ,zn lichten. So winde denn auch W. mit seinen Kamerüdew tagelang dicht hinter der französischen Front entlang geführt Als Quartier dienten ihnen teils das freie Feld, teils dunkm Schafställe. Nach etwa vier Tagen begann für die G> sangenen die schwere Arbeit in Stein und Sandgrube,' Auch znm Abladen von Artilleriemnnition wurden sie be einer Arbeitszeit von täglich 12 Stunden verwendet. Hie bei passierte es einein der Gefangenen, daß er beim A»:- zieben eines Gesckrosses ans dem Geschützrohre verletzt wurd Damit noch nickst genug, wurde er noch obendrein von de- Franzosen getreten, vor die Brust gestoßen und geschlagen. - wie denn überhaupt auch von den anderen Gefangenen kann, einer ohne eine derartige Mißhandlung, meist atme oder a,w- geringfügiger Ursache, davonkain. »»»»,» Der Weltkrieg »»»»» Dcr dcutschr Abrndbrriäit B e > Iin . 20. Februar abends. «Amtlich. W D B - Außer der erfolgreichen Abwehr srainösiickier Teilv.n - stoße zwischen Maas »nd Mosel war im Westen bei Reg-e und Nebel die Gefeckststätigkeit gering. Fm Dsten und in Mazedonien nichts Besonderes. » i i Orsterrcicksisch ungarischer Kriegsbericht Wien. «W. T. B.« Amtlich wird nerlantbai! - 20 Februar 1017: O e st I i ch e r Kriegs s ch aupl » n Nordöstlich von F-ocsam brachten Sloßtrnpvs nebst em - Anzalii von (N-sangenen drei Maschinengewehre und ein; Minenweiter aus den feindlichen Gräben ein.